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 GQ - [Die MSG]

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Lias
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptyDo 23 Apr 2015, 17:17

"Wie lautete denn das Urteil?", wollte Amun wissen und gab sein Bestes um so zu wirken als wäre er von rechtmäßigem Zorn erfüllt. Durch die Maske klang seine Stimme blechern als er weiter nachfragte: "Ihr habt sie ja wohl nicht laufen gelassen. Bei ihrem Verhalten kann ich mir kaum vorstellen, dass sie hier nicht auch aufgefallen sind. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie das in Erfahrung bringen könnten. Ich möchte nur versichert sein, dass sie eine gerechtfertigte Behandlung bekommen und, so es denn möglich ist, mich dessen persönlich versichern. Als Auserwählter meines Volkes ist das meine Pflicht."
Der Avior machte nicht die geringsten Anstalten von der Schwelle des Tempels zurück zu weichen. Dies war ihre einzige Spur und so schnell würde er sie nicht aufgeben.
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Fellknäuel
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptyFr 24 Apr 2015, 11:23

"Ich weiß es nicht," antwortete Trevin leise. "Yragona sagte, daß hier uralte Magie wirkt... möglicherweise ist Urayos dafür verantwortlich."
Im Grunde glaubte er aber nicht daran. Dieses Wesen mochte fehlgeleitet und, durch seine lange Gefangenschaft unter der Erde, wahnsinnig sein, doch warum sollte er die Toten auferstehen und in den Straßen der Stadt umher wandern lassen - zumal diese auch seine menschlichen Diener aus Kilath gefährden würden.
Möglicherweise hatten die Kleriker der dunklen Fürstin damals die Toten beschworen, um ihre eigenen Reihen für die Schlacht zu stärken. Diese These warf allerdings die unbequeme Frage auf, warum Yragona in all den Jahrtausenden nie etwas getan hatte, um diese armen Seelen zu erlösen... die dunkle Fürstin schwieg jedoch, was Trevins Zweifel weder zerstreute noch bestätigte.
"Was immer es auch ist..." Er sah sich unbehaglich in alle Richtungen um, "ich hoffe, wir werden nicht mehr auf allzuviele von ihnen treffen."

"Ich bedaure, Fremder," erwiderte der Priester höflich, aber bestimmt. "Ich kann Euch keine genauere Auskunft geben. Die Hohepriesterin selbst hat über diese Verbrecher gerichtet, und das Urteil wurde umgehend ausgeführt. Leider wurde es noch nicht offen verkündet, und die Hohepriesterin weilt, wie schon erwähnt, nicht im Tempel. Ihr könnt Euch aber sicher sein, daß die Strafe für diese Leute hart und gerecht ausfallen wird."
Das war nicht die ganze Wahrheit; tatsächlich wußte der Priester, daß die Gefangenen mit einer Truppe Paladine in den Tempel der Yragona aufgebrochen waren; auch wenn er nicht wußte, weshalb. Er durfte diese Information jedoch nicht an Leute außerhalb des Tempels weiter geben, also tat er das auch nicht. Der Priester konnte nicht wissen, daß die Frau, die diesen Avior begleitete, bei der Urteilsverkündung dabei gewesen war und somit ohnehin schon wußte, was mit den Gefangenen geschehen war.
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Grim
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptySa 25 Apr 2015, 10:53

"Bleiben wir wachsam!", pflichtete Aldred dem letzten Wunsch des Assassinen zu und machte, ganz seinem eigenen Rat treu bleibend, keinerlei Anstalten, Waffe und Schild wieder fort zu stecken. Zu wünschen war es ihnen, dass sie nicht noch mehr der Knochenmänner antrafen, aber wie wahrscheinlich war es schon, dass sie ausnahmsweise einmal Glück haben sollten?
"In jedem Fall sollten wir von jetzt an beisammen bleiben", schlug er weiter vor, "Nicht, dass es das nächste mal weniger glimpflich ausgeht, wenn du alleine aufgegriffen wirst, Trevin." Diesmal mochte Trevin Glück gehabt haben, dass seine Begleiter in Rufreichweite und die ihn umzingelnden Gegner träge gewesen waren. Aber es musste kaum gesagt werden, dass sie hier unten ebenso leicht in Situationen geraten konnten, wo dies nicht mehr zutraf. Von jetzt an sollte besser er, Aldred, als der am schwersten gerüstete die Spitze der Gruppe bilden.
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptyMo 27 Apr 2015, 00:04

Als die wandelnden Toten auftauchten, tat Finn, was jeder vernünftige Mensch tun würde. Er suchte sich die nächste Deckung und duckte sich dahinter. In diesem Fall war das ein halb zerfallener Brunnen. Von dort beobachtete er den Kampf mit einer Mischung aus Neugier und Entsetzen. Die Skelette sahen grässlich aus. Das Fleisch war schon lange von den Knochen gerottet und zu Staub geworden, wodurch nur bleiche Knochen mit schlecht passender Rüstung zurückblieben. Diese Knochen wurden nun von einer unsichtbaren Kraft in den Kampf geleitet und trotz der offensichtlichen Einschränkungen, die ein Körper aus Knochen in Bereichen wie Kraft oder Beweglichkeit – im wahrsten Sinne des Wortes – haben sollten, bewegten sie sich wie die Krieger, die sie wahrscheinlich einst waren. Finn hatte noch nie von einem Zauber gelesen, der das tun konnte. Er erinnerte sich an die kriechenden Leichen von Kallaum, diese Magie war aber viel schwächer und die Untoten dort konnten nicht mehr tun, als auf leuchtende Steine zu kriechen.
Deshalb war es nicht nur Erleichterung, die Finn verspürte, als Aldred mit den Schädeln der Untoten kurzen Prozess machte. Sie würden wohl nie erfahren, was hinter diesen Untoten steckte. Finn trat aus seinem Versteck hervor und beugte sich über das nächste Skelett, konnte aber nichts entdecken, was auf einen Zauber hinwies. Die Magie hatte sich mit der Zerstörung des Schädels verflüchtigt. Enttäuscht schloss er sich den anderen an, um weiterzugehen.
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptyMo 27 Apr 2015, 00:16

Die gewusst hätte, was mit den Gefangenen genau geschehen war, wenn sie nicht selbst zu sehr in ihren eigenen Gedanken gewesen wäre, als das Urteil verkündet wurde. Aus genau diesem Grund biss sich Eve nun auch auf die Unterlippe. Selten, ganz selten, war ihre Hingabe an die Göttin und ihr Versuch, diese zu verstehen, leider hinderlich. Dummerweise war dies genau solch eine Situation. Nun, vielleicht konnte sie die Situation dennoch nutzen...
"Verzeiht, aber ich bin dabei gewesen, als der Lichtstrahl die Schuld der beiden Mörder bewiesen hat", griff sie Amun'Raaks Finte auf. "Ich vergaß jedoch, was genau sie über die Bestrafung der Beiden gesagt hat." Sie lächelte Mitleidheischend. "Mein Gedächtnis, versteht Ihr? Im Alter schwächelt es... Aber auch wenn das Urteil noch nicht öffentlich ist, dürfte es doch kein Problem sein, meinem Gedächtnis noch einmal auf die Sprünge zu helfen, nicht wahr?"
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptyMi 29 Apr 2015, 22:10

Von nun an bildete Aldred die Spitze der Gruppe, was Trevin nicht einmal ungelegen kam, da er ohnehin Angriffe aus dem Hinterhalt bevorzugte. Auf ihrem Weg durch die Straßen, Gassen und Hinterhöfe der versunkenen Stadt mußten sie sich noch ein weiteres Mal einer kleinen Gruppe von Skelettkriegern erwehren, aber schließlich traten sie auf einen weitläufigen Platz hinaus, auf dessen gegenüberliegender Seite sie den Tempel der Yragona erblickten. Er war in etwa ebenso groß und wuchtig gebaut wie der Reija-Tempel von Kilath, was Trevin verwunderte. Aber vielleicht hatten die Anhänger der dunklen Fürstin vor zehntausend Jahren noch andere Wertvorstellungen gehabt.
Es war nicht wichtig, also gingen sie auf das Bauwerk zu. Dabei fielen ihnen die Fackeln auf, die den Eingang des Tempels erleuchteten; auch entlang der breiten Straße, die davon weg führte, waren etliche der kleinen Lichtquellen zu sehen. Dies mußte der Weg sein, den die Lichtbeter aus Kilath benutzten.
Als Trevin eine der Fackeln genauer betrachtete, stellte er fest, daß sie scheinbar erst vor kurzem entzündet worden war. "Sieht aus, als wären sie erst vor kurzem hier gewesen," bemerkte er grimmig. "Vielleicht ein paar von ihnen, die stets im Tempel verweilen." Er ließ seinen Blick über den Weg schweifen, der zum Tempel führte, doch die Dunkelheit verwehrte es selbst ihm, frische Fußspuren zu erkennen, so es denn überhaupt welche gab.

Der Priester betrachtete die Frau mit scharfem Blick, und in der Tat glaubte er sie als jene zu erkennen, die in der Gunst Reijas stehen sollte. Er rang einen Moment lang mit sich und entschied dann, daß es wohl ohnehin gleichgültig war, ob diese Fremden es wußten oder nicht.
"Sie wurden von einer Gruppe unserer Paladine zum Tempel der Yragona hier in Kilath gebracht," gab er nun Auskunft, wobei er nur Eve ansprach. "Weshalb genau, und ob sie noch am Leben sind, ist mir allerdings unbekannt."
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptySa 02 Mai 2015, 10:02

Trevins Kommentar ließ Aldred seinen Schild nur noch ein Stück höher heben und seine Schritte – stets um sicheren Stand bedacht – noch langsamer werden als er die Stufen zum Tempel empor und durch die offen stehende Tür hinein trat. Sein Herz raste und sein Atem ging schwer, was nicht allein der Belastung durch das Rüstzeug und die Strapazen der letzten Stunden bedingt war. Was ihm dabei am meisten zu schaffen machte war die Ungewissheit. Schattenmonster, Geister, wandelnde Tote... nach den hinter ihnen liegenden Begegnungen war er bereit, mit allem zu rechnen und immer neue, immer furchtbarere Schrecken zu erwarten. Wären es tatsächlich nur ein paar verirrte Reija-Akolythen, die dort drin auf sie warteten, er hätte sich glücklich geschätzt. Aber er glaubte nicht wirklich daran, dass es dabei bleiben würde. Und dann war da die Dunkelheit. Zwar brannten auch im Inneren des Tempels Fackeln, doch ihr sporadischer Lichtschein reichte nicht aus, um mehr denn ein von langen Schatten durchzogenes Halbdunkel zu schaffen, in dem man vieles immer noch nur mehr erahnen, erkennen konnte. Vorsichtig schritt Aldred vorwärts, jederzeit mit einem Angriff rechnend.
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptySo 03 Mai 2015, 19:37

Sie betraten den Tempel und tasteten sich durch staubige und verfallene Gänge weiter in dessen Inneres. Auch hier waren an den Wänden in regelmäßigen Abständen Fackeln angebracht, und obwohl sie ihn behinderten, verzichtete Trevin darauf, sie zu löschen. Dieses Abenteuer war für seine Gefährten auch so schon nervenaufreibend genug; er mußte es ihnen nicht auch noch zumuten, sich durch völlige Dunkelheit voran zu tasten. Nicht erneut.
Das Innere des Tempels war recht verwirrend angelegt, und scheinbar ohne greifbaren Sinn. Es erinnerte schon fast an einen Irrgarten. Zumindest in diesem Punkt hatten die Erbauer des Tempels also nach Yragonas Philosophie gehandelt, wie Trevin befriedigt feststellte. Für sie war das jedoch ohne Belang, denn die Fackeln wiesen ihnen eindeutig den Weg, und indem sie ihnen folgten, gelangten sie rasch zur großen Altarkammer. Was sie hier fanden, trug in keiner Weise dazu bei, Trevins Zuversicht zu heben.
Der Altarraum war erstaunlich groß, wenn man ihn mit den engen Gängen und Kammern verglich, die sie bisher durchquert hatten, und recht weitläufig obendrein. Die Decke war schon vor Urzeiten eingebrochen, so daß sie hoch über sich die Höhlendecke erkennen konnten. Teile des Bodens waren ebenfalls eingebrochen, so daß eine Handvoll Gruben entstanden waren, deren Boden kaum erkennbar war. In der Mitte des Raumes war eine Erhebung mit dem großen Altar; dort stand eine weißgewandete Gestalt und blickte auf ein großes, mehrfach mannshohes Tor auf der gegenüberliegenden Seite des Altarraums. Links und rechts von der Gestalt schwebten zwei etwa kopfgroße weiße Lichtkugeln, die die Mitte des Raums hell erleuchteten.
Obwohl sie die weißgewandete Priesterin von ihrer Position am Eingang nur von hinten sehen konnten, erkannten sowohl Aldred und Neythani als auch Trevin sie als Cassandra, die Hohepriesterin des Reija-Ordens in Kilath. Ebenfalls deutlich zu erkennen war das halbe Dutzend Paladine, die einen weitläufigen Kreis um den Altar gebildet hatten.
"Verflucht, sie sind uns zuvor gekommen!" flüsterte Trevin und starrte die Hohepriesterin an, die vermutlich gerade das Ritual der Erweckung abhielt. Er hatte sie sofort wieder erkannt, trotz all der Zeit, die seit ihrer letzten Begegnung vergangen war. Obwohl er gehofft hatte, sie nicht unter diesen Umständen treffen zu müssen, schien es nun, als wäre ein Kampf gegen sie unvermeidlich.
Die kleine Gruppe kauerte zwischen einer Handvoll Säulen, die in zwei Reihen den Eingang zum Altarraum säumten. Hier im Schatten konnten die Paladine sie nicht vernünftig erkennen, selbst wenn sie nach ihnen Ausschau halten würden. Noch hatten sie also einen - wenn auch geringen - Vorteil.
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptySo 03 Mai 2015, 20:11

So leise wie möglich verbarg Neythani sich hinter der Säule und linste zu der Hohepriesterin und ihren Paladinen. Die Lichtkugeln blendeten ein wenig ihre Augen, die sich an dieses halbdunkel gewöhnt hatten. "Was machen wir nun?" wandte sie sich flüsternd an die anderen. Sie war sehr besorgt. Kämpfen konnten nur sie, Aldred und Trevin. Finn würde hier zurück bleiben müssen. Aber wenn die Paladine ihn entdeckten, würden sie ihn nur schwer beschützen können.
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptyMo 04 Mai 2015, 08:15

"Das war es dann wohl", kommentierte Aldred flüsternd aus den Schatten von etwas, das wohl einmal eine Chorbank gewesen sein mochte, beim Anblick der sich ihnen darbietenden Szenerie. Gegen eine solche Übermacht brauchten sie nicht einmal versuchen zu kämpfen. Nicht, wenn es sich um Paladine handelte. Wären sie ihnen zahlenmäßig ebenbürtig gewesen, sie hätten einen Überraschungsangriff riskieren können. Aber mit zweien von ihnen auf jeden der ihren war selbst ein solches Unterfangen dem Untergang geweiht. Dies war kein Kampf, den sie zu gewinnen hoffen konnten.
"Was sollen wir tun?", wandte er sich an Trevin, "Willst du der Priesterin einen Bolzen verpassen?" Ein Schuss aus dem Hinterhalt und dann eine überstürzte Flucht in die Schatten dieses Labyrinths, das zumindest mochte ihnen gelingen. Aber würde das ausreichen, um Urayos aufzuhalten oder mochten die Paladine das Ritual vollenden? Aldred wünschte, Amun'Raak wäre hier gewesen. Der Vogelmann war ein fähiger Bogenschütze. Er hätte das Blatt zu ihren Gunsten wenden können. Und sogar über Tristan an seiner Seite wäre er froh gewesen. Aber wenn eines gewiss war, dann, dass sie auf Hilfe hier unten nicht hoffen brauchten.
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptyMo 04 Mai 2015, 12:55

"Sehr gut. Dann führt uns dort hin. Ich werde diese Stadt erst wieder verlassen, wenn ich diese Verbrecher gesehen habe", stellte Amun mit fester Stimme klar. Der Avior streckte den Rücken durch und verschränkte die Arme. Hoffentlich wirkte er damit noch ein wenig königlicher. Gehen würde er jedenfalls nicht. Sie mussten die anderen wieder finden, bevor ihnen noch etwas passierte.
"Ihr werdet dem Auserwählten der Deria nicht in den Weg treten, Landgeher."
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptyMo 04 Mai 2015, 21:28

Die Situation schien wahrlich aussichtslos zu sein, und so sehr Trevin auch überlegte, er kam auf keine andere Idee als die, die Aldred ihm angeboten hatte. Wenn er überraschend angriff, konnte er vielleicht einen oder zwei der Paladine ausschalten, doch dann waren es immer noch deren vier und eine Hohepriesterin, gegen die sie kämpfen mußten. Und gegen zaubernde Gegner hatte er noch nie gerne gekämpft. Vermutlich würde er Cassandra töten können, doch konnte er dann noch Yragona befreien? Würde der Tod der Hohepriesterin Urayos überhaupt aufhalten können, oder würde er dennoch erwachen?
So sehr er ihre Situation auch drehte und wendete, er mußte sich eingestehen, daß es die erfolgversprechendste Alternative war.
"Ich fürchte, wir haben keine andere Wahl, ich sehe keinen anderen Weg," gab er schließlich zu. Er sah prüfend zu der Erhebung mit dem Altar und fragte sich, ob er wohl durch die Schatten dorthin gelangen konnte. Bisher hatte er beleuchtete Bereiche nicht durchqueren können, doch das Mal war auch stetig stärker geworden, je näher er der Göttin gekommen war. Der Stein in seiner Tasche vibrierte so heftig, daß er ihn bereits durch seine Kleidung fühlen konnte.
Er beschloß, den Versuch nicht zu wagen, das Risiko war zu groß. Er war der einzige von ihnen, der Cassandra gefährlich werden konnte, und vermutlich würde ihm nur ein Versuch bleiben. Der mußte um jeden Preis erfolgreich sein.
Er zog seine Armbrust und richtete sie auf die weißgewandete Frau, hielt inne, senkte die Waffe wieder. "Ich muß näher ran," wisperte er und deutete auf die Tür. "Haltet euch bereit und rennt los, sobald ihr den Schuß hört!" Er verschwand in den Schatten und suchte sich eine bessere Position, die näher an seinem Ziel lag. Es lagen diverse Trümmerstücke im Altarraum herum, die wohl noch vom Einsturz der Decke stammten; einige sahen aus, als würden sie ihm genug Deckung bieten, damit er nicht sofort gesehen wurde. Er suchte sich eines aus, das relativ nahe am Altar lag, und kehrte auf die materielle Ebene zurück, um mit seiner Armbrust die Hohepriesterin anzuvisieren, die er nun von schräg vorne betrachten konnte.
Ihr Gesicht kam ihm immer noch so schön vor wie damals, als er ihr und Kilath den Rücken gekehrt hatte, um die Welt zu bereisen. Oft hatte er sich vorgestellt, wie er sie noch einmal wieder treffen, mit ihr sprechen und dabei in ihre Augen blicken würde. Nie hatte er sich vorgestellt, daß es einmal so enden würde. Er spürte einen Stich in sein Herz, als er die Armbrust auf ihre Brust richtete.
"Leb wohl, Cassie," flüsterte er. Und dann explodierten mehrere Lichtkugeln, und die ganze Halle wurde in helles Licht getaucht, so daß er geblendet die Augen schloß und die Waffe unwillkürlich senkte.
"Willkommen, Günstlinge Yragonas!" hörte er Cassandra rufen. "Willkommen zur Rückkehr der allmächtigen Göttin Reija... und eurem Ende!"
Entsetzt beobachtete er, wie sich drei der Paladine auf seine Position zubewegten - langsam und ohne Hast, denn sie waren ja eindeutig im Vorteil - und die anderen drei auf den Eingang. Und ihm wurde bewußt, daß sie direkt in eine Falle gelaufen waren.

Mit seiner arroganten Haltung erreichte Amun nur, daß die des Priesters distanziert wurde.
"Dazu bin ich nicht befugt," erwiderte der mit kühler Höflichkeit. "Einzig und allein die Hohepriesterin kann darüber entscheiden! Ihr werdet auf sie warten müssen, um ihr Eure Bitte erneut vorzutragen."
Ebenso wie der Avior hatte auch der Priester nicht vor, auch nur einen Zoll von seiner Einstellung abzuweichen.
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptyDi 05 Mai 2015, 22:08

Grelles Licht flammte auf, ein krasser Gegensatz zu dem allgegenwärtigen Halbdunkel, das zuvor in der Halle und – wenn Aldred es recht bedachte – den ganzen Tunneln und Höhlen, durch die sie seit einer gefühlten Ewigkeit streiften, geherrscht hatte. Es war das erste wirkliche Licht seit der Zauber der Hohepriesterin ihn beim Verhör in Reijas Tempel getroffen hatte und es rief schmerzhafte Erinnerungen hervor. Wie ein geschlagener Hund zuckte Aldred zusammen, wich intuitiv vor dem Licht zurück und dies nicht allein, weil er geblendet war.
Viel Zeit, sich den schmerzhaften, aufsteigenden Erinnerungen hinzugeben, blieb Aldred jedoch nicht. Drei Paladine hielten mit blank gezogenen Klingen auf sie zu und sie mussten rasch handeln. Kämpfen oder fliehen und Trevin zurück lassen? Der Assassine selbst hatte gesagt, dass sie verschwinden sollten, sobald er geschossen hatte. Aber er hatte noch nicht geschossen. Und er hätte ihnen nicht aufgetragen, den Schuss abzuwarten, wenn er nicht im Notfall auf ihre Hilfe gebaut hätte. Ihn zurück zu lassen widerstrebte Aldred zutiefst. Andererseits war ihm nur zu bewusst, dass sie diesen Kampf nicht gewinnen konnten. Nicht gegen drei Paladine, die sich ihrer Anwesenheit nur zu wohl bewusst waren. Aber wenn sie nun flohen und die Hohepriesterin diesen Urayos zurück auf die Welt holte, hieß das nicht nur, dass sie lediglich ein wenig später sterben würden? Und sie hatten sich schon früher unüberwindbaren Übermachten in den Weg gestellt. Erinnerungen an den Überfall auf dem niedergebrannten Hof, die Belagerung des namenlosen Dorfes in den Ebenen und den Kampf gegen den Schattenwächter kamen in Aldred hoch. Sie waren nicht geflohen. Und sie hatten überlebt.
"Finn?", wandte er sich an das jüngste Mitglied ihrer Gruppe, während er mit bebender Hand nach seinem Hammer griff, "Wenn du noch ein Ass im Ärmel hast: jetzt wäre der richtige Zeitpunkt dafür!"
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Vicati
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptyDi 05 Mai 2015, 23:42

Nach mehreren weiteren Angriffen, bei denen Finn immer wieder Deckung suchte oder vor den Untoten wegrennen mussten, erreichten sie endlich den Tempel im Herzen der Stadt. Doch dort erwartete sie eine weitere Überraschung. Die Hohepriesterin führte ihr Ritual bereits aus. Und noch schlimmer, sie hatte sie bereits bemerkt und hetzte ihre Krieger auf sie, während ein Lichtzauber sie alle zurücktaumeln liess. Mit gezogenen Schwertern stürmten sie auf die Gruppe zu, Aldred zog seinen Hammer und rief etwas, das Finn nicht verstand. Aber er erkannte, dass die Situation aussichtslos war. Die Paladine waren in der Überzahl, besser ausgerüstet und ausgebildet und sie hatten ihren einzigen Vorteil verloren. Nun konnten sie nicht einmal mehr fliehen, die Paladine waren zu nahe. Nach allem, was passiert war, würden sie nun sterben.
Schneeflocken tanzten durch die Luft und Finns Atem gefror in der Luft, als er mühsam ausatmete. Er erstarrte. Aber er war nicht der einzige, der erstarrte. Der ganze Raum war plötzlich stehen geblieben, als wären sie alle eingefroren. Finn starrte den Paladin an, der wenige Schritte vor ihm in vollem Lauf erstarrt war, mit dem Schwert bereits ausholend, um den Jungen niederzustrecken. Sein Ende war nur wenige Momente weg, durch diesen… Zauber? auf mehr Momente gestreckt.
Plötzlich spürte er, wie Finger von hinten über seine Wange strichen. Kalte Lippen glitten über sein Ohr hinweg und flüsterten Worte. Worte, die so klar und zugleich beissend wie Eis waren und ein Frösteln aus Angst und Wunder über seinen Körper schickten
„Mein Auserwählter. So jung, zu jung. Aber du trägst mein Zeichen in dir und ich habe dich ausgewählt. Ich wähle meine Auserwählten immer mit Bedacht, Finn. Du trägst etwas in dir, das dich als besonders, als einzigartig markierte, bevor du geboren wurdest. Ich kann dir ein weiteres Geschenk machen, ein Geschenk, das mit einer schweren Bürde kommt. Du kannst sie tragen, aber willst du sie, mein kleiner Auserwählter? Wirst du das sein, Finn?“
Finn konnte sich nicht regen, er konnte nicht antworten. Aber der Gedanke schien Antwort genug zu sein. Die Finger, die sein Gesicht gestreichelt hatte, zogen sich zurück und die Lippen verschwanden von seinem Ohr, um ihm einen Kuss auf die rechte Schläfe zu drücken. Linien aus Kälte erblühten aus dieser Stelle und schossen über sein Gesicht, wanden sich um seine Augen. Finns Gedanken, von Angst, Schrecken und Bewunderung beherrscht, verschwanden und wurden von einem Bewusstsein ersetzt, das klar und scharf wie Eis sah. Zum ersten Mal in seinem Leben sah er wirklich. Er sah die Paladine, er sah ihre Waffen und Rüstungen und wo diese ineinander übergingen. Wo eine Rüstung eine Delle hatte und eines der Schwerter eine Kerbe. Er sah, wie viele Schritte die Paladine voneinander und von seinen Verbündeten entfernt standen. Er sah Gruben und die Trümmer am Boden und der zerschmetterte Boden unter den Füssen ihrer Gegner. Und er sah einen Weg, das alles zu verknüpfen.
Ein Gedanke formte sich in Finns Kopf und innerhalb eines einzigen Momentes nahm ein Plan Gestalt an. Im nächsten Moment endete die Vision und alles kam wieder in Bewegung. Einige verlorene Schneeflocken taumelten noch durch die Luft und Linien aus weissblauem Licht wanden sich wie eine Maske um Finns Augen, wobei sie immer wieder Formen wie Schneekristalle und Eiszapfen bildeten. Finn verschwendete keine Zeit. Das Schwert des Paladins schwang auf ihn zu, er hatte keine Zeit, ein Wort zu sagen. Stattdessen griff er tief in sein Inneres, an Trümmern von Wällen und verlorenen Erinnerungen vorbei, tief in einen See aus Macht. Diesen goss er in eine Form in seinen Gedanken und stiess die Form nach aussen, um Realität zu werden.
Die Temperatur im Tempel fiel um mehrere Grade und Eis spross vor Finns Füssen. Es wuchs am Körper des Paladins hoch und hielt sein Schwert kurz vor Finns Kopf auf. Ein Zapfen spross aus der Seite und fand sein Ziel in einer Lücke zwischen Helm und Panzer des Paladins. Das Eis speerte seinen Hals und trat am anderen Ende wieder aus, wo das Eis eine scharfe Biegung machte und auf den Paladin zuschoss, der auf Aldred zusteuerte. Gleichzeitig wuchs das Eis zu Finns Füssen über den Boden hinweg und als der Paladin darauf trat und ausrutschte, traf der Eiszapfen in der Luft auf sein Schwert und auf die Kerbe dort. Das Eis zersprang zusammen mit dem Schwert und der Paladin erstach sich während seines Falles selbst mit seiner zerbrochenen Klinge. Die Spitze des Schwertes segelte durch die Luft und bohrte sich durch das Visier des dritten Paladins in dessen Auge. Das Eis wanderte weiter über den Boden auf die drei Paladine bei Trevin zu. Es wuchs zu kalten Dornen heran, die über die drei überraschten Kämpfer hinwegschwemmten. Dann machten alle Spitzen aus Eis abrupt kehrt und schossen auf das letzte Ziel, die Hohepriesterin zu. Dort trafen sie auf etwas, was Finn nicht gesehen hatte. Ein Schild aus Licht zerschmetterte das Eis und liess die Hohepriesterin unverletzt zurück.
Damit kam der Zauber abrupt zu Ende. Finn blinzelte, als wäre er aus einem Traum ausgewacht und bis auf die dichtesten Stellen, die ihr Gewicht selbst tragen konnten, bracht das Gewirr aus Eis zusammen und zerschellte am Boden. Die Linien um Finns Augen zogen sich zurück und liessen nur ein verschlungenes, hellblaues Zeichen auf Finns Schläfe zurück. Der Junge wackelte und kippte dann einfach um. Er hatte getan, was er konnte. Vor seinen Augen wurde es schwarz.
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptyMi 06 Mai 2015, 15:13

Zeit, die Armbrust weg zu stecken blieb ihm nicht mehr - er ließ die Waffe einfach fallen und zog sein Schwert. Jedoch bezweifelte Trevin, daß ihm die Waffe viel bringen würde, denn sein rechtes Handgelenk schmerzte noch immer, worunter seine Präzision merklich litt. Unter diesen Bedingungen war selbst ein Kampf gegen einen der Paladine eine extreme Herausforderung; gegen drei von ihnen mußte er zwangsläufig unterliegen. Dennoch hatte er nicht vor, aufzugeben.
Er stellte sich dem ersten der Gegner und wehrte einen heftigen Schlag mit seiner eigenen Klinge ab. Bereits dieser erste Angriff prellte ihm die Waffe aus der Hand, und sie landete einige Meter neben ihm auf dem Boden. Mit einem lautlosen Fluch auf den Lippen rollte er seitlich weg und entging so einem weiteren Hieb.
Die Schattenkralle, die ihm Yragona verliehen hatte, kam ihm in den Sinn, und nahezu im selben Moment erschienen die dünnen Linien purer Schwärze an seiner linken Hand. Laute Schreie von der Tür her lenkten seine Aufmerksamkeit ab - hatten die anderen Paladine seine Gefährten erwischt? War Aldred...?
Ein rascher Blick zum Eingang hin verriet ihm, daß das nicht der Fall war. Fassungslos beobachtete Trevin, wie ein Zauber unbekannten Ursprungs - er vermutete jedoch richtig, daß Finn etwas damit zu tun haben mußte - drei der gepanzerten Krieger tötete und anschließend auf die anderen zustrebte.
Er wußte nicht recht, was da passierte, aber das Eis, das über den Boden heran jagte, bewegte sich in seltsamen Windungen um die drei Kämpfer herum, um dann Cassandra entgegen zu streben. Das Eis zerbarst, als es auch dort auf ein unsichtbares Hindernis traf, und einen Moment später zerbrach auch die Barriere, die die Hohepriesterin geschützt hatte - ebenso wie jene, die die Paladine umgeben hatten.
"Sie haben einen Zauberer!" schrie einer der überlebenden Kämpfer, und er stürmte in Richtung Eingang, um den bewußtlos gewordenen Finn auszuschalten. Die anderen beiden waren unschlüssig, ob sie ihm folgen sollten, und diesen Moment der Unentschlossenheit nutzte Trevin aus. Er sprang auf seinen ersten Gegner zu, tauchte unter dessen erschrockenem Konter hindurch und ließ die Schattenkralle durch seinen Körper hindurch gleiten.
Die Wirkung war überwältigend - augenblicklich begannen die Bewegungen des Mannes zu erlahmen, und Trevin spürte, wie sein Bewußtsein aus seinem Körper heraus und in den Geist seines Feindes hinein gesogen wurde. Ein verwirrendes Chaos aus wirbelnden Farben, Geräuschen und Gefühlen umgab ihn, und Gedankenfetzen rasten an ihm vorbei, während er durch die schier unendliche Weite jagte. Da waren Gespräche mit Kameraden, Patrouillengänge durch Kilath, und sogar Kämpfe gegen die Schergen der schwarzen Heerschar.
Es wurde zunehmend finsterer um ihn herum, und die Farben verblaßten, als er dem Unterbewußtsein des Paladins zustrebte. Hier waren all die geheimen Ängste, Wünsche und Sehnsüchte verborgen, die den Mann beschäftigten. Schließlich verlangsamte sich Trevins Fall, und er sah sich in einem seltsam surreal wirkenden Garten wieder. Eine Frau und ein Mann saßen auf einer Bank vor einem Haus - irgendetwas sagte ihm, daß der Mann dieser Paladin war - und beobachteten mit glücklichen Mienen einen kleinen Jungen, der fröhlich im Garten herum tollte.
Trevin erinnerte sich daran, was Yragona ihm über Urayos erzählt hatte - daß der gefallene Avatar Reijas die Menschen mit ihren geheimsten Wünschen kontrollierte. War dies der Wunsch dieses Paladins? Eine eigene Familie zu gründen?
Er spürte, wie er aus dieser Umgebung heraus gerissen wurde, und wie er mit phantastischer Geschwindigkeit wieder aus dem Geist des Mannes herausgerissen wurde. Er fand sich in der Altarkammer des Yragona-Tempels von Yuur'lith wieder, vor sich den Paladin, der sichtlich Mühe hatte, sich auf den Füßen zu halten. Durch das Helmvisier konnte er dessen Augen erkennen, und die maßlose Verwirrung darin.
Einen kurzen Moment lang überlegte Trevin, ob er die Gelegenheit nutzen und den Mann töten sollte, doch dann war der andere Paladin, der zurückgeblieben war, heran und drang auf ihn ein, seinen Kameraden achtlos zur Seite stoßend, so daß dieser zu Boden stürzte.
Die Abwehr des Kriegers war stark, Trevin konnte nur zurückweichen, ohne nahe genug an seinen Gegner heran zu kommen, um die Schattenkralle zu benutzen. Sein Blick fiel auf den Boden, und auf die Schatten, die der Mann warf, durch die Lichtkugeln von mehreren Seiten beleuchtet. Der Dieb überlegte nicht, er handelte instinktiv. Er trat in den Schatten des Paladins und verschwand augenblicklich - um im Rücken seines Gegners wieder aufzutauchen.
Wieder fand Yragonas Waffe ihr Ziel, wieder wurde Trevin in den Geist seines Gegners gesogen, bis hinab in dessen Unterbewußtsein. Er sah den Mann auf einer Hügelkuppe stehen, hoch zu Roß und in eine prächtige Rüstung gehüllt, umgeben von hunderten, wenn nicht tausenden Soldaten. Und während er Befehle brüllte, zogen die Soldaten, Kompanie um Kompanie, eifrig in die Schlacht gegen ein feindliches Heer, das am Horizont heraufzog. War das der geheime Traum dieses Paladins? General zu sein und seine Truppen in eine Schlacht zu führen?
Sogleich fand er sich im Tempel der versunkenen Stadt wieder, vor sich den gepanzerten Krieger, der ebenso benommen zu sein schien wie sein Kamerad kurz zuvor. Trevin sah sich rasch um; ein Paladin war noch übrig, in einen Kampf mit Aldred und Neythani verwickelt. Und da war Cassandra, die noch immer das Ritual durchführte.
"Töte die Hohepriesterin, Streiter!" hörte er die Stimme der Göttin in seinem Geist, und sie kam ihm so drängend vor wie noch nie zuvor. "Beende ihr Leben - jetzt!"
Trevin war der Ansicht, daß seine Gefährten ihren Gegner wohl alleine bezwingen konnten, trat in den Schatten des Paladins, und erschien einen Moment im Rücken der Hohepriesterin. Ihre Barriere war gefallen, ihre Roben würden ihm keinen Widerstand leisten. Er zückte seinen Dolch, um die Sache zu beenden.


Zuletzt von Fellknäuel am Do 07 Mai 2015, 19:42 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptyMi 06 Mai 2015, 19:08

Erschrocken und geblendet kauerte Neythani hinter ihrer Säule. Von den Geräuschen her konnte sie wahrnehmen, das Finn und Aldred in ihrer nähe waren. Sie konnte hören, das die Paladine stehen geblieben waren, das leise knistern von sich bildendem eis und noch andere Geräusche. Dann hörte sie, wie Finn zu boden fiel und wie ein Paladin in Finns Richtung lief. Allmählich konnte sie wieder sehen. Flackernde pünktchen tanzten vor ihren Augen, doch sie konnte Aldred erkennen, der immer noch da stand und scheinbar überlegte, was er tun sollte. Leider war sie noch zu benommen, um zu helfen.
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptyDo 07 Mai 2015, 18:55

Aldred hatte – allen gegenteiligen Beteuerungen des Jungen zum Trotz – nie daran gezweifelt, dass in Finn ein mächtiges Potential schlummerte. Dass er Magie wirken konnte, wenn er es denn nur wollte, ganz gleich was irgendwelche Käuze in der Akademie von E'jin behaupten mochten. Dass Finn sie in der jetzigen Situation allerdings retten würde – erneut retten würde! – daran hatte er bestenfalls halbherzig geglaubt. Er hatte im Grunde bereits mit seinem Leben abgeschlossen, damit gerechnet, dass dies das Ende sein würde. Umso fassungsloser war er, als Finn es tatsächlich schaffte, die gewaltigen Kräfte aus seinem Inneren hervor zu rufen und erneut das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden. Mit einem mal schien es wieder möglich zu sein, dass sie das Tageslicht noch einmal zu Gesicht bekamen. Die Zahlen waren nun auf ihrer Seite. Aber welchen Preis hatte der Junge dafür gezahlt? Nach dem Verebben des Zaubers war auch er selbst leblos zu Boden gesackt, ob tot oder nur bewusstlos, das hätte der Schmied nicht zu sagen vermocht. Aber er wusste genau, dass er den kleinen Zauberer nicht im Stich lassen würde. Er verdankte Finn sein Leben. Er würde nicht zulassen, dass dem Jungen etwas geschah! Ohne zu zögern stellte er sich dem anstürmenden Paladin in den Weg. Der Mann mochte ausgeruhter, erfahrener und besser ausgebildet sein. Aber Aldred trug eine schwere Rüstung, einen massigen Schild. Und er hatte Neythani an seiner Seite. Er musste den Mann nicht töten. Er musste ihn nur aufhalten. Mit erhobenem Schild, gar nicht auch nur daran denkend, den Hammer zum Schlag zu heben und durch einen Angriff seine Deckung zu öffnen, blockte er die Hiebe des Paladins ab. Die Zeit war in diesem Kampf auf ihrer Seite.
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptyDo 07 Mai 2015, 22:56

Dickköpfe.
Eve konnte sich gerade noch verkneifen, das Gesicht zu verziehen.
Stattdessen lächelte sie die Wache freundlich an.
"Die Göttin hat mich gesegnet und mich anschließend zu diesem Herrn geführt. Ich bin mir sicher, es war ihr Wunsch, das diesem Herrn Gerechtigkeit widerfährt und er weiß, was mit den Frevlern geschieht. Ich bitte Euch daher, uns zu dem Tempel zu führen, oder uns wenigstens den Weg zu weisen, damit wir selber dorthin finden können."
Sie versuchte nun, den Vorteil, den Zyn ihr gewährt hatte, voll auszuspielen. Es würde die Anderen sicher beeindrucken, wenn sie sich für sie einsetzte und sie leichter für die wahren Götter empfänglich machen.
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptyFr 08 Mai 2015, 23:52

"Der Tempel ist Sperrgebiet," erwiderte der Priester, nach wie vor in höflichem Tonfall. Wenn er ungeduldig wurde, ließ er sich das nicht anmerken. "Niemand darf ihn betreten, außer mit Erlaubnis der Hohepriesterin!"
Unvermittelt wurde sein Gesichtsausdruck mißtrauisch. "Warum liegt euch eigentlich so viel an diesen Gefangenen? Was habt ihr mit ihnen zu schaffen?"
Erstmals betrachtete er die Gruppe genauer, mit der er es zu tun hatte; ein augenscheinlich verletzter Avior, der schon Mühe zu haben schien, sich auf den Beinen zu halten, eine ältere Frau, bewaffnet und gerüstet, ein Kämpfer und ein Junge, der nicht den Eindruck machte, auch nur einen Dolch richtig halten zu können.
Der Priester konnte sich kaum vorstellen, daß die Fremden handgreiflich werden würden, dazu gab es zu viele Wachen in der Nähe. Aber etwas Vorsicht konnte ja nie schaden.
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptySa 09 Mai 2015, 11:35

Zeckker seufzte leise und setzte sich auf den Treppenabsatz, weil seine Füsse wehtaten.
Das konnte seiner Meinung nach wohl noch länger dauern, wenn weder die eine noch die andere Seite weichen wollte und beide weiterhin so stur blieben. War ja schon traurig für die, wenn ihre Freunde anscheinend verurteilt waren und sie nichts daran ändern konnten. Aber wie lange war das nun her? Eine Stunde oder länger? Wahrscheinlich waren sie sowieso schon tot.
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptySa 09 Mai 2015, 23:42

Gerade als er sie niederstechen wollte, drehte sie sich zu ihm herum, ein triumphierendes Funkeln in den Augen, und er zögerte.
"Ihr seid zu spät, das Ritual ist vollendet!" rief sie euphorisch. "Der Übergang ist geöffnet, und Reija wird diese Welt nun betreten!"
Als er in diese Augen sah, konnte er die Bewegung nicht zu Ende führen. Stattdessen ließ er den Dolch fallen, packte sie und zerrte sie an sich, und ließ die Schattenkralle durch ihren Körper gleiten. Cassandra keuchte erschrocken auf, und Trevin wurde in ihr Bewußtsein gezogen.
Dieses Mal war es ganz anders als bei den beiden Paladinen, denn diese Person kannte er seit seiner frühesten Kindheit, als sie beide auf den Straßen Kilaths gespielt hatten. Vielleicht war es Zufall, vielleicht aber auch nicht - jede Erinnerung, die er nun passierte, hatte mit ihm zu tun.
Er sah, wie sie beide Äpfel aus Ygnaz' Garten stahlen, wie sie im Park zusammen spielten, und wie sie durch die labyrinthischen Gassen der Altstadt streiften. Und er sah ihrer beider letztes Zusammentreffen, als er ihr verkündete, Kilath verlassen zu wollen, und ihr anschließend den Rücken zu kehrte, ihre traurigen Blicke ignorierend. Wo die vorigen Erinnerungen bunt und farbenfroh gewirkt hatten, so präsentierte sich diese düster und grau.
Trevin erinnerte sich daran, daß er Cassandra immer sehr gern gehabt hatte, und natürlich war ihm klar gewesen, daß sie ihn auch gemocht hatte. Aber sie lieben - das war nicht mit seiner Philosophie vereinbar gewesen. Es war zu einfach gewesen. Zwei Kinder, die als Nachbarn aufwuchsen, erwachsen wurden und sich verliebten? Trevin hatte schon damals zu sehr unter dem Einfluß der Lehren Yragonas gestanden, um dieses Geschenk annehmen zu können. Er hatte ihm mißtraut und es daher abgelehnt. War sich sicher gewesen, daß es da draußen noch etwas anderes für ihn geben mußte, das darauf wartete, daß er es sich holte.
Und so hatte er sie verlassen, und sich auf die Suche gemacht. Erst jetzt, als er diese Erinnerung sah, wurde ihm klar, wie sehr sie dieser Abschied tatsächlich geschmerzt hatte.
Die nächsten Gedanken hatten kaum noch etwas mit ihm zu tun; sie konzentrierten sich auf ihren Werdegang im Tempel der Reija und ihre anschließende Priesterweihe, und auf die Auswirkungen, die ihr Status für sie gehabt hatte. Und dann die Geschehnisse im letzten Jahr, als sie, durch seltsame Träume geführt, den Weg in die versunkene Stadt gefunden und diesen Tempel entdeckt hatte, und die Stimme ihrer Göttin, die hier zu ihr gesprochen hatte. Ihre Weihe zur Hohepriesterin und die Machtübernahme des Reija-Ordens über Kilath. Und dann erreichte Trevin ihr Unterbewußtsein.
Tiefer und tiefer tauchte er in diesen Bereich ein, und bald bewegte er sich durch vollständige Schwärze, die er kaum noch zu durchdringen vermochte. Nur hier und da blitzte ein Gedanke auf; Angst vor der schwarzen Heerschar, die Vorfreude auf Reijas Ankunft in Rutha. Und eine sehr surreal wirkende Szene, wie sie hinter einer verhüllten Gestalt her eilte, die sie doch nicht einzuholen vermochte, wie sehr sie sich auch anstrengte.
Seine Reise durch Cassandras Unterbewußtsein endete schließlich, und er identifizierte die Umgebung, die er nun sah, nahezu sofort als den Stadtpark von Kilath. Er stand auf einem kleinen Hügel, direkt unterhalb einer Trauerweide, unter der sie oft zusammen gesessen hatten. Nun sah er dort Cassandra stehen, zusammen mit der verhüllten Gestalt, die endlich stehengeblieben war und sich ihr zu gewandt hatte. Die beiden zogen einander in die Arme, und dann küßten sie sich tief und innig.
Trevin trat langsam näher und sah dabei in das Gesicht der weißgewandeten Frau, das ausgesprochen glücklich wirkte. Er umrundete das Paar und erkannte dann das Gesicht der verhüllten Gestalt.
Es war sein eigenes.
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitzschlag, und ihre Schockwirkung riß ihn in die Realität zurück, in den Altarraum des Tempels von Yuur'lith. Sein Blick fiel auf die Frau, die er immer noch in seinem Griff hielt, und nun, nachdem er diesen Blick in ihr Unterbewußtsein getan hatte, das in dieser Hinsicht dem seinen exakt entsprach, verleugnete er seine Gefühle nicht länger. Welche Ironie, daß er erst mehr als ein Jahrzehnt die Welt hatte bereisen müssen, um festzustellen, daß er seine Kindheitsfreundin liebte... Yragona hätte zweifellos ihre Freude daran gehabt.
Der Gedanke an die dunkle Fürstin erinnerte ihn nachhaltig daran, daß sie hier noch längst nicht fertig waren. Cassandra drehte sich zu ihm herum, und erst jetzt glomm Erkennen in ihren Augen auf, als sie ihn betrachtete.
"Trevin?" fragte sie unsicher, "was... ist geschehen, wie kommst du..." Und dann erinnerte sie sich an die Geschehnisse der jüngsten Zeit, und sie fuhr zu der großen Pforte herum, die sich bereits fast zur Hälfte geöffnet hatte. Im Schatten dahinter konnte man etwas vage erkennen; etwas großes, unheilverkündendes. Trevin erahnte es mehr, als daß er es sah, aber es reichte, um ihm kalte Schauer über den Rücken zu jagen.
"In Reijas Namen, was... habe ich getan..." murmelte sie, mit vor Grauen bebender Stimme.
Trevin riß seinen Blick mühsam von dem sich langsam öffnenden Tor los und entdeckte vor ihnen auf dem Altar eine etwa kopfgroße Kugel von alles aufsaugender Schwärze, die auf einem Kupfergestell ruhte. Der schwarze Stein in seiner Tasche schien vor Begierde zu vibrieren, so schien es ihm. Er zog ihn aus der Tasche und streckte die Hand nach der Kugel aus.

Der Paladin hatte unterdessen aufgegeben, Aldreds Deckung mit bloßer Gewalt durchdringen zu wollen, erst recht, nachdem er Cassandras Worte in seinem Rücken vernommen hatte. Stattdessen beschränkte er sich nun darauf, die Abwehr seines Gegners zu studieren und zuzuschlagen, wenn er eine Chance zu sehen glaubte, sie durchbrechen zu können.
Er lächelte siegesgewiß, doch dieses Lächeln gefror ihm auf den Lippen, als er die Hohepriesterin vor Entsetzen schrill aufkreischen hörte. Alarmiert wirbelte er herum, gar nicht realisierend, daß er damit seine Deckung ignorierte. Er riß Augen und Mund weit auf; beinahe hätte er vor Schreck sein Schwert fallen lassen. "In Reijas Namen, was ist DAS?!" keuchte er voller Unglauben.

Das große Tor hatte sich geöffnet, Trevins schlimmste Befürchtungen waren wahr geworden. Urayos war hindurch getreten und stand in voller Lebensgröße vor ihnen.
Einst hatte Reijas Avatar zweifellos einen prachtvollen und edlen Anblick geboten, doch Jahrtausende der Gefangenschaft an diesem lichtverlassenen Ort hatten ihn zu einer Kreatur werden lassen, die geradewegs einem düsteren Alptraum entsprungen zu sein schien. Urayos war mindestens so groß wie vier ausgewachsene Männer, und er erinnerte an einen aufrecht gehenden Löwenmenschen, der ein Paar Adlerschwingen auf seinem Rücken trug. Doch das Fell zeigte nur noch an wenigen Stellen Spuren von dem goldenen Braun, das einstmals vorgeherrscht hatte; zumeist war es borstig und schwarz, und an vielen Stellen war es ganz ausgefallen, so daß schwarze vernarbte Haut darunter zum Vorschein gekommen war, die hier und da von eitrigen Geschwüren und Abszessen bedeckt war. Die Schwingen waren schwarz und zerfleddert, und dort, wo sich einst das rechte Auge befunden hatte, war nun eine zernarbte, hornige Fläche zu sehen. Das verbliebene Auge stellte einen solch blinden und überwältigenden Zorn zur Schau, daß Trevin unwillkürlich einen Schritt zurück trat.
Die Kreatur öffnete ihr Maul, wobei sie zwei Reihen scharfer Zähne entblößte, die mächtig genug schienen, um einen ausgewachsenen Mann mühelos in zwei Hälften zu teilen, und stieß ein markerschütterndes Brüllen aus, das - so kam es Trevin vor - noch im hintersten Winkel von Yuur'lith zu hören sein mußte.
Dann tat Urayos einen großen, unsicheren Schritt durch die Tür hindurch, und trat endgültig aus der Kammer heraus, in der er die letzten hundert Jahre geschlafen hatte.
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptySo 10 Mai 2015, 12:43

Als der Paladin herum fuhr sah Aldred, zu sehr auf seinen eigenen Gegner konzentriert, als dass er dem Kampf zwischen Trevin und der Hohepriesterin große Beachtung geschenkt hätte, seine Chance gekommen. Mit einem Ausfallschritt setzte er dem Paladin nach, schob seinen Schild nach vorne um seinen Hieb zu decken und ließ den Hammer von oben herab fahren. Mitten in der Bewegung gewahrte dann jedoch auch er, was unmöglich zu übersehen war: die riesenhafte, grauenvolle Gestalt, die durch den Riss den Raum betrat. Und diesmal reagierte Aldred rasch. Augenblicklich war ihm klar, dass die Diener Reijas ab diesem Moment nicht mehr ihre Gegner sein konnten. Mit einem brutalen Ruck riss er den Hammer aus seiner Bahn, lenkte den Schlag um, sodass er harmlos an dem noch immer völlig überrumpelten Paladin vorbei ging. Ihn selbst brachte dies freilich aus dem Gleichgewicht, doch es dauerte nur einige Herzschläge bis er sich, taumelnd Distanz zu dem Paladin suchend, wieder gefangen hatte.
Und da standen sie nun: Auge in Auge einem Schrecken gegenüber, wie er nur einem Albtraum entsprungen sein konnte. Doch merkwürdigerweise empfand Aldred keinen Funken von Furcht. Vielleicht war es das Adrenalin, das in seinen Adern pulste, vielleicht auch einfach die Tatsache, dass er sich mit dem Ende bereits abgefunden hatte, doch die Präsenz des Wesens schüchterte ihn nicht ein. Flucht war hier keine Option mehr. Wenn sie leben wollten, dann mussten sie kämpfen. Ganz gleich wie schlecht ihre Chancen stehen mochten. Fünf Paladine lagen tot oder bewusstlos am Boden, ebenso reglos wie Finn, den die Entfesselung seiner Kräfte all seiner Kräfte beraubt zu haben schien. Neythani kauerte noch immer Schutz suchend hinter einer Säule. Blieben noch Trevin, die Hohepriesterin und ein Paladin. Und er. Ein trauriges Grüppchen. Und ihnen allen war er, Aldred, wohl am wenigsten von Nutzen gegen dieses Untier. Er war nur ein Schmied, kein Kämpfer, kein Zauberer. Aber es gab eines, das er tun konnte. Im raschen Takt seines Herzes begann Aldred, mit dem Hammer gegen seinen Schild zu trommeln um die Urayos' Aufmerksamkeit zu erregen.
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptyMo 11 Mai 2015, 13:03

Nachdem Neythanis Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, passierten noch mehr beängstigende Dinge. Ein riesiges Ungetüm stand mitten im Raum und brüllte laut herum. Aldred stand dort und versuchte die aufmerksamkeit des wesens auf sich zu ziehen während der Rest anscheinend völlig erstarrt im raum stand und dieses wesen anstarrte. Neythani griff nach ihrem schwert und obwohl sie todesangst hatte und am liebsten das heil in der flucht gesucht hätte, wusste sie, das sie Aldred und die anderen nicht im stich lassen konnte. Wenn sie schon sterben sollte, dann wollte sie es aufrecht und im kampf tun. Wie es einer Kriegerin ihres Stammes gebührte.
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptyDi 12 Mai 2015, 11:51

Trevins Herz raste, als er zu Urayos empor sah, und er fühlte Panik in sich aufsteigen. Wie bei allen Göttinnen sollten sie diesem Monstrum jemals beikommen können? Er war beileibe kein Zwerg, aber dieser Kreatur reichte er vermutlich höchstens zum Knie! Ihre Haut sah dick genug aus, um den meisten Waffen problemlos stand halten zu können, selbst seine Armbrust würde ihm hier nichts nützen, hätte er sie bei sich gehabt.
Ein lautes Geräusch riß ihn aus der Schreckensstarre, in die ihn der bloße Anblick des Monstrums versetzt hatte, und er fuhr herum. Es war Aldred, der dort mit dem Hammer gegen seinen Schild schlug, so laut, daß sich nahezu alle zu ihm umdrehten. Auch Urayos.
Der gefallene Avatar blinzelte in dem hellen Licht, nachdem er hundert Jahre in der Dunkelheit seines Sarkophags verbracht hatte, doch seine Ohren schienen hervorragend zu funktionieren. Der Blick seines einen fürchterlichen Auges richtete sich auf Aldred, und ein tiefes, bedrohliches Knurren entfuhr seiner Kehle. Seine gewaltigen Hände ballte er zu Fäusten, mit denen er vermutlich sogar eine Plattenrüstung zermalmen konnte. Er tat einen großen Schritt auf diesen Störenfried zu. Und noch einen.
Irgendwo auf der Seite erhoben sich die beiden Paladine, die als erste die Schattenkralle gekostet hatten, und als sie sahen, womit sie es zu tun hatten, weiteten sich ihre Augen vor Schreck. Dennoch schlossen sich ihre Hände fest um ihre Waffen und Schilde.
Trevin und Cassandra konnten sich kaum rühren, als der Gigant wenige Meter entfernt an ihnen vorbei stampfte, direkt auf Aldred zu. Der Paladin, gegen den der Schmied gerade vorhin noch gekämpft hatte, schob sich an ihm vorbei und stürmte mit erhobenem Schwert auf Urayos zu. Mit einer täuschend langsamen Bewegung ließ dieser seine Hand vorschnellen, packte den Mann und riß ihn in die Höhe, ehe er ihn in eine der tödlichen Gruben schleuderte. Sein rasch verklingender Todesschrei jagte Trevin kalte Schauer über den Rücken, und ihm wurde klar, daß er etwas tun mußte. Selbst wenn sie alle zusammen gegen dieses Monster kämpften, würden sie ihn nicht töten können.
Sein Blick fiel wieder auf die schwarze Kugel auf dem Altar, und er streckte die Hand mit dem Stein nach ihr aus. Als der Stein die Kugel berührte, geschah etwas seltsames. Sie absorbierte den Stein förmlich, so, als würde er in Wasser eintauchen. Trevin riß die Hand erschrocken zurück, und einen Moment später zersprang die Kugel. Mit leisem Entsetzen betrachtete er den Scherbenhaufen, der zurück geblieben war, und die bange Frage erfüllte ihn, ob er nun etwas furchtbar falsch gemacht haben mochte.

Die beiden überlebenden Paladine stürmten auf Urayos zu, wobei sie seine Hände im Auge behielten - auf keinen Fall wollten sie das Schicksal ihres Kameraden teilen. Der Gigant hatte trotz dessen Einmischung nicht von seinem ursprünglichen Ziel abgelassen und stand nun fast vor Aldred, der ihm mit erhobenem Schild furchtlos entgegen blickte.
Ein greller Lichtblitz zuckte, von Cassandras Hand ausgehend, durch den Raum und traf Urayos' eines Auge, das sich gerade erst an das Licht gewöhnt hatte. Der Gigant brüllte vor Schmerz und hielt sich beide Hände vor das Gesicht. Die Paladine witterten ihre Chance und griffen an, wurden jedoch von der tobenden Bestie zurück geschleudert. Auch Aldred und Neythani rückten ihr mutig zu Leibe, wurden jedoch ebenso davon und gegen eine Wand geschleudert, vor der sie benommen zu liegen kamen.
Gerade als Trevin sich fragte, ob seine Schattenkralle gegen diesen Feind etwas auszurichten vermochte, bemerkte er einen seltsamen feinen Rauch, der sich um dessen Füße herum zu heben begann. Der Rauch wurde dichter und stieg höher, bis er zu einer intensiv schwarzen Wolke geworden war, die um Urayos' Beine herum wirbelte, schneller und immer schneller.
Der Gigant stieß ein zorniges Brüllen aus und schlug wie von Sinnen nach der Wolke, jedoch ohne mehr zu treffen als leere Luft. Die Wolke begann allmählich zu zerfasern, breitete sich immer weiter aus, wobei sie stetig an Dichte verlor, bis der Rauch im ganzen Altarraum verteilt war.
Und dann, ganz unvermittelt, zog sich der Rauch zusammen, zu einer Silhouette, die der von Urayos an Größe nur unwesentlich nachstand. Sie stand exakt hinter ihm, in den Händen zwei beeindruckende Schwerter, länger als ein ausgewachsener Mann. Das Geräusch von Klingen, die sich durch Fleisch und Knochen bohrten, war zu hören - Trevin hatte es schon oft vernommen, doch noch nie in dieser Intensität. Und dann konnte man sehen, wie zwei blutverschmierte Klingen aus Urayos' Brust stießen. Einen Moment lang war sein ganzer Körper starr - dann erschlaffte er. Yragona zog ihre Waffen wieder heraus, und der Gigant tat ein, zwei unsichere Schritte zur Seite, auf eine der Gruben hinzu.
Für einen Moment konnte Trevin sein monströses Gesicht sehen, und der Ausdruck darin vertrieb jegliche Angst und Wut, die der Dieb für ihn empfand. Übrig blieb nur noch Mitleid. Urayos war seiner Göttin ein loyaler Diener und General gewesen, der ihr gute Dienste erwiesen hatte. Als sie ihn nicht mehr brauchte, hatte sie ihn an diesem lichtverlassenen Ort eingesperrt. Ein schneller Tod wäre ihm zweifellos eine größere Gnade gewesen.
Trevin verstand nicht, warum Reija das getan hatte. War sie lediglich kaltherzig gewesen, oder hatte es einen höheren Grund gegeben, den sein menschlicher Verstand nicht erfassen konnte? Er beobachtete, wie Urayos mit täuschender Langsamkeit vorwärts stürzte, dem schwarzen Schlund entgegen - bis Yragona ihn mit einem entschlossenen Stoß hinein beförderte.
Erst als von Urayos nichts mehr zu sehen war, heftete sich Trevins faszinierter Blick auf die dunkle Fürstin. Sie war von menschenähnlicher Erscheinung, in eine lange schwarze Kutte gehüllt, mit einer gleichfarbigen Kapuze, die ihr Gesicht vollständig verbarg. Sie richtig anzusehen war schwierig, denn wenn man es versuchte, verschwamm der Blick nach kurzer Zeit, beinahe so, als wenn Nebel sie verhüllte. Dennoch spürte Trevin es in seiner Seele, als sie nun ihn fixierte.

"Du warst erfolgreich, Streiter der Schatten," sagte sie, und wie auch bisher schon sprach sie nicht wirklich, sondern sandte ihre Gedanken direkt in seinen Geist. Nur, daß diesmal alle anwesenden sie hören konnten. "Du hast mir die Freiheit zurück gegeben, und dafür gebührt dir mein Dank."
Vermutlich hätte er Freude empfinden sollen; Stolz, Erleichterung, irgendetwas. Stattdessen kamen ihm wieder die geisterhaften Einwohner von Yuur'lith in den Sinn. Und die Frage, warum Yragona sie nie von ihrem Dasein zwischen Leben und Tod erlöst hatte.
"Auch vergebe ich dir, daß du meinem letzten Befehl nicht Folge geleistet hast," fuhr sie fort, und Trevin stutzte. Von was für einem Befehl redete sie da? "Denn dadurch habe ich die Gelegenheit, meine Rache selbst zu vollführen."
Während sie gesprochen hatte, hatte sie sich auf Trevin und Cassandra zu bewegt, und dann ging alles ganz schnell. Ihre Hand schnellte vor, packte die Priesterin am Kragen und zerrte sie hoch, direkt auf die ausgestreckte Klinge, die den zerbrechlich wirkenden Leib durchbohrte.
Trevin streckte ruckartig den Arm zu ihr empor, sein Mund öffnete sich zu einem Schrei, doch brachte er keinen Ton über die Lippen.
Yragona starrte der Priesterin direkt in die Augen, sah zu, wie das Leben aus ihnen wich. "Du wirst mich nie wieder verhöhnen, Sterbliche." sagte sie kalt, ehe sie ihre Klinge aus Cassandras Leib zog und ihren Körper achtlos fallen ließ.
Trevin eilte zu ihr und ließ sich neben ihr auf die Knie sinken, nahm ihre Hände in die seinen und starrte fassungslos in die leblosen Augen. Die beiden überlebenden Paladine hatten den Mord gleichermaßen entsetzt verfolgt.
"Lady Cassandra!"
"Stirb, verfluchtes Monster!"
Blind vor Zorn stürmten die Männer auf Yragona los, die sich zu ihnen umwandte und ihnen ihre Schwerter entgegen schleuderte. Die Waffen spießten sie regelrecht auf und schleuderten sie mehrere Meter zurück, wo sie reglos liegen blieben. Einen Moment später verschwanden die Klingen und erschienen in Yragonas ausgestreckten Händen.

"Warum?" fragte Trevin leise, ohne aufzusehen. Dann tat er es doch, und sein anklagender Blick traf seine Göttin. "WARUM?!" schrie er sie an, seine Stimme zitterte vor Wut. "Warum habt Ihr diese Menschen getötet? Sie waren keine Bedrohung mehr für uns, sie haben Seite an Seite mit uns gegen Urayos gekämpft! ALSO WARUM HABT IHR SIE ERMORDET?!"
"Du wagst es, meine Entscheidungen in Frage zu stellen, Sterblicher?" wies sie ihn mit scharfer Stimme zurecht. "Ich bin eine Göttin!"
"Eine Göttin?" echote Trevin, der sich nun erhoben hatte, kopfschüttelnd. Eine Göttin. Sein ganzes Leben lang war dies ein unleugbare Tatsache für ihn gewesen, die er niemals in Frage gestellt hatte. Bis jetzt, da er mit eigenen Augen gesehen hatte, wie Yragona drei Menschen getötet hatte. Aus purer Rachlust.
Ja, er selbst hatte ebenfalls Schuld auf sich geladen - er mußte an den Paladin-Novizen denken, den er vor dem Tempel in der Altstadt von Kilath regelrecht hingerichtet hatte. Als Aldred ihn zurechtgewiesen hatte, war Trevin kaltschnäuzig erschienen, doch in seinem Inneren hatte er sich dafür geschämt, so die Kontrolle über sich verloren zu haben.
Doch was Yragona gerade getan hatte, erschien ihm noch viel schlimmer. Sie war eine Göttin! Sollte sie da nicht über solchen primitiven Empfindungen wie Haß oder Rachlust stehen? Sich in jedem Moment selbst beherrschen können? Und sie hatte Cassandra ja nicht einmal aus einem Wutanfall heraus getötet, sondern mit eiskalter Berechnung, und vollständig Herr ihrer Sinne.
Aber vielleicht waren die Göttinnen ja auch nicht die perfekten Überwesen, als die er sie immer gesehen hatte...

"Ich sehe hier keine Göttin," redete er weiter, jedes einzelne Wort voller Verachtung betonend. "Nur ein Monster, das Sterbliche mit falschen Versprechungen dazu bringt, ihm zu folgen und in seinem Namen zu morden!"
"Wieso falsche Versprechungen? Ich gab dir Macht, Sterblicher. Die Macht eines Streiters der Schatten!"
"Es war niemals Macht, nach der es mich verlangt hat!" schrie Trevin sie an. "Welchen Wert hat alle Macht dieser Welt, wenn sie mir nicht hilft, ein höheres Ziel zu erreichen?"
"Das Streben nach Macht selbst sollte dein Ziel sein, naiver Sterblicher! Hast du denn gar nichts gelernt?"
Trevin sah sie schweigend an, dann nickte er. "Oh doch, ich habe heute etwas gelernt," sagte er leise, und er dachte dabei an die Bewohner Yuur'liths, die seit zehntausend Jahren als Geister verharrten, ohne jemals von ihrer Göttin erlöst worden zu sein. Und auch an Urayos, den seine Göttin Reija in dieses Loch verbannt hatte, weil er ihr unbequem geworden war. "Ich habe gelernt, daß ihr Göttinnen keinen Deut besser seid als wir Sterblichen. Ihr seid es nicht wert, daß man euch folgt!" Er schrie wieder. "Und ihr seid es am allerwenigsten, Yragona!"
Er griff in seinen Kragen und löste die Halskette, die er trug. Eine Rune von Yragona war daran befestigt. Er betrachtete sie einen Moment lang angewidert, dann warf er sie mit aller Kraft in die Grube zu seinen Füßen. Im Nu verschwand sie in der Dunkelheit. Fast im selben Moment verschwand das Mal von seinem linken Handrücken.

Yragona betrachtete ihn eine Weile schweigend. "Enttäuschend, Sterblicher," sagte sie dann verächtlich. "Ich habe wohl mehr Potential in dir gesehen, als vorhanden war."
"Die schwarze Heerschar soll Euch holen, Yragona," sagte Trevin, doch es klang nicht mehr zornig oder haßerfüllt, sondern nur noch müde. "Ich bin fertig mit Euch." Er senkte den Blick und wandte sich ab. Die Silhouette der dunklen Fürstin löste sich in schwarzem Rauch auf, der spurlos verschwand.
Trevin kniete erneut neben Cassandra nieder und streckte eine Hand nach ihrem Gesicht aus, um ihre Augen zu schließen. "Oh, Cassandra," flüsterte er voller Trauer. "Unser ganzes Leben lang sind wir den Göttinnen gefolgt, die zu verehren man uns gelehrt hat... und sieh, was es uns gebracht hat."
Er beugte sich über sie und küßte sie sanft auf die Stirn. Dann erhob er sich, langsam und mühsam. Es wirkte beinahe wie bei einem alten Mann. Und tatsächlich fühlte er sich müde und zerschlagen. Sein ganzes Leben war er Yragona gefolgt, um sein Glück zu finden. Hatte in ihrem Namen die Welt bereist, Unschuldige ermordet und ihr am Ende gar die Freiheit zurück gegeben. Und nun, da er es endlich gefunden hatte, dieses Glück, war es ihm von eben jener Göttin entrissen worden.
Er warf einen letzten Blick zu ihr zurück und ging dann auf den Eingang zu. Als er dabei an Aldred und Neythani vorbei kam, blieb er stehen. Diese hatten sich wieder aufgerappelt, und es sah aus, als wären sie unverletzt.
"Es tut mir leid... aber ihr müßt ohne mich weiter reisen," sagte er leise, ohne zu dem Schmied aufzusehen. "Mein Glauben an die Göttinnen, er... ist dahin. Ich kann nicht länger die Klinge für sie führen." Nun sah er doch zu ihm auf. "Ich wünsche euch viel Glück... ich hoffe, ihr tut das richtige."
Dann ging er von dannen, ohne noch ein weiteres Mal zurück zu sehen.
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BeitragThema: Re: GQ - [Die MSG]   GQ - [Die MSG] - Seite 39 EmptyDi 12 Mai 2015, 11:51

In dem Moment von Urayos' Tod erhielten all jene, die ihm gefolgt waren, ihren freien Willen zurück. Für sie war es, als erwachten sie aus einem Traum - nur, daß sie sich sehr genau daran erinnerten, was darin geschehen war. Die meisten von ihnen waren entsetzt über das, was sie getan hatten, und manch einer ertrug es nicht, mit dieser Last weiter zu leben, und wählte den Freitod.
Nun, da Urayos tot und seine Macht gebannt war, griff die schwarze Heerschar Kilath wieder verstärkt an, und seine Bewohner hatten Mühe, dem Ansturm zu widerstehen. Durch rasche Hilfe aus dem Schreinkloster der Reija gelang es, den Feind wieder zurück zu werfen, und schließlich gab er seine Angriffe auf... vorerst.
In Kilath kehrte wieder Normalität ein: die Tempel der Reija und der Yragona waren wieder gleichberechtigt, und die Grindyl standen beiden Tempeln vor. Und doch sollten die schrecklichen Taten, die hier verübt worden waren, niemals in Vergessenheit geraten.

Trevin Arlys berührte all dies nicht mehr, er verließ Kilath und kehrte nie wieder dorthin zurück; zu schmerzlich waren die Erinnerungen, die er mit dieser Stadt verband.
Er zog weiter nach Norden, wo er sich im Laufe der nächsten Jahre einen finsteren Ruf erwarb, indem er Anhänger der Göttin Yragona kaltblütig ermordete. In seinem blinden Haß auf die dunkle Fürstin tötete er jeden, der ihr folgte. Vor sich selbst rechtfertigte er diese Taten dadurch, daß er sie ja nur von ihrem Wahn erlöste, dem auch er selbst einst verfallen war. In Wahrheit jedoch sehnte er einfach nur das Ende herbei.
Schließlich wirbelte er genug Staub auf, um dieses Ende herbei zu führen: die Schattenbeter begannen, Jagd auf ihn zu machen. Sie stellten ihn und ließen ihn nach einem erbitterten Kampf sterbend zurück.
Seine Rettung erfolgte ausgerechnet durch einen Kleriker der Reija, der seine ärgsten Wunden heilte und ihn dann in ein Kloster seines Ordens brachte. Dort erfuhr Trevin, worauf er nicht mehr zu hoffen gewagt hätte: Vergebung. Und Erleuchtung.
Es dauerte lange, doch schließlich fand er die Kraft und den Mut, sich einer neuen Göttin zu öffnen - ausgerechnet jener, auf deren Anhänger er zeitlebens verächtlich herabgeblickt hatte.
Im Laufe der Jahrzehnte fand er sein inneres Gleichgewicht und seinen Frieden wieder, und als er schließlich in hohem Alter starb, so sagte man, tat er es mit einem Lächeln auf den Lippen.
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