[MSG-Thread] The Awakening

Ganz gleich wie groß ihre bisherigen Differenzen gewesen sein mochten, diesmal fühlte Allard sich doch sehr zu Ysandras Position hingezogen. Es war das, was die Inquisition gemeinhin tat. Ketzer bekämpfen, anstatt vor ihnen zu fliehen. Nicht zulassen, dass die Häresie weiter leben und sich verbreiten konnte. Die Drachenjünger mit Stumpf und Stiel ausrotten. Ein Beispiel setzen für alle anderen, die ihnen folgen mochten.
In seinem Inneren hatte Allard seinen Entschluss bereits gefasst. Blieb allein die Frage, ob er auch in der Lage sein würde, ihn umzusetzen. "Wer von euch ist dabei, wenn wir versuchen, die Drachenbrut aus ihren Löchern zu zerren?", fragte er in die Runde.

Ron war normalerweise nicht der Typ, welcher den Menschen vorschrieb, was sie zu glauben hatten, doch bisher war er auch noch nie einem Drachenkult begegnet, der irgendwie etwas Gutes hervorgebracht hatte. Die Erfahrung zeigte das Drachenkulte irgendwann immer zu Unterdrückung oder schlimmeren tendierten, im Normalfall, sobald sie stark genug waren. Und aus Ron's sicht war das auch nicht weiter verwunderlich, bei den wesen, welche die Kulte anbeteten.

"Ob ich Drachen, oder ihre Anbeter ausmerze, macht für mich keinen grossen unterschied und wenn es nur halb so schlimm ist, wie der Knabe vorhin berichtet hat, ist es wohl nötig diesen Ableger des Drachenkults aufzuhalten. Die Frage ist, wie gehen wir vor? Unsere Gruppe ist nun ja nicht gerade sehr gross. Diese Drachenanbeter sollte man nicht unterschätzen, einige von ihnen sind regelrechte Fanatiker und unberechenbar."

"Wir brechen die Tür auf, treiben alle Leute zusammen und stellen das Haus auf den Kopf", erklärte Allard kurz angebunden, "Schnell und direkt. Wir überraschen sie, lassen ihnen keine Zeit, sich zu gruppieren. Wenn wir Indizien finden, dass das tatsächlich ein Kult ist, dann gnade ihnen Beren. Und wenn sie sich tatsächlich wehren sollten, dann sind es immer noch nur Bauern. Wir werden wohl mit einer Handvoll Bauern fertig."
Er rechnete damit, dass sich alles in allem nicht mehr als maximal ein Dutzend Personen dort aufhalten konnten, Frauen und Kinder nicht mitgerechnet. Er hatte die anderen Gehöfte gesehen. Sie waren nicht größer als dieses hier. Ein Bauer, seine Söhne, eine Handvoll Knechte. Mit mehr hatten sie nicht zu rechnen. Wenn sie in der Mitte der Nacht über sie herein brachen, dann würden diese kaum Gegenwehr zeigen können. Natürlich wäre es auch Allard lieber gewesen, einen Trupp Soldaten in seinem Rücken zu haben. Aber diese Bande aus Söldnern und Glücksrittern würde ihren Zweck schon erfüllen.

Shisui war durch das ganze Gerede wach geworden, fuhr sich nun immer wieder durch das Haar und zupfte sich Stroh aus jenem. Drachenkultisten huh? Das war aber nicht nett... Warum brachte irgendeine Religion eigentlich immer alle dazu komplett durchzudrehen? Sie teilte eine ähnliche Meinung wie die Elfe... Ysandra. Sie mochte Ysandra... sie sagte irgendwie was ihr passte, war frech und irgendwie auch so unglaublich selbstsicher. Wenn sie selbst nur so ein derartiges Mundwerk formen könnte...
Vielleicht sah die Nekromantin es nicht ganz so eng, jedoch war sie ebenfalls dafür die Sache genauer zu untersuchen. Überstürzen sollte man allerdings nichts.

Nuala seufzte schließlich... dann war dies also einer dieser seltenen Momente, wo sie sich am Ende auf die Seite ihrer Schwester stellte und nicht umgekehrt? "Also gut... Meine Schwester hat wohl nicht unrecht, wenn wir einfach nichts tun, dann könnte es die nächsten Leute erwischen welche hier durchkommen. Wir gehen der Sache aber vorher genauer auf den Grund und nicht blindlings vor, wir benötigen erst Geständnisse. Allard? Ich gebe euch gerne den Vortritt einen Plan auszuarbeiten. Wie gehen wir eurer Ansicht nach am besten vor?", fragte Nuala ruhig, griff zu ihrem Bogen und begann die Sehne zu spannen.

Na super. Wo war er da nur rein geraten? Was kümmerte es diese Leute, dass hier irgendein Drachenkult war? Er sollte sich einfach davon stehlen. Aber dann würde er sich nicht mehr nur vor den überlebenden Banditen fürchten müssen, sondern auch vor seinen aktuellen Reisegefährten. Also zog er eine Grimasse, in der Hoffnung, dass niemand diese bemerkte. Schweigend blieb er also sitzen, den Blick auf den Inquisitor gerichtet und abwartend, was dieser ihm für eine Rolle zuteilen würde.

Allard musste nicht lange überlegen. Es wäre nicht das erste mal, dass er ein solches Nest aushob. Sie würden vorgehen wie immer. Die bewährte Methode. Auch, wenn sie weniger Leute waren, als Allard gemeinhin zur Verfügung hatte. "Zwei Leute positionieren sich mit Armbrüsten hinter dem Haus", begann er methodisch zu erklären. "Du und du." Er deutete zuerst auf Shisui, dann auf Seshkin. "Der Rest geht durch die Vordertüre hinein. Wir suchen uns einen großen, möglichst leeren Raum, in dem wir alle Bewohner zusammen treiben. Keine Gewalt gegen irgendwen, solange sie keine Anstalten machen, uns Gewalt anzutun. Wir sind die Inquisition, wir haben das Recht dazu, dieses Haus auseinander zu nehmen. Auch mitten in der Nacht."
Er hielt kurz in seiner Rede inne, streifte einen Ring von seinem Finger und hielt ihn hoch, sodass die anderen ihn im Schein der inzwischen entzündeten Lampe sehen konnten. Sein Siegelring mit dem Siegel der Inquisition. Seine mächtigste Waffe, mächtiger als seine Klinge oder die schwere Armbrust.
"Wir stellen zwei Leute ab, auf die Bewohner aufzupassen, damit die keinen Unfug anstellen", fuhr er fort und nickte dann in Richtung der beiden Elfenschwestern, "Ihr beide am besten. Ron und Kromug, ihr kommt mit mir. Wir durchsuchen jeden einzelnen Raum, scheuchen alle Leute auf, die glauben, sich verstecken zu müssen und suchen nach Hinweisen darauf, ob diese Vorwürfe der Wahrheit entsprechen. Fragen soweit?"

Shisui hatte die Brauen gehoben, machte dann eher ausweichend einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf... eine Armbrust? Ernsthaft? Sie hatte noch nie mit einer Armbrust geschossen, schlimmer noch... sie hatte noch nicht einmal bis jetzt eine in den Händen gehabt. Sie schaute zu Nuala und Ysandra, schüttelte dann erneut den Kopf und wirkte in ihrer gesamten Expression überhaupt nicht glücklich darüber.
Zu ihrer Erleichterung kam ihr Nuala aber schnell genug zuvor. "Woher nehmen wir die zwei Waffen? Zudem... Ich kann nicht für Sheshkin sprechen, allerdings ihr seid euch sicher, dass ihr das Mädchen hier eine Armbrust bedienen lassen wollt? Ich zweifle sehr an ihrer Erfahrung in solcherlei Dingen.", meinte Nuala und kontrollierte den Zug an ihrem Bogen... beinahe schon demonstrativ. "Kleine Änderung... Schwesterherz schließt sich dem Krächzer mit ihren Schießkünsten an. Haltet aber den Arsch des Zwergen aus ihrer Schussbahn.", dabei kassierte sie einen Rempler von ihrer Schwester. "Ich nehme was das überwachen der Bewohner angeht das schweigsame Mädchen zu mir, vielleicht sind wir mit ihr ja doch ein recht furchterregendes Duo. In Ordnung, Allard?", fragte sie den Menschen, dabei wirkte die Frage eher so als würde sie sich ohnehin nicht mehr von diesem Entschluss abbringen lassen.
Nuala ahnte wieso Ysandra plötzlich diese Führungsqualitäten zeigte, unter normalen Umständen war sie nämlich nicht jener Typ. Ihre Schwester war innerlich ziemlich angefressen, sie war mitten in der Nacht geweckt worden. Genug Schlaf war ihr heilig...

Verurteilen konnten diese Leute offensichtlich schnell, aber zuhören blieb dabei wohl auf der Strecke. Hatte er, Seshkin, nicht am Tag noch erzählt, dass er kein Kämpfer war? Und war das nicht auch absolut offensichtlich? Andererseits... Wenn der Plan gelang, würde er eh nicht schießen müssen. Und zumindest war eine Armbrust angeblich recht leicht zu bedienen. Zumindest hatte das mal ein Bogenschütze gesagt, der damit einen Mann verspotten wollte, der lieber auf seine Armbrust gesetzt hatte. Tja. Leichte Bedienung garantierte aber nun Mal keine Treffer. Seshkin konnte sich durchaus vorstellen, dass er nicht mal ein Scheunentor treffen würde, wenn sich dieses direkt vor ihm befände. Aber was blieb ihm Anderes übrig? Er war keine beeindruckende Gestalt - von seinem scheinbaren Wohlstand einmal abgesehen - und konnte nicht kämpfen. Singen, das war sein Metier.

Es war nicht eben Begeisterung, die sich im fahlen Lampenschein auf Allards Gesicht abzeichnete, als Ysandra ihren Vorschlag vor brachte. Er hatte die Aufgabe, Wache zu stehen, bewusst jenen aufgetragen, denen er – zumindest in einem Kampf – am wenigsten zutraute. Mit einer Armbrust Flüchtenden in den Rücken schießen, das bekam jeder Bauer zustande. Nuala dagegen war eine Kämpferin. Es wäre ihm wohler, wenn er ihr die riskantere Aufgabe, die Bewohner in Schach zu halten, anvertrauen konnte. Und dabei ganz nebenbei noch ihre unkontrollierbare Schwester in Zaum hielte. Shisui würde Ysandra kaum von irgendeiner Wahnsinnstat abhalten.
Auf der anderen Seite konnte es wohl auch nicht schaden, wenn jemand den Barden im Auge behielt. Sollte es dort draußen Komplikationen geben, dann wäre der wohl kaum der Mann, der die Ruhe bewahrte und die Stellung hielt. Obendrein: eine stumme Wächterin, die keine Möglichkeit besaß, sie vor Gefahren von draußen zu warnen, brachte auch wenig Nutzen. Vielleicht war es also tatsächlich besser so.
"Gut, dann so. Aber jeder hält sich an den Plan, damit das klar ist", verkündete er, ehe er seine Armbrust und den Köcher mit den Bolzen in Seshkins Hände drückte.
"Dann also los", befahl er den Aufbruch, "Zeit haben wir genug verloren. Nuala, Seshkin: ihr geht vor und begebt euch in Position. Wir anderen warten, bis ihr das Haus umstellt habt, ehe wir die Tür aufbrechen."

Ron hatte Allard zugehört, als dieser seinen Plan erklärte, dabei jedoch seine Sachen eingesammelt und den Kristall mit dem Feuerschutzzauber überprüft. Viele Aufladungen schien er nicht mehr zu haben, aber solange sie nur einen einzelnen Kultableger ausräucherten, sollte es noch reichen. Sollten sie es wirklich mit Kultisten zu tun bekommen, musste man auch damit rechnen, dass der angebetete Drache einigen seiner Anbeter neue magische Fähigkeiten verlieh oder bereits vorhandene verstärkte. Ron hatte diese Lektion einmal auf die harte Tour lernen müssen als er und ein paar andere Drachenjäger eine dieser Feuer speienden Echsen und ihre Anbeter gejagt hatten.
Der Plan selbst war ihm nicht ganz geheuer. Oder besser gesagt störte es ihn irgendwie das für ein Inquisitor und seine Gefolgschaft anscheinend keine Gesetze galten. Aber ihm war auch klar, das sie mit höflich Fragen sicherlich keine Antworten bekamen und einen besseren Plan hatte Ron ebenfalls nicht. Es würde also nur Unmut bringen seine Gedanken offen auszusprechen, ohne eine bessere Alternative bereitzuhaben, daher schluckte Ron seine bedenken hinunter und schwieg.

"Also gut, dann los. Auf geht es, Sängersmann. Seid leise und geschwind.", sprach Nuala, bevor sie vorsichtig das Tor einen Spalt öffnete und nach Draußen in die Nacht verschwand. Sie hoffte inständig, dass ihre Schwester mit der heiklen Situation der Bewachung der Menschen umgehen konnte. Ysandra hatte oftmals sehr auffällige, diabolische Züge... Sie fürchtete, dass jene überwogen wenn Nuala nicht in ihrer unmittelbaren Nähe wäre.
Mit erhöhter Vorsicht, bewegte sich Nuala um das Haupthaus herum, dabei hatte sie bereits einen Pfeil gezogen und aufgelegt um im Fall der Fälle noch schneller zu sein.
"Nehmt einigen Abstand und versteckt euch in der Dunkelheit... leise...", flüsterte sie Sheshkin zu, bevor sie sich in die Knie begab und langsam ausatmete. Es war ruhig... nur ein leichter Seitenwind, beinahe nur eine Brise wehte ihr von links entgegen. Jetzt hieß es abwarten, die andere Gruppe hatte den Hauptauftrag.

Eine Armbrust... Er trug wirklich eine Armbrust mit sich, als er der Elfe durch die Nacht folgte. Er hoffte, er müsste sie nicht einsetzen, denn er hatte keinen blassen Schimmer, wie man mit dem Ding zielte. Klar, irgendwie das Ding vor das Gesicht halten - den Bogen dabei auf den Feind gerichtet. Er beschloss, sich das Ding genauer anzusehen, während er im Mondschatten eines Hauses stand, ein Stück von der Elfe entfernt. Einen Bolzen hatte er tatsächlich irgendwie eingelegt bekommen. Manchmal was es schon praktisch, wenn man durch zusehen lernen konnte. Zumindest ansatzweise. Probeweise hielt er die Armbrust so, wie er es schon gesehen hatte, konnte aber nicht ausmachen, wie man zielte. Also würde er es im Zweifel doch auf sein Glück ankommen lassen müssen.

Die Nacht war dunkel, aber der Himmel so klar, dass hunderte und aberhunderte glimmernde Sterne genug Licht spendeten, dass es nicht schwer war, die Umrisse des Bauernhauses auszumachen. Allard folgte mit dem Blick den huschenden Gestalten von Nuala und Seshkin, bis er sicher sein konnte, dass diese in Stellung waren.
"Und los!", befahl er jenen, die mit ihm zurück geblieben waren und verfiel in raschen Trab, unterdessen seine Klinge ziehend. Mondlicht funkelte auf blankem Stahl. Als der Inquisitor die Türe erreichte war sein Trab fast zu einem Spurt geworden. Mit einem gezielten Tritt zerschmetterte er den Riegel. Die Türe gab augenblicklich nach. Einfacher als gedacht! Sie fanden sich in einer kleinen Eingangshalle wieder, eine Tür nach links und eine nach rechts, weiter hinten im Raum eine Treppe zum Obergeschoss.
"Ron, Kromug, nach links! Ysandra, Shisui, nach rechts!", befahl er knapp, dabei schon halb an der Treppe. Einen Augenblick später stürmte er sie hinauf, drie Stufen auf einmal nehmend. Eine Tür schlug irgendwo dort oben auf und das für seine an die Dunkelheit gewohnten Augen grelle Licht einer Öllampe fiel die Treppe hinab. Allard hielt nicht inne. "Im Namen der Inquisition!", brüllte er die Augen zusammen kneifend, sodass es wohl das ganze Haus hören musste, "Leistet keinen Widerstand und euch wird nichts geschehen."
Jetzt konnte er die Gestalt am oberen Ende der Treppe erkennen: einen alten, gebeugten Mann, kein Haar auf dem Kopf aber mit zerzaustem, grauem Bart. Mindestens siebzig. "Runter mit dir, alter Mann!", verlangte Allard herrisch, ehe der Greis auch nur das Wort ergreifen konnte, "Sind noch mehr Leute dort oben? Und wo ist der Rest? Die Knechte, die Mägde?"

Als Nuala laute Rufe vernahm, sie schätzte die Stimme als jene von Allard ein, da wusste sie, dass es losging. Da fiel ihr erst einmal auf welch seltener Moment dies eigentlich war, für gewöhnlich war sie in Situationen solcher Art nie von ihrem Zwilling getrennt. Sie waren ein zusammen geschweißtes Team, aufeinander abgestimmt...
Man konnte nicht unbedingt sagen, dass es Nuala beunruhigte, allerdings fühlte sie sich sicherer wenn sie Ysandra bei sich hatte. Nicht nur weil ihr Zwilling eine schnelle und unbarmherzige Kämpferin war, so konnte sie zumindest noch ein Auge auf sie werfen. Manchmal kam es ihr so vor als würde sie es verdrängen, es irgendwie nicht anerkennen, dass ihre Schwester im Inneren doch irgendwo reifer war als man glaubte. Als würde sie versuchen dieses Bildnis der älteren Schwester die auf ihre Jüngere achtet stets aufrecht erhalten zu wollen.

Ysandra hatte ihr breites Kurzschwert gezogen, zum Schild griff sie dabei nicht. Sie leistete dem Menschen folge und bog nach Rechts ab, die junge Magierin folgte ihr dabei, wirkte aber im großen und ganzen eher so als hätte sie mit der Situation ihre Probleme. Erste Tür... dahinter befand sich aber nur eine Speisekammer in welche sich zahlreiche Gläser und Töpfe befanden. Der rauchige Duft von Räucherfleisch lag in der Luft, Hartwürste und Schwarten hingen hier ab. In den höheren Töpfen könnte noch Eingepökeltes gelagert werden. Oh ja, hier würde sich Ysandra später sicher noch reichlich bedienen!
Schnell verließ sie den Raum wieder, zweite Tür... Jene war verschlossen, wirkte aber auch nicht so als würde sie sonderlich viel aushalten. Mit etwas Anlauf in Kombination mit ihrem Körpergewicht, brach der Schlossriegel das Holz heraus und die Tür schwang nach Innen. Sie hätte es nie zugegeben, aber ihre elfischen Augen halfen ihr bei der Dunkelheit doch etwas... die Nase tat ihr übriges. Alleine am Geruch hätte man es erneut erkennen können. Hier lagerten zahlreiche Felle und auch mehrere Lagen Leder... ansonsten war der Raum leer. Hoffentlich hatten sie hier irgendwo Lasttiere. Wenn man die Bewohner alle umbringen musste, dann gab es hier wohl einiges zu plündern.
Im nächsten Raum, welcher sich als die Küche herausstellte, befand sich ebenfalls niemand. Die Familie des Gehöfts schlief wohl Oben...
So ging Ysandra zurück zum Anfang der Treppe, welche Allard erklommen hatte, bei einem Blick zur Seite erkannte sie dabei Shisui welche sich in der Speisekammer aufhielt und die Einmachgläser zu begutachten schien... "Hier ist alles sauber.", sprach sie deutlich und laut genug, dass wohl auch der Mensch es sicher wahrnehmen konnte. So beschäftigt er mit dem alten Mann dort Oben auch war.
Immer noch mit gezogener Waffe blickte sie die Treppe nach Oben, ihre Seite zumindest war sauber, niemand hielt sich dort mehr auf.

Allards Rufe waren laut genug, dass auch Seshkin diese hören konnte. Sofort hob er den Blick von der Armbrust zum Haus, lauschte, wartete. Ein kühler Wind strich über ihn hinweg und die Haare an seinen Armen stellten sich auf. Er sollte nicht hier sein, die Armbrust in der Hand... Er sollte auf einem Fest seine Lieder vortragen und gefeiert werden. Das Einzige, was er tun konnte, war stumm zu beten, dass sein Eingreifen nicht nötig werden würde.

Im Grunde erwartete Allard keine Antwort von dem Alten. Er wollte sie nicht einmal hören. Ohne ihm auch nur die Gelegenheit zu geben schoss er an dem Greis vorbei, den Mann dabei unwirsch am Kragen packend und die Treppe hinab bugsierend. Sollten sich die anderen unten um ihn kümmern! Entkommen würde der schon nicht! Mit fliegenden Schritten stürmte Allard von Raum zu Raum, riss Tür um Tür auf, blanken Stahl in der Rechten, wie der gerechte Zorn Berens in Menschengestalt. Doch alles, was er vorfand, waren leere Betten. Das und ein verängstigtes, weinendes kleines Mädchen. Aber nicht den Bauern, dessen Frau oder Söhne. Niemanden von all den Leuten, die inmitten der Nacht hätten hier sein sollen. Eine dunkle Vorahnung stieg in ihm auf. Etwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu. Sie waren zurecht hier!
Er packte das Mädchen, das zu eingeschüchtert war um sich zur Wehr zu setzen, und stieg wieder die Treppe hinab, mit weiten, aber diesmal gemessenen Schritten. Sein Herz raste vor Anstrengung und Furcht. Jede Sehne seines Körpers war gespannt, jederzeit bereit zum Kampf. Es würde zum Kampf kommen, ohne Frage! Es würde Blut fließen, diese Nacht. Und Allard betete zu Beren, dass es nicht das seine sein würde.
Die anderen hatten noch zwei verstörte Mägde und einen verschlafen wirkenden Knecht, der beinahe so alt wie der Greis aus dem Obergeschoss sein musste, zusammen getrieben. "Das war alles?", fragte er grimmig in die Runde und drückte dabei das weinende Mädchen dem Mann, den er für ihren Großvater hielt, in die Arme. Kromug bestätigte mit einem Nicken.
"Wo ist der Rest?", verlangte der Inquisitor zu wissen, diesmal an die Gefangenen gewandt. Eisiges Schweigen antwortete ihm. "Macht es euch nicht schwerer, als es sein muss", drohte er unverhohlen, "Das war eine einfache Frage: wo sind alle anderen?" Er war gerade im Begriff, seine Klinge fort zu stecken und seinen Dolch zu ziehen um das Verhör ein wenig drastischer zu gestalten, als plötzlich aus einem Nebenraum der Schlag einer Türe oder einer Luke zu hören war und das Geräusch hastiger Füße sich näherte. Vieler Füße. Überrumpelt fuhr Allard herum. "Was zum...?", brachte er noch heraus.

Ron hatte ein komisches Gefühl dabei, dieses fremde Haus einfach so zu stürmen. Nicht weil er es falsch fand, schliesslich hatte er selbst auch schon Drachenkultisten aufgespürt und dazu Häuser durchsuchen müssen, sondern aus einem anderen Grund. Er konnte es selber nicht genau erfassen oder beschreiben, aber es schien etwas in der Luft zu liegen.
In der Vorstellung vieler Menschen lebten die Drachenkultisten in abgelegenen, geheimen Höhlen und beteten dort die Drachen an. Und natürlich trugen alle Kultisten auffällige Roben, damit man sie sofort erkannte. Doch leider war dies nur sehr selten so. Die meisten Drachenkulte waren zwar abgelegen, aber nicht irgendwo in der Wildnis in Höhlen, sondern eben in solch kleinen abgelegenen Dörfern. Anstelle von Höhlen, in die ja jeder reinspazieren konnte, wie er wollte, dienten verstecke Keller oder andere unterirdische Gewölbe als Treffpunkte. Und die auffälligen Roben gab es zwar, doch wurden diese natürlich nicht permanent getragen, sondern nur bei wichtigen Ritualen und meistens besass nicht jedes Kultmitglied eine, sondern nur die wichtigen Leute im Kult.
Auf ihrer Seite des Hauses gab es nur zwei Räume. Ron wollte die Türe zum ersten nur aufstossen, doch er verpasste der Türe einen solch heftigen stoss, dass diese nicht aufschwang, sondern aus den angeln gerissen wurde und auf den Boden klappte. Etwas verwirrt blickte Ron auf seine rechte Hand, wobei er sich fragte, ob er wirklich so fest zugestossen hatte, während Kromug etwas von lausiger Zimmermanskunst in den Bart murmelte.
Doch dann konzentrierten sich beide wieder auf ihre Aufgabe und durchsuchten die Räume. Was sie dabei fanden, oder besser gesagt nicht fanden, lies das ungute Gefühl von Ron noch stärker werden. Die beiden Räume waren wohl die Schlafstätten der bediensteten Knechte und Mägde, doch die meisten Betten waren leer. Von oben brachte Allard ebenfalls nur einen alten Mann und ein Mädchen mit nach unten, doch alleine den Betten und Liegeplätzen hier unten nach hätten sie viel mehr Leute finden müssen, doch wo waren diese Leute?
Allard begann natürlich sofort mit dem Verhör, worüber Ron eigentlich ganz froh war, doch noch, bevor er irgendetwas aus den Leuten heraus brachte, konnte man das Schlagen einer Türe und Schritte hören. Ron fuhr, genau so wie Allard, herum und stellte sich in Abwehrposition auf, als rechnete er, damit das sich gleich jemand auf ihn stürzen würde. Seine Gedanken rasten, woher kam das Geräusch, Türen hatte es keine weitere gegeben, aber vielleicht eine Bodenluke? Um die Räume abzusuchen, hatten sie ja nicht wirklich viel Zeit gehabt.

Vier Männer stürmten in den Raum. Bauern, ohne Zweifel, in schlichter Kleidung aus Wolle und Leinen und mit improvierten Waffen in den Händen, Beilen und Knüppeln. Keine Kämpfer. Aber hinter ihnen drängten noch weitere Männer heran. Und sie waren ohne Zweifel zu allem entschlossen.
"Inquisition! Waffen fallen las-...", bekam Allard noch überrascht heraus, instinktiv die linke Hand mit dem Siegelring der Inquisition hoch hebend, doch dieser erwies sich als ein schlechter Schild. Der Stiel einer Harke traf ihn mitten ins Gesicht, ließ Blut spritzen und schickte ihn glatt zu Boden. Für einen Moment war da nichts weiter als greller Schmerz, alles verzehrender Schmerz, blendender, lähmender, betäubender Schmerz. Dann kehrten seine Sinne langsam zurück. Zuerst vernahm Allard das Klirren der Waffen, die schweren Schritte, die wütenden Rufe. Dann kehrte auch seine Sicht zurück. Verschwommen erkannte er durch einen Schleier von Blut und Tränen eine kleine, gedrungende Gestalt zwischen sich und den Kultisten. Kromug. Gut! Die anderen kämpften. Aber sie brauchten ihn. Er durfte hier nicht einfach am Boden herum liegen.
Es bedurfte schier übermenschlicher Anstrengung, doch Allard bezwang den Schmerz, schaffte es irgendwie, sich umzudrehen, dann auf die Knie zu kommen. "Macht sie... alle nieder!", krächzte er, wohlwissend, wie sinnlos dieser Befehl in einer Situation wie der jetzigen war. Mit der Linken stützte er sich auf seinen Oberschenkel, versuchte sich wieder nach oben zu drücken, die Rechte tastete nach dem Dolch an seinem Gürtel. Und fand nichts. Kurz stutzte Allard. Eben war die Klinge noch da gewesen! Hatte er sie bei seinem Sturz verloren. Die Antwort kam einen Herzschlag später und anders, als er sie erwartet hatte. Kalter Stahl legte sich an seine Kehle. Sein eigener Dolch! "Besser, du pfeifst deine Hunde zurück, Inquisitor!", erklang eine Stimme in seinem Ohr, dicht hinter ihm. Die des Alten. Scheiße!, war alles, was Allard in diesem Moment durch den Kopf ging.

Es dauerte nicht allzulange, bis Seshkin glaubte, aus dem Haus Kampfgeräusche zu hören. Unsicher ließ es die Armbrust ein wenig sinken und suchte mit den Augen nach Elfe. Sollten sie eingreifen? Brauchten ihre Gefährten drinnen vielleicht Hilfe? Oder sollten sie einfach hier bleiben, wie angewiesen?
Erst einen Moment später viel dem Barden auf, dass er das Wort "Gefährten" wie selbstverständig benutzt hatte. Nichteinmal einen Tag war er mit ihnen zusammen gereist und dennoch sah er sich ihnen bereits derart zugehörig? Nun, wenn man davor einige Wochen nur mit Banditen und Mördern zu tun hatte, gewann man wahrscheinlich jede Abwechslung davon schnell lieb.

Ysandra hatte jetzt zusätzlich noch zu ihrem kleinen Schild gegriffen, es war recht überraschend was plötzlich in dem Haus los war. Vermutlich waren sie mit den Anschuldigungen nicht sonderlich verkehrt gelegen, zumindest erklärte das die Bereitschaft der Bewohner. Aber endlich... Seit gefühlten Ewigkeiten wieder ein offener Kampf! Verdammte Scheiße ja! Bauern oder Knechte, das interessierte die Elfe wenig welche sich mit wahnsinnigem Blick unter die Menschen stürzte.
Dabei galten Elfen doch eigentlich als eine sehr gnädige und gütige Rasse, wie oft hatte Ysandra sich selbst schon die Frage gestellt eine Seele im falschen Körper zu sein?
Es knirschte wunderschön als die Kante des Schildes einem geraden Schlag nach Vorne sich mitten im Gesicht eines Angreifers versenkte, Blut überströmte sein Gesicht.
Die breite Klinge von Ysandras Kurzschwert bohrte sich anschließend immer wieder in seinen Oberkörper... kurz darauf war ein Jüngling dran, gerade einmal so hätte man den Menschen als einen Erwachsenen gelten lassen können. Dennoch war er ein Mann, zumindest spürte er das als der rechte Kniebuckel der Elfe sich unbarmherzig in seine Weichteile drückte... eher beiläufig bemerkte sie in welcher Situation sich Allard befand...

Nuala selbst gefiel es immer weniger von ihrer Schwester getrennt zu sein, nach einiger Zeit schaute sie deswegen zu Seshkin. "Ihr bleibt hier und haltet die Stellung.", gab sie an den Barden weiter, bevor sie sich absetzte und das Haus umrundete. Sie hörte deutlich den Lärm, immer deutlicher wurde jener je näher sie dem Haupteingang kam. Als die Elfe jenen schließlich erreichte, erkannte sie bereits ihre Schwester welche alle Hände voll zu tun hatte.
Vor Ysandra rutschte gerade noch ein junger Mann auf die Knie, bevor eines jener ihres Zwillings den Menschen hart im Gesicht traf und dabei vermutlich seine Nase brach.
"Nuala!", rief ihre Schwester welche sie offenbar bemerkt hatte und deutete empor zu Allard, welcher von einem alten Kerl mit einem Dolch in Schach gehalten wurde.
Es ging alles sehr schnell, vermutlich war es mehr Instinkt als Vernunft. Nuala war eine sehr gute Schützin und traute sich einige Kunststücke der Präzision zu... aber sie tat sich aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse bereits erheblich schwerer.
Ihr Blick wanderte erst noch entlang des Pfeilschaftes, über die breite geschliffene Spitze des Pfeils... die kleinen Widerhaken reflektierten ein leichtes Schimmern, kurz darauf war sie bei ihrem Ziel angelangt, die ganze Zeit über hatte sie langsam die Luft aus ihren Lungen gedrückt. Am Haltepunkt selbst hatte sie keinen Atem mehr übrig... alles innerhalb eines einzelnen, intensiven Herzschlages.
Schließlich ging der Pfeil auf seine Reise, begleitet mit großer Hoffnung... egal wie viel Präzision und Konzentration Nuala in jenen gesetzt hatte.
Die geschliffene Klinge des Pfeils ging knapp vorbei an Allards Gesicht, dabei traf die Schneide sein linkes Ohr auf halber Linie und sorgte für eine ungewollte Verletzung. Dann bohrte sich die Spitze bis zum Holz über den Nasenbuckel des Alten durch die Seite seiner Augenhöhle.
Sowohl Dolch als auch der Getroffene stürzten zu Boden, dann war auch bereits Ysandra so schnell sie konnte bei Allard um ihn zu unterstützen.
Nuala selbst brauchte einen Moment... erst dann besonn sie sich darauf was sie eigentlich getan hatte. Sie hätte ihren Kameraden damit ebenso gut schwer verletzen oder gar tödlich treffen können, ein kalter Schauer ging ihr über den Rücken. War das alles ein einzelner, unüberlegter Reflex gewesen?
Sie brauchte eine Weile bis sie es abschüttelte und den nächsten Pfeil auflegte.

Blut lief von Allards Ohr herab, doch es war nicht mehr, als ein vernachlässigbares Rinnsal, einige heiße Tropfen, die sich ihren Weg den Hals hinab und in seinen Kragen bahnten. Blut lief auch von Allards Kehle, wo sein eigener Dolch ihn ins Fleisch geschnitten hatte. Diese Wunde war tiefer, blutete stärker und als der Inquisitor die Hand darauf presste konnte er fühlen, wie sie auseinander klaffte. Und doch: es war nicht mehr als ein Schnitt. Die Kehle hatte der Alte ihm nicht öffnen können. Es war nichts, woran er sterben würde. Für den Moment war das alles, was zählte.
Während das Blut zwischen den Fingern der Linken hervor rann las Allard seine Klinge auf, zog sich an Ysandras Schulter in die Höhe und gönnte sich die Zeit eines Schlags seines rasenden Herzens um sich ein Bild von der Situation zu verschaffen. Nicht weniger als fünf Männer lagen am Boden, tot oder verwundet. Noch einmal diese Zahl drängte jedoch weiterhin auf sie ein. Ron hielt die Front, erwehrte sich der auf ihn eindreschenden Bauern. Ysandra stand an seiner Seite, blutverschmiert, aber scheinbar unverletzt. Von Kromug und Shisui war nichts zu sehen. Aber das konnte alles heißen.
Der Kampf jedenfalls war alles andere als gewonnen. Zeit also, dass auch er seinen Beitrag zum Blutvergießen lieferte! Mit einem alles andere als unsicher wirkenden Schritt warf er sich auf den nächsten Bauern. Ließ die Klinge nach vorne schnellen und, als der Knecht sein Beil zur Parade nach oben riss, noch im Schlag umschnappen. Das Schwert traf den Mann unerwartet an der Schläfe, ließ ihn zurück taumeln. Allard setzte augenblicklich nach, drosch seinen Knauf ins Gesicht des Knechts und schickte ihn damit endgültig zu Boden. Zeit zum triumphieren jedoch blieb nicht. Denn sogleich nahm ein weiterer Mann mit einer Mistgabel den Platz des Gefallenen ein.

Nun war er also alleine die Rückendeckung... War die Elfe sicher, dass dies eine gute Idee war? Der Barde atmete tief durch, bevor er sich wieder auf das Gebäude konzentrierte - bis ihm mit einem Schreck plötzlich einfiel, dass vielleicht gar nicht alle Drachenanbeter in dem Gebäude waren. Angsterfüllt sah er sich um, konnte jedoch nichts entdecken, obwohl sich seine Augen mittlerweile ziemlich gut an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Unruhig nahm er daher wieder das Haus in Augenschein, die Armbrust schussbereit erhoben.

Ron fühlte sich unangenehm an den Kampf mit den Banditen vom Vortag erinnert. Diese Bauern waren alles andere als gute Kämpfer, aber halt in der Überzahl. Ausserdem machten ihm die Platzverhältnisse etwas zu schaffen. Sein Langschwert war hier sicherlich nicht die beste Wahl und insgeheim beneidete er gerade Ysandra für ihr Kurzschwert und Kromug wegen seiner Axt, beides Waffen, welche in diesen beengten Verhältnissen um einiges einfacher zu handhaben waren.
Schlussendlich stellte es sich als erfolgversprechender heraus, als Ron sein Schwert mit der linken Hand führte und es primär zur Abwehr benutzte. Zum Angriff nutzte er hingegen seinen gepanzerten Handschuh und verteilte mit eben jenem einige Kräftige hiebe. Seine Gegner traf er so zwar selten tödlich, doch es reichte vorerst ja auch, wenn er sie k. o. schlug. Doch obwohl sich die kleine Gruppe erfolgreich zur Wehr setzte, schienen immer neue Gegner auf der Bildfläche. "Wo kommen die alle her? Es kommt mir so vor, als sei bereits das halbe Dorf auf uns eingestürmt."

Nuala musste umgehend ihren Bogen zur Seite reißen als ihr das Nekromantenmädchen beinahe direkt in die Schussbahn lief, erst als sie nach rechts schaute bemerkte sie es und machte ohnehin viel zu spät einen Satz zurück. Ein erschrockener und entschuldigender Blick... Allgemein wirkte die Kleine nicht so als gehörte sie jetzt gerade hier her, eher verloren und sich nicht sicher dessen was sie jetzt eigentlich machen sollte.
Währenddessen ließ die Elfe den Pfeil los, welcher einen Bauern im Brustbereich traf und jener dann die Treppe nach Unten rumpelte, sich dabei mehrfach selbst überschlug.
Shisui erschrak sich erneut als Nuala plötzlich bei ihr stand, sie an der rechten Schulter packte und gegen die Wand drückte. "Wenn ihr wie immer schon nichts beitragen wollt und euch ohnehin nur als nutzlos herausstellt, dann bleibt wenigstens versteckt und versucht euch nicht auch noch spontan selbst umzubringen.", sprach die Elfe kalt zu ihr, bevor sie ihre grobe Umklammerung löste.

Völlig perplex schaute Shisui ihr hinterher, bevor sie kurz den Kopf senkte. Ihr Blick fiel dann zur Seite auf eine der Leichen, mit schwarzen Augen hob sie ihre Hand in dessen Richtung.
Es gab furchtbare knackende Laute, als Knochen brachen und sich in andere Formen schoben... schmatzende Geräusche als Muskelfasern sich dehnten, teilweise rissen um sich ganz anders anreihen zu können. Die Kleidung riss dabei einfach... Aus noch frischem und blutigem Fleisch, weißen Knochen und deutlich sichtbaren Sehnen, formte sich aus dem Toten ein Ungetüm aus totem Fleisch.
Es gehörte schon sehr viel Fantasie dazu um sagen zu können, welche Teile aus welchen Knochen- oder Muskelpartien bestanden. Der bullige Schädel mit dem massiven Horn darauf hatte sich recht offensichtlich irgendwie aus dem Becken gebildet. Die Beine waren kürzer, auch der linke Arm wirkte eher sehr verkümmert... Materialersparnis um die Möglichkeit zu liefern für einen extrem muskulösen Oberkörper. Der umfangreiche rechte Arm reichte nur bis zum Gelenk des Ellenbogen, anstatt des Unterarmes und einer Hand fand sich dort ein Knochenkonstrukt welches die Form einer kruden, jedoch massiven Axt annahm. Zahlreiche Dornen zierten den Rücken der Klinge welche sich offenbar aus beiden Schulterblättern geformt hatten.
Shisuis Fleischgolem verlor keine Zeit, machte ein paar Schritte und holte dann bereits aus. Die knöcherne Waffe bohrte sich mit einer Wucht in die Seite des Knechtes, dass jener den Boden unter den Füßen verlor und ungebremst in die Wand segelte.
Die Nekromantin kontrollierte das Ungetüm über ihre Gedanken... aus dem unförmigen Maul schnaubend wandte es sich dem Nächsten zu.

Die Entschlossenheit der Drachenkultisten hatte ohnehin bereits entschieden nachgelassen. Zu viele von ihnen waren zu Boden gegangen, tot oder verwundet, und zu wenige aus dem Gefolge des Inquisitors hatten dieses Schicksal geteilt. Mit so viel Widerstand hatten sie offenkundig nicht gerechnet. Das Werk der Nekromantin gab ihrem Kampfeswillen nun vollends den Rest. Was sich noch an Bauern auf den Beinen befand ergriff die Flucht.
Unter anderen Umständen hätte Allard alles daran gesetzt, die Fliehenden nieder zu machen, niemanden entkommen zu lassen. Die Richtlinien der Inquisition sahen keine Gnade für Drachenanbeter vor. Kulte mussten mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden, damit sie nicht anderswo erneut Fuß fassen konnten. Und doch zögerte Allard. Die groteske Kreation aus Fleisch und Knochen schockte ihn genauso, wie die Bauern. Was für eine grauenhafte Macht befehligte dieses Mädchen?
"Beren steh' mir bei!", murmelte er, unwillkürlich vor dem Golem zurück weichend und seine Klinge gegen diesen richtend. Die flüchtenden Kultisten waren für den Moment vergessen.