[MSG-Thread] The Awakening

Gerade wollte Seshkin zu einer Frage ansetzen, als die fremde Frau aus dem Haus trat und ihnen Getränke anbot. Der Barde nahm den Becher zwar dankend entgegen, zögerte aber mit dem Trinken - bis er sah, dass Allard kein Misstrauen gegen diese Frau hegte. Erst dann nahm er einen Schluck. Woher dieses Misstrauen kam wusste er selbst nicht. Als sie dann wieder nach drinnen ging, wandte er sich erneut an den Inquisitor.
"Dort erfahrt Ihr mehr worüber?" Er räusperte sich, nachdem er die Frage gestellt hatte. "Verzeiht. Ihr müsst die Frage natürlich nicht beantworten. Es geht mich nichts an."

"Verdammtes Miststück, DRECKSELFE! Du bist tot! TOT HÖRST DU?!", ertönte das laute Geschrei von Ysandra welches durch das ganze Haus und die Umgebung hallte. Kurz darauf polterte es einige male laut, bevor es laut krachte, Bleiglas klirrend zerbarst und neben dem Eingang zu dem Haus die gebrochenen Teile eines Stuhles einschlugen... begleitet von Scherben und Stücken des Fensterrahmens. Kurz darauf hörte man recht laut die aufgebrachten Stimmen von Nuala und Ysandra in elfisch, es war offensichtlich, dass da gerade ein ordentlicher Streit im Gange war. Kurz darauf wurde es noch einmal lauter... die Bettwäsche flog aus dem zerstörten Fenster und landete über den Überresten des Stuhles und des gesamten gebrochenen Glases.
Irgendwann schien sich die Situation aber wieder zu bessern, die Stimmen wurden leiser... es schien langsam aber sicher Ruhe einzukehren. Eine Weile war es dann völlig ruhig, kurz darauf trat Nuala begleitet von ihrem Zwilling aus dem Gebäude, sie hatten ihre Sachen gepackt und soweit fertig... Nur Ysandras Haare waren klatschnass... es ließ in etwa erahnen von wem und auf welche Art und Weise die Elfe geweckt worden war. Nuala schaute kurz die Nase rümpfend zu den Trümmern an der Seite des Gebäudes... dann wandte sie sich ihren Gefährten zu "Guten Morgen, wir für unseren Teil sind bereit zum Aufbruch."

"Mein Auftrag ist kein Geheimnis", entgegnete Allard mit den Schultern zuckend. Warum sollte er dem Sänger nicht davon erzählen? "Ich wurde nach Norden geschickt um die Kultaktivitäten zu untersuchen, die hier wie Unkraut aus dem Boden springen, seit wieder vermehrt Drachen gesichtet wurden. Weißenhorn ist die größte Stadt so nahe am Gebirge, sieht man einmal von den Zwergenstädten ab. Ich hoffe, dass meine Kontaktleute bereits ein wenig Vorarbeit geleistet haben und mir sagen können, womit ich zu rechnen habe."
Alles weitere, wie mit den Kulten zu verfahren sei, wie sie auszuheben und auszulöschen seien, das wäre seine Verantwortung. Doch wie sie vorgehen mussten, das konnte er erst entscheiden, wenn er das Ausmaß der Gefahr und der ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen kannte.
Nuala und Ysandra kamen ihnen aus dem Haus entgegen und auch Ron ließ sich bei der Scheune blicken, einen Ochsenkarren im Schlepptau. Nicht unbedingt ein standesgemäßes Gefährt für einen Inquisitor. Allard rümpfte die Nase. Aber es wäre allemal besser als zu laufen. Und bis sie Weißenhorn erreichten wäre er hoffentlich wieder kräftig genug um sich auf den eigenen Beinen vorwärts zu bewegen.
"Nun denn, Zauberwirkerin", wandte er sich an Idya, "Tut, was ihr versprochen habt, damit wir aufbrechen können."

"In Ordnung. Wenn ihr dann bitte alle etwas Abstand halten würdet? Das wird einen Moment dauern", merkte Idya an und stellte sich vor dem Bauernhaus auf, die ausgestreckten Arme überkreuzt. Das hier würde tatsächlich einige Zeit brauchen. Immerhin waren es mehrere Gebäude und eine Höhle die vernichtet werden sollten. Die junge Frau stampfte mit beiden Füßen auf. Ein Rumpeln erklang von tief aus der Erde und eine steinerne Platte schob sich unter Idyas Füße und hob sie ei paar Zentimeter an. Die langen Ärmel wirbelten im Takt zu Idyas Bewegungen herum und klickerten wenn die Kugeln gegeneinander stießen. Es dauerte mehrere Minuten, in denen bis auf ein fernes Grollen nichts passierte. Dann schoben sich zwei irdene Platten aus dem Boden und begruben die Häuser unter sich. Das Geräusch berstenden Holzes ertönte als die Scheune und dann auch das Bauernhaus zuerst zermalmt und dann in die Tiefe gezogen wurde. Zurück blieb nur frisch aufgewühlter Erdboden und ein feucht glänzender Stein, der mit ein bisschen Fantasie einer Axt ähnelte. Auf den war Idya ein bisschen stolz. Der Rest war nur leidige Arbeit gewesen. Rumpelnd bewegte sich die Steinplatte zrück zur Gruppe, wo Idya die Gruppe leicht verschwitzt und mit einem leicht melancholischen Gesichtsausdruck anschaute. Im Grunde war es eine Verschwendung ihre Gabe für so etwas einzusetzen. Aber es hatte sein müssen. Nichts von diesem Kult sollte man hier noch finden können.
"Wir können aufbrechen."
Vorsichtig stieg sie von ihrer Steinplatte herunter, die im Boden versank wie ein gehorsamer Hund und goss sich etwas zu trinken in ihre Schale.

Gebannt hatte Shisui dem ganzen Schauspiel zugesehen, dies war eine Form von Magie die sie noch nie gesehen hatte. Das Mädchen schien damit wohl alles andere als wehrlos zu sein, wie war sie also genau in die Finger dieser Fanatiker geraten? Nach einiger Zeit endete dieses Werk der Zerstörung, dabei spannte die Nekromantin ihren Sonnenschirm auf um ihre Blässe vor der brennenden Sonne zu schützen. Sie wurde nicht braun... höchstens rot und danach wieder weiß. Die beiden Elfen hatten einen gesunden Hautton, Shisui wirkte dagegen eher als hätte sie ihr Leben in einem Keller verbracht. Naja... fast.

Ysandra stieß nach dem Spektakel erst einmal kurz die Luft aus und musste dann schmunzeln, kurz darauf stellte sie sich neben den Inquisitor und klopfte ihm zwei mal kurz auf die Schulter. "Was sagt man dazu? Erst die kleine Nekromantin und dann das. Erscheine sie für euch immer noch so wehrlos?", fragte sie Allard in einem eher neutralen Tonfall. Ihre Schwester beobachtete sie aus den Augenwinkeln, Ysandra hatte nicht genug Schlaf bekommen... die nächsten Stunden würde sie ganz besonders nervtötend sein. Immerhin hatten sie genug Essen dabei um sie unterwegs beschäftigt zu halten...

"Wehrlos ist der, der nicht in der Lage ist, sich seiner Haut zu erwehren", erwiderte Allard mit belegter Stimme. Er war in Gedanken gerade an anderer Stelle gewesen. Bei Kromug, den die Erde mitsamt dem Bauerhaus verschlungen hatte. "Es liegt mir fern, die Macht von Zauberwirkern anzuzweifeln. Aber diese Macht macht sie noch nicht zu Kämpfern. Können die beiden das auch, wenn sie von allen Seiten bedrängt werden? Und besitzen sie die Nerven, im Ernstfall nicht den Kopf zu verlieren?"
Er ließ die Fragen im Raum stehen und kletterte – Ysandra ebenso stehen lassend – auf den Ochsenkarren, nahm die Zügel in die Hand. "Nun, es ist schon fast morgen", richtete er das Wort an die versammelte Gruppe, "Sehen wir zu, dass wir hier fort kommen, ehe die übrigen Bauern ihren Mut finden und meinen, uns ausfragen zu müssen."

Magier waren beängstigend. Die Bestie der Nekromantin hatte Seshkin nicht mitbekommen, dafür war dieses Werk umso beeindruckender. Könnte diese Frau auch eine ganze Stadt auf diese Art und Weise vernichten? Davon ab war wahrscheinlich jeder Zauberwirker wehrhafter, als der Barde selbst. Und das wusste er.
Mit noch immer mulmigen Gefühl im Bauch trat Seshkin an den Ochsenkarren herran. Wenn er schon nicht kämpfen konnte, so wollte er wenigstens helfen, dafür zu sorgen, dass der Karren dort lang fuhr, wo er sollte.

"Egal ob Magier, Bogenschütze oder Nahkämpfer... jeden kann es unvorbereitet und auf dem falschen Fuss erwischen... selbst ein mächtiger Drache kann so schnell zum Opfer werden, also sollten wir uns alle mit vorwürfen und Urteilen zurückhalten und uns an die eigenen Nase fassen." Einen weiteren Seitenhieb Richtung Allard verkniff sich Ron.
Der junge Berserker sah nicht gerade fit aus, besonders die Augenringe verrieten ihn. Doch er meckerte nicht und riss sich zusammen, als die Truppe sich langsam in Bewegung setzte. Kurz darauf reichte Ron Allard das, in Felle eingewickelte, Drachenschwert. "Vielleicht ist es besser, wenn Ihr Dies verwahrt, bis wir es Zerstören oder in Sicherheit bringen können. Diese Verdorbenheit wird Euch wohl am wenigsten etwas anhaben können Inquisitor." Ron sprach es zwar nicht direkt aus, doch seine Wortwahl lies darauf schliessen das er befürchtete von der Aura der Waffe beeinflusst zu werden, ebenso wie die anderen Mitglieder der Gruppe.
"Seshkin?" Ron wandte sich danach an den Barden. "Sagt mir, während des Kampfes, da vernahm ich eine eindringliche Melodie. Dieses Lied kam nicht zufällig von Euch, oder?"

"Nun. Er hat recht", merkte Idya mit einem Kopfnicken in Richtung von Allard an und zuckte mit den Schultern. Mit beiden Armen vollführte die junge Frau eine Geste vom Boden in Richtung Himmel. Mit leisem Rumpeln erhob sich eine Felsplatte aus dem Boden direkt unter ihren Füßen. Als Resultat konnte sie mit dem Rest der Gruppe mithalten ohne dafür einen Schritt tun zu müssen. Und so lange die Platte sich so langsam bewegte, brauchte das nicht einmal viel Aufmerksamkeit. Allerdings...war sie noch nicht lange frei. Und irgendwie hatte sie dann doch Lust mal wieder den Wind in den Haaren spüren zu können. Apropos Haare, die mussten mal wieder gewaschen werden. Mit der Hygiene hatten es die Kultisten nicht so wirklich doll gehabt.
Die Steinplatte jagte davon. Eine Spur wirbelnden Staubs zeugte von ihrem Pfad. Mit einem Freudenschrei legte sich Idya in die Kurve. Die langen Ärmel ihres Gewandes wirbelten hinter ihr her. Mit einem weiterem Juchzer sprang die Steinplatte über die Gruppe hinweg wie Fisch und kam auf der anderen Seite krachend auf.

Etwas überrascht wandte sich Seshkin dem Krieger zu, bevor er lächelte.
"Doch, es war ein Lied von mir. Ich hatte gehofft, euch alle dadurch nach meiner Art unterstützen zu können. Ich bin kein Kämpfer, nie gewesen. Die Musik ist mein Leben und..." Er zögerte, bevor er den Blick auf den Weg vor ihnen richtete. "Man sagte mir, meine Stimme wäre etwas besonderes. Dass sie Gefühle in Personen wecken können, wenn ich es nur will. Und angeblich nicht nur das... Jemand meinte, dass wenn ich es wirklich wollte, ich Andere auch zum Beispiel stärker machen könnte", schloss er die Erklärung, ohne Ron noch einmal anzusehen. Wie würden seine Reisebegleiter wohl auf diese Ausführung reagieren...?

"Magie", schaltete sich Allard vom Bock des Karrens herab ein, "Nicht diese Art von Magie." Er wandte die Augen von Seshkin ab um in Idyas Richtung zu nicken, die ihre Kräfte verschwenderisch und waghalsig zur Schau stellte. Unter anderen Umständen hätte Allard die junge Frau dafür getadelt. Was sie da tat war alles andere als weise. Oder auch nur vernünftig. Doch im Moment hatte er nicht die Kraft, sich auf einen Disput einzulassen. Also fuhr er an den Sänger gewandt fort: "Eine Begabung kann sich in vielem manifestieren. Manche beschwören unbeabsichtigt Feuerbälle. Oder Dämonen. Bei anderen bricht die Magie weniger auffällig hervor. Vielleicht ist es das, was bei dir passiert. Vielleicht ist es eine magische Begabung, die jedes mal an den Tag tritt, wenn du singst. Du solltest einen erfahrenen Magier aufsuchen und heraus finden, ob er eine solche Begabung in dir spürt."

"Hey, die Kleine ist doch toll... Man stelle sich mal vor wenn sie einen Drachen ebenso begräbt wie die Häuser. Außerdem... Shisu scheint auch schon ihre Freundschaft zu suchen.", meinte Ysandra von der Seite her, die stumme Nekromantin hatte dabei bereits Idyas rechten Arm mit ihren Händen ergriffen und sich lächelnd an sie geklammert.
Mit dem Packtier und dem Karren kamen sie wesentlich langsamer voran als vorher, das bemerkte man deutlich. "Schwesterherz? Runde Fangen?", fragte Ysandra, ihre Schwester lachte nur kurz leise auf, bevor sie ein paar der geschliffenen Pfeile aus ihrem Köcher nahm. Die einzigen Pfeile deren Spitzen man durch ein einfaches Gewinde mit zwei Umdrehungen entfernen konnte, das sollte auch so sein. Wenn man versuchte die mit Widerhaken besetzten Spitzen einfach heraus zu ziehen, sollten sie sich leicht vom Schaft lösen und im Fleisch stecken bleiben. Ysandra ergriff ihren Schild und lief dann mit einem Grinsen los, ein Stück in den Wald damit sie die Bäume ausnutzen konnte aber immer noch einen Blick auf die Gruppe werfen konnte. Sie wollten sich ja nicht verlieren.
Kurz darauf war Nuala ihr bereits gefolgt, die Spitzen hatte sie in einer Seitentasche verstaut. Sie musste näher heran, die Pfeile begannen ohne das Metall natürlich schneller zu trudeln. Sie legte einen der nun eher ungefährlichen Pfeile auf und spannte ihren Bogen in der Bewegung vor, kurz darauf nahm sie eine Bewegung wahr.
Nur kurz und wohl kaum merklich kniff sie kurz die Augen zusammen, bevor sie das gefiederte Ende los ließ. Genau im richtigen Moment, aber ihre Schwester hatte früh genug ihren Schild angehoben und den Pfeil geschickt aus der Bewegung heraus abgleiten lassen. Aber Nuala hatte dabei ein Lachen aufgelegt, spannte den nächsten Pfeil... ihr Zwilling wich dem Nächsten einfach aus, zwischendurch war sie damit beschäftigt die verschossenen Pfeile von Nuala einzusammeln um ihr jene später zurückgeben zu können.
Es war eine Übung für beide Elfen, welche sie nun wohl schon zum unzähligsten male wiederholten aber immer noch ihre Freude daran hatten.

"Vielleicht sollte ich das", meinte Seshkin nachdenklich, während er den Elfen hinterher sah, die spielend im Wald verschwanden. "Aber diese Effekte sind nur glückliches Beiwerk. Meine Leidenschaft gehört dem Singen. Ich will reisen und weitere Lieder kennen lernen, nicht in irgendeinem staubigen Zimmer hocken und lernen die Magie zu verstehen." Er schüttelte den Kopf. "Ich kenne genug Lieder über Magier, die schließlich den falschen Weg eingeschlagen haben, um mit ihrer Zauberei Geld und Macht zu erlangen. Nein Danke. Ich bevorzuge es, mein Geld auf ehrliche Weise zu verdienen."
Nach diesen Worten verstummte er schlagartig. Die Erinnerung an die letzten Wochen kroch in ihm hoch. Nein, sagte er sich. Er war dazu gezwungen worden. Und er hatte ja auch fast nichts von der Beute erhalten. Gerade genug, dass er überleben konnte...

Der Sänger verstummte, seine Aufmerksamkeit driftete ab und Allard beließ es dabei. Es lag ihm fern, den Mann zu irgendetwas zu drängen. Ein Begabter, der seine Kräfte nicht zu nutzen wusste, war stets ein Risiko, aber ebenso war das ein ausgebildeter Magier. Allard hätte nicht sagen können, dass er viel für die Zauberwirker über hatte. Und nun reiste er in der Gesellschaft gleich zweier von ihnen. Zweier Zauberwirker und eines Barden, der ein zumindest latentes Talent besaß. Zweieinhalb Zauberern also. Halt, nein! Mehr noch. Auch Ron besaß Fähigkeiten, das hatte er unter Beweis gestellt. Fähigkeiten, die vielleicht noch besorgniserregender waren, als das, was Seshkin beherrschte. Mit einem mal kamen Allard wieder Dinge in den Sinn, die er am Vorabend gesehen hatte. Gesehen und aufgrund seiner eigenen Lage verdrängt hatte. Aber im Grunde nie hätte verdrängen dürfen.
"Ron!", rief er den Drachenjäger zu sich heran, "Lasst mich bitte euren Arm sehen."

Ron hörte Seshkin zu und war überrascht das der Barde selbst von sich behauptete seine Kräfte nicht direkt kontrollieren zu können und sie nur während seines Gesangs zutage traten. Wobei Ron dem Barden keinen Vorwurf machte, er selbst war ja kein deut besser. Dennoch klopfte er Seshkin auf die Schulter, nachdem dieser mit seinem Bericht geendet hatte. "Nun, wie dem auch sei, dein Lied hat mich aus der Illusion des Drachenpriesters gerissen, denke ich schulde dir was."
Danach beobachtete Ron ein Weilchen wie die Elfenzwillinge im Wald Fangen spielten und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Wenigstens hatten die Damen aus der Gruppe ihren Spass. Wobei er sich fragte, warum die beiden Schwestern sich überhaupt als Söldner verdingten. Doch Allard riss Ron aus seinen Gedanken und wollte nun plötzlich seinen Arm sehen. Ron wunderte sich ein wenig, gestern, als der Drachenpriester Ron's Geheimnis enthüllt hatte, hatte es niemanden aus der Gruppe interessiert und nun plötzlich doch.
Doch Ron behielt einen entsprechenden Kommentar für sich und entledigte sich seines, schlecht zusammengenähten, felligen Armschutzes. Kurz bewegte er seine Klauen, ballte sie zu einer Faust und öffnete sie wieder. Es war immer noch merkwürdig nicht mehr fünf Finger, sondern nur noch drei Klauen zu besitzen und der ganze Arm fühlte sich für Ron fremd an. Er musste sich erst daran gewöhnen. Ron blickte zu Allard. "Was hofft ihr erkennen zu können?"

Das war wohl der Letzte... Nuala spannte ihren Bogen an bevor sie den Pfeil auf Reisen schickte. Die Spitze fehlte zwar, dies war mit einberechnet, trotzdem kam der Pfeil schneller ins Trudeln als erwartet. So prallte das Geschoss an der Rinde eines Baumes in der Nähe ab, im nächsten Moment hatte ihre Schwester auch schon die Chance ergriffen und war wie ein Blitz bei ihr angelangt... Im Nahbereich brauchte sie sich gar nicht erst mit Ysandra anlegen, so ganz wehrlos war sie aber auch nicht.
Ihr Zwilling wollte sie packen, noch in der Bewegung holte Nuala aber mit der Unterseite ihres Bogens von Unten heraus fischend aus, bekam Ysandras rechten Fuß zu packen und zog dann kräftig in einem Ruck an. Ein kurzer Aufschrei erfolgte, dann landete die Elfe mit dem Hintern voraus auch bereits auf dem weichen Waldboden... gerade als sie sich aufrichten wollte, da kam sie bereits nicht mehr hoch und schon hörte man lautes Gelächter in dem Wald. "Nein! Das kitzelt! Hör auf! Das ist nicht fair...!", gab Ysandra von sich, unterbrochen von lachen als sie sich hin und her wand um irgendwie Nualas Fingern zu entkommen. Ysandras größte Schwachstelle... ihre ultimative Verwundbarkeit... Irgendwann verebbte das Lachen, auch Nuala hielt in der Bewegung inne. Ein ernsterer Blick ihres Zwillings traf sie. "Du Nunu...?" , dabei hob Nuala leicht ihre Brauen. So war sie von ihr genannt worden als sie noch Kinder waren, kleine Mädchen die außer Unsinn nicht viel im Kopf hatten.
"Es... tut mir leid...", sprach Ysandra leise und schaute etwas zur Seite. "Wofür...?", fragte Nuala ahnungslos.
"Naja... Ich habe es irgendwie immer als selbstverständlich betrachtet. Meine große Schwester war immer da, hat auf mich aufgepasst und immer den Kopf hingehalten wenn ich einmal etwas zu sehr... übertrieben habe. Ab und an streiten wir auch... und irgendwie bin ich immer der Auslöser. Ich bin nicht gerade immer eine gute, kleine Schwester und... das tut mir leid.", sprach Ysandra und wurde zum Schluss hin immer noch leiser, die Röte um ihre Wangen untermalte das Gesprochene irgendwie.
Das waren Seiten an ihrem Zwilling die nur sehr, sehr selten zum Vorschein kamen... und immer wieder überraschte es Nuala. Wie sie es anerkannte, dass sie die Jüngere der Beiden war... dabei trennte sie doch nur sehr wenig Zeit voneinander. War es wegen dieser Situation? Als Kinder hatten sie sich schon gegenseitig verfolgt und liebevoll gerauft. Waren es ihre Erinnerungen? Nuala, lächelte nur kurz, packte ihre Schwester bei der Hand und stand dann auf, die andere mit sich ziehend... Gleich darauf nahm sie Ysandra in den Arm. Sie musste nichts sagen, sie waren Zwillinge, gewisse Dinge konnten mehr aussagen als alle nur erdenklichen Worte. Sie liebte ihre Schwester, sie war ihre Familie...

Nachdem sie zusammen die restlichen Pfeile noch eingesammelt hatten, bewegten sie sich langsam zurück zu der Gruppe auf dem Weg. "Hey Roni... trägst du das Ding echt freiwillig? Furchtbar, da kann man sich ja nicht mal mehr selbst befummeln. Also wenn du willst, dann kann ich es abschlagen... Stumpf ist ja bekanntlich Trumpf!", meinte Ysandra grinsend... und da war sie wieder, gewohnt und bereits bekannt.

Der Anblick war grotesk. Fremdartig. Und falsch. Zweifellos falsch. Ein Fluch, der da auf Ron lag. Die Frage war nur: war es auch gefährlich? Etwas in dieser Art war Allard noch nie untergekommen. Aber die Erinnerung an den Hohepriester – halb Mensch, halb Drache – war noch zu präsent in seinem Kopf. Was, wenn das hier erst der Anfang war? Und würde es bei Rons Körper aufhören? Oder würde er wahrlich einer von ihnen werden?
"Es wird dich nicht freuen zu hören, aber ich stimme Ysandra zu", wandte er sich an Ron, "Es wäre wohl besser, dieses Ding zu amputieren. Es ist nicht so, dass du viel von einer solchen Hand hättest, nicht wahr? Und das, was dieser Drachenmann damit gemacht hat, macht mir Sorgen. Das scheint mir irgendeine Art von finsterer Magie zu sein, älter, als unsere Magie. Und unverstanden. Vielleicht wirkt sie noch immer in dir. Vielleicht wird sie dich weiter verwandeln. Wir sollten nichts riskieren. Wir sollten es vernichten, solange es nur in deinem Arm steckt."

Ron blickte zu Ysandra und konnte ein leichtes Grinsen nicht verbergen. Der Humor der Elfe war direkt und derbe, so richtig untypisch für Elfen, was das ganze noch besser wirken lies. Dennoch mochte Ron diese direkte Art, auch wenn er nun grade selber ziel von Ysandras Humor war. "Freiwillig würde ich das nicht unbedingt nennen, aber erklär mir doch mal, wie mir eine Amputation bei meinem Fummelproblem helfen würde?"
Ron versuchte die Anspielung mit Humor zu nehmen, doch so ganz wollte ihm das nicht gelingen. Den Allard unterstützte den Vorschlag und der Inquisitor meinte das ganz sicher nicht scherzhaft. "Ich weis nicht, was für eine finstere Magie dahinter steck oder ob es ein Fluch ist, doch mir den Arm abzuschlagen wird es nicht aufhalten, damit macht ihr mich bloss zum Krüppel, mehr nicht. Seit meiner Kindheit trage ich dieses... etwas... mit mir herum, vielleicht sogar schon länger. Was immer es ist, der Arm ist nur das, was man mit dem Auge sehen kann. Der Drachenpriester hat mit seinem Illusionszauber auch ein paar alte Erinnerungen geweckt, die mir das nochmals bestätigt haben."

Nuala schaute erst zu Ron, dann kurz aus den Augenwinkeln zu ihrer Schwester... an jener Stelle, da wusste sie bereits wie unaufhaltsam es war. Eine der obersten Regeln was ihre Schwester betraf... man sollte ihr falls möglich immer irgendwie das letzte Wort lassen... und egal was man tut, auf keinen Fall und egal in welcher Hinsicht sollte man niemals auf eine ihrer anzüglichen Bemerkungen auch noch irgendwie eingehen!
Ysandra sah sich die Klaue etwas genauer an, bevor sie sich dann wieder ganz aufrichtete, ihre Rechte zur Faust formte und in langsam Luftschwüngen ein paar Hiebe auf Rons Arm machte, aber natürlich vorher abbremste... als wolle sie die Bewegung schon einmal üben. "Also falls du es dir anders überlegst und es doch weg soll, ich helfe doch gerne...", meinte die Elfe und drehte sich dann weg um den Weg vor ihnen weiter zu verfolgen. Nuala stieß kaum hörbar aber gewisse Erleichterung ausdrückend die Luft durch ihre Nase aus.
"Und was danach das Fummelproblem betrifft... also wenn du lieb darum bittest... wie gesagt, ich helfe doch gerne.", sprach Ysandra kühl und schaute dabei über die Schulter zurück, ein leichtes Grinsen zierte dabei ihre Lippen, bevor sie ganz unbehelligt den Weg weiter ging gefolgt von ihrer Schwester... welche sich ihre Rechte auf die Stirn gelegt hatte. Wunderbar... ganz wunderbar...

"Auf jeden Fall kann ich die Struktur des Zaubers nicht erkennen", merkte Idya an, während die Steinplatte sich leise rumpelnd unter ihr und Shisu bewegte um mit dem Rest der Gruppe mitzuhalten. Die Magie war definitiv keine wie sie sie kannte. Aber das musste nichts heißen. Ihr Orden nutzte Magie auf eine andere Art und Weise als die Magier dieses Landes. Während die Wirkung die selbe war und die Zauber gleich viel Anstrengung erforderten, veränderte sich doch die Struktur des Zaubers.
"Um festzustellen, ob es wirklich der Zauber eines Drachen ist, müsste ich die Zauber von Drachen beobachten können. Tut mir leid. Das war nicht besonders hilfreich. So hässlich dieser Arm ist, wenn es nichts bringt ihn zu amputieren, dann sollten wir es vielleicht lassen? Falls ihr es doch tun wollt, ich kann helfen. Ein paar Mal habe ich sowas schon gemacht."

Ron zuckte mit den Schultern. "Na ja, wenigstens einen guten Grund es vielleicht doch zu tun." Ron versuchte zu lächeln, doch es wirkte eher matt und gezwungen. Ihm war durchaus klar, das Ysandra immer noch scherzte, und seufzte leise.
Klar wünschte Ron sich in diesem Moment, das die Elfe nicht scherzte, doch er war sich sicher, das Ysandra in Wirklichkeit nicht einmal daran denken würde. Wieso sollte sie auch, schliesslich könnte sie locker jeden Mann um den Finger wickeln, wenn sie es wollte. Also musste sie sich auch nicht mit ihm abgeben, egal ob er nun ein Krüppel oder Monster war. Und trotzdem Liesen Ron die Anspielungen nicht kalt. Vielleicht wäre es besser gewesen sich weitere Kommentare zu verkneifen, doch einmal gesprochene Worte Liesen sich schlecht zurücknehmen.
Ron schob seine Überlegungen, mit mühe, zur Seite und wandte sich an Idya. "Vielleicht ist es auch keine Drachenmagie, sondern ein Zauber von ihren Anbetern... oder eine Kombination von beidem, dass würde die Sache wohl noch komplizierter machen. Ich danke Euch, dass ihr mir helfen wollt, aber ich glaube dass ist den Aufwand nicht wert. Ich bin Drachenjäger geworden, damit ich möglichst viele von diesen Biestern zur Hölle schicken kann, bevor ich selber da lande, macht Euch also keine mühe."

"Niemand sollte sich selbst so bereitwillig der Verdammnis überantworten", warf Allard ein, nicht vorwurfsvoll, nicht belehrend, sondern beinahe väterlich, wie ein Priester, "Du solltest Heilung suchen. Es muss etwas geben, das diesen Fluch brechen kann." Aber was? Wonach zu suchen sollte er Ron schicken? Göttliche Hilfe? Heilung durch Buße, durch das Gebet? Ha! So sehr er ein Mann der Kirche war, glaubte Allard doch nicht daran, dass der Gott eingreifen würde um Ron von dieser Verunstaltung zu befreien. Das war es nicht, was Beren tat. Allard hatte zu viele Männer gesehen, die die Hilfe des Gottes benötigt, die sie verdient gehabt hätten. Nur diese Hilfe selbst hatte er nie gesehen. Er glaubte nicht mehr daran, dass es etwas brachte, auch nur zu hoffen. Warum also sollte er Ron nun in einen Tempel schicken?
"Vielleicht solltest du zum Schwarzen Turm reisen", schlug er stattdessen vor. Die Worte schmeckten bitter, gallig auf seiner Zunge. Allard mochte keine Magier. Gerade aus Gründen wie dem, der sich so offenkundig von Rons Schulter abwärts manifestierte. "Wenn es jemanden gibt, der von so etwas wissen kann – und wissen kann, was man dagegen tun kann – dann sind es die Erzmagier dort. Oder du lässt es Ysandra mit der Klinge versuchen. Mehr als ein einzelner sauberer Schnitt ist nicht nötig. Und verkrüppelt bist du mit diesem Arm ohnehin schon. Das Ding bringt dir nicht mehr Nutzen, als es ein Stumpf täte."

Schweigsam hatte der Barde den Anderen zuhört, was sie über den Arm des Kriegers sagten. Seltsam. Er selbst hatte noch nie von etwas vergleichbarem gehört. Und erkannte, als reisender Sänger, doch ziemlich viele Geschichten und Lieder. Immerhin war das sein Job. Möglich war es natürlich trotzdem, dass es Magier gab, die Aufzeichnungen zu soetwas besaßen, die solche Dinge einfach geheim gehalten hatten. Auch wenn es schwierig war, Geheimnisse vor Barden zu beschützen. Da Seshkin jedoch nichts produktives zu der Unterhaltung beitragen konnte, schwieg er lieber.

Ron schien von Allards Idee, die Magier des schwarzen Turms um Hilfe zu ersuchen, alles andere als begeistert. Allerdings konnte seine schlechte Laune auch daher rühren, dass anscheinend jeder es für eine gute Idee hielt, ihm den Arm abzuschlagen. "Dieses Ding ist immer noch mein Arm und bisher hat es beim Töten von Drachen gute dienste geleistet. Solange ich damit noch eine Waffe führen kann oder es mir anderweitig nützlich ist, werde ich ihn sicherlich nur wegen der äusserlichen Erscheinung amputieren.
Und die Magier des schwarzen Turms halte ich auch für keine Gute Idee. Ich hab schon mit einigen Magiern gesprochen und bei einigen sah man es an ihren Blicken an, das sie mich am liebsten aufgeschnitten und untersucht hätten und das waren noch die auf Reisen, welche noch Kontakt und Umgang mit dem normalen Volk pflegen. Ich will gar nicht wissen, wie die Erzmagier sind, welche oben auf dem Turm leben, abgekapselt von der normalen Welt. Die würden mich eher aufschneiden oder in einen Käfig stecken um mich als Testobjekt benutzen, anstatt mir zu Helfen.. Nein danke darauf verzichte ich gerne."
Ron war schon am Morgen nicht bester Laune gewesen, doch die Ganze Diskussion hatte das Ganze nicht wirklich besser gemacht. Nicht einmal der Anblick der beiden knackigen Elfenhintern vermochte seine Laune zu bessern. Ron war sich nicht ganz sicher, wie dogmatisch Allard war. Zwar war er ein Inquisitor, hatte aber bisher den Eindruck gemacht eher nach gesundem Menschenverstand, anstatt stur nach Kirchengeboten zu handeln. Dennoch wollte Ron im Moment nicht ausschliessen, dass der Inquisitor doch noch einen Versuch machen würde um seinen Arm doch noch zu amputieren.

Allard zuckte ungerührt mit den Schultern, während er den Ochsen mit sanftem, aber bestimmtem Zug an den Zügeln weiter auf der Straße hielt. "Stünde es in meiner Macht, ich würde dir den Arm auch gegen deinen Willen abschlagen lassen", erklärte er, "Allein um deinetwillen. Es wäre besser für dich. Du wirst dir nicht viele Freunde mit dieser Missbildung machen, jedenfalls nicht unter anständigen Menschen. Und es wird genügend geben, die aus Furcht davor feindselig sein werden. Aber nachdem ich kein Recht habe, einen ansonsten guten Mann, wie mir scheint, anzufassen, werde ich deinen Willen akzeptieren müssen." Er schnalzte mit den Zügeln, trieb den Ochsen zu einer rascheren Gangart an. Doch bevor er an Ron vorbei zog fügte er hinzu: "Aber sollte diese Verderbnis dazu führen, dass du den Pfad der Rechtschaffenheit verlässt und einer von ihnen wirst, dann werde ich dich ohne zu zögern töten."