[MSG] Die hohe Kammer

Kitsera hatte geahnt, das diese Aufgabe an ihr hängen bleiben würde. Doch sie wartete ab, bis auch Caligo zugestimmt hatte, gemeinsam zu gehen. Das Schweigen Lotis' nahm sie einfach ebenfalls als eine Zustimmung. Wäre er nicht einverstanden, so hätte er sicher etwas gesagt.
"Gut. Ich werde mit ihnen reden."
Sie warf einen Blick auf das Bild der drei Auserwählten auf dem Stein. Dann berührte sie das Bild der Chatagara, bevor sie einen Zauber zu ihr sandte. Dann sah sie ihre Freunde an.
"Der Zeitpunkt ist günstig. Wir sollten uns zu den Madrai gesellen."
Mit diesen Worten erklang das den Anderen wohlbekannte Geräusch, mit dem Kitsera zu erscheinen und zu verschwinden pflegte: Ein Tropfen, der in einen Teich in einer wiederhallenden Höhle fiel. Und mit diesem Geräusch war sie verschwunden.

Eine Sekunde, nachdem er aus dem Gasthaus verschwunden war, erschien Kurama in der hohen Kammer und berührte mit einem seiner Schwänze den Stein in der Mitte des Raums. Augenblicke später erschien über dem Stein das Bild des Schlafraums der beiden Madrais aus Ras' Sicht. Einen Gedanken später verschwamm das Bild und zeigte den Tag im Rückwärtslauf. Schnell hatte er den Sarvelger gefunden, von dem die Rede war und prägte sich dessen Gesicht ein. Anschließend durchsuchte er die nähere Umgebung nach ihm, bis er ihn in einer der vielen Kneipen gefunden hatte. Kurz wartete er, bis der Elf seinen Tisch verließ, um auszutreten, bevor er ihn in eine Starre versetzte und sich bei den Anderen meldete.

Kaum hatte sie die Welt verlassen, da erschien Kitsera wieder in der hohen Kammer. Tief atmete sie durch. Jedes Mal, wenn sie die Welt betrat, fürchtete sie um ihr Leben. Dieses Mal war keine Ausnahe. Im Gegenteil, Ras Verachtung war Grund genug, sich um das eigene Leben zu fürchten. Es hätte Kitsera wohl nicht überrascht, wenn Ras sie angegriffen hätte, blind vor Wut, Hass und Verachtung. Doch sie hatte es überstanden. Und sie hatte das Gefühl, das die drei, die sie ausgesucht hatte, ihre Aufgabe erfüllen würden. Und vielleicht würde Ras seinen Hass irgendwann besiegen und verstehen, warum sie nicht so eingreifen konnten, wie die Sterblichen es wünschten.

Kurz nach Kitsera erschien auch Lotis in der hohen Kammer. Abgesehen von den zurückgezogenen Lefzen war ihm sein mühsam unterdrückter Ärger nicht anzumerken. Er warf Kitsera einen langen Blick zu, setzte sich auf seinen Platz und begann die Befiederung seiner Pfeile zu erneuern.

Kurama unterbrach seinen Zauber, mit dem er seine Illusion aufrecht erhalten hatte und sah Kitsera einige Augenblicke lang an. "Zähflüssiger als gedacht, oder?" murmelte er, während er sich auf seinen Platz setzte und auf die Ankunft von Caligo wartete.

Kitsera nickte Kurama zu.
"Ja... Ich hätte nicht gedacht..." Sie schüttelte den Kopf. "Ich hätte nicht gedacht, das die Sterblichen derart wenig Respekt vor uns haben... Das sie uns nicht einmal zutrauen, die Erfahrung zu haben, zu wissen, was wir tun. Respekt und Vertrauen... Das Einzige, was ich von ihnen erwarte, das fehlt ihnen. Sie scheinen zu denken, wir wären Selbstsüchtig. Vielleicht denken sie, wir machen das Ganze nur zu unserem Vergnügen..."
Sie starrte auf den Stein vor ihr. Die ganze Sache hatte ihr mehr zugesetzt, als sie gedacht hatte. Hätten die Sterblichen mehr Respekt, mehr Vertrauen in ihre Götter gezeigt, so hätte Kitsera sich nicht so gesorgt... Sie hatte praktisch jeden Moment mit einem Angriff gerechnet. Sie seufzte.
"Vielleicht hätten wir doch mehr in das Geschehen der Welt eingreifen sollen, als wir es getan haben..."

Caligo verhielt sich auch fürs erste Ruhig nach dem er wieder in der Kammer auf getaucht war. Unten auf der Ebene der Sterblichen hatte er sich zurück gehalten und kein Wort an diese Gerichtet. Er hatte längst gewusst das die Sterblichen so entwickelten wie die anderen es nun gesehen hatten. Hätte er zu den Sterblichen sprechen sollen? Er galt als der Gott der Toten und von daher es wäre es wohl nicht besonders gut gewesen wenn er zu den jungen Sterblichen gesprochen hätte, andererseits hätte er zu ihnen gesprochen und sie hätten ihm widersprochen und ihm verärgert, hätte Caligo die Sterblichen einfach getötet.
Er schüttelte kurz den Kopf, bevor er zu Kitsera sah. Er musste sich, dank seines Aussehens, nicht bemühen seine Emotionen zu verstecken, da man diese im normal Fall sowie so nicht erkannte. „Das haben wir. Auch wenn für uns kaum Zeit vergangen ist, haben die Sterblichen unsere Anwesenheit seit Generationen nicht mehr gesehen. Um so mehr sollten wir dafür sorgen das ein blutiges Zeichen gesetzt wird gegen die die uns nicht verehren. Besonders diese Parasiten müssen leiden, lasst mir nur freie Hand beim Tor und ich garantiere dafür das es ein Blutiges Zeichen wird“, kam es von Caligo, während sein Blick vor allem auf Kitsera lag. Vielleicht konnte er doch noch seinen Willen durch setzen, jetzt nach dem sie selbst gesehen hatte wie es um die Sterblichen stand. „Wenn du weiterhin mein Angebot ablehnst, wäre froh wenn du uns deinen weiteren Plan erklärst? Bis jetzt weiß zumindest ich nur das wir irgendwann das Tor verschließen werden?“

Kurama nickte leicht. Er hatte sich zwar denken können, dass die Sterblichen etwas misstrauisch sein würden, aber das ganze Ausmaß hatte auch ihn überrascht. "Vermutlich hast du recht..." meinte er an Kitsera gewandt. "Vielleicht können wir diesen Fehler etwas beheben, indem wir auch von hier aus die Rebellion mehr unterstützen, als wir eigentlich vorgehabt haben." Anschließend wandte er sich an Caligo. "Beim Tor sollten wir alle zusammen das Zeichen setzen. Aber auch ich würde gerne wissen, was du noch geplant hast, Kitsera."

Lotis nickte leicht.
"Die beiden haben recht: Es ist an der Zeit, dass du uns in deine Pläne einweihst."
Er blickte zu Kurama und fragte ihn: "Meinst du nicht, dass wir damit das gefährden, was wir ursprünglich vorhatten? Das die Völker sich aus eigener Kraft befreien, während wir uns bedeckt halten? Abgesehen vom Tor natürlich.
Was mich zu einer weiteren Frage bringt."
Er wandte sich an Caligo.
"Was hast du denn vor?"

Kitsera atmete tief durch.
"Nun, mein Plan sah so aus, das wir den Sterblichen lediglich Rat geben. Die Völker müssen sich selber sammeln und dürfen nicht erfahren, das wir das ganze eingeleitet haben. Damit sie stärker werden. Wenn sie stark genug sind, sollten sie ein Zeichen erhalten - die Schließung des Tores - das wir zu ihrem Plan stehen und die Zeit zum Angriff gekommen ist. Wir werden den Anführern Tipps geben, wie sie ihre Streitkräfte führen sollten, aber außer den drei Auserwählten sollte niemand von unserer Einmischung erfahren."
Sie hielt kurz inne.
"Was die Schließung des Tores betrifft... Töten wir die Sarvelger dort, dann werden sich die Völker darauf verlassen, das wir ihnen auch weiterhin Arbeit abnehmen. Nein, wir dürfen lediglich dort erscheinen - als Illusionen natürlich nur, sonst haben wir nicht genug Kraft - und unsere Worte an die Sarvelger richten, nachdem wir das Tor geschlossen haben."
Sie berührte den Stein sanft, wie sie es schon zuvor getan hatte, um Bilder auf ihm erscheinen zu lassen - und runzelte die Stirn als nichts Geschah. "Was...?" Verwirrt sah sie die Grau gebliebene Steinfläche an. "Wieso... gehorcht er mir nicht?" Wieder berührte sie den Stein. Abermals geschah nichts. Erst das dritte mal erschuf ein Bild: Das Tor der Zwischenwelt aus einiger Entfernung.
"Merkwürdig...", murmelte sie.

Caligo starrte Kitsera weiter an und schüttelte leicht den Kopf, bevor er zu Lotis sah. Hätte Caligo gekonnt hätte er begonnen finster zu lächeln, bevor er auf die Frage des anderen Hohen Herren antwortete. „Ich habe da etwas...“, begann er, bevor er seine Hand öffnete und so tat als würde er Lotis etwas zeigen, kurz darauf er schien die Illusion eines kleines Wesen, welches anscheinen von einen Lichtkokon umgeben war, so das man seine wahre Form nicht erkannte, „Diese kleinen Wesen würde ich auf die Parasiten los lassen. Sie würden unsere Feinde mit Illusionen plagen, bis sie sich gegenseitig töten und die Überlebenden werden den Schrecken zu ihren Freunden tragen. Für diese, nenne wir sie Geister, ist der einzige Lebenszweck unseren Willen auf der Sterblichen Ebene zu vertreten.“ Calig wusste zwar das Kitsera es niemals zu lassen würde, aber wenigsten fragte Lotis nach, was der andere Hohe Herr geplant hatte. Auch zeigte Caligo so das er einen Plan hatte. „Sie wären ein Zeichen für die Sterblichen das wir immer noch da sind und ihre Handlungen beobachten. Der Eingriff unserer Seite wäre minimal, denn die Geister würden nur bei dem Tor bleiben und die Stelle bewachen, bis wir etwas anderes sagen.“

Lotis lehnte sich zurück und betrachtete das Wesen nachdenklich.
Nachdem etwas Zeit verstrichen war, begann er zu sprechen.

"Nun, dass würde sie sicherlich an uns erinnern. Aber ist es das was wir wollen, dass sie von uns im Gedächtnis behalten? Eine Lebensform, deren einzige Aufgabe es ist zu vernichten indem es die Leute ihres Verstandes beraubt? Es gibt viele andere Möglichkeiten die sie an uns erinnern und die weniger Schrecken bergen."

Er strich sich nachdenklich durch das Kinnfell. Vielleicht war es wirklich die beste Möglichkeit, aber ganz gewiss nicht seine Bevorzugte. Aber einen besseren Vorschlag hatte er auch nicht parat, nun es würde sicherlich noch Zeit zum überlegen, diskutieren und entscheiden geben. Was Kitseras Plan betraf: Sie hatte natürlich Recht, aber vielleicht gab es doch eine Möglichkeit...Er runzelte die Stirn, grinste dann kurz und blickte Kitsera verschlagen an.
"Und wenn wir die Zerstörung des Tores etwas...sagen wir...übertreiben und dadurch "aus Versehen" den Großteil der dort stationierten Sarvelger über die Klinge springen lassen? Ein klitzekleiner Fehler, weil wir nicht mit so einer Reaktion des Torzaubers gerechnet haben?"

Mit diesen Worten lehnte er sich wieder zurück und blickte abwartend in die Runde.

Kitsera schauderte, als Caligo die Art erklärte, auf die seine Wesen wirkten. Ihr behagte das ganz und gar nicht. Doch sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Nachdenklich lauschte sie Lotis. Sein Plan gefiel ihr wesentlich besser. Und doch...
"Das mag ja alles ganz hilfreich sein, uns wieder in das Gedächtnis der Sterblichen zu bringen", lautete ihre Reaktion schließlich, "aber habt ihr schon einmal daran gedacht, das um das Tor herum die meisten Sarvelger leben? Töten wir sie dort, dann vernichten wir mehr als die Hälfte der Fremden und die Völker werden nicht lernen, richtig gegen ihre Feinde zu bestehen. Wir müssen ein Zeichen setzen. Darin sind wir uns einig. Dieses Zeichen muss große Wirkung haben... Aber meint ihr nicht, das die Schließung des Portals Eindruck genug macht?"
Sie lächelte, wie um ihre Worte abzumildern, bevor sie den "Totengott" ansah und fortfuhr.
"Zudem haben eure Pläne Haken. Caligo, wie sicher ist es, das deine Wesen nur die Sarvelger verwirren? Und würde es nicht auch die Völker abschrecken, wenn sie wüssten, das dort solche Wesen sich herumtreiben? Die Sarvelger - oder ihre Götter - könnten Mittel und Wege finden, sich gegen deine Wesen und ihre Fähigkeiten zu schützen und sie dann ihrerseits als Schutz nutzen, an dem sich die Völker nicht vorbei trauen."
Ihr Blick richtete sich auf Lotis.
"Die Völker denken, wir wären allmächtig und allwissend. Wir sind es nicht. Natürlich nicht. Und WIR wissen das auch. Aber die Sterblichen würden niemals auf die Idee kommen, wir könnten Fehler machen. Und sollten wir doch Fehler machen, dann würde das ihr Vertrauen in uns nur umso mehr erschüttern."
Sie betrachtete nun wieder das Bild auf dem Stein in der Mitte der Kammer.
"Eure Pläne sind gut, doch ich denke, wir sollten es wirklich nur dabei belassen, das Tor zu schließen. Vielleicht ein wenig eindrucksvoller machen, indem wir Lichtzauber hinzufügen."
Wirklich überzeugt klang sie von der Idee nicht, doch merkte man ihr auch an, das sie gleichzeitig an etwas anderes zu denken schien.

Caligo hätte angefangen finster zu lächeln wenn es sein Erscheinungsbild es zugelassen hätte, während er zwischen Lotis und Kitsera hin und her sah. Sein Plan stieß auf mehr Zustimmung als er erwartet hätte. Nun hieß es nur noch diesen Plan etwas zu verfeinern und vielleicht würden dann die anderen zu stimmen. „Darüber würde ich mir keine Sorgen machen“, begann Caligo und sein Blick lag nun vor allem auf Kitsera, „Die Sterblichen werden meine Geister nicht sehen, sie werden sich hinter Illusionen verstecken, während sie die Parasiten mit Hilfe andere Illusionen in den Wahnsinn treiben. Es müssen nicht alle Parasiten sterben beim Tor, aber einige um ein Zeichen zu setzen. Vielleicht noch ein oder zwei Geister in einer der größeren Städte, so das die Parasiten die Ereignisse nicht verschleiern können. Vor allem sollten wir beim Tor die führenden Köpfe ausschalten, das würde den Sterblichen es erleichtern einen Sieg davon zu tragen.“
Caligo sah nun wieder zwischen den Hohen Herren hin und her, während er sich etwas zurück lehnte. „Die Parasiten würden lernen uns zu fürchten und die Sterblichen würde wieder an uns Glauben. Weiteres würden wir nicht all zu sehr ein greifen, so wie du es dir wünscht, Kitsera.“

"Nein Caligo." Kitsera schüttelte energisch den Kopf. "Nich wie ich es wünsche... Sondern wie wir vor langer Zeit beschlossen haben. Wenn wir uns zu sehr in die Welt einmischen, werden die Völker schwach, da sie darauf vertrauen, das wir sie schützen. Wir dürfen nicht mehr als ein Zeichen setzen, das wir da sind und ihren Plan gut heißen, aber sie dürfen nicht auf die Idee kommen, wir würden sie dabei unterstützen. Das ist der schmale Grat, den wir zu bewandern haben."

"Glaubst du immer noch, dass unsere Entscheidung von damals immer noch richtig ist?" mischte sich Kurama ein. Er war sich nicht sicher, ob Caligos Idee anzunehmen war, dafür konnte er dessen Wesen zu schlecht abschätzen. "Obwohl wir uns nicht eingemischt haben, wurden unsere Kinder in der anderen Welt besiegt...was hast du vor, wenn sie den Kampf erneut verlieren werden? Wirst du einfach nur zusehen, wie sie ausgelöscht werden, da ich nicht denke, dass diese Parasiten sie so leicht davon kommen werden lassen."

"Ich bin mir sicher, das der Grund, aus dem wir die Entscheidung getroffen haben, noch heute Bestand hat. Wenn wir ihnen zu sehr helfen, werden sie anfangen, sich auf uns zu verlassen. Sie werden schwach und irgendwann werden sie bei allem, was sie tun, unsere Hilfe benötigen. Und dann werden uns irgendwann Fehler unterlaufen. Was auch immer die Völker denken mögen, aber wir sind nicht unfehlbar. Wir können ihnen nicht zu sehr helfen..."
Nachdenklich und ungeduldig zugleich trommelte die hohe Herrin mit ihren Fingern auf dem Steintisch, den Blick auf das Tor der Zwischenwelt geheftet, das noch immer dort zu sehen war. Sie wollte die Sarvelger auf Lonais am Liebsten vollständig ausradieren, aber sie selbst hatte gerade erst die Argumente genannt, die dagegen sprachen.
"Die Völker sind stärker, als sie Glauben. Das die Sarvelger sie unterdrücken können liegt nur daran, das der Gegenschlag so überraschend kam. Und was auf Sarvelgen passiert ist... Ist nicht unsere Sache, denn es ist nicht unsere Welt. Die Völker haben die Kraft, die Eindringlinge zu vertreiben. Sie brauchen nur jemanden, der ihren Mut weckt. Und dafür haben wir die Sterblichen auserwählt."
Sie starrte weiter auf das Tor, bevor sie schließlich seufzte.
"Ich glaube, es gäbe eine Möglichkeit, wie wir die Sterblichen unterstützen könnten, ohne das sie merken, das wir es sind."
Sie hob den Blick und sah ihre Freunde und Gefährten einen nach dem Anderen an.
"Die Möglichkeit ist riskant, doch denke ich, das es unsere einzige Möglichkeit ist, den Völkern WIRKLICH zu helfen." Sie holte tief Lust, bevor sie ihre Idee erklärte: "Wir werden uns in Gestalt von Sterblichen unter sie mischen und so die Rebellion unterstützen: Mit unserem Wissen, unserer Weisheit und unserer Kraft. Wir mögen magisch geschwächt sein in der Welt, doch unsere kämpferischen Fähigkeiten konnten wir über die Jahrhunderte verbessern. Sie sind nicht an die Magie gebunden und deshalb denke ich, das auch Kämpfe relativ risikolos sind. Außerdem arbeite ich gerade an einer Möglichkeit, uns zu schützen."

Lotis bleckte seine Zähne, ein Vorschlag ganz nach seinem Geschmack.
Endlich wieder den Nervenkitzel der Jagd verspüren, das vorsichtige Beschleichen der ahnungslosen Beute, der prickelnde Kampf, wenn das Opfer in die Enge gedrängt war und mit dem Mut der Verzweiflung angriff, der Geruch warmen Blutes das aus den Wunden sprudelte und sich mit dem Aroma des Schweisses vermischte. Wie sehr er sich danach sehnte wieder richtig zu kämpfen.

"Das halte ich für eine sehr gute Idee." sagte er, mühsam die Euphorie unterdrückend. "Ich hoffe die Vorbereitungen die du treffen möchtest, dauern nicht zu lange. Jeder Tag den wir zögern kann das Ende bedeuten."

Caligo betrachtete die anderen Hohen Herren abwechselnd, bevor er seine Augen schloss. Auf die Ebene der Sterblichen gehen und sie im Kampf unterstützen? Wenn er ehrlich war wollte er schon wieder in den Kampf ziehen, so wie er es einst zu Zeiten seiner Sterblichkeit getan hatte. Doch seine Angst zu sterben war groß, was würde passieren wenn er sterben würde? Als Sterblicher hatte er geglaubt nach seinen Tod zu einen Gott auf zu steigen, wenn er sich besonders hervor getan hatte. Er wusste nicht ob er wirklich wegen seiner Taten zum Hohen Herren wurde oder es einfach die Laune eines noch höheren Wesen war. Doch sollte er diesmal sterben, was würde dann passieren? Würde seine Seele ins Jenseits übergehen? Oder vielleicht war das das Jenseits und wenn er hier sterben würde, wäre seine Seele für immer ausgelöscht. All diese Gedanken spukten in seinen Kopf, bevor er seine Augen wieder öffnete und sah Kitsera direkt an. In seinen Blick lag einen gewisse Kälte, während er so Kitsera betrachtete. „Sag mir was für Vorbereitungen du treffen willst und ich werde dir sagen ob ich dir auf die Ebene der Sterblichen folgen werde“, begann er mit ruhiger Stimme, „Sollte mir die Antwort aber nicht gefallen, werde ich mich zurück halten und euch nur unterstützen wenn es absolut notwendig ist.“

Überrascht sah Kurama die hohe Herrin an. "Ihr...ihr wollt wirklich direkt als Sterbliche in die Welt eingreifen?" Dieser Vorschlag kam unerwartet, vorallem wenn man bedachte, dass Kitsera ihn gemacht hatte. "Wie genau hast du dir das mit den schutzzaubern gedacht?" wollte er genau wie die anderen von ihr wissen. Wenn er schon sein Leben riskierte, dann wollte er auch über alles informiert werden, bevor er sich dazu entschloss mitzumachen.

Kitsera neigte leicht den Kopf. Ihr Vorschlag war also positiv aufgenommen. Nun gut. Sie griff in ihren Ausschnitt und holte einen Smaragd und einen Achat, jeweils an einem einfachen, ledernen Band hervor und legte sie in die Mitte des Steintisches, sodass jeder einen gleich guten Blick darauf hatte.
"Ich habe in meiner Sphäre an einer Möglichkeit geforscht, Zauber zu speichern und später nutzen zu können, ohne selber dafür zaubern zu müssen. Bisher, soweit ich das beurteilen kann, mit mäßigem Erfolg, denn wenn ich es richtig sehe, dann kanalisieren die Zauber sich noch immer über uns. Und ich habe noch keinen dieser gefangenen Zauber auf Lonais ausprobiert."
Sie deutete auf die Smaragd.
"Darin habe ich einen Zauber gebannt, der den Stein selber zum Schweben bringt."
Dann zeigte sie auf den Achat.
"Hier habe ich einen Schutzzauber gebannt. Einen leichten allerdings nur. Ich habe verschiedene Materialien ausprobiert. Je härter ein Gegenstand ist, desto besser scheint er die Zauber zu halten und desto weniger scheint er mich als Kanalisator zu benötigen."

Caligo betrachtete den Kristall misstrauisch, bevor er zu Kitsera sah. „Gut, die möchtest also Kristalle oder Rüstungen erschaffen mit deren Hilfe wir auf der Ebene der Sterblichen auch mächtigere Zauber wirken können?“, fragte er sie mit leiser aber deutlichen Stimme, „Glaubst du wirklich es funktioniert und wird uns schützen? Und wenn wie viele Zauber werden wir auf diese Weise mit nehmen können?“ Im Grunde war ihm die Sache nicht wirklich geheuer, als er wieder den Kristall betrachtete. Wenn er es richtig verstand konnten sie auf jeden Gegenstand dann einen Zauber prägen und mit dessen Hilfe diesen ohne großen Kraftaufwand wirken. Mit Sicherheit konnte man diesen Gegenstand dann für eine weile nicht noch einmal für das Kanalisieren eines Zauber verwenden. Wenn es tatsächlich so funktionierte wie Kitsera versprach würde das zumindest einen gewissen Schutz bieten und Caligo sich eher bereit erklären mit auf die Sterblichen Ebene zu begeben. Jedoch machte es ihm etwas misstrauisch wie lange sie das anscheinend schon plante und fragte sich natürlich auch was sie sonst noch vor hatte.

Kitsera seufzte.
"Das weiß ich nicht. Soweit habe ich noch nicht forschen können. Und, wie gesagt, zur Zeit funktioniert es auch noch nicht so, wie ich es wünsche. Die Zauber sind nicht völlig unabhängig von unserer Macht auf Lonais. Ein Schutzzauber wäre entweder nicht lange haltbar oder aber wäre zu schwach, um wirklich von Nutzen zu sein."
Bedauern lag in ihren Zügen, während sie weiter die Edelsteine betrachtete.
"Ich habe auch noch keine Ahnung, wovon es abhängig ist, wie gut sich Zauber und Macht in den Steinen binden lassen... Und solange ich nicht den Stein gefunden habe, der meine Wünsche erfüllt, kann ich auch nicht sagen, wie viele Zauber wir mitnehmen können. In jeden Stein passt jedenfalls immer nur einer."
Sie nahm die Steine und hob sie an den Bändern hoch.
"Das Interessante aber ist, das die Steine einen Anreiz brauchen, um den in ihnen gebundenen Zauber freizugeben. Dies kann ein magischer Impuls sein oder ein Wort, das beim verzaubern des Steines festgelegt wurde."

Lotis beugte sich vor und schnaubte.
"Stellt Euch nicht so an. Es ist ja nicht so, dass wir sofort angegriffen werden sobald wir uns auf die Ebene der Sterblichen begeben. Wir sollte sobald wie möglich gehen. Seid ihr es nicht leid die ganze Zeit nur abzuwarten?"
Er blickte herausfordernd und entschlossen in die Runde.
"Unser Besuch bei den Auserwählten war eher enttäuschend, wir haben sie falsch eingeschätzt." Bei diesen Worten fixierte er sich kurz auf Kitsera.
"Aber ich denke, dass kommt vorallem daher, dass wir viel zu lange nicht mehr unter Sterblichen gewesen sind. Wie sollen wir erwarten sie zu verstehen, wenn wir nicht etwas Zeit unter ihnen verbringen? Solange wir uns unauffällig verhalten, können wir recht gefahrlos einiges leisten, denke ich. Und bis es brenzlig für uns wird, wird Kitsera sicherlich eine Möglichkeit gefunden haben. Bis dahin können wir drei die Sterblichen unterstützen. Es ist ja nicht so, dass wir Kinder sind, wir blicken auf eine Lebensspanne zurück, wie niemand sonst auf der Welt sie hat. Wir haben genug Erfahrung um nicht eine gigantische Dummheit zu unternehmen, warum also sollen wir lange warten?"
Mit diesen Worten lehnte er sich wieder zurück, schob den Unterkiefer leicht vor und verschränkte die Arme vor der Brust.

Kurama betrachtete einige lange Momente die Edelsteine. "Was wäre, wenn einer von uns hier bleiben würde und als Katalysator dient, während die anderen drei sich unter die Sterblichen mischen?" Er sah jeden der hohen herren kurz an, während er seine Idee weitersponn. "So könnten wir das Problem umgehen, dass die Steine von unserer Macht abhängen und hätten jemanden, der den anderen wichtige Informationen zukommen lassen könnte, falls es sein müsste."