EoV - Third Mission - "Silent Rain"

Instinktiv trat Eames vorsichtiger auf als sonst. Das Ganze hier war ihm überhaupt nicht geheuer. Das Schiff stand hier seit Ewigkeiten und der Rost hatte begonnen, sich durch alles hindurch zu fressen. Naja, immerhin würden die anderen wohl vor ihm einbrechen. Die waren mit ihren Kampfanzügen wesentlich schwerer.
"Lass mal sehen", meinte er zu Natalia. "Vielleicht kann ich das Ding öffnen."
Immerhin war er darauf spezialisiert überall rein zu kommen, wo er rein musste. Er besah sich die Luke einen Augenblick lang, ehe er schweigend irgendwas an seinem Anzug drehte und schraubte, bis er das benötigte Werkzeug hervor geholt hatte.
"Ich versuch mal, das Teil aufzubrennen. Wär nicht schlecht, wenn ihr etwas Abstand nehmt."
Mit einem zischen löste sich die in seinem Oberschenkelschutz verstaute Feuersäge und dann machte sich Eames an die Arbeit. Das Ganze brauchte etwas Geduld und Fingerspitzengefühl, doch schliesslich hatte er die Luke einfach ausgeschnitten. Mit einem kräftigen Tritt beförderte er die Luke zu Boden, wobei er vorsichtshalber ein paar Schritte zurück machte.
Die ausgeschnittene Luke donnerte zu Boden und hinterliess eine klaffende Öffnung.

Na dann ließ sich nur hoffen, dass der Anzug hielt, dachte sich Snyder, und hielt das Plasmagewehr umklammert. Er hatte wirklich keinen Bedarf, einen dritten Arm wachsen zu lassen. Da reichte ihm sein drittes Bein.

"Sieht ja echt öde aus. Immerhin schießt noch keiner auf uns.", kicherte er, mehr aus Furcht, als aus irgendeinem anderen Grund, und fuhr ernster fort: "Ich halte mich hinten, soweit möglich. Das hatten wir ja schon mehr oder weniger abgeklärt."

Zur Sicherheit ließ er den Anzug etwas Beruhigungsmittel spritzen, an einer Snyder'schen Überreaktion hatte wahrlich niemand hier Interesse.

Geduldig warteten sie ab als Westerfeld sich über die stählerne Tür her machte, es dauerte eine Weile... aber damit konnte man bei dem massiven Material ja durchaus rechnen.
Schließlich klatschte Natalia langsam in ihre in den Panzerhandschuhen steckenden Hände, als die Tür nach innen stürzte und mit einem lauten Knall auf dem Boden landete. "Saubere Arbeit... na dann, rein da.", forderte die Offizierin die Truppe auf, bevor sie mit ihrer AR-9 im Anschlag auf die aus dem Rahmen geschweißte Luke trat und in die Olympus vorrückte...
Gleich nach dem Eingang folgte eine Biegung nach links, beschildert an der Seite, offenbar führte es zum haupt Treppenhaus des Schiffes. "Verdammt dunkel hier drinnen... Nachtsicht ein.", gab sie weiter bevor sie sich weiter bewegten.
Eine umfassende Stille und Dunkelheit umgab sie... hier musste schon lange kein Lebewesen mehr gewesen sein, nicht einmal Ratten... die während wohl vor langer Zeit bereits verhungert.
Schließlich erreichten sie einen Raum in welchem eine stählerne Wendeltreppe nach Oben führte... und sofort wich Natalia instinktiv zurück. "Da oben!"
An der Decke befestigt war ein stationäres Wachgeschütz welches in ihre Richtung zielte, aber nach kurzer Zeit des Wartens... Das Ding bewegte sich nicht...
So begab sich die First Lieutenant wieder in den Gang und blickte zu der automatisierten Anlage empor. Sie musste schon sehr lange deaktiviert sein... Spinnweben spannten sich zwischen Lauf und der Querverstrebung an der Decke.
"Wie ich sagte... hier bewegt sich nichts mehr und hier schießt auch nichts mehr auf uns.", sprach sie über Funk bevor sie weiter vor rückten.
Bei der Wendeltreppe gab es eine weitere Beschilderung. Nach oben über die Treppe führte es zur Brücke und Kommunikation, den Gang geradeaus ging es auf die andere Seite des Kommandoturmes der Olympus und somit auch wieder nach Draußen... Die einzige verbleibende Luke führte in den Rumpf.
Es gab kein Rad an der schwer gesicherten Stahltür an welchem man drehen konnte... Daneben ein Zahlenschloss.
Die First Lieutenant begab sich zu dem Zahlenschloss und wischte mit ihrer Linken über das verstaubte Display. Das Betätigen der Eingabetaste sorgte für Verwunderung... Das Zahlenschloss piepste und ein rotes Lämpchen leuchtete auf. "Das Ding funktioniert noch!", meinte sie erstaunt und wandte sich an die Anderen. Nur fehlte ihnen der Code... "Vorschläge?"

Ein wirklich gutes Gefühl hatte Eames in dem Schiff nicht. Aber es blieb ihm ja nichts anderes übrig, als Natalia vorsichtig zu folgen.
Als sie schliesslich das Zahlenschloss erreichten, erwägte er kurz, ob er die Klappe halten sollte. Doch weil er halt Eames war, tat er das nicht.
"Wie wärs mit 1-2-3-4?", fragte er halb ernst.

Als sie das Schiff betreten hatten hatte Nick sein AR-9 weg gesteckt und stattdessen nach dem Prototypen gegriffen. Auf dem Weg vom Shuttle zum Schiff hatten sie sich unter offenem Himmel bewegt und trotz der Strahlung war nicht ausgeschlossen, dass es in San Francisco noch Leben gab. Jene Schmuggler beispielsweise, die die Dalgan mit ihrem Material versorgt haben mussten, so dieses denn tatsächlich aus der Stadt kam, wie das Oberkommando vermutete. Gegen solche weichen Ziele hätte das Sturmgewehr ihm gute Dienste geleistet. Aber die Olympus war, gedachte man der Schwierigkeiten, die sie gehabt hatten, hinein zu kommen, seit Jahrhunderten nicht mehr von Menschen betreten worden. Hier mussten sie sich vor allem vor den Verteidigungssystemen des Schiffs in Acht nehmen. Und gegen die würde ihnen Plasma bessere Dienste leisten.
Doch auch diese Befürchtung erwies sich als unbegründet. Alle Anlagen, alle Elektronik im Schiff schien tot zu sein – bis sie auf die Tür mit dem Zahlenschloss trafen. Dass diese Schließanlage noch Strom hatte versetzte den First Sergeant augenblicklich in Alarmbereitschaft. Die Bedeutung dessen für ihre gesamte Mission war offenkundig: sie befanden sich hier drin in akuter Gefahr. Allersdings ging diese selbstverständlich nicht von dem direktesten Hindernis aus, das in ihrem Weg stand: der Tür. Hier war eine pragmatische Lösung gefragt.
"Raten bringt uns kaum weiter", stellte er kategorisch fest, "Besser, wir versuchen uns direkt durchzuschneiden, anstatt es auch nur mit der Schließanlage zu probieren."

"Nach oben geht es zum Kommandoturm. Wenn die Kombination irgendwo steht, dann doch da, oder nicht?", fragte Myra leise in den Funk. Die Polizistin trat zu der Konsole. Nach ein bisschen Muskelspielerei mit dem HT-5 brachen die Schrauben, die die Konsole hielten, aus. Vorsichtig lugte Myra in das Drahtgewirr unter der Konsole. Das war ziemlich primitiv, nach talonischen Maßstäben jedenfalls.
"Ich könnte auch versuchen das Zahlenschloss einfach dazu zu bringen das richtige Signal zu senden. Oder wir schneiden uns durch, wie der First Sergeant bereits angeregt hatte. Vorsicht, wird gleich mal kurz hell."
Myra wartete einen Moment und machte dann die Lampe an der rechten Seite ihres Helms an. Nachtsicht war ja schön und gut, aber nicht für so feine Arbeiten gemacht. Würde sowieso spannend werden die Drähte mit den dicken Fingern des HT-5 zu entwirren.

Wie Leo schon vorher damit gerechnet hatte, fühlte er sich an diesem Ort einfach nur unwohl. Nirgends gab es leben und ohne ihre Schutzanzüge würden sie nun alle einen grausamen Tod sterben. Das war der toteste Ort, an dem er je gewesen war, bei den anderen Einsätzen hatte es dieses schreckliche, beklemmende Gefühl nicht gegeben.
Zumindest konnte er sich erst mal im Hintergrund halten und die anderen machen lassen.
Das Innere des Schiffs war genau so trostlos wie die gesamte Stadt und Leo hoffte inständig, dass dass er nicht an diesem gottlosen Ort sein Grab finden würde. Naja, bisher hatte dieser Einsatz noch keine Turbulenzen gezeigt. Leo wäre durchaus dankbar, wenn er weiterhin so 'langweilig' bleiben würde, er stand nicht auf viel Aufregung. Dieses Höllenloch war ihm nicht geheuer, es war nicht mit den anderen Orten zu vergleichen, an denen er schon gewesen war. Er wollte weg hier, so schnell wie möglich. Hoffentlich dauerte das hier nur kurz...

Die First Lieutenant deaktivierte die Nachtsicht Funktion noch schnell genug, bevor sie durch das direkte Licht der Lampe geblendet werden konnte. Als Myra die Konsole abnahm und die Drähte dahinter zum Vorschein kamen, schaute Natalia ihr neugierig zu... doch schließlich ging sie dazwischen und packte Langfield an ihrem linken Handgelenk.
"Oder wir lassen die Finger davon... und suchen lieber nach dem Code, einer Schlüsselkarte oder was auch immer, bevor wir uns eventuell endgültig aussperren.", meinte Natalia und wandte sich der Wendeltreppe zu.
Laut erklangen ihre Schritte und Staub rieselte auf sie herab, als die Offizierin die ersten Stufen der Wendeltreppe nahm. "Lieutenant Langfield... sie übernehmen ab hier.", gab sie der Polizistin weiter und wartete darauf, dass sie ab nun derweil die Führung übernahm. Natürlich nicht ohne Grund...

"Jawohl", bestätigte Myra den Befehl mit nur leichtem Zittern in der Stimme. Nervosität war etwas, was sie grade jetzt überhaupt nicht brauchen konnte. Ihre Schritte klangen seltsam hohl auf den metallenen Stufen der Wendeltreppe. Die Waffe im Anschlag rückte Myra weiter nach oben vor. Es gab keine Türen auf dem Weg nach oben. Sie mussten sich in dem Turm befinden, auf dessen Spitze die Kommandobrücke war. Nichts deutete darauf hin, dass durch diesen Bereich des Schiffes Strom lief. In jedem Fall waren die Lampen an der Treppe, die früher den Soldaten den Weg gewiesen haben mochten, aus.
Die Brücke erwies sich als leer. Zumindest leer von lebenden Wesen oder mörderischen automatisierten Abwehrsystemen. Glas knirschte unter Myra Sohlen als sie weiter auf die Brücke vorrückte. Die Fenster des Schiffes waren völlig zerstört. Auf den Stühlen vor den Konsolen saßen Leichen. Skelette verbesserte sich Myra. Die Menschen mussten schon seit langer Zeit tot sein, denn es waren nicht einmal mehr Fleischfetzen an den Knochen. Eine Glasscherbe steckte in einem der Schädel und auch bei den anderen Skeletten zeigten sich Brüche, die von umherfliegendem Glas stammen mochten.
"Bereich gesichert."
Auch hier schien es keine Stromversorgung zu geben. Alle Konsolen waren tot. In der Mitte des Raumes hing ein Geschütz von der Decke. Die Halterung schien gebrochen zu sein. Viele der Bildschirme waren zerstört. Papierfetzen waren über den Raum verteilt, zum größten Teil verrottet in der feuchten Seeluft.

Von Draußen herein kam noch das Tageslicht des späten Nachmittages, hindurch durch die zerbrochenen Scheiben der Schiffsbrücke. Hell genug um die Nachtsichtfunktion erneut empfindlich zu übersteuern...
So blickte sich Natalia ein wenig um, durch das zerbrochene Glas war mit dem Wind jede Menge Dreck und Staub von der Stadt herein getragen worden. Es setzte sich auf den Konsolen und Gerätschaften ab... Mit dem Licht an ihrer AR-9 aktiv, wandte sie sich einigen der Brückenkonsolen zu, auf den ramponierten, im Boden verschraubten Drehstühlen saßen einige Überreste der Crew. Nicht alle Plätze waren besetzt, vermutlich befand sich die Olympus in Bereitschaft, bevor die halbe Welt schließlich unter ging.
So blieb Natalia stehen und salutierte den verstorbenen und hier an diesem Ort in Vergessenheit geratenen Überresten der Marineoffiziere auf, sie ehrte sie damit...
Die First Lieutenant verharrte eine Weile in dieser Position und schwieg, bevor sie sich wieder zu den Anderen drehte.
"Verteilt euch... schaut in die Schubladen, auf den Tischen und auch wenn es euch nicht gefällt, durchsucht auch die Überreste der Kleidung an den Leichen. Sucht nach Codes, Schlüsselkarten, was auch immer... los jetzt.", befahl die Offizierin und begab sich selbst zu einem der Tische der Schreiber im hinteren Teil der Brücke.

Snyder seufzte nur und machte sich an die Leichen heran, waren bestimmt nicht seine ersten, und somit stellte ein wenig Leichenfledderei für ihn auch kein Problem dar. Er griff sich den Kerl auf dem größten Stuhl und durchsuchte seine Brusttaschen. Ein Smartphone und eine Karte kamen in der Tasche zum Vorschein. Die Uniform musste fesch gesessen haben, als er noch lebte. Seltsames Gefühl...

"Hab was!", rief er aus und brachte die Karte zu Natalia, übergab sie, und wandte sich der Aussicht zu. Trist, trist. Glas knackte unter seinen Metallkappenstiefeln. Ein Trauerspiel war das hier...

"Es müssen damals Leute überlebt haben, die im Bauch des Schiffes waren. Fragt sich nur, wie lange..."

Eames durchsuchte einen Metallspind in der Ecke. Die Türen waren zwar ziemlich eingerostet, doch sie waren nicht sonderlich massiv, weshalb er sie aufreissen konnte.
Allerdings war seine Beute nicht wirklich grossartig. Vergilbte, zerfressene Papiere stapelten sich in den verschiedenen Fächern. Er konnte nicht einmal mehr die Aufschrift lesen. Die salzige Luft hatte ihnen wohl zugesetzt. Dazu war alles mit Staub bedeckt.
In einem Fach fand er ein Holzkästchen, das noch einigermassen erhalten aussah. Er konnte es ganz einfach aufklappen. Zum Vorschein kamen diverseste Schlüssel. Ganz altmodische, die allerdings etwas angerostet waren, aber auch ein paar Karten und ähnliches. Allerdings vermutete Eames, dass das wohl Schlüssel zu irgendwelchen Schubladen oder so waren. Nichts Brauchbares.

Die Kleidung der Toten durchsuchen? Die Frau hatte vielleicht Nerven! War nicht so, dass da noch viel gewesen wäre, was sie hätten durchsuchen können. Fetzen, deren ehemalige Farbe nicht einmal mehr zu erahnen war und die bei der leichtesten Berührung vollends auseinander fielen. Zweihundert Jahre salzige Seeluft, schwere Strahlenbelastung und schlichtweg Zeit hatten selbst die Kunstfasern zu zersetzen begonnen. Nichtsdestotrotz kam Nick dem Befehl seiner Vorgesetzten nach. War schließlich ein Befehl. Aber wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätten sie sich durch diese Tür einfach durchgeschweißt.
Wie zu erwarten verlief die Suche für ihn dann auch relativ fruchtlos. Sicher, er fand ein paar alte Papierfetzen, aber wenn dort einmal etwas drauf gestanden hatte, dann war es jetzt nicht mehr zu erkennen. Vollständig verblasst. Aber was hatte er auch erwartet? Ein plakatgroßes Schild mit der großen Überschrift "Türcode"? Wohl kaum. Und selbst wenn er einen Zettel mit einer Zahlenkombination gefunden hätte: wie wahrscheinlich wäre es gewesen, dass es eben der Code für diese eine Türe war? Wohl eher die Auftragsnummer bei irgendeinem Handwerker oder das Geburtsdatum der Ehefrau.
"Negativ, First Lieutenant", meldete er dementsprechend auch rasch, nachdem seine Suche nichts Verwertbares zu Tage förderte.

So vorsichtig wie irgend möglich zog Myra eine Schublade nach der anderen auf. Darin waren nur weitere verrottete Fetzen Papier, die sich schon in dem Lufthauch beim Öffnen weiter auflösten. Nichts davon schien für ihre Mission nützlich. Die Kleidung der Toten bestand auch nur aus Fetzen, die sich bei der leichtesten Berührung auflösten. Hier würde sich kaum mehr etwas brauchbares finden lassen. Zumindest wäre nichts davon für sie selbst zu gebrauchen. Aber vielleicht sollte man etwas davon für die Forscher zuhause mitbringen. Myra tastete nach einem gepanzerten Kompartment ihres HT-5. Tatsächlich war die Ausrüstung noch an Ort und Stelle. Mit zwei spitzen Fingern fischte Myra eine gläserne Röhre mit kompliziert aussehendem Verschluss aus ihrer Halterung.
Eine Knochenscherbe des Toten mit der Kopfwunde fand ihren Platz in dem Röhrchen, das sich mit leisem Zischen wieder verschloss. Irgendwer in Talon würde daran schon Interesse haben. Vielleicht ließ sich der Tote sogar identifizieren. Das Röhrchen wanderte zurück in das Kompartment, das sich darüber wieder verschloss. Myra hatte noch zwei dieser hermetisch verriegelbaren Beweiskanülen. Normalerweise benutzte die Sektion zwei sie um empfindliche Beweismittel möglichst gut zu erhalten.
"Negativ", meldete schließlich auch Myra, nachdem sie ihren Teil der Schubladen durchsucht hatte.

Natalia nahm die Karte entgegen welche ihr Snyder brachte, zu lesen war darauf kaum noch etwas und der Kunststoff hatte ziemlich gelitten... zumindest schien die Karte einen Mikrochip zu besitzen, war nur fraglich ob jener überhaupt noch eine Funktion erfüllte.
"Vermutlich haben die im gepanzerten Rumpf länger durchgehalten... aber irgendwann gehen auch die Notrationen zur Neige. Wer kann sich auf sowas schon perfekt vorbereiten?", fragte sie und bestätigte die Aussage des Doktors, bevor sie noch einmal durch den Raum blickte.
Nach und nach erhielt sie die Antworten der einzelnen Mitglieder ihres Trupps, niemand entdeckte irgendwas brauchbares. "Natürlich negativ... hier ist alles hinüber...", flüsterte die Offizierin und ärgerte sich, zumindest war es einen Versuch wert gewesen.
So gingen sie alle wieder nach Unten über die Wendeltreppe zu der gepanzerten Tür... mit einer einzigen Magnetkarte...
Natalia schaute das Stück Plastik an, seufzte und ging zu dem Zahlenschloss. Sie hielt es gegen das Lesefeld und... nichts...
"Das war so sonnenklar...", meinte die First Lieutenant und warf die Karte einfach weg, bevor sie einfach ausholte und mit einem lauten Knall ihre gepanzerte Rechte gegen die stählerne Wand fahren ließ. "Gottverdammt... Langfield? Machen sie sich wieder an die Kabel... zumindest den Versuch war es wert gewesen." , mit diesen Worten setzte sich Natalia auf die zweite Stufe der Wendeltreppe und schaute abwartend zu.

"Jawohl", bestätigte Myra und warf noch hinterher: "Nachtsicht aus, ich brauche besseres Licht für sowas." Nachdem sie kurz gewartet hatte, schaltete Myra ihre Helmlampe wieder ein. Mit Hilfe einer Nadel ihres Tasers wurde die Abdeckung der Konsole so verklemmt, dass sie nicht von allein herunterfallen konnte. Darunter herrschte ein Gewirr von Drähten. Für einen Laien mochte das ganze verwirrend sein, aber die Sektion 2 wurde auch für Geiselbefreiungen eingesetzt und wurde speziell dafür ausgebildet geräuschlos an Sicherheitsmaßnahmen vorbei zu kommen. Diese Konsole mochte zwar nach heutigen Maßstäben vorsintflutlich sein, aber den Hersteller gab es heute noch. Myra schob ein paar der Drähte mit den Fingern beiseite und ging zu Werke.
Knapp eine Minute später rutschte ihr leise ein "Fuck" heraus. Die Tür entriegelte hörbar, bewegte sich aber keinen Millimeter.
"Die Tür ist nicht mehr verschlossen, aber ich kann sie von hier aus nicht öffnen. Versuchen sie mal, sie aufzuschieben." Myra verband zwei Drähte miteinander und drückte dann die Konsole wieder zu.
"Es gibt einen Alarm, sollte jemand die falsche Zahlenkombination eintippen. Aber der sollte jetzt deaktiviert sein. Ob es noch andere Sicherheitsmaßnahmen gibt, kann ich nicht sagen."
Die Karte, die die First Lieutenant weggeworfen hatte, hob Myra auf und verfrachtete sie in ihre zweite Beweismittelkanüle, deren Verschluss mit leisem Zischen griff.

So stand Natalia wieder von der Treppe auf, warf sich ihre Waffe über den Tragegurt auf den Rücken und begab sich zu der gepanzerten Tür. "Ausgezeichnet Lieutenant. Also dann, rann da Jungs!", gab sie an die Anderen weiter, bevor sie alle bei der schweren Tür mit anpackten und damit begannen sie einfach auf zu ziehen. Sie bewegte sich tatsächlich...
Aber als die Tür ein paar Zentimeter aus dem Rahmen gewichen war, erklang plötzlich ein einziger kurzer Alarm, bevor man ein mechanisches Drehgeräusch vernahm... Die roten Alarmleuchten an der Wand leuchteten nun und hüllten den Raum in tiefes rot, was erneut die Nachtsicht empfindlich störte.
Kurz darauf erklang auch schon das bekannte Geräusch einer drauf los feuernden Waffe, bevor zahlreiche Projektile auf sie einhagelten. "In den Gang! Das ist das Geschütz an der Decke!", rief sie über den Funk um den Krach zu übertönen, bevor sie alle zurück in den Gang stolperten und sich teils mit einem Sprung in die Deckung begaben.
Einige der von dem Geschütz abgefeuerten Projektile, hatten getroffen, aber keinen Schaden angerichtet. Vermutlich war das alte Geschütz mit Kleinkaliber Munition für Schnellfeuerwaffen geladen. "Die Dinger funktionieren noch...?!", fragte die Offizierin mit von dem Schreck verzerrter Verwunderung.
Man hörte das Geschütz mit einem leisen Piepsen sich drehen, es suchte offenbar nach den verlorenen Zielen.

"Scheiße!", entfuhr es dem First Sergeant als er sich instinktiv gegen die Wand presste, eine vorspringende stählerne Strebe zwischen sich und dem Geschütz. Reflexartig rief er sich die Vitaldaten des Trupps auf sein HUD – mehr eine Übersprungshandlung, denn wirklich sinnvoll. Aber ohnehin zeigte keiner der Kampfanzüge einen Durchschlag an. Dementsprechend gut würde es auch den Soldaten darin gehen. Aber für den Augenblick saßen sie fest. Mit dem automatischen Geschütz im Rücken konnten sie weder vor noch zurück. Und es stand zu befürchten, dass noch mehr derartiger Anlagen sie im Bauch des Schiffes erwarteten. Zuerst einmal musste aber dieses hier weg!
"Zeit, es mit den Prototypen zu versuchen!", gab er über Funk durch, "Waffen bereit halten und auf mein Kommando auf das Geschütz feuern." Dafür würden sie aus der Deckung heraus müssen und unweigerlich wieder in den Feuerwinkel des Abwehrsystems. Aber wenn sie alle auf einmal feuerten, dann standen die Chance gut, dass eine einzige, konzentrierte Salve ausreichte um es zu zerstören. Was an Gegenfeuer auf sie herab kommen würde, würden die HT-5-Anzüge abfangen müssen.
Nick aktivierte das Plasmagewehr und ein leises Surren ertönte aus dem Inneren der Waffe. Eine LED schaltete von rot auf grün. Plasma abschussbereit. "Jetzt!", brüllte er in den Funk.

Eames konnte im ernstfall sogar relativ gut fluchen.
Er warf sich in Deckung und blieb dort erst einmal. Nein, er hatte keine Lust, schon wieder der Depp zu sein, der verletzt war. Der Sprung hinter die Deckung hatte seine Schulter schon genug belastet.
Auf den Befehl vom First Sergeant, hob er die Plasmawaffe und auf das Kommando schoss er. Na hoffentlich brachte das was.

Der Gedanke daran, dass sie ohne den HT-5 jetzt durchlöcherter wäre als ein Schweizer Käse war alles andere als beruhigend. Deutlich ließen sich die Kratzer auf der Oberfläche des Powersuits sehen, wo die kleinkalibrige Munition harmlos abgeprallt war. Natürlich wäre sie ohne den HT-5 jetzt eh schon verstrahlter als Tschernobyl zu seinen besten Zeiten. In ihrem erschreckten Zustand bekam Myra den Befehl des First Sergeant zwar mit, aber wegen des Zitterns ihrer Hände verfehlte der Schuss um einige Zentimeter, wie die Helmsensoren beinahe anklagend verkündeten.
Das Geschütz wurde aber von dem Rest der Salve beinahe zerrissen. Myra überprüfte rasch den Zustand der anderen Truppenmitglieder über ihr Display. Niemand schien etwas abbekommen zu haben. Jetzt blieb nur noch die Frage, wie der Alarm ausgelöst worden war. An der Konsole hatte es nicht liegen können. Myra besah sich die Halterung der Türe.

Leo schnaubte, während er zurückwich. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn es weiterhin so ruhig geblieben wäre. Dieses Abwehrgeschütz war eine erste Turbulenz, aber noch kein echter Gegner, der ihnen wirklich gefährlich werden konnte. Und mit dem Einsatz des neuen Prototyps konnte das Ding in kürzester Zeit zerstört werden. Leo hatte dabei gemerkt, dass es ihm keine Probleme bereitete, mit dem Plasmagewehr umzugehen. Die Dinger würden hier noch verflucht nützlich werden, das hatte er im Gefühl.
Wachsam ließ Leo den Blick umherschweifen. Er hatte keine Lust, nochmal so unangenehm überrascht zu werden. Die nächste Gefahr würde genauso schnell beseitigt werden, das schwor er sich!

Ein halbes Dutzend Plasmaladungen hagelte auf das Abwehrgeschütz ein und verwandelte es innerhalb eines Herzschlags in einen Klumpen geschmolzenen Metalls, der von der Decke tropfte oder – im Fall der nicht unmittelbar getroffenen Teile – lautstark zu Boden polterte. Natürlich war Nick nachdem er seinen Schuss abgegeben hatte augenblicklich wieder in Deckung gegangen, aber eine Notwendigkeit dazu hatte wohl nicht bestanden. Von dieser Seite her drohte ihnen keine Gefahr mehr. Der First Sergeant richtete sich wieder auf, begutachtete das Ergebnis. Es war... beeindruckend. Ein paar Geschosse waren an ihren Ziel vorbei gegangen und hatten sich in die Decke gefressen. Flüssiges Metall rann, langsam erstarrend, aus kopfgroßen Löchern.
"Gute Arbeit, Leute", lobte er, ehe er sich nach Cavin umsah und sich an sie wandte: "Weiter vorrücken, First Lieutenant?"

Noch am Boden sitzend durch den Sturz, hatte Natalia aus dem Gang heraus gesehen, wie nach dem Beschuss durch die neuen Plasmawaffen die verschmorten Einzelteile des Geschützes zu Boden regneten. "Ich glaube... ich muss euch doch noch Recht geben... die Sicherheitsanlagen funktionieren.", sprach sie schließlich, bevor sie sich vom Boden aufrappelte.
Das war einfach unfassbar, sogar die Munition funktionierte nach all der Zeit noch. Es handelte sich also nur um Anti-Personen Selbstschussanlagen, welche über keinen Munitionstypen verfügten welcher ihren Panzerungen gefährlich werden könnte. "Einen Moment First Sergeant, ich möchte erst wissen was wir falsch gemacht haben", antwortete sie Fendring, bevor sich die Offizierin zu Lieutenant Langfield begab, welche sich erneut bei der gepanzerten Tür befand. "Ich schätze wir haben irgend einen elektrischen Kreis als Sicherung unterbrochen, als wir die Tür aufschieben wollten...?", fragte sie und schaute kurz zu den Überbleibseln des Geschützes an der Decke.
Die Wandleuchten des kurzen Alarmes hüllten den Raum immer noch in tiefes rotes Licht...

"Ja", bestätigte Myra und deutete auf eine heller schimmernde Fläche an der Türe und auf eine weitere am Rahmen. Die beiden Flächen hatten einen Stromkreis gebildet, der bei Öffnen der Türe unterbrochen worden war. Das musste den Alarm ausgelöst haben. Das war ungewöhnlich. Es hatte keine Anzeichen von außen gegeben, dass die Tür über eine weitere Sicherung verfügte. Zweitens musste es irgendwo eine Möglichkeit geben den Alarm abzuschalten, denn man hätte im aktiven Betrieb sicher nicht jedes mal riskiert das gesamte Schiff in Alarmbereitschaft zu versetzen, nur weil irgendein Soldat vergesslich war.
"Die einzige Möglichkeit die ich sehe ist, dass es irgendwo drinnen eine Möglichkeit geben muss, den Alarm abzuschalten. Das bedeutet aber auch, dass wir nun eine Art Hochsicherheitsbereich betreten."
Was das bedeutete, sollte allen klar sein. Vielleicht hatte die Besatzung diesen Bereich als eine Art Panic Room benutzt, als der Himmel über ihnen einstürzte.

"Wäre ja auch fast zu einfach gewesen, oder?", fragte Natalia und besah sich den Rahmen der schweren Tür ebenfalls etwas genauer. Doppelte Sicherheitsmaßnahmen... Das gab es auch in Talons militärischen Einrichtungen, jedoch wurden solche Maßnahmen mit Schlüsselkarten ebenfalls deaktiviert.
Solche Mechanismen waren dazu da um gewaltsame und unbefugten Zutritt nicht zu ermöglichen und im Falle umgehen Alarm zu schlagen.
"Wir hätten es uns fast denken können... dennoch gute Arbeit Leute, wir hatten ja sonst keine große Wahl. Weiter geht's Alpha, ab jetzt erhöhte Wachsamkeit...", gab die Offizierin weiter, bevor sie die schwere Sicherheitstür endgültig ganz aufschoben und sich mit den Plasmagewehren im Anschlag eine kurze, metallene Treppe hinab begaben, worauf sie in einen sehr dunklen Gang gelangten in welchem nur eine der roten Alarmlichter ein schwaches Licht lieferte.
Das Metall des Bodens knarzte und knackte an verschiedenen Stellen auf die man trat... doch er schien stabil zu sein. Natalia wurde zunehmend angespannt und der düstere Gang mit der Kreuzung vor ihnen trieb ihren Herzschlag in die Höhe.