Revolution - Mission 1.: "Simulativer Neubeginn"

Einem Schockzustand gleich verlor Elena in dem VR-Stuhl ihr Bewusstsein. Es war weniger angenehm als bei den Einzelsimulationen... kurz darauf verschwand aber dieser dunkle Schleier vor ihren Augen und das leise zirpen einiger Grillen drang an ihr Ohr. Ihr war etwas schwindelig...
Sie befanden sich zwischen einigen Bäumen in freie Natur, zumindest wurde ihnen das vorgegaukelt. Wie auch in den Einzelsimulationen war auch diese äußerst real und man hätte schon nach Indizien suchen müssen um zwischen Realität und Programm unterscheiden zu können.
Elena schaute kurz an ihr herab, sie trug ihren Catalyst Anzug... Sie schaute kurz zu den Anderen in ihrer Gruppe, bevor sie sich etwas umsah. Etwas entfernt konnte sie die Umzäunung erkennen welche Havering erwähnt hatte. "Ok, gut. Dann warten wir erst mal bis die erste Gruppe etwas von sich hören lässt.", meinte Elena und ließ ihre Schultern kurz kreisen. Sie freute sich innerlich irgendwie, könnte cool werden.

"Da!", murmelte Jack, die bereits die Kartendaten auf ihr Display rief. Die Striemen unter ihren Augen erwachten zu flackerndem Leben als sie die Bilder direkt in ihre Pupille projizierten. Die Daten schienen unvollständig zu sein. Wahrscheinlich sollte das den erschwerten Scan simulieren. Gefängnisse wurden eben nicht erbaut, um einfach so ausspioniert zu werden. Bleiplatten alleine reichten schon aus, um einen gewissen Teil eines Orbitalscans verschwimmen zu lassen. Dazu kam dann einfach noch, dass Wände und Decke des Gebäudes sehr dick waren.
Mit ein paar schnellen Bewegungen ihrer Finger fütterte Jack ihre Recheneinheiten mit den Daten des Gebäudes, die sofort damit begannen mögliche Routen durch das Gebäude zu errechnen. Während des Einsatzes würde sie die Daten auffrischen.
Als das getan war überprüfte Jack ihre Waffen und ihre Ausrüstung. Alles war an Ort und Stelle. Es konnte losgehen.

Es war nicht die erste Simulation, die Caleb erlebte, aber an diesen häßlichen Schock beim betreten würde er sich wohl nie gewöhnen. Er schüttelte die Schlieren, die sein Bewußtsein vernebelten, gewaltsam ab und sah sich um, wobei er instinktiv nach Deckungsmöglichkeiten suchte. Eine leise Verwunderung konnte er dabei nicht ganz vermeiden - hatte er sich so schnell an diese Missionen gewöhnt, daß er beim betrachten der Natur automatisch an so etwas dachte?
Dann konzentrierte er sich aber doch auf die vor ihnen liegende Anlage und begann, die feindlichen Stellungen mit seinem Nachtsichtgerät auszukundschaften. Vor allem interessierten ihn die Standpunkte und Patrouillenrouten der Gegner. Jedes Mal, wenn er einen der leuchtenden Schemen erfaßte, wurde er automatisch markiert und von da an als Punkt auf seinem HUD dargestellt, mitsamt einem Richtungspfeil und der ungefähren Entfernung.

Das Gefühl, wenn er eine Simulation betrat erinnerte ihn immer ein wenig an den Absprung über dem Narcostaat, in diesem Moment in dem sich sein Fallschirm geöffnet hatte. Es fühlte sich nur genau anders herum an. Als fiele man nach oben. Er schüttelte den Kopf, eine kurze, scharfe Bewegung, wie als wolle er den Gedanken physisch abschütteln. Ymir's silberner Helm folgte der Bewegung und es fühlte sich an, als trüge er den Anzug tatsächlich. Er schickte eine kurze Kommunikationsanfrage an den Scharfschützen, der sich bereits daran gemacht hatte ihr Ziel auszuspähen. Sobald dieser sie bestätigte würden die markierten Ziele auf dem virtuellen Display, durch das er die Welt jetzt wahrnahm auftauchen.
"Dann woll'n wir mal," sagte Dan mit ruhiger und fester Stimme an seine Teammitglieder gewandt während er einen relativ kompakten Raketenwerfer von seiner Schulter nahm und ihn so vor sich hielt, dass alle ihn sehen konnten. "Ich hab' euch gebeten bei der Ausrüstungsauswahl beim betreten der Simulation eins dieser Babies als Zusatzausrüstung mitzunehmen. Raptor Z-2. 'Ne 'Fire-and-Forget'-Waffe. Sobald die Rakete abgefeuert is', findet sie ihr vorher markiertes Ziel eigenständig. Darüber sorgfältig zu zielen müsst ihr euch also absolut keinen Kopf machen", sagte er mit einem Grinsen, dass unter der Maske seines Anzuges verborgen blieb. "Das Markieren wird unser Scharfschütze hier übernehmen, während er nach nem guten Angriffspunkt für uns sucht. Wird sicher stellen, dass wir direkt die Aufmerksamkeit der ganzen Anlage ham und sorgt gleichzeitig dafür, dass wir direkt einige Sachen los werden könn' die uns später Ärger machen würden."
Ein in silbernes Metall gehüllter Finger klopfte gegen den Helm seines Anzuges, während er hinzufügte "Dafür werdet ihr einen Kommunikationskanal öffnen müssen, einen der über Ambient Field Communication läuft. Funktioniert nur, solang wir nah genug zusammen bleiben, aber dafür kann auch sonst keiner mithör'n."
Er machte eine kurze Pause. "Da sich das ändert sobald wir zu nah an unsren Gegner sind, sollt'n wir nur mit Codenamen übereinander reden. Der Daumen seiner Hand zeigte auf die breite Brust seiner Rüstung. "Blizzard".

Blair verschwendete nicht viel Aufmerksamkeit an den Start der Simulation. Sie hasste die Dinger eh, also musste sie nicht noch mehr Gründe dafür finden. Schließlich stand sie dort, zusammen mit dem Rest ihrer Gruppe. Wie Dan gewünscht hatte, hatte sie einen Raketenwerfer mitgenommen. Fire and Forget. Na, immerhin. Sie war keine besonders gute Schützin. Ihre Gebiete waren nun mal der Nahkampf und - verfickter Weise - das Heilen. Aber sie würde mit der Raptor Z-2 schon irgendwie zurecht kommen.
Als Dan dann jedoch Codenamen ansprach, rollte sie kurz mit den Augen. Wozu? War doch nur ne Simulation. Doch sie wagte es nicht, das laut auszusprechen. Simulation hin oder her, von ihr wurde erwartet, sich wie bei einer echten Mission zu verhalten, also würde sie das auch tun. Trotzdem überlegte sie einen Moment als Codenamen 'Fuck off' zu verwenden. Aber das war selbst ihr zu albern.
"Dann bin ich Knockout", meinte sie. Auch wenn die Anderen sicher etwas nehmen würden, dass zu ihren Fähigkeiten passte, so wäre es sicher nicht klug, den Gegner gleich wissen zu lassen, wer hier die Ärsche der Anderen wieder zusammenflickte. Vorrausgesetzt, die ließen sich treffen. Blair hoffte natürlich, dass sie es nicht taten.

Mittlerweile war Dakota schon so oft in einer Simulation gewesen, dass ihm das daraus resultierende Gefühl nichts mehr ausmachte. Er blickte sich kurz um. Natürlich. Er war genau da gelandet wo er hatte landen müssen.
Ohne lange zu zögern ging er in die Hocke und holte sein Tablett raus. Er schaltete es ein und nur wenig später konnte er bereits auf alle Daten zugreifen die er benötigte. Seine Aufgabe war es in dieses Gebäude reinzukommen.
Mit ernster Miene betrachtete er den Situationsplan, der als 3D Hologramm sichtbar wurde. Er drehte und wendete es geschickt, um den besten Einstiegsort zu finden.

"Hier", murmelte Jack und wischte mit den Fingern in der Luft herum. Die Pads in den Handschuhen erkannten die Bewegungen und die Projektion in ihren Augen veränderte sich rasant. Eben noch hatte sie den Plan des Gefängnisses gezeigt, nun erschienen dort Daten bezüglich der Verbindungen zum Rest ihres Teams. Die metallenen Streben unter ihren Augen flackerten in rasender Folge als Jack die Verbindungen einrichtete und bombenfest machte. Später würde sie sie abschalten. Keine Sicherheitsmaßnahme hielt ewig stand und mehr als Funkverbindung für die Kommunikation würden sie ja wohl nicht brauchen.
"Das sind die Scans, die wir bekommen haben. Wenn irgendwer Ideen hat, nur her damit."
Kurz flammte Licht auf als Jekaterina sich einen Glostick durch das nach oben geschobene Visier in den Mund schob.

Von der Seite her näherte sich schließlich Uni und schaute eine Weile einfach nur zu, schließlich brach sie aber heraus. "Oben auf dem Dach befindet sich der Hauptverteiler des Lüftungssystemes. Über die linke Hauptleitung kann man durch das Lüftungssystem kriechen, welches einen unter anderem zu den Quartieren der Besatzung führt. Nach ausgelöstem Alarm sollten jene leerstehend sein.", erklärte sie.
Elena neigte mit angehobenen Brauen ihren Kopf zu Uni, der Blick der sie dabei traf war mehr als nur fragend. "Eh... Sagen wir es so, ich bin nicht zum ersten mal hier.", erklärte jene sich dann auf diese Reaktion. Elena schüttelte kurz den Kopf... naja, das wäre wohl auch nicht Sinn der Sache. Bei einem echten Einsatz könnten sie sich nie und nimmer darauf verlassen, dass jemand sich in der Gegend auskannte oder um sonstige Details wusste. Aber was solls... Eventuell hätten sie jenen Einstiegspunkt auch so gefunden. Zumindest für Elena klang die Idee ganz gut...

"Was, mit Codenamen?" fragte Caleb überrascht, während er gerade nach einem geeigneten Angriffspunkt suchte. Einen Codenamen hatte er bislang nie verwendet; es hatte ihn auch noch nie jemand aufgefordert, einen zu wählen. "Na gut... 'Dagger'," sagte er nach kurzem Überlegen. Hinter diesem Wort würde man wohl nicht zwangsläufig gleich einen Scharfschützen vermuten; gleichzeitig war es aber auch eine Waffe, mit der er oft tötete, wenn er keine Aufmerksamkeit erregen wollte. Auf kurze Distanz zumindest.
"Ich glaube, ich hab einen möglichen Angriffspunkt gefunden." sagte er, als er mit der Analyse des Terrains fertig war. Auf seinem HUD hatte er ihn bereits markiert, es war ein gepanzerter Trafo, der vermutlich die Flutlichter auf dem Gelände mit Strom versorgte. Er befand sich in der nordöstlichen Ecke der Anlage, direkt am Schutzzaun, und war damit von beiden Gruppen ungefähr gleich weit entfernt. Mit einem geringfügigen Positionswechsel sollte er aber wohl in der Lage sein, ihn problemlos anzuvisieren, so daß die anderen ihn beschießen konnten.

"Lüftungsschacht. Klingt immer noch besser als Abwasserkanal", murmelte Jack hinter dem Glostick hervor und verschob ihn im Mund von einer Seite auf die andere. Im Grunde gefiel ihr das nicht. Sollten sie nicht besser nach jenen Informationen handeln, die die Simulation ihnen vorgab. Das Lüftungssystem so zu ändern, dass sie damit in der Falle saßen, war für die fähigen Programmierer, die das Militär nun einmal hatte, doch ein Zuckerschlecken.
Vorsichtshalber überprüfte sie trotzdem das Abwassersystem. Es war viel zu klein als dass ein Mensch durchpassen würde. Außerdem ergab der Scan Knubbel in regelmäßigen Abständen, wahrscheinlich Gitter oder Filtrationseinheiten.
"Irgendwelche Gegenvorschläge?"

"Das Abwassersystem ist ziemlich schmal, da würde man eher stecken bleiben...", meinte Uni und legte dann von der Rückseite ihre Hände um die Hüfte von Elena... "Sie ist aber die Schmälste von uns, eventuell könnten wir sie mit genügend Schwung einfach hindurch zwängen.", bei jenen Worten schmunzelte sie über beide Ohren.
Elena hingegen wurde kurzzeitig hochrot, riss sich dann aber mehr oder weniger los und drehte sich mit einem beinah dabei um. "Sonst ist aber noch alles klar oder? Simulation oder nicht... wenn ihr erwartet, dass ich durch Kacke krieche habt ihr euch aber geschnitten!", brachte jene ihre Empörung zum Ausdruck, die Arme dabei in abweisender Haltung vor der Brust verschränkt.
Uni hatte ihr strahlendes Lächeln aber dennoch beibehalten... "Also gut, dann haben wir wohl sonst keine andere Wahl?"

"Inkorrekt", sagte Dakota, der mittlerweile eine kleine Tastatur ans Pad geschlossen hatte. Da die Geräte ganz von sich aus vor ihm schwebten, konnte er bequem im Stand darauf herumtippen.
"Erstens ist es nicht der Sinn der Sache Wissen zu benutzen, das wir nicht wirklich haben. Abgesehen davon ist der Lüftungsschacht mit dem Risiko behaftet, dass wir vergast werden. Der Hochsicherheitstrakt verfügt über das TDS. Ein Sicherheitssystem, das sich nach drei Minuten automatisch aktiviert, wenn der Alarm bis dahin nicht ausgeschaltet wurde. Ich konnte noch nicht herausfinden was im Moment freigesetzt wird, doch wir müssen damit rechnen, dass es giftig ist und unser Nervensystem angreift oder zum Erstickungstod führt. Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher wie weit unsere Anzüge uns davor schützen können. Abgesehen davon halte ich es für ziemlich umständlich in unseren Anzügen durch einen Lüftungsschacht zu kriechen. Geräusche können uns verraten und wir stünden schneller unter Beschuss als uns lieb wäre.
Ich schlage daher vor, wir benutzen eines der Fenster als Einstiegsluke. Die Fenster des Gebäudes sind bis auf wenige Ausnahmen nicht aufzubrechen, um das Glas aufzubrechen bräuchten wir einen Panzer. Jedoch gibt es insgesamt vier Fenster, die als Notausgänge fungieren. Sie sind mit einer Sicherheitstechnik verschlossen, die ich in einem Zeitraum von ungefähr zwei bis fünf Minuten knacken kann. Kommt auf die aktuelle Version des Schliessprogrammes an, sollte aber nicht weiter ein Hindernis sein. Wo es Notausgänge hat, gibt es auch Feuerleitern, deren Mechanismus ebenfalls geknackt werden muss. Alles in allem sind wir so aber sowohl schneller wie auch heimlicher."
Während er gesprochen hatte, verdeutlichte er seine Aussagen natürlich anhand des Hologramms, das über seinem Tablet schwebte. Jedoch schaute er dabei seine Teamkollegen kein einziges Mal an, sondern ging einfach davon aus, dass sie ihm zuhörten.

"Boah, nee... und die erste Gruppe kommt ebenfalls nicht in die Gänge.", sprach Elena und winkte anschließend ab, bevor sie sich zur Seite drehte und einfach davon tapste. Uni hob ihre Hand, wollte noch fragen was los wäre... aber schließlich ließ sie es wieder bleiben. Was stimmte denn jetzt wieder nicht? War das so beleidigend gewesen...?
Elena hatte die Arme vor der Brust verschränkte und spazierte, in einigem Abstand innerhalb des Waldstückes und in Sichtweite des Zaunes entlang. Die ganze Bande bestand aus Flaschen... hätte man sie in eine Kiste gesteckt wären sie als Leergut durchgegangen. Sie ärgerte sich tierisch über dieses hin und her... Alleine zu arbeiten war ihr Ding, da ging zumindest etwas voran. Hier saßen sie da und warteten wie die Hühner auf der Stange. Hoffentlich würde diese erste Machogruppe bald damit beginnen sich gegenseitig die Stöcke aus dem Hintern zu ziehen und anfangen mit ihrer Arbeit. Elena hob aus ihren Gedanken driftend etwas den Kopf, als sie in einiger Entfernung einen Aufbau am Zaun der Anlage entdeckte... Was hatte sie denn da Schönes gefunden?

Als Elena sich von der Gruppe entfernte, schüttelte Jack nur den Kopf. Die war ja wirklich nicht sonderlich teamfähig. Stattdessen schenkte sie dem Hologramm ihre Aufmerksamkeit. Das Fenster gefiel ihr immer besser. Aus eigener Erfahrung wusste sie, dass die Luft im Radiance selbst für etwa anderthalb Minuten reichte. Der Anzug ließ sich zwar hermetisch verriegeln, verfügte aber über keine eigenen Lufttanks, weil man darauf zugunsten von mehr Rechenkapazität verzichtet hatte.
"Hilft es dir, wenn ich dir die Leistung von meinem Radiance zur Verfügung stelle? Was auch immer du an Programmen laufen hast, ich kann sie zumindest schneller laufen lassen. Und ich kann uns gegen Sicht schützen, zumindest gegen oberflächliche Blicke, solange wir uns im Schatten bewegen. Geräusche sind leider nicht drin."
Jack zog ein Kabel aus ihrem Anzug und hielt es Dakota wie zum Beweis hin, während die Lüftung des Anzugs hörbar einsetzte
"Ich würde lieber keine Aufmerksamkeit erregen."

Als Jack ihn ansprach, wandte Dakota tatsächlich mal den Blick von seinem Pad ab und musterte das Kabel.
"Mhh ... Ja das könnte durchaus klappen", meinte er. "Damit würden wir wertvolle Zeit gewinnen. Und ich bin auf Deckung angewiesen während ich arbeite."
Er nickte kurz.
"Dann brauchen wir nur noch auf Gruppe eins zu warten ..."
Er begann sein Zeug wieder griffbereit im Rucksack zu verstauen, damit er keine Zeit verlor, es wieder auszupacken, jedoch die Hände frei hatte für andere Aktionen.

Bedächtig nickte Blair dem Rollstuhljungen - der jetzt überraschenderweise nicht im Rollstuhl saß... Lag wohl an seinem Anzug - zu, bevor sie die Stirn runzelte, nachdem sie sich selber einen Überblick verschafft hat.
"Ich bin mir nicht sicher, ob das taktisch geschickt ist. Es wird die scheiß Wächter an die Rückseite locken - dorthin, wo vermutlich die andere Gruppe einsteigen wird. Wenn er wirklich die verfickten Flutlichter betreibt gibt uns das natürlich einen gewissen Vorteil in der verdammte Dunkelheit. Trotzdem wäre ich für einen Frontalangriff, um die Aufmerksamkeit dorthin zu lenken."
Sie zuckte mit den Schultern. Im Endeffekt würde sie sich eh der Mehrheit beugen müssen.

Daniel nickte auf Blairs Worte bedächtig: "Wir müssen sicher gehen, dass wir die ungeteilte Aufmerksamkeit der Wachmannschaft bekommen, wenn wir ihnen nur die Lichter ausknipsen reicht das nicht. Glücklichweise haben wir drei von diesen Babies hier zur Verfügung."
Er klopfte mit einer Hand leicht auf den lauf des Raketenwerfers. "Das Torhaus frisst zwei, wir brauchen eh einen Einstiegspunkt, wenn wir später nachkommen wollen und falls die Kommunikation nich' unterbrochen wird müssen wir damit rechnen, dass Verstärkung von außerhalb eintrifft. Dann ist das Torhaus n' recht guter Ort um sich zu verschanzen und die draußen zu halten." Er machte noch einmal eine kurze Pause, während er nachdachte und setzte dann hinzu: "Zwei für's Torhaus, einen für die Stromversorgung. Etwas Dunkelheit wird Team Zwei helfen und wenn wir zeitgleich angreifen, wird sich niemand um den Trafo kümmern, weil sie alle Hände voll mit uns am Tor zu tun haben werden. Geht außerdem davon aus, dass die Flutlichter nicht all zu lang' ausbleiben, vermutlich gibt's n Backup-System." Er grinste unter seinem Visier." Aber eigentlich is das nur gut für uns. Wir jagen den Trafo hoch und direkt danach nehmen wir uns den Haupteingang vor. Unsre' Gegner werden glauben das wäre das Ablenkungsmanöver gewesen und ignorieren die Rückseite komplett."
Er zeigte kurz auf Blair. "Knockout, stell deinen Raptor auf Kanal zwei ein." Er deutete auf einen Stellhebel an der Seite der Waffe. "Er und ich hier", der behandschuhte Finger zeigte auf Emil, "nehmen Kanal eins. Dagger, markier den Trafo für zwei, das Torhaus für eins. Knockout feuert zuerst, 15 Sekunden später sind wir dran. Wenn du Wachen auf der Frontseite erledigen kannst, sobald sie gefeuert hat, tob dich aus. Sobald alle Raketen draußen sind greifen wir an."
Er blickte einmal der Reihe nach in die Gesichter seiner Mitstreiter.
"Passt soweit, oder gibt's noch Fragen?"

Elena näherte sich dem Kasten etwas und hörte dann bereits das doch relativ laute Summen, auch der Zaun gab jenes Geräusch gepaart mit einem gelegentlichen Knistern von sich. Auf der Verdeckung des Kastens war deutlich die Warnung vor Starkstrom zu sehen... Musste ein Trafo für den Zaun sein, oh toll...
So hob Elena ihre Rechte an ihr Ohr um ihre Gruppe anzufunken. Sie kam sich etwas dämlich dabei vor, schließlich war sie eben noch abgehauen. War vielleicht aufgrund ihres Fundus nicht einmal so blöd gewesen...
Schöne Scheiße wenn das Zeichen gegeben werden würde und sie hätten dann den unter Spannung stehenden Zaun zwischen sich gehabt.
"Ehm... Liebe Leute? Ich möchte es ja nicht noch mieser machen als es ist, aber ich würde den Zaun lieber nicht anfassen. Das Ding steht ordentlich unter Spannung, ich habe gerade den Trafo gefunden. Massiver Industriestahl. Ich könnte versuchen das Ding zu schrotten, irgendwie... Soll ich...?", fragte sie über den Funk.

Simulationen waren gefährlich für Menschen, die dort irgendetwas besaßen, was sie in der realen Welt nicht haben konnten. Für manche waren es Online-Spiele, die ihnen irgendwelche Erfolge vorgaukelten, für Emil waren es Beine. Es hatte durchaus eine Zeit in seinem Leben gegeben, da hatte er sich diesem Trost zugewandt, doch das war mittlerweile vorbei. Es wäre gelogen zu behaupten, dass er seine körperliche Lage immer mit eiserner Geduld und Optimismus genommen hätte. Aber im Moment war das unwichtig. Aufgeregt und in freudiger Erwartung ihrer Mission bereitete er seinen Raketenwerfer vor, wie Dan gesagt hatte. Blizzard. Er selbst nannte sich "Wheels". Es gab eigentlich nur ein Problem, das er mit dem Plan hatte. "Wir sollten die anderen warnen, bevor wir schießen", meinte er, sein sorgenvolles Gesicht unter dem Kopfschutz verborgen. "Falls sie zu nahe dran sind. Ansonsten - ich warte auf dein Zeichen."

Daniel nickte auf Wheels' Worte hin leicht mit dem Kopf. "Dagger, wenn du das Ziel markierst, schau dir noch mal kurz die Umgebung an, nich dass einer unserer Freunde in der Nähe steht." Er gab ein kurzes missgelauntes Grunzen von sich. "Wollte eigentlich Funkstille halten, falls möglich, aber wir sollten bei der ersten Simulation besser nich einen von unsren eigenen Leuten wegpusten." Ein leichtes, schiefes Lächeln, dass sich mit Sicherheit auch in seinem Tonfall wiederspiegelte lag auf seinen Lippen, während er hinzufügte: "Macht sich immer so schlecht im Debriefing."

Da Dan selber keine Anstalten zu machen schien, der anderen Gruppe eine Warnung zukommen zu lassen, übernahm Blair einfach diesen Part. Kurz legte sie sich ihre Worte zurecht - darum bemüht, es so formell wie möglich zu halten - bevor sie den Funkkontakt zur anderen Gruppe suchte.
"Haltet euch von dem Trafo fern. Wir werden da gleich darauf feuern, danach werden wir die Aufmerksamkeit auf das Haupttor lenken."
Mit diesen Worten beendete sie die Verbindung auch wieder, um dem Feind so wenig Chancen wie möglich zu geben, den Funk zu entdecken. Dann machte sie den Raketenwerfer bereit und wartete darauf, dass eine Reaktion von der anderen Gruppe kam, dass alle weit genug vom Trafo entfernt waren.

"In Ordnung, Gruppe eins. Elena, komm da am besten weg. Das geht wahrscheinlich schneller als selbst da rein zu gehen", gab Jack durch, wobei sie zwischen den Sätzen die Kanäle umschaltete. Dann ging es ja gleich los, nicht wahr? Den Rumms von dem Generator bekamen sie auf jeden Fall mit. Da musste von Gruppe 1 nicht einmal jemand Bescheid sagen.
"War ja keine schlechte Idee, aber wenn da gleich was in die Luft geht, wimmelts da auch von Wachen."
Der Radiance lief inzwischen auf Hochtouren. Die Batteriepacks am Rücken glühten einmal sanft auf, bevor sich die Luken über den Packs schlossen. Die Lüftung des Anzugs setzte kurz ein und begann dann zu schnurren. Inzwischen hielt sie auch die Tzar in der Hand und stellte sie auf die kleinst mögliche Streuung ein. Der Glostick wurde abgestellt und verschwand wieder in seiner Tasche.
"Dann wollen wir mal."

Elena schaute bei dem Funkspruch auf und machte eher aus Reflex ein paar Schritte zurück. "Ernsthaft...?", fragte sie eher mit Ungläubigkeit in ihrem Gesicht stehend. Tja, mit einer Antwort auf die Frage rechnete sie wirklich nicht, damit brachte sie eher ihre Gedanken laut zum Ausdruck. Ok... gut... sollen sie nur... Vorher würde sie sich aber aus dem Staub machen wie angeraten, sie hatte keine Lust auf so eine dämliche Art und Weise aus der Simulation auszuscheiden. Ausgefallen durch eigenen Beschuss mit Explosivgeschossen oder so, jedenfalls wäre es peinlich. Nicht nur für sie... auch für das Team. Das Team... oh Gott...
Elena verfiel in einen Lauf und hastete durch den Wald zurück zu der Stelle, von wo aus sie ihren nächtlichen Spaziergang gestartet hatte. Dort wo die Anderen ihrer Gruppe warteten. Schließlich kam sie bei jenen an und atmete kurz durch... "Ok, kann losgehen. Zweite Gruppe sind alle vollzählig und auf Abstand.", sprach sie dann über den Funkkanal welcher für beide Gruppen hörbar war.
Sie würde nicht darauf eingehen zu erläutern wieso sie sich zu einem "Spaziergang" entschieden hatte... aber hey, irgendwie gut getan hatte es schon.

Caleb wartete noch, bis die Bereitschaftsmeldungen der anderen Gruppe zu hören waren, dann legte er seine Waffe an und zielte auf den Trafo. Gesehen hätte er diesen auch mit den Sichtgeräten in seinem Anzug, aber nur sein Präzisionsgewehr hatte diesen abartig starken Zoom, der es ihm ermöglichte, die Rostflecken an der Außenhülle des Trafos zu zählen. Oder es ermöglicht hätte, wenn da welche gewesen wären. Er schaltete den Laserpointer hinzu, der einen winzigen roten Punkt auf die metallene Oberfläche zauberte, kaum größer als ein Staubkorn. Die Wachen da drüben würden ihn nur mit Mühe entdecken können, doch für die Zielsensoren der Raketenwerfer war er ein bißchen wie ein strahlendes Leuchtfeuer in der Dunkelheit der Nacht.
"Eingerastet," meldete er nach einem kurzen Moment. "Könnt loslegen!"

Blair beließ es dabei, Caleb kurz zuzunicken, bevor sie den Raketenwerfer auf das Ziel, den Trafo, richtete und dann schoß. Der Rückstoß war etwas stärker, als sie erwartet hatte, so dass sie kurz wankte, doch schnell fing sie sich wieder, während sie beobachtete, wie die Rakete zielgenau den Trafo erreichte. Im gleichen Moment erlosch das Licht, dass das Außengelände der Anlage beleuchtet hatte. Zufrieden lächelnd wandte sie sich nun an die Anderen, darauf wartend, dass diese ebenfalls ihre Waffen abfeuerten.