[MSG] Episode 2: Kampf in den Gruben

Ki hatte die ganze Zeit nach Max gesucht, während sie in der Warteschlange stand, doch ihn nicht gesehen. Schließlich war sie seufzend in das Anwesen gegangen und hatte sich so postiert, dass sie den Eingang gut im Blick hatte. In ihrer Hand hatte sie ein Glas Cola, auf Alkohol verzichtete sie meist ohnehin und nach so einem stimmungsschwankendem Tag war es viel zu gefährlich jetzt Alkohol zu trinken, zumal, wenn sie auf der Lauer liegen musste. So hielt sie ihr Glas Cola bei sich in der Hand, während ihre Augen noch immer nach dem Steinmenschen suchten, ihn aber nicht fanden.
Stattdessen schlich sich ein großer und gar nicht mal schlecht aussehender, junger Mann in ihr Blickfeld und lächelte sie aufdringlich an. Ki versuchte einfach in eine andere Richtung zu gucken, doch der Kerl schien das nicht wirklich wahrzunehmen.
"Hi", sagte er und trat neben sie, um sich scheinbar das Bild, welches sie nebenbei betrachtet hatte, ebenfalls zu begutachten.
"Hallo", antwortete Ki in einem kühlen Ton, der eigentlich jedem signalisiert hätte, dass sie kein Interesse an einem Gespräch oder sonst etwas hatte. Der Kerl zeigte sich jedoch nur wenig beeindruckt von den ablehnenden Signalen.
"Darf ich dir einen Drink spendieren?"
Ki schüttelte energisch den Kopf, beinahe so energisch, dass sie fürchtete, ihre braunhaarige Perücke geradewegs gegen das Bild fliegen und so sicherlich einen Alarm auslösen, doch nichts passierte, glücklicherweise.
"Danke nein, aber ich hab schon etwas zu trinken", erklärte sie ihm und hielt ihr Glas hoch.
"Aber danach kannst du sicherlich noch einen Drink vertragen", versuchte er es trotzdem.
"Nein!", Ki wandte sich gerade in dem Moment ab, als der Mann noch zu einer Antwort ansetzte, doch Ki war viel zu schnell im Getümmel verschwunden, als dass sie noch ein Wort von dem gesagten verstanden hätte. Sie hatte ein neues Ziel. Max war da und er schaute sich ziemlich zweifelnd und unsicher um. Und er hatte keinen Anzug an. Na super. Dennoch hatte er es offensichtlich herein geschafft. Sie eilte auf ihn zu und umarmte ihn überschwänglich mit einem Kuss auf der Wange, wie es hier alle zu tun schienen. Ihr kam das reichlich albern vor, doch so schien das eben abzulaufen und sie wollte nicht mehr auffallen als nötig.
"Hi Max, schön dich hier zu sehen", lächelte sie ihn an. Hoffentlich hatte er sie jetzt auch erkannt, so verkleidet wie sie war.

Max' Nervosität schwand, als er Ki anhand ihrer Schritte auf sich zukommen spürte. Instinktiv wandte er sich ihr zu - und wurde von ihrer Reaktion völlig überrumpelt.
Halleluja! Hatte er einen derart positiven Eindruck bei ihr hinterlassen, daß sie ihn so überfiel? Aber dann fiel kam ihm die Idee, daß sie hier vielleicht nur nicht zu sehr auffallen wollte... Nun ja, Ki war ihm im Grunde auch ein wenig zu wankelmütig, um als feste Freundin durchzugehen - und bei einer Frau, die ihn aus Versehen in Brand setzen konnte, wenn er nicht aufpaßte, konnte das durchaus ins Auge gehen!
"Äh... hallo, Ki," begrüßte er sie, noch immer etwas überrumpelt. "Also... wie geht's dir?" fragte er, weil ihm nichts besseres einfiel.

Ki trat einen Schritt von Max zurück und beäugte ihn belustigt. Wie es ihr ging? War das sein Ernst? Sie hätte mit einem "was zur Hölle haben wir hier zu suchen, wenn wie Jarvan finden wollen" gerechnet, aber nicht mit einem "wie geht es dir". Nun gut. Vielleicht lag es daran, dass sie bereits den ganzen Tag am Grübeln war.
"Mir geht es...ganz gut soweit", antwortete sie ihm nach einigen Sekunden, des Nachdenkens, doch ihre Antwort klang eher nach einer Frage, als einer Aussage. Bevor sie jedoch weiterhin wie Salzsäulen im Eingangsbereich herumstanden und von allen Seiten angerempelt wurden, hakte Ki sich kurzerhand bei Max unter und dirigierte ihn unauffällig zur Treppe. Sie wollte von dort aus nach Svetlana und Rust Ausschau halten, obwohl diese vermutlich nicht all zu weit entfernt waren, konnte sie diese doch nicht sehen.
"Der Tag war eine ziemliche Belastung, aber ich habe niemanden angezündet, wenn du das meinst", setzte sie so leise nach, dass niemand außer Max es hören konnte.
"Und wie war dein Tag so, bevor ich jegliche Pläne zerstört habe?"

"Nicht besonders," antwortete Max knapp, während er sich umsah. Niemand schien auf sie zu achten. "Hab einen ziemlich schrillen Typen kennen gelernt und ne langweilige Vorlesung besucht."
Er beugte sich näher zu ihr, aber nicht so weit, daß es irgendwie auffallend gewesen wäre.
"Also, was ist hier los? Was ist mit Jarvan? Und was sind das für Leute, mit denen du hier bist?"

Ki blickte sich zur Sicherheit noch einmal um, aber um sie herum herrschte ein reges Treiben und niemand hielt sich lange in ihrer Nähe auf.
"Was mit Jarvan ist...keine Ahnung! Er ist..weg, verschleppt, aber wir sind ja hier um ihn zu finden, hoffentlich geht es ihm gut...alles ist meine Schuld, er wollte mir ja nur helfen nur...er hat den alten Kerl nicht für voll genommen!", sprudelte es aus der nervösen Ki heraus, die mit einem Mal den Tränen nahe war. Doch sie schüttelte kurz entschlossen ihren Kopf, ließ ihre vorübergehend braunen Haare fliegen und setzte ein grimmiges Lächeln auf.
"Wir werden ihn schon kriegen. Nur weiß ich nicht genau, wer "wir" sind oder sein werden. Da war diese Frau, Svetlana, die hatte in dem Kampf gegen die verschissenen Entführer geholfen und mir danach ihre Hilfe angeboten. Scheint Mitglied in irgendeiner kruden Untergrund-Geheimorganisation aus Mutanten zu sein. Sehr geheimniskrämerisch, aber Hilfe ist Hilfe, auch wenn ihr Misstrauen nervt. Die dachten doch tatsächlich, dass ich die Gunmen rufen würde, gehts noch?"
Ki schüttelte verächtlich den Kopf.
"Jedenfalls...hilfst du mit Jarvan - und alle anderen, die wahrscheinlich gefangen genommen wurden - zu suchen? Die werden für ne Show gefangen!"

Leilah betrachtete ehrfurchtsvoll die Waffen, die sich ihr offenbart hatten. Was sollte sie damit anstellen? Aber immerhin, es gab auch Klamotten! In ihrem Kleidchen würde sie nicht weit kommen und praktisch war es auch nicht. Nur was stattdessen anziehen? Was würde sie retten gegen einen Mutanten?
Sie trat einen Schritt auf die Waffen zu und nahm sich ein Tanktop und eine Lederjacke heraus. Schnell streifte sie das Kleid ab, ohne zu Gab hinüber zu sehen. Hätte sie das getan, hätte er gesehen, dass sie rot angelaufen war. Hoffentlich schaute er nicht her. Sie zog sich hastig das Top über den Kopf, nahm sich ein großes Messer und die Lederjacke und schnitt am Rücken große Schlitze herein, nur für den Fall, dass sie ihre Flügel gebrauchen konnte, zog sich dann eine Hose und Stiefel an und steckte zwei Messer ein. Mehr nicht. Was sollte sie sonst nehmen? Eine Waffe? Brachte das was gegen Mutanten? Wie entsicherte man sie?
"Du..hast du ne Ahnung, wie man mit so ner Waffe umgeht...glaubst du, sie könnte was bringen?

Bei Kis letzten Worten riß Max erstaunt die Augen auf. "Was, ne Show? What the Fuck! Die fangen ihn für ne Show? Was für eine kranke Scheiße läuft da eigentlich?" Eine kurze Pause, dann sprach er gleich weiter, bevor Ki wirklich Zeit für eine Antwort hatte. "Und wer ist diese Svetlana?"
Die Typen mußten wirklich paranoid sein, wenn sie glaubten, daß die Gunmen mit Mutanten zusammen arbeiteten... Dennoch, am interessantesten fand er die Frage, was mit Jarvan passiert war. Wer immer die Kerle waren, die ihn entführt hatten - sie würden teuer dafür bezahlen!

Lola wand sich durch die Menschen, lauschte bei einem Gespräch und dann bei einem anderen, immer unterwegs und auf der Hut, möglichen Gesprächspartnern, die auf sie zusteuerten zu entkommen. Sie musste herausfinden, welche Leute mit diesen Untergrundkämpfen und dem Verschwinden von Mutanten zu tun hatten oder zumindest etwas wissen konnte. Bisher hatte sie ausser Gerüchten, Elitegossip und einigen handfesten Beweisen, die ein paar Leute hinter schwedische Gardinen bringen konnten, nichts Relevantes aufgeschnappt. Wenn interessierte es, dass Eleah McBournelle hinter dem Rücken ihres Mannes ein mittelgrosses Harem unterhielt, ob Salanda Gomez sein Unternehmen auf gefälschten Aktien aufgebaut hatte, ob die Enkel des Präsidenten seit Wochen nicht mehr zur Schule gingen oder dass William Farrell ein Kleptomane war?
Entnervt tauschte Lola ihr Champagnerglas auf einer erhobenen Galerie gegen ein frisches aus, obwohl sie nicht einmal daran genippt hatte. In dieser kurzen Pause bemerkte sie die Männern in schwarzen Anzügen, die durch die Menge kämmten und dem einen oder anderen High-Society-Mitglied unauffällig in eine Richtung schubste. Von ihrer Position konnte sie die Bewegung in der Menge genau sehen. In der Menge selbst waren die einzelnen Personen die auf einen Dienstbotengang am Ende des Saales zusteuerten wohl nicht bemerkbar, aber von oben war es klar. Lola hob ihr Glas mit einem Lächeln an die Lippen und nahm zur Belohnung einen Schluck. Dann machte sie sich daran, sich wieder unter die Menge zu wischen, gerade noch einem weiteren Verehrer, der auf sie zusteuerte, entkommend. Dabei rempelte sie eine blonde Frau an, beachtete sie aber nicht und ging einfach weiter. Wo auch immer diese Leute hingeführt wurden, sie wollte wissen, worum es ging.

Gab blickte auf und schoss Leilah erst einmal einen düsteren Blick zu, als hätte sie ihn bei tiefgründigen Gedanken gestört. Dann erhob er sich und lungerte ebenfalls in die Waffenkammer, seine Haltung angespannt als wäre er bereit, sich jederzeit gegen einen Angriff zu verteidigen. Er kam vor dem Mädchen zu stehen, hob den Kopf und musterte sie. Ein spöttisches Grinsen machte sich kurz in seinem Mundwinkel bemerkbar, dann war es wieder verschwunden und Gab trug wieder das selbe missmutige Steingesicht zur Schau und hielt den Kopf gesenkt, so dass seine Tattoos im Schatten der Kapuze verschwanden.
"Lös die Sicherung an der Seite, halte sie ungefähr auf die Körpermitte von wem auch immer du treffen willst und drück ab. Wird dir wahrscheinlich die Trommelfelle zerfetzen, wenn wir in einem kleinen Raum sind oder das Handgelenk vom Rückstoss brechen", antwortete er.

Nachdem sie eine Weile versucht hatte, ziellos Gedanken abzufangen, hatte sie Kopfschmerzen gekriegt und etwas Mühe gekriegt, sich noch zu konzentrieren. Gerade, als sie sich mit Rust in eine ruhigere Ecke verziehen wollte, wurde sie von einer Dame angerempelt, die es offenbar sehr eilig hatte.
Sie lauschte ihr hinterher und sofort war ihr klar, dass es dieselbe sein musste, der sie heute begegnet war.
Sie zupfte an Rusts Hemd und zog ihn mit sich.
"Komm."