[MSG] Digimon

Shinta schaute neugierig zu wie Sue versuchte die Hintertüre des Cafés zu öffnen, jedoch erfolglos blieb. Als sie sich dann zur Vordertüre aufmachte, überlegte Shinta kurz ihr zu folgen, doch irgendwie beschlich ihn das Gefühl, das sie dort nicht mehr erfolg haben würde, und lies es bleiben. Stattdessen bemerkte er, wie sich etwas an sein Bein schmiegte. Er blickte nach unten und entdeckte den kleinen Metalltropfen, welcher aus seinem Ei geschlüpft war.
Etwas verwirrt hob er den kleinen Tropfen hoch, welcher fröhlich fiepte. Shinta wusste nicht wieso, aber dieses Wesen schien ihn zu mögen, genau so, wie die anderen Wesen ihren jeweiligen Besitzer zu mögen schienen. Und Shinta musste sich eingestehen, dass er das kleine Ding ja auch irgendwie niedlich fand. Er drehte sich ein bisschen von den anderen weg und knuddelte das Wesen heimlich ein wenig. Obwohl es aus Metall zu sein schien, war es so leicht das Shinta es problemlos in die Luft werfen und wieder fangen konnte.
Dem kleinen Metalltropfen schien das sichtlich zu gefallen, den er quietschte vergnügt auf. Auf einmal begann der kleine Metalltropfen zu leuchten und schien in der Luft zu schweben. Shinta war davon so überrumpelt, dass er erst einmal nur doof kuckte und gar nicht bemerkte, wie das Kleine gerät, welches er für ein Tamagotchi gehalten hatte, ebenfalls begann in Sanftem grün zu leuchten. "H.. hey was ist den jetzt los?" Das Leuchten lies etwas nach, sodass Shinta nicht mehr geblendet wurde und er erkennen konnte das sich der Metalltropfen begann zu verändern.
Innerhalb weniger Sekunden war aus dem kleinen Metalltropfen ein anderes Wesen geworden. Shinta war sich nicht sicher, was es war, am ehesten erinnerte ihn das Wesen nun an einen Schmetterling, einen übergroßen Schmetterling. Sanft landete das Wesen in Shintas Hand und grinste, während Shinta es völlig die Sprache verschlagen hatte und Puroromon einfach nur anstarrte.

Abgelenkt durch das plötzliche Leuchten von Shintas Wesen, bemerkte Sue gar nicht, das sich ihr eigenes wieder aus ihrem Arm befreite und aufgeregt bei der Verwandlung des Anderen zusah. Erst, als das Leuchten erlosch, bemerkte sie, das auch ihr Pudding zu glimmen begonnen hatte, bevor er mit nach einem kurzen "Po! Po po!" noch heller erstahlte und sich ebenfalls verwandelte. Statt des weißen Pudding saß dort auf dem dreckigen Boden nun etwas, das aussah wie eine Mischung aus Kaulquappe und Dinosaurier, dem einige rote... Federn? ...aus dem Kopf wuchsen. Als die Verwandlung abgeschlossen war, wandte es sich zu Sue um und grinste sie fröhlich an, was die Studentin mit einem irritierten Blick erwiderte.

Nachdem Cian mit Erstaunen die Verwandlung der beiden anderen Geschöpfe beobachtet hatte, wandte er seinen Blick erwartungsvoll seinem eigenen Fellball zu. Das Ding ruckelte nur freudig in seinen Armen herum und begann, auf seine Jacke zu sabbern. Mit einem entrüsteten Aufschrei stiess er das Geschöpf von sich Weg, entschied sich aber im letzten Moment, die Hände nicht zu öffnen und hielt es so nur auf Armeslänge von sich weg.
"Mistding! Die Jacke ist neu!", fluchte er. "Ich habe keine Ahnung, ob man deine Spucke da je wieder rausbekommt!"
Das Wesen reagierte auf den Wortschwall aber anders als es sollte. Es grinste nur breit und begann dann schlussendlich auch zu leichten. Cian riss die Hände weg und trat hastig einen Schritt zurück. Das leuchtende Wesen blieb einfach in der Luft hängen und begann, sich zu verändern. Es wuchs an und und fünf Stummeldinger wuchsen aus seinem Körper heraus. Schliesslich erschloss das Licht abrupt und ein fetter, runder Fuchs oder Wolf mit weissem Fell fiel zu Boden. Und stolperte erstmal, um Nase voran in den Dreck zu knallen.
"Gnuh!", machte Ohcumon und Cian konnte nicht anders, als über die Komik zu lachen.

Das komische Fisch-Saurier-Vieh verwirrte Sue mehr, als sie zugeben würde. Insbesondere als es anfing zu sprechen.
"Sukiyo! Wie schön! Endlich bin ich bei dir!"
Woher zur Hölle kannte dieses Ding ihren Namen? Und warum konnte es überhaupt sprechen?
"Kann einer von euch das irgendwie ansatzweise logisch erklären?", fragte und sah zu Shinta und Cian.

Ein wortloser Blick war das einzige, was Sue als Antwort aus Cian herausbekam. Der Kugelwolf hatte sich inzwischen wieder aufgerichtet und hüpfte einige Male auf und ab. Dann trabte er an Cian heran und stupste ihn mit seinem ganzen Gesicht an.
"Hey! Hey!", rief auch dieses Wesen mit piepsender Stimme. "Hat ja lange genug gedauert, Cian. Los, mach, dass ich noch weiter digitieren kann!"
"Di-digitieren!?"

Shin blickte zu Sue und zuckte nur mit den Schultern. Logisch erklären? Er konnte sich ja nicht einmal den Ortswechsel in irgendeiner Weise logisch erklären, geschweige den diese merkwürdige Welt, in der sie gelandet waren und schon gar nicht diese komischen wesen, welche einfach aus Eiern schlüpften und sich verwandeln konnten. Und wie sich ein lebender Metalltropfen in einen Riesenschmetterling verwandeln konnte, konnte er sich auch nicht mit Logik erklären, auch nicht mit den absurdesten Theorieren von denen er einmal gehört hatte.
"Ich hab keinen blassen Schimmer, wie uns Logik hier irgendetwas erklären soll. Diese Welt scheint irgendwie ein völliger Widerspruch zur Logik zu sein. Ich weis das klingt dämlich, aber das Ganze wirkt auf mich eher wie Magie aus einer Fantasygeschichte." "Wieso, wir sind doch nur Digitiert, das hat doch nichts mit Magie zu tun." Shin blickte zu dem Schmetterlingwesen in seiner Hand und man konnte ihm deutlich ansehen, dass diese Antwort ihn eher noch mehr verwirrt, anstatt geholfen hatte.

Noch während Sue damit beschäftigt war, sich zu wundern, was hier vor sich ging, wandte sich das Ding, das einmal ein weißer Pudding gewesen war, an die anderen seltsamen Wesen.
"Hey. Ich glaube, die wissen gar nicht, wer wir sind."
Mit diesen Worten sah es wieder zu Sue und sprang auf ihren Arm. Reflexartig hielt die Sportlerin das Wesen fest, bevor es begann, mit ihr zu sprechen.
"Hallo. Ich bin Bukamon und ich bin ein Digimon. Es freut mich, dich endlich kennen zu lernen, Sukiyo."
"Sue", murmelte die Studentin völlig überwältigt. "Nenn mich einfach Sue..."
"Sue... Was für ein toller Name!" Plötzlich wurde es sehr ernst. "Aber wir müssen jetzt in das Dorf. Die anderen müssen euch auch kennen lernen."
Mit diesen Worten sprang es wieder von Sues Arm herunter und robbte ein Stück von dannen, bevor es sich umsah und darauf wartete, das die Frau ihm folgte. Nach einigem Zögern tat sie dies sogar, hielt dann jedoch inne und sah unsicher zu den Anderen. Sie war mit Sicherheit nicht feige, aber allein in dieser seltsamen Gegend wollte sie dem komischen Ding dann doch nicht folgen.

"Ein Dorf?! Perfekt, los, los, los, da gehen wir hin", sagte Cian, die Erleichterung klar in seiner Stimme hörbar. "Vielleicht kann uns da jemand erklären, wie wir durch ein Wurmloch oder so gefallen sind und wie wir hier wieder rauskriechen können. Und du..."
Seine Hand schoss nach unten und packte den Fellball, der die ganze Zeit unbeirrlich gegen sein Bein gelaufen war.
"... hörst auf damit, du wandelnder Fuselhaufen."
"Hey! Ich bin Hotahmon und ein Abenteurer, der überall bekannt und berühmt ist..."
"Du bist gerade aus einem Ei geschlüpft."
"Details! Soll ich dir von meinen Entdeckungen in fernen Landen erzählen? Natürlich soll ich das! Also... nicht werfen!"
Cian hatte ausgeholt und war drauf und dran, das Ding gegen die Wand des Gebäudes zu schmettern. Auf dessen Ausruf ihn überlegte er es sich anders und streckte es einfach nur aus, um es fallen zu lassen.
"Nein! Du musst mich tragen. Ich kann doch nicht die ganze Zeit laufen!"
Er seufzte, gab dann aber auf und setzte das Dinge – Hotahmon – auf seine Schulter. Wog ja praktisch nichts.
"Okay, wo geht es jetzt zu diesem Dorf?"

"Mir nach!", rief Bukamon, doch Sue rührte sich nicht, während sie erwartungsvoll zu dem Dritten im Bunde sah.
"Kommst du auch mit..." Sie stutzte... "Ähm... Wie heißt du eigentlich? Also, ich bin Sukiyo Kurayami, kannst mich aber Sue nennen."
Fragend sah sie Shin an.

Cian liess nicht auf sich warten und schloss schnell zu dem seltsamen Mini-Saurier – scheinbar Bukamon – auf und verlangsamte seinen Schritte, um mit dem Geschöpf auf gleicher Höhe zu bleiben. Mit einem so kleinen Führer würden sie wohl länger brauchen, bis sie dieses Dorf erreicht hatten. Vielleicht wäre es eine gute Idee, wenn jemand das Ding trug, genau wie er es mit Hotahmon tat. Nach einigen Schritten bemerkte Cian, dass die anderen nicht folgten. Missmutig wandte er sich um.
"Wo bleibt ihr? Was auch immer ihr tut, das könnt ihr auch auf dem Weg machen! und jemand soll Rothaar tragen, dann bewegen wir uns nicht mit Schneckentempo vorwärts."

Shin war sich nicht ganz sicher, was er von der ganzen Sache halten sollte. Klar ein Dorf, das klang nach Zivilisation, doch woher wussten diese Wesen, dass es hier irgendwo ein Dorf gab? Auch wenn sie anscheinend in diese Welt gehörten, immerhin waren sie ja nicht in dieser Welt geschlüpft. Auf der anderen Seite hier bei dem Café, welches anscheinend die Fähigkeit der Dimensionsreise Verlohren hatte, konnten sie auch nur herumstehen und nichts tun, da war das Dorf wohl doch die bessere variante.
"Ja ich komme schon, hier herumzustehen bringt uns nicht weiter und leider auch nicht zurück." Shin schnappte sich seine Sachen und schloss mit schnellen schritten zu Sue auf. "Shinta Himura, doch Shin reicht völlig", meinte er an Sue gewandt, während Puroromon die kurze Pause nutzte um auf die Schulter von Shin zu fliegen. "Und ich bin Puroromon."

Sue verdrehte die Augen, als ihr auffiel, das es ihr zufallen würde, Bukamon zu tragen. Immerhin trugen die anderen jeder schon ein Wesen und dieses "Ding" gehört wohl ihr. Oder eher zu ihr. Seufzend ging sie zu dem Wesen und hob es in ihre Arme. Fröhlich blinzelte es sie an.
"Da gehts lang", sagte es dann und deutete mit seiner Flosse... Flügel? Arm? Jedenfalls deutete es auf einen Wald, der aus Palmen und Laubbäumen bestand und von dem Meeresrauschen fortführte. Sue beschloss, bei diesem seltsamen Spiel, das hier mit ihnen getrieben wurde, mitzuspielen - vorläufig jedenfalls. Sobald es ihr möglich war, würde sie verschwinden und die Showmacher oder wer auch immer dafür verantwortlich war, in die Röhre gucken lassen. Nicht mit ihr das Ganze!
"Achja", meinte sie dann zu Shin. "Das hier ist Cian. Wir kennen uns aus der Schule. Mittlerweile studieren wir."