Digimon Adventures 03

Nach dem erfolgreichen Treffer war Iluakmon schon übermutig nach vorne geschossen, um Deltamon den Rest zu geben, doch das Dinosaurierdigimon war noch lange nicht erledigt. Es wirbelte herum und rammte dem Kriegerdigimon mitten in der Luft den Skelettschädel in den Bauch. Durch die Wucht des Hiebes und ohne jeden Halt wurde es davongeschleudert und prallte heftig gegen eine Wand. 
"Iluakmon!", rief Colin erschrocken, dessen Augen nervös zwischen dem Kampf der beiden Digimon und den angreifenden Armadillomon hin- und herwanderten. Er fühlte sich hilflos, weil er niemandem helfen konnte. Und nun hatte sein Partner auch noch einen heftigen Treffer einstecken müssen. Zum Glück rappelte es sich schon wieder auf, auch wenn seine Rüstung zerkratzt aus sah, schien es noch Energie zu haben. "Los, Iluakmon! Du schaffst es!"
Nun da es wieder auf den Füssen stand, grinste Iluakmon. Es war angeschlagen, aber noch nicht geschlagen. Die Klingen, die er immer noch festhielt, fuhren in seine Unterarme zurück und gaben seine Hände frei. Er hielt sie ein Stück von einander entfernt vor seinen Bauch und dazwischen formte sich eine weisse Energiekugel.
"Klar, schaffe ich das!", entgegnete das Digimon und Talomons angeberische Persönlichkeit drückte an den Vordergrund. "Wolfssturm!"
Sechs Wolfsgestalten aus blauer, silberner oder weisser Energie brachen aus der Kugel und schossen, Schweifen hinter sich herziehend, auf Deltamon zu.

Deltamon konterte den Angriff mit einer eigenen Attacke: Wieder ließ es die Strahlen aus seinen drei Mäulern fliegen und fing damit den Großteil des Angriffs von Iluakmon ab. Dennoch wurde es getroffen. Schmerzerfüllt brüllte es, bevor es Wütend auf Iluakmon zusprang.
Clair versuchte, irgendwie den Angriffen der Armadillomon auszuweichen und das gelang ihr bisher ganz gut, zumal Demidevimon die meisten Angriffe abfing. Dennoch würden sie nicht ewig so weiter machen können. Das Mädchen sah zu Jack. Warum tat er denn nichts? Er sollte seinen Partner wieder verwandeln.

Langsam geriet die Situation wieder außer Kontrolle. Zeit, einzugreifen. "Digiarmorei erstrahle!", polterte Jack und hielt sein Digitationsei in die Luft.
"Monodramon... Armor-Digitation zuuuu... Yasyamon!"
Und wieder hatte sich Monodramon in den mit Bambusstangen bewaffneten Kämpfer verwandelt und verpasste einem Armadillomon einen leichten Schlag auf den Kopf, der es bewusstlos machen, aber nicht ernsthaft verletzen sollte. Anschließend streckte es auch einige von den Anderen nieder.
Mit finsterem Blick sah Jack auf die Armadillomon. Sie hatten sie befreit und als Dank griffen sie nun an? Aber taten sie es überhaupt freiwillig? Im Moment wusste er es nicht.
Während Yasyamon nun ordentlich unter den Armadillomon aufräumte, wante Jack sich an Colin. "Kommt ihr zurecht oder braucht ihr Hilfe?", fragte er.

"Beschützerwille!"
Die Klingen waren wieder aus seinen Armen hervorgeschossen und Illuakmon hatte sie vor seinem Kopf gekreuzt. Ein silberner, halbtransparenter Schild mit dem Symbol, das er auch auf der Brust trug, blockierte den Ansturm Deltamons, drängte das Kriegerdigimon aber auch noch mehr gegen die Wand und nahm ihm jede Möglichkeit des Entkommens. Er wusste, dass er sich nicht mehr lange halten konnte und spürte, wie ihn seine Kraft langsam verliess. Deltamon war zu stark, vielleicht zu stark. Nein! Er würde es schaffen, aber er musste sich beeilen, denn er würde nicht mehr viel länger in dieser Gestalt bleiben können.
Colin beobachtete den Kampf seines Partners mit dem Dinosaurierdigimon beeindruckt und verängstigt zugleich. Er hatte die Fäuste geballt und starrte so intensiv auf die beiden Kämpfenden, dass er Jacks Frage zuerst gar nicht zu bemerken schien. Doch er riss sich los und wandte sich schnell dem amerikanischen Jungen zu.
"Ich glaube, Talo... Iluakmon wird es schaffen. Ich glaube fest an ihn", antwortete er und blickte dann wieder zurück. Illuakmon durfte nicht verlieren, sonst würde das hier schlecht für sie ausgehen. Und er wollte das kleine, vorlaute Wolfdigimon nicht verlieren sehen.
Iluakmon hatte die Worte seines Partners gehört und sie schienen ihm Kraft zu geben. Wieder zeigte er ein Grinsen und stiess seine Arme dann mit aller Kraft nach vorne. Der Schild folgte der Bewegung und stiess Deltamon zurück, gerade genug, um es einen Schritt zurückzudrängen. Diesen Moment nutzt Iluakmon, fuhr die Klingen ein und hielt beide Hände einander gegenüber.
"Jetzt bist du dran! Wolfssturm!"
Die weisse Kugel bildete sich zwischen seinen Fingern und wieder schossen sechs Wolfsgeister daraus, kleiner als bei der ersten Attacke aber, genau so schnell. Und diesmal stand ihr Ziel direkt vor ihnen.

Als die Armadillomon zu Boden sanken, entwichen die schwarzen Nadeln aus ihren Körpern und lösten sich, wie schon bei Frigimon, einfach in Luft auf. Clair war froh, das Yasyamon endlich eingriff. Es gab ihr ein wesentlich sichereres Gefühl. Andererseits war Deltamon als Gegener wesentlich hartnäckiger als Frigimon. Ängstlich sah Clair zu den beiden Kämpfenden Digimon, gerade in dem Moment, als Deltamon den Angriff von Iluakmon direkt abbekam. Besiegt sank es zu Boden und auch hier verschwand eine schwarze Nadel aus dessen Körper. Es schien tatsächlich mit diesen Nadeln zu tun zu haben.

Seltsam. Überall das gleiche Bild. Wenn die gegnerischen Digimon besiegt waren, kamen so schwarze Dinger aus ihnen heraus. Gab es da einen Zusammenhang.
Aber schließlich waren alle Armadillomon besiegt und auch Deltamon fiel. Sie hatten es geschafft. Yasyamon verwandelte sich wieder in Monodramon, was Jack ein wenig mit Sorge erfüllte. Hoffentlich war es jetzt wirklich sicher hier.
Argwöhnisch sah er zu dem Dinosaurier hinüber. Würde sich dieser nun beruhigt haben?

Ganz so überzeugt, wie er zu wirken gehofft hatte, war Colin nicht davon, dass Iluakmon den Kampf gewinnen konnte. Umso erleichterter war er, als einige Momente später Deltamon unter einem weiteren Ansturm von Wolfsgeistern zusammenbrach und eine schwarze Nadel seinen Körper verliess. Keinen Moment zu spät, dann für diese letzte Attacke hatte Iluakmon seine ganze Kraft verbraucht. Es verwandelte sich in hellblaues Licht und ein Strahl daraus schoss auf Colin zu, um in seiner Hand zu dem Digiarmorei zu werden. Das zurückdigitierte Talomon liess sich einfach auf den Boden plumpsen und atmete heftig ein und aus. Colin rannte sofort quer durch den Raum auf ihn zu und kniete neben ihn.
"Das hast du toll gemacht", lobte er. "Ohne dich wären wir ziemlich in der Klemme gewesen und wohl nicht rausgekommen. Danke, Talomon!"
"Ja, nicht?", brachte das Wolfsdigimon noch hervor und verzog seine Schnauze zu einem wölfischen Grinsen. Dann schloss es die Augen udn kippte nach vorne, direkt in Colins Arme. Der Junge hob seinen Partner vorsichtig hoch, überrascht darüber, wie leicht er war. Der Kampf musste ihn ziemlich ausgelaugt haben. Mit seinem Digimon in den Armen erhob er sich und drehte sich zu Deltamon um. Hoffentlich ging es dem Digimon nun wieder gut.
"Deltamon? Du... du willst nicht mehr kämpfen, oder?", fragte er vorsichtig.

Deltamon lag so reglos da, das Clair schon befürchtete, sie hätten es getötet. Doch dann erklang ein knurren von dem Digimon, bevor es sich mühsam erhob. Schweigend sah es die Kinder an, bevor er brüllte, ihnen den Rücken zuwandte und ging. Man konnte hören, wie es in das obere Stockwerk ging. Clair sah verwundert zu den anderen.
"Was war denn das für eine Aktion?", fraget sie, bevor sie mit den Schultern zuckte. "Naja. Ich denke, wir sollten diesen Ort dann verlassen. Was meint ihr?"

Als sich Deltamon bewegte, machte Colin einen Satz zurück, doch zum Glück floh das Dinosaurierdigimon. Etwas verdattert blickte er ihm hinterher, überrascht, dass einfach so wegging. Allerdings hatte er auch nicht vor, es aufzuhalten. Talomon war erschöpft und Monodramon wahrscheinlich genauso. Deshalb war er nur zu gerne bereit, auf Clairs Vorschlag einzugehen.
„Ja, wir sollten schleunigst von hier wegkommen“, stimmte er ihr zu und ging zu den Armadillomon hinüber, die sich gerade wieder sammelten. „Ich weiss nicht, ob Deltamon nun wieder normal ist, aber nachdem es einfach so geflohen ist, möchte ich kein Risiko eingehen. Könnt ihr noch weitergraben oder schafft ihr das nicht mehr? Die Kokuwamon sind immer noch da oben und wir wissen nicht, ob wir an ihnen vorbeikommen können. Ein Tunnel wäre immer noch der sicherste Weg.“

Das Anführerarmadillomon schüttelte den Kopf, als wenn es versuchte, etwas abzuschütteln, bevor es Colin ansah.
"Tut mir Leid, aber ich glaube nicht, das wir genug Kraft haben, um das zu schaffen... Und es tut uns Leid, das wir euch angegriffen haben..."
Beschämt senkte es den Kopf und die Anderen taten es ihm gleich.

"Irgendwas hat euch dazu gezwungen, nicht wahr?", murmelte Jack nachdenklich. Diese Geschehnisse waren echt sonderbar. Aber da Deltamon auch abgezogen war, machte er sich nun keine Sorgen mehr darum, dass Gefahr bestand. Diese schwarzen Dinger... die waren der Schlüssel, die Geschehnisse hier zu verstehen. Aber er hatte nur diesen Anhaltspunkt. Und dann waren da noch die anderen Dinger - würden sie sich beruhigt haben oder nicht?

Colin verzog das Gesicht, setzte aber sofort ein Lächeln auf, damit die Armadillomon die Sache nicht noch schwerer nahm als sie sowieso schon taten. Sie konnte ja nichts dafür, dass Deltamon sie mit diesen Nadeln getroffen hatte. Er hätte ihm auch eine Hand auf die Schulter gelegt, aber mit seinem Digimonpartner in den Armen ging das nur schlecht.
"Macht nichts. Wir finden auch sonst einen Weg hinaus", sagte er und wandte sich dann zu den anderen um. "Sollen wir einfach hoch gehen und auf das Beste hoffen oder noch eine Weile warten? Was denkt ihr?"

"Die Kokuwamon wurden von Deltamon dazu getrieben, anzugreifen... Vielleicht sind sie jetzt friedlich, schließlich ist Deltamon besiegt und hoffentlich wieder gut", gab Demidevimon zu bedenken.
"Aber was ist, wenn sie immernoch aggressiv sind?", fragte Clair zweifelnd. Sie glaubte nicht daran, das die Kokuwamon sie einfach so ziehen lassen würden. Ratlos sah sie zu den anderen.
"Sollen wir es einfach versuchen?"

"Haben wir den eine Wahl?" Hoshi blickte auf die Digimon. Sowohl ihre Partnerdigimon als auch die Armadillomon waren erschöpft. "Die Armadillomon können nicht weitergraben und hier unten verschimmeln können wir doch auch nicht. Wir müssen ja nicht sofort nach oben stürmen, eine kurze Pause können wir sicher machen, aber früher oder später müssen wir wohl nach oben gehen und rausfinden was da oben los ist." Hoshi war immernoch ein wenig verwirrt von der Reaktion Deltamons. Aber vieleicht war es auch naiv gewesen die gleiche dankbare Reaktion wie bei Frigimon zu erwarten.

"Wir sollten zumindest warten, bis Talomon wieder aufgewacht ist", warf Colin ein. Hoshi hatte schon richtig festgestellt, dass sie wohl keine andere Wahl hatten, als es einfach drauf ankommen zu lassen. Und mit den Armadillomon an ihrer Seite wären sie zumindest zahlenmässig nicht mehr so unterlegen. Und als hätte das Wolfsdigimon ihn gehört, regte es sich in diesem Moment in Colins Armen und öffnete die Augen.
"Alles... alles klar?", fragte er und das Leben kehrte langsam in ihn zurück. Er begann, sich zu winden, so dass Colin seinen Partner schnell auf den Boden stellte. Dort blickte er sich um. "Deltamon ist weg?"
"Es ist weg gerannt", erklärte Colin. "Und weil die Armadillomon nicht mehr graben können, haben wir entschieden, dass wir es mit den Kokuwamon versuchen."
"Na dann... worauf wartet ihr?"
Talomon drehte sich um und tapste Richtung Treppe los. Colin blickte ihm kurz nach, zuckte dann mit den Schultern und folgte ihm.

Clair schüttelte verständnislos den Kopf. Dieses Digimon von Colin war wirklich dumm. Es war gerade erst vor Erschöpfung zusammen gebrochen und lief jetzt schon wieder davon, auch wenn es wieder würde kämpfen müssen. Die Digimon schienen die Kinder, denen sie zugeteilt waren, beschützen zu wollen, aber glaubte Talomon ernsthaft, das es so geschwächt ein guter Beschützer war?
Mit diesen Gedanken ging auch Clair wieder die Treppe hoch, gefolgt von Demidevimon, das sich ganu offensichtlich am Liebsten auf Clairs Schulter setzen würde, dies aufgrund ihrer Abweisungen aber nicht tat.

Die Gruppe war dicht hinter ihnen und mit Talomon an der Spitze und Umon als Licht gleich dahinter erreichten sie bald das Ende der Treppe und traten wieder in den düsteren Raum. Noch immer schien er vollkommen leer zu sein, auch jetzt, das Colin mehr Zeit hatte, sich umzusehen, war nichts zu entdecken. Auch von Deltamon war keine Spur zu finden. Ob es wieder nach oben gegangen war? 
Etwas anderes hatte sich zu ihrem Unglück auf nicht verändern. Noch immer hämmerten die Kokuwamon auf die Tür ein. Scheinbar hatten sie weder einen besseren Weg hinein noch eine bessere Beschäftigung gefunden. Colin verzog das Gesicht und wandte sich der Gruppe zu, die sich inzwischen zusammen mit den Armadillomon etwa in der Mitte des Raumes versammelt hatten.
"Was meint ihr? Sollen wir unsere Chancen mit den Kokuwamon draussen versuchen? Sie haben scheinbar nicht mitbekommen, dass Deltamon nicht mehr so bösartig ist", begann er. "Oder wollen wir einfach mal nach oben gehen?"

Als hätte Deltamon Colin gehört, brüllte es laut, woraufhin die Kokuwamon von ihrer Aktivität abließen. Kurz noch konnte man das Summen der Kokuwamon hören, obgleich es nun eher verwirrt als wütend klang, bevor sie sich hörbar zurückzogen.
"Ich denke", meinte Clair", das heißt dann wohl, dass der Weg sicher ist..."
Demidevimon war anderer Meinung.
"Oder sie ziehen sich für einen Überraschungsangriff zurück", gab es zu bedenken.
Clair wischte seinen Einwand mit einer Handbewegung beiseite und öffnete die Tür. Die Kokuwamon saßen vor den anderen Häusern und summten friedlich, während sie zu den Kindern sahen. Das blonde Mädchen war mulmig zu Mute, als es nach draußen trat. Was war, wenn ihr Digimonpartner Recht hatte? Doch die Kokuwamon blieben ruhig sitzen.

Erleichtert atmete Jack auf. Nun schienen auch die kleineren Viecher keine Gefahr mehr darzustellen, jedenfalls hoffte er, dass das Geschehen so zu deuten war. Naja, ohne ein kleines Bisschen Risiko würden sie nie hier rauskommen. Die Kreaturen verharrten ruhig auf ihren Plätzen. Jack ging ein wenig schneller als mit Normalgeschwindigkeit, er wollte schnell von diesem Ort weg.

Luule übernahm die Führung und Clair folgte ihr. Sie konnte sehen, dass die Estin nicht ganz sicher war, ob die Kokuwamon nicht vielleicht doch noch angriffen. Die beiden Mädchen liefen schnell zu dem Pfad, der sie in das nächste Dorf führen müsste, bevor sie warteten, das die Junge ihnen folgen würden. Ihre Digimon wichen nicht von ihren Seiten und Clair fing an, Demidevimon genervte Blicke zuzuwerfen.