[MSG] Strike from the skies

Ein Riss bildete sich im Nether, ließ Zeit und Raum in sich verschmelzen als ein Portal sich öffnete, nicht zwischen Welten, sondern zwischen Phasen, zwischen verschiedenen Schichten der Realität selbst. Mit gravitätischer Bedächtigkeit schob sich ein metallener Koloss in die wirbelnden Ströme des Nethers, getaucht in völlige Stille. In den Stahl des Rumpfs geschlagen stand sein Name: Hyjal. Auf jene primitiven Kreaturen, die den Nether ihre Heimat nannten – ätherische Würmer, die sich an den magischen Energien labten – musste der Stahlkoloss wie ein vom Himmel herab gestiegener Gott wirken und doch war er nur einer von vielen seiner Art, nur die Vorhut einer ganzen Flotte seinesgleichen, geschmiedet nur zu einem einzigen Zweck: Hilfe dorthin zu bringen, wo der Krieg er erforderlich machte. Es war schwer zu sagen, was die Wesen des Nethers in diesem absonderlichen Eindringling sehen mochten, doch für die Bewohner jener Welt, die inmitten der Leere schwebte und auf den Namen Kirajior war seine Bedeutung mehr als offenkundig: Rettung in der Not.
Admiral Tahura Fernblick stand auf der Brücke der Hyjal und starrte auf den raumgreifenden, in fahlem Grün leuchtenden Bildschirm vor ihm, der anstatt der beeindruckenden Aussicht, die eine Frontscheibe geboten hätte, den Nether und die vor der Fregatte liegende Welt als nüchternes Netz von Datenpunkten darstellte – allerdings mit einem erheblichen Mehr an Informationen, als die schnöde Realität hätte bieten können. Was er sah gefiel dem hochdekorierten Tauren nicht, doch er ließ es sich nicht anmerken. Seine Miene blieb ruhig und ausdruckslos.
„Phasensprung erfolgreich abgeschlossen. Eintritt in den Orbit von Kirajior Sexta in T minus 86 Minuten“, vermeldete eine Offizierin in seinem Rücken neutral und militärisch knapp.
Fernblick quittierte es mit einem stummen Nicken. „Irgendwelche Meldungen von der Icecrown oder der Blackrock?“, fragte er in die Runde, niemanden bestimmten ansprechend.
„Negativ, Sir“, erhielt er zur Antwort, wie er es auch erwartet hatte. Das hieß, sie waren allein. Die Flotte war nicht schnell genug in Einsatzbereitschaft zu versetzen gewesen, als dass sie gemeinsam hätten aufbrechen können und die Situation zu ernst, als dass sie sich Warten hätten leisten können. Kirajior brauchte jetzt Entsatz. Und sie würden diesen leisten, ganz gleich ob sie dabei allein wären oder nicht. Die Mannschaft mochte nicht ausreichen um diese Invasion zurück zu schlagen, aber sie konnten Zeit erkaufen. Zeit, die nötig war, um Bürgerleben zu retten. Sie hatten keine Wahl.
„Geben sie Order, dass sämtliche Soldaten an Bord sich einsatzbereit machen“, verkündete der Admiral und wer genau hin sah, der konnte diesmal tatsächlich eine Regung, ein kleines, unangenehm berührtes Zucken, in seinen Zügen erkennen.

„Landemanöver auf Kirajior Sexta beginnt in voraussichtlich 84 Minuten“, ertönte es elektronisch verzerrt aus den Lautsprechern der Mannschaftsquartiere, „Alle Infanterietruppen haben Befehl, sich in der Rüstkammer einzufinden und für den Einsatz bereit zu machen. Alle Jägerpiloten haben sich unverzüglich zu ihren Maschinen zu begeben und Starterlaubnis abzuwarten.“ Gleich darauf begannen die Sirenen zu heulen. Das Schiff befand sich auf Gefechtsstation.
Toka'zul Irontooth hob den Blick und entblößte die Lippen zu einem weiten Lächeln, das seine Hauer offen legte. Er führte seine Teetasse zum Mund, legte den Kopf in den Nacken und leerte sie in einem Zug ehe er das Porzellan ordentlich in einer Reihe weiterer leerer Becher platzierte. „Jetzt wird’s ernst, Jungs“, verkündete er ohne sich anmerken zu lassen, dass er etwas in Richtung von Anspannung empfinden würde. Das hier mochte kein Routineeinsatz sein, aber welcher Einsatz war dies jemals in ihrem Metier. Sie würden sich schon durchbeissen. Und bei den Geistern: die Jaquero-Pirscher hatten schon schlimmeres gesehen!

((https://www.youtube.com/watch?v=dOkLhf6m8aE))

Na endlich! Saval erhob sich zeitgleich mit Irontooth. Sie war ohnehin schon bereit, hatte ihre übliche Gefechtsuniform an, das hieß: Rotes Tanktop und schwarze Cargohosen. Konnte man unter der Panzerung mit relativem Komfort tragen. Sie folgte Irontooth durch den Hauptkorridor, der sich in Richtung Rüstkammer und Landungsschiffhangar mitten durch die Hyjal zog. Soweit sie wusste, konnte man diesen Teil des Schiffes auch abschotten, falls die Hülle empfindliche Treffer erhielt, die die Notschilde nicht ausbessern konnten. Aber von Ingenieurskunst verstand sie nichts, das war was für diese Steppel von Gnomen und Goblins. Oder Zwerge.

Mit federndem Schritt lief sie an der Seite des Trolls, der wohl immer etwas mehr Kampferfahrung als sie haben würde. ab und zu warf sie einen Seitenblick auf ihn - Ob er ruhig blieb. Sie hatten eine kleine Wette am Laufen, eigentlich schon seit sie sich kannten. Ein ausgeklügeltes Punktesystem für die Abschüsse von Dämonen. Topverdiener diesbezüglich waren Teufelswachen, Terrorbestien, und ähnliches. Da unten würden sie bestimmt genug davon finden. Und wer bei Dienstaustritt die meisten Punkte hatte, würde von dem anderen eine Torte seiner/ihrer Wahl gemacht bekommen. Da Saval keine Ahnung hatte, wie man eine Torte machte, und ehrlich gesagt auch keine Lust, das herauszufinden, war es für sie klar: Dieser Contest würde an sie gehen. Aktuell war sie so zwanzig Punkte im Vorsprung, aber das ... konnte man leicht aufholen.

Sie kamen in der Rüstkammer an, ohne groß Worte gewechselt zu haben. Musste man ja auch nicht. Da die Roboterarme auf den Rüstplattformen heute besonders gut geölt waren, so schien es zumindest, mussten sie nicht einmal allzu lange auf ihr Rüstzeug warten. Ihre Bronzebeard-Rüstung war schnell angezogen, und sie trat von der Plattform. Als erstes wurde ein wenig Musik aufgelegt, ihre übliche Playlist, um sich aufzupumpen. Käsiger Schwanzrock von vor 20 Jahren, die Art von Musik, die ihr alkoholkranker, larmoyanter Vater geliebt hatte. Danke, Daddy. Als er an Leberversagen gestorben war, war sie nicht einmal besonders angepisst gewesen. Der soff jetzt mit den Ahnen beim Osho'gun auf der Azurmythosinsel. Zu erben gab es auch nicht viel, und sie war ohnehin Berufssoldatin. Was sie hatte, passte in einen Seesack. Ihr Apartment in Neu-Menethil war spartanisch eingerichtet. Bis auf das Queensize-Bett. Das hatte sein müssen.

Auf zur Waffenausgabe, wo schon ein paar andere aus ihrem Trupp warteten. War sie jetzt so langsam gewesen? Kam ihr eigentlich schneller vor. Egal. Sie stellte sich in die Reihe der Gepanzerten und nickte leicht mit dem Kopf im Takt der Musik. Ihre Landefähre kannte sie, und es würde nicht mehr all zu lange dauern bis sie auch tatsächlich ins Gefecht kämen.

Ramuil sah auf, als das Zeichen gegeben wurde, das sie sich fertig machen sollten. Endlich würde es losgehen. Schon zu lange saß er untätig in dieser Kiste. Die meiste zeit hatte er mit Körperlichem training verbracht, damit er nicht einrostete. Nebenbei hatte er auch seinen Kopf etwas trainiert. Auf dem rechten Ohr war er bereits taub, doch die Ärzte hatten ihm da einen Verstärker eingesetzt, der ihn wieder hören ließ. Diesen musste er regelmässig nachjustieren. So konnte er laute Geräusche, wie Granaten und Gewehrfeuer ausblenden, aber befehle würden noch zu ihm durchkommen. Als wenn er jemals irgendwas auf befehle gegeben hätte. Dieses Verhalten hatte ihm schon einige disziplinverfahren eingebracht. Doch er war immer noch im dienst. Warum das so war, war ihm ein Rätsel. Gemütlich ging er zur Rüstkammer um die Rüstung und sein Kettenschwert abzuholen, sowie die Pistole, munition und ein paar Granaten, die er den Dämonen um die Ohren schmeissen konnte. Auf seiner Rüstung hatte er eine Silberne Flamme aufgemalt. Das war sein nachname :Silverflame. So würde er jederzeit erkannt, von Freund und womöglich auf von Feind. Mann brauchte nur nach der Flamme ausschau halten. Der Troll war bereits da und auch die Orcin. Gemächlich nickte er den beiden zu. Doch einige fehlten noch.

Einen NMC-Kampfanzug anzulegen war immer eine unangenehme Prozedur, selbst für einen Veteranen. Man konnte wenig gegen das Gefühl der Hilflosigkeit tun, das man verspürte, wenn man den Roboterarmen, die aus Decke und Boden der Plattform hervor schossen, wehrlos ausgeliefert war. Ein unbegründetes Gefühl, selbstverständlich. In all den Jahren hatte Toka'zul nie erlebt, dass auch nur ein Härchen – geschweige denn mehr seines Körpers – zwischen den massigen Rüstungsteilen eingezwickt oder eingeklemmt worden wäre, noch hatte er davon gehört, dass irgendjemand anderes je dieses Problem gehabt hätte. Die Maschinen arbeiteten mit einer Präzision, die kein Sterblicher hätte aufbringen können und legten die Ausrüstung auf Millimeterbruchteile passgenau an. Und doch: es war immer eine Erleichterung, wieder von der Plattform herunter zu kommen, auch wenn Toka'zul sich dieser Empfindung und ihrer Irrationalität wegen im Stillen selbst schalt.
Als er sich für seine Waffen hinter der Mag'hari Saval einreihte trat Ruglor Gorefist, der Captain der Einheit, an ihn heran, bereits vollständig gepanzert sowie mit seinem Pulshammer und den üblichen Nebenwaffen ausgestattet. Routiniert salutierte Toka'zul, wenngleich ohne sonderliche Körperspannung. Der Sturmtrupp war bereits so lange beisammen, dass die Hierarchien flach und der Umgang miteinander kumpelhaft geworden war. Ein Salut war vor dem Captain im Grunde nicht nötig. Die Jaquero-Pirscher zeigten sich ihren Respekt anderweitig.
"Stehen sie bequem, Soldat", kommentierte Gorefist nichtsdestotrotz, auch wenn Toka'zul es sich nicht viel bequemer hätte machen können, "Eben kam die Entscheidung des Oberkommandos hinein, dass sie uns als allererste runter schicken werden, gemeinsam mit den Ironhide Grizzlys. Landestelle aufräumen. Macht euch also auf einen Haufen Action gefasst, Jungs und Mädels."
Toka'zul nickte dem bulligen Orc zu. "Bis gleich im Shuttle", verabschiedete sich, als Gorefist sich daran machte, abzumarschieren.
"Oh, ganz vergessen", hielt dieser noch einmal inne, "Wir nehmen keine Landefähre. Die scheinen dort unten die Luftabwehrbatterien unter ihre Kontrolle gebracht haben. Mit Shuttles kommen wir nicht durch. Wir lassen uns in den Kapseln runter schießen."

Saval salutierte nur kurz an und nickte. In der Schlange musste sie nicht mehr lange stehen - sie hasste die Warterei sowieso. Die Waffe war schnell empfangen, ein pickelgesichtiger Orc, Fähnrich von Rang, hatte sie ihr in die Hand gedrückt, zusammen mit ihrer Pistole und ihrem Pulskolben. Den letzteren sattelte sie in einer Magnethalterung an ihrer Rückpanzerung, die Thunderhammer in ihrem Kodolederhalfter, und die Gehennas-Flechette auf ihrer Schulter, den Finger immer schön vom Abzug weg ... das Ding war durchgeladen, und Regel Nummer eins war immer Abzugsicherheit. Regel Nummer zwei war: Richte deine Waffe nie auf etwas, das du nicht sterben sehen willst. Damit war sie immer gut gefahren. Schritt für Schritt ging es gemächlich mit Gorefist und Irontooth in Richtung Landepods. Direkt in die Action, ein Nethermarine pro Kapsel. Sollte interessant werden. Irgendwo einen Überblickspunkt und dann flanken, wie sie es halt immer machte. Die Dämonen waren irgendwie berechenbar, schien es ihr. Sobald man sie überraschte, waren sie geübelarscht.

"Also, Jungs! Verfahren wir wie üblich, wenn wir wieder oben sind, gibt es Schnaps im Verhältnis zu den Abschüssen?"
Sie war frohen Mutes, auch wenn ihr klar war, dass dieser Einsatz sich gut über Tage ziehen konnte und möglicherweise mehr Stimpaks verbrauchen würde, als sie im letzten Jahr zusammen geschossen hatte. Whatever. Orcs lebten für den Kampf, und Gorefist wohl noch mehr als andere. Na, bei dem Namen...

Hoffentlich war das da unten nicht allzu deprimierend. Serve and Protect. Allzu viele zivile Leichen wollte sie sich wirklich nicht reinziehen. Das war nicht gut für die Psyche. Die ganze Sache kam ihr ziemlich brutal vor, sie hatte beim Briefing die Bilder gesehen. Naja, den Finger immer schön am Abzug halten, und es würde schon alles schief gehen.

Endlich hatte Shilanoriel ihre Rüstung an und die Waffen geschultert. Elune sei Dank! Eigentlich sollte man von ihr meinen, dass sie so abgestumpft war, dass ein paar Einkleidemaschinen der Elfe nichts ausmachten, doch diese moderne Technik war ihr immer noch nicht ganz geheuer. Immerhin war sie über ein Jahrtausend ohne ausgekommen. Diese gravierenden Änderungen waren erst in den letzten paar Jahrhunderten gekommen. Mit Hyal hatte alles angefangen und die Welt hatte sich in kurzer Zeit mehr verändert als in den Jahrtausenden davor. Und das führte wieder mal zu ihrem absoluten Hass-Thema: Du wirst alt, Mädel! Also am Besten gar nicht weiter drüber nachdenken. Am Kämpfen hatte sich eh kaum was geändert. Die Schlachten waren immer noch genau so blutig und brutal wie früher und nur Leute, die stark waren, konnten überleben. Und daran würde sich in nächster Zeit wohl nichts ändern. Wenigstens eine Konstante, die ihr Kraft gab. Auch wenn sie in letzter Zeit leicht nachgelassen hatte. Rückte etwa der Ruhestand wirklich näher, wie ein Stabarzt ihr schonend versucht hatte beizubringen und dem sie für diese Unverschämtheit am Liebsten die Nase gebrochen hätte? Nein, diese Frage verschob sie wieder mal nach hinten, wohl wissend, dass sie sich nach dem Einsatz wieder damit beschäftigen musste. Aber den Einsatz würde sie noch rum kriegen, genau wie den davor und den davor und so weiter...
Unter ihrem Helm unsichtbar trat ein derbes Grinsen auf ihr Gesicht, als sie sich zu ihren Jungs und Mädels wandte. "Na, Frischlinge, seid ihr bereit?"

Ramuil hatte wieder etwas geschimpft, als die dumme maschine fast seinen Haarschopf eingeklemmt hätte. Das war stets unangenehm für ihn, und einige hatten schon rumgelästert, das er sich diese Mädchenfrisur ja kürzen könnte, dann würde sie nicht mehr eingeklemmt. Auf dem Weg zu den Kapseln kam schließlich auch die Nachtelfenoma an, die sich stets alleine anzog, ohne die Hilfe der Maschine. "Na, alte Dame, alle Knochen noch beisammen?" fragte er ruhig. "Wir machen diese mistkerle fertig, sag ich euch," wandte er sich dann an die anderen.

"Jawoll, jetzt gibt es Rabatz, jetzt splittern morsche Dämonenknochen! Ihr wisst ja, das Übliche: Ich suche mir eine Flanke und übel-arsche die Dämonen zusammen mit dem Wadenbeißer da" - sie gestikulierte in Richtung von Sergeant Dagran Tiefenschmied, einem mies gelaunten Dunkeleisen, der normalerweise für sich alleine blieb, ein weiterer Flankenkämpfer der Einheit neben ihr, "und ihr schaut zu dass ihr die Phalanx haltet. Easy Katka!"

"Easy Katka, ernsthaft, Saval?", meldete sich Tiefenschmied zu Wort, "Wieder zuviel gezockt?"

Das war so eine Sache. Saval war erbärmlich in Computerspielen, aber außerhalb von Einsätzen reagierte sie sich gerne online ab, auch wenn die Unfrequenz ihrer Zockerei dafür sorgte, dass sie generell jedem das Spiel versaute.

"Klappe, Dagran. Kann nicht jeder seine gesamte Freizeit mit Autistenspielen verschwenden. Ich hab mir deine Abschussliste schon aufs HUD gelegt, also bringst du heute besser Leistung, sonst hagelt es nach dem Einsatz Kopfnüsse."

"Impliziert Implikationen, Saval", grummelte der Zwerg in sein Mikro, "Im letzten Einsatz war ich 5 vor dir. Plus einige taktische Überlegenheitsoperationen-"

"-Nach denen ich dir den Arsch retten durfte, Darling.", kicherte die Orcin. Tiefenschmied hatte keine gesteigerte Sozialität, und würde ohnehin wieder nur das tun, was er für richtig hielt - genau wie sie.

Sie trotteten den Gang entlang, und allmählich hatten die meisten der Pirscher sich in den Zug eingeschlossen. Es herrschte diese allgemein konzentrierte Stimmung, wie man sie vor Einsätzen kannte. Man war eingespielt und das meiste, was man sich an den Kopf warf, war harmloses Geplänkel um etwas Normalität in die Zeit vor der Schlachterei zu bringen.

"Viel Arsch zu retten gibts bei Tiefenschmied aber nun mal nicht", schaltete sich Ramon gut gelaunt ein. Die Servors in seiner Rüstung zischten beruhigend. Der Sledgehammer war an Ort und Stelle und er hatte genug Sprengstoff dabei um kleinere Inselstaaten auszulöschen. Das war das Leben! Das hatte er seiner Frau schon mehrfach gesagt: Das er eher an einem Schreibtisch sterben würde - vor unerträglicher Langeweile - als hier draußen auf einem Schlachtfeld. Hier draußen hatte er wenigstens eine Rüstung, die teurer war als sein Jahresgehalt, um Kugeln abzufangen. Nichts und niemand würde hingegen die Langeweile abfangen die ihn bei einem Bürojob erwartete.
Der Gang öffnete sich zu beiden Seiten. Sie waren bei den Droppods angekommen. Metallisch glänzend waren sie inzwischen nicht mehr. Einige von den Dingern hatten schon ein paar Absprünge auf dem Buckel, aber sie waren noch brauchbar. Ramon marschierte zu seinem Droppod. Auch so eine Vorstellung, die für seine Frau beängstigend gewesen war. Dass die Fehlerquote der Dinger zwischen bei unter 2% lag hatte sie aus irgendeinem Grund nicht beruhigt.

Die Stimmung im Trupp war gut. Nicht ausgelassen, wie nach einem erfolgreichen Einsatz, wenn es etwas zu feiern gab, aber gut. Locker. Gelassen. Die Anspannung, die sie selbstverständlich trotzdem alle verspürten – verspüren mussten, wie Toka'zul sich sicher war – ließ sich keiner anmerken. Dafür waren sie alle zu abgehärtet. Und bis zu einem gewissen Grad war es natürlich auch ein Ritual. Sich gegenseitig versichern, dass man nichts zu befürchten hatte. Das beruhigte. Vor allem aber war da eine ganz rationale Erwägung: sich in die Hosen zu scheißen, bevor es los ging, brachte auch nichts. Ein bisschen Spaß zu haben war da einfach angenehmer.
"Keine weiteren Anspielungen auf Ärsche, wenn ich bitten darf. Ihr wisst doch, wie sehr ich darunter leide, dass der meinige erblich bedingt so knochig ist", scherzte Toka'zul, während er in die nächststehende Stahlkapsel kletterte und den carbonverstärkten Sechspunktgurt anlegte. Gleich fühlte er sich ein wenig beengt. Landekapseln boten selten genug Beinfreiheit für Trolle. Aber wie auch? Die Dinger waren maximal spartanisch ausgestattet. Im Grunde nicht mehr als ein Sitz und ein Triebwerk dahinter, das kurz nach dem Start ausgebrannt sein würde. Das Ganze in Arkanitstahl und eine Saphirglaskuppel gehüllt und mit ein paar Stabilisatoren an der Seite versehen. Der Steuerknüppel – der einzige Bestandteil der Armaturen – diente mehr dazu, sich festzuhalten, als dazu, wirklich zu lenken. Vor dem Start würde der gesamte Innenraum mit einem stoßdämpfenden Gel ausgegossen werden. Das Ding sollte nur eines tun: Marines nach unten bringen und dafür sorgen, dass sie nach dem ungebremsten Einschlag noch immer kampffähig waren. Komfort wäre da wohl zu viel erwartet gewesen.
"Wir sehen uns unten, Jungs und Mädels!", verabschiedete Toka'zul sich vom Rest des Trupps, dann schloss sich die Kuppel über ihm.

"Ich tue mal so, als hätte ich das nicht verstanden.", antwortete Shilanoriel mit schneidender Stimme auf die unglaublich dreiste Aussage des anderen Elfen, für den sie ihn am liebsten gegen die Wand geklatscht hätte. Aber Verluste schon vor dem Beginn der Mission machten sich nicht gut, also biss sie die Zähne zusammen.
Schließlich stieg auch die Elfe in ihre Kapsel, sie hatte den Entschluss gefasst, ihre ganze Wut für den Feind aufzuheben. Immerhin gab es unglaublich viel von diesem Gesindel und je mehr sie davon aus dem Verkehr ziehen konnte, desto besser.

Rasch war Saval auch in die Kapsel gestiegen und hatte es sich bequem gemacht, soweit das ging. War als eines der kleineren Mitglieder des Trupps weniger das Problem gewesen als für die Nachtelfen, Tauren oder Trolle, die sie ihre Kameraden nannte. Den Steuerknüppel lässig in der Hand wartete sie auf das Schockgel und atmete kontrolliert ein und aus. Sie hatte jetzt noch so ein, zwei Minuten maximal bis zur üblichen Hölle. Die Flechette wartete auf ihre erfahrenen Hände neben ihr in der Halterung, in die sie sie verankert hatte. Das ganze konnte jetzt irgendwie nicht schnell genug anfangen. Im Kampf übernahm der orcische Blutrausch und damit war alles gut. Aktuell konnte man das nicht so auslösen - Klar, Stimpaks waren da, aber die musste man sich einteilen. Die waren mehr so dafür da, auf 30 Minuten das meiste aus dem Marine herauszuholen. Sie seufzte und knackte mit dem Nackengelenk. Es musste einfach hässlich sein da unten - Hohe zivile Verluste waren angedeutet worden. Aber zum Glück war man einigermaßen abgestumpft. Auf Geplänkel hatte sie jetzt auch keine Lust. Sie klinkte sich neben dem Truppkanal auch auf den High Command Alert ein, nur für den Fall, dass es taktische Maßnahmen gab, die ihr nicht entgehen sollten. Dann aktivierte sie den Musikplayer und wartete. (( https://www.youtube.com/watch?v=VjTnYSlXQMM ))

Hu, da war ja jemand empfindsam.Ramuil blickte die Nachtelfin an und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, trotz der tatsache, das er eben nur selten lächelte. "Wir sehn und unten," teilte er den anderen mit, dann stieg er ebenfalls in eine Kapsel. Seine Hauptwaffe befestigte er an der seite und machte seinen Helm fest, damit dieses eklige Gel nicht in seinen Anzug laufen konnte. Ein paar minuten später war die Kapsel voll mit der Sapsche und es ging richtung Planetenoberfläche. Hoffentlich schossen die Drecksteile sie nicht trotzdem noch ab.

Und dann hieß es warten. Quälend lange nichts tun, ausharren, alles stoisch über sich ergehen lassen. Was sonst hätte man tun sollen? In der Kapsel war schlichtweg kein Platz für mehr. Also kommentarlos hinnehmen, dass man in Wackelpudding eingegossen wurde. Und dann die gemächliche Fahrt auf den Magnetschienen in den Abschussschacht, in dem nur rötliche Manalampen Notbeleuchtung leisteten. Obwohl er sich in Meditation versuchte entging Toka'zul in seiner Halbtrance nicht, wie weit hinten auf der Rampe seine Kapsel anhielt. Hieß es nicht, dass nur zwei Trupps nach unten gefeuert werden sollten? Die beiden Sturmtrupps, die Veteranengarde? Alles in allem nicht mehr als Dreißig Soldaten? Dafür waren das hier entschieden zu viele Pods. Über den Funkkanal des Trupps brachte er seine Gedanken zum Ausdruck.
"Das Oberkommando hat entschieden, sämtliche Kapseln bis auf eine absolute Rumpfausstattung abzuschießen", gab Gorefist zur Antwort, "Die meisten sind leere Decoys. Je mehr Ziele diese Schweinehunde haben, desto wahrscheinlicher kommen die relevanten Pods durch." Die relevanten Pods, das waren dann wohl die ihren. Die, die Soldaten trugen. Alle anderen würden nicht mehr anrichten, als eine hübsche Kraterlandschaft in die Stadt zu hämmern. Sicherlich auch kein unangenehmer Nebeneffekt, aber letztendlich nicht zielführend. Trotzdem konnte die Antwort des Captains Toka'zul nicht wirklich beruhigen. Wenn die Befehlshabenden so schonungslos mit ihren Ressourcen umgingen, dann mussten sie wirklich heftigen Widerstand erwarten. Und das konnte ihnen nun wirklich nicht recht sein. Das hieß, dass dort unten alles in Flammen stand. Und welche Trottel sollten sich da runter schießen und ihre Ärsche im Feuer rösten lassen? Das waren dann wohl sie.
"Eintritt in den Orbit von Kirajior Sexta in T minus zwei Minuten", ertönte es aus den Lautsprechern und riss Toka'zul aus seinen düsteren Gedanken, "Angriffstrupps der ersten Welle bereit machen für den Abschuss." Na danke! Als ob sie da viel tun konnten! Sie saßen in ihren viel zu engen Stahlkapseln und harrten der Dinge, die da kamen. Wie sollten sie sich bereit machen? Sich schonmal darauf einstellen, in der Luft von den eigenen Luftabwehrstellungen, die die Legion erobert hatte, zerfetzt zu werden? Hübsche Aussichten! Aber, wie Toka'zul sich wieder und wieder bewusst machen musste, nicht die schlechtesten, denen sie sich je gegenüber gesehen hatten. Er war nervös, ja, aber er verspürte keine Angst. Manche Dinge musste man einfach mit einer gewissen Stoik tragen.
"Abschussmanöver initiiert", ertönte es erneut und diesmal konnte der Troll nicht umhin, eine gewisse Erleichterung zu verspüren. Jetzt ging es wenigstens los. Raus aus diesen düsteren Röhren! Vier Minuten freier Fall und dann würden sie schon sehen, wer noch auf den Beinen war.
Mit einem Ruck setzte die Landekapsel sich in Bewegung. Surrte weiter die Schiene entlang, zur Abschussrampe. In seinem Rücken konnte Toka'zul die Triebwerke zünden hören. Und dann war da plötzlich wieder Licht! Die Kapsel wechselte auf die Beschleunigungsschiene und mit einem weiteren Ruck schoss sie aus dem Bauch des Schiffes hinaus. Unter sich konnte Toka'zul den Planeten erkennen, eine endlose, graue Masse, halb verschleiert durch tief hängende Wolken. Überall um ihn herum waren weitere Landekapseln, kleine, stahlgraue Kugeln, die gen Boden fielen, aus ihren Triebwerken Feuerfahnen hinter sich her ziehend. Aus Dutzenden Abschussschächten entließ die Hyjal ihre tödliche Fracht.
Toka'zul wusste, dass der Funkkontakt zu seinen Kameraden nach wie vor bestand, doch über alle Kanäle herrschte Stille. Nach reden war jetzt wohl niemandem zumute. Schweigend rief er sich die Vitalanzeigen des Trupps auf sein HUD. Alle wohlauf. Aber wie lange noch?
Und dann setzte das Unvermeidliche ein. Wie kleine, feurige Blitze zuckte das Empfangskomitee durch die Wolkendecke nach oben, als Raumabwehrgeschütze das Feuer eröffneten. Eine halbe Meile unter ihm konnte Toka'zul erkennen, wie eine Kapsel vom Beschuss erwischt und zerfetzt wurde. Ob sie besetzt oder leer war dagegen wusste er nicht. Er konnte nur auf letzteres hoffen. Und darauf, dass er nicht der nächste war. Zähne und Arschbacken zusammen beissen und einen kühlen Kopf bewahren! Der Feuerhagel wurde stärker, doch ohne vernünftigen Antrieb Ausweichmanöver zu fliegen war illusorisch. Toka'zul hielt den Steuerknüppel nur fest umklammert und gerade. Einfach drauf! Das war alles, was half. Plötzlich tat sich etwas auf seinem HUD. Ein Name blinkte rot auf, erlosch dann zur dunklen Farbe ausgebrannter Kohlen. Farrodan hatte es erwischt. Schande! Dann ein weiterer Name: Tull. Und dann Gorefist. Scheiße, Mann! Der Captain! Das war der Captain gewesen! Für einen Moment verlor Toka'zul tatsächlich die Contenance. Panik keimte in ihm auf. Doch nur für einen Moment. Dann durchbrach seine Landekapsel die Wolkendecke und er sah unter sich die Stadt, eine asphaltierte Monstrosität, die rasend näher kam.

Das war es dann wohl mit dem Captain gewesen. Tull, dem alten halbzwergischen Scherzbold, der nur noch im Militär gewesen war, weil er nie eine andere Familie gehabt hatte. Und Farrodan, der den Kampf geliebt hatte, wie es einem Menschen nur möglich gewesen war. Ruhet in Frieden, dachte sich Saval, kurz bevor sie einschlug. Der Schock war einigermaßen abgefedert, aber sie ging durch zwei Decken und kam im Erdgeschoss zum Stehen. Sie hatte auf das Bürogebäude gezielt und war nicht enttäuscht worden. War in Ordnung so, sie musste nur nach oben kommen. Mit einem Schmatzen öffnete sich die Kapsel, das Gel um sie herum schwappte auf den Boden, und von außerhalb des Gebäudes war leise Maschinengewehrfeuer hörbar. Die Orcin verschwendete keine Zeit, machte ihre Waffen klar und schwebte durch das Loch, das die Kapsel in die Decken gerissen hatte, auf das Hausdach. Da war auch keiner, der auf sie schoss, also war das hier eine kleine Verschnaufpause wert, in der sie mal Rücksprache mit dem Trupp halten konnte. Sie schickte über den Truppfunk ihre Koordinaten raus, dann einen Funkspruch.

"Bin unten, Leute. Wie sieht's aus, fertig für das Gemetzel?"

Ramuil blieb ruhig, während er ganz schön durchgerüttelt wurde von der Landekapsel. Gedämpft konnte er die Explosionen hören und sah Namen verblassen. Diese Drecksviecher hatten den Captain ermordet. Das würden sie büßen. Ramuil knallte in ein gebäude rein, aber die Landekapsel blieb heil. Mühsam verliess er die kapsel und streckte sich etwas. "Ich hör dich, Saval. Wo bist du gelandet?" sprach er in das mikrophon und sah sich nach Dämonen um. Es war ruhig. Zu ruhig für seinen Geschmack.
"Hast du schon was vom Rest gehört? Meinst du Oma kommt auch heil runter?" fragte er dann. Mit dem Raketenpack flog er nach oben aufs Dach und sah sich um. Es war keiner zu sehen. Die mussten doch irgendwo sein. Das kam ihm spanisch vor, das keiner von den mistviechern zu sehen war. "Zeigt euch ihr Drecksviecher, damit ich euch zerschnetzeln kann!", schrie er laut.
Ein paar vögel flogen vereinzelt hoch, aber sonst war nichts zu sehen. Was war hier nur los?

Und dann der Aufprall! Trotz der Konstruktionsart der Kapsel, trotz Gurt und Kampfanzug, selbst trotz des dämpfenden Gels um ihn herum trieb es Toka'zul die Luft aus den Lungen. Nichts und niemand konnte ein Abbremsen von mehreren hundert Meilen pro Stunde auf null komfortabel gestalten. Es war ein Schock. Immer. Aber einer, von dem man sich rasch erholte. Wer das nicht tat, um den war es meistens ohnehin geschehen. Die abgestürzten Kapseln mochten gepanzert sein, aber sie gaben nichtsdestotrotz ein dankbares Ziel für jeden Feind ab. Toka'zul betätigte den Öffnungsmechanismus der Kuppel und der Gurte und stellte zufrieden fest, dass die Hydraulik den Aufprall überlebt hatte. Mit einem Zischen öffnete sich das Dach über ihm. Dann zündete der Troll sein Jetpack.
Die Richtlinien des Nethermarinecorps waren hier eindeutig: aus einer Landekapsel hatte man hinaus zu klettern, idealerweise so, dass man unmittelbar hinter ihr Deckung fand. Der Jetpackausstieg war strikt verboten. Das Dämpfungsgel war brennbar und die Wahrscheinlichkeit, es mit dem Ausstoß des Packs zu entzünden quasi 100%. Aber Toka'zuls Anzug war feuerfest und was war schon noch in der Kapsel, dass den Aufprall überleben, aber dann durch ein Feuerchen kaputt gehen konnte. Toka'zul stieg immer so aus. Allein, um sich einen Überblick zu verschaffen. Er stieg senkrecht in die Höhe, zehn Meter etwa, und ließ sich dann unmittelbar wieder zu Boden fallen um feindlichen Schützen kein Ziel zu bieten. Aber von denen war ohnehin nichts zu sehen. Vor ihm erstreckte sich eine Ruinen- und Kraterlandschaft. Das Bombardement der Landungskapseln hatte die Straße und zahlreiche Gebäude komplett verwüstet – sofern sie zuvor noch gestanden hatten. Und die Dämonen in Deckung gezwungen. Wer im Freien gewesen war, den sollte es erwischt haben. Aus dem Augenwinkel glaubte Toka'zul, die Überreste einer zerschmetterten Luftabwehrbatterie zu erkennen. Sehr gut! Eine weniger, um die sie sich kümmern mussten.
Und da unten, etwa zwanzig Meter entfernt, war Bewegung! Ein weiterer Marine, der aus seiner Kapsel kletterte. Sturmhuf! Toka'zul startete sein Jetpack erneut, katapultierte sich in den nächsten Krater, hinüber zu dem Tauren. "Alles klar, Großer?", fragte er neckisch, seine Stimme verzerrt durch die Lautsprecher. Sturmhuf nickte, richtete sich auf. Und wurde mit einem mal nach hinten gerissen, sein Körper von den Füßen geholt und fünf Meter von Toka'zul fort geschleudert, in seinem Helm ein kreisrundes, gründlich pulsierendes Loch.
Augenblicklich schoss Toka'zul das Adrenalin in die Adern und er selbst in die Deckung der Landungskapsel des Tauren. "Feindlicher Scharfschütze hat mich im Visier!", brüllte er in den Funk, "Brauche Unterstützung!"

"You got it, Darling.", schnappte Saval, die sich bis auf eben hinter einer zerstörten Klimaanlage versteckt hatte. Nicht die beste Deckung, aber man musste sich ja irgendwie gruppieren. Sie hatte die Position des Trolles auf dem Visier, sowie den Abschusswinkel, aus dem es Sturmhuf erwischt hatte. Man konnte über Gnome wirklich viel sagen, aber ihre HUDs und KIs taten ihren Zweck. Auch wenn sie nicht gerade benutzerfreundlich waren, aber daran gewöhnte man sich. Gut. Hier oben war sie ohnehin eine Tonscheibe, also besser in Bewegung geraten. Sie rannte los - ihre Rüstung kam mit Anlauf auf gute 20 Meilen pro Stunde - und katapultierte sich mit den aktivierten Driftern vom Dach. Ein Schuss peitschte an ihr vorbei, das bekam sie noch mit, dann war sie auf dem Hausdach gegenüber ihrer Einschlagsstelle. Die Gehennas fest im Griff suchte sie sich eine Deckung. Das machte sie immer so - Alleine. Flanken schlagen war so ein relativ einsames Geschäft. Raum schaffen für die Kerle, die in Formation vorrückten. War gefährlich, wurde ihr auch gerade klar. Space created, hätte Tiefenschmied gesagt, aber der Kerl zockte zuviele MOBAs. Also Raum schaffen und zuschauen, dass ihr da unten Irontooth und die anderen nicht krepierten. Sie hatte wohl mitunter die beste Möglichkeit, den Dämonen auszuschalten. Also noch einmal in Richtung des Projektils driften ... sie nahm Anlauf und sprang ab, setzte ihre Jetpacks auf volle Leistung. Ein Schuss knallte los, aber der galt diesmal ihren Kameraden da unten, die die Front des Gebäudes unter Sperrfeuer genommen hatten. Wo zur Hölle war eigentlich Tiefenschmied, wenn man ihn brauchte?
Mit einem dumpfen Schlag ihrer gummierten Sohlen setzte sie auf dem Hausdach auf.
"Bin in Position. Geht's euch gut, da unten?"

Endlich raus aus diesem Scheißding! Es gab nicht viel, was Shilanoriel mehr hasste als das Gefühl der Hilflosigkeit in der Kapsel, wenn man nichts machen konnte und nur Glück und Pech über Leben und Tod entschieden. Sie wurde bei diesen Gelegenheiten immer so starr wie eine steinerne Statue, aber trotzdem war sie sehr verspannt und voller Stress, wenn sie denn rauskam. Aber jetzt war es damit vorbei.
Ordnungsgemäß stieg sie ohne weitere Verzögerung aus ihrer Kapsel, ging ein paar Schritte weit weg und startete ihren Jetpack. Erstmal ne Deckung suchen und sich einen Überblick über die Lage machen. Sie landete schließlich hinter einer Gartenhecke. Sturmhuf war bereits tot. Nicht gut. Eindeutig zu viele Verluste schon am Anfang. Ließ sich aber wohl nicht ändern.
"Alles unter Kontrolle soweit.", sagte Shilanoriel und sah sich um, um einen Überblick über die Umgebung zu bekommen.

"Soweit stabil, aber ich werde nicht ausprobieren was passiert, wenn ich meinen Kopf aus der Deckung bewege", gab Toka'zul Saval zur Antwort. Mit dem feindlichen Sniper irgendwo da draußen wäre das eine ausgesprochen dämliche Idee. Sicher: er konnte versuchen, die Energiezufuhr seines Jetpacks ein wenig aufzudrehen und rascher hinter der Kapsel hervor zu schießen, als irgendjemand, der ein schweres Scharfschützengewehr hielt, ihm mit dem Lauf folgen konnte. Aber was hätte das gebracht? Er hätte nur rasch zur nächsten Deckung weiter hasten müssen. Solange er nicht genau wusste, wo der Dämon hockte hatte er wenig Optionen, ihn auszukontern. Das hier war Savals Aufgabe. Da musste sie ihn raus hauen.

Sie musste den Kerl da unten ausschalten, solange er noch nicht die Position gewechselt hatte... Ansonsten würde er noch mehr ihrer Kameraden in den Tod reißen. Saval seufzte und griff sich die Waffe, wanderte über das Hausdach und trat die Tür zum Treppenhaus schlichtweg ein. Die Räume darunter waren ein Großraumbüro gewesen, also ließ sich der Scan für Lebensformen recht leicht durchziehen. Von Sturmhufs Tod hatte sie gelernt, dass der Sniper höchstwahrscheinlich im zweiten Stock saß. Also erst einmal den zweiten Stock scannen. In den dritten würde er kaum kommen, eher noch ein paar Schüsse auf ihre Leute abgeben und sich dann per Jetpack verziehen, so machten das die Wichtel. Egal. Den hatte sie am Wickel. Die Waffe fest gegriffen scannte sie nach einem Satz Treppen den zweiten Stock. Und da war er, keine zwanzig Meter von ihr, gekauert hinter gesplittertes Glas, die Waffe nach außen gerichtet. Hätte sich besser verpisst, aber das war jetzt sein Problem. Ihr Finger drückte den Abzug und ein reaktiver Metallbolzen segelte in den Wichtel mit der großen Knarre, die ihn um einen Kopf überragen musste, und zerfetzte ihn regelrecht. Sonst war keiner auf dem Stockwerk. Ein paar Schritte, und sie war bei den Überresten des Bastards. Dessen Körper lag halb zerfetzt auf dem Boden und machte eine eklige Lache schwarzen Bluts. In die würde sie sicher nicht steigen. Dämonenblut kroch normalerweise in jede Panzerversiegelung und machte vielen Nethermarines, die Nahkampf betrieben, Probleme mit Korruption.

Tiefenschmied riss sie aus ihrer Trance. Der Flanker kam durch das Fenster gesegelt, den Granatwerfer im Anschlag.
"Saval, jetzt komm. Der Perimeter ist sauber! Glückwunsch für den ersten Abschuss, übrigens ... aber du weißt, das hier wird sich noch ziehen..."
"Alles klar, Tiefenschmied.", sie fuhr über Funk fort, "Hab den Sniper erledigt. Rückt auf unsere Position vor, da ist Deckung."

"Pyraeus hier, eine. Ein Schuss hat meine Kapsel getroffen. Bin drei Clicks gen Westen von der Dropzone runter gekommen."
Ausnahmsweise klang Ramon einmal nicht selbstbewusst. Der Streiftreffer gegen sein Kapsel und das Übelkeit erregende Schlingern im Anschluss hatten den Draenei ziemlich mitgenommen. Das gute an der ganzen Angelegenheit war dass er keinerlei Feindkontakte hatte. Die Kapsel war durch ein Dach gekracht, dessen Trümmer Ramon grade erkletterte. Seine Booster brachten ihm in dieser Gelegenheit nichts.
Das blöde an der Angelegenheit war, dass er im Zweifelsfall auch kein Backup hatte. Die Straßen hier waren verwüstet durch Angriffe der Legion, aber auf der HUD-Karte konnte er sehen, dass er nur der Straße hier in Richtung Osten folgen musste. Das Geräusch der Skimmer und Booster hallte durch das zerstörte Gebäude als fünfhundert Kilo Sturmrüstung beschleunigte.

Ramuil schnaubte. Kaum waren sie unten, war bereits einer von einem dieser Drecksdämonen gekillt worden. Das konnte doch nicht ihr ernst sein. "Auf sie, mit gebrüll!" rief er und stürmte los. Er musste sich immer wieder Deckung suchen, um nicht selber abgeknallt werden, doch er kam gut vorran. Bald traf er auf den Troll, der bei dem Toten Tauren geblieben war. Saval hatte anscheinend den Schützen bereits erledigt. "Suchen wir die mistviecher und machen sie fertig," sprach er in sein Mikro und blickte sich direkt um, ob er irgendwo einen Dämon entdecken konnte. Wo mochten sie sich nur verkrochen haben?

"Lieutenant Irontooth, sammeln sie ihre Truppe und versuchen sie, eine hoch gelegene Position zu beziehen. Wir senden ihnen Kartenmaterial mit priority targets sobald unsere Scans aus dem niederen Orbit abgeschlossen sind", ertönte die derbe Stimme von Colonel Stonebrow über den Funk an Toka'zuls Ohren. Ein Befehl, im Grunde, wie jeder andere auch. Dennoch brauchte er einige Momente, bis er den Inhalt realisierte. Scheiße, man! Jetzt, wo Gorefist weg war, war er der Ranghöchste im Zug. Scheiße! Als ob das hier unten nicht ohnehin die Hölle auf Erden war! Jetzt durfte er auch noch kommandieren.
Aber gut, was half es? Da musste er jetzt durch. Ruhe bewahren. Durchatmen. Schritt für Schritt. Zuerst mal den Trupp sammeln. Wo waren die denn alle runter gegangen? Toka'zul rief sich eine Positionsgraphik auf sein HUD. Na fantastisch! Kein Kartenmaterial! Da waren sie schonmal mitten in urbanem Paktterritorium, von dem man annehmen sollte, dass vollständige Scans bestanden, und dann hieß es da "Bitte warten..." Verdammte Technik! Das konnte doch nicht zu schwer sein. Aber zumindest die Peilsender der Kampfanzüge schienen alle noch intakt. Dann musste er eben mit Entfernungsvektoren zurecht kommen. Und die meisten der Überlebenden waren dankenswerterweise nicht allzu weit von seiner Position abgewichen.
"Irontooth hier an alle!", gab er durch den Funk durch und versuchte dabei, seine Stimme nicht überschlagen zu lassen, "Den Captain hat's erwischt, also hört alles auf mein Kommando. Ramon, Deckung suchen und ausharren, wir holen dich da raus. Alle anderen: bei Savals Position sammeln." Wenn ein Sniper der Legion sich den Platz ausgesucht hatte, dann wäre er hoch gelegen und würde einen guten Überblick bieten. Keine schlechte Ausgangsposition. "Und wie üblich wenn wir verstreut sind: Feindkontakt vermeiden, jede Feindsichtung sofort melden."

Also zur Orcin, tse... Oh nein, jetzt hatte sie es schon wieder getan! Shilanoriel wollte doch aufhören, andere Leute nur aufgrund ihrer Rasse zu verurteilen. Aber sie konnte einfach nicht vergessen, wie sich die Orcs damals am Wald der Nachtelfen vergriffen hatten. Und dann waren da noch die unzähligen Schlachten zwischen Horde und Allianz gewesen... Egal, sie waren nun alle auf einer Seite, das musste endlich in ihren verdammten Schädel reingehen! Sie hatte nun schon oft genug mit den Angehörigen feindlicher Rassen zusammengearbeitet. Ach mann, die Welt musste auch unbedingt so scheiße kompliziert sein! Diese ganzen Veränderungen zerrten echt an den Nerven.
Darauf achtend, möglichst wenig Ziel für feindliche Angriffe zu bieten, verließ Shilanoriel ihre Position und machte sich auf in Richtung Saval. Es dauerte nicht lange, bis sie dort ankam. Tatsächlich gab es dort gute Deckung, die sie beziehen konnte. "Bin auf Position.", sprach sie in den Funk.