[MSG] Goddess' Quest

Nachdenklich sah Chen Lu den Mann an, ehe sie zusammen fasste, was sie verstanden hatte.
"Das heißt also, das sich jemand zu diesem Tempel begeben soll, um dort in Erfahrung zu bringen, wie man das Ganze, dieses... Ende von allem... aufhalten kann? Und da Ihr uns dies erzählt, ist es euer Wunsch, dass wir uns dieser Aufgabe annehmen?"
Ihre Stimme klang zweifelnd. Sie war sich nicht sicher, ob ihre kleine Gruppe dafür ausreichen würde - wenn denn überhaupt sich jemand von ihnen sich dafür bereit erklärt. Sie selbst zweifelte, dass sie in der Lage wäre, irgendetwas herauszufinden, doch wenn der Magier, dieser Calvin, sich dem ganzen würde widmen wollen... Sie hatte das Gefühl, dass er von allen am ehesten würde herausfinden können, was vor sich ging und sie war bereit, ihm Mings Aufzeichnungen zu überlassen und sich fortan dazu zu verpflichten, ihn zu beschützen. Denn das war es doch, weshalb sie losgezogen war: Um denjenigen zu beschützen, der der ganzen Sache auf den Grund ging.

"Mein Wunsch... mein Wunsch zählt wenig in alledem", antwortete der Greis, nun nachdenklich, fast philosophisch, "Und eine solche Aufgabe könnte ich niemandem erteilen. Sie wäre zu groß für einen jeden Sterblichen. Wenn ich euch aussenden würde, dergleichen zu tun... vermutlich würde ich euch in den Tod senden. Warum ich euch das alles trotzdem erzähle? Seht euch um hier!" Er wies mit weiter Geste des Armes auf die versammelte Flüchtlingsschar, die sich im Tempelinneren zusammen drängte. "Wenn es jemandem hier gelingen könnte, dann euch hier. Ihr alle habt bewiesen, dass... mehr an euch ist, als das Auge sieht. Dass ihr mehr seid als bloße Soldaten, als Arme, die Waffen zu führen verstehen. Ihr habt für diese Leute hier gekämpft... unaufgefordert... selbstlos. Jeder von euch besitzt ein edles Herz. Und um das Übel aufzuhalten, das Ruhta bedroht, wird es eines edlen Herzen mehr noch als eines starken Arms bedürfen. Wenn ihr diese Bürde auf euch nehmen möchtet... wenn ihr weiter für diese Welt kämpfen möchtet... ganz gleich des Preises, den es zu zahlen gelten wird, dann will ich euch mit allem helfen, was mir zur Verfügung steht. Aber euch darum bitten, es zu tun... es wäre mehr, als man von selbst dem größten Helden verlangen kann."

War das wirklich sein ernst...? Sie hatten vermutlich noch Glück gehabt wirklich unbeschadet aus der Sache hier heraus zu kommen und jetzt sollen sie zu Weltenrettern werden?!
Erza spürte dumpf ihren beschleunigten Herzschlag, einzig und allein die Gefahren dessen in ihren Gedanken. Sie war nur eine einfache Soldatin... eine Gardistin Avalons und selbst damit nicht gerade die Erfahrenste. Sie war kein solch mächtiger Krieger wie Thjuren... nicht derartig geschickt und schnell wie Chen Lu... nicht im geringsten magisch begabt so wie Calvin... Sie gehörte ganz einfach nicht hier her! Erza suchte nach ihrem Vater... sie wollte ihn einfach nur finden und nicht bei dem Versuch sterben eine Weltenretterin zu spielen. Sie spürte einen kalten Schauer über ihren Rücken gleiten...
Sie war keine Heldin, in ihr steckte auch nicht das woraus Helden gemacht wurden. Ein derartiger Held hätte es jetzt nicht mit purer Angst zu tun bekommen. Ein Held wäre jetzt aufgestanden, hätte irgendwelche selbstsicheren Worte gesprochen und sich dem Unerwarteten gestellt. Ein Held hätte sein eigenes Wohl und seine eigenen Ziele völlig hintan gestellt und hätte getan was jener zu tun hatte... Ein Held hätte nicht lange überlegt, keinerlei Zweifel gezeigt, für jenen wäre die eigene Unversehrtheit  absolut Zweitrangig. Er half dort wo es ging... dort wo er konnte.
Erneut spürte Erza eine Gänsehaut unter ihrer Kleidung, jedoch diesmal nicht aufgrund ihrer Sorge und Angst... Was hätte ihr Vater an ihrer Stelle getan? Er war solch ein grandioser Krieger... und ein noch viel besserer Soldat. Etwas von dem Erza noch immer träumen konnte.
Sie wusste genau was er getan hätte... daran gab es keinen Zweifel. "Den Tod als Gewissheit... Geringe Aussicht auf Erfolg... Worauf warten wir noch?", fragte Erza mit in die Hüften gestemmten Armen und steckte dabei so viel Selbstsicherheit und Mut in ihre Stimme wie sie in jenem Moment aufbringen konnte, auch wenn es nicht ganz so heroisch klang wie sie es sich vorgestellt hatte... sie brachte ihre Furcht und ihre Zweifel nicht vollends aus ihren Gedanken.

Thals hob auf Erzas Worte hin abrupt den Kopf. Sein Blick suchte den ihren und etwas blitzte in seinen Augen auf: Hoffnung. Eine zuvor bereits wenig verhohlene Hoffnung, die nun ihre Erfüllung fand. "Ihr nehmt es also? Ihr werdet es versuchen?", fragte er, hastig, die Worte sich beinahe überschlagend. Mit beiden Händen hielt er Erza die Scheibe hin, nicht aufdringlich, offensichtlich noch immer nicht ganz sicher, ob er seinen Ohren trauen konnte, ob sie wirklich danach greifen würde. Etwas Flehendes lag in seinem Blick, Erleichterung, aber gleichwohl Furcht.
Doch bevor Erza ihre Entscheidung treffen konnte, legte sich eine Hand auf ihre Schulter, eine breite, schwere Hand, gewohnt an den Griff einer wuchtigen Axt. "Wenn du dieses Ding nimmst und versuchst, die Göttinnen zu finden, dann begleite ich dich", verkündete Thjuren, "Ich habe mein Leben ganz gekämpft. Wenn das hier das Ende der Welt ist, dann gehe ich nicht ohne einen Kampf. Dann tue ich, was auch immer getan werden muss, um dieses Schicksal abzuwenden."

Erleichterung durchflutete Chen Lu, als sich der junge Magier dazu bereit erklärte, die Anderen zu begleiten. Gemeinsam... gemeinsam hätten sie vielleicht eine Chance, das Ganze zu beenden. Die Lotuskriegerin war sich nicht sicher, ob das, was der Alte erzählte, der Wahrheit entsprach, aber wenn sie selbst einen Gelehrten dabei hätten und dazu die Schlagkraft dreier Krieger, dann würden sie schon etwas finden. Optimistisch hob sie daher das Haupt.
"Lasst uns zusammen stehen und des Rätsels Lösung finden", sprach sie, nickte dann erst Calvin zu, ehe sie den Blick über die Anderen gleiten ließ und schließlich auf Thal verharrte. "Nun, Gelehrter, wo finden wir den Tempel, von dem Ihr spracht?", wiederholte sie dann die Frage, die Erza bereits gestellt hatte. "Und was wird uns dort erwarten?"

Als Thal ihr direkt diese Scheibe hin hielt zögerte Erza erst... Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals. Sie hatte nicht damit gerechnet... Warum nicht jemand wie Thjuren? Er war ein um Welten größerer und erfahrenerer Krieger als sie. Sie war der festen Überzeugung gewesen, dass dieser starke und unerschütterliche Mann diese Bürde auf sich nehmen würde...
Sie bereute ihre Worte beinahe schon, hatte sie doch gesehen welch großes Unglück dieses fragwürdige Artefakt offenbar mit sich bringen konnte. Zögerlich hielt sie ihre Hände zurück um einfach danach zu greifen... erneut stieg Sorge und Angst in ihr auf, Zweifel übermannten ihre Gedanken. Doch noch bevor sie alles bereuen konnte und am liebsten weggelaufen wäre, legte sich eine Hand auf ihre Schulter... beinahe schon erschrak sie direkt aus ihren Gedanken hoch, fiel ihr Blick am Ende doch empor zu Thujren welcher sie in diesem Moment berührte.
Die Worte welche er sprach... ihr aufgeregter Herzschlag blieb, doch dies war nicht mehr ihren Zweifeln und ihrer Furcht geschuldet. Wieso tat er das...? Dieser große Krieger war als wäre er einem Buch über einen legendären Helden direkt entsprungen. Er musste es doch sehen... es sehen wie sehr Erza zweifelte. Dennoch sicherte er ihr seine Hilfe zu... und noch viel mehr als das. Mit leicht offen stehenden Lippen verfolgte sie mit einem Funkeln in ihren Augen seine Worte... Ihr Vater hätte vermutlich etwas sehr ähnliches gesagt. Zuversichtlich obwohl es keinen Grund dazu gab... ohne Spekulation wo es keinen Platz dafür hatte... selbstlos... Es war all das was Erza selbst einmal ohne irgendeinen Zweifel sein wollte... Stolz, mutig, selbstlos...
Am Ende gesellten sich auch der schrullige Magier und Chen Lu zu ihnen. Ein leichtes Nicken in deren Richtung, so zollte sie ihnen Respekt und Dank. Wenn hier Niemand zurück wich, dann würde sie es auch nicht tun... Ihr Vater hätte längst seine Hände ausgestreckt und diese Bürde an sich genommen, so blickte die Jungritterin erneut zu dieser Scheibe, fegte ihre Zweifel so gut sie konnte aus ihren Gedanken und hob schließlich ihre beiden Hände an jenes unscheinbare Artefakt um es von Thal entgegen zu nehmen

Hatte einer von ihnen erwartet, dass etwas dramatisches passieren würde, so wurden diese Erwartungen herbe enttäuscht. Kein plötzliches Aufflammen verborgener Magie, kein Zeichen der Göttinnen, nicht einmal das leise Knistern von Aufregung, das in dramatischen Situationen so häufig unfreiwillig den Körper eines Beiwohnenden durchläuft. Erza legte ihre Hände auf die bronzene Scheibe – und schlicht und ergreifend nichts geschah.
Erst, als er das sich langsam ausbreitende, erleichterte Lächeln auf Jero Thals Zügen sah, ging Thjuren auf, dass das nicht stimmte. Doch, etwas war geschehen! Eine Gruppe von Fremden war für das größere Gute aufgestanden, für einander eingestanden. Niemand hatte dies von ihnen verlangt, von keinem einzelnen von ihnen. Niemand hatte um diese Hilfe gebeten, die plötzlich von allen Seiten angeboten wurde. Niemand hier war irgendwem, irgendetwas verpflichtet. Aber keiner hatte sich dem verwehrt. Und auch ohne ein offenkundiges, äußeres Zeichen, war mit einem mal klar, dass da etwas geschehen war. Etwas hatte sich geformt, hier an diesem Fleck. Ein unsichtbares Band zwischen ihnen allen. Aus Fremden waren Gefährten geworden. Dass Erza die Hände auf diese unscheinbare Scheibe aus matter Bronze gelegt hatte – es hatte Alles verändert. Und auf den Gesichtern der anderen konnte Thjuren erkennen, dass sie es ebenso sahen wie er.

"Reijas Tempel – jener Tempel zumindest, in welchem ich meine Suche beginnen würde – liegt am Fuß des Bergs Sintha, in den Bergen des Lichts", erläuterte Thal, nachdem er einige Augenblicke hatte verstreichen lassen, "Dort befindet sich ein Orakel der Reija. Ich weiß nicht, ob es euch sagen kann, wo die verschwundenen Göttinnen zu suchen sind oder wie ihre Macht für das Artefakt gewonnen werden kann – aber wenn es einen Weg gibt, an solch verborgenes Wissen zu gelangen, dann dort."

Tarneg lauschte dem ganzen und fand alles eindrucksvoll. "Effendis, verzeiht das ich diesen moment unterbreche. Ich würde mich ebenfalls gern anschließen und meinen Bogen eurer Runde anbieten. Erlaubt einem einfachen Händler und Bogenschützen diesen wunsch." wandte er sich an die anderen.

"Denkt daran, dass dies kein Spaziergang sein wird", wollte Chen Lu dem südländischen Mann schon entgegnen, wandte sich aber lieber ab. Es war nicht an ihr, einen potentiellen Helfer auszuschließen, nur weil er die Sache nicht ernstzunehmen schien. Stattdessen widmete sie sich lieber dem Magier der Gruppe.
"Calvin Cuthford. Darf ich Euch um etwas bitten?", fragte sie ihn offen, ehe sie die Tasche nahm, die einst Ming gehört hatte. "Hierin befinden sich Aufzeichnungen und Notizen, die ein Gelehrter, der mich begleitete, genutzt hat, um dem Ganzen auf die Spur zu kommen. Er bat mich, diese Forschung fortzuführen, doch ich bin keine Gelehrte. Ihr seid gewillt, in diesem Chaos zu helfen, daher bitte ich Euch, führt Ihr diese Forschung fort. Ich bin mir sicher, dass sie uns allen helfen wird."
Sie stellte die Tasche zwischen den Magier und sich, ehe sie vor dem jungen Mann auf die Knie ging, beide Hände an den Knauf ihres Schwertes legte und demütig ihr Haupt senkte.
"Im Gegenzug werde ich mich für die Dauer dieser Forschung als Eure Garde in Eure Dienste stellen. Mein Schwert wird euch zu diesen sein, und mein Arm es führen."

Sie hatten damit also ein Ziel... so unwohl sich Erza damit auch fühlte. Ihr gefiel der Gedanke jedoch nicht. Tempel... Orakel... Götter... Die Jungritterin war keine gläubige Frau, zumindest seit langem nicht mehr. Gebete hatten ihre Ängste nie vertrieben... ihre Wünsche nie erfüllt... Sie musste sich auf sich selbst verlassen, ganz so wie es ihr Vater ihr einst erklärt hatte. Dafür hatte sie ihren Vater nur umso mehr bewundert. Er benötigte keinen Glauben und keine zweifelhafte Gottheit hinter sich um ein wahrhaft großer Krieger sein zu können... "Es kommt nicht darauf an ob ihr glaubt oder nicht. Denn am Ende ist nur eine Sache wichtig... Vertraut in euch selbst und eure Fähigkeiten. Denn der ersten Person welcher ihr am Ende gerecht werden müsst ist etwa kein höheres Wesen, es ist ganz alleine ihr selbst." Sie erinnerte sich nur zu gut an eine dieser Ansprachen vor versammelter Mannschaft. Doch sie verstand schon sehr früh was er meinte...
Viele Menschen vertrauten zu sehr in irgendwelche höheren Wesen welche niemand von ihnen vollends verstand, bevor ihnen überhaupt in den Sinn kam erst Vertrauen in sich selbst zu finden. Sie verschenkten ihr Potential... Dies war es was ihr Vater ihnen stets vor Augen halten wollte. Selbstreflektion...

Erza neigte ihr Haupt etwas zur Seite als sich etwas in ihren Augenwinkeln bewegte. Ein großer schwarzer Pferdekopf schob sich an dem Gemäuer auf der anderen Seite des Tempels um die Ecke. Die Jungritterin lies die bronzene Scheibe beinahe schon fallen...
"Abarat!", stieß sie aus und eilte direkt in Richtung des großen Tieres. Ihr war ein Stein von Herzen gefallen... Außer Abarat und der blauen Schleife in ihrem Haar war ihr nichts mehr von ihrem Vater geblieben. Sie war heil froh zu sehen, dass Abarat offenbar unverletzt geblieben war. Das groß gewachsene Schlachtross tänzelte etwas auf der Stelle, denn offenbar hatte er selbst nach ihr auf seine Art und Weise gesucht gehabt. So begab er sich hinter den Säulen hervor und senkte sein mächtiges Haupt herab welches kurz darauf von Erza umschlungen wurde. "Den Sternen sei Dank ist dir nichts passiert.", flüsterte sie leise, als sie den massiven Schädel umarmt hielt... etwas zu lange, denn kurz darauf stieß Abarat sie mit einem sanften Schnauben etwas von sich um sich von der Umklammerung zu lösen. Erza wirkte neben dem enorm gewachsenen Schlachtross ihres Vaters beinahe schon zu zierlich...
Sie verstaute vorerst die bronzene Scheibe sicher in einer der Seitentaschen an Abarats Sattel, bevor sie kurz mit erneut aufschwingender Freude kräftig ein paar mal auf seine Flanke klopfte und gleich darauf die Zügel umfasste. Sie führte das große Tier zu ihren neuen Gefährten, dabei kam ihr kurzerhand ein Gedanke... Ob Abarat sich dazu herablassen würde einen Pferdekarren zu ziehen? Mehr als kräftig genug war er dafür ja... doch sein Stolz... er war wirklich ein unglaublich stolzes Tier. Nun, darüber könnte sie sich später immer noch Gedanken machen.
"Der Berg Sintha also... wie kommen wir am besten dort hin?", fragte Erza nachdem sie mit Abarat an den Zügeln gepackt erneut bei der Gruppe stand.

"Ich kenne den Weg zum Berg Sintha", schaltete Thjuren sich ein, "Es ist..." Er zögerte kurz, rieb sich mit einer gewaltigen Pranke verlegen den Nacken. "Es ist gewissermaßen der Weg, auf dem ich hier her gekommen bin. Nicht direkt vom Berg Sintha selbst. Aber aus den Bergen des Lichts. Wir können der Kaiserreichsstraße folgen und dann rechtzeitig nach Norden einschlagen, das sollte uns zum Sintha bringen. Die Straße ist gut, oder jedenfalls war sie das noch auf meinem Weg hierher. Schwer zu sagen, ob all diese Stürme und Erdbeben und Wildfeuer ihr nicht zugesetzt haben. Aber so oder so ist es eine Reise von zwei Wochen, die wir vor uns haben. Mindestens. Neun oder zehn Tage vielleicht, falls wir für uns alle Reittiere auftreiben können. Könnt ihr denn alle reiten?"
Fragend ließ er den Blick von einem Mitglied der Gruppe zum Nächsten wandern. Bei Erza und Tarneg, die offenkundig beide über ihre eigenen Reittiere verfügten, machte er sich da wenig Sorgen. Aber was war mit Chen Lu? Mit Calvin? Und auch, wenn er es im Augenblick nicht gestehen wollte: er selbst war alles andere als ein begnadeter Reiter. Sicher, er konnte sich im Sattel halten. Er konnte ein Pferd lenken. Aber alles, was über derartige Grundlagen hinaus ging, würde ihn vor eine Herausforderung stellen. Thjuren entstammte einem Inselvolk, einer Kultur, in der Reiten nie besondere Bedeutung besessen hatte. Die Varänger der Kette besaßen kaum Pferde. Ihr Land war zerklüftet und die meisten Inseln zu klein, als dass man sie auf Pferderücken durchqueren müsste. Für längere Strecken nutzten seine Leute ihre Schiffe. Und so war er erst in Caldera das erste mal auf einem Pferderücken gesessen. Und dennoch: auch ein ungeübter Reiter kam im Sattel schneller voran als zu Fuß. Es behagte ihm nicht wirklich. Aber falls sie genügend Pferde fanden, dann wäre es zweifelsohne sinnvoll. Doch ohnehin: ob sie in diesem von Flüchtlingen, die zumeist nur das Nötigste hatten retten können, Pferde für sie alle erstehen konnten, wagte er zu bezweifeln.

Erza hatte Thjuren aufmerksam gelauscht als er erklärte wo sich ihr Ziel offenbar befand, bereits aus jener Richtung kommend musste das für ihn wie mindestens ein Schritt zurück wirken. Das Schicksal war wankelmütig... so viel stand fest. Die Jungritterin schaute kurz über die versammelte Runde und ja, außer Tarneg und ihr besaß offenbar niemand über ein schnelleres Mittel zur Fortbewegung. Erza selbst war keine perfekte Reiterin, vor allem nicht auf Abarat...
Sie wusste zwar, dass Abarat ihr ebenso vertraute wie ihrem Vater... doch es machte Erza nicht automatisch zu einer perfekten Reiterin. Sie hatte sich zwar schrittweise daran gewöhnen können, doch war Abarat im Grunde immer noch zu groß und zu kräftig für sie. Sie erinnerte sich daran, wie jenes Tier einst ihren Vater in einer vollen Turnierrüstung getragen hatte als würde es keinerlei Unterschied machen ob mit oder ohne ihn.
Das avalonische Turnier des Kranzes... Viele hochrangige Soldaten, Offiziere aber auch Adelige und Ritter der Umgebung maßen sich dabei in vielerlei Disziplinen. Nahkampf mit Streitkolben und Schild in Vollpanzerung, der Kampf Mann gegen Mann nur mit den eigenen Fäusten... und schließlich das Lanzenstechen erst gegen Ringe und anschließend im Finale Mann gegen Mann. Erza war noch ein junges Mädchen gewesen als sie dem ersten Turnier hatte beiwohnen dürfen.
Sie erinnerte sich genau an ihren Vater auf Abarat sitzend, so strahlend und erhaben in seiner massiven Vollrüstung... Viele beschrieben es als unnatürlich, die zerberstende Wucht mit welcher seine Lanze die Panzerung seiner Gegner traf und dabei immer wieder regelrecht aus dem eigenen Sattel fegte.
Am Ende war es aber mehr eine antrainierte Eigenart, denn so war es der entscheidende Vorteil welchen sein Schlachtross hier bot.
Es war Abarat, welcher im entscheidenden Moment leicht zur rechten Seite scherte, die hinteren Hufe in den Untergrund rammte und kaum merklich ausschlug, was die in die Seite gestemmte Lanze regelrecht dem Gegner entgegen katapultierte, dabei den eigenen Träger stabilisierte und eine kaum dagewesene Zusammenarbeit von Mensch und Tier ermöglichte. Er war etwas Besonderes... und daher hätte es sich Erza es auch niemals verziehen wenn Abarat etwas zugestoßen wäre. Hoffentlich würde sie ihn irgendwann genauso beherrschen können wie ihr Vater, doch dafür hatte sie noch so Vieles zu lernen...

"Wartet... bevor wir uns Gedanken darüber machen woher und mit welchem Geld wir entsprechende Reittiere bekommen sollen... Vielleicht können wir einen einfachen Pferdekarren organisieren und damit fürs Erste unsere Reise beginnen", meinte Erza an Thjuren gewandt.
Hier in diesem nach dem Kampf halb zerstörten Flüchtlingslager an entsprechende Pferde für die Reise zu kommen? Eher würden sie tatsächlich einen eventuell passenden Karren finden, welcher für den Anfang ausreichend wäre... Zumindest wenn Abarat dazu bereit wäre jenen Karren zu ziehen.
Sie wusste darum wie enorm stolz und er noch nie zuvor als Zugtier benutzt worden war, es würde wohl eine regelrechte Herausforderung werden. Abarat war enorm ausdauernd und sehr groß gewachsen, jedoch nicht daran gewohnt etwas zu ziehen... Doch sie würde es dennoch versuchen. Den Versuch war es auf alle Fälle wert.

Nachdenklich strich Thjuren sich durch den Bart. Erzas Vorschlag wäre zweifellos einfacher umzusetzen und aiuch er selbst würde allemal lieber auf einem Karren mitfahren, als selbst im Sattel zu sitzen. Aber mit einem Karren wären sie kaum schneller als zu Fuß. Er nahm an, dass sie ohnehin mit leichtem Gepäck reisen würden. Sicherlich: es mochte angenehmer sein, wenn sie einen Karren hatten. Aber Komfort konnte im Moment kaum ihre Sorge sein. Thjuren war oft genug mit Wägen mitgereist und er kannte die Gefahren. Sie wären schwerfällig, unbeweglich, an die Straßen und Wege gebunden. Und sollte eine Achse brechen, dann würden sie leicht einen halben Tag verlieren. Man musste ihm die Zweifel wohl am Gesicht ansehen können. Dennoch hatte er Hemmungen, den Vorschlag einfach abzuschmettern.
"Wir können uns zumindest umsehen, ob wir etwas finden", willigte er ein, ehe er sich an Tarneg wandte, "Du bist Händler, richtig? Sag, hast du zufällig einen Wagen dabei?"

Tarneg wollte sich ebenfalls auf den weg zu seinem Zelt machen, als er von Thjuren angesprochen wurde. "Das stimmt, Effendi. Ich bin ein händler. Und seid einiger zeit habe ich auch einen Karren," antwortete er. "Ich sollte zu meinem Zelt zurück und schauen, wieviele waren noch vorhanden sind und was heil geblieben ist. Ich habe sorge, das etwas von meinem Eigentum entwerdet wurde." Samira, das Dromeda mümmelte genüsslich gras neben dem Tempel. Tarneg blickte zu seinem Treuen reittier und lächelte. Dann ging er zu seinem Zelt, das sich vom aussehen von den anderen abhob. Es erfreute ihn, das sein pferd vor dem zelt stand. Einige sachen waren weg, darunter ein beutel mit proviant und einige stoffballen. Doch der rest war noch vorhanden, auch sein Zelt war noch heil geblieben. Ebenso der karren, der neben dem Zelt stand.

"Danke...", sprach Erza nach ihrem kurzen Nicken noch, bevor sich der Magier auch bereits offenbar auf die Suche nach seinem Pferd machte. Die Jungritterin war etwas erleichtert... Sie hatte keine Ahnung ob es überhaupt möglich gewesen wäre Abarat ein Zuggeschirr anzulegen, ohne ihn dabei außer sich vor Wut toben zu sehen. Ganz davon zu schweigen einen Karren zu ziehen... Vielleicht hätte es geklappt, wenn Erza zusätzlich auf ihm aufgesessen hätte doch das war reine Spekulation. Vermutlich hätte er sie eher zusätzlich abgeworfen und mit seinen Tritten den Karren schwer beschädigt...
Um sich zusätzlich in ihre Gedanken zu drängen, spürte sie wie plötzlich etwas gegen ihren Rücken drückte und sie dabei beinahe schon aus dem Gleichgewicht brachte. Sie kannte diese Geste nur zu gut...
Kurzerhand holte Erza drei noch frische Äpfel aus einer der Satteltaschen von Abarat, bevor sie ihm jene nach und nach direkt unter die Nüstern hielt. Es folgten wässrig schmatzende Kaugeräusche... "Es ist schon seltsam... dieses ganze Unterfangen wirft mich meinem eigentlichen Ziel nahe zu kommen vermutlich über Wochen zurück. Mindestens...", sprach Erza beinahe schon etwas wehmütig und befestigte ihren Schild und ihr Schwert samt Scheide erneut am Sattel des Pferdes, gefolgt von dem Helm welchen sie einfach über Knauf und Griff ihres Schwertes stülpte.
"Was hat euch eigentlich hier her gebracht...?", fragte sie schließlich, wobei sie dabei vor allem die Erklärung von Thjuren interessierte. Sie kannte keinen Krieger jener Professionalität ohne eine direkte Aufgabe. War er vielleicht ein Söldner...? Oder zum Beispiel ihre sehr exotisch wirkende Freundin hier... sie hatte solche Kleidung und solch eine Waffe noch nie gesehen. Was machten sie alle hier?

Es war eine vermeindlich unscheinbare, unverfängliche Frage, die Erza da stellte. Fast hätte man es ein höfliches Nachfragen nennen können, Interesse an den neuen Reise- und Kampfgefährten. Beileibe nichts verwerfliches! Dennoch zuckte Thjuren kurz zusammen, als sie diese Worte an den noch nicht los gezogenen Teil der Gruppe stellte. Und damit auch an ihn, der nicht mehr als einen Rucksack aus dem Gasthaus abzuholen hatte, also noch keinen Grund, sich aufzumachen gesehen hatte. Es war eine Frage, die düstere Erinnerungen wach rief. Erinnerungen an einen Tag, den er seit Wochen zu verdrängen suchte und der ihn doch zuverlässig Nacht für Nacht wieder einholte. Heimsuchte.
"Schicksal, Unglück...", antwortete er ebenso ominös wie unheilsschwanger, "Sagen wir: ich habe derzeit nicht wirklich einen Ort, wo ich hin könnte. Aber wie es aussieht habe ich zumindest wieder etwas, wofür ich kämpfen kann." Er versuchte es mit einem Lächeln, aber im Grunde war er sich bewusst, dass diese Geste gemeinhin eher einschüchternd denn freundlich wirkte.
"Aber du sagst, du hättest ein Ziel gehabt, dass du nun zurück setzen musst?", lenkte er hastig das Gespräch von sich fort, "Weshalb bist du hierher gekommen? Was hast du hier gesucht?"

Erza hielt kurz inne als sie in einer der Satteltaschen nach etwas suchte, schaute dabei zur Seite zu Thjuren und verkrallte ihre Finger schließlich etwas im Material der Tasche. Es war schwer zu verstehen wieso jemand wie Thjuren anscheinend keinen Ort hatte an welchen er gehörte... Man stelle sich ihn einmal als einen Hauptmann der Garde vor! Jede stehende Armee würde so einen Krieger vermutlich willkommen heißen. Doch vermutlich war es so einfach nicht, daher wagte es Erza auch nicht sich ein Urteil zu bilden. Sie kannte seine Hintergründe nicht... ebenso wenig wie seine Geschichte.
Einer Sache wurde sie sich jedoch gerade bewusst, denn offenbar wollte er nicht darüber sprechen. Sie würde daher auch nicht weiter fragen, allein deshalb weil es ihr nicht zustand. Schließlich lenkte er das Thema erneut auf sie mit jener Frage... offenbar hatte sie wohl zu laut zu sich selbst gesprochen. Warum war sie hier her gekommen...?
"Weil ich Familie habe... und meinen Vater suche. Ich muss wissen was mit ihm geschehen ist... Warum ich nun genau hier bin kann ich mir selbst nicht erklären. Ich bin schon eine Weile unterwegs.", erklärte sie mit direkter Ehrlichkeit, ihren Blick dabei weiter auf die Satteltasche gerichtet. Erst jetzt fiel es ihr auf, wie naiv diese Worte in ihren eigenen Ohren klangen. Die Welt war groß und verwinkelt, wie groß mochten ihre Chancen wohl sein? General Vales hatte ihren Willen und die ihr selbst auferlegte Aufgabe zwar gebilligt und ihr alles Glück dieser Welt gewünscht, doch was wenn sie tatsächlich ihre besten Jahre und ihre Karriere in der Garde für diese Suche opferte...? Sie wusste es... so durfte sie nicht denken... doch von Stadt zu Stadt, Siedlung zu Siedlung und jede weitere Straße schwand ihre Hoffnung. Ein normales Mädchen hätte nun angefangen zu weinen und auch Erza spürte dieses aufkeimende Gefühl tief in ihr, doch sie war eine Soldatin und begrub es direkt unter einer Welle ihres eigenen Stolzes.
Die Jungritterin holte einen gut gefüllten Trinkschlauch aus der Satteltasche, bevor sie jenen kurz betrachtete. Hach... wozu weiter aufheben?
"Hier... Ein Wein aus meiner Heimat, er ist ein wenig stark aber sollte dennoch munden. Trinken wir lieber auf den überstandenen Kampf... und auf jene welche diesen nicht überstehen konnten.", meinte Erza wobei Bedauern ihre Stimme begleitete, bevor sie den Trinkschlauch an Thjuren reichte.

Erleichterung durchströmte Chen Lu, als der Magier sich der Aufgabe annahm. Sie hatte nicht versagt. Zwar hatte sie Ming nicht beschützen können, nicht gegen diesen Feind, doch sie hatte dafür gesorgt, dass sein Auftrag weiter ausgeführt würden. Und sie würde dafür Sorge tragen, dass Calvin lange genug leben würde, um alles über die Naturkatastrophen herauszufinden. Wenn sie sie dabei auch noch aufhalten konnten... Ja, das war ein Ziel, das zu verfolgen wert war. Das Ganze beenden, oder wenigstens so viel Wissen wie möglich sammeln, damit andere dieses Wissen an ihrer statt würden nutzen können.
Nachdem das nun geklärt war... erhob sie sich und sah sich etwas hilflos in der Gruppe um. Sie kannte die Anderen nicht. Weder die Personen an sich, noch deren Kultur. Einzig deren Sprache war ihr bekannt. Sie fühlte sich mit einem Mal so furchtbar verloren und einsam. Und hat das erste Mal seit Beginn ihrer Reise wirklich das Gefühl, weil von zu Hause fort zu sein.

Es gab wenig, was man Erzas Worten hinzufügen konnte, also streckte Thjuren stumm die Hand aus und nahm den Schlauch entgegen. "Auf geschlagene Schlachten. Auf kommende Schlachten!", pflichtete er ihr bei, hob den Schlauch symbolisch zum Himmel, ehe er ihn an die Lippen setzte und einen guten Schluck nahm. Der Wein war stark und herb, weniger lieblich als die Weine, die er aus Caldera gewohnt war. Nichts, das man einfach so hinunter kippen konnte. Doch er verzog kein Gesicht, sondern schluckte und reichte den Schlauch weiter. Es ging hier ebenso sehr um die Geste, wie um den Wein an sich.
"Wenn du nicht weißt, ob dein Vater hier durch gekommen ist, wenn du einfach nur auf gut Glück hierher geritten bist...", wandte er sich wieder an Erza, "...dann solltest du vielleicht allein deshalb mit uns Reijas Orakel aufsuchen. Vielleicht findest du dort die Antworten, die du suchst. Eher in jedem Fall, als indem du blind in die Welt hinaus ziehst."

Tarneg hatte in ruhe seine Sachen auf seinen Karren geladen und hatte sogar noch platz darauf. Sein Pferd war etwas unruhig und fand es nicht so gut, an den Karren gespannt zu werden. Samira blökte etwas und behielt die umgebung im Augen. Tarneg würde ihre Leine am Karren festbinden, damit sie nebenher laufen konnte und im notfall würde er sie frei laufen lassen. Sein Kamel war im Kampf ausgebildet und wusste, was es tun musste. Es würde sich selber verteidigen können. Langsam lenkte er Pferd und Karren zum Tempel und wartete dort auf die anderen.

Es geschah eher unterbewusst... so spürte Erza nur verspätet den Druck welchen ihre Kiefer gerade ausübten. Wie ihre Zähne ungewollt aufeinander mahlten...
Einer unangenehmen Erkenntnis gleichend war es, denn sie wusste es schon eine ganze Weile. Thjurens Worte trafen sie dennoch, alleine aufgrund der Wahrheit die darin lag. Selbst wenn sie sich dessen bewusst war es schon lange zu wissen, sich dessen im Klaren zu sein wie sie bisher im Trüben gefischt hatte... nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen suchte... Es von einer anderen ihr eigentlich völlig fremden Person vor Augen gehalten zu bekommen war dennoch unangenehm. Die Jungritterin störte sich nicht einmal daran, dass der groß gewachsene Krieger jegliche Höflichkeitsform ihr gegenüber gar nicht erst zu Tage beförderte, irgendwie hatte sie sogar das Gefühl es würde jenen Einwand weniger hart auf sie einprasseln lassen. War das Intention oder verhielt er sich immer so...?
"Damit habt Ihr vermutlich Recht...", meinte Erza, ging jedoch nicht weiter darauf ein. Was hätte sie auch sonst dazu sagen sollen? Ihre Stimme verbarg dennoch nicht ihr Unwohlsein... In dieser Aufgabe mischte sich Vieles ineinander was sie so nie geplant hatte. Nicht nur die unbekannten Monster... irgendwelcher Götter-Firlefanz, ein unbekanntes Ziel, ein unbekannter Feind und die Gewissheit ihr eigentliches Ziel zumindest zum Teil aus den Augen zu verlieren. Jetzt war es ohnehin zu spät... sie hatte dieses fragliche Artefakt längst an sich genommen. Sie sollten sich bald auf den Weg machen und Abstand zu diesem Ort gewinnen, desto früher könnten sie eine eigenes Lager aufschlagen und sich von den Anstrengungen des letzten Kampfes erholen. Ob dies alles eine gute Entscheidung war...? Erza hatte Familie welche Zuhause auf sie wartete... Ob sie jene überhaupt wiedersehen würde?

Überrascht sah Chen Lu den Weinschlauch an, als dieser ihr hingehalten wurde. Zaghaft griff sie danach. Dieser Brauch war ihr unbekannt. Etwas unsicher nahm sie einen klein Schluck und verzog kurz das Gesicht ob des unbekannten Geschmacks. Schnell fasste sie sich wieder, und gab den Schlauch - mangels weiterer Personen in der Runde - wieder an Erza zurück.
"Wir sollten keine Zeit verschwenden. Je eher wir aufbrechen, desto besser", meinte sie dann. "Vorausgesetzt, ihr wollt nich vorher ausruhen...", ergänzte sie ihren Vorschlag.

Und das taten sie dann auch. Nachdem jeder die Gelegenheit hatte, sich auszuruhen, und sichergestellt war, sie nicht nach kurzer Zeit schon im Dunkeln reisen würden, befanden sie sie auf der Straße. Erza ritt auf ihrem Pferd, während sich Tarneg um den Karren kümmerte. Die Lotuskriegerin zog es vor, im strammen Schritt daneben her zu marschieren. Schweigend. Zu sehr hing ihr noch der Tod Mings nach, als dass sie bereit wäre, sich jetzt bereits den Anderen zu öffnen, ihr Gesicht glich einer gleichgültigen, zielorientierten Maske. Sie war es sicher nicht, die ein Gespräch mit den Anderen beginnen würde.

Als sie an jenen Ort geritten war, hätte sie niemals auch nur erahnen können jenen auf diese Art und Weise erneut zu verlassen. Sie reiste für gewöhnlich nicht in Gesellschaft... Von Hallberg nach Moorbach war sie an der Seite eines Händlers und seiner Wache geritten, wofür sie zudem ein paar Münzen erhalten hatte. Doch mit tatsächlichen Gefährten wie jetzt gerade... Nein, das war das erste mal.
Es war ein wenig still zu Beginn... und auch wenn Erza dies auf der Straße durchaus gewohnt war, fühlte es sich in Gesellschaft schnell unbehaglich an. "Wir haben uns bis jetzt noch gar nicht so richtig untereinander bekannt gemacht. Die Zeit dafür hätten wir ja. Sagt Thjuren... woher kommt ihr eigentlich genau? Was hat es mit eurer Erfahrung im Kampf auf sich...? Das was ich gesehen hatte... Wie kam es dazu? Wart ihr einmal ein Soldat?", fragte sie einfach frei ins Blaue, ihren Blick dabei jedoch weiterhin gerade auf die Straße gerichtet.