Auf der Flucht [MSG]

Es herrschte Betrieb auf dem Titanschiff des Großvaters. Die Tag/Nachtregler hatten grade auf die Morgendämmerung geschaltet. Die Straßen waren brechend voll von Leuten, die zur Arbeit wollten oder in einigen Fälle grade frei bekommen hatten. Hovercars verschiedenster Größen und Ausstattung rasten zwischen den Wolkenkratzern umher. Hier wurde niemand wegen seiner Hautfarbe diskriminiert. Zu lange hockten Menschen und andere Spezies schon aufeinander. Jeder ging seinen Geschäften nach und ließ alle anderen in Ruhe, zumindest meistens. Um die Störenfriede kümmerten sich die Sicherheitsbeamten.
Von der Ratskammer aus hatte man eine gute Aussicht über das Treiben in den unteren Ebenen. Die Ratssitze waren in einem Halbkreis angeordnet, um den Blick durch die Glasscheibe frei zu haben. Es war wie eine ständige Ermahnung an die Ratsmitglieder für wen sie hier eigentlich saßen und Entscheidungen trafen. Derzeit waren nur wenige der Sitze besetzt. Der Großvater war selbstverständlich da. Er war in der Ratskammer, in den Docks und in den Türen des Schiffes. Er war das Schiff.
"Die Empress naht", donnerte künstliche Stimme des Großvaters durch den Ratssaal. Die Räte schreckten auf und wandten ihre Aufmerksamkeit dem Fenster zu. Die Empress war die letzten zwei Jahre vom Radar verschwunden. Sowas passierte öfter. Am kilometerweit entfernten anderen Ende des Titanschiffes öffnete sich eine der gewaltigen Frachterschleusen. Kurz schimmerte es darin oszillierend, dann löste sich langsam das Tarnfeld um die Empress auf. Vorsichtig schwebte die Fregatte durch die Öffnung der Schleuse und schob sich in den Innenraum des Titanschiffes. Die Reaktion kam nicht sofort.
Erst deutete einer nach oben, dann ein weiterer. Nach einer Weile ging es wie eine Welle durch die Häuserschluchten. Die Empress war wieder da.
Langsam trudelten die Ratsmitglieder ein und nahmen in ihren Kanzeln Platz. Die Empress legte inzwischen an dem für Ratsmitglieder reservierten Dock an und spuckte ihre Crew in die wartenden Hände des Ratspersonals aus.
"Holt mein Kind her", befahl der Großvater. Wenig später trat ein androgyner Roboterkörper in eine für Steuermänner reservierte Kanzel, flankiert von zwei muskelbepackten Trümmern des Sicherheitspersonals. In der Mitte der Kammer öffnete sich eine Projektion, die den Roboterkörper zeigte.
"Großvater, sehr geehrte Ratsmitglieder. Meiner Crew ist es unter einigen Mühen gelungen den Mitgliedern des roten Drachen die Position einer Stätte der Forerunner zu entlocken."
Ein Raunen ging durch den Saal. Vereinzelt waren auch Ausrufe zu hören, die auf Ungläubigkeit schließen ließen.
"Ruhe", befahl der Großvater donnernd.
"Ich weiß, wie unwahrscheinlich das scheint", fuhr Jo fort. Er hatte mit so einer Reaktion gerechnet. Die Forerunner waren schließlich genau wie sie. Sie waren ebenfalls auf der Flucht. Warum sollten sie sich also irgendwo niederlassen? Entweder hatten sie einen Weg gefunden, die Wolke abzuhalten oder sie hatten sie schlicht vergessen.
"Der rote Drache hat die Bewohner bereits ausgelöscht, aber noch ist nicht alles verloren. Sie können unmöglich alle Informationen zerstört haben, bevor die fünfte Staffel sie vertrieben hat."
"Heißt das, dass das Notfallsignal von Ihnen hinterlassen wurde?", unterbrach einer der Räte.
"Das simmt. Wir mussten unentdeckt bleiben. Aber ich konnte nicht riskieren, die Stätte vollends zu verlieren. Ich beantrage die Gelder und die Crew für eine weitere Expedition, sowie für Reparaturen und weitere Ausstattung und Überholung meiner Systeme."
"Wir können unmöglich."
"Ruhe", donnerte die Simme des Großvaters: "Dem Antrag wird stattgegeben werden."
Die meisten Ratsmitglieder sanken auf ihren Sesseln zusammen.
Jo fuhr fort, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen: "Ich habe ihnen eine Liste mit der gewünschten Crew zukommen lassen. Ich bitte darum die üblichen Einladungen loszuschicken."

Dank der fortschrittlichen Technologie zur Gesichtsausdruckmimikry sah Jo erschöpft aus. Steuermänner mussten natürlich nicht schlafen, aber manchmal fühlte er als ob das wünschenswert wäre. Seine Crew sah immer so friedlich aus, wenn sie schlief. Inzwischen mussten die Einladungen rausgegangen sein. Seit etwa einem Monat hatte sich Jo über einige Leute informiert, die er für die Mission haben wollte. Forscher und Söldner waren darunter. Die Söldner waren auch für die Forschung gut. Manchmal verfuhren sich die Experten und es brauchte einen simpleren Verstand, um ihre Knoten zu lösen.

Es war laut. Der dumpfe Bass von einem Elektro/Rock-Song, mit seinem stumpfen Rythmus war so laut gedreht das alles das irgendwo lose auf einer Tischplatte lag, fröhlich über die Oberfläche hinfort vibrierte. Nur zwei arten von Wesen konnten sich in diesem Raum aufhalten. Gehörlose und Grym. Letztere Stand bei einem riesigen, metallernem Konstrukt das sie grade mit einem Laserschneider in gut zu recycelne Stücke zerschnitt. Das war zwar nicht grade witzig, aber Jemand der keine Ahnung hatte wo bei so einem Ding die Treibstoff Zufuhr ist oder weiß, wo sich gerne mal etwas leicht entflammbare Schlacke ablagerte, sprengte sich gerne mal bei der Arbeit selbst in die Luft.
Das ihr ganzer Anzug vibrierte von dem harten Bass machte diese Grym verachtende Angelegenheit grade so erträglich.

Ihr Leben war geruhsam geworden. Klar, hin und wieder kam man mit der Polizei einfach aneinander, aber daran gewöhnt man sich als Psyotiker. Wahrscheinlich hätten diese Sackgesichter sie noch öfter auf dem Kieker, hätte sie ihr Strafregister behalten. Die Kontrollen für Grym wurden aber immer weniger um so weiter man von dem Heimatschiff entfernt lebte. Wahrscheinlich war es der Regierung recht egal wenn jemand von ihrer Rasse Amok lief, der kaum noch ihrer Zuständigkeit unterlag. Haben die anderen Spezies halt ein Problem. Hätten sie eben besser Kontrollieren sollen, heißt es dann. Die Grym können sich nicht um alles Kümmern. Mit anderen Worten, sie halten jeder anderen Spezies den Mittelfinger ins Gesicht und tun noch so als wäre das nett gemeint.

Die Tür zu der Werkstatt öffnete sich und im Türrahmen stand ein Mensch der sich beide Hände auf die Ohren presste. Der Chef, der Obermacker, der Typ der immer noch denkt ihr Anzug hätte kein 360° Sichtfeld. Ihr Anzug hatte ja nicht einmal Augen und trotzdem dachte er sie hätte das gleiche, beschränkte Sichtfeld wie er. Sein Mund öffnete sich und er schien wohl irgendetwas zu schreien. ´´Hören´´ konnte sie ihn ja sowieso nicht, also arbeitete sie einfach weiter bis er, die Hände weiter auf die Ohren gedrückt zu ihr maschiert kam und mit dem Ellebogen ihr einen Schlag von hinten gegen die Schulter verpasste. Voller Wut, so rot war sein Gesicht schon angelaufen - könnte auch daran liegen weil er bis grade eben noch versucht hat gegen die Musik anzubrüllen - das er vergessen hat das er einen stabilen Anzug einen Schlag versetzte und bereute es natürlich sofort so fest hingelangt zu haben.

Sie drehte ihren Kopf - als hätte sie es nötig, aber Menschen stehen nunmal darauf wenn man ihnen ins Gesicht sieht - und unschuldig wie ein Lamm drehte sie die Musik soweit herunter das der Mensch endlich seine Hände von seinen Ohren nehmen konnte.
"Izzah! Scheiße verdammt..!" Er hielt sich seinen Ellebogen und biss die Zähne zusammen.
"Was gibts?" Obwohl die Stimme aus einer Blechmaschine kam, hatte die Stimme nichts synthetisches, aber natürlich war es nicht ihre eigene. Grym könnten an der Luft garnicht sprechen, weil ihr Körper dazu ausgelegt irgendeine Flüssigkeit um sich herum zum vibrieren zu bringen. Ein Teil ihrer Stimme war also immer irgendwo künstlich erzeugt, trotzdem klingt sie wie bei jedem anderen organischen Wesen von Grym zu Grym anders.
"Wenn du schon.. diesen Schrott dir anhörst.. dann lass wenigstens dein Com an!"
"Oh ja das Com.. mein Com ist kaputt"
"Genau.. wie die letzten paar Male."
"Was soll ich sagen.. immer wenn sie in meiner Nähe sind.. klappt es einfach nicht mehr"
Mit einem tiefen luft holen und einem schnaufen verkniff er sich eine Antwort.
"Ja. Weißt du was? Leck mich. Da ist was für dich gekommen.. irgendwas formelles. Das sag ich dir nur weil das so offiziel aussieht, das ich Angst habe mich strafbar zu machen wenn ich es dir nicht sofort sage" Eine gewisse Schadensfreude war wohl kaum in seinem Gesicht zu übersehen.
´´Angst sich strafbar zu machen´´ - am Arsch. Der einzige Grund wieso er wollte das sie sich sofort darum kümmerte war seine Hoffnung sie hätte eine Vorladung oder eine Anzeige wegen irgendetwas bekommen.
"Ich Schiebs mir auf.. erstmal nehm ich mir das Ding hier noch vor damit die Leute sich nicht mehr anscheißen weil sie zuviel Angst haben, das alte Ding könnte in die Luft gehen, nur weil sie es zu lange ansehen.."
"Wie auch immer.. aber lass das Musik Volumen mal etwas tiefer.."
"Tiefer geht immer.."

Er ging und kaum hatte er den Raum verlassen, die Türen hinter sich geschlossen schon wackelten und zitterten sie.
Tiefer Bass! Tiefer!

Der Technikraum auf dem Militärschiff war sicherlich nicht der schönste Ort, an dem man seine freie Zeit verbringen konnte, doch Jiro schätzte es sehr das man hier meistens seine Ruhe hatte. Besonders nachdem er am Tag vorher ein paar Gesichter aus der Vergangenheit wieder gesehen hatte, auf die er gut hätte verzichten können. Dabei hatte der Abend in der "Lady Killer" Bar sehr gut angefangen und die paar Stunden mit dieser süssen Wildkatze waren jeden Credit wert gewesen, doch die Konfrontation mit dem Verbrechersumpf aus früheren Tagen hatten seine Stimmung wieder Richtung Keller sinken lassen.
Während er an Ersatzteilen für ein paar Drohnen herumhantierte, dachte er über seine nächsten Schritte nach. Wenn die Korruption schon so weit ging, das sie bereits den Lebensbereich der Militärschiffe erreichten was wäre dann in ein paar Jahren? Jiro seufzte. Immerhin ging er seiner Familie gut, er hatte heute Morgen noch mit seinem Vater gesprochen. Seit er beim Militär war, hatte sie wenigstens ihre Ruhe. Doch noch bevor er weiter überlegen konnte schwebte seine Drohne Eyeball durch die Tür hinein. "Wichtige Nachricht Jiro." "Zeig her." Eyeball übertrug die Daten und Jiro lies sich die Nachricht auf einem Holobildschirm anzeigen.
Im ersten Moment glaubte er sich verlesen zu haben und ging den Versetzungsbefehl noch einmal durch. Er hatte nicht glauben wollen, dass er wirklich auf die Empress versetzt werden sollte. Jedem Steinmutant war die Empress bekannt, schon als Kind hatte man ihm Geschichten über dieses Schiff erzählt, welches vor unzähligen Generationen sein Volk entdeckt und vor der Auslöschung durch die Wolke bewahrt hatte. Doch das Er dieses Schiff je einmal betreten würde, ja sogar dort seinen Dienst tun würde, das hätte er sich nicht träumen lassen. Doch je länger er darüber nachdachte, umso breiter wurde sein grinsen. Hier war ihm eine Gelegenheit in den Schoss gefallen, von der viele Steinmutanten nut träumten. Ausserdem war die Empress, nach dem Titanschiff, wohl das wichtigste Schiff der Flotte und jeder an Bord dieses Schiffes war ganz sicher überprüft. Dazu kam noch das die Expeditionen Monate, manchmal sogar länger als ein Jahr dauerte, Ideal um von der Bildfläche zu verschwinden.
Er las sich den Versetzungsbefehl nochmals durch. Anscheinend schien die Empress noch gewartet zu werden, vermutlich würde das etwas zeit in Anspruch nehmen. Dennoch sollte er sich in zwei Tagen bereits melden. Doch das störte Jiro nicht, zwei Tage waren genug zeit um die nötigen Sachen zu erledigen. Er beschloss auch noch kurz einen Brief an seine Eltern zu schreiben, um sie über seine Versetzung zu informieren, erwähnte darin jedoch nicht das er auf die Empress versetzt wurde. Er ging fest davon aus das seine Freunde aus der Vergangenheit die Nachricht mitlesen würden und die sollten ruhig ihre Zeit mit suchen verschwenden um dann schlussendlich auf Granit zu Beissen wenn die Empress ins Spiel kam.

Zwei Tage Später stand Jiro im Wartungsdock und betrachtete nun das erste Mal das Schiff aus den Geschichten seiner Kindheit. Klar er hatte vorher schon Bilder und dergleichen gesehen, doch es war doch ganz was anderes das Original in voller Grösse vor den eigenen Augen zu haben. Hätte Jiro es nicht besser gewusst, hätte er selbst wohl nicht geglaubt, dass die Empress bereits zu den ältesten Schiffen der Flotte zählte. Nachdem er sich sattgesehen hatte, blickte Jiro sich um und versuchte einen Zugang zum Schiff und jemanden zu finden bei dem Er sich Anmelden konnte.

´´Lieber Vater. Ich wurde auf die Empress beordert und werde eine lange Zeit nicht da sein. Ganz genau, die Empress. Wie schmeckt dir das du selbstgerechter, blöder Ar..´´
"Zeile gelöscht"
´´Meine Freunde.´´
"Zeile gelöscht"
´´Sehr geehrte Familie.´´
"Zeile gelöscht"
´´Meine Familie. Ich habe eine neue Arbeit auf der Empress gefunden. Das wohl wichtigste Schiff in der Geschichte dieser Flotte. Ganz genau ICH, auf dem wichtigsten Schiff der Flo..´´
"Zeile gelöscht"

Sie starrte auf den Holobildschirm vor sich während ihr mechanischer Körper, regungslos und leicht gebeugt auf einem Stuhl saß der ihr Gewicht auch halten konnte. Die Hände lagen auf dem Tisch, die Finger am Fuß des Pads und starrte den Bildschirm weitere 10 Minuten an, bevor ihre Finger sich wieder über das Tastenfeld bewegten.

´´Hab eine neue Arbeit gefunden. Werde vielleicht lange weg sein. Hab euch lieb.´´
...
"Nachricht gesendet"


Ihre Wohnung war nicht sonderlich geräumig und bot sogar für einen Grym der nicht unter Grym lebte, erbärmliche Verhältnisse. Sie zog sich einen Schlauch aus der Seite des Anzugs aus dem eine grüne, klare Flüssigkeit heraus spritzte, aber schnell versiegte. Beim Versuch dann aufzustehen, torkelte sie etwas rückwärts und Stieß gegen eine Wand. Knapp 30% der Flüssigkeit in der sie grade Schwamm war reiner Alkohol der sich wunderbar mit der Nährflüssigkeit mischte, was die Wirkung irgendwie dämpfte. Es war eben nicht das Gleiche wenn man kein Schlafbecken mit Wasser hatte wo man sich soetwas rein Pumpen konnte, aber es musste reichen.
Es war die Nacht bevor sie zu dem Schiff kommen sollte und hatte grade vorhin noch ihre Kündigung abgeschickt. Eigentlich war sie sich nicht einmal sicher gewesen ob sie wirklich auf das Schiff gehen sollte. Es war immerhin ja nur ein Schiff. Einfach nur ein ganz normales Schiff. So ein Schiff wie jedes Andere, oder?
Ach wen verarscht sie hier. Wenn das Schiff normal wäre, dann hätte sie wahrscheinlich sich nicht soviele Gedanken darüber gemacht dieses ´´Angebot´´ anzunehmen.
Man müsste schon echt blöd sein soetwas auszuschlagen.
Leider war sie das nicht..

...


"Sie wissen das das ein Illegales Bauteil ist?" Sie stand ganz vorne an einer Schlange zum Dock, vor ihr ein Mann der mit einem Gerät ihren Körper nach irgendetwas absuchte, wahrscheinlich etwas, das explodieren könnte.
"Klar. Aber weil ich immer jeden umbringe der mich darauf aufmerksam macht, hab ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht.."
Irritiert und mit entsprechend offenen Mund sah er nach oben zu ihr.
"Ein Witz.. du Held. Ich hab eine Genehmigung"
"Ja.." der Mann tippte auf seinem Datenpad herum. ".. nein. Das ist abgelaufen seit.. oh. Heute"
"Wer hätte gedacht das meine Genehmigung abläuft an dem Tag wo ich Kündige. Unglaublich. Ich arbeite jetzt auf diesem Scheiß Schiff das dort am Dock liegt und diesen Arm brauche ich für meine scheiß Arbeit, also entweder lässt du mich jetzt rein oder ich.."
"oder was?"
Ungläubig lehnte sie ihren Oberkörper nach hinten und streckte ihren Ellebogen nach hinten durch. "Mach einfach deine Arbeit, du Clown.."
"Wird das nochmal was?" Die Leute hinter ihr waren nicht grade zufrieden mit der Situation, immerhin stand sie da schon seit 15 Minuten. Vorallem ein großer Echsenhafter Typ, der direkt hinter ihr war, schien am unzufriedensten zu sein, was sie dazu veranlasste, ohne sich umzudrehen ihm den Mittelfinger zu zeigen. Die Universelle Geste für: ´´Fick dich´´.

Es war schon später Abend, als Gavin das Security-HQ 121 des Titanschiffs Enclave durch die Hintertür, von der Fahrzeughalle kommend, betrat. Seine Schicht war gerade eben zu Ende gegangen, und er freute sich schon auf den Feierabend, den er in seiner Wohnung zu verbringen gedachte, mit ein paar Bier gemütlich vor dem Fernseher lümmelnd. Heute sollte doch diese neue Show starten, in der ein irgend ein Trottel auf der Bühne dämliche Witze machte, über die niemand lachen konnte, der auch nur über ein wenig Verstand verfügte. Wie hieß dieser Clown gleich noch mal? Steve Crow? Irgend so etwas war es wohl.
Doch bevor er den Feierabend angehen konnte, wurde er noch mal zum Leiter der Dienststelle gerufen. Seufzend verabschiedete er sich von seinen Kollegen, mit denen er die Umkleide gerade verlassen hatte, und folgte dann der Vorladung. Was wollte dieser Arsch denn jetzt noch? Er ging zu Chief Arnolds' Büro und klopfte an, bereit, es schnell hinter sich zu bringen. Je eher er hier raus kam, desto besser. Ein lautes "Herein!" erschallte, und er trat ein.
"Ah, Hesters, gut, Sie zu sehen," grüßte ihn sein Vorgesetzter.
Würde ich vielleicht genauso sehen, wenn ich nicht schon Feierabend hätte, dachte Gavin, sagte aber nur: "Sie ließen mich rufen, Sir?"
"Ja, genau. Ich weiß, Sie haben bereits frei, darum komm ich gleich auf den Punkt, Hesters. Ab morgen werden Sie hier nicht mehr arbeiten."
Gavin blickte seinen Vorgesetzten ungläubig an. "Habe ich mir etwas zuschulden kommen lassen, Sir?" fragte er schließlich steif. Er konnte sich nicht erklären, was schief gelaufen sein mochte.
"Nein, im Gegenteil," erwiderte Arnolds mit einem breiten Grinsen. "Heute ist Ihr Glückstag, Hesters! Sie werden nicht gefeuert, sondern versetzt. Und zwar auf die Empress. Wie klingt das für Sie?"
Wieder war er überrascht, aber diesmal im positiven Sinne. Es dauerte ein wenig, bis er etwas sagen konnte. "Die Empress? Wow!"
"Ja, nicht wahr? Man hat Ihnen eine Nachricht in Ihre Wohnung geschickt, die alle wichtigen Details enthält. Aber ich wollte es Ihnen eben persönlich sagen." Er stand auf und streckte seinem Noch-Mitarbeiter die Hand entgegen. "Na dann... machen Sie's gut, Hesters. Sie werden hier eine Lücke hinterlassen, aber diese Versetzung wird Ihre Karriere auf die nächste Stufe anheben. Alles Gute an ihrem neuen Arbeitsplatz."
"Danke Sir," erwiderte Gavin, nun ebenfalls lächelnd.
Kurze Zeit später verließ er das Security-HQ 121 und machte sich auf den Weg nach Hause. Oder besser gesagt, zu dem Ort, der für diese Nacht noch sein Zuhause sein würde. Morgen schon würde er zur Empress fliegen, und damit die Enclave zum ersten Mal in seinem Leben verlassen. Das war nicht gerade etwas alltägliches für ihn, zumal sich auf diesem Schiff die nichtmenschlichen Lebensformen die Klinke in die Hand geben sollten, wie er gehört hatte. Es würde in jedem Fall... interessant werden.

Die Wartungsdrohnen des Docks umschwirrten die Empress. Grade fuhr ein sanft summendes Gehäuse auf einem Schwebelaster davon. Die Empress bekam einen neuen Antriebskern. Der alte würde irgendeinem anderen Schiff zugute kommen. Immerhin war der Kern grade einmal zwei Jahre alt und damit immer noch beinahe auf dem neuesten Stand der Technik. Jo lehnte an der Brüstung des abgesperrten Bereiches des Docks. Auf der anderen Seite hatten sich die Schaulustigen versammelt. Jo stieß einen leisen Seufzer aus. Die Allgemeinheit hielt die Empress für eine Legende. In Wahrheit war es einfach nur viel Arbeit, die der Flotte hoffentlich helfen würde. Und diesmal war es an der Zeit das größte Problem mit einem flying tackle zu Fall zu bringen. Jo überprüfte die Position seiner neuen Crew. Da war anscheinend jemand in Schwierigkeiten.
"Lassen Sie sie durch", befahl Jo. Für den Wachmann kam seine Stimme aus einer der Wartungsdrohnen, die hier emsig an der Arbeit waren. Die Drohne drehte sich zu der Grym und danach zu dem Wachmann und machte eine Bewegung mit dem Greifarm, die den Wachmann dazu auffordern sollte, die Grym durchzulassen.
"Für meine Crew gelten die Beschränkungen des Titanschiffs nicht."

Jiro wurde zu bereits zu Jo komplimentiert und auch Gavin Hesters hatte seine Nachricht erhalten und war auf dem Weg hierher. Jo straffte seine Gestalt und setzte ein Lächeln auf. Er konnte sich zumindest die Mühe machen seiner neuen Crew die Aufgabe, die sie hatten, schmackhaft zu gestalten.

Der Mensch war für einen Moment recht sprachlos, sah von seinem Datapad zur Drone, wieder zum Pad und dann zu Izzah bevor er eifrig nickte.
"Natürlich! Gehen sie durch"
Grade noch rechtzeitig, bevor sie vielleicht auf die Idee gekommen wäre dem Typen hinter sich Kostenlos eine Zahnkorrektur zu verpassen. Izzah selbst fühlte sich gut. Hätte ihr Exo ein Gesicht, wäre dort ein breites, selbstzufriedenes Grinsen zu sehen gewesen. Es gab Exos die soetwas simulierten, entweder Digital oder, für Leute die sich das Leisten konnte, ein künstliches Imitat das Geschichtszüge perfekt darstellen konnte. Da sie aber soetwas nicht hatte, musste sie mit ihrer Körperhaltung das ausdrücken und weil das auch nicht so gelang, verpasste sie ihm, beim vorbei gehen, einen Stoß mit der Schulter.
Die Empress. Es war kein Schlachtschiff. Dieser Ring war furchtbar und eine enorme, Strukturelle schwäche einmal abgesehen von dem Design an sich.
Der einzige Grund wieso dieses Schiff noch lange nicht zu Schrott geschossen worden war, war wohl seine eigentlich friedfertige Tätigkeit, aber nicht zuletzt die Technologie. Mit den gleichen Geldmitteln könnten die Grym einen Dronen-Schlachtschiff bauen das seine Gegner in einem Geschwader von Automatisierten Jägern erstickt und gleichzeitig mit veehrenden Hauptgeschützen die feindliche Panzerung auflöst wie ein warmer Löffel, Lurgen Käse.

Wahrscheinlich war es aber für das was es tat.. schon ganz okay. Außerdem kam es nur sehr selten zu Situationen wo man Panzerung wie Lurgen Käse schmelzen musste, also war es wohl ganz okay das die Geldmittel in DAS DA gesteckt worden sind.
Immerhin war das jetzt ihr Schiff.. irgendwie. Wartung und Reperatur lag in ihrer Hand auch wenn der Gedanke sich noch ein wenig so anfühlte wie ein kleines Balg aufgedrückt zu bekommen das einem jetzt ständig am Bein klebt, mit seinen, noch nicht bekannten Problemen und Weh-Wehchen die ihr wahrscheinlich direkt bei der ersten Konfrontation mit einem Problem um die Ohren fliegen würden. Gut, betrachtet man es sachlich, dann besteht es aus vielen, einzelnen Teilen die alle ihre eigenen Probleme mit sich bringen. Sie müsste sich nur einen Überblick verschaffen und die meisten der Sorgen könnte sie sich dann ersparen, mit ein wenig Vorsorge und Grym Pioniergeist.

Sie war etwas langsamer geworden um das Schiff aus nächster Nähe besser zu begutachten, als ihre Gedankengänge jedoch etwas abgeflaut waren suchte sie nach dem Eingang zum Schiff.

Der Flug zu dem Titanschiff, in dem die Empress angedockt hatte, war unproblematisch verlaufen, und so hatte Gavin genug Zeit und Gelegenheit gehabt, den Anblick von tausenden von Schiffen, an denen er vorbei gekommen war, auf sich wirken zu lassen. Er wußte natürlich, daß die Flotte aus den Angehörigen vieler Völker bestand, aber er hätte sich nie träumen lassen, daß es SO viele Schiffe sein würden! Es war ein regelrecht erhabener Anblick, und er vermittelte beinahe so etwas wie Unbesiegbarkeit. Umso ironischer, daß sich dieser riesige Flottenverband bereits seit einigen tausend Jahren auf der Flucht befand. Auf der Flucht vor einer Gefahr, die noch größer und unbesiegbarer war, so daß man ihr nicht begegnen konnte.
Nun war er am Ziel seiner Reise - vor sich sah er die Empress, und er begriff, daß seine Reise hier nicht endete. Nein, sie begann jetzt erst richtig. Der Anblick des Schiffes war beeindruckend, gerade für ihn, der er niemals von dem Titanschiff, welches ihn hervorgebracht hatte, heruntergekommen war. Er reihte sich ein in die lange Schlange von Leuten, die der Empress zustrebten, und er kam nicht umhin festzustellen, daß nicht wenige von ihnen nicht menschlich waren. Er versuchte es zu ignorieren und brachte die Formalitäten hinter sich, als er an der Reihe war. Doch bevor er das Schiff betreten konnte, kam wohl noch eine Einweisung für die neuen Crewmitglieder. Also stellte er sich zu den anderen und wartete ab, was da kommen würde.

"Willkommen", begrüßte Jo seine neue Crew. Er wusste nicht, was er erwartet hatte. Die Qualifikationen bestimmten, ob jemand an Bord der Empress aufgenommen wurde. Spezies, Geschlecht oder anderes war ihm herzlich egal. Der neuen Crew musste die Situation allerdings alles andere als behaglich sein. Immerhin hatte er sie aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen, um sie seinem Schiff einzuverleiben, wie ein Parasit, der nur die besten fraß. Und die Aufgabe, die er diesmal für sie hatte, würde ihre Stimmung nicht aufbessern.
"Was nun folgt ist klassifizierte Information. Ich vertraue darauf, dass sie sie mit Diskretion behandeln." Es wäre nicht auszudenken, was passieren würde, sollte die Öffentlichkeit davon erfahren, dass die Forerunner anscheinend eine Stadt gegründet hatten.
"Ich habe sie an Bord der Empress überschreiben lassen, weil ich ihre Fähigkeiten benötige. Bei meinem letzten Flug hat eine unserer Drohnen mir die Koordinaten für eine Siedlung der Forerunner übermittelt. Wie sie wahrscheinlich wissen werden, ist dies die erste Siedlung, die wir gefunden haben. Entweder haben die Forerunner einen Weg gefunden die Wolke aufzuhalten oder... sie haben sowohl die Wolke als auch uns vergessen."
Und welche der beiden Möglichkeiten erschreckender war konnte er noch nicht erfassen.

Gavins Gesicht zeigte einen erstaunten Ausdruck. Forerunner? Etwa die Forerunner, von denen ihm sein Großvater immer erzählt hatte? Er hatte sie bisher für eine Legende gehalten, ein Ammenmärchen. Ein Blick über die versammelten Leute verriet ihm, daß die meisten ebenfalls überrascht über diese Ankündigung waren. Nun, zumindest die, die ein Gesicht aufwiesen, dem man es ansehen konnte.
"Die Forerunner?" fragte er laut, um Gewißheit zu haben. "Die erste Flotte, von der man seit über tausend Jahren nichts mehr gehört hat?"

Forerunners? Irgendwo in der Schule bekommt man mal etwas von ihnen mit doch sie haben schon lange nicht mehr das Leben der Gesellschaft bestimmt, so wie sie sie kennt. Niemand rechnet damit das sich das Leben plötzlich ändern würde und selbst wenn, was dann? Die Rassen waren zusammen gewachsen, die Ökonomie war verschmolzen und sogar die Politik war viel stärker aufeinander abgestimmt als wie es wäre, wenn jeder noch seine eigene Heimat hätte.
"Und was sollen wir tun? Dahin fliegen und alle Informationen aus ihnen heraus zu prügeln?" Rief sie, kurz nachdem irgendein anderer Kerl seine Frage in den Raum geworfen hatte.

"Genau die", bestätigte Jo. Er konnte es doch selbst kaum glauben. Eine Stätte der Forerunner zu finden, das war wie ein Einhorn einzufangen. Verdammt unglaubwürdig. Und die Flotte waren nicht die ersten, die die Stätte gefunden hatten. Die Piratenflotte "Roter Drache", wie sie sich selbst nannten, war bereits auf dem Weg. Die Flotte konnte allerdings keinesfalls genug Schiffe entbehren, um sich den Piraten in den Weg zu stellen. Also musste eine verdeckte Operation herhalten. Schnell rein, schnell raus, ohne von jemandem bemerkt zu werden.
"Meine Sonde hat keine Lebenszeichen in der Siedlung feststellen können. Wahrscheinlich ist sie bereits wieder verlassen. Den Grund gilt es herauszufinden. Wir werden dorthin fliegen, alle Informationen extrahieren, die wir bekommen können, und wieder verschwinden. Leise und sauber."

Jiro hatte sich bisher alles ruhig mit angehört. Eine Siedlung der Forerunner? Das Klang doch zu schön, um wahr zu sein. Mehr so etwas wie Wunschdenken.
"Bei allem Respekt, aber stammen die einzigen Daten und Bestätigungen, die wir über diese Siedlung haben von Sonden? Wenn ja wäre das eine ziemlich unsicher Sache, gerade, wenn man bedenkt, dass Piraten im Spiel sind." Jiro hatte zweifel daran, ob die Informationen korrekt waren.
Klar er arbeitete tag für tag mit Sonden zusammen, setzte selbst häufig welche ein, aber genau deshalb wusste er auch das diese Dinger einem manchmal echt einen Streich spielen konnten. Gerade Aufklärungssonden, die über grosse Entfernungen ferngesteuert wurden waren da eine heikle Sache. Er hatte schon erlebt, wie undeutlich oder abgefälscht die Signale sein konnten und wie stark sich folglich das ergebnis dann abweichen konnte. Klar im Normalfall rechnete man ja mit solchen Abweichungen und kalkulierte entsprechend, aber in diesem Fall... eine verlassene Siedlung der Forerunner und Piraten zusammen im selben Gebiet.In Jiro's Augen waren das einfach zu viele Variablen, die in den Bereich des unwahrscheinlichen ausschlugen.
Ausserdem hatte er einmal selbst erlebt, wie einfallsreich Piraten sein konnten, das mussten sie in gewisserweise sogar um ihre technologische und oftmals zahlenmässige Unterlegenheit zu kompensieren. "Ich gebe zu die Daten der Sonde nicht zu kennen, aber alleine von dem was ich gehört habe, ist es viel wahrscheinlicher das Wir in eine Falle laufen anstatt auf eine Siedlung der Forerunner zu treffen." Man könnte Jiro sicherlich vorwerfen, dass er eher militärisch dachte und deshalb das Potenzial dieser Möglichkeit nicht erkannte oder nicht ausreichend gewichtet hatte, doch dann hätten sie einen zivilen Drohnentechniker rufen sollen und keinen aus dem Militär.

Der kugelige Kerl hatte ein paar Einwände, wie es aussah. Wahrscheinlich waren die einzigen Sonden von denen er bis jetzt irgendwelche Informationen bekommen hat keine von den Grym. "So ein Schwachsinn" Warf sie ein, mehr zu ihm als zu jemand anderen. "Wenn das da irgendetwas von den Forerunnern ist, dann wären wir ziemlich dumm uns das entgehen zu lassen.. außerdem ist das hier das Schiff mit den höchsten Kosten auf den Quadrat Meter, da sollte es doch nicht schwer fallen irgendwo einen Trick aus der Kiste zu ziehen, wenn uns die Piraten an den Kragen wollen" 
Eigentlich hatte er schon recht. Wieso sollten die Forerunner einfach so ein Lager aufschlagen ohne irgendwie Informationen weiter zu geben. Entweder waren sie total verblödet und haben einfach vergessen wieso sie eigentlich fliehen sollten, oder das war wirklich eine Falle.
Aber sie wäre nicht sie, würde sie nicht versuchen bei jeder Gelegenheit anzuecken.