Ashbornes Fluch - [MSG]

„Es ist wahrscheinlich auch durch viele Hände gegangen, so dass es keinen Unterschied gemacht hätte ob der Händler es preis gibt oder nicht“, meinte Maya mit leiser Stimme, bevor sie ihre Hand langsam von dem Foliant zurückzog, „Wenn ich hier in der Stadt fertig bin, würde ich gerne ihm den Foliant zurück bringen. Ihr dürft mich dann gerne Begleiten.“ Wer wusste schon wie viele den Foliant in den Händen gehalten hatten seit er die Obhut von Pravum verlassen hatte. Es war auch nicht so dass viele den Foliant wirklich lesen und verstehen konnten.
Maya schüttelte leicht den Kopf. Sie musste sich wieder auf das hier und jetzt konzentrieren. Vor allem auf die Aufgabe die noch vor ihr lag. Es natürlich auch das sie der Magierin deswegen nicht vertraute, auch wenn sie ihr glaubte.
„Vorerst sollten wir uns aber darauf konzentrieren das Phantom los zu werden“, begann dann die ehemalige Kommandantin wieder, während ihr Blick immer wieder zum Foliant zurück wanderte, bevor sie wieder zur Magierin sah. „Bisher weiß ich nur das ihr eine von zwei Verdächtigen Personen seid, auch wenn der Händler den wir zuvor aufsuchten im Grunde harmlos erscheint. Außerdem habe ich eine Ungefähre Ahnung wo die Leute überall entführt wurden und in welchen Gebieten noch nichts passiert ist. Was haben eure Informanten so erfahren? Habt ihr jemanden im Auge dem ihr zutrauen könntet das Phantom zu sein oder für dieses zu arbeiten?“

Nehaya folgte Nehayas Blicken und musste schmunzeln. Das Buch hatte die ehemalige Komandantin offensichtlich sehr überrascht.
"Wie gesagt, ich habe da einen ehemaligen Lehrling. Wenn Ihr wollt, dann begleite ich euch und zeige Euch, wo er wohnt. Allerdings..." Sie lächelte verführerisch. "...allerdings würde ich dafür einen Teil des Kopfgeldes haben wollen, solltet ihr es tatsächlich schaffen, durch diesen Hinweis das Phantom dingfest zu machen." Mit diesen Worten nahm sie den Folianten wieder vom Tisch und hielt ihn in den Händen, während sie darauf wartete, dass Maya ihr Angebot annahm. Sie war sich sicher, dass diese das Angebot annehmen würde. Immerhin war ihr Lehrling die bisher beste Spur, die sie gefunden haben könnten.

Maya seufzte leise und nickte leicht. „Ihr könnt euch das Kopfgeld dann mit Kor teilen. Wer wieviel bekommt müsst ihr euch mit ihm ausmachen, denn mich interessiert das Gold nicht allzu sehr“, meinte Maya dann und sah kurz zu Kor. Es schien wirklich so als wäre der Lehrling der Magierin die Letzte Spur die sie hatten. Mit  etwas Glück würde die Spur endlich mehr ergeben. Denn bisher hatte sie nur Vermutungen und nichts Handfestes.
„Also ja, ich wäre dafür das ihr uns begleitet. Denn ihr kennt euren Lehrling am besten und wisst was uns erwartet“, meinte Maya dann und sah dabei wieder zu der Magierin, „Ich wäre auch dafür wenn wir sofort los gehen, also nach euch.“

Nehaya lächelte weiter, während ihr Blick schließlich zu Kor wanderte, der bisher ziemlich schweigsam gewesen war.
"Ich denke, ihr solltet auch ein Wörtchen mitzureden haben, insbesondere wenn es Euer Geld ist, dass ich verlange, nicht wahr? Was sagt Ihr denn dazu? Sicherlich habt Ihr ebenfalls eine Meinung und ich würde sie gerne hören."
Aufmerksam behielt sie den Elfen im Blick.

"Vierzig für Euch, sechzig für mich", antwortete Kor mit fester Stimme. Wenn er das Geld schon teilen musste, dann wenigstens so, dass er noch etwas davon hatte. Mit sechzig Goldstücken wäre die Erweiterung der Zuchtstätten zuhause locker noch möglich. Mit fünfzig würde es schon knapp werden.
"Ich lasse mir meinen Teil gerne auch in magischen Vorräten ausbezahlen."
Untier japste leise und ließ die Zunge hängen. Kor tätschelte dem Hund den Kopf.
"Ihr habt das Recht auf eine Neuverhandlung, sollte sich Eure Spur als brauchbar herausstellen."

Die Magierin tat, als würde sie einen Moment überlegen, bevor sie schließlich nickte. "Einverstanden", meinte sie und verschwieg dabei schlicht, dass sie mit einem geringeren Anteil gerechnet hatte. Immerhin lieferte sie schlicht Informationen, die wirkliche Arbeit würden ja weiterhin Kor und Maya haben. Aber seis drum, beschweren würde sie sich nicht.
"Dann sollten wir aufbrechen." Mit diesen Worten trat sie an ihren Gästen vorbei auf die Tür zu, welche auch schon wie von Geisterhand alleine aufsprang, bevor sich ein weißer Umhang mit schwarzem Pelzkragen um Nehayas Schultern legte, ebenso wie ein Bogen und ein Köcher, in dem sich lediglich fünf Pfeile befanden.
"Ach ja. Auch, wenn der Alte Euch das wahrscheinlich bereits gesagt hat... Man nennt mich Kendris Crowlin." Sie hätte auch ihren tatsächlichen Namen nennen können, aber sie ging davon aus, dass dieser Kor und Maya nicht geläufig war. Schließlich wusste nichteinmal der Alte, dass dies ihr tatsächlicher Name war.

Ciara hatte den Vorschlag der Quara ohne Einwand angenommen und schlenderte nun schon eine Weile durch die Straßen. Mittlerweile war es vollständig dunkel geworden und sie fragte sich, ob es wirklich so klug war, Twiska zu vertrauen... Wenn die Quara sie loswerden wollte, dann war dies doch ein ausgezeichneter Weg, dafür zu sorgen. Nachdenklich schlenderte sie an einem Haus vorbei, über dessen Eingangtür eine magische Flamme schwebte, die gerade erlosch und die Straße im Dunkeln zurückließ. Die Heilerin glaubte, dass es sich hier um ein reicheres Viertel handelte, aber wahrscheinlich machte es keinen Unterschied.
Plötzlich hatte sie ein ungutes Gefühl. Sie blieb stehen und wollte sich gerade umsehen, als sie zwei Hände an ihrer Stirn spürte. Der letzte Gedanke, der ihr durch den Kopf ging, war, wie diese Person es geschafft hatte, sich derart lautlos an sie heran zu schleichen, dann wurde ihr schwarz vor Augen.

Bewusstlos sank die Heilerin in die Arme der in einen schwarzen Umhang gehüllten Gestalt, die plötzlich wie aus dem nichts hinter ihr aufgetaucht war. Rasch sah sie sich um, bevor er die junge Frau mit spielerischer Leichtigkeit anhob und auf eine Seitengasse zusteuerte.

Es hatte gedauert, aber die Dunkelheit gestaltete es für Twiska viel angenehmer. Sie sah im Dunkeln wesentlich besser und konnte sich besser orientieren, außerdem konnte sie aufgelöst in schattenhaften Nebel sich relativ einfach verstecken. Bei Tageslicht gelang ihr dies nicht wirklich, allgemein machte es ihr das Licht schwerer jene Form überhaupt zu halten... sie bemerkte die Distanz und den Unterschied zum Refugium deutlich.
Die Quara hatte den Angriff auf die Heilerin bemerkt, sie war aber ausgesprochen ruhig dabei geblieben. Es gab jetzt zwei mögliche Pläne... abwarten und genau verfolgen wohin diese nicht zu erkennende Person ihr Opfer bringen würde, dabei aber ein gewisses Risiko eingehen... oder aber dazwischen gehen und später eventuelle Befragungen anstellen. Das heißt wenn sie den Entführer nicht aus... Versehen... umbrachte. Das würde Ciara natürlich nicht gut heißen...
Im Namen von Sharkuz... was kümmerte es sie was die Sterbliche davon halten würde?!
Ganz offensichtlich entschied sich die Quarafürstin für Letzteres, denn als diese Gestalt mit der Heilerin im Arm gerade in eine Gasse einbiegen wollte, trat Twiska aus den Schatten und versperrte somit den Weg.
"Na wo wollen wir denn so eilig hin...? Behandelt man denn so ein Mädchen? Dann auch noch vor der ersten Verabredung?", fragte sie diese verhüllte Gestalt und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Unsere Namen kennt Ihr ja bereits", stellte Kor lakonisch fest. Immerhin hatte die Magierin sie beide mit Namen begrüßt. Untier winselte leise, während er die Magierin nicht aus den Augen ließ. Vielleicht erinnerte ihn das an zuhause? Immerhin hatte er dort auch ständig einen Magier um sich herum und Kor war sich beinahe sicher, dass der Hund Magie irgendwie bemerken konnte. Ob das aber an seinem Training oder seiner Spezies an sich lag vermochte der Elf nicht zu sagen.
"Gehen wir."

Erschrocken zuckte die Gestalt in dem langen, schwarzen Kapuzenmantel zusammen, bevor sie einen Schritt von Twiska zurück trat und die Heilerin dabei wie einen Schild vor sich hielt.
"Verschwinde, Weib", knurrte die Person mit einer tiefen Männerstimme - und zuckte erneut zusammen, als die Tür, über der vor wenigen Momenten noch die magische Flamme geschwebt hatte, plötzlich aufschlug und drei Personen heraus traten.

Nehaya sah sich um, nachdem sie auf die Straße getreten war - und sofort fielen ihr die drei Gestalten auf, die nicht weit von ihrem Haus entfernt am Eingang einer dunklen Gasse standen. Wobei "dunkel" in diesem Zusammenhang sowieso relativ war, da die Straße selber nicht gerade in heller Beleuchtung vor ihnen lag. Dies äderte sich, als Nehaya eine Lichtkugel über ihrem Kopf erscheinen ließ, die ihr auf Schritt und Tritt folgte. Warmes Licht ging davon aus und erhellte mild die Straße. Dann trat die Magierin auf die drei Gestalten zu. Normal sah die Situation nicht aus...
"Entschuldigung... Kann ich euch helfen?"
Ihre Stimme klang freundlich, aber in ihrem Blick lag Misstrauen, dass sich jedoch in erster Linie auf die Gestalt im schwarzen Mantel bezog. Welche sie nun anstarrte - zumindest glaubte Nehaya, dass sie starrte, immerhin war es unter der Kapuze trotz ihres magischen Lichts absolut dunkel. Dann plötzlich wandte sich die Gestalt ab, um, statt in die Gasse oder wieder am Haus der Magierin vorbei, in die dritte Richtung zu fliehen. Ein bisschen Perplex sah "Lady Kendris" ihm hinterher.

Maya folgte Lady Kendris und verließ nach dieser das Haus. Die Situation die sie dann erblickte war etwas seltsam. Doch wenn ihre Augen sie nicht täuschten hatte eine Gestalt die Heilerin über den Schultern und diese Gestalt drehte sich auch einfach um und wollte fliehen. Der Krieger der am Anfang bei der Gruppe gewesen war, war auch nicht mehr zu sehen.
Die ehemalige Kommandantin zog ihren Bogen und legte einen Pfeil an. Sie war sich nicht sicher warum die Gestalt einfach abhaute, doch es war wahrscheinlich dass er nichts Gutes im Schilde führte. Somit ließ sie auch den Pfeil von ihren Bogen fliegen, auch wenn sie sich nicht absolut sicher war die Gestalt zu treffen.

Elfen konnten selbst mit wenig Licht noch sehr gut sehen. War das nicht die Heilerin aus der Taverne gewesen, die die andere Gestalt da auf der Schulter hatte. Jene Gestalt drehte sich grade um und rannte davon. Für einen Moment blieb Kor überrascht stehen. In dieser Zeit hatte Maya bereits einen Pfeil angelegt und fliegen lassen.
"Untier, Fass!", befahl Kor und deutete auf die fliehende Person. Der Hund setzte sich in Gang. In vollem Lauf hatte Untier sogar einmal einen Kentauren zu Fall gebracht. Der war zugegebenermaßen schon geschwächt gewesen, was vielleicht etwas mit den Giftbolzen in seiner Flanke zu tun gehabt haben mochte, aber das zählte trotzdem.
Mit der geladenen Armbrust in der Hand trottete Kor seinem Hund hinterher. Die Gestalt hatte bereits zu viel Vorsprung. Entweder erwischte der Pfeil sie oder Untier oder die Magierin unternahm etwas, aber Kor würde keinen Schuss riskieren, solange die Gefahr bestand die Frau zu treffen.

Noch bevor Untier den Mann erreichte, traf ihn der Pfeil in der Schulter. Er schrie auf und stürzte zu Boden, wobei ihm die Heilerin aus dem Arm gerissen wurde. Hart prallte sie auf das Kopfsteinpflaster, das in diesem reicheren Viertel der Stadt verlegt worden war, und blieb regungslos liegen. Der Mann hingegen griff an seine Schulter, bevor er sich wimmernd umdrehte und entsetzt das hundeartige Wesen betrachtete, das gerade auf ihn zusprang.
Nehaya beobachtete die Szene wie angewurzelt, bevor sie auf den Flüchtigen zulief. Doch er interessierte sie gerade weniger. Ihre Aufmerksamkeit galt Ciara, die aus einer Platzwunde am Kopf zu bluten begann. Leise fluchte die Magierin vor sich hin.

Aus vollem Lauf prallte Untier gegen den Möchtegern-Entführer und stieß ihn um. Der Hund blieb knurrend auf dem Mann sitzen. Geifer tropfte ihm aus dem Mund. Das Knurren gehörte zu jener Kategorie, die vor allem aussagte, dass auch nur eine Muskelbewegung vielleicht zum Tode führen könnte. Kor verlangsamte. Es bestand kein Grund zur Eile mehr.
"Untier, bei Fuß!", befahl Kor schließlich als er neben dem gestürzten Mann stand, die Armbrust auf dessen Oberkörper gerichtet. Gut, soweit waren sie schon einmal. Irgendwer würde die Frau schon versorgen. Vielleicht könnten sie ihren Gefangenen der Stadtwache übergeben? Das Phantom konnte er ja nicht sein, dafür war dieser Entführungsversuch viel zu stümperhaft.

So sehr sie die Szenerie im ersten Moment auch selbst überrascht hatte, so schnell entspannte sie sich dann auch wieder. Sie kannte die Personen welche aufgetaucht waren, zumindest zwei davon... Und dabei hatte Twiska bereits überlegt wie sie den Entführer auf die schönste Art und Weise quälen konnte welche ihr einfiel.
Unter anderen Umständen hätte ihr diese Einmischung nicht gefallen... so aber musste sie selbst eigentlich keinen Finger rühren was sie als angenehm empfand.
Gemächlich ging die Quarafürstin in jene Richtung in welcher der Vermummte von dem Pfeil getroffen nieder gerissen worden war. Ein dummes Verhalten, die Spitze hätte auch genauso gut Ciara treffen können... aber was erwartete sie schon anderes von naiven Menschen.
Twiska hatte mittlerweile ihren Dolch in der Rechten, als sie neben dem am Boden liegenden stehen blieb. Dieser widerliche Elf... bei Nabroka wie sie dieses erbärmliche Volk hasste. Am liebsten hätte sie einfach ausgeholt, die Klinge in seinem Unterleib versenkt und sie mit einer Genüsslichkeit nach Oben gezogen beinahe schon an eine erotische Handlung angleichend.
So verzichtete sie aber darauf, vermied es stattdessen ihn anzusehen und blickte kurz zu dem Entführer hinab. "Ich schlage vor ihr bringt ihn um... es gibt im Anschluss effektivere Methoden ihn zum reden zu bringen.", sprach sie zu dem Elfen und ging dann umgehend zu ihrer kleinen Meisterin.
Sie kannte die Frau nicht welche sich bei der Heilerin befand, sie stank aber nach Magie. "Wärt ihr so freundlich und nehmt umgehend eure Patschehändchen weg von ihr...?", fragte Twiska kühl. Es klang nicht einmal direkt wie eine als Frage formulierte Forderung... eher undefinierbar.

Zufrieden lächelte Maya als sie sah und hörte wie der Pfeil den Entführer traf und dieser dann zu Boden ging. Dass dabei die Heilerin hart am Boden aufschlug war nicht unbedingt vorgesehen gewesen, doch war sich die ehemalige Kommandantin sicher dass die Heilerin sich davon erholen würde.
Maya ging langsam auf den Entführer zu und betrachtete ihm etwas, bevor sie sich neben ihm kniete und ihre Hand den Pfeil umfasste. „Ich hoffe sehr dass du nicht vor hast zu schweigen“, kam es von Maya. Kurz sah Maya zu der Heilerin, welche sich noch nicht rührte und schwerer verletzt war als Maya es erwartet hätte. Dann wandte sie sich wieder dem Entführer zu und zog ihm als erstes die Kapuze von Kopf.

Zusammen mit der Kapuze fiel auch der Verschleierungszauber eben dieser und das Gesicht eines Jungen kam zum Vorschein. Er war vielleicht 16 oder 17 Jahre alt, galt damit also eigentlich schon als erwachsen. Sein Blick glitt von Maya über Kor zu Untier. Auf letzterem blieb sein Blick hängen.
"Bitte.. es ist nicht so wie es aussieht", stammelte er, der Schock schien den Schmerz in der Schulter im Moment jedenfalls zu übertreffen.

Nehaya ignorierte den Einwand von Twiska einfach und hob die Heilerin, nachdem sie diese mit einem leichten Meditationszauber belegt hatte, einfach auf beiden Händen hoch. Dann erst wandte sie sich an die Quara.
"Ich soll sie also jemandem überlassen, der davon spricht, schwarze Magie anwenden zu wollen, als wäre es eine Nebensächlichkeit?" Sie schüttelte den Kopf, bevor sie sich wieder dorthin wandte, wo sie hergekommen war: Zu ihrem Haus
"Nehmt ihn mit", sprach sie im Vorbeigehen zu Kor und Maya.

Nein... so nicht Zuckermäuschen... dachte sich die Quara und schaute aus den Augenwinkeln der fremden Frau hinterher. Schließlich hatte Twiska schnell zu ihr aufgeschlossen und legte ihre Rechte auf die Schulter der Sterblichen. Ihre Fingernägel drückten sich dabei in den Stoff ihrer Kleidung und mussten nicht gerade angenehm in die Haut verkrallt sein.
"Das ist ja wirklich eine herzerweichende Geste... aber betrachte es von meiner Seite aus. Ich soll sie also jemandem überlassen, den weder ich noch sie kennen? So merkwürdig es in deinen Ohren auch klingen mag, so trage ich die Verantwortung für dieses Mädchen. Ich möchte euch ungerne in ihrer Gegenwart weh tun, aber ich sage es dennoch nicht noch einmal... ich kümmere mich um sie. Einverstanden?", schlug sie vor... dabei war dies nun wiederum deutlich. Es war nicht wirklich eine Frage, eher mehr als eine deutliche Aufforderung zu verstehen. Twiskas Stimme war dabei von einer kühlen Gelassenheit, als wäre es ihr im Grunde eher egal gewesen, zu bitterem Ernst gewechselt. Was war nur mit ihr los? Was kümmerte es die Quara überhaupt...? Der Druck von Twiskas Fingern auf ihre Schulter erhöhte sich.

Unbeeindruckt sah Nehaya die Quara an, bevor sie überlegen lächelte.
"Ich verbiete Euch nicht, mir zu folgen, um sicher zu gehen, dass sie wirklich Hilfe bekommt. Und sie braucht Hilfe. So schnell wie möglich. Wie es der Zufall will kennt sich mein Schüler mit Heilmagie aus. Aber bitte, wenn Ihr es unbedingt wollt, dann geht selber einen Heiler suchen. Aber beschwert Euch dann nicht bei mir, wenn sie stirbt."
Mit diesen Worten drückte sie Twiska die Heilerin in die Arme, bevor sie ungerührt ihren Weg fortsetzte. Auch, wenn Nehaya nicht wusste, wass Twiska war, trauen tat sie ihr trotzdem nicht, aber sich einschüchtern lassen war auch nicht ihre Art.

Die Quarafürstin nahm zufrieden ihren unfreiwilligen Schützling entgegen, sie würde sich in der Taverne in der sie waren um sie kümmern. Etwas zerschlagenes Eis in ein Tuch gewickelt um die Schwellung zu lindern und dazu Bettruhe...
Kurz begab sich Twiska in die Knie um nach Ciaras Hinterkopf greifen zu können, sie wollte die Ausmaße der Beule abtasten. Vorsichtig legte sie ihre Beine erst ab und tastete dann mit ihrer Rechten durch ihr rotes Haar über die Stelle wo sie vermutete, dass sie aufgeschlagen war.
Gleich darauf zog die Quarafürstin ihre Hand wieder hervor und betrachtete jene... ihre Finger waren voller Blut. Nicht nur eine Schwellung also... es war auch noch aufgeplatzt.
In jenem Moment wurde Twiska unsicher... sie schaute auf und der Fremden hinterher. Ihre Zähne mahlten derartig stark aufeinander, dass es kurz knirschte.
Sie konnte selbst nicht glauben was sie jetzt machte... "Wartet!", rief sie ihr hinterher und senkte etwas den Blick um sie dabei nicht ansehen zu müssen.
"Sie... blutet. Ihr müsst nach dieser Entführung mein Misstrauen verstehen... Wäre es denn klug die Verantwortung nach so einem Vorfall so einfach aus der Hand zu geben?", fragte sie... "Könntet ihr ihr bitte helfen? Ich entschuldige mich für meine harschen Worte von vorhin..."
Die Wut welche dabei in Twiska empor quoll war unbeschreiblich... Sie hatte jene Worte einfach nur hervor gewürgt, sich aber extremst bemühen müssen es nicht abwertend oder falsch klingen zu lassen. Sie konnte sich nicht erinnern wie lange es her war, seitdem sie mit jemandem so unterwürfig und für sie erniedrigend gesprochen hatte. Sie ekelte sich...

Maya betrachtete den Junge nur mit einen finsteren Blick, während sie ihm auf die Beine zog. „Du wirst uns schon noch erklären können wie es aussieht“, kam es von ihr mit kühler Stimme, während sie den Jungen fest im Griff hielt und ihm in Richtung des Hauses der Magierin führte. Sie war sich sicher dass sie den Entführer zum Reden bringen würden, doch wie wahrscheinlich war es das er für das Phantom arbeitete.
Als sie den Jungen zum Haus, an der Magierin, der Heilerin und dessen Dienerin vorbei führte, sah Maya wieder zu der Heilerin, wenn auch nur kurz.

Ungerührt betrachtete Nehaya die Quara, bevor sie nickte.
"Folgt mir", gebot sie, bevor sie sich abwandte. Erst dann schlich sich ein überlegenes Lächeln auf ihre Lippen. Ja, sie war stolz darauf, diese Fremde, abweisende Frau überzeugt zu haben, aber sie wollte ihr das nicht unbedingt auf die Nase binden. Nicht, dass diese sich doch wieder anders entschied. Nach Maya trat sie in ihr Haus.
"Lefion! Du wirst gebraucht! Beeil dich!" Dann hielt sie Maya kurz an der Schulter fest, bevor sie auf eine Tür neben ihrem Arbeitszimmer deutete. "Bringt ihn dort hinein." Dann wandte sie sich kurz zu Twiska um, bevor die Magierin vorran zu einer Tür auf der anderen Seite von ihrem Arbeitszimmer schritt. Als sie es öffnete offenbarte sich dahinter ein Raum, der verdächtig nach einer Küche aussah. Allerdings einer ungewöhnlich sauberen Küche. Sie deutete auf eine marmorne Arbeitsplatte, die beinahe vor Sauberkeit glänzte. "Legt sie hier hin. Lefion wird sich gleich um sie kümmern."
Mit diesen Worten verschwand sie auch schon aus der Küche, um in den Speisesaal zu gehen, in den sie Maya, Kor und den Jungen gewiesen hatte. Im Gegensatz zur Küche wirkte dieser Raum ziemlich vernachlässigt.

Warum hatte sie das überhaupt gemacht...? Es interessierte sie doch nicht einmal was mit Ciara passierte, war es weil sie fürchtete was sie nach langer zeitlicher Abwesenheit im Refugium alles verändern könnte? Aber warum hatte sie dann in jenem Moment darüber nicht einmal nachgedacht?
Erzürnt über sich selbst folgte sie schließlich der Fremden, sich entschuldigen... unfassbar! Sie betraten dann eines der Häuser welches vermutlich der Sterbliche gehören musste... es stank dort ebenso nach magischen Spuren. In einem Raum welcher eher nach einer Küche aussah, legte sie wie angeraten Ciara derweil ab... dann war ihre neue aber unerwünschte Bekanntschaft auch bereits wieder weg.
Twiskas Augen glitten etwas durch den Raum, während sie einen Schritt zurück machte. Sie würde die Heilerin hier nicht aus den Augen lassen... schon gar nicht wenn ein weiterer Fremder nur versuchen würde an ihr herum zu doktern.

Nur wenige Momente, nachdem Nehaya den Raum verlassen hatte, gesellte sich ihr Lehrling zu Twiska. Er warf ihr nur einen kühlen Blick zu, die Arroganz war dem Ernst der Lage gewichen, bevor er sich auf die Heilerin konzentrierte. Vorsichtig betastete er ihren Blutverschmierten Hinterkopf, um die Wunde zu finden, bevor leise ein paar Worte murmelte. Seine Stirn zog sich kraus und Schweißperlen bildeten sich darauf, doch nach einem kurzen Moment hatte die Wunde aufgehört zu Bluten. Die Haut um die Wunde hatte sich zusammengezogen und eine dicke Schicht Schorf lag darauf. Keuchend wich er ein paar Schritte zurück und stützte sich an einem Schrank ab.

Die Quarafürstin war wirklich auf jede Bewegung des Kleinen bedacht während sich jener um die Heilerin kümmerte... jederzeit bereit einzugreifen wenn ihr irgendwas verdächtig oder seltsam erschien. Noch immer traute sie dieser ganzen Situation bis jetzt ganz und gar nicht.
Schließlich schien der Fleischsack fertig zu sein mit der Behandlung von Ciara und ging dann auf Abstand. Nach der Schmach sich bei der anderen Sterblichen entschuldigt zu haben, immer noch ein sie fassungslos machender Umstand der Unglaublichkeit, dachte sie erst gar nicht daran sich in irgendeiner Art und Weise zu bedanken.
So trat Twiska an die eigentliche Arbeitsfläche heran und schaute zu der Heilerin herab. Kurz blickte die Quara zu ihrer eigenen Rechten herab... eisig kaltes Blut, kalte Haut... So legte sie ihre rechte Hand sachte auf die Stirn von Ciara um ihr kühlende Linderung zu gewähren... Es war eine Frage der Zeit bis sie aufwachen würde. Sie würde hier bleiben...

Mit geübten Knoten hatte Kor den Jungen an einem der Stühle fest gebunden. Seil hatte er ohnehin immer dabei und Knoten konnte er seit Ewigkeiten knüpfen. Als Kopfgeldjäger blieb das nicht aus, immerhin wollten manche seltsame Menschen ihre Ziele lebend haben. Da galt es dann sowohl die Flucht zu verhindern als auch jede Möglichkeit sich selbst zu verletzen. Seine Armbrust hatte er wieder entladen, die Waffe befand sich inzwischen wieder auf seinem Rücken.
Direkt vor dem Gefangenen saß Untier mit gebleckten Zähnen. Der Hund knurrte unterschwellig und fixierte den Jungen ohne zu Blinzeln. Kurz besah sich Kor den Pfeil, der in der Schulter ihres Gefangenen steckte. Blieb abzuwarten, was sie damit machen würden.