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 Buch 1: Sonnenuntergang

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BeitragThema: Buch 1: Sonnenuntergang   Buch 1: Sonnenuntergang EmptyDo 25 Apr 2013, 22:18

Vorwort

Hallo zusammen.
Hier eine kurze Einführung in die Geschichte, ein paar Erklärungen zu Besonderheiten und so weiter damit man nicht völlig im Dunkeln tappst.
Die Haupthandlung spielt auf einer recht großen Landmasse, Europa nicht unähnlich auf welcher mehrere Parteien und Fraktionen Staaten und Nationen errichtet haben. Ein wichtiges Merkmal dieser Welt ist seine Magie: Während sie in der Nähe des Äquators und (wenn wir mal die reale Welt als Vorbild nehmen) bis nach Rom hoch stark und leicht zu benutzen ist, wird sie nach Norden hin immer schwächer und weniger. Entsprechend ist der Norden mit seinem Imperium Garendil eher technologisch (mit einigen wenigen magischen Artefakten) auf dem Stand des Hochmittelalters, während der Süden mit den Staaten Solaricum und diversen Clansgebieten eher Antik bis Frühmittelalterlich ist. Für die einfache Bevölkerung ist Magie dennoch kein Alltagsgebrauchsgegenstand. Das einzige alltägliche sind so genannte "Kraftsteine" quasi magische Motoren welche z.b. Feinmechaniken wie Uhren aber auch Windmühlen antreiben können.
Die wichtigste Fraktion zu kennen, hilft ungemein weiter. Der Orden der "Solari" mit dem Hauptsitz in Solaricum (wer hätte es gedacht?) ist ein Orden aus Frauen und Männern welche ihre Kraft aus dem Glauben an die Sonne ziehen. Der Staat Solaricum erinnert an das antike Griechenland und ist demokratisch.


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Kapitel 1: Sonnenaufgang

Das Rauschen des Meeres. Der sanfte Klang von schäumendem Wasser, Schreie der Möwen und feiner Sand der vom Winde verweht wird. Dies war der jungen Frau alles vertraut. Sie hatte ihre Augen geschlossen, sie fühlte sich sicher und geborgen. Am Horizont, wo dass Meer mit dem Himmel verschmolz, ging die Sonne auf. Rot glühend vertrieb sie die Dunkelheit der Nacht, die warmen Strahlen streichelten die gebräunte Haut der liegenden Frau, weckten sie langsam aus ihrem Schlummer. Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Langsam setzte sie sich auf, streckte und schüttelte die letzte Müdigkeit ab und blinzelte mehrmals. Die haselnussbraunen Augen blickten zum Horizont, beobachteten die Sonne bei ihrem Aufgang. „Und so..beginnt ein neuer Tag im Licht“, murmelte die Frau zu sich selber und sah sich um. Nicht weit entfernt lagen einige Gegenstände herum. Rüstungsteile. Ein Schwert und ein Schild. Sie blitzten hell auf als die Sonnenstrahlen sie berührten. Rote Rubine durchsetzten die goldene Rüstung. Eine Rüstung war es in der Tat. Eine Rüstung geschmiedet für eine Kriegerin der Sonne.
Der Blick der jungen Frau wanderte wieder zum Meer. Eine leichte Brise ließ eine einzelne Haarsträhne, ihres langen dunkelbraunen Haares, vor ihr Gesicht wehen. Mit einer flüchtigen Geste wischte sie es wieder zurück, berührte dabei kurz die goldene Kette um ihren Hals, an welcher ein Schmuckstück hing. Ein Edelstein, bernsteinfarben eingefasst in einem goldenen Rahmen, welcher von ihnen heraus zu leuchten schien. Ein Stein der Wärme spendete und Licht auch in die düstersten Orte brachte, wenn die Frau es den wollte. Der Zeigefinger ihrer schlanken Hand berührte den Edelstein flüchtig. Sie erinnerte sich an die Worte als sie ihn erhielt: „Dieser Edelstein ist der Stein der Reinheit, des Lichts und der allmächtigen Kraft der Sonne. Er ist der größte Schatz unseres Ordens. Und von heute an soll er dir gehören...Leona, Avatar der Sonne.“
Avatar der Sonne, dachte Leona bei sich. Sie hatte es sich nicht ausgesucht. Sie war auserwählt worden, bei der Sonne selber so schien es. In einer der vielen blutigen Schlachten hatte das Sonnenlicht selber sie beschützt indem es die Feinde um sie herum verbrannte, ihr Schutz spendete und die Verbündeten inspirierte. Die religiöse Gemeinschaft der Solari hatte sie aufgenommen. Sie sahen in ihr eine wiedergeborene Persönlichkeit, ein Vorbild und eine Verteidigerin der Reinheit. Leona wusste, sie war die einzige Person durch welche die Sonne wirkte. Die einzige Person seit hunderten von Jahren. Oft genug fühlte sie sich allerdings vor Verantwortung erschlagen, mit ihren grade einmal siebzehn Jahren war dies auch wenig verwunderlich.
Sie seufzte und griff sich ihren Brustpanzer. Keine massive, schwere Stahlrüstung wie es viele Krieger trugen. Ihre Rüstung war leicht, betonte auf kriegerische Art ihre Weiblichkeit. Im Kampf sollte sie sich rein auf die Macht der Sonne...und dann zweitrangig auf ihren Turmschild konzentrieren. Insignien der Solari, eine aufgehende rote Sonne, waren in den Schild gearbeitet wurden. Die komplette Rüstung hätte vermutlich ausgereicht ein kleines Dorf eine Woche lang zu ernähren. Zu Leonas Glück musste sie sich nicht um Banditen sorgen. Die Soldaten des Senats sowie die Solari sorgten für Sicherheit. Eine Sicherheit die es natürlich nicht überall gab.

„Leona! Leona! Avatar!“ Die Gerufene war grade damit beschäftigt ihre Handschuhe festzuziehen. Sie sah auf und erblickte niemand geringeren als Vater Alexandros. Wenn an diesem Mann eines unpassend war, dann die lange golden besticke Robe der Priester. Sein Körperbau war kräftig, sein Haar schulterlang und schwarz, von weißen Strähnen durchsetzt, welche vom fortschreitenden Alter kündeten. Die Augen hingegen erstrahlten in einem ungewöhnlichen, goldenen Ton. Leona erhob sich und ging auf ihn zu. Sie war fast einen Kopf kleiner und blickte zum Vater hinauf. „Ich bin hier...was ist den los?“ Alexandros schnaufte kurz durch. „Ich habe dir schon mehrmals gesagt...verlasse das Refugium nicht ohne eine Nachricht zu hinterlassen.“ Er winkte ab und fuhr fort. „Deine Anwesenheit ist erwünscht Avatar. Ein Neuankömmling welcher sich den Solari anschließen will.“ Leona unterdrückte ein Seufzen. Immer musste sie zu diesen Zeremonien. Sie fühlte sich wie ein Schlachtross auf einem Pferdemarkt voller alter Gäule. Ein Schauexemplar, eine Trophäe und nicht die leuchtende Kämpferin. „Entschuldigt Vater...ja ich werde kommen.“ Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln, ging dann mit sicheren Schritten voraus. „Sagt...was ist das für ein Neuankömmling?“ Der Priester war dicht hinter ihr und antwortete: „Eine junge Frau, wohl in deinem Alter. Einige Reisende hatten sie hier abgesetzt...sie ist ein Waisenkind. Sie dachten wohl wir Solari wären geeignet, sie auszubilden.“ Er schnaubte leise. Leona unterdrückte mit Mühen ein Kichern. Alexandros war zwar der Anführer dieses Refugiums, doch von der Ausbildung neuer Rekruten hielt er nichts. Das schob er ausnahmslos auf andere ab.
Die beiden Solari marschierten in einem angemessenen Tempo dem Refugium entgegen. Den steinigen Weg hoch, welcher vom Strand hinwegführte, an den Hängen des nahen Dorfs vorbei. Überall wuchsen Trauben und Oliven in voller Pracht, erstrahlten durch die inzwischen hoch im Himmel stehende Sonne. Leona begrüßte im Vorbeigehen einige der Dorfbewohner welche respektvoll sich verneigten oder gar knieten. Leona genoss den Geruch nach Trauben, die sanfte Brise auf ihrem Gesicht. Es versprach ein warmer, herrlicher Sommertag im Reich Solaricum zu werden.

Das Refugium der Solari erinnerte in seiner Grundbauweise an eine Festung, den an ein Kloster. Es stand nahe an einem Steilhang mit nur einem einzigen, großen Tor. Dicke Mauern, reich mit Ornamenten der Sonne verziert, sowie mehrere Türme mit Balllisten auf der Plattform hätten ausgereicht eine kleine Armee abzuwehren. Doch trotz der Mauern konnte man das gewaltige Kuppeldach der Kirche erkennen. Goldend war es angestrichen, das Licht was es reflektiere war auf Meilen zu sehen. Das Herz des Solarirefugiums. „Sonnenfels“. Das war sein Name. Leona und Alexandros traten durch das Tor. Die Soldaten der Solari hätten auf die Bürger des imperialen Reiches, weit im Norden der Welt, wohl einen altmodischen Eindruck gemacht. Männer wie Frauen trugen Brustpanzer, Armschienen, große Helme sowie verschiedene Schutzplatten an Beinen und Armen. Große Schilde und lange Schwerter waren ihre bevorzugten Waffen. Sie alle waren in goldenen oder roten Farben gehalten. Ehrfurchtsvoll grüßten sie Leona. „Avatar.“ „Das Licht der Sonne schütze dich.“
Sie grüßte zurück, nickte hier und dort einem der Solari zu und trat dann in die Kirche ein, die gewaltigen Flügen wurden von zwei weiteren Soldaten geöffnet. Innen erkannte man nun die gesamte Pracht. Hohe Säulen stützten das gewaltige Dach, der Boden bestand aus Obsidianplatten, durchsetzt mit roten Edelsteinen. Fackeln spendeten Licht und erleuchteten die Fresken an den Wänden, welche gewaltige Schlachten, die Sonne oder aber auch den Avatar der Sonne zeigten. Das Bild zeigte eine junge Frau welche, in heldenhafter Pose, vom Sonnenlicht erhellt wurde und sich eine Armee entgegenstellte. Leona bemerkte dabei immer wieder wie sehr sie und die Frau sich ähnelten. Die Haarfarbe, Rüstung, sogar die Augenfarbe stimmte überein. Doch das war für den Moment unbedeutend. Am Altar hatten sich einige Menschen versammelt. Priester sowie Solari. Und eine junge Frau, gekleidet in einfache graue Kleidung. Kurz blieb die Solari stehen, erstarrt vom Aussehen der Unbekannten. Ihre Haare erstrahlten in einer Platin ähnlichen Farbe und gingen bis zur Taille hinab. Sie war schlank, schlanker sogar als Leona. Das Gesicht war ebenmäßig und wirkte distanziert, kühl wären da nicht die bernsteinfarben Augen. Diese standen im starken Kontrast zu ihrem restlichen Äußeren, sie wirkten freundlich, warm. Ein kurzes Lächeln bildete sich auf Leonas Lippen.
„Der Avatar der Sonne, die aufgehende Sonne, die Verteidigern des Lichts...Leona ist eingetroffen!“, verkündete eine Stimme. Die Anwesenden sahen zu ihr hinüber, wie sie langsam auf sie zu schritt. Leona blieb ruhig, selbst unter den forschenden Blicken einiger Anwesenden. Sie stellte sich vor die Neuankömmlinge auf und begann zu sprechen: „Ich, Leona Avatar der Sonne heiße euch in unserem Refugium Sonnenfels willkommen! Als Gäste seid ihr herzlich eingeladen und sollt mit dem angemessenen Respekt behandelt werden.“ Sie machte eine kurze Pause, ihre Worte hallten durch die weite Halle der Kirche. „Doch..hörte ich von unserem Vater, das eine unter euch ist, die verweilen will. Trete vor.“ Die junge Frau trat vor Leona und kniete sich hin. Den Kopf unterwürfig gesenkt. „Ja, Herrin ihr habt es richtig vernommen. Mein Name ist Selena..und ich erbitte die Aufnahme in den Orden der Solari. Ich habe keine Präsente, Geschenke oder Ländereien die ich euch bieten könnte, doch kann ich euch mein Leben bieten. Mein Leben für die heilige Sonne und die Solari.“ Leona nickte zustimmend. Sie hätte auch nicht ablehnen können, war die Zeremonie am Ende nur eine reine Farce und Schauspiel um die Soldaten und Reisenden zu stärken. Die Fäden waren längst im Hintergrund gezogen. Hier ging es nur noch um den Akt. Und, sich einer Laune hingebend, wollte Leona diesen heute ein wenig spektakulärer gestalten. „Die heilige Sonne, die Kraft allen Lebens und des Lichts wird über deine Aufnahme entscheiden Selena. Kniet nieder!“, forderte sie die Anwesenden auf, welche diesem Befehl umgehend nachkamen. Das Geräusch eines Schwertes, welches gezogen wird, hallte durch den Saal. Leona richtete es auf die junge Frau. „Heilige Sonne...dein Avatar ruft um deinen Beistand! Eine junge Frau will sich deinen Anhängern anschließen, sie schwört auf ihr Leben um zu dienen. Wie ist deine Entscheidung?“ Sie hob ihr Schwert über den Kopf. Ein Lichtstrahl trat durch eines der Fenster, die Rubine im Griff des Schwertes blitzten tausendfach auf. Das Licht fiel auf die Selena, erleuchtete sie und die Umgebung. Der Avatar lächelte. Das war eine ihrer einfachsten Fähigkeiten. „Die Sonne hat entschieden! Sei willkommen im Orden der Solari Schwester Selena!“


Zuletzt von Keydiam am Do 09 Mai 2013, 22:16 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Buch 1: Sonnenuntergang   Buch 1: Sonnenuntergang EmptyDo 25 Apr 2013, 22:21

Kapitel 2: Im Licht des Mondes

Es war ein schöner, warmer Sommertag. Der Himmel zeigte sich in seinen besten Farben, es war keine einzige Wolke in Sicht. Die Sonne stand hoch am Himmel und erfreute die Bewohner Solaricums mit ihren Strahlen. Es war üblich an solchen Tagen, seine Arbeit niederzulegen und große Feste zu feiern, wie es die Menschen im umliegenden Land auch taten. Selbst im Refugium der Solari konnte man sich derartigen Sitten nicht entziehen. Es herrschte eine lockere, feierliche Atmosphäre in den Gängen und Hallen. Gut gelaunt lief Selena durch die Gänge. Nach dem Aufnahmeritus von vor ein paar Tagen, war einiges passiert. Es gab viel zu lehren um zu einem Solari zu werden: den Kodex, den Glauben, Geschichte, Kampfkünste. Es wurde niemals langweilig. Leona hatte sie allerdings seit dem Ritus nicht mehr wiedergesehen. „Schade eigentlich“, dachte sie bei sich. Als sie das Lächeln gesehen hatte, wusste sie auf Anhieb in ihr eine Freundin finden zu können. Doch der Avatar blieb verschwunden. Sie hörte nur immer wieder, das sie auf wichtigen Missionen, Aufträgen und Veranstaltungen war.
Doch für heute war das unwichtig. Sie hatte den restlichen Tag frei bekommen von ihren Pflichten und wollte sich das umliegende Land anschauen, hatte sie auf dem Hinweg doch keine Gelegenheit dazu gehabt. So gut gelaunt und ein wenig in ihren Tagträume gefangen, bemerkte sie nicht wie sich eine Tür öffnete. Stimmen tönten hervor, besonders eine weibliche stach durch. „Sagt ihnen einfach ich kümmere mich um unsere neuen Novizen!“ „Aber Ava...“ „Kein aber! Ich bin der Champion und Avatar der Sonne. Ich kann sehr wohl bestimmen, was ich wann und wie tue!“ Nach diesen Worten flog die Tür mit einem Donnern ins Schloss. Selena erwachte aus ihren Tagträumen und schaute auf Leona. „Avatar Leona...“, grüßte sie respektvoll. Die Angesprochene hob ihren Blick, sie lächelte kurz. „Ist...etwas nicht in Ordnung?“, fragte Selena vorsichtig nach. Leona sah heute gut aus. Statt ihrer Rüstung trug sie ein langes Gewand mit goldenen Stickerein besetzt. Ihre ansonsten leicht lockigen Haare, lagen glatt auf ihren Schultern. Sie wirkte müde bevor sie der Novizin schließlich antwortete: „Sie wollen das ich heute erneut zu einer wichtigen Veranstaltung gehe. Einen Botschafter des Senats empfangen.“ Sie seufzte langgezogen. „Irgendwie kann ich Euch verstehen“, antwortete Selena langsam, respektvoll. „Im Waisenhaus wo ich aufgewachsen bin, war es ähnlich. Man schob uns auch nur von einer Veranstaltung in die nächste.“ Leona schmunzelte ein wenig. „Eine Novizin die mich besser versteht, als die Ältesten Solari.“ „Ich glaube Ihr braucht eine Auszeit.“ Selena fasste einen kühnen Entschluss. Es könnte sie womöglich ihren Platz kosten, aber das Risiko war es ihr wert. „Wollt Ihr mit mir kommen? Ich hatte geplant einen Ausflug ins umliegende Land zu machen...ein bisschen Begleitung schadet sicher nicht.“ Der Avatar wirkte kurz überrascht. Sie kannten sich schließlich kaum. „Hm..ich kenne da einige hervorragende Orte. Und irgendjemand muss schließlich auf unsere neue Novizin aufpassen hm?“ Das Lächeln auf den Lippen von Leona war verschwörerisch und doch freundlich. Selena fiel ein Stein vom Herzen. „Ich habe schon alles vorbereitet. Wann...wollen wir aufbrechen?“ Leona schien kurz zu überlegen, tippte sich an ihre Lippen. „in etwa einer Stunde. Ich muss noch einigen Bescheid geben, das ich eine Weile außerhalb des Refugiums verbringe...aufhalten können sie mich am Ende sowieso nicht.“ Die junge Frau grinst dezent, sich ihrer Position durchaus bewusst. „Nun gut wir treffen uns in einer Stunde vor den Toren. Einverstanden?“ „Einverstanden!“
Genau eine Stunde später, wartete Selena außerhalb der Tore von Sonnenfels. Sie tippelte ungeduldig mit ihren Fingern auf dem Sattel herum. Ihr Pferd, ein Schimmel, graste indes friedlich. Endlich wurden die Tore geöffnet und Leona kam heraus. Und immer wieder war der Avatar ein beeindruckender Anblick. Sie war in ihre Rüstung gekleidet, eine Lanze steckte vor ihr im Sattel. Ihr Pferd war ein Rappe. Ein wahres Schlachtross, groß und kräftig mit einem rabenschwarzen Fell und goldenen Augen. Selena nahm an, das man mit Magie nachgeholfen hatte, schwieg aber. „Also dann“, fing Leona unverbunden an und lächelte,“Ich werde dich ein wenig herumführen und dich zu meinen Lieblingsplätzen führen.“ Bevor Selena antworten konnte, gab Leona ihrem Pferd leise lachend die Sporen. „Und sowas ist Avatar“, murmelte die Novizin und ritt hinterher.
Der lange Ritt der beiden führte sie kreuz und quer durch das umliegende Land. In den wenigen Dörfern wurden sie mit großem Respekt begrüßt. Ausgelassen feierten sie die reichlichen Sonnenfeste, tranken und lachten. Selena kam dabei der Gedanke, das dieses Land nicht das schlechteste war. Sie teilte ihre Meinung Leona mit, jene schmunzelte. „In Solaricum ist das Leben einfach und ausgelassen. Weit entfernt von den Schatten dieser Welt, können die Menschen hier in Frieden leben.“ Sie ritten in Richtung einer Steilklippe. Statt eines Weges gab es nur noch einen Trampelpfad quer durch ein kleines, lichtes Wäldchen. Doch Leona schien die Gegend zu kennen, führte sie sie ohne Schwierigkeiten bis zum Rand der Klippe. Die Aussicht war atemberaubend. Unten lag der Strand, goldener feiner Sand welcher im letzten Licht der Sonne schimmerte und in der Ferne nichts als das blaue Meer. Ein sanfter Wind blies ihnen entgegen. „Und das hier...ist mein Lieblingsort. Hier kann man für einige Stunden allem entfliehen.“ Sie zog die Luft sachte ein und schloss ihre Augen. Sie stieg von ihrem Schlachtross, Selena tat es ihr gleich. „Wir schlagen hier ein Lager auf und kehren erst morgen zum Refugium zurück.“ „Aber..“, setzte Selena an. Morgen lagen einige anstrengende Stunden an. Schwertkampf und Heilkünste. „Niemand wird dem Avatar der Sonne etwas abschlagen können“, erwiderte Leona und begann bereits die Satteltaschen zu entleeren. Die Novizin grummelte kurz. Aber..wo sie Recht hat..
Schon nach kurzer Zeit brannte ein kleines Feuer im provisorischen Lager. Decken, welche Leona mitgenommen hatte, waren auf dem Boden ausgebreitet. Sie hatte es offenbar von Anfang an geplant, dachte Selena für sich. Beide hatten sie sich um das Feuer gesetzt, aßen etwas von den wenigen Vorräten. „Sag..“, fing Leona nun an. „Ja?“ „Nun..wir sind den ganzen Tag geritten, aber ich weiß dennoch nichts über dich.“ Sie lächelte kurz. Selena schluckte den Bissen herunter bevor sie antwortete: „Nun...über mich gibt es nicht viel zu erzählen. Ich wuchs im nördlichen Imperium, Garendil, in einem Waisenhaus auf. Meine Eltern kenne ich nicht...es war eigentlich alles ganz normal, doch vor wenigen Wochen holten mich einige Gestalten ab. Sie sagten etwas von, ich hätte eine große Zukunft vor mir, sie hätten eine Vorhersehung gehabt. Aber...naja...“ Die Novizin senkte ihren Blick. „Wie Ihr...“ Hier unterbrach Leona sie. „Ach bitte...nenn' mich einfach Leona. Wir sind alleine, da stört es niemanden.“ Selenas Miene klarte sich etwas auf und sie lächelte. „Hm..na gut Leona. Also...wie du sicher weißt...Vorhersehungen hin oder her..ich mach's kurz. Man hat mich wie einen Sklaven aus dem Waisenhaus gekauft.“ „Gekauft?“ Der Avatar wirkte sichtlich überrascht. „Ja. In Garendil regiert das Gold. Die Korruption. Und der Einfluss. Ein Waisenkind, welches sowieso nichts erreicht für ein paar Goldmünzen wegzugeben, muss für sie ein lohnenswertes Geschäft sein.“ Die Stimme von Selena war voller Verachtung.
„Du magst sie nicht sonderlich hm?“ „Nicht mögen? Ich würde ihr Imperium am liebsten einstampfen...“ Sie seufzte. „Aber gut..die Ältesten der Solari hatten erstaunlich schnell zugestimmt. Ich weiß nicht was gesprochen wurde..es ist mir auch egal.“ Sie strich sich eine Haarsträhne ihres platinfarbenen Haares aus dem Gesicht. „Es kann uns wirklich egal sein“, sprach Leona nach einer Weile. „Du bist hier. Das ist alles was zählt und wichtig ist. Außerdem...nach dem heutigen Tag hab ich beschlossen...dich als Freundin zu sehen.“ Das warme Lächeln sowie die Worte welcher der Avatar Selena schenkte, ließ deren Herz regelrecht aufblühen. „Danke..ich..ebenfalls“, sagte sie nun recht kleinlaut und entschied sich in den Nachthimmel zu schauen. Der volle Mond stand am Himmel, zusammen mit hunderten von Sternen welche am Nachthimmel funkelten, mal strahlend hell, mal klein und unbedeutend. „Sieh es dir an..“, sagte Selena zum Avatar. „Es ist..magisch..“ „Schau nicht zulange hoch..die Nacht bringt Kälte und Dunkelheit. Der Gegensatz zu dem was wir Solari sind..legen wir uns schlafen“, fügte sie versöhnlich hinzu und lächelte. Die Novizin blickte zu ihr hinüber, sie konnte sich nicht erklären warum aber diese Lächeln berührten sie. „Schlaf gut.“ Doch Selena konnte nicht anders als noch stundenlang in den Himmel zu blicken. Eine Sternschnuppe zog vorbei, flog in die Ferne davon. „Hm..Freundinnen“, waren ihre letzten Gedanken bevor sie einschlief.


Intermezzo: Zwei Monate später

Die Reichshauptstadt von Garendil lag direkt im Zentrum des Imperiums und ohne Frage gehörte es mit zu den größten Städten der bekannten Welt. Mehrere Ringe, hohe Stadtmauern und Türme bildeten einen dicken Verteidigungswall. Gefüllt waren diese Ringe mit Häusern, Geschäften, hohen Tempeln zu Ehren der Götter und seltener auch der Sonne. Weiter in der Mitte befinden sich die hohen Schmieden des Imperiums, die besten Waffen- und Rüstungshersteller der Welt, sowie der Palast des Imperators und seinen Getreuen. In beeindruckendes Bild mit hohen weißen Säulen, verziert mit Gold und Edelsteinen aller Art.
Wie jede moderne Stadt besitzt auch die Hauptstadt ein Abwassersystem. Existiert oben ein scheinendes Beispiel der Macht der Menschen und des Imperiums, so war die Kanalisation ein genaues Gegenteil. Dunkle Gänge voll mit Dreck und Ratten. Ein beißender Gestank der niemals verging. Und die Ärmsten der Armen die sich zu hunderten auf die dünnen Laufstege kauerten, in Nebengänge versteckten. Hier blühten die dunkelesten Geschäfte. Rauschmittel aller Art, verbotene Geräte und seltener Magien und Prostitution von Frauen aber auch viel zu jungen Mädchen und Jungen. Blut war hier unten billig. Jegliche Versuche der Soldaten und Stadtwachen für Ordnung zu sorgen scheiterte. So zerfiel die Kanalisation.
Doch folgt man einigen verborgenen Pfaden, engen Tunneln und kannte die geheime Losung so öffnete sich eine Nebentür. Der dahinterliegende Gang zog sich endlos lange hin, doch stank es nicht und es war insgesamt sehr sauber. Folgte man diesem Gang blieb man in einer gewaltigen Halle stehen. Ein Tor aus massivem Eisen verhinderte das Weiterkommen. Ein Symbol war darauf zu sehen. Es zeigte einen Sichelmond umgeben von magischen Runen in einer altertümlichen Schrift. Wer sie zu lesen vermochte, bekam Zutritt in die verborgenen Hallen. Den verborgenen Hallen der...
„Lunari! Hört eure Prophetin!“ Eine dröhnende Männerstimme hallte durch die gigantische Versammlungshalle. Banner mit dem Symbol der Lunari, das gleiche wie auf den Toren und eine gigantische Statue, eine junge Frau in eine silber-blaue Rüstung gekleidet mit weißen Augen, waren alles an Schmuck in der kühlen Halle. Sie bot Platz für an die zweihundertfünfzig Menschen und war komplett gefüllt. Die Männer und Frauen trugen lange, dunkelblaue, silberne Gewänder mit reichen Verzierungen. Sie standen und blicken erwartungsvoll zu einer Frau. Diese stand vor der gewaltigen Statue. Lange, silberne Haare würden vom fortschreitenden Alter künden, doch blickten die stahlblauen Augen mit einer Sicherheit und Stärke die dem Lügen straft. Jede Bewegung erzeugte das gleiche Gefühl, das man es hier nicht mit einer alten, klapprigen Frau zu tun hatte. Selbst das Gesicht war faltenfrei.
Sie blickte über die Menschen hinweg und erhob ihre Stimme: „Brüder und Schwestern! Diener und Dienerinnen des Mondes! Vor zwei Monaten schickte uns Mutter Mond ein Zeichen! Erinnert euch an den fallenden Stern!“ Sie ließ die Worte verklingen. Vor exakt zwei Monaten war nördlich der Hauptstadt in den Bergen ein Stern vom Himmel gefallen. Die Lunari waren schnell vor Ort gewesen und hatten ihn geborgen bevor das Imperium seine gierigen Hände danach strecken konnte. Bürokraten reagierten langsam. „Heute Nacht hat mir Mutter Mond eine Vision gesandt! Bald ist es soweit! Unser Aufstieg beginnt erneut! Die ketzerischen Lügen der Sonnenanbeter, der Solari..“ Ein Raunen ging durch die Menge. Die Prophetin hob ihre Hände um für Ruhe zu sorgen. „der Solari werden ein Ende haben! Die Abgesandte des Mondes, der Avatar des Glanzes und des silbernen Lichts...er erhebt sich! Brüder und Schwestern! Ich werde euch beizeiten sagen, wann ihr aufbrechen müsst! Mutter Mond wird es uns wissen lassen! Ein Geschenk werdet ihr ihr mitbringen!“ Mit diesen Worten öffnete sich eine Seitentür und ein Rüstungsständer wurde hereingebracht. Die Rüstung welche jener trug, lieferte der von Leona Konkurrenz. Statt in goldenen, warmen Tönen war sie in reinen silbernen Farben mit dunkelblauen Elementen gehalten. Am beeindruckendsten war wohl das Diadem. Scheinbar aus reinem Silber bestehend, formte es an der Stirnseite das Symbol der Lunari. Der auf der seite liegende Sichelmond. Ein Raunen ging durch die Menge war diese Rüstung doch ein genaues Abbild von jener welche die Statue trug. „Die Rüstung des Avatar des Mondes! Bringt ihr dieses Geschenk und führt sie zu uns! Ein neues Zeitalter beginnt!“ Der Bann war gebrochen und Jubel brandete durch die Gänge bis hinaus zur Kanalisation....
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BeitragThema: Re: Buch 1: Sonnenuntergang   Buch 1: Sonnenuntergang EmptySa 27 Apr 2013, 19:49

Kapitel 3: Beflügelt

Es herrschte finsterste Nacht im Reich Solaricum. Das Refugium der Solari, Sonnenfels um genau zu sein, wurde lediglich von einigen wenigen Fackeln und noch seltener magischen Lichtern erleuchtet. Die Mauern und Zinnen waren nur mit einer geringen Anzahl an Wachen besetzt, man rechnete nicht mit einem Angriff auch wenn Gerüchte aufkamen das, dass Fürstentum Ravendil einen Feldzug plane. Zwar standen die Solari als religiöse Organisation über derartigen politischen Dingen...doch man wäre ein Narr wenn man glauben würde, sie würden sich aus allem heraushalten.
In einen der zahlreichen Quartiere brannte noch eine kleine Kerze. Das Zimmer war recht groß mit einem Kleiderschrank, einem Schreibtisch und einem Bett auch ziemlich gut ausgestattet. Ein einzelnes, großes Fenster gab es. Es zeigte zur Seeseite hin, mit gutem Ausblick auf den Himmel und die weiten des Meeres. Das Quartier war unaufgeräumt. Zahlreiche Pergamente, Stifte und Bücher lagen überall verstreut. Doch die junge Frau, die in diesem Moment im Zimmer war, hatte den Blick in den Nachthimmel gerichtet. Viel mehr hatte sie eines dieser neuartigen Geräte, Teleskope wie man sie nannte, in diesen gerichtet. Ein weiteres Gerät tickte neben ihr. Ein Zeitmesser, eine Uhr angetrieben mit dutzenden Zahnrädern und einem Kraftstein. Einem magisch aufgeladenen Stein, welcher Energie abgab um die Zahnräder anzutreiben. Beide waren sie Geschenke. „Hm..solche Dinge entwickeln sie...und dennoch bestehen sie nur aus Abschaum“, dachte die junge Frau. Sie blickte auf die Uhr. Nur noch eine Stunde bis es elf war.

Die Novizin Selena hatte sich inzwischen an diesen Trott gewöhnt. Ein Jahr war vergangen, seit sie und Leona Freundinnen geworden sind. Ein Jahr voller Forschungen, Anstrengungen, Schwierigkeiten aber auch Freuden. Leona war viel unterwegs gewesen, auch in Garendil aus welchem sie Teleskop und Uhr mitgebracht hatte. Selena hatte ihre Begeisterung für die nächtlichen Gestirne nicht vor ihrer Freundin verbergen können, also hüteten sie dieses Geheimnis vor den anderen Solari. Auch wenn Leona von Zeit zu Zeit nur mit den Schultern zucken konnte und sagte: „Ich verstehe deine Begeisterung für die Gestirne einfach nicht.“ Selena konnte sich das selber nicht erklären also antwortete sie einfach mit: „Wer beide Seiten betrachtet, hat einen besseren Blick auf das Gesamtbild.“
Heute Nacht würde eine besondere Konstellation am Himmel zu sehen sein, etwas was Selena unbedingt nicht verpassen wollte. Sie nahm sich Stift und Pergament und schritt zum Teleskop, welches sie bereits ausgerichtet hatte. „Perfekt!“, rief sie leise und glücklich aus, als sie hindurchschaute. „Die Sterne stehen genau in der richtigen Position..“, murmelte die Novizin leise und begann mit ihren Aufzeichnungen. Uhrzeit, Position alles wollte genau dokumentiert werden. So vertieft war sie in ihre Arbeit, dass sie nicht merkte wie ihre Tür geöffnet wurde, leise ins Schloss fiel und abgeschlossen wurde. Ein kurzes Rascheln dann war es still.
„Hübsch hast du es hier“, sagte eine warme, freundliche Stimme. Der leicht witzelnde Unterton war deutlich herauszuhören. Erschrocken drehte sich Selena herum, riss dabei das Teleskop samt Uhr beinahe um bevor sie Leona erkannte, ein wenig gezeichnet vom langen Reisen aber dennoch eine Schönheit. „Schleich' dich nicht so herein! Ich dachte schon'...“, erwiderte die Novizin doch ein Lächeln ließ sie ihren Ärger vergessen. Er wurde ersetzt durch Freude. „Endlich wieder da hm?“ Leona stand auf und umarmte sie kurzerhand bevor sie antwortete: „Ja es hat ein wenig länger gedauert...geht es dir gut?“ Die Umarmung kam Selena etwas länger als gewöhnlich vor, doch sagte sie nichts. „Och mir es geht es gut. Das übliche eben..du kennst es ja zur Genüge“, schmunzelte sie amüsiert. „Wie war den deine Reise?“ Leona seufzte leise, resigniert. „Nicht sehr erfolgreich. Ravendil verweigerte uns eine Unterredung und der Clan der Drachenkrallen wollte darüber nachdenken.“ Trotz der Spannungen zwischen den Reichen, hörte man weitaus bedrohlichere Neuigkeiten aus den Kreisen des Imperators. Angeblich wurde er von mächtigen Individuen in seinen Entscheidungen beeinflusst. „Ein Krieg liegt in der Luft“, hatte Vater Alexandros zu ihr gesagt, als sie ihn fragte. „Leona hat ihre Aufgaben. Für den Fall das Garendil uns angreift...müssen wir vereint stehen.“ Während Ravendil als Fürstentum nur wenig bieten konnte, war der Clan der Drachenkrallen angeblich mit einem Drachen verbündet und trank von seinem Blut, wodurch ihre Körper hart wie Stahl wurden. Alles nur Gerüchte, war die landläufige Meinung.
Leona setzte sich auf das Bett und streckte ihre, noch in einer Panzerung steckenden, Beine aus. Sie gähnte leise. „Alles in allem...eine erfolglose, langweilige Reise.“ „Nichts zu erzählen?“ Selena blickte zum Teleskop und die Uhr. Argh! Sie stürzte zurück zum Fenster und blickte hindurch. Genau richtig. Sie sah die hellsten Sterne, perfekt zueinander stehend. Der Avatar lachte sichtlich amüsiert. „Mhm..was gibt es heute spannendes zu sehen das du nichts hören willst?“ „Eine besondere Konstellation der Sterne...“, während sie sprach fummelte sie einen Stift und Pergament hervor. Die hellsten Sterne verband sie nach und nach miteinander, brachte dies gleichzeitig auf Papier. Leona beobachtete sie dabei neugierig geworden. Nach und nach entstand eine Zeichnung. Eine...“Krone? Diadem?“, fragte Leona mit einem Stirnrunzeln und sah sich die vollendete Zeichnung an. „Ich habe das schon einmal gesehen...ich weiß aber nicht mehr wo..“, murmelte sie leise. Die verbundenen Sterne zeigten ein Diadem. Ein auf der Seite liegender Sichelmond, wenn man etwas Fantasie benutzte. „Aber nichts desto trotz...diese Krone würde dir sicherlich stehen“, sagte Leona mit einem amüsierten Schmunzeln. Selena wurde leicht rot im Gesicht und schaute zur Seite. „Angeborene Neugierde..ich interessiere mich einfach für alles, selbst wenn die Solari es verbieten.“ Leona erhob sich vom Bett und ging zum Teleskop hinüber. „Darf ich?“ „Ehm..ja?“ Die junge Frau blickte hindurch in den leuchtenden Sternenhimmel. Hunderte wenn nicht tausende Lichtpunkte. Selena indes hatte genügend Zeit den Avatar genau zu betrachten. Sie trug wie sooft ihre leichte goldene Rüstung, eine passende Krone zierte ihre Stirn und bändigte die dunkelbraunen Haare. Sie war wie immer makellos und wunderschön. Kurz spürte Selena wie ihr das Blut in die Wangen schoss und sie sich lieber ihren Aufzeichnungen widmete.
„Mhm..ich frage mich...warum die Solari etwas so schönes verbieten?“, fragte sich Leona leise als sie vom Teleskop aufblickte. Die Novizin stellte sich neben sie. „Vielleicht weil sie...keine andere Schönheit außer der Sonne und ihrem Avatar dulden?“, erwiderte Selena. Es war als wäre sie gegen eine Mauer gerannt. Verdammt..was machst du da eigentlich, dachte sie mit leicht roten Wangen. „Hat sich da jemand...in den Avatar der Sonne verliebt?“, kam Leonas ruhige, leicht witzelnde Antwort. Es fühlte sich an als habe man die Novizin nun in Eiswasser geworfen. „Nein..ich meine ja..vielleicht?“ Peinlich berührt blickte Selena beiseite, spürte nun einen Kopf und leicht kitzelndes Haar auf ihrer Schulter. Leona hatte ihren Kopf auf ihre Schulter gelegt. „Hm..seit wann?“ „Seit...unserem Ausflug an die Klippen“, kam die stockende Antwort. „Das dachte ich mir...“ Leona blickte zur Seite und ihre Blicke trafen sich. In Selenas Kopf schossen die Gedanken durch. Ist das der Augenblick wo man sie...küsst? Darf ich soweit gehen? Doch zu ihrem Glück vollführte Leona den ersten Schritt. Lippen fanden und berührten sich, erst zaghaft und vorsichtig, dann liebevoller und enger.
Nach Momenten die wie eine Ewigkeit schienen, lösten sie sich voneinander. Blicke trafen sich. „Wir sehen uns übermorgen wieder...morgen muss ich einigen Soldaten einen Besuch abstatten“, flüsterte Leona schließlich leise. Selena nickte lediglich sachte, noch vollkommen überrumpelt. „Ja...ja bis übermorgen.“ Ein letzter flüchtiger Kuss, dann verließ Leona leise das Zimmer. Als die Tür ins Schloss fiel, ließ sich Selena auf ihr Bett fallen und schaute einfach nur die Decke an. In ihrem Kopf drehte sich alles, Glücksgefühle tobten durch ihren Körper. Sie brauchte lange bis sie genügend Ruhe zum Schlafen fand. Kurz bevor sie einschlief, meinte sie das Geräusch von Flügeln zu hören.

Die Schritte des Avatars verhallten in der Ferne und die leise Stimme einer Frau war in einen der vielen Nebengänge Solaricums zu hören, unweit von Selenas Kammer entfernt. „Es verläuft wie geplant?“ „Mein Rabe hat alles gesehen. Sie haben sich geküsst“, antwortete eine zweite männliche Stimme. „Wie geplant. Du weißt was du zu tun hast. Ich trage dazu bei das sich Leonas kleine Reise etwas...verzögert. Schließlich...muss der wahre Avatar endlich aufsteigen.“ Zwei Stiefelpaare entfernten sich in die dunklen Gänge.


Zuletzt von Keydiam am Di 14 Mai 2013, 19:57 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Buch 1: Sonnenuntergang   Buch 1: Sonnenuntergang EmptySo 05 Mai 2013, 12:15

Kapitel 4: Pläne

Ikaros Sonnenläufer war kein normalerweise kein Mann welcher offen Gefühle zeigte. Er war kein Mann der sich mit irgendwelchen Sentimentalitäten abgab oder gar offen Schwächen zeigte. Er war ein durch und durch perfekter Soldat: Groß, kräftig und muskulös gebaut mit kurzen schwarzen Haaren und Augen so kalt wie die Winde des Nordens. Der Mann hinterfragte nicht, er führte Befehle aus. Doch als er nun vor Vater Alexandros stand, mitten in der dunkelsten Stunde der Nacht im Herzen von Sonnenfels, konnte er seine Wut nur schwer unterdrücken.
„Und ihr seid euch absolut sicher Vater?“, hallte seine Stimme durch den großen Saal. Die Wände waren mit Fresken von großen Solarikriegern verziert, Banner hingen von der Decke und wurden von magischen Lichtern perfekt erleuchtet. Sie alle zeigten Symboliken der Solari, goldene Sonnen auf scharlachrotem Grund. Ein Besucher dieser Hallen sollte sofort die Macht und die Stärke erkennen die die Sonnenkrieger ausstrahlten. „Absolut. Einer meiner Späher hat es beobachtet“; antwortete die kräftige Stimme von Vater Alexandros. Jener saß, in eine goldene Robe gekleidet, auf einem Thron. Direkt am Ende der Halle waren mehrere Podeste aus Marmor errichtet wurden. Exakt fünf Stufen führten zu jenen links, auf welchem Alexandros saß und rechts, zehn Stufen zu jenem in der Mitte. Jeder Thron war ein Meisterwerk für sich: Rubine und Diamanten, Gold und Kupfer verbanden sich zu einer Einheit bester Juweliersarbeiten. Doch das größte Meisterwerk lag auf dem hohen Thron der Mitte. Eine Krone aus reinem Gold, in dessen Mitte ein reiner Bergkristall eingearbeitet war. Die Krone des Avatars der Sonne. Die Krone der Königin der Solari. Doch hatte dieses Schmuckstück nie Leonas Haupt berührt, geschweige den das sie davon wüsste. Den wenn sie nun Königin wäre, wer könnte sie dann noch in die richtige Richtung lenken und leiten? Wer könnte sie noch „manipulieren“ und steuern? Dies waren zumindest Alexandros Gedankengänge.

Ikaros und der Vater waren nicht alleine in diesem Saal. In der Nähe des großen Eingangstores, welches nicht weniger geschmückt und verziert war als die Wände, standen ein dutzend weiterer Männer. Sie alle trugen genau wie Ikaros, für südländische Verhältnisse, schwere Rüstungen und Panzerungen. Hellebarden waren ihre bevorzugten Waffen doch viele trugen auch Langschwerter und Schilde mit sich. Ikaros blickte zum Vater hoch. „Ich fasse also zusammen...eure Späher haben gesehen wie sich die verdammte Hure von Selena...“, eine Ader des Zorns pochte an seiner Schläfe als er diesen Namen aussprach, „sich nicht nur an den Avatar rangemacht hat...sondern auch noch geküsst und sogar...?!“ Ikaros verschluckte das letzte Wort, wohl aus Gründen des Respekts vor dem Vater. Es gab ein ungeschriebenes Gesetz in den Reihen der Solari das der Avatar, welcher seit Anbeginn der Geschichtsschreibung immer weiblich war, stets den Anführer der Solarikrieger zum Mann nahm. Vor fünfhundert Jahren indes war dies fehlgeschlagen und der Avatar der Sonne verschwand, bis er schließlich mit Leona wieder auftauchte. „Ich habe sie ausgebildet, trainiert, ihren Körper und Geist gestählt. Und jetzt verfällt sie diesem..diesem...Flittchen?!“
Vater Alexandros erhob sich aus dem Thron und stieg diesen hinab, die raue Wortwahl des Anführers ignorierend.. „Nun Ikaros...Selena hat einige vorzügliche Charaktereigenschaften und vom Körperlichen ganz zu schweigen...“, er lächelte warm und Ikaros schnaubte. Der geistliche Anführer der Solari in der Tat. „Doch aus dieser Verbindung kann kein Kind entstehen. Du solltest eigentlich ihr Mann werden...doch dafür müssen wir Selena entfernen.“ „Und wie?“, fragte Ikaros fast schon begierig. Alexandros spürte das der Mann alles tun würde um Selena zu vernichten „Nun mein Freund...meine Späher haben mir noch etwas berichtet. Sie betet des Nachts heimlich den Mond an. Sie ist eine Dienerin der Lunari, darauf aus Leona zu vergiften mit ihren Lügen und Intrigen. Verhafte sie und sperre sie in die tiefsten Keller. Schon morgen wird sie auf dem Scheiterhaufen brennen...und keine unnötige Gewalt. Ich will das das...sauber erledigt wird.“ Ikaros hörte regungslos zu und erst bildete sich ein Grinsen auf dem Gesicht, dann lachte er beinahe. „Ha! Wie passend für diese Schlampe. Wir kümmern uns darum Vater. Männer! Weggetreten!“ Die Solarikrieger verließen den großen Saal nach und nach durch eine Nebentür.

Vater Alexandros stand nun alleine in dem großen Saal. Er sah hinauf zur Krone und dem Thron und sprach dann: „Was für ein verdammter Mistkerl du bist Ikaros. Du willst also unbedingt Leona zur Frau haben hm? Dies kann“, während er sprach schlenderte er durch den Saal, „und werde ich nicht zulassen. Aus dieser Verbindung kann kein starker Nachkommen entstehen. Auch wenn es mir schwerfällt Selena zum Tode zu verurteilen“, der Vater seufzte resigniert und ließ sich in den Thron fallen. „Aber leider bleibt mir wohl keine andere Wahl. Ikaros ist zu kalt und unbeherrscht und Selena ist eine Frau. Beim Licht der Sonne eine Frau! Hätte ich von Anfang an gewusst das sie solche Neigungen besitzt, hätte ich früher gehandelt. Zeitiger! Zeit ist doch so knapp bemessen in der heutigen Zeit“, er lachte kurz auf auf.
„Aber nun gut. Wie sollte ich Leona das am besten beibringen? Yasmin? Hast du eine Idee?“, fragte er nun in die weiten Hallen hinein. In einer der Ecken bewegte sich kurz etwas. Es war als würden Nebelschwaden sich auflösen, Schatten verschwinden und eine Gestalt entstehen. Einige Fackeln ,die den Raum erleuchteten, flackerten unbeständig als die Gestalt vor Alexandros trat. Yasmin war offensichtlich eine Frau. Schlank und gelenkig gebaut in einen weiten schwarzen Mantel gehüllt und eine Kapuze welche ihr Gesicht verbarg. Sie schlug ihren Mantel zurück, präsentierte ihre offenherzige, spärliche Lederrüstung, welche ganz offensichtlich dem Zweck diente Männer zu verwirren und kniete vor dem Vater nieder. Schwarze Haare fielen aus der Kapuze, die Augen schimmerten violett. „Nun Vater“, sprach sie leise und ruhig, „wie sollte ich die Antwort kennen? Ich eine unbedeutende Dienerin.“ Alexandros lächelte sachte. Yasmin war eine Dienerin eines vergessenen Kultes. Angeblich tranken und benutzten diese „Schattenassassinen“ das Blut von Dämonen um ihre gespenstischen Fähigkeiten zu erhalten. Sie waren die perfekten Diebe, Meuchelmörder und Halunken. Der Vater hatte Yasmin vor einigen Jahren vor dem Henkertod bewahrt, seitdem stand sie in seinen Diensten. Sie war kaum älter als zwanzig und doch gab es in Sonnenfels wohl im Moment keinen welcher sich mit ihr im Zweikampf messen könnte.
„Nun Yasmin meine getreue Dienerin...ich möchte das du Ikaros für mich ausschaltest. Ein unbedeutender Unfall...er hat seine Getränke vertauscht, er hatte die falsche Frau im Bett..“ Yasmin blickte hoch und funkelte den Vater mit einer Mischung aus Hass und Belustigung an. Kaum ein Mann konnte ihr widerstehen, was sie sich bei einigen Aufgaben zu Nutze gemacht hat. „Geh nun Yasmin. Töte ihn erst morgen, kurz bevor Leona erscheint.“ „Ja mein Herr und Gebieter...“ Sie zog ihren Mantel zu sich heran und Schatten umhüllten ihre Gestalt bis sie mit diesen verschmolz. Der Vater seufzte. Er hasste es auf Yasmin zurückgreifen zu müssen, doch blieb ihm im politischen Alltag viel zu selten eine Wahl. „Ein gutes hat es...ihr wird wenigstens nicht langweilig, das sie versucht mich auszuschalten“, dachte er belustigt und verließ den großen Saal durch die Nebentür.
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BeitragThema: Re: Buch 1: Sonnenuntergang   Buch 1: Sonnenuntergang EmptyDo 09 Mai 2013, 20:08

((Rated T for mild sexual content!))

Kapitel 5: Verloren

Warme, weiche Lippen berührten hier und dort ihren Arm und den Hals. Tasteten sich über ihren ganzen Körper und ließen sie wohlig erschauern. Lockiges Haar kitzelte sanft ihre Haut, Sonnenstrahlen wärmten sie. Langsam schlug sie ihre Augen auf und blickte in warme, wunderbare Augen und ein Lächeln. „Leona“, hauchte sie leise bevor Leona sie küsste. Sanft war ihre Berührung. Mehr Gefühle wurden spürbar. Die reine, glatte Haut des Avatars berührte die ihre. Vollkommen entblößt lagen sie auf einer Wiese, die Sonne schien hell über ihnen. Kuss um Kuss teilten sie, Zungen die sich umtänzelten. Hände und Finger die erkundend über die nackten Körper streichelten. Leonas Brüste berührten die ihren, Knospen berührten sich und ließen die junge Frau aufstöhnen. Ihr Körper, ihre Zunge glitten tiefer und tiefer. Sie erbebte leicht zitternd, von Lust gepackt. Sie spürte Lippen und Finger, wie sie sich an ihr Intimstes legten. Sie ließ sich treiben, ließ ihren Gefühlen und ihrem Körper freien Lauf. Der Höhepunkt kam über sie, verebbte nur langsam und Stück für Stück.
Ein Krächzen drang an ihr Ohr. Die Harmonie des Ortes zersplitterte, ein Rabe stand nahe bei ihnen. Seine Stimme drang an ihr Ohr: „Und die Nacht legt sich über dich.“ Sie blickte nach unten. Das sanfte Lächeln, glich einer dämonischen Grinsen. Sie wollte aufwachen. Sie wusste, das sie träumte. Der Rabe flog langsam davon und sie spürte, wie sie fiel.


Selena erwachte schweißgebadet und erhitzt in ihrem Bett. Sie brauchte eine Weile bis sie realisierte, das sie in ihrem Bett lag. Nur langsam beruhigte sich ihr Körper und ihr Geist. Die Augen des Raben, blutrot und dämonisch, brannten ihr im Gedächtnis. Mehr noch als Leonas Zunge. „Was bei allem Heiligen...war das?“, sprach sie laut. Von ihren Fantasien hatte sie nicht zum ersten Mal geträumt. Doch dieser Rabe...
Flügelschlag vor ihrem Fenster, ließen sie beinah aus dem Bett fallen. „Beruhige dich..alles ist gut. Du bist sicher“, wiederholte Selena ihr Mantra immer und immer wieder. Sie wischte sich das strähnige, verschwitzte Haar aus dem Gesicht, ging hinüber zum Kleiderschrank um sich etwas frisches anzuziehen und sich vom Traum abzulenken. Das Zimmer indes war gründlich aufgeräumt. Keine Papiere und schon gar kein Teleskop. Alles war gut versteckt in einem kleinen Geheimfach unter ihrem Bett. Sicher aufbewahrt vor neugierigen Blicken.
Grade als sie sich ihr neues Hemd angezogen hatte, klopfte jemand an ihrer Tür. „Novizin? Würdet ihr die Tür öffnen?“, fragte eine Männerstimme, gedämpft durch das Holz. Selena blickte zu ihrem Bett, dann in einen Spiegel. Ein absolutes Chaos. „Novizin? Hört ihr mich?“, fragte der Mann, erneut leicht klopfend. „Ja! Ja ich komme“, erwiderte Selena und ging zur Tür, der Kopf gerötet. Sollte man sie drauf ansprechen...es blieb wohl nur die Wahrheit. Langsam entriegelte sie ihre Tür, welche prompt aufgetreten wurde. Der Rahmen traf Selena hart an der Seite und sie jaulte überrascht auf. Einige Männer in Rüstungen stürmten herein, zwei packten ihre Arme und hielten sie eisern fest. „Was bei?!“ „Schnauze! Wir haben strikte Befehle dir nichts anzutun. Also mach es nicht so schwer.“ Ein weiterer Mann trat ein. „Ikaros Sonnenläufer“, sprach Selena leise bevor sie ihre Fassung zurückgewann,“...Kommandant..was soll das hier?“ Ikaros sah sie an. Der stählerne Blick huschte über ihr schweißgebadetes Gesicht, die unordentlichen Haare hinüber zum Bett. „Genießen wir die freie Zeit Novizin?“, fragte Ikaros ohne eine Spur von Gefühlen. Schamesröte schoß Selena ins Gesicht und sie blickte zu Boden. Einige der Soldaten grinsten kurz anzüglich. „Durchsucht das ganze Zimmer! Ich will das jeder Winkel untersucht wird. Diese Ketzerin hat hier bestimmt etwas.“ „Ketzerin?“, fragte Selena ungläubig. Die Soldaten machten sich inzwischen daran das Zimmer zu durchwühlen. „Ja „Novizin“.“ Schweiß lief Selena über die Stirn. Nicht nach hinten schauen, damit machst du dich nur verdächtiger. Sie hörte wie jemand auf die Knie ging, leise schepperte seine Rüstung. Dann ein Schleifen als würde man einen losen Stein herausziehen. Einer der Männer stand wieder auf, das Teleskop in den Händen. Ikaros lächelte siegessicher. „Ein Versteck hinter einem der Steine...clever. Aber nicht clever genug.“ Ich schwöre ich weiß...“ Der Schlag in ihren Bauch traf sie vollkommen unvorbereitet. Sie keuchte schmerzerfüllt auf. „Lügnerin! Der Avatar hat uns alles erzählt! Sie hat uns erzählt wie du sie zu deinem falschen Glauben überzeugen wolltest! Wie du sie verführt hast!“ „Nein..das ist nicht wahr“, setzte Selena an einen Kloß im Hals. Leona..sie verraten? Sie dachte zurück an den Traum, das dämonische Grinsen auf den Lippen von ihr. An den Raben. „Kommandant. Wir haben noch weitere Aufzeichnungen entdeckt. Die Novizin Selena ist eindeutig eine Ketzerin.“ „Sag etwas Novizin.“ Selena wollte etwas sagen, doch der Schock saß tief. Was hatte sie getan? Was hatte sie falsch gemacht? Warum...Leona? „Du verdammtes Miststück. Ketzerei im höchsten Maße und dann gierst du auch noch nach dem Avatar mit deinem schmutzigen Händen. Sperrt sie in den Kerker. Vater Alexandros entscheidet morgen über ihr Schicksal.“

Unsanft wurde Selena mit einem Tritt in den feuchten, dunklen Keller geworfen. Sie wehrte sich nicht, sondern ließ es über sich ergehen. „Morgen wirst du brennen!“, hatte einer der Männer gesagt ehe die Tür zugeknallt wurde. Ihr war erbärmlich kalt, sie zitterte am ganzen Leib. „Leona warum? Wolltest du nur deinen Spaß mit mir?“, murmelte sie mit Tränen erstickter Stimme. Die ehemalige Novizin legte sich auf das Holzbrett und zog den dünnen Fetzen Stoff über sich. Sie weinte leise. Sie wusste man würde sie morgen töten. Sie wollte nicht sterben. Nicht auf diese Weise. Nicht verraten durch ihre Liebe.
Die Novizin blickte hoch zum Fenster, durch welches ein einzelner Lichtstrahl fiel. Es war Vollmond. Die Sonne hatte sie verraten. Diese Erkenntnis traf sie unvorbereitet. Es gab nur noch den Mond welcher sie retten könnte. Die Novizin kniete sich in der Mitte der Kammer hin. „Heiliger Mond...ich weiß du wirst mich nicht hören“, sprach sie leise. Die Tränen auf ihren Wangen glänzten silbern. „Aber dennoch...ich flehe dich an. Lass mich nicht sterben. Lass mich nicht in die Hände von ihnen fallen. Von den Verrätern. Ich tue und opfere alles wenn es sein muss. Die Sonne blendet nur und lügt, das habe ich heute gelernt. Bitte...ich diene dir heiliger Mond.“ Eine Träne lief an ihrer Wange herunter, Selena fing sie mit ihrer Hand auf. Reines Silber.

Hinter ihr wurde die Tür geöffnet. Zwei Menschen standen dort. Ein Mann und eine Frau beide in lange Gewänder gekleidet, Kapuzen bedeckten ihre Gesichter. „Selena...“ Die Genannte drehte sich herum. Man blickte in silberne Augen, statt den bernsteinfarbenen. „Wer seid ihr?“, fragte sie leise. „Deine Freunde. Wir haben dem Avatar des Mondes...ein Geschenk mitgebracht.“ Mit diesen Worten trugen zwei weitere Männer eine kleine Kiste herein und öffneten sie. „Wir erwarten dich...zwei Meilen nördlich von hier. Komm zu uns, wenn du nicht sterben willst“, sprach die Frau und die Gruppe verließ ihren Kerker. Selena blickte in die Truhe und zögerte nicht. Stück für Stück legte sie die Rüstung an. Silbern und blau war sie gehalten. Zum Schluss folgte das Diadem. Das Symbol der Lunari auf der Stirn. Auch eine Waffe lag darin. Ehrfürchtig ergriff Selena sie. Es war kein Schwert im klassischen Sinne. Die Klinge bog sich wie eine Sichel. Solch eine Waffe hatte sie noch nie gesehen. Sie glänze und reflektierte das wenige Mondlicht. Selena fuhr sich durch ihr Haar. Selbst dieses hatte die Farbe vom silbernen Mondlicht angenommen. „Bin ich es wirklich? Der Avatar des Mondes?“, sprach sie und blickte zum vergitterten Fenster hoch.
Schwere Schritte waren draußen zu hören. Siedend heiß überlief es Selena. Die Tür! Sie war noch offen! Der Solariwächter kam mit schnellen Schritten näher, die Waffen bereits gezogen. „Was zum?!“, rief er. Von Angst erfüllt holte Selena mit ihrer neuen Waffe aus. Der Wächter hatte keine Zeit zum reagieren. Lanzen bestehend aus silbernem Mondlicht nagelten ihn gegen die Steinwand. Er war sofort tot. Selena blickte auf ihre Waffe, an sich hinab. Es gab keinen Zweifel mehr. Der Mond...hatte sie erhört. Seine Diener waren erschienen, hatten sie befreit. Seine Kraft wirkte durch sie. „Die Schuldigen werden leiden...“, sagte sie langsam und verließ den Kerker.

Schreie, sterbende Menschen, Klirren von Waffen. Sie hatten es verdient zu sterben. Für ihren Verrat. Für ihre Lügen. Für ihre Taten. Mondlicht nagelte sie an Wände und durchbohrte Waffen und Rüstung. Ihr Schwert schlitzte Kehlen und Haut auf. Sie fühlte nichts. Kein Mitleid mit den Verrätern. Keine Gnade. Kalte Rache war alles was sie antrieb. Doch sie suchte nach jemand bestimmten, dem Mann der für alles verantwortlich war „ALEXANDROS! Wo bist du du Bastard!“, schrie sie lautstark durch den leeren Gang. Sie blickte aus einem Fenster. Sie sah wie Priester eilig Sonnenfels verließen, weitere Solarikrieger Tore abriegelten. Sie musste sich beeilen, langsam kam der Geruch von Rauch in ihre Nase. In ihrem blutigen Massaker hatte sie Fackeln umgeworfen und das Feuer breitete sich über Teppiche und Banner weiter aus.
„Er ist nicht mehr da“, sagte eine Stimme. Schatten wirbelten auf und eine Frau trat hervor, zwei lange gebogene Klingen in ihren Händen, mit langem Mantel und knapper Lederrüstung bekleidet. „Ich will dir nichts böses Selena“, sagte sie als jene bereits ihre Waffe anhob. „Tatsächlich möchte ich dich beglückwünschen. Mein Name ist Yasmin, eine Anhängerin der Lunari. Ich soll dich bis zu deiner Ankunft in unserem Lager beschützen.“ Jedes Wort von ihr klang in Selenas Ohren wie Gesang. „Du gehörst mit zu jenen die mir...diese Rüstung gebracht haben?“ „Ja. Doch hier ist keine Zeit für lange Erklärungen...die Solari haben ein Signal entzündet“, sie zeigte hierbei nach draußen. Auf einem Turm brannte ein riesiges Feuer, „in einer halben Stunde werden hier hunderte Senatssoldaten eintreffen. Auch wenn deine Kräfte mächtig sind...tot nützt du niemanden etwas.“ Kurz waren ihre dunklen Lippen zu sehen, verzogen zu einem Lächeln. „Nun gut...zu den Ställen.“ Yasmin nickte und lief voran. Kann ich ihr trauen, dachte der Avatar. Das ungute Gefühl das sie in der Nähe dieser Frau verspürte, wuchs an als sie sah mit welcher Leichtigkeit sie zwei Solarikriegern die Kehle durchschnitt. Doch im Moment war es irrelevant.
Die beiden Frauen rannten durch die Gänge. Die meisten davon inzwischen leer und verlassen. Der vereinzelte Widerstand wurde kalt niedergemetzelt. Selena verwunderte eines..: „Wo ist eigentlich Ikaros und seine Schlägertruppe?“ „Sie sind auf einem langen Spaziergang“, erwiderte Yasmin. Draußen angekommen liefen sie über den Hof in Richtung Stall und schwangen sich in die Sättel. In der Ferne ertönten mehrere Hörner. „Schnell. Sie sind gleich da...der Avatar der Sonne führt sie an.“ Ein Stich direkt ins Herz. Selena wollte Leona nicht sehen. Nicht im Moment, nicht unter diesen Umständen. „Dann los“, erwiderte sie so kalt wie möglich. Das verschlossene Tor sprengte sie mit ihrem Mondlicht auf. Im gestreckten Galopp verschwanden die beiden Gestalten in die Nacht, die brennende Festung Sonnenfels hinter sich lassend.
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BeitragThema: Re: Buch 1: Sonnenuntergang   Buch 1: Sonnenuntergang EmptyDo 16 Mai 2013, 18:21

Kapitel 6: Die Wahrheit

Ich habe heute Nacht wieder von ihr geträumt. Es war wunderschön...genauso wie sie ist. Ich habe ihre Lippen gespürt, ihr Haar gefühlt und ihren Körper. Sie ist einfach eine wunderbare Frau. Ihre warmen Augen lassen mein Herz schmelzen, ihr Lachen lässt selbst die Verzweifelten neuen Mut fassen..hach Sonne und Mond ich vermisse sie einfach. Die Tage hier in Sonnenfels sind langweilig. Jeden Tag muss ich trainieren, lesen und beten. Leona hat meine Tage immer aufgehellt...doch verspätet sie sich. Vater Alexandros meinte sie hätten Probleme gehabt. Ich hoffe ihr geht es gut. Als sie mich gefragt hat ob ich sie liebe...ich habe so zögerlich geantwortet! So verschüchtert. Sie soll sich beeilen..ich will ihr vom ganzen Herzen sagen das ich sie mehr liebe als alles andere in meinem Leben. Ich will sie fühlen und küssen...ja vor allem küssen. Bitte lass si...schn...zu...

Das Pergament des Buches wurde von Tropfen durchnässt. Die Tinte verschwamm nach und nach, ließen es schwer werden die Buchstaben zu entziffern. Tränen liefen an den Wangen Leonas herunter. Sie saß am Rand des Brunnens in Sonnenfels, die Feuer mittlerweile gelöscht und unter Kontrolle gebracht. Nachdem sie angekommen waren, ist sie ohne zu zögern in die brennende Festung gerannt, direkt zu Selenas Quartier nur um es leer vorzufinden. Sie hatte sich eines der Bücher geschnappt, von welchem sie wusste das es Selena viel bedeutete. Ihr Tagebuch. Ihr geheimer Schatz. Sie hatten die ganze Festung durchkämmt. Jeden Winkel und nichts entdeckt. „Und?“, hatte sie die Soldaten gefragt. Jene sind ihrem Blick ausgewichen und hatten zögerlich geantwortet: „Avatar...wir haben keinerlei Spuren von Novizin Selena gefunden.“ Seitdem hatte sie sich nicht vom Brunnen bewegt, sie hatte nur gelesen.
Das Scheppern von Rüstungen hallte vom Tür hinüber, Männer sattelten ab und ein einzelner kam zu ihr hinüber. Groß, kräftig. Ikaros. „Kommandant“, brachte Leona grade hervor und wandte den Blick ab. „Avatar...was ist hier passiert? Wir haben das Feuer gesehen, waren aber zuweit weg.“ Inzwischen waren es die späten Morgenstunden. Dunkle Wolken zogen am Himmel vorbei und Leona blickte hinauf. „Ein gewaltiges Feuer...ein Großteil ist tot. Verbrannt. Ermeuchelt soweit wir wissen“, sagte sie mit belegter Stimme, „selbst die Sonne...verdunkelt ihr Antlitz..wisst ihr etwas über Selena?“ Ikaros blickte auf und Leonas Herz machte einen Hoffnungssprung. „Ist sie nicht mehr im Kerker?“ Aufstrebende Gefühle kamen in Leona hoch. „Bitte was?“ „Wir sperrten sie auf Befehl von Vater Alexandros in den Kerker...aufgrund von Ketzerei gegen die Solari und...“, er blickte kurz beiseite, „aufgrund dessen das sie euch verführen wollte zum falschen Glauben zu konvertieren..sie sollte morgen verbrannt werden.“ Der Mann sah zu Leona. Er wusste, das war nicht was jene hören wollte. Ihre Faust zitterte. „Ihr habt...“ „Wir taten das in eurem Namen Avatar! Wir handelten so wie es eure Vorgängerin uns lehrte!“ „Ihr habt sie eingesperrt in MEINEM Namen?“ Ikaros normalerweise sehr beherrscht zuckte zusammen, einige weitere Männer blickten zu Leona deren gepanzerte Faust im Sonnenlicht erstrahlte. „Ihr wolltet sie töten wegen einer Nichtigkeit?!“ „Eure Vorgängerin...“ „Ich bin nicht wie sie! Was habt ihr noch alles in MEINEM Namen getan? Wieviele mussten in meinem Namen sterben?“ Leona griff nach ihrem Schwert, in ihren Augen brannte eine Wut und eine Mordlust wie niemand sie je gesehen hatte. Ikaros griff nach seiner Waffe. „Leona! Das ist genug!“, durchschnitt die starke Stimme eines Mannes die Stille. Vater Alexandros kam durch das Haupttor hinein. Wie immer war er eine imposante Gestalt, wenn auch etwas gebückt und sich auf einen Gehstock stützend. Sein Bein sah übel zugerichtet aus. „Lass es mich erklären. Selena wurde des Hochverrates angeklagt und verurteilt. Die Beweise sind nicht von der Hand zu weisen“, er hob eine Hand als der Avatar Einspruch erheben wollte und fuhr fort, „desweiteren habe ich Grund zur Annahme das sie noch lebt. Was glaubst du WER hierfür verantwortlich ist? Ravendil? Wo ist dann ihre Flotte? Ihre Armee?“ Alexandros sah sie aus den goldenen Augen aus an. „Das kann nicht sein...“ Die Erkenntnis legte sich langsam über Leona. „Es ist wahr. Meine Wunde stammt von ihrer Klinge. Sie ist nicht nur eine Ketzerin. Nein sie ist dein Gegenstück. Sie ist der Avatar des Mondes, die Anführerin der Lunari. Und ich bin mir sicher das sie in diesem Moment ihren nächsten Schlag planen. Leona! Denk an all die Unschuldigen in dieser Festung. Selena hat sie alle abgeschlachtet, sie hat die Feuer entzündet. Kannst du so eine Frau noch beschützen? Kannst du so einer Frau noch vergeben? Kannst du so eine Frau...noch lieben?“ Der Vater sah sie an. Er sah wie Leonas Entschlossenheit wankte, Zweifel in ihr wuchsen. „Ich..will alleine sein“, sagte sie tonlos und ging durch eines der Tore in die verbrannten Gänge der Festung.

„Ikaros!“, wendete Alexandros nun das Wort scharf gegen den Kommandanten, nachdem Leona außer Hörweite war. „Ihr wolltet nicht wirklich euer Schwert ziehen..richtig?“ Der Genannte nahm seine Hand langsam vom Schwert, Alexandros funkelte ihn an. „Natürlich nicht Vater. Ich käme niemals auf die Idee den Avatar der Sonne anzugreifen“, antwortete er leicht zähneknirschend und ging in die andere Richtung davon „Ich überwache die Aufräumarbeiten.“ Alexandros blickte dem Mann einige Zeit nach. Das er noch lebte, war eine ziemliche Schlampigkeit seiner kleinen Auftragsmörderin. Und das sie zudem verschwunden war, hatte seinen bisherigen Verdacht nur bestätigt. „Diese kleinen Insekten stellen sich mir in den Weg...zeit Nägel mit Köpfen zu machen“, murmelte er leise und ging ebenfalls hinein.

Der Wind spielte mit Leonas langen Haaren, während sie sich auf eine Zinne stützte. Sie stand oben auf einem der zahlreichen Wachtürme und blickte über das Land. Einzelne Tränen liefen über ihre Wangen, während in ihrem inneren ein Krieg tobte. „Ich liebe dich.“ Sie hatte es geschrieben, es ihr gesagt. Wie konnte sie nur soetwas tun? Wie konnte sie das alles vergessen? War es der Hunger nach Macht? Ihre Verzweiflung? Ihre Angst zu sterben? „Ich will sie küssen.“ Immer wieder hatte Leona diese Zeilen gelesen. „Ich liebe dich Selena...aber wie soll ich dir für all das hier vergeben?“, hauchte sie leise in den heulenden, klagenden Wind. „Ist die Sonne nicht die Wärme und die Vergebung unserer Sünden?“, sagte eine Männerstimme hinter dem Avatar, welcher sich herumdrehte. Ein Mann saß auf einer der Zinnen. Er trug eine schwarze Lederrüstung mit passenden Stiefeln und Accessoires. Eine Kapuze verbarg größtenteils sein Gesicht im Schatten. Dolche waren an Oberschenkeln und Gürtel befestigt, selbst der lange Umhang war am Ende mit Klingen besetzt. Ab beeindruckendsten war wohl seine Waffe. Befestigt auf der Oberseite des Handgelenks formte sie eine gebogene Klinge.
Der Mann erhob sich von seinem Satz, eine Krähe flog auf seine Schulter und fixierte Leona mit ihren roten Augen. „Wer bist du?“, fragte der Avatar vorsichtig, nach ihrem Schwert greifend. „Nenn mich Krähe...und bevor du mich angreifst, hör mir zu.“ Seine Stimme glich einem eisigen Nordwind. Auch wenn Leona Gefühle recht gut unterdrücken konnte, empfand sie ihn..anziehend? „Ich habe von all dem hier gehört..ja ich habe sogar bei der Flucht in gewisser Hinsicht geholfen. Nein ich habe niemanden getötet“, fügte er rasch an als Leonas Faust sich um den Griff der Waffe schlossen. „Was..willst du von mir?“, fragte Leona langsam. „Ich habe dein kleines...Dilemma mitbekommen und will dir etwas vorschlagen. Ich brauche dein uneingeschränktes Vertrauen und dein Ehrenwort den Mund zu halten...das kann ich von der Sonne wohl fordern“, sagte er beinahe spöttelnd. Leona schluckte ihre aufkeimende Wut hinunter. Was für ein dreister Bastard! „Warum sollte ich deine Hilfe wollen Krähe?“ „Nun..ich kann dir helfen Selena zu erreichen. Ist das nicht das was du wolltest? Wieder in ihren Armen liegen? Sie küssen? Mach nicht so ein Gesicht. Ich sitze hier schon seit einer ganzen Weile...ich weiß von den Differenzen...aber ich bin mir sicher Liebende werden immer einen Weg finden...hm? Außerdem...solltest du eventuell ihre Version der Geschichte hören. Nicht aus dem Mund eines...anderen.“ Seine Stimme hatte einen leichten Unterton, welcher Leona nicht gefiel. Implizierte er das Alexandros oder Ikaros.. „Habe ich dein Vertrauen?“, schnitt seine kalte Stimme in ihre Gedanken. Der Avatar blickte den mysteriösen Kerl an. Er strahlte soviel Kraft und Selbstvertrauen aus, wie sie es bei keinen Mann jemals erlebt hatte. Der Typ ähnelte in einer entfernten Form einer kalten Variante von Alexandros. Sein bloßes Auftreten reichte um Menschen zu inspirieren. Aber vor allem...sie glaubte ihm. Sie glaubte das er ihr helfen konnte Selena zu finden. Woher dieser Glaube einem völlig Fremden gegenüber kam, verstand sie nicht. War es ihre blinde Liebe? War es die Tatsache das sie Selena trotz allen liebte? Oder war es am Ende einfach nur pure Verzweiflung und Ohnmacht? „Gut. Ich vertraue dir“, kam ihre knappe Antwort, in Gedanken hinzufügend: „Aber nur weil ich kaum eine Wahl habe...“. Selbst wenn sie sich gegen die Solari stellen müsste...das war es wert. Selena war es wert.
Der Mann nickte kurz und fuhr fort: „Sehr schön. Nun der Grund für mein Angebot ist, das ich Mitglied der Schattenassassinen in Garendil bin. Dein Gesicht, Leona.“ Jenes war vor Erstaunen erstarrt, langsam fing sie sich wieder. Sie hatte ihm ihr Wort gegeben. „Ich suche eine Verräterin. Ihr Name ist Yasmin...laut meinen Quellen hat sie sich den Lunari angeschlossen, den Pakt und Eid gebrochen und sich in die Balance der Mächte eingemischt. Da Selena sich wohl ebenfalls den Mondanbetern anschließen wird...haben wir die gleichen Ziele.“ „Also gut...Krähe. Ich...arbeite mir dir zusammen. Für Selena. Alles andere interessiert mich nicht...verstanden?“ „Gut. Ich lasse dir neue Informationen zukommen, wenn ich welche habe..bis dahin bleib ruhig und tue nichts unüberlegtes.“ „Eine Frage noch“, warf Leona ein, als Krähe sich grade abwendete. „Ja?“ „Die Schattenassassinen sind offiziell doch unter Strafe gestellt..“ „Wenn die gesamte Welt an den Mond glaubt...würdest du deinen Glauben wechseln? Nein nicht wahr? Wir haben eine Aufgabe. Eine Pflicht welche man uns auferlegt hat. Selbst wenn die großen Imperien in uns nur Dämonenanbeter sehen...führen wir sie aus. Zum Schutz der Menschen. Balance in allen Dingen. Diese Welt muss immer eine Balance haben, ansonsten stürzt sie in den Abgrund.“ Mit diesen Worten verschwand er, als ob er sich in Schatten auflösen würde. Eine Krähe flog krächzend davon und Leona blickte ihr nach. Was für ein Gespräch. Von zerschmetterter Hoffnung, über Misstrauen hin zu einem neuen Hoffnungsschimmer. „Selena...“, hauchte der Avatar und eine Träne lief an ihrer Wange hinab.
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BeitragThema: Re: Buch 1: Sonnenuntergang   Buch 1: Sonnenuntergang EmptyMi 07 Aug 2013, 20:11

Kapitel 7: Schicksalsnacht

Wenige Stunden zuvor...

Im halsbrecherischen Tempo ritten die beiden Gestalten durch die Nacht auf den nahen Wald zu, hinter ihnen stieg das Feuer und Rauch des brennenden Sonnenfels in den Himmel. Das laute Stampfen der Hufe verband sich mit den leisen Geräuschen der Nacht. Selena hielt sich mit beiden Händen an den Zügeln und ließ ihr Pferd einfach nur folgen, während sie ihren Gedanken nachhing. Jetzt wo ihr Blutrausch und Rachegelüste langsam versiegten, sah sie die Dinge klarer und ein Anflug von Reue ging von ihrem Herzen aus. War dieses Massaker rechtens? War es notwendig gewesen? Hätte es nicht gereicht abzuhauen? Als ihr diese Gedanken durch den Kopf schossen, leuchtete ihr Anhänger, welcher Teil der Rüstung gewesen war, dezent auf. Ein reiner Bergkristall, umrahmt von purem Silber. Selena wertete dies als Mahnung des Mondes. Mutter Mond hieß es gut, was sie getan hatte. Sie hatte ihr Pflicht erfüllt, ihre geheiligte Aufgabe die Nacht über die Solari zu bringen. Und was Leona anging...sie würde es verstehen. Sie würde verstehen welchen Weg sie einschlagen musste, um zu dem zu werden was ihre Bestimmung war. Selena glaubte mit einem Mal alles so klar zu sehen: Die Lügen, die Unterdrückung. All dies musste ein Ende haben!

Der Mondavatar blickte nach vorne auf Yasmin, wieder in die Realität zurückkehrend. „Wie lange noch?”, schrie sie über die donnernden Hufe hinweg. „Nicht mehr lange! Wir müssen in den Wald hinein!”, kam Yasmins Antwort als ihr Pferd auch schon ins Unterholz brach. Raben und andere Kreaturen der Nacht wurden aufgescheucht. Äste und raue Sträucher erschwerten ihr Vorankommen. Selena hatte gehört das auf diesem Wald ein Zauber lag. In den dunkelsten Nächten sollten hier Feen und andere übernatürliche Wesen ihre Feste feiern. Wer sich zu ihnen verirrte fand den Weg nie mehr zurück...abergläubischer Unsinn aber dennoch spürte Selena einen leichten Schauer in ihrem Nacken und umfasste sicherheitshalber ihre Klinge. Der Mond würde sie beschützen.
Das Sirren eines Pfeiles übertönte die Geräusche der Nacht und mit einem Wiehern und Schnauben ging Yasmins Pferd getroffen zu Boden. Yasmin sprang mit einer Eleganz und Schnelligkeit aus dem Sattel die ihresgleichen suchte. „Reite weiter...ich kümmer mich darum”, sagte Yasmin und ihre Stimme hatte etwas eisiges, erbarmungsloses. Noch im Flug hatte sie die Schwerter gezogen und hockte leicht auf dem Boden, wie ein lauernder Wolf. „Wie du willst”, erwiderte Selena lediglich und ritt tiefer in den Wald hinein.

„Komm raus! Ich weiß das du hier bist...Krähe.” Ein Mann erschien direkt vor der jungen Frau, sein Gesicht verborgen durch Kapuze und Maske eine Armklinge an seinem rechten Handgelenk tragend. Dunkler Rauch wirbelte um ihn auf, als er sich erhob. Krähe trug eine schwarze Lederrüstung, komplettiert durch einen ebenso schwarzen Umhang. Dolche waren an seinem ganzen Körper befestigt, selbst der Saum vom Umhang war besetzt. Yasmin wusste: Krähe war durchaus in der Lage alle Waffen effektiv einzusetzen.
„Du hast uns verraten Yasmin”, kam seine schneidende Stimme. „Wie immer bist du sehr direkt...ICH habe lediglich die Wahrheit erkannt. Balance und Ausgeglichenheit ist eine Schwäche dieser Welt..die ich ausmerzen werde.” Mondlicht reflektiere sich auf den Klingen der beiden Assassinen. „Du stellst dich gegen die Gesetze dieser Welt Yasmin. Wenn du nicht von diesem Pfad abweichen willst...werde ich dich töten.” „Du warst mir immer überlegen Krähe..schon als Kind. Doch nun wendet sich das Blatt.” Sie beide gingen in eine Angriffshaltung, die Waffen erhoben. Langsam fingen sie an sich zu umkreisen, wie wilde Löwen Schritt um Schritt. Niemals den Blickkontakt verlierend. „Lass mich dich fragen Yasmin...wie fühlt es sich an erst den Orden zu verraten der dich aufgenommen hat, dann den Mann der dich vom Scheiterhaufen gerettet hat und am Ende auch mich..zu verraten?” „Ich sehe keinen Verrat da drin Krähe. Der Orden ist schwach geworden, Alexandros hätte mich früher oder später ausgeliefert...und du bist zu einem Rätsel geworden seit du die Kapuze angelegt hast und dich Krähe nennst.” Yasmin konnte sehen das grade die letzten Worte ihn mehr kränkten, als alle vorherigen.
„Lass uns beginnen”, lautete seine kurze, kalte Antwort. Zwei Messer blitzten im schwachen Licht des Mondes auf, welche direkt auf Yasmin zuflogen. Sie rollte sich zur Seite und warf mit einem Messer in einer fließenden Bewegung zurück. Der Assassine erhob die Armklinge, sie als Schild nutzend und stürmte nach vorne. Stahl traf auf Stahl. Man erzählte sich im Volksmund wenn zwei Schattenassassinen kämpften, glich es einem tödlichen eleganten Tanz. Einen Tanz den sie beide perfektioniert hatten. Sprünge, Schritte, Paraden folgten einem genauen Ablauf. Jede Bewegung, jede Anspannung von Muskeln war eingeübt und trainiert. Ihre Waffen trafen sich immer und immer wieder mit einem heftigen Kling-Geräusch. Für normale Augen waren die Bewegungen beinahe unmenschlich schnell. Wie zwei Schatten tanzten sie über die Lichtung und die Kronen der Bäume. Das einzige Geräusch was sie dabei verursachten war das Klirren vom Stahl und das dumpfe Dröhnen von Dolchen die sich in Bäume gruben.
„Du hast dich verbessert...Yasmin”, sprach der Mann und landete auf dem weichen Boden, leicht kniend. „Jemand wie du soll mich töten?” Yasmin landete dicht bei ihm. Keiner von ihnen hatte bisher auch nur eine Wunde davongetragen. Ihre Blicke trafen sich, ihre violetten und seine stahlblauen Augen. „Ich habe dich nicht so arrogant in Erinnerung.” Der Dolch traf sie unerwartet in die Schulter. Krähe hatte von irgendwoher einen Dolch in die zweite Hand bekommen. Yasmin verzog nicht ihre Miene, sondern schwieg eisern. Blut floss langsam aus der Wunde, benetzte ihre Kleidung. „Sieh das hier...als eine Warnung an”, er zog den Dolch langsam aus ihrer Schulter, „Wenn du dich weiter einmischst...wird es dein Tod sein. Komm zurück nach Garendil und stelle dich unserem Meister...ich kann ein gutes Wort einlegen.” Krähe verschwand in den Schatten. Yasmin schrie auf vor Schmerz und Wut. „Ich werde sie niemals verraten hörst du Krähe?! Niemals! Und dein Mitgefühl kannst du dir sparen!”, schrie sie in den Wald und Raben und Eulen flatterten mit den Flügeln.

Tiefer und tiefer ritt Selena in den Wald hinein, durch immer dichter werdendes Gestrüpp und Bäume. Tief hingen die Äste von einigen uralten Bäumen. Auch wenn sie keinerlei magische Fähigkeiten besaß, wenn man ihre Mondkräfte ausnahm, spürte sie die geheimen Kräfte dieses Ortes. In der Ferne war ein leiser Gesang zu hören, in einer Sprache die sie nicht verstand. Ihr Anhänger erstrahlte sanft. Sie war nahe an ihrem Ziel, das spürte sie immer deutlicher. Ein lauter Schrei, erfüllt von unendlicher Wut, ertönte hinter ihr...Yasmin? Abrupt ließ sie ihr Pferd stoppen. Ihr Blick wanderte nach hinten. Auch wenn diese Frau ihr nicht geheuer war, so hatte sie ihr doch das Leben gerettet in Sonnenfels. Eine Hand wäscht die andere, dachte Selena und wendete sich herum. Sie trieb ihrem Pferd die Hacken in die Flanke und preschte durchs Unterholz. „Yasmin!”, schrie sie lautstark und preschte auf die Lichtung. Sie erblickte kurz einige aufblitzende Dolche im Holz einiger Bäume. Was war nur passiert? Auf dem Boden lag eine Gestalt, welche sie sofort aufgrund der offenherzigen Rüstung erkannte. „Bist du in Ordnung?”, rief sie und sprang aus den Sattel. Der Avatar begutachtete Yasmin von oben bis unten doch bis auf eine üble Stichwunde an der Schulter schien sie unverletzt. Sie war ohnmächtig. Wohl aber nicht von der kleinen Wunde, dachte Selena und hievte die erstaunlich leichte Frau in den Sattel ihres Pferdes. Sie schwang sich hinter ihr und ritt langsam wieder zurück, tief in den Wald hinein.
Näher und näher kam sie ihrem Ziel. Die Gesänge waren nicht verstummt, ganz im Gegenteil sie waren zu einem beinah bedrohlichen Chor herangeschwollen. Die unverständlichen Worte vermittelten ein Gefühl der Macht und Reinheit. Selena ahnte für wen dort gesungen wurde. Sämtliche Zweifel waren vergessen. Es gab noch andere wie sie. Andere welche sich nicht den Glauben der Solari unterwerfen wollten. Sie würden der Welt zeigen können, das Mutter Mond der „heiligen” Sonne ebenbürtig war.

Selena brach durch das Unterholz auf die Lichtung... „Seht den Avatar des Mondes Brüder und Schwestern! Wie Mutter Mond verkündete! Kniet nieder!”, übertönte die kraftvolle Stimme einer Frau den Gesang.  Die Lichtung war mit Menschen gefüllt. Zelte waren überall aufgebaut, einige Laternen und Girlanden verliehen dem ganzen Schauspiel etwas feierliches. Alles erstrahlte in einem silbernen-weißen Ton. Die Gewänder der Frauen und Männer, die Zelte, selbst die Laternen verbreiteten ein Licht welches dem des Mondes ähnelte. Der Avatar erschrak beinahe als alle begannen sich niederzuknien, ihre flachen Hände aneinander legend. Zu überwältigt etwas zu sagen brachte sie nur eines heraus: „H-helft ihr!” Sie hielt dabei Yasmin fest und blicke hilfesuchend zu den knienden Lunari. Einige von ihnen sahen auf und eilten zu Selenas Pferd. Vorsichtig nahmen sie Yasmin aus dem Sattel und trugen sie davon, während jene Frau die vorhin das Wort erhoben hatte zu ihr trat. „Avatar...gestattet mir mich vorzustellen. Ich bin Prophetin Ascardia. Euer Kommen wurde uns von Mutter Mond vorhergesagt und es ist meinen Brüdern und Schwestern und mir eine Ehre euch in unseren Reihen willkommen zu heißen.” „Erhebt euch und vielen Dank Prophetin”, sagte Selena und versuchte ihre Stimme fest und ruhig klingen zu lassen. Die Menschenmasse erhob sich und blickte abwartend auf ihren Avatar, welche Hilfesuchend zur Prophetin blickte. „Geht wieder euren Arbeiten nach Brüder und Schwestern. Ich werde derweil dem Avatar alles erklären.” Selena stieg derweil aus dem Sattel und beobachtete wie die Lunari zurück an ihre Plätze gingen. „Komm mit mir”, sagte die offensichtlich ältere Frau zu Selena und jene folgte sofort.
Sie betraten ein recht großes Zelt. Holztische und Stühle standen dort, in der Ecke ein Feldbett. Ein paar Laternen spendeten genügend Licht. „Keine Festtagstafel..aber wir bleiben ja nicht lange. Setz dich doch bitte.” Selena tat wie ihr geheißen und bekam ein Glas aus reinem Bergkristall gereicht. Sie nippte kurz am roten Getränk. Offensichtlich ein leichter Wein und er schmeckte hervorragend. „Nun mein Kind...du bist also Selena. Die Auserwählte. Der Avatar des heiligen Mondes”, begann Ascardia daraufhin ohne Umschweife.  „Ja..das bin ich wohl. Ich...hätte es nie für möglich gehalten”, erwiderte Selena etwas zögerlich.  „Mutter Mond hat große Pläne mit dir Selena..du bist der erste Avatar nach über fünfhundert Jahren.” Selena fiel beinahe vom Stuhl und trank noch einen Schluck um die Nachricht zu verdauen. Ascardia lächelte. „Die Kräfte des Mondes geht immer auf einen Nachkommen über..doch unsere Vorfahren verloren die Spur. Und erst jetzt nach fünfhundert Jahren konnten wir sie wiederfinden.” Selena nickte lediglich sachte und ließ es sich durch den Kopf gehen. „Ich weiß das all' das hier überwältigend für dich sein muss.” „Ihr habt gar keine Ahnung. Vor einer Woche noch, wurde ich als Novizin ausgebildet..und nun stehe ich hier als Avatar des Mondes. Als Gegenstück zur Sonne und der Solari”, platzte es alles mit einem Mal aus der jungen Frau heraus. Ascardia hob ihre Hand dezent. „Ich weiß Selena. Eine unvorstellbare Wendung des Schicksals. Doch wie ich sehe akzeptierst du sie bereits...schließlich sitzt du nun hier bei mir.” „Ich akzeptiere diesen Weg...auch weil ich das wahre Gesicht der Solari nun kennengelernt habe.” „Das Selena haben alle Lunari getan. Die Solari sind verblendete Fanatiker. Sie dulden es nicht das Mutter Mond der Sonne ebenbürtig ist und klagen alle der Ketzerei und des Verrates an, der sich gegen sie stellt. Hier im Süden sind sie mächtig. Selbst die weltlichen Mächte stehen hinter ihnen. Deshalb gehen wir in den Norden..nach Garendil.” „Ins Imperium? Ich verabscheue dieses Land. Es ist korrupt und...” „Das mag auf die meisten Staatsmänner zutreffen, aber nicht auf den Imperator.” Selenas Augen weiteten sich nun doch ein wenig. „I-ihr steht im Kontakt mit dem Imperator?” „Er ist sehr interessiert in die Lehren der Lunari und bietet uns innerhalb seines Imperiums Zuflucht. Vielleicht lernst du ihn sogar kennen.” Ascardia lächelte ihr aufmunternd zu. Selena wirkte etwas geplättet und sackte in ihrem Stuhl zusammen. „Soviel...Verantwortung liegt nun auf mir.”  Die alte Frau lächelte ihr aufmunternd zu. „Mein Kind...der Mantel der Verantwortung lastet auf allen Menschen mit Macht und Kräften. Ich werde dir helfen ihn zu tragen. Und dann wirst du irgendwann alleine stehen können...wenn wir zusammen der Welt zeigen, das Mutter Mond der Sonne ebenbürtig, wenn nicht überlegen ist.” Ein mysteriöses Lächeln legte sich auf ihre Lippen, was Selena ein wenig verwirrte. Sie wirkte ziemlich...sicher.  „Ich verstehe Prophetin. Eine...” Die alte Frau hob ihre Hand und lächelte sanft. „Heute nicht mehr Selena..einer meiner Untergebenen wird dich in dein Zelt begleiten. Ruh dich aus der heutige Tag war anstrengend. Es ist viel passiert und du solltest erstmal eine Nacht darüber schlafen um einen klaren Kopf zu bekommen.” Tatsächlich spürte der Avatar wie langsam die Müdigkeit Überhand nahm und sie nickte nur kurz. „Das klingt nach einer guten Idee..vielen Dank Prophetin. Eine ruhige Nacht.” „Eine ruhige Nacht Selena.”

Sie verließ das Zelt und folgte einem der Lunari durch die Lichtung. Unterwegs verneigten sich sämtliche Menschen vor ihr, knieten ehrfürchtig nieder. Selena fühlte sich etwas Unwohl dabei. Soviele Menschen glaubten an ihr...konnte sie dem überhaupt gerecht werden? Der Diener brachte sie in eine luxuriöses Zelt. Symbole der Lunari waren in die Wände gestickt im inneren stand ein weiches, flauschiges Bett sowie ein Spiegel und Tisch. Silberne Laternen verbreiteten ein sanftes Licht. Recht umständlich für ein einfaches Feldlager. „Kann ich sonst noch etwas für euch tun Avatar?” „Nein danke.” Der Diener nickte und verbeugte sich. „Eine ruhige Nacht.” Selena legte ihre Klinge auf das Bett und legte ihre Rüstung nach und nach ab. Endlich für einen Moment den Frieden und Ruhe genießen. Langsam blickte in den Spiegel, nachdem sie sich bis auf die Unterwäsche entkleidet hatte. Zum ersten Mal sah sie ihre Veränderungen: Silbernes Haar mit der Farbe des Mondlichts, auch ihre Augen waren silbernd geworden und leuchtenden sogar leicht. „Ich sehe endlich klar. Wie konnte ich nur solange blind sein vor der Wahrheit? Die Solari...sie unterdrücken alle Meinungen, sie unterdrücken sogar Leona..” Ihre Gedanken schweiften zu den heftigen Diskussionen die sie miterlebt hatte, mal im Geheimen mal an einer Tür. „Ich werde Leona aus den Fängen der Ältesten befreien. Ich werde ihre Augen öffnen für all' die Lügen die die Solari verbreiten...und dann..” Der Avatar dachte an den Kuss in ihrer Kammer. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, doch Leonas weiche Lippen hatten sich tief in ihr Gedächtnis gebrannt. Sie legte sich in ihr Bett und zog die Decke über sich. Die Solari werden fallen...und Leona wird frei sein, waren ihre letzten Gedanken bevor sie in einen traumlosen Schlaf glitt.
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BeitragThema: Re: Buch 1: Sonnenuntergang   Buch 1: Sonnenuntergang EmptySo 25 Aug 2013, 19:39

Kapitel 8: Auf der Suche

Am nächsten Tag zur Mittagsstunde...

Die dunklen Wolken über ihnen waren getränkt durch Asche und Rauch. Die heilige Sonne hatte ihr Antlitz bedeckt. Selbst sie trauerte um die gefallenen Brüder und Schwestern. Sie hatten gigantische Gräber vor Sonnenfels ausgehoben. Stunde um Stunde. Toter um Toter. Einige von ihnen waren so schwer verbrannt gewesen, das man nur noch ihre Asche in die Grube legen konnte. Andere wiederum reinigte und salbte man, legte ihnen ihre beste Kleidung oder ihre Rüstung an und begrub sie, begleitet von den trauernden Gesängen. Er hatte Leona gesehen. Sie war dabei gewesen, bei jeder einzelnen Beerdigung. Noch nie hatte er sie so traurig gesehen, so zerrissen. Seit jeher war sie lebensfroh gewesen, ein Sinnbild der Wärme. Doch seit dem Vorfall mit Selena...Ikaros spürte wie in seinem inneren der Hass auf Selena aufloderte. Sie war für das alles verantwortlich, sie sollte dafür bezahlen! Es war ihre Schuld das Leona nun Totengesänge sang, anstatt ausgelassener Feierlieder. Es war ihre Schuld das soviele Unschuldige Männer und Frauen nun vor den Toren lagen. Sie einfach nur zu verbrennen, wäre viel zu gnädig. Monster verdienen eine angemessenere Behandlung.
Eine Ader an seiner Schläfe pochte und unbewusst hatten sich seine Hände enger um das Leder der Zügel geschlossen, es knirschte leise. Ikaros mahnte sich zur Ruhe, was ihm recht schwer fiel in letzter Zeit. Der Tag würde kommen, aber nur wenn er einen kühlen Kopf bewahrte. Dazu gehörte auch das er es sich nicht mit Leona oder Alexandros verscherzte. Heute morgen kurz nach dem Streit hatte er sich deshalb beim Avatar entschuldigt. Er war vor ihr auf die Knie gegangen und den Kopf gesenkt. Zu seiner eigenen Verwunderung hatte selbst Leona eingestanden, das sie überreagiert hatte. Sie hatte ihm vergeben. Eine Sorge weniger um die er sich kümmern musste. „Kommandant!”, erklang die Stimme einer seiner Männer vor ihm. „Ja Soldat?” „Voraus sind die Überreste eines Lagers zu sehen. Die Asche ist schon kalt.” „Hmpf..war zu erwarten. Ich komme.” Der Soldat nickte und wendete sein Pferd herum. Ikaros ließ sein Pferd leicht antraben und folgte  dem Mann. Er und einige andere Suchtrupps waren damit beauftragt wurden, die nahe Umgebung nach Spuren zu durchsuchen. Verlassene Lager, Symbole, irgendetwas was ihnen half die Spur aufzunehmen und die Verräter ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Und ausgerechnet hier in diesem alten, stinkenden Wald fanden sie etwas. Der Blick des Anführers streifte einen Baum, etwas aufblitzendes silbernes zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Ein fein gearbeiteter Dolch, offenbar ein Wurfmesser. Beim genaueren Umsehen, blitzten noch dutzende andere ähnlicher Bauart auf. Ein Kampf, schoss es ihm durch den Kopf. „Seht euch die Umgebung hier an. Nehmt alles mit was ihr findet,” sprach er über die Schulter in Richtung einiger Reiter die ihm folgten. „Aye Sir.” Einige Männer stiegen ab und Ikaros hörte das Rascheln hinter sich, als sie anfingen ihrer Aufgabe nachzugehen. Er selber ritt tiefer in den Wald hinein, bis er auf die Lichtung trat. Das gedämpfte Licht der Sonne zeigte ihm einige Feuerstellen. Hier und dort sah man eine liegengelassene Laterne oder Girlande. Beinahe wie ein hektischer Aufbruch. So schien es zumindest Ikaros. Der Solari sattelte ab und ging durch das Gras. „Und? Noch etwas gefunden?”, fragte er einen der Männer. „Aye...dort drüben”, er deutete etwas abseits, „haben wir rot gefärbtes Gras gefunden. Blut. Vermutlich also eine Verwundete.” Das passt zu den Messern im Wald, dachte der Anführer der Solarikrieger und nickte kurz. „Desweiteren haben wir diese Brosche gefunden.” Der Mann hielt ein kleines Schmuckstück hoch. Silbern und blau war es. Ein auf der Seite liegender Sichelmond. „Ein Lunarisymbol. Es besteht also kein Zweifel mehr..diese Ketzer WAREN hier. Dann wird sich Selena ihnen wohl ebenfalls angeschlossen haben”, knurrte Ikaros leise. „Gut gemacht Soldaten. Packt alles ein was ihr gefunden habt, dann werden wir...”
„Kommandant Ikaros! Kommandant!”, klang die Stimme eines aufgeregten Mannes durch den Wald, begleitet vom Geräusch eines schnaubenden Pferdes und seiner Hufe. Ein Reiter brach aus dem Unterholz hervor, stoppte sein Pferd recht abrupt vor dem Kommandanten. „Ganz ruhig Sonnenwanderer”, sprach Ikaros mit ruhiger Befehlsstimme. Der Soldat stieg aus dem Sattel und salutierte kurz ehe er mit stockender Stimme sagte: „Wir...wir haben das Dorf Sonnenstedt besucht. Nördlich von hier, zwei Meilen...es...”, er schluckte kurz ehe er fortfuhr, „Es ist komplett zerstört wurden. Wir haben nur wenige Überlebende aus den brennenden Ruinen retten können. Wir..wir haben das hier gefunden...” Der Soldat öffnete eine kleine Tasche am Gürtel und holte zwei Abzeichen hervor. Ein Lunarisymbol und ein... „Das..das ist ein Imperialer Löwe”, sagte Ikaros ungläubig. Die kleine Brosche zeigte einen aufrecht stehenden, silbernen Löwen auf schwarzem Grund. Ikaros nahm es in die Hand. „Ich sehe mir das Dorf selbst an. Ich will das diese ganze Lichtung auf den Kopf gestellt wird. Nehmt alles an Beweisen mit, was ihr findet.” „Aye Sir.” „Jawohl.” Ikaros lief zu seinem Pferd und sattelte auf. Zwei seiner Leibwachen schlossen zu ihm auf. Schwer gepanzerte Männer mit Turmschilden und Lanzen. „Vorwärts.” im gestreckten Galopp preschten sie davon.

Nach kurzer Zeit erreichte die kleine Gruppe die Überreste der Palisade des Dorfes Sonnenstedt. Die Felder um das Dorf herum waren niedergetrampelt und verbrannt, scheinbar waren viele Stiefelpaare und Reiter hier entlang gekommen. Rauch stieg in den Himmel und Krähen und andere Aasvögel kreischten und flogen in großer Höhe über den Ruinen. „Sie hatten keine Chance”, sagte einer der Leibwächter und Ikaros nickte stumm. Die meisten Dörfer in der Nähe von Sonnenfels waren nur leicht befestigt. Aus Schutz vor Wildtieren, nicht entschlossenen Angreifern. Sie ritten in das was vom Dorf übriggeblieben war ein. Die meisten Häuser bestanden aus festem Stein. In Solaricum schätzten selbst die einfachsten Menschen die Kunst, so das man oft kunstvolle Verzierungen an den steinernen Wänden fand. Doch jetzt war nichts mehr davon übrig. Fast alle Häuser waren eingestürzt und verbrannt. Was einst vor Leben strotzte, beherbergte nun nur noch Erinnerungen. Der Gestank von verbrannten Fleisch, Rauch und Tod stieg ihnen in die Nasen. Selbst für jemand hartgesottenen wie Ikaros war der Anblick schwer zu ertragen. Überall lagen Leichen herum. Tote Frauen, teilweise komplett entblößt und nackt, lagen auf Tischen und im Dreck. Ikaros sah auch eine Solarikriegerin. Blaue Flecken und tiefe Wunden bedeckten ihren Körper. Bis auf ihre Brustplatte schien man ihr alles genommen zu haben. Ihre toten Augen starrten in den Himmel. Entsetzt, verzogen zu unglaublichen Schmerzen. Der Mann stieg aus dem Sattel und ging zu ihr hinüber. „Das Licht der Sonne schenke dir Ruhe”, sprach er leise und schloss ihre Augen, dann nahm er seinen Umhang ab und legte ihn über sie.
Das Geräusch von einigen marschierenden Stiefeln kam näher. Weitere Solari erschienen und formierten sich, eine von ihnen trat vor. „Kommandant Ikaros...”, die junge Frau salutierte kurz, indem sie mit ihrer Faust auf ihre Brust schlug. „Hauptmann Athena. Was habt ihr gefunden?”, kam Ikaros ohne große Umschweife auf den Punkt. Pflichtbewusstsein und Befehle ausführen, konnte Trauer überdecken.  Die junge Frau straffte ihre Körperhaltung ein wenig bevor sie sprach: „Nicht viel Kommandant. Wir haben diverse Waffen gefunden die eindeutig imperialer Herkunft sind.” Athena winkte einen Soldaten herbei, welcher ein Langschwert und eine Armbrust brachte. Beide waren mit einem imperialen Löwen verziert wurden und beides waren Waffen welche hier im Süden kaum bis gar nicht eingesetzt wurden. „Außerdem wurden sämtliche Kraftsteine mitgenommen wir..wir haben angefangen die Toten zu bergen. Keiner unserer Krieger die hier stationiert waren hat überlebt...aber wir konnten einen Großteil der Kinder in einem nahen Waldstück aufspüren...wir suchen im Moment die nahe Umgebung nach weiteren ab.” Ikaors hörte sich den Bericht regungslos an und nickte schließlich. „Gut Hauptmann. Ich überlasse euch alle weiteren Dinge. Sorgt dafür das die Toten ein anständiges Begräbnis erhalten und bringt die Kinder gut unter. Ich werde diese Waffen und alle Beweise...dem Kriegsrat der Solari vorlegen.” Ein leichtes Raunen ging durch die Anwesenden Soldaten als das Wort „Kriegsrat” fiel. „Kriegsrat?”, fragte Athena vorsichtig nach. „Aye Hauptmann. In dieser Notlage wurde er beschlossen”, antwortete Ikaros regungslos. Der Kriegsrat war eine Versammlung der höchsten Solarianführer. Wie der Name vermuten ließ, beriet man sich hier über mögliche Konflikte, Sondermaßnahmen und schwere diplomatische Verwicklungen. „Wir haben dutzende Krieger verloren, unsere Festung wurde niedergebrannt und jetzt scheint auch noch das Imperium in diese Sache verwickelt zu sein. Bereitet euch auf einiges vor, vielleicht sogar auf einen Krieg. Die Sonne beschützt uns alle! Für die Solari!” Der Kommandant salutierte vor der Menge und schritt zu seinem Pferd. „Für die Solari”, erklang die Antwort der Soldaten, während Ikaros und seine Leibwächter bereits im Galopp in Richtung Sonnenfels waren.

Ein leichter Regen fiel langsam auf die Festung der Solari, Sonnenfels, herab. Schwer zogen die dunklen Wolken über den Himmel, während die Tropfen sich ihren Weg durch die Rüstungen der Wachmannschaften bahnten, welche eisern und entschlossen auf den Mauern standen. Regungslos blickten sie in die Ferne und überwachten das Land, die Speere in der Hand haltend, die Schilde vor sich gegen die Zinnen lehnend. Auch Leona stand auf der Mauer und blickte in die Ferne. „Nichts zu sehen?”, fragte sie einen der Soldaten und jener schüttelte nur den Kopf. „Nein Avatar..alles ruhig.” Ein langer, dunkler Mantel schützte die junge Frau vor Nässe und aufziehender Kälte. „Wenn man fragen darf...”, begann der Soldat vorsichtig und Leona nickte lediglich als Bestätigung, „Wie verläuft der Rat?” Leona seufze resigniert und blickte auf den zerstörten Innenhof der Festung. Verbrannte Holzbalken und anderer Schutt türmte sich nach wie vor dort. Die Toten hatten sie aber endlich alle zur Ruhe betten können. Die Totenlieder klangen schwer in ihrem Kopf und sie brauchte eine Weile bevor sie dem Soldaten endlich antwortete: „Nicht sehr gut..sie rufen nach Krieg nicht nach einer Lösung.” Der Soldat seufzte leise und blickte wieder über das Land. „Als einfacher Soldat habe ich kein Mitspracherecht...aber lasst euch nicht beeinflussen Avatar. Einige der...Ältesten haben eine sehr konservative Einstell...” „Leona? Bist du hier oben?”, erklang die Stimme eines etwas älteren Mannes aus dem Treppenaufgang zur Mauer. Der Soldat brach ab und nahm wieder seine Haltung an, während Leona in Richtung Aufgang ging. „Ja Vater Alexandros”, rief sie, salutierte in Richtung des Soldaten und eilte dann die Treppen hinunter. „Die Besprechung geht weiter Leona...die Ältesten wollen ihren Standpunkt noch einmal deutlicher machen”, sagte Alexandros mit einer gewissen Abneigung. Er war einer der wenigen welche vernünftig blieben und erst über weitere Schritte nachdachte, bevor er blind zum Krieg ruf. Leona rechnete ihm das hoch an. „Nun gut...gehen wir”, sagte der Avatar und straffte sich. Sie musste es schaffen! Sie konnte doch keinen offenen Krieg riskieren! Das würde tausenden Menschen das Leben kosten, etwas was sie nicht verantworten wollte oder konnte. Sie beide liefen über den Innenhof in die Festung hinein, während am Himmel über ihnen eine Krähe durch den Sturm kreiste.

Die große Flügeltür wurde von zwei Soldaten geöffnet und Alexandros trat mit Leona in die große Versammlungshalle ein. Auch hier hatte das Feuer seine Spuren hinterlassen: Die einstmals strahlenden Fresken waren von Ruß und Asche bedeckt, die Banner der Solari hingen in Fetzen von den Decken. Der heilige Schrein und Altar, das Herzstück der Halle war entweiht wurden. Heilige Symbole lagen kreuz und quer vor ihm und das heiligste von Allen, das Symbol der Sonne selbst, war zertrümmert wurden. Bisher war keine Zeit gewesen, für Ordnung zu sorgen. Die Toten hatten oberste Priorität gehabt. Ihre Schritte hallten auf dem Obsidianboden als sie sich zu ihrem Platz begab. In der Mitte der Halle hatte man einen gewaltigen Tisch aufgestellt, Stühle gleich dazu.  Der Tisch war mit Karten, Dokumenten, Gläsern und Amphoren voll gestellt. „Beginnen wir”, sagte Leona laut und hallend durch die große Halle und setzte sich. Ein Blitz durchzog den Himmel draußen, Regentropfen klopften gegen die hohen Fenster.
„Sollten wir nicht auf Kommandant Ikaros warten?”, erklang die Stimme einer Frau zu Leonas Rechten. „Nein Älteste Helena. Ich habe ihm klar zu verstehen gegeben, wann der Rat beginnt.” Außerdem zweifel ich daran, das seine Präsenz die Waagschale zu meinen Gunsten kippen könnte, fügte Leona in Gedanken hinzu. Helena nickte und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Wenn ihr erlaubt Avatar”, erklang nun eine männliche Stimme zu ihrer linken. Ein gewaltiger Mann erhob sich, schwer gerüstet und muskulös. „Fahrt fort Arkantos”, sagte Leona in einem ruhigen Ton. „Nun stellen wir das ganze nochmal klar..” „Fasst euch kurz”, kam der Zwischenruf von Vater Alexandros. Arkantos nickte nur. „Wir wissen aus diversen Quellen und gefundenen Beweisstücken das sich die ehemalige Novizin Selena den Lunari angeschlossen hat. Unseren größten Feinden. Sie ist sogar zum Avatar des Mondes aufgestiegen. Unzählige sind unter ihrer Klinge gefallen, dutzende weitere in den Feuern verbrannt welche sie legte. Meiner Ansicht nach sollten...” „Sollten wir dem Imperium den Krieg erklären”, ertönte die donnernde Stimme eines Mannes. Die Flügeltüren flogen beinahe auf und drei Männer traten ein. „Ikaros..du bist spät”, sagte Leona recht kühl. Zwar hatte sie ihm den Ausbruch verziehen..doch sie vertraute ihm nicht mehr. Seine beiden Leibwächter zogen sich in die Ecken der Halle zurück, während er zum Tisch trat. Mehrere Dinge landeten auf diesem: Eine Armbrust, ein Langschwert und zwei Talismane. „Was hat das zu bedeuten Ikaros? Warum bringt ihr uns imperiale Waffen mit?”, fragte einer der Ältesten. Leonas Magen zog sich zusammen. Sie hatte eine böse Vorahnung. „Meine Männer und ich fanden diese Gegenstände bei unserer Suche in den nahen Wäldern und Dörfern. Diese Waffen und Talismane stammen aus dem Imperium. Der silberne Löwe verrät es. Zudem fanden wir diese Lunarianhänger auf einer Lichtung im nahen alten Wald.” „Und weiter?”, fragte Leona, eine Hand klammerte sich in die Lehne ihres Stuhls. „Das Dorf Sonnenstedt wurde zerstört. Wir haben imperiale Waffen, Abzeichen und Pfeile gefunden.” Eine Totenstille legte sich über den Kriegsrat. Nach wie vor hämmerte der Regen gegen die Fenster, Blitze durchzogen die Nacht. Arkantos fand als erster seine Stimme wieder: „Auf diese Tat kann es nur eine Antwort geben. Ich habe es vorhin nochmal deutlich gemacht und sage es nun noch einmal: Wir müssen in den Krieg ziehen! Diese Taten dürfen nicht ungesühnt bleiben!” Seine Faust donnerte auf den Tisch. „Nein!”, erhob Leona ihre Stimme lautstark und erhob sich. Zustimmendes Gemurmel von einem Teil der Ältesten, sorgten dafür das sie eingreifen musste. „Ich werde nicht erlauben, das wir diesen Kontinent in einem Krieg zerstören!” Arkantos erhob sich ebenfalls. „Du magst der Avatar sein, aber du hast keine Erfahrung in politischen Dingen Mädchen! Das Imperium arbeitet offensichtlich mit den Lunari zusammen! Es ist eine reine Provokation!” „Genug!” Das Geräusch eines Gehstocks welcher auf den Boden geknallt wurde, zusammen mit der starken Stimme von Alexandros ließ den Streit sofort verstummen. „Arkantos vergesst nicht mit WEM ihr sprecht! Verstanden?” Arkantos setzte sich zähneknirschend und murmelte etwas unverständliches. „Und auch du Leona sei nicht zu blind. Wir haben hier Beweise und Tatsachen vorliegen”, er hob die Hand als der Avatar etwas sagen wollte, „aber wir sollten nichts überstürzen. Tatsächlich stimme ich dir zu: Ein Krieg nützt weder unserem Volk noch den Solari etwas. Ich schlage deshalb folgendes vor: Wir entsenden eine Delegation ins Imperium um diese Angelegenheit zu klären. Und um die Dringlichkeit unseres Anliegens zu verdeutlichen, sollst du sie anführen Leona.” „Ihr setzt damit unserem Avatar einer Gefahr aus!”, rief Helena aus und erntete von einigen Zustimmung. „Ein Risiko das wir eingehen müssen..natürlich nur bei deiner Zustimmung Leona.” sagte Alexandros in Richtung des Avatars. Alle Augen schauten sie an, einige flehentlich, andere hatten den Ausdruck „Geh endlich!” Sie erhob sich langsam und blickte durch den Rat. „Habe ich den eine Wahl? Ich werde gehen und dem Imperium einen Besuch abstatten. Ich werde einige Solari mit mir nehmen..sollte ich in drei Monaten nicht zurück sein..” Sie ließ den Satz unvollendet und verließ den Saal, nicht auf die aufflammenden Proteste achtend, die jedoch von Alexandros Stimme teilweise unterbunden wurden.
Ihre Halskette leuchtete auf, als sie in den Regen trat. Im Imperium würde sie Antworten finden. Und dort würde sie Selena finden. Die Wolkendecke brach auf und Sonnenlicht fiel auf den Avatar. Sie schloss ihre Augen, ließ sich von den Sonnenstrahlen durchfluten und stärken. Sie öffnete ihre Augen wieder, sie schienen von innen heraus zu leuchten. „Heilige Sonne...beschütze mich auf meinem Weg.”
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BeitragThema: Re: Buch 1: Sonnenuntergang   Buch 1: Sonnenuntergang EmptyMo 02 Sep 2013, 16:47

Kapitel 9: Der lange Weg

Die grünen Wiesen des Königreiches Weysturn waren ein relativ langweiliger Anblick, fand der Avatar des Mondes. Große, weite Ebenen und nur hier und dort kleine Hügel und niedrige Berge oder auch kleinere Wäldchen ergaben ein abwechslungsarmes Land ohne Höhepunkte. Der gleichmäßige Schritt von Hufen, das Knarzen von Karren begleiteten den Trupp der Lunari welcher sich durch das Land bahnte. Die meisten Straßen, glichen mehr abgetrampelten Feldwegen, als Straßen, was ihr Vorankomme nur noch erschwerte. Nördlich von Weysturn lag das Imperium, doch selbst wenn sie die Landesgrenze passierten war es noch beinahe eine weitere Woche Reisezeit bis ins Herz des riesigen Reiches. Die kleine Gruppe war nun schon einige Zeit unterwegs, sie hatten die in den Bergen lebenden Clans der Rhankars passiert und ebenfalls das Fürstentum Ravendil mit seinen vielen kleinen Flüssen und Teichen. Die größten Städte hatten sie dabei weiträumig gemieden und nur selten waren einige wenige Lunari ausgeritten um Proviant zu besorgen. Laut Ascardia um größere Aufmerksamkeit zu vermeiden.

Selena ging zusammen mit der Prophetin und Yasmin an der Spitze des Trupps. Ihre Pferde führten sie am Zügel neben sich her, damit die Tiere sich etwas schonen konnten. „Ein wirklich langweiliges Land”, sprach Selena in Richtung Yasmin und seufzte. „Ja. In Weysturn passiert nie wirklich viel...ein flaches uninteressantes Land für Wanderer. Das einzige was hier Bekanntheit erlangt hat, sind die Weysturn'schen Schlachtrösser. Angeblich die besten und schnellsten Pferde der Welt”, antwortete jene in Richtung Avatar. Ihre violetten Augen huschten kurz in die Ferne, dann zurück zu Selena. „Wie steht es um deine Wunde?”, fragte Ascardia. „Wieder besser...vielen Dank Prophetin.” Jene nickte nur kurz. „Meine magischen Kräfte sind was das Heilen von Wunden angeht, sehr begrenzt. Ich tat was ich konnte.” „Vollkommen ausreichend. Ich bin es gewohnt”, sprach Yasmin und lockerte sich etwas. Selena war Zeuge der Kräfte Ascardias geworden. Sie hatte die Wunde verschlossen, die Blutung gestoppt. Der Avatar war sich recht sicher, das dies nur ein Bruchteil ihrer wahren Macht war. „Sag Selena..hattest du das Buch gelesen?” „Ja Ascardia. Ich bin nun viel besser im Bilde, was den Mond, seine Riten, seine Gesänge angeht. Aber ein Vers machte mich stutzig.” „Welcher ist es?” Selena räusperte sich kurz und sprach: „Zwei Lichter stehen am Himmel. Ihre Heiligkeit konkurriert zueinander, doch stehen sie im Einklang. Sie zieht vorbei, sie bleiben stehen. Klare Dunkelheit zieht durch die Nächte. Zu zweit stehen sie, vereint und zusammen dann erwachen die verborgenen Mächte.” „Ah dieser Vers. Ich erkläre es dir: Die zwei Lichter stellen die Kräfte des Mondes und auch der Sterne da. Sie wollen sich immer gegenseitig übertrumpfen, wer in der Nacht am hellsten scheint. Aber dennoch bildet sich immer ein Gleichgewicht, selbst wenn der Mond in den dunklen Nächten verschwindet, die Sterne bleiben und leiten uns. Und der letzte Abschnitt...nun er bedeutet nichts anderes als das deine Kräfte in der Nacht des Vollmondes unter dem reinen Himmel am größten sind. Aber mach dir darüber nicht soviele Gedanken. Diese Verse sind teilweise uralt.” Aufmerksam hatte Selena gelauscht und nickte dann schließlich. „Ich verstehe.”
Der Avatar blickte nach vorne und endlich etwas Abwechslung in der Landschaft. Ein kleiner Wald, etwas abseits des Weges. Ihre letzte Rast war schon einige Zeit her und die Sonne ging ebenfalls langsam unter und der Mond trat an den Himmel, von daher hob sie ihren Arm und die Kolonne blieb recht abrupt stehen. „Ich würde vorschlagen wir schlagen hier ein kleines Lager auf und bleiben die Nacht über hier.” „Klingt nach einer guten Idee. Alle Mann absatteln. Lasst die Pferde ausruhen und schlagt ein provisorisches Lager auf”, rief die Prophetin über ihre Schulter und die Lunari begannen daraufhin auch mit ihrer Arbeit. „Ich werde den Wald etwas auskundschaften”, sagte Yasmin zur Prophetin und sie nickte. „Ich begleite dich”, warf Selena eilig dazwischen. Besser im Wald zu sein, als hierzubleiben und sich nutzlos zu fühlen. Alles was sie tun musste, war studieren und lernen. Im Moment aber...wollte sie lieber etwas nützlicheres für die Allgemeinheit tun. „Ich kann dir diese Entscheidung nicht abschlagen..aber passt auf”, seufzte Ascardia leicht. „Na gut...komm mit”, sprach Yasmin leise und pirschte in den Wald hinein, dicht gefolgt von Selena. „Mhm...Yasmin man sollte dich im Auge behalten”, murmelte die Prophetin leise in sich hinein und widmete sich dem Aufbau des Lagers.

Die beiden Frauen liefen durch den ziemlich lichten, offenen Wald darauf achtend so wenig Geräusche zu verursachen wie möglich. Nur selten hingen die Äste von den Bäumen, oft genug schien der Mond durch das Blätterdach. In den Ästen liefen von Zeit zu Zeit einige Eichhörnchen herum, ein paar Eulen und Kreaturen der Nacht klangen in der Ferne und einmal meinte Selena sogar einen gewaltigen Hirsch zu erspähen, welcher sie beobachtete. „Eine Lichtung davorne”, sagte Yasmin leise und verschwand zwischen den Bäumen, während Selena auf die Lichtung trat, eine Hand an ihrer Waffe. Die Lichtung erinnerte die junge Frau an den alten Wald, nahe Sonnenfels. Kleinere Flüsse flossen langsam zu einem ziemlich großen und scheinbar auch tiefen Teich, in der Mitte der Lichtung. Einzelne vom Wasser glatt polierte Steine ragten heraus. Mit einem Mal fühlte sich Selena so unglaublich staubig und dreckig. Der Staub der Straße, hatte sich tief durch ihre Rüstung gefressen. Von der Hitze die sie während des Tages zu spüren bekamen ganz zu schweigen.
„Die Luft ist rein. Hier ist  nichts und niemand weit und breit”, sprach Yasmin leise von hinten und verschränkte ihre Arme locker. „Gut...dann überrascht uns hier niemand. Ehm..Yasmin? Kannst du dafür sorgen...das mich niemand stört?” „Wie du wünschst”, antwortete die Assassine und ging zurück zwischen die Bäume. Selena atmete erleichtert auf und streckte sich ausgiebig. „Endlich...einmal Ruhe haben”, dachte sie und begann ihre Rüstung nach und nach zu öffnen und abzulegen. Rüstungsteil um Rüstungsteil fand seinen Weg ins weiche Gras, ihre Sichel legte sie nahe ans Ufer um im Fall der Fälle daran zu kommen. Nackt wie sie nun war, ließ sie sich in das kalte Wasser treiben. Sie streckte ihre Arme aus und schloss die Augen, genoss wie das kühle Nass ihr eine Gänsehaut verlieh und sie vom Schweiß und Staub reinigte. Ihre Gedanken schweiften ab. Was Leona wohl grade machte? Wo sie wohl war? Ob es ihr gut geht? Sie öffnete ihre Augen und blickte in den Sternenhimmel. Der Mond war gut sichtbar und schien direkt auf die Lichtung „Es ist alles eure Schuld Solari...wenn ihr nicht so verblendet wärt...wäre alles anders gekommen.” Eine schwere Bitternis erfüllte ihr Herz. Alles was sie im Moment wollte, war es den Avatar der Sonne in Armen zu halten. Selbst ihre Träume waren erfüllt von Sehnsucht. Schon bald...schon bald würde alles wieder gut werden. In einigen ihrer Tagträumen hielt sie Leona fest in den Armen und ihr Anhänger begann daraufhin zu leuchten und zu schimmern. Mutter Mond verstand ihre Wünsche...und sie werden in Erfüllung gehen!

Ein leises Rascheln, als würde Wind Laub aufwehen, war das einzige Geräusch welches Yasmin verursachte als sie ins Geäst einer der massiven Bäume um die Lichtung herum kletterte. Dann verharrte sie und nur ihre Augen bewegten sich sachte hin und her. Und auch wenn sie es eigentlich vermeiden wollte, einen kurzen Blick auf den nackten Körper des Avatars, welcher sich im Mondlicht beinahe verführerisch abzeichnete, konnte sie sich nicht verkneifen. „Ziemlich hübsch”, murmelte sie leise wie ein Windhauch ehe sie sich zur Ordnung rief und die Sträucher beobachtete. Das Knacken eines Astes und recht schwere Schritte schreckten sie auf. In einer einzigen eleganten Bewegung glitt sie vom Baum herunter und zog ihre Schwerter. Wer auch immer kommt, er würde schnell wieder gehen. Sie verschmolz mit den Schatten der Nacht, bewegte sich flink und elegant ohne dabei das kleinste Geräusch zu verursachen. Angestrengt blickte sie sich um und versuchte sich zu konzentrieren. Die besten ihrer Zunft, waren in der Lage zu spüren von wo eine Bewegung kam. Eine Fähigkeit die sie nie gemeistert hatte, welche jetzt aber ungemein praktisch wäre. Ein Hirsch sprang aus einem der Büsche hervor und floh in den Wald hinein. „Ein Hirsch?”, dachte Yasmin flüchtig. „Nein kein Hirsch...die Schritte waren zu schwe...”

Grade rechtzeitig riss sie ihre Klinge hoch und mit einem Klirren traf ein Dolch auf das Metall. „Vorwärts Männer! Schnappt sie euch!” Banditen! Sie musste Selena warnen. Einige massige Gestalten traten durch die Büsche. Ihre Kleidung war abgerissen, teilweise mit altem Blut beklebt. Die meisten trugen Lederpanzerungen um ihrer Brust und waren mit Äxten oder Schwertern bewaffnet. Yasmin steckte eilig eine Klinge zurück in die Scheide und griff sich zwei Wurfmesser. Wahllos schmiss sie diese in Richtung der Räuber und machte eine Kehrtwende. „Hinterher! Holt sie euch!” Elegant sprang die junge Frau über Äste, Sträucher und Wurzeln hinweg, versuchend die Banditen hinter sich zu lassen. Es war scheinbar eine ganze Bande, immer mehr Stiefelpaare waren zu hören und immer mehr Stimmen mischten sich in die Geräusche des Waldes. In der Dunkelheit kamen sie nur schleppend voran, was Yasmin in erster Linie an lauten Flüchen erkannte als einer von ihnen stolperte oder sich verhedderte.
Sie sprang auf die Lichtung, rollte sich ab und richtete sich auf. „Yasmin! Was zum..?!” Mit einigen kräftigen Zügen war Selena am Ufer und griff sich ihre Waffe, zog sich eilig ihr Untergewand an. „Banditen.” Kaum hatte sie das Wort ausgesprochen, knackte es im Unterholz und die Männer traten heraus. „Haha..zwei Fische im Netz. Und dann auch noch zwei äußerst anziehende”, pfiff einer von ihnen und hob seine Waffe. Selena schluckte ihren aufkommenden Zorn hinunter und rief: „Ihr steht vor dem Avatar des Mondes. Wagt es Hand an meine Freundin oder mich zu legen..und Mutter Mond wird euch vernichten.” Sie war sich sehr bewusst, das ihre Worte relativ lächerlich klingen mussten. Eine halbnackte Frau die damit droht Avatar des Mondes zu sein. „Schnappt sie euch! Alexandros bezahlt uns einen guten Bonus wenn wir sie lebend kriegen!” Alexandros? Die Banditen bildeten einen Halbkreis und drängten die beiden Frauen in Richtung des Sees zurück. „Wurdet ihr von Solari angeheuert?”, fragte Selena und hob ihre Waffe. „Von einem Mann namens Alexandros wenn du es wissen willst Schätzchen.” „Selena! Pass auf!”, rief Yasmin und der Avatar hob die Klinge zur Abwehr. Ein Bandit hatte sich von der Seite herangeschlichen und holte mit seiner Axt aus. Stahl traf auf Stahl. Die Wucht beförderte Selena auf den Boden, auf dem Rücken blieb sie benommen liegen. „Sieht noch jungfräulich aus..findet ihr nicht?” Raues Lachen ertönte was je erstarb und zu einem Gurgeln wurde. Selena blickte hoch und ein Dolch steckte in der Kehle von einem der Räuber. „Wagt es nicht..so über den Avatar zu reden”, sagte Yasmin mit einer kalten, unbarmherzigen Stimme. „Tötet die Schlampe!” Die Männer stürmten nach vorne und der Tanz begann. Yasmin sprang und drehte sich durch die Reihen der Räuber, fügte Wunden und Schnitte zu, achtete gar nicht darauf ob ihr Gegenüber nur am Boden lag oder Tod war. Doch hatte sie die rohe Kraft und Masse unterschätzt. Eine Axt traf sie am Bein und sie stöhnte schmerzerfüllt auf, ihr Tanz wurde langsamer. Ein weiterer Stich in ihren Arm von einer Schwertklinge. Es wurde immer schwerer die auf sie einschlagenden Waffen und Fäuste abzuwehren oder auszuweichen.
„Yasmin!”, rief Selena welche sich aufgerappelt hatte. Sie holte mit ihrer Mondsichel aus von der Spitze her schossen mehrere Lanzen aus reinem silbernen Licht in die Reihen der Banditen. Männer wurden durchbohrt, gegen die Bäume geschmettert. „Sie ist es! Sie ist es wirklich! Tötet sie!” Selena schloss ihre Augen, sammelte die Kräfte des Mondes in sich. Ihre Klinge erstrahlte in einem hellen Licht. Sie sprang vorwärts und ihre Klinge schnitt durch Stahl, Leder und Fleisch. Unbarmherzig, gnadenlos. Ihre Augen erstrahlten im hellen Mondlicht, als die Kräfte durch ihre Adern flossen.

„Lauft um euer Leben! Oder..ihr werdet den Sonnenaufgang nie wieder sehen!”, rief Selena mit leicht hallender Stimme. Einige der Banditen ergriffen die Flucht, wahllos rannten sie in den Wald hinein. „Selena..”, murmelte Yasmin leise. Sie hatte sich nicht weit entfernt hingesetzt und versorgte grob ihre erhaltenen Wunden. Der Rausch der Macht verebbte langsam, Selenas Augen verloren das helle Strahlen.  Sie schüttelte ihren Kopf und blickte zu Yasmin. „Alles in Ordnung bei dir?” „Alles bestens”, die Assassine nickte in Richtung der übrigen Banditen und nahm ihr Schwert in die Hand.
Ein großer Kerl, muskulös und einen für Räuber recht gepflegten Bart tragend, trat vor. Lange, schwarze Haare waren zu einem Zopf gebunden. In seinen Händen trug er ein imperiales Langschwert. „Ihr wolltet wissen ob uns Solari geschickt haben?”, fragte er ruhig und Selena sowie Yasmin nickten beide. „Dann lautet meine Antwort: Ja. Vater Alexandros der Kopf der Solari schickte uns euch zu töten oder gefangen zu nehmen.” Die beiden Frauen sahen sich an, blickten dann zurück zum Anführer. „Hat er noch irgendwas gesagt?”, fragte Selena nach und senkte langsam ihre Klinge. „Nein. Er versprach uns genügend Gold um über die Runden zu kommen.”  Der Anführer blickte auf einen der Räuber, welcher von Mondlicht aufgespießt an einem der Bäume hing. „Warum erzählst du uns das so bereitwillig?”, sprach Yasmin und erhob sich wieder, das Schwert noch in der Hand haltend. „Weil ich eindeutig sehe, das wir keine Chance und Wahl haben. Entsprechend erzähle ich euch lieber alles, um euch dann um Gnade zu bitten.” Er ließ sein Schwert fallen, die übrigen Räuber die neben ihm standen taten es ihm gleich. Sie knieten nieder. „Ich weiß nicht mehr über Alexandros. Ich weiß auch nicht warum der Kopf der Solari, ausgerechnet uns eine einfache Bande anheuert. Aber dennoch bitte ich um..Gnade.” „Ihr kommt mit uns und ich entscheide im Imperium was mit euch geschieht”, antwortete Selena beinahe umgehend und senkte ihre Klinge. „Wenn ihr uns verratet, werdet ihr sterben. Yasmin wird ihrer Aufgabe dahingehend gewissenhaft nachgehen. Wenn ihr euch beweist und Mutter Mond gnädig stimmt..überlege ich mir euch am Leben zu lassen. Und nun geht zu unserem Lager und unterwerft euch den dortigen Lunari.” Selena deutete in die Richtung ihres Lagers und die Banditen erhoben sich. „Ich danke euch Avatar des Mondes. Meine Männer und ich werden euch nicht enttäuschen.” Die übrige Räuberbande ging davon, nahmen ihre Verletzten oder Toten dabei mit. Die einzigen Geräusche die zu hören waren, war das schwere Knacken im Unterholz als sie sich ihren Weg bahnten. Yasmin sah zu Selena. „Warum?” „Jeden den wir aus den Händen der Solari reißen können, ist ein Gewinn für uns.” Außerdem klebt schon soviel Blut an meinen Händen, setzte sie in ihren Gedanken hinzu. „Wie du meinst”, erwiderte Yasmin und lächelte kurz. „Wir sollten wohl auch zurück..aber zuerst..”, ein Finger der Assassine strich über den nackten Oberschenkel des Avatars, in ihren violetten Augen funkelte der Schalk, „solltest du dir vielleicht etwas anziehen. Die Banditen folgen dir wohl in erster Linie mehr...deswegen.” Der Finger der Assassine drückte in ihre Brust. Selena blickte an sich hinab, Schamesröte schoss ihr ins Gesicht. Ihr Untergewand war im Handgemenge an einigen Stellen zerrissen und aufgeschlitzt wurden auch an einer sehr unpassenden Stellen an ihren Brüsten. „Ich warte im Lager auf dich”, sprach Yasmin mit einem leisen, freundlichen Lachen und lief in den Wald hinein. Selena brach auf die Knie und seufzte tief. Nie wieder schwimmen außerhalb von Städten in irgendwelchen Wäldern, dachte sie während sie ihre Rüstung einsammelte und sich anzog.
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