Herz von Ranequia - MSG

"Vielleicht war das genau so ein Notfallplan wie ihre blöden Dornen", meine Viola, mehr zu sich selbst als zu den Anderen. Andererseits waren die Parasiten zuerst da. Vielleicht waren die einfach nicht so effektiv wie erhofft... Grübelnd beobachtete sie die Uhrwerksoldaten bei den Aufräumarbeiten. Dorn und die Parasiten waren zwei weitere Punkte auf der Liste der plötzlichen Häufung von Problemen...

Der Tempel war in einem grauenhaften Zustand. Natürlich, der Tempel einer Naturgöttin durfte gerne von der Natur durchzogen sein, aber doch bestimmt nicht auf diese Art und Weise! Die armen Leute, die den einmal erbaut hatten. All die Arbeit für nichts und wieder nichts.
Milian blickte von dem Mauerwerk zu Dorn, als diese ihn ansprach, hob dabei kritisch eine Augenbraue.
"Metalldorn? ..Ach, ach so."
Hiess dass, es war gefährlich hier? Wenn sie das früher gesagt hätte, hätte er nicht nur ein Kurzschwert umgebunden gehabt, welches mehr ästhetischen Zwecken als wirklich dem einer guten Waffe diente. Natürlich war es von bester Qualität und kaum gebraucht, aber es gab effektivere Waffen, das hatte er im Krieg gelernt. Am effektivsten waren aber immer noch seine Götterkräfte. Oder Wegrennen.
Um Dorn jedoch nicht zu provozieren, zog er die Klinge dennoch aus ihrer Scheide und wog sie in der Hand.
"Wie kommst du darauf? Gibt es hier etwa noch grössere Maden? Maden sind eklig, vor allem, wenn sie in deinem letzten Essen oder toten Kollegen stecken."

"Maden und andere...Tiere", bestätigte Dorn, die bereits halb aus dem Tempel herausgetreten war. Dieser Teil der Wälder Skarniens war noch wild und ungezähmt. Rasch fand Dorn, was sie gesucht hatte. Ein Tierweg, von dem die abgeknickten Zweige und zahlreichen Spuren im ausgetretenen Waldboden zeugten. In Dorns Fußstapfen regten sich die Pflanzen. Blumen und Sträucher reckten sich ihr entgegen, wie Tiere, die die Nähe ihres Herrchens suchten.
"Komm, Milian. Ich mwerde dir die Fäulnisz szeigen."
Zwischen den gewaltigen Bäumen gab es ohnehin wenig Licht, aber je weiter Dorn in die gewählte Richtung ging, desto dunkler wurde es. Ein Dunst schien sich auf die Landschaft zu legen. Nebelranken in einem ungesunden fahlen Grün tasteten nach den Stämmen der Bäume. Als Dorn die erste Pustel an einem der Bäume sah, bedeutete sie Milian still zu sein. Mit einem Krallenfinger deutete sie auf die Pustel, die sich ausbeulte, zu vibrieren schien. Mit einem seltsam fleischigen Geräusch zerplatzte das Ding und verteilte irgendetwas in die Umgebung.
"Szo breitet esz sich aus. Esz ist langsam, sehr langsam, eigentlich. Menschenm haben begonnen die Tiere und Pflanzen von hier mitzunehmenm. Zum Studieren. Da, szieh."
In einer Lücke zwischen den Bäumen wurden zwei Tiere sichtbar. Es waren Hirsch und ein Wolf, die nebeneinander her gingen. Beide zeigten schlaffe Gesichtszüge und eine ungesund wirkende grünliche Färbung im Fell.
"Die szind nicht mehr mlebendig. Nicht wirklich, mh", zischte Dorn Milian zu: "Und nicht mehr Tierem. Normale Tiere mwären geflohen. Die Parasziten stammen auch von hier. Haszt du genug gesehenm? Können wir mgehen?"

Schon als sie der Situation näher kamen, verfärbte sich auch Milians Gesicht in ein ungesundes Grün. Weniger, weil ihn die Fäulnis ergriffen hätte, als dass ihm einfach nur übel war und seine Zeichnungen sich schon wieder unkontrolliert regten. Er war sich nicht sicher, ob Dorn das einfach gewohnt war oder keine Nase besass. Aber in dieser Gegend ging ein grausamer Geruch umher, die Fäulnis war deutlich zu riechen. Und sie war schlimmer, als der Geruch eines Toten oder eines verschimmelten Stück Fleisches. Älter und viel penetranter.
"Bei Ranequia, verdammt!", ächzte er und drückte sich eine Hand vor Mund und Nase.
"Kann mir kaum vorstellen, dass jemand freiwillig herkommt und auch noch Andenken mitnimmt!"
Ja, er hatte definitiv genug gesehen. Jetzt wollte er erst einmal hinter einen Baum würgen gehen. Einen Baum, der nicht voller Pusteln und Fäulnis war. Wie hatte so etwas passieren können?

"Gut. mGehen wir", murmelte Dorn, die sich unter den leeren Blicken der Tiere langsam unwohl fühlte. Weder griffen sie an, noch liefen sie weg. Sie standen einfach nur dort und sahen mit leeren Blicken gradeaus. Dies war nicht, wie es sein sollte. Der Wolf sollte den Hirsch reißen. Irgendetwas hier störte den natürlichen Lauf der Dinge. Und bisher hatte Dorn sich nicht weiter vorgewagt. Das Gebiet, das von der Fäulnis betroffen war, war in etwa kreisförmig, man konnte also darauf schließen, dass die Quelle irgendwo in er Mitte lag. Und obwohl sie nicht schlafen musste, würde sie es nicht bis in die Mitte schaffen. Irgendetwas dort drin wollte nicht, dass sie das Gebiet betrat.
Erst als sie wieder bei dem Tempel waren, sprach Dorn Milian an: "Du haszt es gesehen. mGlaubst du mir jetzt?"

Nartuuk war noch nie wirklich entscheidungsfreudig gewesen. "Also ... Wenn es nach mir ginge, würde ich Dorn gerne zur Rede stellen. Allerdings ist das wohl ... lebensgefährlich..."
Er griff sich ins Gesicht und stöhnte.
"Ich würde sie gerne zur Rechenschaft ziehen ... Aber ich bin schon so lange nicht mehr gestorben..."

Die frische Luft tat Magen und Nase unglaublich gut. Milian atmete erst einige Male tief durch, ehe er sein Kurzschwert wegsteckte und auf den Boden spuckte, um auch den letzten schlimmen Geschmack der Fäulnis von sich zu kriegen. Dorn würde bei all der Zerstörung hier im Tempel bestimmt kein Problem damit haben.
"Ich denke schon. Soweit ich es zumindest verstanden hab, ah?"
Er sah von ihr zu der Richtung, aus der sie gekommen waren, beinahe, als erwarte er, dass sie die toten Tiere und der Gestank verfolgen würden.
"Wie lange ist das denn schon so und.. hast du damit zu tun oder ist es einfach passiert? So was kann doch nicht einfach so passieren, oder?"
Nein, das kann es definitiv nicht. Da war doch irgendeine düstere Macht am Werk. Wälder gingen nicht von selbst kaputt.

"Sterben ist doch nicht schlimm", meinte Viola. "Schau mich an. Ich bin gerade eben erst gestorben und mir geht es gut."
Sie versuchte zu lächeln, doch das Vorhaben misslang ihr. Stattdessen zog sie eine ziemliche Grimasse. Weniger wegen ihres Todes, sondern mehr wegen dem Vorhaben von Nartuuk.
"Ich glaube nicht, das es in unserer Macht liegt, Dorn ihrer verdienten Strafe zuzuführen. Ich meine, was sollen wir machen? Sie töten?" Sie stieß einen trockenen Lacher aus. "Es gibt fast nichts, was wir tun könnten."
Sie schwieg bedrückt. Am Liebsten wäre sie wieder in Westerforst, aber was würden die anderen Götter von ihr denken, wenn sie einfach verschwand und sich vor dem Rest verschloss?

"Ich...bin der Auslöser, aber nicht der Grund. Lange habe ich verszucht die mFäulnis selbszt einszudämmen. Habe meine Kinder getötet, um ihr Einhalt zu gebieten", murmelte Dorn mit gesenktem Kopf. Es war keine gute Zeit gewesen. Aber solche Maßnahmen waren erforderlich gewesen. Der Wald würde sich erholen, früher oder später. Aber wenn sie den gesamten Wald verlor, dann wäre alles umsonst gewesen. Die Göttin legte den Kopf schief.
"Fünfszig mJahre szuvor bemerkte ich die Fäulnisz erstmalsz. Ich verszuchte die Quelle szu bannen, aber ich war szu schwach. Esz stahl mir etwasz. Etwasz...wichtiges?"
Noch einen Moment lang zermartete sich Dorn das Hirn, zuckte dann aber mit den Schultern. Milian interessierte sich sicherlich nicht für ihre Gedächtnisschwächen.
"Szie ist langszam. Szehr langszam. Ich werde mweiter daran arbeitenm, die Fäulnisz einszudämmen. Aber ich möchte, dass mdu die anderen vor den Pflanszen und Parasziten warnst. Irgendjemand bringt szie von hier weg. In Quadraten aus dem Fleisch meiner Kinder. Szu Studienszwecken, szagte einer."

"Wie gesagt, kann ich zumindest schon einmal versuchen, den Parasiten zu analysieren. Wenn er wirklich durch Dorns Hand erschaffen wurde, hat das bestimmt Spuren hinterlassen", seufzte Sanel. Er wartete diesmal auch gar nicht mehr auf eine Antwort, sondern schlurfte schon mal in Richtung des Portaltempels los. Ob da noch mehr Leute Bauchschmerzen hatten, war ihm langsam ziemlich egal. Er hatte sie behandelt und wenn Nartuuk angst hatte, dass noch mehr Parasiten umher gingen, sollte er doch selbst nachschauen gehen.


Fünfzig Jahre?! Das war eine Menge Zeit für so etwas Widerliches. Sie hätte wirklich früher damit herausrücken sollen, anstatt die Götter mit ihren Gliedmassen zu Brei verarbeiten zu wollen.
Er nickte und sah sich noch einmal wachsam um.
"Gut, gut. Dann werde ich das für dich erledigen, Dorn. Und das nächste Mal, wenn einer zu Studienzwecken Fleisch holt, dann zermantsche ihn. ..Oh, nein, nein. Lass ihn am Leben, es wäre vielleicht besser, wenn wir ihm ein paar Fragen stellen, bevor wir ihn töten."

"Fangt euch szelbst einen", antwortete Dorn und zuckte mit den Schultern. Milian war wohl bei dem kleinen Scharmützel nicht dabei gewesen, weswegen er ihre Vorgehensweise nicht kannte. Die bestand zum größten Teil aus draufhauen bis der Gegner oder sie selbst tot war und danach noch ein bisschen mehr draufhauen und vielleicht die Umgebung zertrümmern, wenn noch Zeit blieb.
"Wir habenm genug geredet. Geh, Milian. Geh szüruck in dein Gefängnisz aus Stein und dem Fleisch meiner mKinder. Warne die anderen. Und mvielleicht könnt ihr Erlöszung bringen."
Die Augen der Götter richteten sich auf die Ferne und sie hob die Hand.
"Eine Szache noch. Töte mich."

"Wir sind Götter", sagte Nartuuk. "Wir wurden dazu gemacht, für alles eine Lösung zu finden. Da kann es doch nicht sein, dass wir gegen unseresgleichen nichts tun können!"
Es musste einen Weg geben, Dorn aufzuhalten. Sie irgendwie einzusperren und dingfest zu machen!

"Wir sind Götter, ja... Aber wir sind nicht allmächtig", gab Viola bedrückt zu bedenken. "Wie willst du die Naturgewalt in Person aufhalten? Sie einsperren? Wer weiß, wie dick die Wände ihres Gefängnisses sein müssten."
Sie ließ ihren Blick über den fast wieder vollständig aufgeräumten Platz gleiten. So viel sinnlose Zerstörung... Als wenn sie im Krieg gewesen wären... Krieg... Ein Schauer lief über ihren Rücken.

So langsam wurde es langweilig... so ging Medea ein wenig hin und her, bevor sie sich ausgiebig streckte und kurz durchatmete. "Was heißt da eigentlich 'wir'?", fragte sie Nartuuk und hob dabei eine Augenbraue. "Ich weiß ja nicht was ihr vorhabt, aber ich schließe mich hier keinem Racheakt an welcher mich nicht einmal etwas angehen sollte... So wie ich das sehe hat Sanel dies anscheinend auch nicht vor... und das solltet ihr vielleicht auch nicht.", meinte die Göttin der Makellosigkeit und schaute dabei zu Shera herab.

Milian biss die Zähne zusammen, um keine äusserst unfreundliche Grimasse zu ziehen. Dorn machte es ihm schon nicht gerade einfach, nein, entgegenkommend war sie wirklich nicht. War es so schwer, einen dieser Männer an einen Baum zu ketten und da hängen zu lassen, bis jemand mit ein wenig mehr Geduld ihn befragen würde? Vor allem, da er nicht einmal wusste, ob sie morgen nicht schon wieder alles vergessen hätte und dann keine Jagd auf ihrem 'Revier' dulden würde.
Umso mehr irritierten ihre letzten Worte ihn. Er hatte jetzt geglaubt, sie langsam durchschaut zu haben, aber das. Was? Wieso? Und vor allem, wie? Er war sich bei ihr nicht einmal genau sicher, was sie so benötigte und was nicht zum Leben, immerhin war sie eine Art Baum oder so.
"Uh.. ich weiss zwar nicht, was du damit bezwecken willst, aber.. hm. In Ordnung? Wie äh.. hättest du es denn gerne?"
Das hörte sich so falsch an. Wieso hatte er sich nur auf das eingelassen.

"Den mKopf abszuschlagen reicht normalermweise", antwortete Dorn und kniete sich hin, um Milian den Nacken anzubieten. Kurz nach ihrem Ableben vermochte der Zorn noch nicht die Kontrolle zu ergreifen, aber Dorn konnte ihn spüren. Wie blutrote Ranken, die sich in ihre Sicht schoben, in das Hirn eindrangen und sich sengend in den Verstand fraßen. Die anderen Götter konnten froh sein, dass sie die angenehmeren Aspekte Ranquinas zugeteilt bekommen hatten.
"Beeil mdich. Töte mich."
Und nach dieser kleinen Eskapade würde sie Sanel besuchen, um ihm einige Fragen zu stellen.

Milian seufzte tief durch und nickte.
"Na gut. Komm nachher einfach nicht zu mir und behaupt auf einmal, ich hätte dir damit keinen.. Gefallen getan?"
Ob man das einen Gefallen nennen konnte, war nicht so klar. Aber sie hatte es verlangt. War ihre Schuld, nicht seine.
Er hob das Schwert und stärkte seine Materie zusätzlich, dass es auch wirklich durch Dorns Holz kommen und nicht stecken bleiben würde. Dann holte er aus und schnitt durch. Tatsächlich hatte Dorn recht gehabt, Köpfen wirkte auch bei Dryaden. Dennoch blieb ein ziemlich komisches Gefühl in Milian zurück. Andere Götter töten war irgendwie einfach falsch, auch wenn sie nicht wirklich sterben konnten. Aber er hatte im Moment wohl andere Sorgen. Über diese Sache mit der Verwesung musste schon genauer nachgeforscht werden. Nur, wem erzählte er es zuerst?


Da es nicht so aussah, als ob sich die anderen noch irgendwie einigen würden, ging Sanel zurück zum Schrein, um sich in sein Eigenheim zu begeben. Sobald er den Parasiten genauer untersucht hatte, würde er mehr wissen. Vorher brachte es seiner Meinung nach nichts, über Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten zu diskutieren und sich dabei noch zu streiten.
Als er zurück war, legte er die Tasche auf einen Tisch im Haus, den er öfters zum Arbeiten benutzte. Auch wenn er als Gott nicht unbedingt essen musste, so war der Gedanke, medizinische Arbeiten auf dem Esstisch zu vollführen, irgendwie falsch. Er hatte vielleicht mal Gäste, da musste ein wenig Hygiene sein. Erst einmal jedoch wusch er sich den Dreck von der Schlacht bei Nartuuk vom Körper. Viel war nicht übrig, aber es tat trotzdem gut. Er wechselte auch gleich noch sein Hemd, denn nach dem Einsatz der Fähigkeiten waren vom momentanen nur Fetzen über den Schultern zurückgeblieben, bei der Hose entschied er sich, die kaputten Stellen später noch zusammen zu nähen. Auf gute Handschuhe verzichtete er jedoch nicht, als er sich mit dem Werkzeug vor den Parasiten setzte. Sicher war sicher.

Dorn öffnete die Augen. Dies war die Halle des Herzens. Milian hatte es also getan. Das war...gut. Damit hatte sie sich ein wenig mehr Zeit erkauft. Sanel würde wohl nicht so kooperativ werden. Vor allem würde es viel schwieriger werden an den Gott heran zu kommen, wenn er sich immer noch in Nartuuks Gefängnis befand. Die Göttin legte den Kopf schief. Früher oder später würde er wohl wieder nach Hause kommen. Hoffentlich traf das früher zu, denn das später würde...unangenehm werden. Mit langen Schritten erreichte Dorn ihr Idol, ein seltsames kleines Ding geformt aus einer Pflanze, und durchschritt den Äther zu einem ihrer Tempel. Dieser war recht nahe an Sanels Behausung. Der Gott war ihr bisher kein Dorn in der Seite gewesen und beschränkte sich bei seinen Morden auf das Nötigste. Im Vergleich zu einigen der anderen war er ein echter Heiliger.
Die Pflanzen begrüßten ihre Herrin als Dorn durch den Wald hetzte, aber es blieb keine Zeit um sie zu begrüßen. Sanels Behausung war rasch erreicht und der Gott schien sogar zuhause zu sein. Das traf sich wirklich gut. Wie ging man in so einer Situation vor? Was taten die Fleischlinge? Nach eine Weile klopfte Dorn an die Türe, vorsichtig, um nichts zu zerstören.

Viola verzog das Gesicht.
"Es ist wohl sowieso sinnlos... Nartuuk, falls dir was einfällt und du meine Hilfe brauchen solltest, du weißt, ja, wo du mich findest..."
Sie wandte sich ab, um nach Hause zurück zu kehren, blieb dann jedoch noch einmal stehen, sah zu Medea. und legte den Kopf schief. Plötzlich wirkte sie fast wie Kind, denn ihre Haltung wurde lockerer und der Blick weicher.
"Medea. Du bist so selten unter Leuten. Uhuund ich habe eine Idee! Keine Sorge." Sie lachte. "Dieses Mal geht es nicht darum, irgendwelche Häuser auseinander zu nehmen und Morde zu untersuchen. Ich möchte dich zu einer Teeparty bei mir zu Hause einladen. Was hälst du davon? Und wie wäre es mit Morgen?"
Würde die Göttin der Makelosigkeit zustimmen, überlegte sich Viola, würde sie schauen, ob Zurana noch am Herzen war...

Innerlich hatte sich die Göttin der Makellosigkeit bereits darauf gefreut sich wieder nach Elysia zu flüchten, sie brauchte ein Bad... oder mehrere.
Schließlich schaute sie jedoch noch einmal zu der kleinen Göttin, als sich jene an sie wandte. "Tee... Teeparty...?", fragte sie mit deutlicher Verwunderung in ihr Gesicht geschrieben. Medea wusste nicht wirklich was sie darauf jetzt sagen sollte... warum wandte sich Shera damit überhaupt an sie? Sie waren sich schließlich kaum bekannt und zudem... die Göttin der Makellosigkeit hatte so etwas wie Tee schon lange nicht mehr getrunken.
"Ich... nun... nun gut, ich will deine Gastfreundschaft nicht ausschlagen.", antwortete sie ihr schließlich. Sie wollte die Kleine nicht enttäuschen, auch wenn sie keine Ahnung hatte worüber sie mit ihr bei dem Tee sprechen sollte. Dann musste sie sich auch noch interessiert stellen... großartig... "Vielleicht Morgens gegen Mittag...?"

Ein freudiges Lachen erklang, als Medea zustimmte.
"Dann Morgen gegen Mittag", meinte sie. "Ich freue mich auf dich."
Mit diesen Worten wandte sie sich ab und ging zurück zum Schreinraum, nur um einen Moment später wieder beim Herzen zu stehen und die Augen nach Zurana offen zu halten. Zurana und Medea waren einmal Freundinnen gewesen. Viola würde beiden eine Freude machen - und damit ihrem Göttertitel nachkommen - und sie sich mal wieder in ruhiger Atmosphäre treffen lassen.

Das konnte ja etwas werden... noch immer wusste Medea absolut nicht was sie davon halten sollte, doch dann schenkte sie der Kleinen eben eine flüchtige Freude... wieso auch nicht? Schließlich hatte sie ja nichts besseres zu tun... dabei rollte sie mit den Augen. Sie war noch nie in Sheras Reich gewesen, sie wusste nicht einmal wie jenes mittlerweile aussah, was daraus geworden war. Vermutlich war es staubig... mit dreckigen Straßen... ekelhaft. Die Göttin der Makellosigkeit würde sich also darauf gefasst machen. Vielleicht sollte sie eine der kleinen Reinigungsdrohnen mitnehmen, schließlich leisteten sie gute Arbeit und sorgten für eine angenehm saubere Umgebung. So machte sie sich auf den Weg über den Tempel zurück in ihr Reich, zumindest vorerst.
Ein sehr langgezogenes Bad... oder zwei... und ein wenig Ruhe würde ihr gut tun. Großartig... musste sie dem Mädchen auch noch etwas mitbringen...?

Zurana war natürlich nicht mehr in der Herzkammer. Wie auch alle anderen nicht mehr. Die Kindgöttin schnaubte, bevor sie sich in Zuranas Reich begab. Dort musste sie natürlich wieder die altbekannte Prozedur des Bescheid gebens über sich ergehen lassen. Geduldig wartete sie ab, bevor sie in das Arbeitszimmer der Göttin der Asche geleitet wurde.
"Zurana!", begrüßte sie die Freundin dann fröhlich. "Tut mir Leid, das ich wieder deine Zeit stehle. Ich möchte dich zu einer neuen Teeparty einladen, nachdem du für die letzte nicht so viel Zeit hattest. Was hälst du von morgen Mittag?"

Die Göttin der Asche hatte sich erneut über ihre Bücher gestürzt... wie sollte es auch anders sein, schließlich nahm wenig ihre Zeit so sehr in Anspruch wie ihre Werke des Aschenkultes. Durch ihre Vertiefung umso größer die Überraschung als Shiori einen Gast in ihre Gemächer führte... einen kleinen, ihr mittlerweile durchaus bekannten Gast.
"Shera... Tee...? Erneut? Mittag... nur wir beide..?", fragte sie aus der Überraschung heraus, schaute zwischen ihren Büchern und der kleinen Göttin hin und her und blinzelte dabei etwas zu oft und auffällig.
Dabei war sie doch vertieft in Sobeghans Erzählungen, erstaunlich was dieser Erwachte darnieder schrieb. Schilderte Schmerz, schilderte Wandel, formte alles in Worten doch greifbar fühlend kalt aber... rot. Oder war es schwarz? Es erschien in ihrer Erinnerung dunkler, im hier und jetzt heller. Ein Wandel aus Vergangenheit zu Gegenwart in einem dämmernden Faden der doch so vieles gleichformte. Die Leere war so bedeutend einfacher wenn man darüber schrieb... und nun Tee? Zumindest jener war in ihrer Erinnerung schwarz... ja so mochte sie ihn am liebsten.

Viola verzog bei Zuranas Reaktion das Gesicht.
"Du hast gar keine Zeit mehr für mich", begann sie in einer jammernden Stimme. "Wann war unsere letzte RICHTIGE Teeparty? Vor einem halben Jahr? Oder ist es schon ein ganzes her?"
Mit großen, weinerlichen Augen starrte sie die Aschegöttin an.