[MSG] Yeyes - On the Run

Doch nicht alle, die bei dieser Mission dabei waren, fanden sie so aufregend wie Jasper. Kim war eigentlich nur deshalb mitgekommen, weil er seine Langeweile bekämpfen wollte (und insgeheim hoffte, der Spieleabteilung des örtlichen Kaufhauses einen kurzen Besuch abstatten zu können). Die Stadt gefiel ihm zwar prinzipiell - aber nur, wenn er auch die Freiheit hatte zu gehen, wohin er wollte. Er war erst zwei oder drei mal hiergewesen und war jedes Mal einen festen Weg entlang geführt worden, ohne die Möglichkeit, von diesem abzuweichen. Und ohne seinen Freund war das noch langweiliger als ohnehin schon. Zu zweit machte nun mal alles mehr Spaß. Doch leider war Max an diesem Tag verhindert, was Kim einen langweiligen Nachmittag beschert hatte. Deshalb hatte er nicht lange überlegt, als noch Freiwillige für eine Mission gesucht wurden. Der 15jährige war dankbar für jede Abwechslung, die er kriegen konnte.
Da war auch schon das Kaufhaus - und wie er erwartet hatte, schritten sie schnurstracks daran vorbei. Kim seufzte lautlos. Er hätte ja fragen können, ob er es vielleicht auf dem Rückweg kurz betreten konnte, doch dazu fehlte ihm wie immer der Mut. Sicher würde er auch diesmal nicht nach drinnen kommen. Ein Glück, daß es Online-Versandhändler gab. Er sah zur Seite, über die Straße hinweg und auf den Stadtpark, der auf der anderen Seite lag. Nett, aber nicht besonders faszinierend. Natur hatte er auch in der Umgebung des Internats mehr als genug.

Zugegebenermaßen hatte John an diesem morgen nur zugesagt um wiedereinmal in die Stadt zu kommen. Das Internat lag dermaßen abseits jeglicher "Zivilisation" dass er es sichtlich genoss endlich wieder einmal durch Straßen zu pilgern an deren Ecken allenthalben diverse Leuchtreklamen oder Lichter aufblitzten. Dennoch bewegten sie sich für seinen Geschmack etwas zu zielstrebig durch die Stadt. Ein jüngerer Yeye führte sie an, weswegen John ohnehin nicht einsah etwas darauf zu geben, was dieser vor hatte. Viel mehr dürstete es ihn danach einfach in dem Getümmel einer großen Stadt unterzutauchen. Dass er dabei mehr oder weniger gegen die Regeln verstieß interessierte ihn in diesem Moment, wie auch sonst in den meisten Fällen eher wenig. Er blickte sich um, dachte darüber nach was wohl der beste Moment sein würde um sich von der Gruppe zu lösen, die auch weiterhin keine Anstalten machte von dem vorherbestimmten Ziel abzuweichen. War er hier denn wirklich nur von Menschen umgeben die ihren Auftrag möglichst schnell abschließen wollten? Wo blieb denn da der ganze Spaß? Gaben sie so viel auf das, was ihnen die Lehrer in der Schule einzutrichtern bemüht waren oder genoss ihr Anführer einfach nur seinen kurzzeitigen Status und wollte nicht, dass etwas schief ging? Johns Blick fiel auf einen Mitschüler, der bestimmt zwei Jahre jünger war als er und dem er bislang keinerlei Beachtung geschenkt hatte. John meinte sich erinnern zu können, dass er Kim hieß, ganz sicher war er sich dabei aber auch nicht. Diesmal aber fiel er ihm ins Auge, da er die Umgebung für einen kurzen Moment mit demselben sehnsüchtigen Blick gemustert hatte, den auch John an den Tag legte. Vielleicht würde es ja doch nicht so langweilig werden wie befürchtet? Er rückte seine Sonnenbrille zurecht und schloss zu dem Jungen auf.

Mit einem fast gleichgültigen Gesichtsausdruck starrte Jason an die Decke seines Zimmers. Am liebsten wäre er den ganzen Tag nicht aus seinem Bett gekommen, aber dann war die Wahrscheinlichkeit groß, dass er wieder an gestern denken würde. Fast augenblicklich drangen die ersten Bilder wieder in sein Bewusstsein und trieben ihm die Tränen in die Augen. Schnell stand er auf und zog sein Rollo hinauf, um mehr Licht in das halbdunkel seines Reichs zu bringen und sich abzulenken. Tatsächlich half es auch etwas, wobei der Blick auf seine Uhr auch nicht schadete, der ihm verdeutlichte, dass es bereits Nachmittags war und er somit fast ein halben Tag lang nichts getan hatte. Einige Minuten später hatte er sich angezogen und etwas Körperhygiene betrieben und betrat das Esszimmer. Sein Vater war noch arbeiten, sodass er ihm eine kurze Nachricht schrieb und ihm mitteilte, dass er etwas draußen sein würde. Ohne sich noch länger im Haus aufzuhalten, verließ er jenes und machte sich automatisch in Richtung des nächstgelegenen Parks auf. Dort ließ er sich ins Gras sinken und genoss die Sonnenstrahlen auf seiner Haut. Doch der Umgebungswechsel hatte leider nicht die erwünschte Wirkung, sodass er nach einigen Augenblicken erneut vereinzelte Tränen zurückhalten musste.
Er wollte nicht daran denken, dass gestern…dass…
Jason schüttelte leicht seinen Kopf, wodurch er den Geruch von verbranntem Plastik wahrnahm, der ihm die Nackenhaare zu berge stehen ließ. Auf einen Schlag war die Trauer verschwunden und machte einem überwältigendem Gefühl der Angst Platz. Auch diesen Vorfall hatte er zu verdrängen versucht. Er drehte seinen Kopf zur Seite und konnte am Rand der Grünfläche einen rußschwarzen Abfalleimer sehen, der gestern noch spontan zu brennen begonnen hatte. Obwohl er sich es nicht erklären konnte, so glaubte Jason, dass er dafür verantwortlich gewesen war, so verrückt sich das auch anhörte. Eine erneute Welle der Panik überkam ihn, als er darüber nachdachte, was mit ihm los war. Er war nie ein Freund von der Vorstellung gewesen, irgendwelche Superkräfte zu besitzen, vor allem weil es fast immer bedeutete, sein altes Leben hinter sich zu lassen und allein zu sein. Ohne zu überlegen stand er wieder auf und machte sich daran, den Park zu verlassen, während er die aufkommende Angst und Trauer zu verdrängen suchte.

Hier mussten sie links abbiegen, in der nächsten Seitenstraße stand das Haus des Jungen, den sie besuchen kamen. Rasch sah sich Jasper um, ob sie auch noch alle da waren – wild zusammengewürfelt wie sie waren hatten sie sich auf dem Weg kaum unterhalten – aber der Wasseryeye, den sie mitgeschickt hatten, und dessen Name Jasper inzwischen entfallen war, war ein wenig zurückgeblieben und sah sich um. Die Hände etwas gelangweilt in die Hosentaschen gesteckt folgte Jasper seinem Blick, um zu sehen, was da so interessant war. Es war ein ganz normaler Stadtpark, ein paar Bänke, hier und da ein Baum; ein wenig unaufgeräumt lagen überall noch Blätter herum, und irgendein Punk hatte anscheinend einen Mülleimer abgefackelt. Es waren nur wenige Leute unterwegs, aber gerade in ihrem Blickfeld lief ein Kind – wohl ein Junge, dem Haarschnitt nach, aber auf die Entfernung war das schwer zu sagen. Jasper runzelte die Stirn. Die Haarfarbe passte zu dem Bild, das er in seiner Hosentasche mit sich herumtrug, und das Alter allem Anschein nach auch – älter als dreizehn konnte er jedenfalls nicht sein. Gut möglich, dass das ihr Vogel war, der da gerade ausflog.
"Sagt mal …", warf er nachdenklich in die Runde, "Ist das da nicht … wie hieß er noch, Jason? Der, den wir abholen sollen?"

Bei Jaspers Ausruf sah Kim auf und dann in die Richtung, in die er deutete. Tatsächlich, dieser Junge da drüben hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit der Zielperson. Kim hatte ihn gar nicht registriert, er war davon ausgegangen, ihn zuhause anzutreffen. Schnell holte er das Bild aus seiner Tasche und warf einen Blick darauf.
"Ja, ich glaub, das müßte er sein," sagte er. Einen Moment lang blieb er unschlüssig stehen, dann hielt er Ausschau nach einer Stelle, wo sie die Straße überqueren konnten. Er mußte nicht lange suchen, denn sie standen fast direkt an einer Ampel, die noch dazu gerade grün zeigte. Etwas zögerlich und mit einem kurzen Blick zum Anführer der Gruppe hielt er auf die Ampel zu und machte sich daran, die Straße zu überqueren.

Meistens waren solche Aufgaben, wie einen Neuen abzuholen sehr langweilig. Das einzige was daran interessant war, war das man einmal aus den Mauern des Internats kam, aber wirklich was anderes machen, als zur Zielperson hinlaufen, diese davon zu überzeugen, dass das Internat das Richtige für ihn ist und ihn dann mit zum Internat zu schleifen, kann man nicht. Dennoch hatte Sora heute zugestimmt, da sie sowieso nichts Besseres zu tun hatte. Sie mochte es nicht, wenn sie nichts vorhatte. Okay sie hätte vielleicht joggen gehen können, doch das konnte sie ja schlecht den ganzen Tag machen. Außerdem hatte Sue heute auch keine Zeit gehabt und somit kam ihr diese Abwechslung eigentlich ganz recht. Was sie allerdings gewundert hatte, war das sie anscheinend das einzige Mädchen in ihrer Truppe war. Es war nicht so, dass Sora nicht mit Jungs klar kam, aber ein Mädchen wäre ihr doch ganz lieb gewesen.
Als der Junge, sie meinte zu glauben, dass er Jasper heißt, welcher der Anführer dieser Mission zu sein scheint, aufrief und meinte, die Zielperson gesehen zu haben, blickte Sora sich in die Richtung um, auf die er zeigte. Sie hatte zwar das Bild mit dem Neuen nur einmal kurz erblickt, doch sie war mit Jasper einer Meinung, das musste Jason sein. Es ging also los! Endlich würde wieder etwas mehr Bewegung ins Spiel kommen. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Mit schnellen Schritten, aber nicht zu schnell - Sora musste sich immer wieder daran erinnern sich nicht zu schnell zu bewegen - folgte sie dem Jungen mit den rotbraunen Haaren zur Ampel um die Straße zu überqueren.

Gerade als John darüber nachdachte, wie er den Jungen am besten ansprechen sollte rief einer der Yeyes etwas aus und deutete in Richtung gegenüberliegende Straßenseite wo zu Johns Verblüffen das Zielobjekt durch den Park spazierte und sich nun Richtung Straße bewegte. Er hatte die Bilder gesehen und war sich ziemlich sicher nicht falsch zu liegen. Zusätzlich bestätigte sich das, was wohl allen klar war als Kim neben ihm ein Foto herauskramte auf dem eindeutig der Junge zu sehen war der sich nur wenige Meter vor ihnen befand. John beschloss dass es vielleicht doch noch Zeit haben könnte wegzulaufen und er lieber noch ein wenig hier verweilen würde. Er schob sich an Japser vorbei und überholte ein Mädchen dass ihm bislang ebenfalls nur vom Sehen aufgefallen war. Er hört einen Ruf in seinem Rücken, stürmte aber ungeachtet dessen voran, ungeachtet dessen dass er seinem Talent zum Dank ohnehin etwas schneller laufen konnte als die meisten. Ihm war natürlich klar dass er sich nur wieder Ärger einhandelte... aber es war Zeit für ein wenig Action!

"Hey! "
Überrascht lief Jasper hinter John her, hielt aber, anders als der, an der Straße an. Verrückt wie alle Luftyeyes war der Kerl einfach über eine rote Ampel gelaufen! Nach kurzem Zögern lief Jasper hinterher. Gerade, als er auf die Straße trat, sprang die Ampel auf Grün um, und ohne sich umzusehen lief er weiter. Er musste sich beeilen, um den Jungen zu erreichen, bevor der Luftyeye etwas Dummes tat – wozu die Lufties in seinen Augen viel zu veranlagt waren. Erst kurz vor dem Jungen, der immer noch anscheinend in Gedanken oder auch bedrückt über die Parkwege schlich. Er erkannte ihn jetzt; er sah genauso aus wie auf dem Bild, nur trauriger. Jaspers nächste Tat war auch nicht besonders klug, und eine Menge Dinge wären vielleicht anders gekommen, wenn er einen Moment nachgedacht hätte. Ohne groß zu überlegen sprach er den Jungen an und riss ihn aus seinen Gedanken.
" Hey, bist du Jason? Wir haben gerade nach dir gesucht. Ich schätze, du kannst dir denken, warum?"
Er grinste schief und bemerkte kaum, was er gerade anrichtete. Über den Jungen gebeugt raunte er ihm etwas mit Verschwörermiene zu – ihm war nicht klar, dass er statt jovial genauso gut bedrohlich wirken mochte.
"Du hast hier gestern doch bestimmt etwas angestellt … Etwas ziemlich Unerklärliches, hm?"

Jason hob ruckartig den Kopf, als er seinen Namen hören konnte. Er hatte nicht einmal mitbekommen, dass die zwei Jugendlichen zu ihm gegangen waren und warf ihnen einen misstrauischen Blick zu. Was wollten sie von ihm? Woher kannten sie seinen Namen, wo er sich doch ganz sicher war, sie noch nie gesehen zu haben? Als der Redner auch noch anfing ihn merkwürdig anzulächeln wich er etwas zurück und versuchte seinen aufgeregten Herzschlag etwas zu beruhigen. All seine Bemühingen waren jedoch erfolglos, als sich Jasper noch näher zu ihm beugte -kannte der Kerl das Wort Privatsphäre nicht?- und ihn weiterhin etwas bedrohlich anlächelte. Er versteifte sich, nachdem der Erdyeye den gestrigen Vorfall erwähnte und kämpfte darum, die Panik nicht weiter hochkommen zu lassen. Also wusste jemand davon...Was würde jetzt geschehen? Würden sie ihn irgendwohin bringen und alle möglichen Tests an ihm durchführen? Oder ihn gleich umbringen weil er anders war? Was würde mit seinem Dad geschehen?
"Ich...ich..." murmelte er mit kaum unterdrückter Panik in der Stimme, während seine zu Fäusten geballten Hände unwillkührlich zu zittern begannen. "Was meint ihr? Was wollt ihr von mir?"

John seufzte leise als Jasper den Jungen ansprach und dieser augenblicklich panisch zurückwich. Diese Erdyeyes hatten auch nie einen Plan, was sie taten. "Was meint ihr? Was wollt ihr von mir?" murmelte der fremde Junge, seine Angst war förmlich zu spüren. 'Meine Fresse' dachte John, 'der macht sich ja gleich ins Hemd'. Er kam nicht umhin zuzugeben, dass er ihn nicht verstand. John hatte keinen Moment gezweifelt als er von einem Haufen Fremder überfallen worden war, die ihn zu dem Internat mitgenommen hatten. Von seiner Familie hatte er sich eh nichts erhofft. Dennoch streckte er seine Hand wie zum Einschlagen aus und ließ einen Luftwirbel um seine Finger laufen. Unauffällig natürlich, auch wenn er lieber etwas auffälliger gewesen wäre. Aber in der Stadt schien dass selbst John nicht die sinnvollste Idee, auch wenn der Tumult bestimmt amüsant gewesen wäre. Das ganze natürlich nicht ohne Jasper in die Seite zu stoßen und ihm klar zu machen den Mund zu halten was diesem bestimmt nicht gefiel.  "Mach dir keinen Stress." sagte John und nahm seine Sonnenbrille ab, woraufhin er sie augenblicklich an seinem Hemd einhakte. "Du bist nicht der einzige. Aber eventuell ist das hier vielleicht der falsche Ort und der falsche Zeitpunkt... wenn du dich also bequemen würdest...?" Der Rest der Gruppe schloss auf und John war bewusst dass auch seine Worte keinesfalls die richtigen für eine solche Situation mit einem fremden, verängstigten Jungen waren, aber John war ein Luftyeye und als solcher handelte er schnell, unüberlegt und direkt.

Die anderen hatten ihm mal wieder das Ruder aus der Hand gerissen, kaum, daß er es richtig gehalten hatte - typisch. Aber das war Kim ohnehin am liebsten, denn er haßte es, wenn andere darauf warteten, daß er etwas bestimmtes tat. Vor allem, wenn er selbst nicht wußte, was dieses bestimmte Etwas denn nun genau war. Also beschränkte er sich darauf, den anderen zu folgen, um dann in einigen Schritten Entfernung hinter ihnen stehen zu bleiben.
Der Luft-Yeye - Kim hatte seinen Namen gerade nicht im Kopf - redete auf den kleineren Jungen ein, doch der schien sich nicht merklich zu beruhigen. Kim hatte Mitleid mit dem Kleinen.
"Wir wollen wirklich nur mit dir reden," meldete er sich nun von hinten zu Wort. Er stand zwischen Jasper und John, so daß der jüngere ihn zwischen den beiden hindurch sehen konnte. "Wir sind... auch solche wie du," fügte er nach kurzem Zögern hinzu.

Oh man! Jasper und der Luft-Yeye, John wenn sie sich richtig erinnerte, hatten ja überhaupt kein Feingefühl! Sie schienen es ja förmlich darauf anzulegen Jason zu verunsichern und weiter Angst einzujagen. Wenn Sora an Jasons Stelle wäre, dann wäre sie wahrscheinlich schon längst geflohen. Zum Glück meldete sich der Wasser-Yeye zu Wort. Diese haben meistens, das hatte sie zumindest irgendwann einmal gehört, ein gutes Gespür für Gefühle und deshalb traute sie ihm auch zu, Jason zu beruhigen. Jedenfalls hoffte sie innerlich, dass er es schaffte. Auch wenn Sora gerne mal wieder etwas mehr Action in ihrem Leben hätte, wollte sie dennoch nicht, dass diese Mission unnötig verkompliziert wurde.
Mit einem mitfühlenden Lächeln wandte sie sich nun auch dem Jungen zu. „Du brauchst wirklich keine Angst vor uns zu haben. Dir wird niemand etwas tun, versprochen. Du bist sicher ziemlich verwirrt von der gesamten Situation. Das haben wir alle auch schon durch gemacht. Du bist wirklich nicht alleine mit deinem Problem auf der Welt. Wenn du uns lässt, können wir dir alles erklären und deine Fragen, die du bestimmt hast, beantworten.“ Hoffentlich würde er sich wieder beruhigen. Sora hatte nämlich keine Ahnung, was sie machen sollten, wenn er es nicht tat.

"Na ja" John grinste breit, "Zumindest wir werden dir nichts tun." Er erntete etliche böse Blicke, aber wenn ihn das jemals interessiert hätte, wäre er jetzt wohl ganz woanders. "Ist doch wahr." sagte er nur und schob seine Sonnenbrille wieder ins Gesicht, dann drehte er sich um. "Also wenn ihr ihm irgendwann klar gemacht habt was wir von ihm wollen und dass er keine Angst haben muss dass wir ihn kopfüber übers Feuer hängen und grillen, sagt mir bescheid, ja?" Mit langsamen Schritten ging er in Richtung Park davon und ließ den Trachtenverein hinter sich. Die waren ja wirklich nur darauf aus ihre Mission zu erfüllen. Spaß war für seine Begleiter vermutlich ein Fremdwort. Gedankenverloren entfernte er sich immer weiter und verschwand schließlich durch das einfache Tor, das den Park von dem hektischen Straßenleben abgrenzte. Allerhöchste Zeit dass mal wieder irgendetwas aufregendes passierte. Rumsitzen und reden konnte er auch im Internat noch genug, wenn ihm danach war. Zugegebenermaßen war das eher selten der Fall.

Verwirrt fuhr sich Jasper mit den Fingern durchs Haar. Das lief nicht ganz so, wie er es gewohnt war, eigentlich sogar ziemlich anders. Ziemlich schlecht. Der Junge sah aus als würde er jeden Moment einen panischen Zusammenbruch erleiden. Vorsichtig mischte Jasper sich wieder ein, um die Situation zu entspannen.
"Hör mal, es ist alles in Ordnung – das, was du kannst, ist ganz normal. Bestimmt ziemlich komisch für dich, aber ganz normal. Ich bin dafür du kommst erst einmal mit und wir gehen in ein Café oder so, dann erklären wir dir das ganz in Ruhe."
Beunruhigt blickte er John hinterher, der sich mir nichts, dir nichts aus dem Staub machte; im Moment hatte er aber schon genug Probleme. Der Junge war jetzt wichtiger – John würden sie später wieder einsammeln. Am Rand des Parks stand ein Polizeiwagen, und inzwischen sahen einige Spaziergänger neugierig zu der Gruppe Jugendlicher herüber. Sahen sie etwa aus wie eine Gruppe von Mobbern, die sich einen kleinen Jungen vornahmen? Vorsichtig trat er einen Schritt zurück.
"Lass uns einfach ein Eis essen oder einen Kaffee trinken – erst einmal ein wenig runterkommen, okay?"

Entgegen aller Bemühungen beruhigte sich Jason nicht. Zum einen ängstigten ihn Johns kleines Kunststück und seine direkte und fast schon schroffe Art noch mehr und zum anderen waren es inzwischen nicht mehr nur zwei Jugendliche, die ihn bedrängten und auf ihn einredeten, sondern vier. Was sie im einzelnen sagten bekam er kaum mit, da sich ein schrilles Pfeifen in seinem Ohr breitmachte und fast alle anderen Geräusche verschluckte. Außerdem war er mehr damit beschäftigt, seine Panik in den Griff zu bekommen, die ihn immer noch fest umklammert hielt und ihm die Kehle zuschnürrte. Erst als der Luftyeye ohne Vorwarnung einfach verschwand, konzentrierte er sich etwas stärker auf die Gruppe. "...bin dafür du kommst erst einmal mit..." war alles, was er von Jaspers Beruhigungsversuch mitbekam und verarbeitete. Also wollten sie ihn wirklich mitnehmen. Er würde seinen Vater und seine Freunde nie wiedersehen. Diese Gedanken begannen sich in seinem Kopf immer schneller zu drehen und ihn noch panischer werden zu lassen. Er konnte bereits spüren, wie der Damm zu seinen Gefühlen langsam zu bröckeln begann und zum ersten Mal wollte er sie einfach nur rauslassen. Was im nächsten Moment in gewisser Weise auch geschah.
Ohne wirkliche Vorwarnung, begann das Gras um ihn herum zu vertrocknen und fing, genauso wie seine Arme, einen Augenblick später Feuer. Entsetzt starrte Jason kurz auf seine brennenden Arme, bevor er hastig versuchte, das Feuer mit seinen Händen zu ersticken. Doch alles, was er zustande brachte war, dass sich das Feuer in seinen Händen sammelte und als Kugel einen nahen Baum traf und dort explodierte. Mit offenem Mund wanderte sein Blick zwischen seinen Händen und dem Baum hin und her, während er verzweifelt versuchte zu verstehen, was gerade passiert war.

Es funktionierte nicht. Der Junge wurde immer panischer, und Kim glaubte schon fast zu fühlen, wie sein Yeye nach außen drängte, hervor gelockt vom Wirrwarr der Gefühle, das in dem kleinen Kerl tobte. Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück. Er hatte plötzlich den Eindruck, als würde die Temperatur um ihn ansteigen. Es war fast wie bei einem Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand. Und dann brach er tatsächlich aus.
Geschockt starrte Kim auf den Baum, der von der Feuerkugel getroffen wurde und in Flammen aufging. Rings um ihn herum erklangen Schreie und Geräusche von panisch in alle Richtungen davon stiebenden Leuten. Eine Sirene erklang - ob das die Feuerwehr war?
Kim bekam von alldem kaum etwas mit. Er registrierte nur den brennenden Baum - und den kleinen Weiher, der fast direkt daneben lag. Er dachte überhaupt nicht nach, er wollte nur das Feuer löschen, und zwar so schnell wie möglich. Fast wie bei Jason drängte sein Yeye praktisch von selbst nach außen, als würde es ihn kontrollieren anstatt umgekehrt.
Kim hob seine rechte Hand und ließ sie nach oben schnellen. Von einem Moment zum anderen bäumte sich die Oberfläche des Weihers auf, und ein meterdicker Wasserstrahl schoß in die Höhe und beschrieb einen unmöglichen Bogen, womit er der Bahn folgte, die Kims Hand beschrieb. Wasser traf auf Feuer, und die beiden Elemente begannen einen Kampf, der von beiden Seiten hartnäckig geführt wurde.

Die Situation geriet immer mehr und immer drastischer außer Kontrolle. Baff starrte Jasper auf den brennenden Jason, auf den Baum und auf Kim, der versuchte, den brennenden Baum zu löschen. Erst nachträglich bemerkte er, dass er im ersten Moment bereits einen Schutzwall aus Erde zwischen sich und Jason hochgezogen hatte, reflexartig, wie es ihm in der Schule jahrelang eingebläut worden war.
Rasch zerbröckelte er ihn wieder. Er hatte in der Öffentlichkeit sein Yeye eingesetzt, ein No-Go der schlimmsten Sorte. Ein Fauxpas, das ihn so ziemlich alle Missionen der Gegenwart und Zukunft kosten konnte. Aber andererseits, vor ihm brannte ein Yeye, neben ihm schoss einer einen Wasserstrahl durch die Gegend, die Situation war also auch ohne seine Mitwirkung schon ruiniert. Blitzschnell überschlug Jasper die Möglichkeiten. Deeskalation schied aus, da lief schon ein Polizist auf sie zu, mit gezogener Waffe, und ringsum standen bereits Passanten mit ihren Handys in der Hand, damit beschäftigt, die Szenerie aufzunehmen. Es blieb nur noch eines: Die Flucht zu ergreifen. Er rannte los, packte Jason am Handgelenk, zerrte den noch in Flammen stehenden Jungen hinter sich her. Er wusste, dass er mit seinem Yeye-Feuer bestenfalls seine Kleidung, unter keinen Umständen aber sich selbst verbrennen konnte. Die anderen würden ihm von selbst folgen müssen. So schnell ihn seine Beine trugen rannte er John hinterher, holte ihn ein, brüllte ihn an, mitzukommen, und rannte weiter. Er wusste selbst nicht genau wohin. Die Straße hinab, in Richtung Fußgängerzone, irgendwohin, wo sie in der Menge untertauchen konnten, und dann rasch in irgendeine Gasse. Er hatte keine Zeit mehr, Jason zu löschen – er konnte nur hoffen, dass der von selbst aufhören würde, Flammen aus seinem Körper schlagen zu lassen.

Was auch immer sie in seiner kurzen Abwesenheit angestellt hatten, der Anblick eines brennenden Jason und eines abgehetzten Jasper brachten John zum Lachen. Zwar wurde er augenblicklich von Jasper mitgerissen, dennoch konnte er sich das Schmunzeln nicht verkneifen. Erst als er bemerkte wie von überall her Blicke auf sie gerichtet wurden und Sirenen in ihrem Rücken gellten wurde ihm der Ernst der Situation bewusst. Wobei ernst für John natürlich wiederum Auslegungssache war, aber das war in diesem Fall eher nebensächlich. "Was zur Hölle habt ihr angestellt? Da lässt man euch für ein paar Minuten außer Acht und schon schmeißt ihr die größte Party die diese Stadt gesehen hat und unser Herr zündelt ein bisschen rum?" fragte er, rechnete jedoch nicht wirklich mit einer Antwort. Stattdessen beschleunigte er seinen Schritt unmerklich und setzte sich an die Spitze der Gruppe, die nun in eine geräumige Fußgängerzone einbog. Etliche Seitengassen gingen ab und würden die wunderbare Möglichkeit bieten sich zumindest vorerst von den Verfolgern abzusetzen. 'Sofern unser Signalfeuer aufhört zu brennen natürlich' dachte John und fragte sich insgeheim ob er damals genauso drauf gewesen war als sie ihn abgeholt hatten. "Beruhig ihn irgendwer." sagte er jedoch nur, "dann haben wir eine realistische Chance hier rauszukommen. Ich hatte heute ehrlich gesagt noch besseres vor." Er fasste einen weiteren, vorschnellen Entschluss. "Ich schau mich mal weiter vorne um, vielleicht haben wir mehr Möglichkeiten als gedacht." Ein weiteres Mal beschleunigte er seinen Schritt unmerklich und setzte sich nun endgültig von der Gruppe ab um in der Menschenmenge unterzutauchen, wo er auf den ersten Blick nicht weiter auffiel und zu einem Teil der Bevölkerung wurde, wenn auch vielleicht nicht ganz so sensationslüstern.

Eigentlich hätte Sora entsetzt sein müssen. Entsetzt und vielleicht auch etwas enttäuscht, dass die Mission so daneben lief. Doch das Gegenteil war der Fall. Sie fühlte sich frei! Beinahe hätte sie laut losgelacht. Endlich wieder mehr Action in ihrem Leben. Gott wie sie das vermisst hatte! Sie konnte John nur zu gut verstehen. Am liebsten wäre sie im gefolgt. Sie wollte sich auch umsehen und einfach laufen, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass die anderen hinterher kamen. Denn das würden sie nicht schaffen, wenn sie Vollgas gab. Etwas traurig blickte sie ihm hinterher, wie er in der Menschenmenge verschwand.
Trotzdem war er ein kleiner Feigling! Nur weil er nicht in der Lage war, Jason zu beruhigen, haute er ab und meinte auch noch sagen zu müssen, dass wir ihn beruhigen sollen. Und wie sollten wir das bitte anstellen?! Er war wie eine menschliche Fackel! Wahrscheinlich hatte er selbst keine Ahnung, wie er das Feuer unter Kontrolle bringen konnte. Kurz überlegte Sora, ob sie das Feuer mithilfe ihres Luft-Yeyes löschen sollte. Sie hatte im Internat gelernt, das Feuer-Yeye Luft benötigen um Feuer zu erzeugen. Also müsste sie nur der Luft um Jason herum Sauerstoff entziehen. Allerdings würde er dann auch keine Luft mehr bekommen, bewusstlos werden und wenn sie nicht rechtzeitig Jason wieder mit Sauerstoff versorgte, würde er ersticken. Verdammt! Das würde also auch nicht gehen. Sie wollten Jason schließlich nicht bewusstlos machen und vor allem nicht mitten in einer Fußgängerzone.

Die Flammen an Jasons Armen brannten etwas stärker, als ihn Jasper ohne jede Vorwarnung griff und wegzerrte. Was würde jetzt mit ihm geschehen? Würden sie ihn irgendwohin weg bringen, wo er nichts mehr anrichten konnte? Oder ihn gleich erledigen, weil er seine Kräfte nicht beherrschen konnte? Durch diese Gedanken angestachelt schossen einige kleine Stichflammen aus seinem T-Shirt. Traurig blickte er auf dieses. Jetzt hatte er auch noch eins seiner Lieblingshemden ruiniert...Was hatte diese Woche nur gegen ihn? Wie durch Watte hindurch konnte er hören, wie einer der Jugendlichen sagte, dass sie ihn beruhigen mussten. Vielleicht konnte er ihnen zeigen, dass er nicht so unberechenbar war, wenn er seine Kräfte zum Teil kontrollieren konnte. Wenn das Feuer durch seine Gefühle genährt wurde, sollte er doch eigentlich einigermaßen gute Karten haben. So gut es im Moment ging, versuchte er die Angst und die Panik wieder zu verdrängen und wegzusperren. Auch wenn es ihm nicht perfekt gelang, so gingen die Flammen doch zurück und wurden einem fast unsichtbaren Film über seiner Haut, der mehr an ein Hitzeflimmern als ein Feuer erinnerte. Mit seiner freien Hand wischte sich Jason einige Male über die Augen, um seine Tränen zu verbergen, bevor er den Mut zu reden zusammennahm. "Was...was wird jetzt passieren?" Auch wenn er diese Frage eigentlich nicht stellen wollte, so war die Ungewissheit noch unangenehmer.

Nur langsam wurde Kim klar, daß sie in Schwierigkeiten steckten. In großen Schwierigkeiten. Eigentlich hätten sie ihren Auftrag unauffällig über die Bühne bringen sollen, doch tatsächlich hatten sie sich mehr angestellt wie ein Elefant im Porzellanladen. Es war wohl doch keine so gute Idee gewesen, den Jungen hier im Park anzusprechen...
Doch darüber konnten sie sich später Gedanken machen, denn die Erkenntnis, daß sie hier weg mußten, war nun auch zu ihm durchgedrungen. So schnell er konnte rannte er hinter den anderen her, auch wenn das Feuer noch nicht völlig gelöscht war. Immerhin schien Jason sein Feuer unter Kontrolle gebracht zu haben, denn er hatte aufgehört zu brennen.

Hundert Dinge liefen falsch, und alle stürzten gleichzeitig auf Jasper ein. Tat er dies, blieb jenes ungetan. Hastig drehte er den Kopf nach hinten und sah sich beinahe im Laufen um; Zwei Polizisten liefen auf sie zu, schneller als sie, aber ihr Vorsprung hielt noch. Rasch ließ der Erdyeye eine dünne Staubwolke vom Boden aufschweben und erstickte damit die paar Flämmchen, die noch um Jasons Arme züngelten. Ein paar Kratzer fügte er ihm dabei auch zu, und erschrocken sah Jasper, wie Tränen in den Augen des Jungen aufwallten. Natürlich, schalt er sich, etwas anderes war auch kaum zu erwarten gewesen. Rasch zog er ihn weiter, zwischen die Leute, wo sie halbwegs geschützt vor den Blicken der vergeblich rufenden Polizisten waren.
Rasch beugte er sich zu Jason hinab, um ihn zu beruhigen. Wenn er sich zusammenriss würden sie hier durchkommen.
"Wir verstecken uns. Und wir beschützen dich. Wir sind deine Freunde, glaub mir, und … jeder andere nicht mehr. Deine Eltern schon, wahrscheinlich. Die siehst du bald wieder, vielleicht heute noch."
Er lächelte ihn so aufmunternd an, wie er es zustande brachte, und schob ihn vorsichtig weiter. Sie mussten endlich unauffällig werden, untertauchen, in den einkaufswütigen Massen verschwinden, sie sich durch die Fußgängerzone schoben.
Eine Frau mit besorgtem Blick sprach Jason an, was ihm denn passiert sei; Rasch fiel ihr Jasper ins Wort, Jason sei beim Skating gestürzt, und jetzt brächte er ihn nach Hause. Die Dame gab Ruhe, und mit rasendem Herz kämpfte er sich weiter. Nach den anderen konnte er sich schon gar nicht mehr umsehen. Er wusste, dass Kim ganz in der Nähe war, eben hatte er ihn noch gesehen, und John war ihnen irgendwohin vorausgeeilt.
Nach ein paar Häuserblocks in raschem Schritt beschloss Jasper, dass sie jetzt weit genug weg waren, sich eine Verschnaufpause gönnen konnten. Er wich zur Seite in einen schattigen Hauseingang aus und wartete auf die anderen. Sie mussten sich besprechen – Jasper wusste nicht, wohin, er wusste nicht, wie, und erst recht wusste er nicht, was er mit dem schniefenden Jungen an seiner Seite anfangen sollte. Wenn nur die Polizei noch ein paar Minuten auf sich warten lassen würde …

Johns Ausflug dauerte kürzer als erwartet. Zwar konnte er feststellen dass auch weiterhin etliche Seitengassen abgingen, aber keine von ihnen schien die gewünschte Rettung zu versprechen, sondern lediglich eine endlose Hetzjagd mit der Polizei. Was zugegebenermaßen in seinen Ohren zwar spaßig klang, vermutlich jedoch ein böses Ende finden würde. Schon fuhr er herum und mit beschleunigtem Schritt stoppte er schon bald wieder bei der Gruppe, die sich ja zusätzlich noch in seine Richtung bewegt hatte. Zu seinem Erstaunen hatten sich die Flammen auf dem Körper des Jungen eingedämmt, auch wenn ihm nicht ganz klar war wie sie das geschafft hatten. Erneut schob er seine Sonnenbrille zurecht als er in ihren Rücken einige Polizisten erblickten, die in ihre Uniformen gekleidet auf der Suche zu sein schienen und dabei hektisch die Fußgängerzone durchforsteten. Und so lange wie die Yeyes sich zuvor an dem brennenden Baum aufgehalten hatte, desto sicherer war er sich, dass sie wussten nach was sie zu suchen hatten. Ein wahnwitziger Plan kam ihm in den Sinn, ein solcher wie er nur einem abgedrehten Luftyeye in den Sinn kommen konnte, der noch nicht einmal jetzt den Ernst der Lage anerkennen wollte. "Ich habe eine Idee." sagte er nur, verzichtete auf jegliche Begrüßungsformeln, "Ihr müsst nur rennen, klar? Soweit ihr kommt und dann zurück zum Internat." Er wartete keine Antwort ab, stob einfach in Richtung der näher kommenden Polizisten davon. Möglicherweise war er im Moment kurz davor den dümmsten Fehler in seinem Leben zu begehen, doch das einzige was in diesem Moment durch Johns Adern pumpte war reines Adrenalin. Und eine gewisse Vorfreude. Rumsitzen würde er auch später noch genug können. Wenn sein Plan fehlschlug vielleicht sogar mehr als gedacht. Er atmete ein letztes Mal tief durch, ehe er mit der Schulter voraus in einen der Polizisten krachte, dessen Aufschrei, wenn er auch nicht zu Boden ging, die Aufmerksamkeit seiner Kollegen auf sich zog. John rannte los. So schnell wie selten zuvor in seinem Leben, aber immer darauf bedacht den Abstand zu den Verfolgern so gering zu halten, dass sie in seiner Verfolgung durchaus Sinn sahen. Er bedachte sie mit einigen spottenden Worten und hoffte inständig dass irgendwer schlau genug sein würde aus seiner Dummheit Kapital zu schlagen. Andererseits... ein Erd-Yeye führte die ganze Sache an... womit rechnete er also.

Glücklicherweise hatte Jason seine Flammen größtenteils alleine unter Kontrolle bringen können und wirkte somit nicht mehr wie eine Leuchtfackel. Das war doch mal was Gutes. Als Sora sich mit den anderen in einem schattigen Hauseingang kurz eine Pause gönnte, stieß John wieder zu ihnen. Er schien keinen passenden Fluchtweg gefunden zu haben. Was sollten sie jetzt nur tun? Plötzlich meldete John sich wieder zu Wort und meinte eine Idee zu haben. Der verrückte Luft-Yeye hatte eine Idee? Das konnte ja was werden! Andererseits war sie sehr gespannt, was er sich ausgedacht haben könnte. Wir sollten rennen? Taten wir das nicht schon die ganze Zeit? Doch der Kerl schien nicht darauf erpicht zu sein, Sora und dem Rest der Gruppe seinen Plan auf die Nase zu binden. Gespannt sah sie zu, wie John ohne ein weiteres Wort in Richtung der Polizisten lief und einen der Beiden mit der Schulter anrempelte und wegrannte. Beinahe hätte sie laut losgelacht. Die Situation war einfach zu komisch, wie aus einem schlechten Film! Staunend über diese wahnwitzige Aktion, die aus irgendeinem Grund sogar zu funktionieren schien, blickte sich Sora zu den anderen um. „Was jetzt?“ Ihr war nicht wohl dabei, John einfach so alleine zu lassen, doch andererseits war er eindeutig schneller als die Polizisten und würde wohl kaum Schwierigkeiten damit haben sie abzuschütteln. Und schließlich hatte er sich dafür geopfert, dass sie alle zum Internat zurückkommen konnten. Dennoch gefiel ihr der Gedanke nicht einen Kameraden zurückzulassen. Sora richtete ihren Blick auf Jasper, der ja der Anführer dieser Mission war. Er sollte entscheiden.