Ashbornes Fluch - [MSG]

"Du solltest nicht mehr lange hier bleiben, Mädchen. Denk an das Phantom!"
Ciara hob den Blick von einem Glas mit Froschaugen, als die Stimme der alten Verkäuferin sie erreichte. Sie nickte verlegen, bevor sie sich von dem Regal abwandte. Sie war nicht wegen Froschaugen oder Molchflossen hier. Viel dringlicher war ein neuer Dolch. Ihr Letzter war nach 4 Jahren Arbeit damit zerbrochen. Doch in diesem Heilerladen schien sich nichts in die Richtung zu finden.
"Kann ich dir vielleicht helfen? Ansonsten muss ich dich bitten, zu gehen", meinte die Alte erneut und Ciara seufzte.
"Wenn es nicht zu viele Umstände macht... Ich suche eine Dolch, mit dem man Kräuter und Stoffe und im Zweifel auch Haut und Fleisch schneiden kann."
Die Alte kam hinter ihrem Tresen hervor und führte die rothaarige Heilerin in eine Ecke des Ladens. Mehrere Dolche lagen dort, manche kunstvoll verziert, manche schlicht. Zögernd ließ Ciara den Blick über die Messer gleiten, bevor ihr einer von ihnen ins Auge fiel, an dem noch Blut zu kleben schien. Sie verzog ein wenig das Gesicht, doch die Ladenbesitzerin schien den Blick bereits bemerkt zu haben.
"Für nur 20 Silberstücken gehört er dir."
Überrascht wandte sich Ciara der Verkäuferin zu. Der Dolch war günstig... Und abgesehen von dem Blut hatte er eine ganz hübsche Farbe. Bunte Schlieren zierten den Griff und die Klinge war Leich gebogen mit drei widerhakenartigen Zacken darin. Sicher wäre dies ein guter Dolch. Und das Blut ließe sich bestimmt entfernen.
"Ich nehme ihn", sagte sie, bevor sie der Alten den gewünschten Preis in die Hand zählte. Dann nahm sie den Dolch und beeilte sich, das Gasthaus aufzusuchen, in dem sie ein Zimmer gemietet hatte.

Das Gasthaus "Wilder See" lag genau dort: Am See Mojuhn war es leicht zu finden, daher hatte der Verwalter des gräfischen Schlosses ihr geraten, dieses aufzusuchen, als sie sich bei ihm nach Details zu dem Kopfgeld erkundigte. Viel hatte er ihr jedoch nicht verraten können. Lediglich, das das "Phantom", wie der Entführer genannt wurde, lediglich Nachts seine Opfer suchte. Immer waren es Personen, die alleine unterwegs gewesen waren. Wann genau, ob eher kurz nach Einbruch der Nacht oder beinahe schon bei Dämmerung, der Täter genau zu schlug, das wusste man nicht.
Im "Wilder See" jedenfalls, so sagte man, war die Chance am Höchsten eine Gruppe zu finden, die bereit wäre, das Kopfgeld mit einer Heilerin zu teilen - oder eben selber eine aufzustellen. Heiler waren immerhin gerne gesehen in jeder Art von Gruppe. Doch bevor sie sich in den Schankraum setzte, der um diese Zeit gut besetzt war und sich immernoch füllte, würde sie sich um ihre neue Errungenschaft, den Dolch aus dem Heilerladen, kümmern. Daher bat sie beim Wirt um eine Schale mit warmen Wasser, das sie in ihr Zimmer mithochnahm. Tücher, um den Dolch zu putzen, hatte selber genug. Während sie den Dolch betrachtete, fragte sie sich, was für eine Gruppe sich dort unten im Schankraum wohl gerade einfand. Ob es eine Gruppe wäre, die noch keinen Heiler besaß...

"Sieh, Untier. Licht", murmelte Kor müde. Elf und Tier trotteten langsam nebeneinander her. Nur die Aussicht auf das ihm zustehende Geld hielt Kor noch auf den Beinen. Untier hingegen war noch recht munter. Derzeit schleppte er ein Bein im Maul herum. Das war eben das Problem mit Untoten. Sie blieben nicht so gerne tot. Dieses spezielle Exemplar hatte zwei der Fußangeln einfach ignoriert und weil es geregnet hatte, hatte auch der Drachenatem nicht viel genutzt. Am Ende war es nur Untiers Gebiss zu verdanken, dass sie beide noch lebten. Fünzig Kilo wütender Hund am Bein ließen sich eben nicht so einfach ignorieren, auch wenn man über die zusätzliche Stärke eines Untoten verfügte.
"Halt! Wer seid Ihr?"
"Kor von Torvund. Euer Hauptmann möchte mich sehen."
"Und warum sollte er das tun wollen?"
Als die Wache den Sack öffnete, den Kor ihm hingehalten hatte, zuckte sie zurück. Ein widerlicher, süßlicher Geruch breitete sich aus.
"Geht."

Ein Reiter näherte sich dem Anwesen der Gräfin. Es war Torian, die Klinge. Einige Meter vor dem Gebäude stieg er ab und band sein Pferd vor einem Trog an und ging zu der Tür, vor der ein paar Wachen rumstanden und ihn ankuckten, als wäre er ein Schaf oder wohl eher ein unerwünschter Besucher. "Verzeiht, das ich unangekündigt erscheine. Ich bitte um eine Audienz bei der Gräfin.
Mein name ist Sir Torian Rudland und ich bitte hiermit demütigst um eine Anstellung. Wärt ihr so gütig, die edle Dame zu bitten, mich zu empfangen?" fragte er höflich den Wachmann und trug damit sein Anliegen vor. Abwartend betrachtete er denjenigen, den er angesprochen hatte. Er hoffte, das er diesmal die möglichkeit bekam, eine ehrbare möglichkeit bekam, seinen unterhalt zu verdienen.

Seit zwei Tagen war Maya bereits in der Stadt und hatte sich diese ein wenig angesehen. Natürlich hatte sie dabei auch von den Geschehnissen der letzten Tage gehört und auch immer wieder die Warnung von Händlern oder der Stadtwache, das sie nicht in der Nacht unterwegs sein sollte. Dieses Phantom schien diese Stadt ganz schön im Griff zu haben, denn gegen Abend konnte man die Angst beinahe spüren.
Sie wusste nicht was sie wirklich davon halten sollte, bisher hatte sie nur von den Opfern gehört und noch keines gesehen, doch sie wusste auch das dieses Phantom gefährlich war. Es schien die Erinnerungen zu stehlen, doch zu welchen Zweck?
Maya seufzte leise, während sie an ihren Tisch im Gasthaus „Wilder See“ saß und mit einen Finger über den eingeätzten Totenkopf auf der Klinge ihres Dolches strich. Vor ihr stand ein Krug mit einen schwachen Wein und eine Schüssel, des bereits kalten, Eintopfes. Noch war sie sich nicht sicher ob sie dieser Stadt helfen sollte, auch wenn das Kopfgeld verlockend war, so war sie nicht darauf angewiesen. Es gab ein paar die bereits verkündet hatten das sie das Phantom zur Strecke bringen würden, aber so wie Maya diese Kerle einschätzte würden sie wohl eher die nächsten Opfer des Phantoms werden. Mit einen angeblichen Heiler, der sich in dem Gasthaus einquartiert hat, hatte sie schon gesprochen und auch wenn dieser sagte dass er sie fürstlich für ihre Hilfe entlohnen wolle, wirkte er eher wie ein Scharlatan. Sie selbst war keine Expertin in dem Gebiet, doch selbst ihr Wissen hatte ausgereicht um zu wissen dass der Mann noch weniger Ahnung hatte als sie selbst.

Leicht den Kopf schüttelnd betrachtete Maya ihren Dolch und fragte sich, ob es nicht besser wäre Hilfe von außen zu holen? Von Leuten denen sie voll und ganz vertrauen konnte? Oder gar die Stadt einfach wieder verlassen? Leicht frustriert von ihren Gedankengängen legte  sie ihren Dolch beiseite und zog die Schale mit dem Eintopf zu sich, bevor sie begann zu essen. Sie wollte erst einmal versuchen einen klaren Kopf zu bekommen, bevor sie sich entschied und vielleicht fand sie ja noch jemanden hier mit dem sie sich zusammen tun konnte und dem Phantom das Handwerk legen konnte.

"Ja?", fragte der Hauptmann der Stadtwache unwirsch und beäugte Untier, der noch immer das Bein im Maul hatte, misstrauisch. Mit einem saftigen, fleischigen Geräusch landete der Sack auf dem Tisch des Hauptmanns. Müde strich sich Kor über die Stirn und deutete auf den Sack.
"Ihr hattet ein Problem mit einem Untoten in Sunvald. Wir haben Euer Problem gelöst und hätten gerne die Belohnung."
Der Hauptmann griff nach dem Sack und sah hinein. Sofort breitete sich wieder der süßliche, ekelerregende Geruch verfaulenden Fleischs aus. Mit seiner behandschuhten Hand griff der Hauptmann in den Sack und förderte einen Kopf zutage. Es war einmal der Kopf einer Frau gewesen, aber in ihrem Mund zeigte sich das Gebiss einer reißenden Bestie. Die Augen waren gebrochen, weißlich.
"Ein Guhl", führte Kor ruhig aus, während sich Untier neben ihn setzte: "Nicht stark, aber gerissen. Dieser hier war schon etwas länger untot. Zu schlau für eine Wache ohne Kenntnisse im Spurensuchen oder Fallenstellen, aber kein Problem für jemanden mit meinen Talenten."
Wie knapp der Kampf gewesen war musste der Hauptmann ja schließlich nicht wissen.
"Sergeant. Wie viel hatten wir auf den Kopf dieser Kreatur ausgesetzt?"
"Fünfundzwanzig Silberlinge, Hauptmann."
"Gebt dem Herren die Belohnung. Und Ihr. Entfernt diesen...Hund aus meinem Büro."
"Natürlich, mein Herr. Ich entschuldige mich für die Störung."
Außerhalb der Barracken wandte sich Kor zielstrebig in Richtung des nächsten Gasthauses. Er hatte seit zwei Tagen nicht mehr geschlafen. Und wahrscheinlich brauchte er eine Rasur und etwas zu essen schadete sicher auch nicht.
"Komm, Untier. Und lass endlich das Bein fallen. Es ist doch schon verfault."

Vorsichtig legte die Heilerin den Dolch wieder beiseite, bevor sie in ihren Sachen nach den Tüchern suchte. Rasch fand sie diese und legte eines auf ihren Schoß, während sie ein Zweites mit dem wasser nass machte. Anschließend tauchte sie den Dolch kurz in das Wasser, bevor sie mit dem nassen Tuch begann, zu versuchen, das Blut wegzuwischen. Natürlich gelang das nicht auf Anhieb, war das Blut schließlich angetrocknet, also versuchte Ciara es mit mehr Druck - und rutschte promt ab. Unglücklich glitt ihre Hand über eine der Zacken in der Klinge und hinterließ einen langen Riss auf dem Handrücken, der sofort zu bluten begann. Entgeistert starrte Ciara die Wunde an und beobachtete, wie ein Tropfen an ihren Fingern herunter rann und auf die Klinge des Dolches tropfte.

Abschätzend musterte die angesprochene Wache Torian, bevor sie schließlich den Kopf schüttelte.
"Verzeiht, Ritter, aber Lady Fiyona hat keine Zeit, um sich um Bittgesuche von Außenstehenden zu kümmern. Zu viele Sorgen ihrer Bürger beschäftigen sie. Wenn ihr aber Geld verdienen und ihr etwas freie Zeit bescheren wollt, dann sehr Euch dieses Kopfgeld an." Er deutete auf den Aushang neben der Pforte zum Anwesen. "Sicher erhöht das auch Eure Chancen auf eine Anstellung, wenn Ihr ihr den Kopf dieses Verbrechers bringt. Allerdings würde ich Euch davon abraten, alleine Jagd auf ihn zu machen. Wer nach Einbruch der Nacht noch alleine auf den Straßen ist, den holt sich das Phantom. Sucht euch eine Heldengruppe."

Kurz zeigte sich enttäuschung auf Torians Gesicht, doch dann verneigte er sich höflich vor dem Wachmann und lächelte leicht.
"Ich danke euch, mein Herr, das ihr euch überhaupt die zeit genommen und mich nicht weggejagt habt. Ich wünsche euch noch einen ruhigen abend." Dann ging er zu dem Aushang und las ihn sich in Ruhe durch. Danach stieg er auf sein Pferd und ritt zum örtlichen Gasthaus."Wilder See" hiess das Haus. Dort stellte er sein Pferd in den Stall und gab dem stallburschen eine silbermünze mit der Bitte, das Tier ordentlich zu versorgen und drauf achzugeben. Der Bursche bedankte sich höflich und versprach, sich um die Bitte des Mannes zu kümmern. Als Torian das Gasthaus betrat konnte er einige Menschen darin vorfinden.
An einem Tisch sass eine Schwarzgewandete Frau, an der Theke beim Wirt einige Männer. Mit ruhigen Schritten ging er weiter in den Raum hinein, in richtung eines noch leeren Tisches. Zur zeit wollte er sich nicht unterhalten, sondern nur beobachten. Vielleicht wollten aber auch die anderen beobachten. Bei der Schankmaid bestellte er sich ein Glas Met, sowie ein gut durchgebratenes stück fleisch mit sosse und beilage. Nach kurzer zeit brachte sie ihm das gewünschte. Das Fleisch sowie die Beilage schmeckten würzig und der Met schmeckte auch wunderbar. Nach zeiten des selber kochens schmeckte ihm vieles gut. Er würde sogar eine pampe mit Würmern und schnecken als gut schmeckend bezeichnen. Dabei musste er kurz grinsen.

Das Gasthaus sah ganz ordentlich aus. Zwei Wächter waren mit Kor hierher gekommen. Anscheinend trieb in der Stadt irgendein Verbrecher sein Unwesen. Das Phantom nannten die Einheimischen ihn oder sie. Denn wer von dem Phantom geschnappt wurde, hatte keine Erinnerungen mehr. Rein technisch gesehen gab es also niemanden, der etwas über diesen seltsamen Verbrecher sagen konnte. Und man hatte ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Entsprechende Jagdgruppen trafen sich im "Wilden See". Kor öffnete die Tür des Gasthauses und trat ein. Viel war hier nicht los. Untier stapfte an seine Seite und setzte sich auf die Hinterläufe, während Kor die Kapuze seines Mantels zurückschlug. An der Theke saßen ein paar Männer, Einheimische der Tracht nach zu urteilen. Ansonsten waren nur zwei Tische besetzt.
Der Wirt schenkte Kor beinahe sofort seine Aufmerksamkeit, als er an die Theke trat.
"Ein Zimmer für die Nacht bitte. Und etwas zu Essen für mich und Untier."
Die Männer an der Theke sahen herüber und fingen an zu grinsen. Der Wirt beugte sich über die Theke und besah sich Untier, der mit heraushängender Zunge neben Kor saß. Seine Brauen zogen sich zusammen.
"Ein passender Name. Was frisst...es denn?"
"Fleisch, Äpfel, Möhren, Brot, Jungfrauen."
"An letzterem mangelt es uns hier."
"Zu viele gut aussehende junge Männer hier, mh."
Jetzt lachten einige der Einheimischen. Sogar der Wirt lächelte ein wenig.
"Und für Euch, Meister Elf?"
"Eine Jungfrau bekomme ich wohl auch nicht?"
"Die kosten extra."
Jetzt musste Kor ein wenig lächeln. Der Elf hob die Hände in einer Geste des besiegt Seins.
"Dann für mich eine Schüssel von der Suppe auf dem Herd dort und für das Untier ein Stück Fleisch, roh. Und später eine Schale warmes Wasser auf das Zimmer, wenn es möglich ist."

"Seid Ihr alleine hergekommen, Meister Elf?", fing schließlich einer der Einheimischen ein Gespräch an, während sich Kor über die Schüssel hermachte. Es gab sogar ein Stück Brot dazu. Da war es verzeihlich, dass das Gemüse komplett zerkocht war.
"Ich bin nie alleine", antwortete Kor und nickte in Richtung Untiers, der unterhalb von ihm auf dem Boden lag und recht leise ein Stück Fleisch vernichtete.
"Das Phantom treibt sich hier herum. Habt Ihr davon gehört?"
Kor nickte. "Die Stadtwachen haben es bereits erwähnt. Jeder, der von dem Phantom erwischt wird, verliert seine Erinnerungen."
"Das stimmt. Mein Schwager kennt einen, dessen Schwester wurde vom Phantom erwischt. Hat keine Erinnerungen mehr."
Ein anderer mischte sich ein: "Das liegt wohl eher am Vodka."
"Es wurde ein Kopfgeld auf das Phantom ausgesetzt, nicht wahr", erkundigte sich Kor. Die Männer an der Bar nickten einstimmig: "Ein ziemlich hohes sogar. Die Fürstin will diese Bedrohung schnell eliminieren. Seid Ihr ein Kopfgeldjäger, oder sowas?"
Jetzt war es an Kor bestätigend zu nicken. "Sollten sich hier nicht Gruppen treffen. Für einen alleine klingt diese Kreatur zu gefährlich."
"Ja, aber es sind noch nicht viele gekommen. Aber der Abend ist ja noch jung, nicht wahr."
Kor nickte.

Der Dolch in der Hand dieses Mädchens... das war kein gewöhnliches totes Ding aus kaltem Stahl. Es war wohl reine Unachtsamkeit, doch als ihr Blut das kühle Metall benetzte, da schienen die feinen Schlieren heller zu werden und von innen heraus ein schwaches Leuchten abzugeben...
Kurz darauf verebbte dieses Leuchten wieder, wurde schwächer und versiegte. Gerade als es schien, als würde nichts weiter passieren, verpuffte der Dolch in einer schwarzen Rauchwolke. Die feinen schwarzen Schwaden ballten sich zu einer dichteren Wolke welche langsam größer zu werden schien und dabei langsam durch den Raum zu schweben schien, beinahe so als würde diese kleine Wolke etwas suchen...
Schließlich wuchs der schwarze Nebel auf die Größe etwa eines ausgewachsenen Menschen an, schwebte dabei über dem Tisch in dem Zimmer, bevor die Schwaden begannen andere Formen anzunehmen.
Es formte sich eine Humanoide Silhouette daraus, erst unförmig doch schließlich immer mehr Form annehmend. So verzog sich der schwarze Rauch schließlich vollends und stattdessen saß eine in schwarze Gewänder gehüllte Elfe dort. Sie hatte ganz locker die Beine einfach überschlagen, saß auf dem Tisch und stützte sich mit dem Kinn auf ihren rechten Handballen. Umrahmt von dem schwarzen Haar, ein leichtes Schmunzeln aufgelegt und das Menschenmädchen aus gelben, katzenartigen Augen beobachtend hob sie schließlich die sanfte Stimme. "Schau an... von welch einem ulkigen und kleinen Meister wurde ich denn da beschworen?"

Das Leuchten der roten Schlieren hatte die junge Heilerin fast übersehen, doch als zunächst nichts weiter passierte, griff sie stattdessen nach einem weiteren Tuch, um zumindest vorerst die Blutung zu stillen. Der Kratzer war nicht tief, mit Sicherheit würde er auch alleine heilen. Als sich dann jedoch der Dolch im wahrsten Sinne des Wortes in Rauch auflöste, hielt sie in ihren Bewebungen inne. Ihr stockte der Atem, während sie den schwarzen Dunst beobachtete.
"Was bei den Sternen..", kam ihr lediglich über die Lippen, als sie die humanoide Gestalt abzubilden begann. Dann schnappte sie nach Luft, bevor sie die seltsame, hellhäutige Elfe anstarrte, unfähig, auch nur ein weiteres Wort zu sagen. Diese jedoch ergriff zuerst das Wort.
"Meister? Wer seid Ihr?", fragte Ciara schließlich völlig verwirrt.

Die Quara verdrehte die Augen ein wenig... "Immer die selben langweiligen Fragen. Wer seid ihr? Wo seid ihr hergekommen? Was wollt ihr von mir? Warum tut ihr mir weh...?", meinte sie, begab sich von dem Tisch herab, machte ein paar Schritte und sah sich in dem Raum etwas um. Das war wohl kaum das eigene Heim ihrer Beschwörerin, es war wohl mehr das Zimmer irgendeiner einfachen Spelunke.
"Hach... Sterbliche haben einen solch scheußlichen Geschmack.", gab sie dabei leise von sich, bevor sie sich schließlich in Richtung des Menschenmädchens drehte und sie zum ersten mal etwas genauer beäugte. Dieses Mädchen sah nicht gerade nach einer mächtigen Magierin aus, natürlich könnte der Schein auch trügen... ihre helle Haut und das hellrote Haar, die doch eher einfache Kleidung... sie hätte sie für alles aber nicht für eine Zauberkundige gehalten. "Ihr seht nicht gerade aus, als hättet ihr schon einmal mit Quara zu tun gehabt... kleine Meisterin."

Ciara sog scharf die Luft ein.
"Eine... Quara..." Sie schüttelte den Kopf. Dann betrachtete sie das elfenähnliche Wesen noch einmal. "Ich bin also Eure Meisterin?", fragte sie verwirrt. Gefühlt tausend Fragen lagen ihr auf der Zunge, aber mehr als diese eine bekam sie gerade nicht raus. Wo bei den Sternen war sie da hineingestolpert? Sie starrte zu der Wasserschüssel, auf deren Rand das nasse Tuch lag, nachdem sie es hatte fallen lassen. Wieso hatte sie doch gleich den Dolch gekauft? Richtig, er war günstig gewesen und sah hübsch aus... Wieder wanderte ihr Blick zu der Nicht-Elfe.

"Naja... das hängt ganz von euch ab.", meinte sie und machte gemächlich eine paar Schritte auf sie zu, bevor sie sich einfach sachte auf den Schoß der jungen Frau setzte. "Ihr habt mit eurem Blut einen Vertrag unterzeichnet... natürlich könnt ihr auch ablehnen, aber das wäre doch anstrengend. Ich müsste euch töten, muss im Refugium einen Platz für euch finden und all das.", erklärte sie ihr mit einem leichten seufzen und strich ihr kurz ein paar der hellroten Haare aus dem Gesicht. "Also? Wie wollt ihr euch diesbezüglich entscheiden?"

Die Heilerin versteifte sich, als sie plötzlich die seltsame Frau auf ihrem Schoß sitzen hatte. Beinahe hätte sie überhört, was die Quara ihr erzählte. Sie schluckte.
"Ich denke, dann werde ich Eure Meisterin sein", meinte sie dann, während sie versuchte, nicht völlig eingeschüchtert zu wirken. Was ihr wahrscheinlich alles andere als gut gelang. "Entschuldigt... Würdet es Euch etwas ausmachen... Aufzustehen und... Euch ein paar Schritt von mir zu entfernen...?" Ihr war diese Nähe unangenehm. Was wollte dieses Wesen von ihr? Ihr etwa dienen? Warum? Wo sollte das Alles nur hinführen?

Diese Meisterin erweckte nicht gerade Zuversicht in einem... aber gut, eventuell würde sie da ja noch hinein wachsen. Es würde aber sicherlich interessant werden... "Das freut mich zu hören... mein Name ist Twiska.", meinte die Quara, bevor sie sich ein wenig vor bewegte und die Sterbliche küsste.
Es währte nicht länger als eine Sekunde, bevor sie von ihren Lippen abließ. "Dann wäre unser Pakt also besiegelt.", sprach sie und stand anschließend erneut auf. "Wo wir schon bei den Formalitäten waren... ihr könntet mir doch etwas über euch erzählen, geehrte Meisterin... und auch erklären wo wir hier eigentlich sind.", meinte Twiska kühl, wobei sie sich abermals etwas in dem Raum umsah.

Es fühlte sich an, als würde sich ihr gesammter Bauch zusammen krampfen, als die Quara sie küsste. Irgendwie gelang es der Heilerin, in diesem kurzen Moment nicht panisch von der seltsamen Elfe wegzurücken. Es dauerte allerdings etwas länger, bis sie die indirekte Frage Twiskas beantwortete.
"Mein Name ist Ciara Galas, ich bin reisende Heilerin", sagte sie dann langsam. "Wir sind hier in Ashborne. Genau gesagt im Gasthaus "Zum wilden See". Ich habe mich hier für die nächsten Nächte einquartiert..." Sie stockte. "Ihr werdet auch ein Zimmer brauchen", meinte sie dann nachdenklich.

Es war nicht so das es Maya nicht interessierte was oder wer den Raum betrat, dennoch bekam sie mit wie, wie es für sie aussah ein Söldner, den Raum betrat und sich an einen Tisch setzte und sich etwas bestellte. Es war wohl ihre Ausbildung die dafür sorgte dass sie ihre Umgebung nicht komplett außeracht ließ.
So lag ihr Blick dann auch bei der nächsten Person die den Raum betrat und diese hatte sogar eine Kreatur dabei, die sie noch nicht gesehen hatte oder von der sie gelesen hatte. Dieser, wie es sich heraus stellte, Elf sprach und scherzte mit den Wirten und den anderen Gästen. Wie sie so nebenbei mit bekam schien der Elf ein Kopfgeldjäger zu sein, doch dafür interessierte sie sich weniger, viel mehr war sie von der Kreatur an seiner Seite fasziniert. War sie einzigartig oder gab es mehr von diesen Bestien? Wie treu und nützlich waren sie? Vielleicht könnte sie auch eine davon bekommen?
Mit diesen Gedanken stand Maya langsam auf und nahm ihren Dolch vom Tisch. Während sie auf den Kopfgeldjäger und sein Untier zuging, steckte sie ihren Dolch an den vorgesehen Platz an ihren Gürtel. „Einen guten Abend wünsch ich euch“,  kam es von Maya, wobei ihr Blick mehr auf dem Untier lag, als auf den Elfen, „Woher habt ihr diese interessante Bestie?“ Im Moment schien das Untier zwar eher harmlos zu wirken, doch sie ließ sich davon nicht in die Irre leiten.

Moment... wie war das? Sie war von einer Heilerin beschworen worden...? Man sah Twiska die Überraschung zwar nicht an als sie zu Ciara schaute, doch ruhte ihr Blick doch auffällig lange auf ihr. Irgendetwas stimmte hier nicht... allgemein hätte es so unwahrscheinlich sein sollen, dass jener jungen Frau der Sybris überhaupt in die Hände fiel.
Dann müsste man wohl das beste aus der Situation machen...
"Meisterin Ciara also... hm. Na wenn das nicht hübsch ist...", meinte sie, bevor sie sich einfach auf die Kante des Bettes in dem Zimmer setzte. "Warum sollte ich ein eigenes Zimmer brauchen...?", fragte sie die Heilerin kühl, den Kopf leicht schräg gelegt und jene musternd.

"Den wünsche ich ebenfalls", antwortete Kor, der soeben die Schlüssel geleert hatte. Untier saß ruhig hinter seinem Stuhl, wie er das normalerweise tat. Der Hund hatte sein Abendessen ebenfalls vernichtet und nur noch leicht rötliche Flecken an der Schnauze zeugten von dem passablen Stück Fleisch. Kor drehte sich auf dem Hocker herum und tätschelte Untier den Kopf, was der Hund mit einem Abschlappern seiner Hand erwiderte.
"Untier stammt aus unserer Züchtung in Torvund. Untier, sitz."
Der Hund pflanzte seinen Hintern noch fester auf den Boden und saß so stramm, dass einem militärischen Ausbilder Freudentränen über die Wangen gelaufen wären.
"Untier, Rolle."
Untier vollführte eine Rolle und wurde mit einem Kraulen am Kopf belohnt.
"Wenn Ihr Euch für einen der Hunde interessiert, reist nach Torvund. Aber ich muss Euch warnen: Untier ist mein persönlicher Hund und am besten ausgebildet."

Ciara sah sich kurz vielsagend in dem Zimmer um.
"Hier ist nur ein Bett. Und ihr braucht einen Platz zum Schlafen..." Sie hielt inne, bevor sie ungläubig den Kopf schüttelte und dann mit unsicherem Blick Twiska ansah.
"Was muss ich als Eure Meisterin beachten? Was sind meine Pflichten?", fragte sie dann. Es viel ihr schwer, die Situation wirklich zu begreifen.

Kurz sah Maya zu Kor, bevor sie wieder Untier betrachtet. Auch wenn dieses Exemplar am besten trainiert war, so zeigte es doch das Potential dieser Tiere. „Interessant, ich werde es mir merken. Ich kenne jemanden der sich sehr für diese Tiere interessieren könnte“, meinte Maya mit einen leichten lächeln und sah wieder zu Kor auf, „Mein Name ist übrigens Maya…Maya Aschenblüte. Es klingt fast so, als solltet ihr Interessenten für eure Tiere suchen, seid ihr deswegen in die Stadt gekommen oder ist das nur ein glücklicher Zufall?“
Es war für sie ein wenig seltsam das dieser Elf sofort verriet woher seine Bestie kam, besonders wenn sie zurück erinnerte wie manche den Geburtsort ihrer Jagdfalken oder Hunde geheim hielten. Doch so wie diese Bestie wirkte könnte man sie als Wächter einsetzen oder als Jagdgefährten, vielleicht wollten die Züchter deswegen das schnell bekannt werden würde wie gut ihre Tiere waren.

"Brauche ich das...?", fragte Twiska, stützte sich mit den Armen hinter sich auf dem Bett ab und lehnte sich so etwas zurück. Sie brauchte keinen wirklichen Schlaf, wozu also noch ein Bett? Aber gut... es war ihr klar, dass dieses Mädchen sie nicht wissentlich gerufen hatte, dass sie Fragen hatte und vermutlich keine Ahnung hatte wie dies jetzt alles zu funktionieren hatte war also nicht verwunderlich...
"Was solltet ihr zu beachten haben...? Und Pflichten... welche Pflichten soll es denn eurer Meinung nach geben?", stellte sie einfach als Gegenfrage auf. Es war klar und nicht schwer zu bemerken, dass die Quarafürstin mit der jungen Menschenfrau spielte.

"Es ist unhöflich, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten", murmelte Ciara kaum hörbar. Sie hatte gemerkt, das die Quara ihr auf der Nase rumtanzen wollte. Doch wenn sie ehrlich war, dann wusste sie nicht, was sie dagegen tun sollte. Immerhin hatte sie überhaupt keine Ahnung, was man von ihr erwartete. Sie hatte keine Meisterin sein wollen und wusste auch nicht, was sie getan haben sollte, um diesen Pakt zu beginnen. Denn offenbar hatte sie den ersten Schritt gemacht.
Die junge Heilerin antwortete nicht, sondern starrte Twiska nur an, während sich ein unangenehmes Gefühl in ihr breit machte. Hoffentlich würde das Elfenwesen ihre Frage doch noch beantworten...

"Kor von Torvund", stellte sich Kor vor und tätschelte Untiers Kopf: "Und das ist Untier. Zunächst diente meine Reise nur dazu Untiers Ausbildung zu vervollständigen. Aber das Dummerchen hat sich als zu anhänglich herausgestellt. Nach all den Jahren bei mir verweigert er Befehle von anderen. Seitdem haben wir angefangen die Jungtiere direkt auf ihre zukünftigen Herrchen zu prägnieren. Das erzielt bis jetzt gute Resultate. Aber hier bin ich, weil ich die Belohnung für ein Kopfgeld abgeholt habe. Ein Ghul, der sich in einem Dorf in der Nähe herumgetrieben hat. Wenn ich dabei Leute für die torvundschen Felsenhunde begeistern kann, umso besser."
Wobei sein Gegenüber nicht so aussah als wollte es einen ihrer Hunde kaufen. Vielleicht kannte sie wirklich Leute, die interessiert waren, aber vielleicht war das hier auch eine Falle. Wobei fast niemand wusste, dass die ursprünglichen Hunde das Ergebnis dunkler Magie waren. Die jüngste Generation war allerdings rein natürlich entstanden. Aber das würde vor einem Gericht wohl niemanden interessieren. Dafür prosperierte Torvund, einstmals ein unwichtiges Fischerdorf, unberührt von Kriegen. Weil es so uninteressant und ungünstig gelegen war.
"Untier und ich überlegen grade, ob wir uns der Jagd auf dieses Phantom anschließen sollen. Aber das kommt wohl auf das Kopfgeld an. Wenn ich am Ende für einen Ghul oder einen Greifen mehr bekomme, werde ich die Stadt wieder verlassen."

Wobei... so ein weiches Bett aus der sterblichen Sphäre hatte schon etwas, man konnte es sich durchaus etwas gemütlicher und angenehm machen. Eine ganze Weile lang schaute die Heilerin sie einfach nur an, dabei hielt sie ihrem Blick einfach stand. Es war ziemlich gemein mit ihr so umzuspringen, auf der anderen Seite war es einfach nur amüsant. Sie hatte schon eine ganze Weile nicht mehr mit Sterblichen zu tun gehabt... schließlich schüttelte sie den Kopf.
"Macht euch keine Sorgen, Meisterin Ciara... Ihr werdet euch mit der Zeit daran gewöhnen, ebenso wie ich.", meinte sie schließlich in einem eher zuversichtlich klingenden Tonfall, bevor sie von dem Bett aufstand, ihren Rock ein wenig raffte und einen Knicks in Ciaras Richtung andeutete. "Bis hin zum Ungewissen, stehe ich euch zu Diensten.", sprach sie dabei kühl, bevor sie sich in Richtung des Fensters wandte.
Abenddämmerung... es war sehr lange her seitdem sie dies das letzte mal gesehen hatte. "Wie würde euch ein nächtlicher Spaziergang gefallen...?"