[MSG-Thread] The Awakening

"Ihr wolltet euer Erbe nicht? Wie seltsam... Aber vielleicht verstehe ich euch, ich wüsste selbst momentan noch nicht wie ich damit umgehen sollte. Ich habe zwei Brüder, sie sind sehr wohl erzogen und liebevoll gegenüber ihrer kleinen Schwester.", warf das blinde Mädchen ein um das Gespräch weiter am laufen zu halten. Tatsächlich hatte sie sich eine etwas spannendere Geschichte erwartet als jene, zumindest im Vergleich zu der Gesellschaft in der sich der Barde bis vor kurzem noch befunden hatte. Natürlich war dies kein innerlicher Vorwurf, es war nur nicht ganz was sie erwartet hatte. "Aber hm... irgendetwas wollte ich noch sagen... ach ja!" Risa schlug in erneut aufkeimender, schauspielerischer Theatralik einer bemerkenswerten Entrüstung ihre Rechte vor ihren Mund. "Oho! Quasi ein ehemaliger Anhänger des Banditentums... Vielleicht sollte ich euch zur Stadtverwaltung zerren und sicherstellen, dass auf euch nicht sogar ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Sagt würdet ihr mich zur Stadtverwaltung bringen?", fragte sie und konnte das Zucken ihrer Mundwinkel nicht wirklich unterdrücken. Alleine an dem überzogenen Klang ihrer Stimme war deutlich zu machen, dass sie nur erneut ihre Späße mit dem Musiker trieb.

Seshkin lachte leise, bevor er schließlich - noch erheitert lächelnd - nickte.
"Ganz wie Ihr wünscht, Milady." Dann jedoch verschwand das Lächeln und er senkte den Blick. "Vielleicht wäre es das, was ich verdient habe. Ich habe mit meinen Liedern Leute ins Unglück gestürzt, nur um selbst mit heiler Haut davon zu kommen. Und ich habe die Gruppe Eurer Freundin in einen Kampf gezwungen, den sie alleine nicht begangen hätten."
Er wandte den Blick ab und starrte auf eines der Fenster, die nach draußen gingen. Wie kam es, dass der Inquisitor im scheinbar doch noch vergeben hatte...?

"Seshkin...", sprach sie mit plötzlicher Eindringlichkeit und generell das erste mal seinen Vornamen aus. "...nennt mich nicht andauernd 'Milady', das ist unnötig.", machte sie ihm deutlich. Sie verurteilte seine Tat nicht, er hatte so wie er es erzählt hatte keine großartig andere Wahl gehabt, dafür würde sie ihn nicht verurteilen. "Denkt nicht zu viel darüber... Ihr werdet euch sicherlich bemühen es wieder gut zu machen."
Nach jenen Worten mit einer eher sehr überraschenden Ernsthaftigkeit stand Risa von ihrem Platz auf, streifte sich den kurzen Rock glatt und bewegte sich in Richtung der Theke hinter welcher Finna arbeitete.
Das blinde Mädchen lehnte sich über jene und fragte leise etwas was sie beinahe schon völlig vergessen hatte, sie erkundigte sich direkt bei Finna nach den vom Inquisitor genannten Drachenanbetern und ob es in der Gegend verdächtige Bewegungen jener gegeben hatte...
Nach einiger Zeit kehrte Risa zu dem Tisch zurück, in ihrer Rechten ein kleiner, metallener Gegenstand. "Ich habe mit Finna darüber gesprochen weswegen wir eigentlich hier sind... Sie meinte hier kehren seit einigen Tagen an manchen Abend zwei Männer in simplen jedoch seltsamen Roben ein. Sie hatte sie ursprünglich nur für Mönche gehalten, welche hier etwas dem Alkohol frönten... Sie meinte jedoch, dass sie eine Untersuchung wert sein könnten.", erklärte sie dem Barden bedacht leise, bevor sie den metallenen Gegenstand auf den Tisch legte. Es stellte sich als ein kleiner Schlüssel heraus.
Risa setzte sich erneut und drehte ihr Haup dann in Richtung von Seshkin. "Das ist unser Zimmerschlüssel, Herr Musiker. Glück im Unglück... das letzte freie Zimmer im hinteren Bereich. Sie sind sehr klein, wir werden uns aber sicher irgendwie einig was den Platz betrifft."

Überrascht über die plötzlich so ernsten Worte schwieg der Barde. Er war froh, dass sich Risa dann der Wirtin zuwandte. Er fühlte sich schäbig für das, was er getan hatte. Er kannte die Lieder, es wäre richtig gewesen, hätte er sein Leben gegeben, um das Anderer zu schützen, doch stattdessen hatte er sich feige hinter seiner Fähigkeit versteckt und den Tod Anderer verantwort. Gut, wahrscheinlich wären manche von ihnen dennoch gestorben, sehr wahrscheinlich sogar, aber nicht alle. Der Inquisitor hatte Recht getan, ihn für seine Feigheit zu verachten.
Erst als seine Begleiterin an den Tisch zurückkehrte schaffte er es, die dunklen Gedanken abzustreifen und sich auf den Grund, wegen dem sie hier waren, zu konzentrieren. Er war erfreut, dass sie ihm so selbstverständlich half und dabei nicht einmal auf eine Gegenleistung aus zu sein schien. Warum eigentlich? Die Offenbarung des Schlüsels verdrängte diese Frage dann jedoch. Einen Moment überlegte er, abzulehnen und ihr zu sagen, dass er ja im Gasthaus beim Inquisitor schlief, aber andererseits wäre es sicherlich von Vorteil direkt an seinem "Arbeitsort" zu sein. Schließlich lächelte er Risa - sehr offensichtlich schon deutlich fröhlicher - an.
"Sicherlich. Und falls nicht führe ich Euch einfach ins falsche Zimmer, der Unterschied seht Ihr ja sowieso nicht", wagte er sich mit diesem Witz aufs Eis. Er hoffte einfach, dass sie diese Art von Humor teilte.

Sie hatte ihr Haupt längere Zeit in die Richtung des Barden geneigt, dabei schwieg sie und ließ den Witz eine ganze Weile in dem Raum stehen... zu lange... bedrückend lange... Es wäre wohl kein verwunderlicher nächster Schritt gewesen, wenn sie über den Tisch geklettert, den Barden zu Boden gerissen und in die Beinschere genommen hätte. Glücklicherweise kam es dazu wohl nicht. Über Risas kleinem, links befindlichen Schönheitsfleck begannen jedoch schließlich erneut ihre Mundwinkel ein wenig zu zucken. Natürlich nahm sie es ihm nicht wirklich übel, sie war aus jenem Alter heraus und es zu sehr gewohnt, sodass sie auch mit Leichtigkeit Witzeleien darüber ertrug. Dass sie ihre Ernsthaftigkeit nur spielte, das war an dieser Stelle wohl nun auch deutlich. Um nicht zu sehr aufzufallen, stand sie schließlich von ihrem Platz auf und hob provokativ ihren Arm an. "Also gut, dann führt mich. Sehen wir es uns an.", forderte sie Seshkin auf und hielt ihren Ellenbogen zum Haken geformt.

Damit blieben nur noch er und Ron übrig. Die wichtigsten Akteure seines Plans, diejenigen, an denen alles hing. Nicht, dass irgendeiner der anderen eine belanglose Aufgabe übertragen bekommen hatte. Es war wichtig, dass sie so viel wie möglich über die Kulte immerhalb der Stadt lernten, dafür war Seshkins Auftrag unabdingbar. Und sie konnten es sich nicht leisten, von den Ereignissen von außerhalb überrasscht und überwältigt zu werden, insofern brauchte Allard die Zwillinge dort draußen. Aber den entscheidenden Schlag, den er zu führen gedachte, mussten Ron und er selbst vorbereiten.
"Du musst die Aufmerksamkeit der Kulte erregen", erklärte Allard dem Söldner in leisem, eindringlichem Ton, nachdem die beiden Elfen den Tisch verlassen hatten, "Diese Missbildung deines Arms wird dir dabei sicherlich gute Dienste leisten. Hier wird ein wenig schauspielerisches Talent nötig sein. Du musst den Arm sehen lassen, aber es muss zugleich so wirken, als wäre es ein Versehen, dass er sichtbar wird, als sei er dir aus deiner Kleidung gerutscht. Mach dir keine Sorgen, ich werde in der Nähe sein und dir den Rücken frei halten, die Wachen davon abhalten, dir etwas anzutun oder deine Tarnung auffliegen zu lassen. Wenn bekannt wird, dass ein Mann mit Drachenklaue in der Stadt weilt, dann bin ich zuversichtlich, dass die Kulte auf dich zu kommen werden. Diese verfluchte Klinge wird dir dann gute Dienste leisten, sie davon zu überzeugen, dass du ebenfalls die Drachen verehrst. Haben sie dich erst einmal in ihre Reihen aufgenommen, dann kannst du mir aus ihren innersten Kreisen berichten und wir können einen Schlag planen, mit dem wir sie ausgelöscht bekommen."

Seine Klaue unbeabsichtigt zeigen, nun das würde sicher die Aufmerksamkeit der Drachenanbeter auf sich ziehen, aber wie sollte er das so unauffällig machen und gleichzeitig sicherstellen, dass es einer dieser Kultanhänger mitbekam. Ein normaler Bürger würde die Stadtwache informieren, anstatt den Kult. "Nun meine Identität als Drachenjäger werde ich dann ein Weilchen ablegen müssen. Habt Ihr schon eine Idee, oder besser gesagt einen Verdacht auf die Anbeter? Ansonsten würde ich es erst bei den Obdachlosen in der Stadt versuchen, in einer Stadt wie dieser sehen und hören sie alles und werden selber immer übersehen. Es ist wahrscheinlich, das der Kult dies nutzt, damit ihre Mitglieder selber nicht auffallen.
Ansonsten könnte ich versuchen, beim Schmied als Hilfsarbeiter anzuheuern und bei genügend Kundschaft etwas durchblicken zu lassen." Zumindest waren dies wohl die erfolgversprechendsten Ideen. Vielleicht noch wenn er versuchen würde die Drachenschuppen zu verkaufen, aber dann müsste der Alchemist der Stadt fast schon selbst dem Kult angehören, um da erfolgreich zu sein, da dieser wohl nicht so oft Kundschaft hatte wie der Schmied.

"Tu, was immer dir sinnvoll erscheint", ließ Allard Ron vollen Handlungsspielraum, "Solange du nichts tust, was Menschen in Gefahr bringt, stehe ich hinter allem, was du für Nötig erachtest, und halte dir den Rücken frei. Ich habe Kontakte in der Stadt und Mittel und Wege, deinen Erfolg sicher zu stellen, auch, wenn du es vielleicht nicht bemerken wirst. Ich werde selbst zusehen müssen, dass ich in dieser Stadt untertauche und dafür wird ein wenig Maskerade nötig sein. Selbstverständlich werden wir uns nicht jederzeit treffen können. Wir werden einen Treffpunkt ausmachen müssen. In zwei Tagen um Mitternacht an der Statue von General Galvrion. Und keine Sorge: ich werde wissen, ob du bis dahin Kontakt zu den Kulten hast aufnehmen können. Sollte etwas schief gehen, dann haue ich dich da raus."

Seshkins Gesicht hatte bei dem Unangenehmen Schweigen einen Ausdruck angenommen, der verriet, wie peinlich ihm das war. Verdammt, warum hatte er sich nur zu diesem Witz hinreißen lassen...? Die Frage wurde ihm beantwortet, als die verdammt gute Maskerade der Blinden zu bröckeln begann. Der Barde atmete erleichtert aus, bevor er sich ebenfalls erhob und sich bei Risa einhakte, um sie zu dem Zimmer zu führen, dass man ihnen zugewiesen hatte.
"Myl... Risa. Wie kam es eigentlich zu Eurer Blindheit, wenn ich mir diese Frage erlauben darf?"
Durfte er sicherlich. Immerhin hatte Risa auch seine Vergangenheit hören wollen. Also war es nur fair, dass sie sich nun revanchierte.

Als sie das Zimmer erreichten stellte ihr Seshkin eine direktere Frage... eine Frage welche ihr bereits so manches mal durch die Blume gestellt worden war. Es wäre wohl öfters gewesen, hätten die meisten Menschen es nicht als unangenehm empfunden oder als unangemessene Frage abgetan, zumindest war das eine einfache Vermutung.
Risa hob leicht ihren Kopf an, als würde sie wie aus einer früheren Erinnerung, einer alten Gewohnheit heraus, den Barden ansehen wollen...
Er hätte sie nach ihrer Familie fragen können, ihrem Leben hier in der Stadt... aber das war eine sehr explizite Frage, dabei kannten sie sich erst seit kurzem. Sie ignorierte es vorerst, hob den Schlüssel an und öffnete die Tür zu dem Raum. Sie kannte die Zimmer hier, sie waren weder schön noch geräumig aber Finna pflegte sie und es herrschte eine vorbildliche Sauberkeit... das wusste sie sogar noch von früher.
Sie machte ein paar Schritte in den Raum, bevor sie schließlich zu sprechen begann mit dem Barden zugewandten Rücken. "Die Ahagon sind eine Familie einflussreicher Großhändler, meine beiden Brüder setzen diese Tradition auch ganz im Sinne unseres Vaters weiter. Ich... war wohl schon immer das schwarze Schaf. Schon als ich ein kleines Mädchen war interessierte ich mich für Magie, ich hatte bereits damals sehr viel darüber gelesen. Es war so vielseitig... ich träumte davon als Zauberin die Welt sehen zu können... dieser Stadt zu entkommen. Ich suchte mir die nötige Lektüre selbst zusammen, fragte Priester nach Methoden um magische Energien im Körper zu steigern und nutzte dieses Wissen um im Geheimen die Wege der Schwarzmagie genauer zu ergründen. Es war... ein verführerischer Weg. Ich war gut darin, machte erschreckend einfach Fortschritte mit jener Form magischer Künste und gierte nach stets mehr... Ich schreckte nicht einmal vor Experimenten an mir selbst zurück. Durch ein kleines... Missgeschick... erfuhren meine Eltern von meinem kleinen Geheimnis und natürlich waren sie alles andere als begeistert. Sie sahen es als gefährlich an, zudem war es ganz entgegen der Grundsätze unserer Familie. Ich geriet wohl unter Zeitdruck, so fand ich kaum noch Zeit meinen Forschungen trotz des Verbotes meiner Eltern weiter nach zu gehen. Durch die wenige Zeit wurde ich wohl immer leichtsinniger und unachtsamer... Als ich ein Experiment im Keller unseres Anwesens durchführte, dabei ging es darum einen dunklen Doppelgänger von mir zu erschaffen, machte ich einen Fehler und der dafür beschaffte Onyxstein explodierte regelrecht in einer einzigen Flammenwolke. Ab da an erinnerte ich mich an nicht viel... Ich wachte auf als die Welt um mich herum nur noch dunkel war. Selbst der beste Heiler der Stadt konnte nicht viel tun außer die Entstellungen in meinem Gesicht Großteils auszubessern...", erzählte sie und hob schließlich ihre Hände an um jene an ihren nahezu weißen Haaren vorbei zu führen, streifte die einzelnen Spitzen bis sie unter ihrem Haar den feinen Knoten löste. Sie führte ihre Finger erneut nach Vorne und löste so die schwarze Augenbinde von ihrem Gesicht, behielt jene schließlich in ihrer gesenkten Rechten.
"Sie hatten Recht gehabt... und es war meine eigene Schuld. Ohne in der Lage zu sein Schriften zu lesen, konnte ich nicht einmal mehr mein Studium fortsetzen. So war es meine Leichtsinnigkeit, meine Ungeduld, meine Unachtsamkeit, mein Ungehorsam. Das alles verschloss mir völlig zurecht meinen Traum... Diese Welt zu sehen und besser zu verstehen...", sprach sie nun leiser als sie sich umdrehte und Seshkin ein Paar aus völlig ausdruckslosen Augen versuchte anzusehen...
Die feinen Gesichtszüge gingen über zu kaum merklichen, vernarbten Furchen welche sich von den von allen Wimpern befreiten Augenliedern zogen. Jene bildeten den Rahmen für ein Augenpaar welche über keinerlei Pupillen mehr verfügten... Sie waren vollständig geronnen und so waren sie in vollkommenes weiß gehüllt. Keine Heilmagie der Welt konnte so etwas komplexes wie Sehzellen einfach wiederherstellen.
"Ich habe stets Angst davor es jemandem zu zeigen... schließlich ist es sicher alles andere als schön.", meinte sie und versuchte die Situation mit einem zerbrechlichen Lächeln etwas herunter zu spielen.

Die Offenheit der jungen Frau überraschte Seshkin. Er hatte nicht damit gerechnet eine derart ausführliche und scheinbar ehrliche Antwort zu erhalten. Und das Abnehmen der Augenbinde... Sein Blick verharrte auf dem entstellten Gesicht und in sich drin spürte er Bedauern. Sicher wäre sie hübsch ohne die Narben...
"Risa... Ich danke Euch für Eure Antwort." Der Barde schluckte, unsicher, was er nun sagen sollte. "Ich finde Euer Gesicht auch so sehr ansehnlich. Aber ich verstehe, was Ihr meint."
Um davon abzulenken, wie unangenehm es ihm war, dass sie derart offen mit ihm, einem eigentlich Fremden, war, sah er sich nun im Zimmer um. Es war tatsächlich mehr praktisch als schön eingerichtet, aber nach der Zeit bei den Banditen war Seshkin da nicht mehr wirklich wählerisch. Dann fiel sein Blick auf das Bett. Die Höflichkeit gebot, dass er Risa dort schlafen ließ. Sein Blick wanderte umher nach einer eigenen Schlafmöglichkeit.

Mit routinierten Handgriffen legte sich Risa die Augenbinde wieder an, sie war es gar nicht gewohnt jene zu lange nicht zu tragen. Sehr ansehnlich... ein kurzer Anflug von Röte hatte dabei wohl ihre Wangen umspielt, zumindest hatte es sich nachträglich wohl so angefühlt.
Risa nahm die Hände hinter den Rücken und bekam am Rande mit wie sich der Barde in dem Raum anscheinend etwas umsah. Die Kämmerchen waren ja beinahe schon zu klein für zwei Personen, viel zu sehen gab es also sicherlich nicht. "Entschuldigt... Herr Musiker? Wir kennen uns zwar erst seit kurzem, aber da wir sicherlich noch länger unterwegs sein werden... Würdet ihr mir erlauben euer Gesicht kurz zu berühren? Das ist für mich die einzige Möglichkeit mir ein Bild zu machen.", stellte sie ihre Bitte an Seshkin. Jetzt da er wusste wie sie ohne ihre schwarze Augenbinde aussah wäre das doch in Ordnung? So hatte sie sich einige Gesichter von Personen die sie besser kannte einprägen können, es machte für sie den Umgang mit Anderen wesentlich persönlicher. Bis dahin waren es für sie stets Gesichtslose...

Die Bitte Risas war so ungewöhnlich, wie alles an ihr. Seshkin zögerte einen Moment, bevor er nickte. Es war nur fair. Sie hatte ihm ihr Gesicht gezeigt, nun wäre es an ihm, ihr seines zu zeigen. Auch, wenn es wohl eine andere Art von zeigen war.
"Natürlich dürft Ihr", erklärte er dann, bevor nah genug an sie heran trat, dass sie die Möglichkeit hatte, sein Gesicht abzutasten. Seiner Meinung nach war sein Gesicht nichts besonderes, die Haut war in der letzten Zeit etwas rauer geworden, zusammen mit dem Gewächs am Kinn, dass sich Bart schimpfen wollte war er im Endeffkt wohl doch eher als Wild, denn als gutaussehend zu bezeichnen. Immerhin war sein Gesicht bisher von Narben verschont geblieben...

Ron nickte und ging kurz zurück auf das Gemeinschaftszimmer um seine Sachen zu packen. Wenn er sich als Drachenanbeter ausgeben sollte, dann durfte man bei ihm nicht Ausrüstung finden, welche bei Drachenjägern üblich war, vor allem die quaderförmigen Kristalle mit den darin gespeicherten Schutzzaubern gegen Drachenfeuer, waren bei Drachenjägern gang und gäbe. Auch den Leinenbeutel mit den Drachenschuppen würde er wohl abgeben müssen.
Er durchsuchte den Beutel kurz, nahm sich die schönste Schuppe heraus und legte dafür die anderen Sachen, welche er nicht bei sich haben wollte, hinein. Kurz darauf war er wieder bei Aldred unten und bat ihn seine Sachen zu verwahren oder sie jemandem zu geben dem er vertraute, falls er dies nicht selber tun konnte. Sollange kein Drache die Stadt direkt angriff, waren diese Gegenstände eher hinderlich den nützlich.
Danach machte sich Ron auf den weg, obwohl er noch immer nicht so genau wusste, wie er die ihm gestellte Aufgabe erfüllen sollte und konnte. Dennoch versuchte er eine Spur zu legen, welche die Drachenanbeter zu ihm führen sollte. Die ersten Gerüchte streute er, wie geplant, bei den Obdachlosen in der Stadt. So konnte er zudem auch gleich noch erfahren, wo sich der Alchemist und der Schmied in der Stadt befanden und zum anderen auch wie die Einstellung des Schmiedes zur Kirche und den Stadtwachen war. Ron war froh, als er erfuhr, das der Schmied eher eine neutrale Haltung hatte, was seinen Plänen entgegen kam.
Danach machte er sich auf den Weg zum Alchemisten, um dort die Drachenschuppe zu verkaufen. Auch hier ging mehr darum Gerüchte zu streuen, als wirklich Geld zu machen. Auf die Fragen des Alchemisten, woher Ron die Schuppe habe, antwortete er also bewusst eher vage und ausweichend, sodass hier viel Spielraum für Rückschlüsse blieb. Danach machte sich Ron auf zum Schmied und versuchte sich arbeit als Geselle zu verschaffen. Ganz so reibungslos wie vorher lief es hier jedoch nicht, aber zumindest gab der Schmied Ron eine Chance, in form von ein paar Probetagen.

Risa streifte die schwarzen Handschuhe von ihren Händen und klemmte das Wildleder derweil hinter ihren Gürtel. Sie trat etwas näher und hob dann ihre Hände an, bevor ihre Finger langsam auf weiche Haut trafen. Sehr vorsichtig berührte sie erst die Wangenknochen des Barden, ließ ihre Fingerspitzen daran vorbei über seine Wangen streifen, erreichte die Unterseite des Kinns und setzte die kleine Erkundungsreise weiter fort über Unter- und Oberlippe. Vorsichtig strich sie über seine Nase nach Oben, wich auf die Brauen aus und ertastete Schläfen und Stirn... So schnell hatte Risa bis jetzt noch nie eine neue Bekanntschaft geschlossen, sie hielt sich ansonsten recht lange damit zurück sich die Gesichtszüge von jemandem einzuprägen. Die Frage war schließlich nichts Alltägliches...
An den Schläfen vorbei umfasste sie langsam den Kopf und trat daher etwas näher heran, tastete dabei durch das Haar und rieb es kurz zwischen ihren Fingern. Risa verharrte so kurz, konnte den Atem auf ihrem Gesicht spüren... Schließlich musste sie schmunzeln. "Sieh an... der Herr Musiker scheint auch noch ein Ehrenmann zu sein.", meinte sie dann, trat von ihm zurück und beendete damit ihren Kennenlernprozess.
"Vielen dank, es macht jegliche Konversation für mich gleich direkt persönlicher.", sagte sie und begann damit sich erneut die Handschuhe anzuziehen. "Ich bin ja bereits sehr gespannt auf eure musikalischen Talente... Habt ihr euch denn schon entschlossen, worüber ihr singen wollt?"

Ein wenig war der Barde froh, dass Risa nichts sehen konnte, denn in seine Wangen stieg bei ihren Worten zunächst die Schamesröte. Dann jedoch kam sie wieder auf seine eigentliche Aufgabe zurück und er nickte.
"Das habe ich. Ich denke, ich werde zunächst einmal austesten, wie die allgemeine Stimmung über Drachen hier ist. Ich kenne einige Lieder, die das Thema trinken und Drachen miteinander verbinden. Zumeist handeln sie von den Feiern nach einem Kampf gegen eine solche Bestie, aber ich habe auch zwei oder drei, bei denen die Drachen die Sieger sind, mehr humoristisch zwar, aber ich denke, um die Stimmung auszuloten dürften sie gut taugen." Er hielt einen Moment inne. "Was meint Ihr dazu?"