Unbesiegbar
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Syari
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Grim
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BeitragThema: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptyDi 14 Jan 2014, 22:19

Es gehörte zum Leid des Söldnerlebens, dass man den Ausübenden diesen Berufsstands eine gewisse Unzuverlässigkeit und Sprunghaftigkeit im Bezug auf ihre Loyalität nach sagte. Selbstverständlich nicht grundlos, denn in jedem Klischee, jeder üblen Nachrede steckt stets ein Fünkchen Wahrheit. Und dennoch bis zu einem gewissen Grad ungerechterweise, denn war letztendlich nicht Vertrauen das Gut, mit dem Söldner zu wuchern pflegten? War der Ruf, loyal und vertrauenswürdig zu sein, für sie letztendlich nicht noch wichtiger als der Ruf beeindruckender Kampfkraft? Denn ungeachtet all der begründeten Vorwürfe bezüglich wankelmütiger käuflicher Klingen: wer wäre denn schon bereit, Kämpfer anzuheuern, von deren Seite er bei der geringsten Witterung von Profit Verrat und damit verbunden nicht selten sein eigenes Ableben befürchten musste? Oder anders ausgedrückt: es lag im ureigensten Interesse eines jeden Söldners, seinem Dienstherren gegenüber loyal und treu zu sein und sei es nur, um nach dessen Niederlage dem Bezwinger ihre Dienste anbieten und einen exzellenten Ruf mit bringen zu können.
Auf der anderen Seite gab es jedoch auch jene Situationen, in denen eine allzu ernst genommene Ergebenheit nichts anderes als Dummheit war. Ein guter Ruf war eine feine Sache, wenn man tagtägliche seiner Münze sicher sein wollte, aber was nutzte Gold einem toten Mann? Das letzte Hemd hat bekanntlich keine Taschen. Manchmal war es einfach eine Frage des Überlebens, ein Dienstverhältnis zum rechten Zeitpunkt einseitig aufzukündigen. Narin – sonst kein Mann von großer Entscheidungsfreude – sah diesen Zeitpunkt für sich selbst in dem Moment gekommen, als der Hauptmann auf den Mauern von Ondhal in einem fulminanten Ball aus blauen Flammen aufging, die ganz gewiss nicht natürlichen Ursprungs waren. Die Schlacht war ohnehin bisher wenig erfreulich verlaufen. Sicher, sie hatten es auf die Mauern geschafft, aber unter horrenden Verlusten. Narins Regiment existierte praktisch nicht mehr, war vernichtet oder zerstreut. Und was sollte den Söldnerhaufen nun noch zusammen halten, wo der Hauptmann einen zwar imposanten, letztendlich aber doch eher unrühmlichen Abgang hingelegt hatte? Die Aussicht, auf ein letztes Salär nach Ende der Schlacht, ehe der Herzog sie dann ohnehin aus seinen Diensten entlassen oder sie sich einem anderen Haufen anschließen mussten? Da war die Aussicht auf eine Klinge in den Schädel hier oben auf den Wällen wahrscheinlicher. Nein, sollte der Herzog doch selbst hier hoch kommen und gegen diese Irren kämpfen, wenn er die Stadt unbedingt wollte. Narin fühlte sich ihm zu nichts verpflichtet. Wer war das überhaupt, der Herzog von Ferrenhal? Weder ein Herzog, noch aus Ferrenhal. Ein Kriegsherr, der sich diesen vakanten Titel einfach angeeignet hatte. Manche sagten, ein Mann mit großen Visionen. Einer, der das Herzogtum wieder aufzubauen und die Menschen zu einen versuchte. Schöne Einigungsversuche waren das. Mit dem Schwert. Und was hatten die Menschen von der Wiederauferstehung eines Herzogtums, wenn sie dann doch nur auf den Mauern irgendeiner Stadt verbluteten, weil der selbsternannte Fürst der Meinung war, man könne sie nicht einfach den religiösen Fanatikern überlassen, die sich darin eingenistet hatten.
Nein, Narin hatte genug. Er war diesem Irrsinn nun wirklich lange genug gefolgt. Es war vielleicht nicht seine Art, eigene Wege zu gehen, aber man konnte ihm auch nicht nachsagen, er würde nicht an seinem Leben hängen. Und dieser Weg führte selbst für ihn offensichtlich in eine Richtung, in der eben jenes mehr als nur auf dem Spiel stand. Nein, er würde nicht mehr mit machen. Als die Verteidiger einen weiteren entschlossenen Versuch unternahmen ließ er sich bereitwillig zurück fallen. Dort, wo ein von einem Katapulttreffer übel mitgenommener Turm aus der Mauer ragte schwang er sich in einem unbeobachteten Moment über die Mauern und machte sich, die bloßen Finger in den Fugen der Mauern an den Abstieg. Klettern, das konnte er! Er erreichte den Boden rasch, sicher und wie durch ein Wunder ohne, dass irgendjemand unterdessen versucht hätte, ihn umzubringen. Das Schlimmste war geschafft. Gut, er befand sich noch immer mitten auf einem Schlachtfeld. Aber da würde er schon auch noch weg kommen. Hatte er in den letzten Jahren ja auch immer wieder geschafft. Würde diesmal schon ebenfalls klappen...
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Porphyrion
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptyDi 14 Jan 2014, 23:03

Ferrenhal gegen Ondhal. Köstlich. Gunther hatte sich die aus der nächsten Stadt ausreitenden Truppen besehen und gleich feststellen müssen, dass es ein paar Ritter samt Banner und Schildknappen und größtenteils Söldner waren. Der Herzog von Ferrenhal war seines Wissens auch ein Ritter, aber kein guter. Ein Säufer und Lüstling, Kriegsprofiteur und Gewaltherrscher, also keiner, bei dem er selbst als Streiter der heiligen Flamme, in deren Glauben er erzogen und geformt worden war, lange gezögert hätte, sein Schwert zu beschmutzen.

So war es nun einmal in diesen Zeiten. Die heilige Flamme war einst eine Flamme der Wärme und Nächstenliebe gewesen, aber die Umstände hatten ihn gezwungen, seinen Glauben zu adaptieren. Schon nach seiner ersten Schlacht, als sein Oheim, von einem Pfeil vom Pferd gerissen und unter dessen Hufen zertrampelt, gefallen war, hatte er sein kindlich-naives Weltbild mit einem anderen ersetzen müssen, das durch den Krieg zu etwas neuem, hartem, geformt worden war. Nun, da der Krieg für ihn vorbei war, war es wohl an ihm, die heilige Flamme neu zu entzünden. Es gab nicht mehr viele Streiter, Fechter, wie auch immer sie sich genannt hatten, aber er predigte gerne, und die Kampferfahrung, die aus ihm sprach, brachte immer ein paar neue mögliche Gläubige an seine Seite. Einen Schildknappen hatte er aber nicht gefunden, die meisten blieben gerne da, wo sie waren, zurück mit seinen warmen Worten und der Versprechung eines erneuten Besuchs.

Also hatte sich Ferrenhal zerschlagen. Die Söldner und paar Ritter zogen sich zurück, Triboke und Rammböcke wurden einfach stehen gelassen, wo sie waren. Nun, Treue die man mit Gold bezahlen musste war keine Treue, seiner Meinung nach zumindest. Er hatte das Schlachtfeld von seinem Hügel aus im Blick, mehr aus morbidem Interesse als aus tatsächlicher Beteiligung oder gar Anteilnahme. Er blieb noch eine Weile, bis die Angreifer sich vollends zerschlagen hatten, eine Sache von nicht mehr als einer Viertelstunde, dann wollte er sich wieder aufmachen. Predigten kamen gut beim gebeutelten Volk an, das die Truppen zu versorgen hatte, wenn sie zurückkamen, ob es nun Frauen, Wein oder einfach nur Brot war.

Ein kleiner Mann, der sich auf seine Position zubewegte, wurde zum Zentrum seiner Aufmerksamkeit. Wollte sich wohl in die Wälder schlagen, nachdem die Schlacht nicht so gelaufen war, wie er es sich vorgestellt hatte. Eingefallene Wangen, rotblondes Haar, zerschlissene Ausrüstung, Schwert und Buckler... Ein Söldner. Nun, ihm war nicht danach, jetzt Blut zu vergießen, aber wenn der Mann ihn angreifen würde, sollte er es versuchen. Er verachtete Söldner. Sie waren die Ratten des Krieges, stürzten sich auf das, was übrig war, und töteten sich gegenseitig, solange sich kein Anführer fand. Der Mann hatte ihn erblickt und war wohl auch in Hörweite. Gunther erhob seine Stimme.

"He, Soldat! Langsam nähern! Ihr steht einem Mitglied des Ordens der heiligen Flamme gegenüber!"
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Vicati
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptyMi 15 Jan 2014, 00:07

Obwohl der Krieg vorbei war, ging das Kämpfen weiter. Ein Ritter, der sich zum Herzog von Ferrenhal erklärt hatte, zog gegen die Priester in Ondhal. Die Armee oder besser gesagt, der Haufen bewaffneter Männer war durch die Dörfer gezogen und nahmen sich, was sie wollten, ob es dringend benötigte Vorräte oder Frauen waren, die während des Krieges schon zu viel erlebt hatte. Saire war vor zehn Tagen in Malmbrugg, einem kleinen Städtchen, das gerade dabei war, sich langsam wieder der Normalität zuzuwenden, auf den Kriegszug getroffen. Sie kannte die Sprüche und Prahlereien, die die Soldaten von sich gaben. Der neue Herzog von Ferrenhal war nicht der erste Neuadlige, wie das Landvolk die Emporkömmlinge nannten, und wahrscheinlich auch nicht der letzte. Dennoch hatte Saire sich auf die Suche nach den Truppen gemacht, in der Hoffnung, einen Wächter aus ihrer Heimat unter ihnen zu finden. Unter einem Schleier aus Licht und Schatten hatte sie sich in ihr Lager gewagt, doch sie konnte niemanden entdecken, der ihre dunkle Haut hatte. 
Also war sie weitergezogen. Nach Norden, weg von Ondhal. Obwohl sie in der Hafenstadt wohl die grössten Chance hatte, eine Überfahrt nach Raloar zu finden, hatte sie sich noch nie in die Stadt getraut. Sie hatte Geschichten von der Magie gehört, die dort noch nachwirkte und die Priester jagten alle, die sich nicht ihrem hungrigen Gott unterwerfen wollte. Mit ihr zog ein Strom von Flüchtlingen nach Norden, in der Hoffnung, hinter den Wällen von Seeham Schutz zu finden. Die Armee hatte das Land wieder aufgerüttelt und die Menschen waren wieder unterwegs, auf der Suche nach einem neuen Anfang. Nach zwei Tagen entschloss Saire, dass es das Beste war, wenn sie sich von den Menschen trennte. In Seeham würde sie niemanden finden, sie hatte die Stadt schon oft besucht, auch wenn sie Gesichten gehört hatte, dass ein neuer Bürgermeister die Macht übernommen hatte und den im Krieg zerstörten Hafen wieder aufbaute. Aber so bald würde es von dort keine Überfahrten in den fernen Süden geben. Nein, ihr momentanes Ziel war Ferren. Nun da der selbsternannte Herzog die Stadt verlassen hatte, waren die Truppen weg, aber es würde noch eine Weile ruhig sein, bis Nachrichten aus Ondhal eintrafen. Und ihr Weg war nördlich genug, dass sie nicht die von der Armee geplünderten Dörfer durchqueren musste und sicher vor einer rückkehrenden Armee oder einem Gegenangriff der Priester war.
Die letzten Tag war sie einer einst viel befahrenen Strasse entlang eines tiefen Waldes gefolgt. Seit zwei Tagen war sie keiner Menschenseele begegnet, womit Saire nicht wirklich ein Problem hatte. Als sich der Tag dem Ende zuneigte, durchquerte sie das Unterholz und schlug auf einer Lichtung nahe der Strasse ihr Lager auf. Wenn sie ihr Essen rationierte, würde sie noch fünf oder sechs Tage auskommen und ihre Wasserflaschen hatte sie am Morgen in einem Bach gefüllt. Sie war zufrieden, wie ereignislos ihre Reise momentan verlief.
Nachdem sie ihre Decke ausgebreitet und ein kleines Mahl aus Brot und Käse gegessen hatte, kniete sie hin und begann, Gebete zu Laha'mee zu rezitieren und sie um Führung zu bitten. Auch wenn sie den verlorenen Menschen keine Führung mehr geben wollte, sie hatte nicht vergessen, dass sie eine Priesterin war.
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Syari

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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptyMi 15 Jan 2014, 19:24

Es war noch frühester Morgen, die Sonne hatte sich kaum gegen die Dunkelheit durchgesetzt, doch diese wurde im Kampf gegen die Helligkeit immer schwächer und verzog sich Richtung Westen, um dort hinter dem Horizont zu verschwinden und andere Teile der Welt in finstre Dunkelheit zu hüllen. Während in vielen Häusern und Höfen noch Nachtruhe herrschte und so einige Bauern noch in den Federn lagen, sah es auf diesem Gehöft anders aus. Muntres Fußgetrappel auf dem Scheunenboden war zu hören, ausgelöst von einem bereits muntren Mädchen, das mit großer Begeisterung nach den Hühnereiern suchte. Ihr kleiner, schmaler Körper steckte in viel zu großen beigen Leinenhosen, die ohne das Seil, dass diese mit all seiner Kraft auf den Hüften des Mädchens hielt, wohl kaum noch das Kind verhüllt hätten. Dazu trug sie eine abgewetzte Bluse, gestopft und geflickt, mit helleren und dunkleren Grasflecken übersät, die zeigten, dass dieses Kind nicht besonders pfleglich mit ihrer Kleidung umzugehen pflegte.
Während sie oben auf dem Scheunenboden nach den Schätzen der Hühner suchte, öffnete sich unten mit einem lauten Quietschen, dass das Kind jedoch gepflegt nicht beachtete, die Tür zur Scheune und im Rahmen tauchte die leicht rundliche Gestalt einer Frau auf, die ihre Hände in die Hüften gestemmt hatte, während sie den Trippelschritten ihrer Tochter lauschte.
"Isla!", rief sie mit energischer Stimme in das Innere der Scheune hinein, doch kaum, dass sie den Namen ausgerufen hatte, verstummten die Schritte.
"Isla ich weiß genau, dass du hier steckst und du kommst jetzt sofort vom Scheunenboden hinunter!", rief die Mutter erneut, wobei eine unausgesprochene Drohung in ihrer Stimme mit schwang. Diese Drohung verfehlte ihre Wirkung nicht, wenige Sekunden und ein paar schnelle Schritte später tauchte ein Kopf in der Luke auf.
"Ich komme sofort...erst will ich noch weiter nach den Eiern suchen!", versuchte Isla mit ihrer Mutter zu verhandeln, doch sie kämpfte auf verlorenem Posten.
"Glaubst du nicht ich weiß, was dann passiert, Töchterchen?", lachte die Mutter, mit einem gutmütigen Lächeln auf den Lippen, "du stellst die Eier vor der Tür ab und rennst davon um dich mit den Jungs aus dem Dorf im Wald herumzutreiben und das in diesem Aufzug! Nein, Fräulein, du kommst jetzt mit, ich frisiere dich und lege dir Anziehsachen heraus, dann kannst du die Eier suchen und danach darfst du spielen gehen!"
Seufzend ergab sich Isla ihrem Schicksal und kletterte flink die Holzleiter herunter und rannte vor den Füßen ihrer Mutter ins Haus, welches sie kaum eine Stunde später wieder, etwas weniger begeistert verließ. Das zerschlissene Hemd und die weite Hose waren einem schlichten dunkelgrünem Kleid aus groben Leinen gewichen, die ungebändigte blonde Mähne einer kunstvoll geflochtenen Frisur. Isla schüttelte sich, während sie sich auf die Suche nach ihren Freunden machte. Was brachte es ihr denn, sich jeden Morgen lang an den Haaren zupfen zu lassen, am Ende des Tages war von der Frisur ja doch nicht mehr viel übrig.
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Grim
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptyMi 15 Jan 2014, 20:39

Bisher war alles glatt gelaufen. Bisher hatte Narin es unbeschadet geschafft, sich davon zu machen. Die plötzliche Wendung im Schlachtenglück war ihm gelegen gekommen. Die Truppen des Herzogs hatten, wie es schien, die Mauern wieder aufgeben und sich zurück ziehen müssen. Freilich nur, um sich für einen weiteren Ansturm neu zu formieren. So leicht würde der Herzog nicht aufgeben. Er wollte diese Stadt haben. Und seine Hauptleute waren unerbittliche Veteranen, die die demoralisierten Männer schon wieder in Reih und Glied peitschen würden. Aber ihn nicht! Noch einen Angriff machte er nicht mit. Er würde sich in die Wälder schlagen und dann weiter sehen. Irgendwie würde er durch kommen. Er war immer durch gekommen. Und bisher war ja auch alles glatt gelaufen. Bisher. Aber nun stand dort dieser Kerl oben auf dem Hügel und machte keinerlei Anstalten, ihn in Frieden zu lassen.
"Scheiße, Mann!", stieß Narin hervor, zog seine Klinge und ging in Kampfhaltung. Das war irgendein Fanatiker. Ordensritter. Religiöse Spinner. "Wer bist du, Mann? Einer von den Pissern aus der Stadt?" Unterdessen nahm er den Mann genau in Augenschein. Er traute sich zu, ihn notfalls zu erschlagen. Sicher, der Kerl war gut ausgerüstet, trug einen Plattenpanzer, gegen den Narin selbst sich mit seiner verbeulten Eisenhaube und dem Schuppenhemd dürftig aus nahm. Aber es wäre nicht der erste Ritter, den er erschlug. Würde schon irgendwie glatt laufen. War bisher schließlich immer irgendwie glatt gelaufen...
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Porphyrion
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptyMi 15 Jan 2014, 20:47

"Ich bitte dich, Soldat." Er war wie der abgerissene Kerl vor ihm ins Du verfallen. "Ich habe weder mit dem selbsternannten Herzog zu Ferrenhal zu tun noch bin ich in irgendeiner Weise im Gefolge eines der anderen Kriegsherren, die diese Lande mit euch als Hilfe vergewaltigen. Ich bin ein fahrender Ritter. Steck die Klinge ein. Ich habe keine Lust, jetzt zu kämpfen. Ich war nur hier um zu sehen, wie sich die Kriegsherren gegenseitig das Blut von den Knochen fressen."
Sein Schwert war immer noch auf seinem Rücken in der Scheide, und er blickte stier geradeaus auf die kleine Ratte von Söldnerschwein. Na, gute Lust hätte er schon gehabt, dem Kerl den Kopf abzutrennen. Söldner waren Söldner. Die einzigen Gerechten, die es heutzutage noch gab, waren Idealisten wie er und Arme. Und selbst die Armen hatten es hart, gerecht zu bleiben. Er manchmal auch, selbst wenn er sich das ungern eingestand.
"Steck die Klinge weg... Erzähl mir, was passiert ist."
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Basol
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptyMi 15 Jan 2014, 21:36

Karl stand stumm da und sah auf die Leiche nieder, die vor ihm lag und bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt war. Das war mal ein schönes Mädchen gewesen, dachte er schaudernd. Eines mit großen, wohlgeformten Brüsten und vollen, roten Lippen. Nun war davon nicht mehr viel übrig geblieben. Er unterdrückte ein Würgen. Was für ein Monster hatte das nur angerichtet?
"Komm schon, Drecksbursche!", polterte Hans, ein hochgewachsener Bandit, der um die dreißig war. "Das Ding da kann man nicht mehr verwerten. Sah mal gut aus, jetzt aber nich' mehr." Er ließ ein hässliches Lachen ertönen.
Karl wandte sich schließlich ab und sah über die Straße, wo die anderen Räuber einige Säcke trugen, die mit Gegenständen aus dem Dorf gefüllt waren, das sie ausplünderten. So lief der Hase: Ein paar Typen prügelten sich um die Erhöhung ihrer Macht und die Banditen nutzen das aus, um auch ein Stück vom Kuchen abzukriegen, während die Soldaten auf dem Schlachtfeld beschäftigt waren und sich gegenseitig dezimierten. Und was immer die Räuber sahen, nahmen sie sich. Gold, Gegenstände, Frauen... Für ihn, Karl, das erbämlichste Mitglied der Räuberbande blieb natürlich nichts von all dem übrig. Das Einzige, was er sich von der Räuberbande versprechen konnte, war, dass sie ihn vor irgendwelchen Anderen schützten. Falls sie das überhaupt täten, so nutzlich wie er war.
"So, Bursche!", knurrte Hans und drückte ihm einen prall gefüllten Sack in die Hände. "Du arbeitest jetzt dafür, dass wir dir nicht sofort den Bauch aufschneiden, kapiert?"
Der Sack war schwer und bedurfte aller Kraft Karls, ihn zu halten. Schweiß trat auf sein Gesicht, während er langsam und schwerfällig losging, in die Richtung der anderen Banditen, die diese Säcke auf den Wagen luden, den sie auch irgendwo gestohlen hatten. Sogar Pferde waren dran gekettet. Auch in solchen Zeiten konnte man wirklich so einiges abgreifen, wenn man nur schnell genug zugriff...
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Fellknäuel
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptyFr 17 Jan 2014, 13:20

Die Sonne schickte gerade ihre ersten Strahlen über die östlichen Berggipfel, da öffnete sich die Tür eines Bauernhauses am Rande des Dorfes, das nur auf besonders gründlichen Landkarten unter dem Namen Tielsrin verzeichnet war. Nur einen Spaltbreit schob sich die Tür auf, und ein lebhaftes Augenpaar lugte vorsichtig hinaus. Dann öffnete sich die Tür weiter, gerade weit genug, um einen schmal gebauten Knaben hindurch zu lassen.
Vorsichtig schob Caleb die Tür seines Elternhauses wieder zu und schlich dann an der Hauswand entlang, bemüht, kein überflüssiges Geräusch zu verursachen. Nur noch ein paar Schritte, an der Ecke vorbei und im Schutz des Holzzauns zu den Bäumen dort hinten - dann würde er in Sicherheit sein und sich ungesehen davon machen können!

Sein genialer Fluchtplan scheiterte jedoch bereits an der Ecke. Er hatte sie gerade passiert, als eine kräftige Hand nach seinem Hemdkragen griff und ihn reichlich unsanft zurück riß, was dem Jungen einen erschrockenen Ausruf entlockte, der jedoch durch Luftmangel abgewürgt wurde.
"Na, wo wolltest du denn hin?" fragte der Bauer in beiläufigem Tonfall und lockerte seinen Griff gerade weit genug, damit seinem jüngsten Sohn genug Luft für eine Antwort blieb.
"Ich, ähem... nirgends, warum?" gab Caleb wenig überzeugend zurück, nachdem er seinen ersten Schrecken darüber, auf frischer Tat ertappt worden zu sein, überwunden hatte.
"Ach, dann warst du also nicht auf dem Weg, die Tiere zu füttern, oder wie seh ich das?"
Obwohl der Knabe es nicht sehen konnte, war er sich sicher, daß sein Vater dabei eine Augenbraue steil nach oben zog.
"Ääähh... nein..." mußte er zugeben. Sein Vater packte ihn an der Schulter und drehte ihn herum, so daß er ihm ins Gesicht sehen konnte.
"Du weißt, was dir blüht, wenn du wieder deine Pflichten vernachlässigst?" fragte der Bauer und sah dem Jungen dabei fest in die Augen. Der wurde sichtlich nervös und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Das wußte er allerdings nur zu genau, was ihm dann bevorstand! Es war erst knapp eine Woche her, daß Caleb das letzte Mal fällig gewesen war, und er hatte sich noch einige Tage lang deutlich daran erinnert.
"Also noch mal - wohin wolltest du gerade, Cale?"
"Ähm... die Tiere füttern... das wollt ich machen!" stotterte der Knabe mit hochroten Wangen.
"Na also," bemerkte sein Vater zufrieden grinsend. "Dann mach das mal. Danach kannst du spielen gehen."

Caleb brauchte lange für die Erfüllung seiner Aufgabe. Das lag aber nicht daran, daß sie so umfangreich gewesen wäre, sondern, weil er den größten Teil der Zeit damit verbrachte, herum zu trödeln und über sein ungerechtes Schicksal zu nörgeln. Schließlich war er dann aber doch fertig und konnte sich endlich davon machen, um nach seinen Freunden zu suchen.
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Grim
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptyFr 17 Jan 2014, 18:26

Das Letzte, was Narin zu tun gedachte, war der Aufforderung dieses Bastards nach zu kommen und seine Klinge fort zu stecken. Das war ohnehin das so ziemlich Dümmste, was man tun konnte. In praktisch jeder Situation. Immer bereit sein. Bereit für alles. Anders überlebte man diesen Irrsinn kaum. Und doch: die Bekundung des Mannes, nicht kämpfen zu wollen, hatte etwas Beruhigendes. Wenn ein Ritter sowas sagte, dann meinte er es für gewöhnlich auch so. Die Trottel glaubten an sowas wie Ehre! Logen nicht. Nicht mal, wenn es ihnen etwas brachte.
"Der Herzog hat versucht die Stadt einzunehmen und er hat sich dabei übernommen, das ist passiert", antwortete er, Schild und Schwert lose in den Händen, aber noch immer bereit, im Falle eines Angriffs sich zu verteidigen, "Er wird morgen wieder zum Sturm blasen und dann reissen sie den verschissenen Priestern ihre heiligen Ärsche auf. Aber ohne mich. Mein Regiment gibt's nicht mehr. Also such' ich mir was anderes. Was dagegen, Kerl? Und wie is' eigentlich dein Name?" Im Grunde hatte Narin natürlich nicht die geringste Lust, sich mit dem fremden Ritter zu unterhalten. Aber noch weniger Lust hatte er, gegen ihn zu kämpfen. Also besser mit ein wenig Palaver Zeit schinden. Den Kerl besser einschätzen lernen. War sicherer, als ihn vor den Kopf zu stoßen. Ein bisschen Respekt zeigen. Aber auch gerade einmal so viel wie unbedingt nötig. Zu kriechen, nur weil der Kerl einen Nachnamen hatte, kam Narin nicht in den Sinn.


Valeria hielt den Atem an, zwang ihre bebenden Arme zur Ruhe – wirklich gelingen wollte es ihr nicht – und ließ dann in einer abrupten Bewegung die Sehne frei. Das Holz federte, der Pfeil schnellte davon – und verschwand einen guten Schritt neben dem Baum, in dessen Rinde Yovalt grob eine Zielscheibe geritzt hatte, im Gestrüpp. Der grauhaarige Gardist, der es sich auf seiner abgewetzten Tasche bequem gemacht und an einem Apfel genagt hatte, erhob sich schwerfällig.
"Bleibt wo ihr seid, Prinzessin, ich hole ihn für euch", erbot er sich dienstbeflissen, "Übt nur nicht weiter, solange ich da hinten bin." Valeria antwortete nicht als der alte Mann davon schlurfte. Was hätte sie auch antworten sollen? Außerdem saß die Enttäuschung tief. Bogenschießen war doch blöd! Warum konnte das nicht einfach funktionieren? Warum trafen Yovalts Pfeile immer punktgenau ins Ziel und ihre nicht? Das war einfach nicht gerecht! Missmutig wandte sie sich ab vom Waldrand und stapfte zurück zur Straße. Sie hatten ihr Lager an deren Rand aufgeschlagen. Morgen würden sie auf ihr weiter reiten. Nun, Valeria würde reiten. Sie hatten nur noch ein Pferd. Yovalts Pferd, eigentlich. Aber sie war eine Prinzessin! Es kam ja gar nicht in Frage, dass sie zu Fuß ging. Das war unwürdig. Ebenso unwürdig wie diese Kleider, die sie tragen musste. Knabenkleider. Und von widerwärtig billiger Machart. Der Stoff war grob, er juckte auf der Haut. Aber er schützte vor der Kälte. Wenn sie erst einmal Herzögin wäre, dann würde sie nur noch die feinsten Kleider tragen, nahm Valeria sich vor. Und sie würde solche Stoffe aus ihrem Herzogtum verbannen. Nur... wann würde das sein?
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptyFr 17 Jan 2014, 19:03

"Mein Name ist Gunther, Ritter von Weiden. Ich bin wie bereits erwähnt, Mitglied des Ordens der heiligen Flamme." Gunther hielt inne. Der Kerl da vor ihm tat ihm irgendwie leid, sah nicht so aus, als ob er seit längerem eine gescheite Mahlzeit gehabt hätte. Und abgerissen sah er aus! ... halt, er selbst sah auch ziemlich abgerissen aus, musste er schon zugeben. War wohl niederen Standes - Höchstwahrscheinlich! Wie er schon das Du verwendete! Und seine Klinge hatte er auch noch nicht weggesteckt! Ein Rüpel!
"Ich ziehe durch die Lande, bekämpfe die Ungerechtigkeit, und predige von der heiligen Flamme, die in unser aller Herzen brennt. Naja, wohl eher nicht in deinem, aber man kann jede Glut entzünden. So steht es geschrieben: 'Der Weg des Gerechten ist gepflastert mit der Aufrechtigkeit seiner selbst und der Treue seiner Kameraden.'" Er machte eine kurze Pause. Ihm war eine Idee gekommen. Er würde diese verlorene Seele an das warme Licht der heiligen Flamme führen!
"Nun, willst du mein Leibwächter werden, Bursche? Ist wohl weniger aufregend als das ständige Schlachten, und bringt auch weniger ein, aber am Ende des Tages gehst du mit einer warmen Mahlzeit im Bauch ins Bett und musst dich nicht mit den Gesichtern der Männer belasten, die nur für so ein Essen ihr Leben an dich aufgegeben haben..."

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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptySa 18 Jan 2014, 10:57

Ob er was wollte? Der Leibwächter dieses abgerissenen Wanderpredigers werden? Bah! Wohl kaum! Sich tagein, tagaus frommes Gesülze anhören... das konnte ihm gestohlen bleiben. Glaube war etwas für Narren. Es gab keine Gerechtigkeit in dieser Welt. Narin hatte sechs Jahre im Krieg gekämpft. Er hatte gesehen, was diese Welt an Gerechtigkeit bereit hielt. Wer mitgemacht hatte, was er mitgemacht hatte, der konnte kaum anders, als seinen Glauben zu verlieren.
"Nimm es mir nicht übel, Kerl...", antwortete er, geflissentlich ignorierend, dass er ihn nun auch beim Namen hätte nennen können, "... aber da suche ich mir lieber einen fetten Händler. Der zahlt in hartem Gold und versucht nicht, mich zu irgendeinem Schwachsinn zu bekehren. Schätze, ich suche mein Glück in Seeham. Such du das deine wo immer du willst..."
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptySa 18 Jan 2014, 11:35

"Bedauerlich, aber nicht zu ändern.", murmelte Gunther, und stieg auf sein Pferd. "Na dann gehab dich wohl, Söldner, vielleicht sehen wir uns da." Wobei Seeham ohnehin sein nächstes Ziel gewesen wäre,immerhin gab es dort eine Kirche der heiligen Flamme, und er bedurfte der Busse. Tausendfach. Mit einem leichten Tritt in die Flanken trieb er das Pferd auf ein annehmbares Tempo und bald zog die Landschaft langsam an ihm hinweg. War die heilige Flamme wirklich nicht so anziehend für das Volk? Der Bursche war ja wohl wirklich nicht der hellste, und trotzdem war er kein Stück interessiert an seinem Glauben oder irgendeiner Erlösung. Nun, das war wohl der Preis, den man an den Krieg zahlte. Hrm, den Kopf hätte er ihm abschlagen können! Was ein Mist aber auch. Er ließ ein entnervtes Stöhnen hören, und im Gebüsch neben ihm schreckte ein Hase auf.
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Syari

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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptySo 19 Jan 2014, 12:59

Isla lief durch das kleine Wäldchen, begrüßte die vielen Tiere, die auch aus ihrem Nachtschlaf erwacht waren, und rannte geschwind in Richtung des Dorfes, dort vermutete sie die meisten anderen Kinder, die Zeit hatten, zu spielen. Nie waren sie vollzählig, irgendwer durfte immer für die Eltern arbeiten, doch sie hoffte, dass heute die vergnüglicheren von ihnen dabei waren, die Jungs, mit denen man im Wald umhertollen und auf Bäume klettern konnte.
Von den anderen Mädchen im Dorf hielt sie nicht viel, ab und an gab sie sich mit ihnen ab, weniger jedoch, weil es ihr Freude bereitete, sondern, damit ihre Mutter sie die nächste Zeit wieder in Ruhe mit den Jungs spielen ließ. Die Mädchen waren viel zu langweilig. Die größeren zerissen sich die Mäuler über die älteren Jungs und die jüngeren hatten meist nicht viel anderes zu tun, als ruhige Spiele zu spielen, bei denen man nicht dreckig wurde. Wie sollte so etwas einem denn Spaß machen? Wie konnte es den anderen Spaß machen sich hinzusetzen, ihre Haare zu bürsten und sich gegenseitig neue Flechttechniken beizubringen? Sie war ja schon froh, wenn ihre Mutter von ihren Haaren abließ. Das eine ums andere Mal hatte sie bereits dran gedacht, sich die Haare selbst zu schneiden, wenn ihre Mutter nicht hinschaute, aber auf den Ärger, den es dann geben würde, hatte sie keine Lust.
"Hallo Marya!", rief Isla dem Mädchen zu, dass sie von einem Bauernhof her anschaute und ihr zuwinkte. Es war nicht so, dass sie keinen von ihnen leiden konnte, sie waren ihr nur zum Spielen zu langweilig. Vielleicht würde sich ja Maryas großer Bruder auffinden lassen, der war lustiger als Marya und weniger still!

Schließlich entdeckte sie jemanden, einen von den Jungen aus Tielsrin, ein Stück vor sich gehen. Er schien sie nicht bemerkt zu haben, doch das konnte man ändern. Leise schlich Isla sich von hinten an den Jungen, Caleb war es, wie es ihr schien, heran und während sie noch ein Lachen unterdrücken musste, sprang sie ihn schließlich von hinten an und rief laut "Buh!", ehe sie lachend von ihm abließ.
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptySo 19 Jan 2014, 13:15

Seeham war ihr nächstes Ziel, die nächste größere Stadt, in der sie eine Rast einlegen wollte. Schon seit Wochen war sie nur in kleineren Dörfern gewesen und allmählich neigten sich ihre Vorräte dem Ende zu, zumindest die Vorräte an Kräutern, die sie nicht sammeln konnte, sondern von Händlern, die in die entlegensten Winkel reisten, kaufen musste. Dafür war ihr Vorrat an den heimischen Kräutern zum Bersten gefüllt. Sie würde gute Tauschgeschäfte machen können. Einen Teil ihrer Waren gegen einen Teil der Kräuter, die sie so dringend benötigte.
Glücklicherweise mangelte es ihr nicht an Essen, im letzten Dorf hatte sie Glück gehabt, wobei es weniger Glück gewesen war, dass sie eben dort aufgetaucht war, nein, sie war dem Pfad der Zerstörung gefolgt und hatte das Dorf gefunden, das fast gänzlich in Trümmern lag, nachdem die selbsterkorene Armee oder wer auch immer es gewesen sein musste, dort eingefallen war. Es hatte einige Tote gegeben und viele Verletzte, als sie angekommen war. Um einige hatte man sich bereits gekümmert, aber niemand hatte ausreichend Wissen besessen um sich um die ernsthaft Verletzten zu kümmern, bis sie aufgetaucht war. Ihr war klar gewesen, dass die Menschen es sich nicht leisten konnten, sie mit Geld zu bezahlen, in den Orten, die sie durchquerte konnten das nur die wenigsten, doch sie hatte die armen Kinder, Männer und Frauen auch nicht einfach sterben lassen können. So hatte sie geholfen und angenommen, was sie bekommen hatte, Brot, Dörrfleisch hauptsächlich sowie frische Mahlzeiten während ihres Aufenthalts. Ihre Kasse war leer, sie war immer leer, aber sie fand auch immer Arbeit. Wenn sie erst die Vorräte aufgefüllt hatte, würde sie weiterziehen, zum nächsten Schlachtfeld, was aufgeräumt werden musste, bis das Morden endlich ein Ende hatte.
Müde trabten ihre Pferde den Waldweg entlang, der Planwagen ruckelte auf dem unebenen Boden, doch die Erschütterungen störten sie kaum noch, daran war sie bereits gewöhnt. Vielleicht konnte sie in Seeham auch ein paar neue Geschichten aufschnappen.
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptySo 19 Jan 2014, 13:32

Was für ein unfreundlicher Zeitgenosse, dieser Söldner. Nun, immerhin hatte er es sich gespart, dem Kerl den Kopf abzuschlagen. War ja doch nichts als Stress, und wenn er auch wütend war, dass der Kerl nichts von der heiligen Flamme hören wollte, naja, doch ... eine Tracht Prügel hätte er ihm schon verpassen sollen! Frevler! 

Er regte sich noch ein wenig weiter auf, grummelte in sich herein, seufzte laut auf, dann ritt er behände voran.

Ein Planwagen kam in sein Sichtfeld. Der trottete so vor sich hin... Nun, er würde Geleit geben. Immerhin war dies die Straße nach Seeham, und Räuber konnten überall lauern. Er gab seiner Mähre die Sporen und hatte bald aufgeschlossen. Auf dem Bock des Wagens sass eine Frau, wohl in seinem Alter, und sie sah müde aus. Er hob die Hand zum Gruß. Sein Pferd trabte langsam neben dem Wagen daher.
"Die heilige Flamme zum Gruß, Lady. Mein Name ist Ritter Gunther von Weiden, und da wir den selben Weg vor uns haben, würde ich euch mein Geleit anbieten."
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptySo 19 Jan 2014, 14:15

Jhinka nickte dem Krieger höflich zu, während sie ihn prüfend musterte. Sie mochte Krieger nicht, keine Ritter mit ehrbaren Absichten, keine Söldner, denn egal wie ehrenhaft ihre Absichten waren, im Endeffekt führten sie alle zu dem selben Ergebnis: Tod unf Verderben, Verletzungen und Leid. Verletzungen, die sie wieder heilen musste. Tote, für die jede Hilfe zu spät kam.
Dennoch begegnete sie allen freundlich, mit einem gewissen Respekt, sie machten auch nur ihre Arbeit und nicht alle hatten diesen Weg freiwillig gewählt. Außerdem schien der Ritter ganz nett zu sein, er wirkte zumindest nicht all zu herablassend auf sie. Ob sich das ändern würde, wenn sie sich ihm vorstellte? Sie selbst verwendete keine Titel, nur ihren Namen, dass sie Druidin war musste sie ja nicht allen auf die Nase binden, zumal diejenigen, für die dieses Wissen von Nöten waren, noch früh genug eingeweiht werden würden. So reiste sie sicherer.
"Seid gegrüßt, Ritter!", sie hob ihre Hand zum Gruß, wobei einige Perlenarmbänder an ihrem Handgelenken hell klimperten, "Mein Name ist Jhinka! Wenn ihr ebenfalls nach Seeham unterwegs seid, könnt ihr mich gern begleiten, ich bin für jede Gesellschaft dankbar, sofern ihr mich nicht in Kämpfe zu verwickeln gedenkt!"
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptySo 19 Jan 2014, 14:41

"Oh, ihr könnt mir glauben, Kämpfe habe ich in den vergangenen Jahren zuviele gesehen. Ich war nur ein Knappe, als es begann, und wurde im Krieg in den Ritterstand erhoben. Die brauchten mehr Kanonenfutter. Ich kann froh sein, noch am Leben zu sein! Nein, heutzutage verkünde ich vor allem die Botschaft der heiligen Flamme, und ab und zu verprügle ich Kerle, die ihren Vorteil in der erkaltenden Glut des Krieges suchen. Diebe, Söldner, Zuhälter... Mein Schwert ist zwar nicht zur Zierde, aber für mich ist das mächtigste Schwert das, das die Scheide nie verlässt."
Er blickte weiter die Straße entlang, die Hufe seines Pferdes klapperten regelmäßig unter ihm, er schien ein wenig entrückt, dann fand er wieder zu sich, und fuhr fort.
"Nein, ich will eigentlich nicht kämpfen. Am liebsten würde ich den ganzen Tag predigen, aber das geht ja auch nicht... Ah! Es ist nur so, dass diese Straße öfters einmal von Räubern heimgesucht wird. Deswegen habe ich mal zu euch aufgeholt. Meistens legen die sich nicht mit Rittern an. Da war vorhin ... vorhin habe ich die Belagerung von Ondhal mitverfolgt. Der Herzog von Ferrenhal hat sich ordentlich die Schnauze blutig schlagen lassen. Dann war da so ein Deserteur, dem habe ich angeboten, mit mir zu ziehen, aber der hatte ja gar keinen Funken Ehre im Leib - Ich bin dann geritten - Aber so nachträglich hätte ich ihm schon ein paar reinhauen sollen. Das ärgert mich. Kein Fünkchen Ehre, aber in den Krieg ziehen. Dörfer überfallen, Frauen vergewaltigen... Das macht diesen Söldnerburschen Spass. Dreckspack!"
Seine Stimme war immer mehr in eine hohe Tonlage verfallen, während er sich in seine wütende Rede hineingesteigert hatte. Aber er war auch nicht mehr allzu wütend, nurmehr weinerlich.
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptySo 19 Jan 2014, 15:01

Gespannt lauschte Jhinka den Asuführungen des Ritters, das klang ja, als habe er schon einige Schlachtfelder gesehen, da kannte er sicherlich auch einige Geschichten, vielleicht konnte sie einige Lücken vervollständigen, die noch in ihren Erzählungen über die verschiedenen Schlachten klafften. Hier und da gab es immer jemanden, der sich genauer erinnerte, als jemand anders, aber miteinander abgeglichen kam meist dasselbe dabei heraus.
"Es ist sehr nett, dass ihr auf mich achtgebenwollt", dankte sie demRitter höflich, auch wenn sie sich fast sicher war, dass sie diese Hilfe kaum benötigte. Bisher hatte sie so einige Wegelagerer getroffen und sobald diese erst einmal festgestellt hatten, dass sie heilen konnte, wurde ihr freies Geleit angeboten, sofern sie einem von ihnen helfen könne. Das war das Gute, einer von den Dieben und Räubern hatte immer etwas, eine gebrochene Rippe von der letzten Prügelei, die unsanft in die Lunge stach, ein angebrochener Arm dort, Quetschungen, Prellungen, Vergiftungen, weil jemand beim Pilze-Suchen nicht aufgepasst hatte.
"Bisher konnte ich aber noch jedem, der mich angreifen wollte, ein gutes Angebot machen, meine Fähigkeiten halfen recht oft weiter, wenn es darum ging, die Räuber loszuwerden, dass sie mich in Frieden ziehen ließen. Doch vielleicht könnt ihr mir mehr über die Belagerung von Ondhal erzählen, ich fürchte ich kam zu spät um sie noch mitzuerleben, doch ich wurde aufgehalten in einem kleinen Dorf, Junkhdal hieß es, wo wohl eine ganz Horde unehrbarer Babaren, die sich Krieger nennen, gewütet hat. Zerstört haben sie alles, was ihnen zwischen die Finger kam und kaum die Hälfte des Dorfes hat überlebt. Dort wurde ich dringender gebraucht, denn kaum jemand macht sich die Mühe, auch die kleineren Schauplätze des Kriegs zu besuchen, denn große Helden werden dort selten geboren.
Obwohl es da diesen Jungen gab, kaum hatte er das Mannesalter erreicht. Als die Meute einfiel in das Dorf hat er sich die Mistgabel aus dem Stall geschnappt und mehr als drei der Krieger damit getötet. Könnt ihr das glauben? Mit einer einzigen Mistgabel hat er sie einem nach dem anderen niedergemetzelt und sich durch das halbe Dorf geschlagen, um seine Liebste in Sicherheit bringen zu können. Aber glaubt ihr in ein paar Jahren weiß noch jemand, was dieser junge Mann vollbracht hat? Nein, nur die großen Schlachten schreiben Helden, sowie die Geschichte von den Gewinnern geschrieben wird. Doch kommen wir zu Ondhal, was könnt ihr mir erzählen, er ging als Sieger aus der Belagerung hervor?"
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptySo 19 Jan 2014, 15:43

"Ja, unbesungene Helden sind so eine Sache... Noch dazu mit der Mistgabel. Ich verstehe es einfach nicht. Jetzt sind zwei Jahre vorbei, seit der letzte Magierfürst gefallen ist, und immer noch prügeln sich diese Barbaren. Ich sehne den Tag herbei, an dem wieder Frieden ist, und ich in meine Ländereien zurückkehren kann, ein einfaches Leben führen und Wein anbauen. Wisst ihr, eigentlich würden wir in dieser Jahreszeit die Ernten einfahren. Ein großes Weinfest. Ich würde am Kopfende des großen Tisches sitzen... Nicht in dieser Rüstung, diese Rüstung bewahrt mein Leben im Krieg, aber im Frieden - Stellt euch das mal vor - Einfach ein Hemd anziehen, nicht einmal einen Degen an der Seite, und den frischen Most die Kehle herunterlaufen lassen. Mein Liebchen im Keller küssen... Ich vermisse den Frieden. Manchmal bekomme ich Briefe aus der Heimat. Weiden, eine Stadt an einem Fluss im Mittelland. Ich denke, irgendwann werden meine Untertanen wieder für mich bereit sein. Aber aktuell haben sie genug mit sich selbst zu tun, Bürgerwehren aufstellen und ähnliches."
Er seufzte und stierte weiter auf die Straße vor sich.
"Über Ondhal wollt ihr hören? Nun, wie die Ameisen sind sie die Wälle hinaufgekraxelt, aber wurden abgewehrt. Morgen soll die Burg geschliffen werden, der Herzog von Ferrenhal, weder Herzog noch aus Ferrenhal, hat's so beschlossen, und er hat genug Söldner hinter sich, um das durchzuziehen. Ich bin es so leid. Entweder ich bin traurig, oder ich bin wütend. Und wenn ich wütend bin, dann hagelt es Schläge. Früher war ich nicht so. Ich habe sogar Gedichte geschrieben..." Er blickte weiter auf die Straße und schien nachzudenken.
"Ich hab sie alle vergessen. Und das einzige, was ich dafür gelernt habe, ist, wie man einem Kerl den Kopf am geschicktesten abschlägt. Die Ehre der Ritter hat sich im Krieg an den Meistbietenden verkauft."
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptySo 19 Jan 2014, 16:15

Endlich war alles auf den Wagen geladen, Karl war, nachdem er mehrere solche schweren Säcke hatte tragen müssen, schwer erschöpft. Seine Kleidung war nicht mehr ganz trocken, er stank vor Schweiß. Auch konnte er sich kaum noch auf den Beinen halten und fragte sich verzweifelt, wann er endlich sitzen konnte.
Aber endlich begannen die anderen Räuber, sich zu der Ladung auf den Wagen zu setzen, diesmal war es so viel, dass sie eng zusammenrücken mussten, damit alle Platz fanden. Das war doch völlig unsinnig! Ein guter Teil von der Beute war eh nutzloser Plunder, den sie fortschmeißen konnten, weil sie absolut nichts wert war. Aber die Devise der Räuberbande lautete: Nimm alles mit, was nicht niet- und nagelfest war! Und wer wäre er, wenn er die Bande umkrempeln wollte? Er war nur ein kleiner Bauernsohn. Beim geringsten Widerwort würde man ihn töten.
Schließlich erschien auch Hans mit einer grimmigen Miene und einem blutverschmierten Messer in der Hand, in der Anderen war ein Sack. "Ich habe Peter umgebracht!", erklärte er. "Der Bastard hat versucht, sich mit einem Teil der Beute aus dem Staub zu machen."
Empörtes Gemurmel erklang unter den Banditen. Sie waren ein Haufen Gesetzloser, aber auch ihre Gemeinschaft begründete sich auf Regeln. Und eine davon war, dass Beute gerecht aufgeteilt wurde, jeder bekam für seine Arbeit den Anteil, den er wert war. Das bedeutete für Karl, dass er gerade genug bekam, um über die Runden zu kommen.
"Aber vergessen wir diesen Scheißhaufen!", knurrte Hans. "Wir haben heute eine Menge Beute gemacht, das können wir feiern."
Nachdem auch er Platz genommen hatte, ging die Fahrt in Richtung des Versteckes los, wo alle Beute eingelagert wurde. Es lag in der Nähe von Seeham.
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptySo 19 Jan 2014, 19:45

Bereits zwei der typischen Plätze, an denen sich die Tielsriner Kinder gerne zum spielen trafen, hatte Caleb abgeklappert - beide Male erfolglos. Seufzend machte er sich auf den Weg zum nächsten Ort, nur sein Holzschwert bei sich tragend, welches ihm sein Vater voriges Jahr angefertigt hatte.
Er bewegte sich zügigen Schrittes und war voller Tatendrang, denn der Tag war auch so kurz genug. Dabei überlegte er sich, was er heute wohl mit den anderen anstellen konnte. Es war angenehm warm heute, also war schwimmen im nahen See wohl eine Option. Während er so darüber nachgrübelte, bemerkte er gar nicht, wie sich jemand von hinten an ihn anschlich.
Als er von hinten einen Stoß abbekam, war sein Schrecken umso größer, und ihm entfuhr ein überraschter Aufschrei. Er stolperte ein paar Schritte vorwärts, fing sich aber wieder, ehe er stürzen konnte, und drehte sich zu dem lachenden Mädchen herum. Isla natürlich! Das einzige Mädchen im Dorf, das von den Jungen als Spielkameradin akzeptiert wurde. Dieser Umstand machte es jedoch nicht weniger peinlich, daß sie ihn so von hinten überrumpelt hatte - was für eine Blamage! Wenn das jemand gesehen hätte!
"Spinnst du, du doofe Kuh!" rief Caleb wütend, während seine Wangen eine Temperatur und Farbe annahmen, wie sie auch von einer Ohrfeige herrühren könnte (was dem Jungen ohnehin nicht eben selten wiederfuhr). "Was denkst du dir denn dabei, häh?!"
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptySo 19 Jan 2014, 19:55

Isla lachte lauthals los, als Caleb überrascht aufschrie, da war ihr die Überraschung doch geglückt! Doch manchmal hatte sie das Gefühl, dass Caleb bei ihr nicht so viel Spaß verstand, denn als er sich zu ihr herumdrehte schien er das ganze weniger lustig zu finden, als sie gedacht hatte. Vielleicht hätte sie diese Begrüßung doch bei jemand anderem machen sollen, aber bei wem? Die meisten hatte sie schon das eine ums andere Mal angesprungen und bisher hatte sich niemand darüber aufgeregt, also sollte Caleb sich gefälligst auch nicht so anstellen, oder aber bei den Mädchen mitspielen, da wo solche Begrüßungen nie passieren würden.
"Sei kein Spielverderber!", lachte Isla und entblößte beim Grinsen eine Zahnlücke im Bereich der unteren Schneidezähne, "Ich wollte doch nur mal gucken, ob du mich bemerkst, was kann ich denn dafür, wenn du so ein Träumer bist!" Sie streckte ihm die Zunge heraus und hüpfte munter neben ihm her. Ihr konnte so leicht nichts die Stimmung verhageln und Caleb würde sich sicher bald beruhigen.
"Suchst du auch die anderen zum Spielen?", erkundigte sie sich bei Caleb. Wenn er schon auf der Suche war, konnte sie Zeit sparen, indem sie alle Plätze ablief, an denen er schon niemanden gefunden hatte. Das war das Problem: sich erst einmal zu finden, sie wohnten ja alle übers komplette Dörflein verteilt.
Neugierig wartete Isla und beäugte ein wenig neidisch das Holzschwert von Caleb. Sie hatte sowas nicht, durfte sowas nicht haben. Sie hatte einmal nachgefragt und sich danach nicht wieder getraut, denn ihre Mutter hatte ihr nur all zu deutlich erklärt, was ihr blühen würde, würde sie jemals ein Schwert - und sei es nur aus Holz - bei ihr finden. Also musste sie sich mit Stöckern zufrieden geben, was zum Glück auch niemanden störte, aber ein Holzschwert wäre eben doch schöner gewesen.
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptySo 19 Jan 2014, 20:08

Jhinka überging das Gejammer des Ritters geflissentlich, wenn sie darauf eingehen würde, würde er damit gar nicht mehr aufhören, dabei interessierte es sie nicht besonders, wie schlecht sein Leben war. Sie hatte viele Leute gesehen, denen es bei weitem dreckiger ging als ihm, die kein eigenes Land besaßen, dazu noch Gliedmaßen verloren hatten und nicht wussten, wovon sie sich überhaupt ernähren sollten. Und er hatte Probleme mit dem Krieg, weil er jetzt keine Gedichte mehr schreiben konnte? Aber gut, jeder sah die Welt anders und sie würde ihm garantiert keine Vorträge halten. Sie konnte gut zuhören, sie musste einfach nur die wichtigen Informationen aus dem Gejammer herausfiltern.
"Also ist die Belagerung noch nicht gänzlich vorüber?", sollte sie jetzt froh darüber sein? Wahrscheinlich nicht, aber sie konnte, wenn sie Seeham rechtzeitig erreichte vielleicht bis Morgen wieder bei Ondhal sein und dort helfen, sich um einige Verletzte kümmern.
"Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es noch heute nach Seeham und Morgen nach Ondhal?", erkundigte sie sich bei ihrem Begleiter, denn sie selbst kannte sich kaum hier in der Gegend aus, war sie doch erst einmal überhaupt in Seeham gewesen und noch niemals in Ondhal.
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptySo 19 Jan 2014, 20:44

"Mrh.", grummelte Gunther, stierte hinaus auf die Strasse. "Ondhal sollte eine halbe Tagesreise entfernt sein. Seeham jetzt noch zweieinhalb. Ich weiss es nicht." Schweigend ritt er weiter, bis ihm der erste Teil der Frage wieder einfiel.
"Ja, die Belagerung ist noch nicht vorbei. Der Söldner, den ich abgepasst habe, meinte, morgen wird die Burg auf jeden Fall geschliffen. Ich weiss jedoch noch nicht, ob ich nach Ondhal zurückwill. Das müsste ich morgen entscheiden. All das Elend macht mich immer so wütend, und das ist gefährlich..."
Er griff in seinen Brotbeutel, hängte den Helm an den Gürtel, und begann, ein wenig Schmalzbrot zu essen. Feines Zeug, und günstig! Ein Linsengericht wäre auch toll, aber das musste bis Seeham warten. Er hatte da schon eine kleine Gemeinde der heiligen Flamme schaffen können, es ging sogar so weit, dass die guten Menschen von Seeham einen Codex erstanden hatten. Er freute sich immer, dort vorbeizukommen. Auch konnte er verlorenen Menschen einfach den Ort Seeham an die Hand geben, und er wusste, sie würden dort Unterstützung erfahren. Ach ja, eines Tages mit all den Freunden im Glauben nach Weiden zurückkehren... Er biss auf etwas Hartes, das sich als zu stark verbrutzelte Griebe herausstellte. Spuckte es aus, ass den letzten Bissen Brot, und setzte den blauen Helm wieder auf. Tja, für heute Abend hatte er eine Herberge. Eine Predigt würde er auch noch halten.
"Sagt, Jhinka, ihr habt nicht zufällig Interesse in Seeham meiner Predigt beizuwohnen? Gewöhnlich predige ich im Haus der Schiffbauerinnung. Da kommen immer so fünfzig bis siebzig Leute zusammen, und danach gibt es Essen für einen kleinen Betrag, meist Fisch, ist ja auch Seeham."


Zuletzt von Eclectic_Wizard am So 19 Jan 2014, 22:38 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: [MSG-Thread] Zerbrochen   [MSG-Thread] Zerbrochen EmptySo 19 Jan 2014, 20:55

Jhinka musterte den Ritter kritisch. Sie wollte nicht unhöflich sein, allerdings glaubte sie nicht im Geringsten an die heilige Flamme, folgte dem Kodex nicht und hatte auch keine Lust sich die Predigt anzuhören, da konnte sie währenddessen besseres tun. Ein paar Druiden aufsuchen beispielsweise, mit den Händlern Waren tauschen, sich durchs Geschichten-Erzählen etwas Geld dazu verdienen. Für eine Predigt blieb da wenig Zeit.
"Das ist ein überaus freundliches Angebot, welches ich allerdings ablehnen muss. Ich will geschäftlich nach Seeham, ein wenig Handel treiben und dann geht es für mich zurück nach Ondhal, sehen, ob ich helfen kann. Außerdem fürchte ich, dass sämtliche Bekehrungsversuche zwecklos sind, ich respektiere euren Glauben zwar, kann damit jedoch nichts anfangen."
Jhinka verstummte und nahm einen Schluck Wasser, während sie ihre Pferde dazu antrieb etwas schneller zu werden. Sie wollte unbedingt am morgigen Tag in Ondhal sein. Wenn die Burg wirklich geschliffen werden sollte, würde das für so einige böse enden. Da würde man eine Druidin sicherlich gut gebrauchen können.
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