Die Heimreise

Lysander schmunzelte und schob sich noch einen Bissen in den Mund. "Das Kartoffeln kochen oder den Anbau?" fragte er dann neckend und sah dann leicht verärgert hoch, als der Rote Alarm erklang. "Verdammt.. Hätten die nicht warten können, bis ich fertig bin mit Essen?" Da es hier keinen funktionierenden Kühlschrank gab, und er das Essen auch nicht zum Warmhalten irgendwie reinstellen konnte, würde es wohl im müll landen. Einer der anderen Crewmitglieder würde sich wohl darum kümmern, da er ja jetzt zur Brücke musste.

Die Nehala antwortete auf seine eher als Scherz gemeinte Frage nicht mehr, der anscheinend schiffsweite Alarm mit dem Aufruf zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Kinara stand umgehend von ihrem Platz auf und gab dem Menschen einen kleinen Stoß. "Los, gehen wir.", sprach sie bevor es in Richtung der Brücke ging. Der Weg war von hier aus eher kurz, eine zeitsparende Position. Ein unidentifiziertes Objekt? Es machte sie neugierig um was es sich wohl handeln könnte... wenn es sich auf Kollisionskurs befand, so hatten sie wohl ohnehin zu wenig Zeit um die Waffensysteme wieder in vollem Umfang in Stand zu setzen. Eine Stunde...
Vermutlich lag es noch immer an den Schäden der Sensorik, es war in jenem Fall auch schwer zu sagen in wie Weit dies auch die KI beeinträchtigte. Das System hätte es in vollem Zustand wesentlich früher orten und erkennen müssen.
Schließlich erreichten sie die Brücke und betraten jene, dabei ging es anschließend in Richtung des neuen Captains des Schiffes. Noch immer fühlte sich die Nehala unter dem Kommando eines Kriegstreiber-Shejen nicht wirklich wohl...
So nickte ihm Kinara zu und wartete mitsamt den Doktor darauf wie es nun weiter gehen sollte.

"Kute Arpeit mit ten Sensoren. Hätten sie tie nicht wieter online pekommen, wüssten wir nicht einmal, tas etwas auf uns zu kommt." Tiarak machte eine kurze Pause. "Leiter können wir unsere Position nicht näher einkrenzen, alles was tie pisherigen Pemühunken erkapen ist, tass wir uns nicht mehr in pekanntem Raum pefinten." Er betrachtete noch einmal die Sensorenwerte. "Wir hapen nicht einmal mehr eine Stunte Zeit um uns etwas einfallen zu lassen. Hapen sie irkentwelche Vorschläke?"

Kinara hatte mit derweil vor der Brust verschränkten Armen zugehört, also hatte der Captain für sie auch keine genauer detaillierten Angaben... Dabei hatte sie gehofft, dass sie über mehr Information verfügen würden. Ein Vorschlag war in jener Situation leicht verlangt, doch schwer genannt oder gar gut umgesetzt. "Nun... auf einem Kollisionskurs handelt es sich wohl kaum um ein Flugobjekt freundlicher Gesinnung, Besatzungen hätten wohl längst versucht den Kontakt zu uns aufzunehmen... Ich bezweifle, dass die Hülle weiteren Strapazen noch lange standhalten würde. Entweder es ist uns nützlich oder es will uns endgültig ausschalten... Wenig Zeit, wenig Alternativen... Wie lange es dauern würde bis das Waffensystem einsatzbereit ist, obliegt einer Analyse durch Solis.", sprach die junge Nehala schließlich.
Natürlich könnte ihnen das Objekt auch nützlich sein, doch es galt dennoch auf alles vorbereitet zu sein und zwar schnell... eine gute Stunde war unter normalen Umständen ohnehin viel zu wenig Zeit.

Ohne, das jemand Solis direkt gebeten hatte, eine Analyse durchzuführen, gab sie das Ergebnis bereits bekannt.
"Die Waffensysteme bereit zu machen, würde, wenn alle verfügbaren Techniker daran arbeiten und auch nicht-Techniker eingespannt werden, ungefähr eine halbe Stunde dauern, sie zu nutzen würde jedoch die Stabilität der Minerva stark beeinträchtigen, das Schiff möglicherweise sogar zerreißen."

Lysander hörte aufmerksam zu. Überlegend blickte er auf die Konsole. "Solis, kannst du das Objekt auf dem Sichtschirm zeigen?," fragte er dann interessiert. Vielleicht konnten sie ja so erkennen, was es sein könnte.
Er fand es seltsam, das weder Kapitän Girk noch Kinara darauf gekommen sind. Er versuchte, sich mit den Konsolen vertraut zu machen. Schließlich war er jetzt ein Führungsoffizier, da sollte er wenigstens ein wenig ahnung von dem ganzen haben.

"Vermutlich kann sie das nicht, bihjlel Shejen... sonst hätten wir längst einige Anhaltspunkte um was es sich handeln könnte.", unterbrach Kinara den Menschen kühl. "Die KI hätte die Pflicht auf jedwede mögliche visuelle Erkennung separat hinweisen zu müssen.", fügte die junge Nehala noch hinzu und senkte den Blick erneut in Richtung Boden. '...außer diese Shejen-KI ist wirklich so inkompetent wie es nur Shejen-Maschinen sein können.', führte sie den Satz in Gedanken noch fertig, sie wollte hier in jener Runde nicht auch noch jedweden Optimismus vollends zerstören.
Das die Integrität des Schiffes der Belastung durch die Bewaffnung nicht mehr standhielt, war nicht weiter verwunderlich... die Berichte stimmten einen nicht gerade optimistisch.
"Solis... Benutze die statistischen Auswertungen des seismischen Einflusses früherer Waffentests und werte sie mit der Integrität der Hülle aus. Errechne eine Belastungsprobe welcher den Einfluss auf die Integrität darlegt mit aktiver Primärbewaffnung ohne Sekundärbewaffnung und eine weitere Probe mit aktiver Sekundärbewaffnung aber deaktivierter Primärbewaffnung, anhand des momentanen Status der Hülle.", forderte sie die KI des Schiffes auf und wartete das Ergebnis ab.
Im Notfall konnten sie auch nur einen Teil der Systeme nutzen... es galt nun die Möglichkeiten abzuwiegen.

"Ich danke Ihnen, Commander, dass sie erkannt haben, das es wirklich nicht in meinen derzeitigen Möglichkeiten liegt, das Objekt zu visualisieren. Andererseits enttäuscht es micht, dass sie mich derart unterschätzen, dass sie glauben, ich hätte diese Berechnung derart unzuverlässig durchgeführt. Auch ein Einsetzen von entweder der Primär- oder der Sekundörbewaffnung alleine würde die Stabilität des Schiffes stark gefährden. Mit anderen Worten: Was auch immer auf uns zukommt, wir haben dem Nichts entgegenzusetzen."

Kinara schüttelte den Kopf, ließ den Blick jedoch starr und gesenkt auf den Boden gerichtet. Sie antwortete nichts weiter auf die Worte der KI, doch sie dachte sich ihren Teil. Die Maschine hatte nicht enttäuscht zu sein... sie hatte zu gehorchen und Befehle zu befolgen. Doch die junge Nehala gab die Schuld daran nicht der Maschine, sie gab sie den unfähigen und primitiven Shejen-Schöpfern. Einem Haufen von Mördern und Kriegstreibern, verleitet allein durch Gier und Machthunger. Die KI konnte nichts dafür von solch bemitleidenswerten und geistesschwachen Wesen geschaffen worden zu sein...
"Nun denn, dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig als uns mit Hilfe des reaktivierten Antriebes außerhalb des Kollisionskurses zu bringen... Wenn dies auch nicht funktioniert, nun...", meinte Kinara, zuckte jedoch zum Schluss nur mit den Schultern. Welch andere Möglichkeiten blieben ihnen noch? Außer schließlich abzuwarten...

"Wenn wir das Tempo nicht zu sehr erhöhen, dann könnte die Minerva das überstehen", meinte Solis ungefragt. "Captain? Soll ich die Minerva bewegen?"

Lysanders Gedanken und Gefühle fuhren Achterbahn. Da raste ein Objekt auf sie zu und sie konnten nicht all zu viel dagegen tun. Sie konnten nicht erkennen, was es genau war und auch die Waffentechnik würde nicht schnell genug aktiv sein. "Könnte mann nicht den Schild etwas verstärken? Das könnte den aufprall vielleicht dämpfen,"sagte er. Er hatte überhaupt keine ahnung von Technik. Das einzige, was er selber konnte, war eine lampe reparieren und den Computer bedienen. Die 0815 Technik beherrschte er, aber alles was über Haushaltsgeräte oder so ging, war bei ihm ne bildungslücke. Ausserdem.. wenn sie dem Objekt nicht ausweichen würden können, wären alle matsch.. Kinara, er.. die gesamte Crew.. sie wären alle tot..Er musste durchatmen.. durfte nicht in Panik geraten..Sie würden es schon irgendwie schaffen, hoffentlich.

"Bring uns trei Lichtsekunden vom errechneten Kollisionspunkt fort, sotass es uns an Steuerport passiert."
Tiarak betrachtete den Punkt, welcher das Objekt darstellte aufmerksam. Sollte es ein Schiff sein, waren sie immer noch nahe genug um in Echtzeit zu kommunizieren. Falls nicht, würde es einfach an ihnen vorbeischiessen.
"Trei Störer vorpereiten."
Sollte es ein feindlich gesinntes Schiff sein, war ihre einzige Möglichkeit sich zu verstecken oder sich tot zu stellen. Nachdenklich strich er mit der Zunge über seine Zähne. Theoretisch könnten sie auch bluffen, aber er bezweifelte, dass irgendjemand übersehen würde, dass ihre Waffen nicht einsatzbereit waren oder die Hüllenpanzerung Löcher in Größe eines ausgewachsenen Shubdja aufwies.
"Anschließent ten Enerkieausstoss soweit wie möklich herunterfahren."

Trotz des Zustandes der Minerva war die Bewegung des Schiffs für die Insassen nicht zu bemerken, als Solis den Antrieb nutzte, um den Befehl des Captains auszuführen. Anschließend ließ sie die Nanobots die Störer an eine Auswurfluke bringen, bevor sie eine Meldung durch das gesammte Schiff gab.
"Auf Befehl des Captains werden sämtliche Funktionen, mit Ausnahme der minimalen Lebenserhaltung, der medizinischen Notfallversorgung, der internen Steueranlage und der Sensorik, heruntergefahren, um unseren Energieasstoß zu minimieren. Bitte bleiben Sie ruhig und warten auf weitere Anweisungen."
Kurz nach der Durchsage erlosch im gesammten Schiff das Licht. Auch die Leuchtanzeigen an der internen Steueranlage erlosch, lediglich ein kleines Lämpchen zeigte noch an, das Solis aktiv war. Das Schiff wurde ruhig.

Naraka war gerade dabei, eine Leitung zu reparieren, um sich zu beschäftigen, als Solis Aussage kam. Sie fluchte kurz in Arachnidae, ihrer Mutter-"Sprache", während sie sich zurückzog und die Abdeckung der Leitung wieder anbrachte, bevor das Licht aus ging. Vorsichtig tastend kletterte sie an die Decke und wartete dort ab. Sie wollte nicht riskieren, das irgendjemand über sie stolperte, während sie im Gang wartete.

Auch wenn die Bewegung des Schiffes nicht spürbar war, klammerte sich Lysander auf die Lehnen des Sitzes an der Konsole, vor der er platz genommen hatte. Er war beunruhigt und hoffte, das es wirklich ausgereicht hatte, diesem Ding auszuweichen. Er machte sich deswegen ziemlich sorgen. Sie wussten nicht, wo sie waren und das noch in einem kaputten schiff. Und sie hatten nichtmal genügend materialien um das Schiff wieder zu reparieren.
Ausserdem war der großteil der Mannschaft tot. Und nicht nur das ging ihm durch den sinn. Würden sie das ganze hier heil überstehen? Würde seine Beziehung mit Kinara überhaupt halten oder hatte er sich zuviel vorgenommen. Er war nicht dumm. Aber er war nunmal ein Mensch. Und sie war eine Nihala.

Sie hatte sich währenddessen auf einem der Sessel festgeschnallt, bevor die Durchsage kam und offenbar im ganzen Schiff zu hören war. Sie war gespannt ob dieses Manöver etwas bewirken würde. Wenn es sich um ein Flugobjekt wie einen Asteroiden handelte, dann würde es ausreichen. Vielleicht stand jenes Objekt aber auch in Zusammenhang mit ihrer misslichen Lage und wollte nun für die endgültige Zerstörung Sorge tragen... Dann wäre es ohnehin vergebens...
Der schwere Schaden, der Umstand der quasi nutzlosen Waffensysteme... Einen letzten Ausweg hätte es noch gegeben, den Antrieb als Antimaterie-Superbombe zu missbrauchen, doch die Zeit würde vermutlich nicht reichen die Systeme des Antriebes derartig zu manipulieren... vor allem garantierte nichts, dass das Schiff jene Explosion selbst aus der Ferne aushalten würde, es hätte einen halben Mond in Stücke gerissen. Ohne den Antrieb würde ihnen vermutlich ohnehin jedwede Chance auf eine Heimkehr verwehrt bleiben...
Nein... lieber würde sie in der Explosion eines Angriffes einfach verdampfen oder umgehend in einem Vakuum ersticken als auf diesem Schiff hier unter all den Shejen irgendwann zu verhungern oder anderweitig würdelos zugrunde zu gehen...

Es dauerte nur kurz, bis sich Tiaraks Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Aufmerksam beobachtete er die Sensorenwerte, während seine Anspannung weiter wuchs. Obwohl er sich gut im Griff hatte, war sie doch so groß, dass jeder im Raum das Gefühl auffangen würde – ein Nachteil daran eine telepathische Spezies zu sein, war die Tatsache, dass sich starke Gefühle nur schwer verbergen ließen.
So angespannt war er nicht mehr gewesen, seit er im Murani System ein Katz- und Mausspiel mit dem Kommandanten seiner ehemaligen Söldnereinheit getrieben hatte. Damals hatte er aber wenigstens ein funktionierendes, wenn auch hoffnungslos veraltetes Schiff gehabt.
Er musste lachen, als ihm in den Sinn kam, wie ähnlich die jetzige Situation der damaligen war – nur die Tatsache, dass er nun eines der modernsten bekannten Schiffe kommandierte, dass allerdings fast funktionsuntüchtig war und das er nicht wusste ob das da draussen ihn wirklich töten wollte waren anders.

In die Stille und Anspannung der Führungsoffiziere hinein erklang die Computerstimme von Solis.
"Captain, das Objekt hat sich beschleunigt. Errechnete Ankunft in zwanzig Minuten. Meine Sensorik bestätigt, es handelt sich um ein Raumschiff unbekannter Art. Soll ich versuchen, eine Kommunikationsverbindung aufzubauen?"

Einen kurzen Moment überlegte Tiarak: Dies war die letzte Chance sich tot zu stellen. Mit etwas Glück würde dann das andere Raumschiff vorbeifliegen. Aber das änderte nichts an ihren Problemen. Es würde immer noch an Material für Reparaturen und an Informationen fehlen.
"Sente einen Notruf auf allen Frequenzen."
Er atmete tief durch: Nun gab es kein Zurück mehr.
"Hoffen wir, tass Solis' Üpersetzunksroutinen ausreichent sint um mit ihnen zu kommunizieren."

5/16

Wie der Captain es befohlen hatte, sendete Solis die Notrufe, ohne jedoch daran zu glauben, dass es von Erfolg gekrönt werden würde. Tatsächlich zeigte das Schiff keinerlei Reaktionen. Solis beschloss, dies dem Captain mitzuteilen - als sie plötzlich doch etwas empfing. Jedoch war es nicht die gleiche Art, wie das Konzil sie verwendete. Sofort begann Solis, Muster aus diesem Signal zu filtern - und stellte fest, dass es eine sich wiederholende Reihenfolge war, möglicherweise eine Botschaft, die sie wiederholten, bis sie Antwort bekämen.
"Captain, das Schiff sendet eine Botschaft, jedoch zu kurz, um sie zu dechiffrieren. Warte auf Anweisungen."