[MSG-Thread] The Awakening

Jemand lief aus dem Haus. Überrascht ließ Seshkin die Armbrust ein wenig senken, bis er erkannte, dass es niemand aus ihrer Gruppe war. Sofort riss er die Waffe wieder hoch, versuchte zu zielen und schoss. Der Bolzen schlug dicht neben einem der Bauern in der Hauswand ein. Verblüfft starrte der Barde das Haus an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er so nahe heran kam. Doch dann fiel ihm auf, dass der Schuss offensichtlich keinerlei Wirkung gehabt hatte, denn die Bauern flohen weiter. Es wirkte ziemlich kopflos, ja, fast schon panisch, wie sie das Gebäude verließen. Verwirrt starrte Seshkin ihnen nach, ohne daran zu denken, die Armbrust nachzuladen.

Mit nahezu stummer Wut, lediglich einem tiefen Schnauben, schlug der Golem unbeirrt um sich... Verletzungen waren der Kreatur bis zu einem gewissen Grad völlig egal, das untote Konstrukt fühlte ohnehin keinen Schmerz mehr. Bald darauf herrschte unter den Angreifern eher ein reges Fluchtverhalten, Shisui ließ den Fleischgolem dabei innehalten. Das massige Wesen war zu Fuß zu langsam um die Flüchtenden zu verfolgen, zudem durfte der Abstand zwischen ihr und ihm nicht zu groß werden oder das Ungetüm würde einfach zerfallen.
Dumpf knurrend drehte sich der Golem zu Allard, jedoch reagierte es nicht auf die ihm entgegen gehaltene Klinge. Shisui selbst wirkte sehr erfreut, machte ein paar Schritte bis sie neben ihrer Schöpfung war und tätschelte dann dem Golem den knochigen Schädel. Als wäre er handzahm, gab er ein ruhigeres Raunen von sich. "Ich hab keine Ahnung was das sein soll... aber es gefällt mir. Wie es den ersten Typen zerlegt hat...", gab Ysandra ihre Meinung von sich und holsterte ihre Waffe.
Die Nekromantin schaute zu Allard, sie war sich nicht ganz sicher was er vor hatte. Natürlich, das konnte einen beim ersten mal schon etwas verstören, aber er hatte wirklich nichts vor ihrer Schöpfung zu befürchten... Shisui deutete dann an ihr eigenes linkes Ohr, um darauf hinzuweisen wie Allard von einem Schnitt dort stark blutete.

Ein ungehörter Seufzer entrang sich Idya. Es war eigentlich nicht nötig gewesen wie auch noch zu knebeln. Aber so war das eben. Die Leute fürchteten, was sie nicht verstanden. Und für jene, die sich vor Entdeckung fürchteten galt das noch umso mehr. Es war ohnehin ein Rätsel, wie jemand die Drachen verehren konnte. Genauso gut konnte man ein Erdbeben verehren oder einen Tsunami. Wobei ein Erdbeben so freundlich war selten aufzutreten. Wenigstens in den meisten Regionen. Die Fesseln hatten sich als störend erwiesen. Normalerweise wäre es kein Problem gewesen eine Steinspitze zu beschwören, die die Ketten einfach zersprengte, aber ohne reden zu können, waren ihre Möglichkeiten begrenzt. Andererseits waren Kampfgeräusche von oben ertönt. Wie lange war sie schon hier? Ohne Sonne wurde es schwierig das einzuschätzen. Drei Tage, vielleicht vier. Vielleicht hatten die Angreifer gewonnen?
Ein verkrustetes und zugeschwollenes Auge richtete sich auf die Falltüre. Staub rieselte von der Decke. Was konnte es schaden? Die Kultisten könnten sie höchstens noch einmal schlagen. Das würde sie aushalten. Die Augen richteten sich auf einen kleinen Stein, der mitten in dem ausgehobenen Erdloch lag. Idya sah ihn nicht, aber sie wusste, dass er dort war. Ihre Hände machten eine auffordernde Geste. Das Steinchen schnellte empor wie ein flussaufwärts schwimmender Lachs. Ein dumpfer Knall ertönte, als er von unten gegen die Falltüre prallte. Und dann noch einer. Und noch einer. Vielleicht würde das jemand hören. Falls nicht...saß sie ganz schön in der Tinte.

Ron wusste nicht so recht, was er von dem grossen Konstrukt halten sollte, doch vor allem war er beeindruckt. Er hatte Shisui schlicht und ergreifend so etwas nicht zugetraut. "Das... das ist ein Golem...", klärte er Ysandra auf, "Ich war mal mit einer Magierin unterwegs die so ein Wesen aus Erde und Stein geformt hat und sie hat mir erklärt, dass man diese Dinger aus verschiedenen Materialien herstellen kann... aber das dass auch mit Fleisch und Knochen geht hätte ich nicht erwartet... in unserer kleinen Magierin scheint mehr Kraft zu stecken, als man erst vermuten würde." Ron kannte sich mit Magie nicht gut aus, aber er wusste, dass man so etwas wie einen Golem nicht einfach so auf die schnelle erlernte und dieser hier war alles andere als gewöhnlich.
Doch ein dumpfes Pochen unter ihm erinnerte Ron wieder daran, was er eigentlich vorgehabt hatte. Sie waren ja eigentlich hier um das Versteck der Drachenkultisten zu finden und von irgendwo mussten ja die ganzen Drachenanbeter hergekommen sein. Erneut ein dumpfes Pochen von unten. Ron folgte dem Geräusch, welches ihn zurück in einen der Nebenräume führte, und schaute sich genauer um. Da er sich nun auf den Boden konzentrierte und gezielt nach einer Luke suchte, dauerte es nicht sehr lange, bis er sie gefunden hatte. Er griff nach dem Eisenring um sie zu öffnen, hielt aber kurz inne. Schon seit sie dieses Haus betreten hatten, hatte Ron etwas Merkwürdiges gefühlt, doch anfangs war es nichts Konkretes gewesen, was ihn daran gehindert hatte etwas zu sagen, doch nun, nach der Durchsuchung und dem Kampf war er sich sicher. "Wir sollten vorsichtig sein Leute, hier irgendwo in der Nähe ist ein Drache oder irgendetwas Drachenartiges, ich kann so was spüren."

Unsicher, wie er sich verhalten sollte, blieb Seshkin erstmal einfach stehen, den Blick weiter auf die Richtung gerichtet, in die die Bauern geflohen waren. Der Kampf schien vorrüber, Täter waren entkommen... Somit war sein Befehl, die Rückendeckung zu sein, vielleicht aufgehoben. Und die Elfe hatte ihre Position sowieso schon verlassen. Also sollte er wohl besser doch ins Haus gehen und nach dem Rechten sehen. Denn entweder war ihnen irgendetwas zugestoßen, oder man hatte ihn, den Barden, einfach vergessen.
Dann jedoch schüttelte Seshkin den Kopf. Irgendwas erforderte ihre Aufmerksamkeit. Und wahrscheinlich war es besser er bliebe hier draußen und würde Wache halten, für den Fall, das die Bauern zurück kämen, um doch noch Rache zu üben.
So leise wie möglich verließ Seshkin seine Position und näherte sich dem Haus, um besser im Auge zu haben, ob sich wer näherte. Wenn dies der Fall war, würde er die Anderen wenigstens warnen können. So gut wie möglich versuchte er sich in eine dunkle Ecke zu quetschen, damit er selbst nicht zu früh gesehen wurde.

Die Monstrosität – der Golem, verbesserte sich Allard in seinen Gedanken – erschlaffte so rasch wieder, wie es sich gebildet hatte, nahm neben seiner Herrin Haltung an, stumm, reglos, beinahe unscheinbar. Der Inquisitor ließ seine Klinge sinken. Narr!, schalt er sich im Stillen. Die Kreatur war furchterregend, aber sie war auf ihrer Seite. Sie mochte das Produkt finsterer Magie sein, aber solange diese Magie ein Werkzeug im Dienste Berens war, rechtfertigte der Zweck die Mittel.
Langsam begannen die Eindrücke der Außenwelt wieder auf Allard einzuwirken. Der Kampffokus schwand, der alles unterdrückende Adrenalinrausch nahm ab. Er konnte den Schmerz spüren, an seinem Ohr, seinem Hals. Das Brummen seines Schädels vom Hieb, den er gegen diesen bekommen hatte. Für einen Moment spürte er Brennen in seinem Magen und musste dagegen ankämpfen, sich zu übergeben, doch der Anfall schwand so rasch, wie er gekommen war. Gedankenverloren, die Linke noch immer auf die Halswunde gepresst, mit der Rechten die Klingenspitze, von der langsam und zäh Blut troffte, zu Boden richtend, ließ er den Blick durch den Raum schweifen. Außer seinen Gefährten stand niemand mehr. Die Kultisten waren verschwunden, sogar das kleine Mädchen. Und für eine Verfolgung war es nun zu spät. Blieb zu hoffen, dass der Schock bei ihnen tief genug saß, dass sie in Zukunft von weiterem schändlichem Tun absehen würden.
Zurück blieben die Toten. Fast ein Dutzend. Eine grausige, unnütze Ernte, die sie da eingefahren hatten. Und dann blieb Allards Blick an einer der reglosen Gestalten auf dem blutigen Fußboden hängen. Wankend schritt er hinüber, drehte den auf dem Bauch liegenden um, um sein Gesicht sehen zu können. Nicht, dass es nötig gewesen wäre. Die gedrungene Gestalt allein hatte dem Inquisitor bereits verraten, wer hier lag. Dennoch war es hart, in das leblose Gesicht, die gebrochenen Augen zu blicken.
Langsam ging Allard auf die Knie, legte seine Klinge beiseite – einfach auf den blutigen Boden – und fuhr mit der Rechten über das bärtige Gesicht um dessen Augen zu schließen. "Ruhe in Frieden", sagte er mit rauer Stimme zu Kromug, dem Zwerg.

Nuala hatte ihre Rechte vor den Mund gehoben, als sie gesehen hatte wohin Allard gegangen war und wem er gerade die letzte Ehre bereitete. Der Tod des Zwerges hinterließ eine seltsame Leere, als wäre es nicht richtig... der falsche Ort... eine völlig verdrehte und falsche Art und Weise. Die Elfe drehte sich weg... Sie war nicht gläubig, jedoch sandte sie ihre besten Gedanken und Wünsche in die Richtung des von ihnen geschiedenen Kromug.
"Was zum...? Das kam von dieser Falltür dort hinten... ziemlich sicher sogar. Drachenartig oder was auch immer, besser wir überraschen es oder sie bevor es umgekehrt der Fall ist.", meinte die Elfe und ging in die Richtung der Falltüre. Ihr Zwilling griff erneut zu ihrem Bogen und legte einen Pfeil mit flachem Kopf auf die Sehne, auf etwas Abstand folgte sie ihr bis sie sich in einem Winkel befand um ungehindert schräg durch die Öffnung schießen zu können.
Ysandra schaute noch kurz zu ihrer Schwester empor, jene nickte nur... bereit. Ysandras Muskeln spannten sich, als sie anzog allerdings rührte sich nichts. "Abgeschlossen das Drecksding.", meinte sie nur, bevor sie den Eisenring wieder losließ... Kurz darauf wurde sie von einer Hand auch schon sanft zur Seite gedrückt, es war jene von Shisui welche sie mit einem zuversichtlichen Lächeln bedachte.
Kurz darauf ertönte auch schon ein wütendes Schnauben, bevor es laut krachte und der massive Axtarm sich drei mal geschwungen in das Holz der Falltür grub. Nach dem letzten Schlag durchdrang jener die Tür, blieb darin stecken und riss anschließend die Hälfte des Holzes aus den Angeln wobei auch das Schloss dazu zählte.
Mit gezogenem Kurzschwert ging Ysandra auf das Loch im Boden zu, sie konnte noch kaum etwas erkennen...

Erst ein Keuchen und dann ein Husten drang aus dem Loch. Das Licht zeigte, dass das Loch sehr klein war. Es befand sich kaum etwas darin. Die Wände bestanden aus festgetretenem Lehm und außer einem Altar befand sich nur eine Person darin. Idya blinzelte gegen das Licht. Es kitzelte in der Nase und blendete sie und trotzdem gab es kaum etwas schöneres in diesem Moment. Die Frau nieste in den Knebel. Eine Kette rasselte leise als sich Idya bewegte. Ein Drachenkultist hätte die Falltüre wohl nicht eingeschlagen. Die hatten den Schlüssel. Also musste es jemand anders sein. Und grade war ihr ziemlich egal, wer das jetzt war, solange sie hier endlich rauskam.
Der Stein, der vorher gegen die Falltüre geprallt war, kehrte zu ihr zurück wie ein braves Haustier. Wahrscheinlich würde man sie so oder so entdecken, aber es war sicherer, wenn sie auf sich aufmerksam machte. Der Stein setzte sich in Bewegung und prallte gegen die Halterung der Kette an der Wand. Ein metallischer Knall ertönte. Gleich danach gab sich Idya Mühe möglichst laut in den Knebel zu schreien. Keuchend ließ sie sich auf den Boden fallen. Sie hatte seit Tagen nicht gesprochen. Außerdem schmerzte ihr Gesicht immer noch von den Schlägen.

Ron blickte ebenfalls in das Loch hinunter, konnte aber zumindest etwas mehr erkennen als Ysandra. Auch wenn der Raum nicht sehr gross war, zumindest hatte Ron schon grössere unterirdische Verstecke von Drachenkultisten gesehen, bot es jedoch genug platz für ein paar interessante dinge. Natürlich waren da der Altar und die Gefangene die auffälligsten Merkmale. Daneben entdeckte Ron noch ein paar Bänke, welche vermutlich kürzlich noch von den Drachenanbetern besetzt gewesen waren, sowie einen Runenkreis im Boden. Im Kreis selbst lagen noch einige dinge, doch Ron konnte noch nicht genau sagen, um was es sich handelte.
"Scheint so als hätten wir ein Ritual gestört, Runenkreis und ein Menschenopfer sind bereits vorbereitet, wären wir etwas später gekommen..." Ron sprach den Satz nicht zu Ende und schüttelte nur den Kopf. Die Bilder in seinem Kopf, welche sich gerade damit befassten, schob er beiseite. "Vorsicht, wir haben zwar viele Drachenanbeter getötet, aber das waren nur Bauern... normalerweise haben solche Kultistenzirkel einen Gründer und Anführer, die darf man nicht unterschätzen."
Ron nickte Ysandra, Nuala und Shisui zu und kletterte danach die Leiter hinunter. Unten angekommen musste er dem Drang widerstehen, sofort zu der Gefangenen zu laufen und zu versuchen sie zu befreien. Er rechnete fest damit, dass hier noch ein Drachenanbeter war, der Hohepriester, welche dieses Ritual leitete. Und enttäuscht wurde er nicht. Der Rest der Gruppe war gerade ebenfalls dabei die Leiter hinunter zu klettern, oder war gerade unten angekommen, als sich die Fackeln an den Wänden plötzlich von selbst entzündeten. "Elende Ungläubige, wie könnt ihr es wagen unser heiliges Ritual zu stören!" Ron hatte seine Augen bedeckt, als der unterirdische Raum plötzlich erleuchtet wurde, und konnte erst nach ein paar Sekunden wieder klar sehen. Erschrocken wich er einen schritt zurück und prallte dabei gegen jemand anderes, doch er wusste nicht gegen wen, den der Anblick des Hohepriesters schockte ihn Dermasen, das er nicht in der Lage war seinen Blick von ihm zu lösen.

Spoiler:

"Zur Strafe werdet ihr alle als Opfer für unsere Meister dienen." In der Klaue des Hohepriesters bildete sich langsam eine Feuerkugel, welche rasch an Grösse gewann. Ausserdem konnten die magisch begabten in der Gruppe eine leichte Verzerrung rund um den Hohepriester ausmachen, welche vermutlich durch ein magisches Schild verursacht wurde.
Ron schien gar nicht zu realisieren, was der Hohepriester gerade sagte oder gerade im Begriff war zu tun, er blickte nur fassungslos abwechselnd den Hohepriester und seine rechte Hand an.

Allard fühlte sich schwach. Er blutete noch immer stark aus dem Schnitt an seinem Hals, auf den er den inzwischen ganz vollgesogenen Saum seines Mantels gepresst hielt. Er war noch immer benommen. Ein weiterer Kampf war das Letzte, was er nun gebrauchen konnte. Aber was hätte er tun sollen. Diese Kreatur – Allard hatte von ihresgleichen gehört, wenngleich er selbst nie einer begegnet war – würde kaum aufgeben. Das wahnsinnige Funkeln in ihren Augen machte klar, dass sie gedachte, sie alle umzubringen, oder beim Versuch unterzugehen.
"Deckung!", krächzte Allard und kauerte sich hinter einer der niederen Bänke zusammen. Wenn er nur seine Armbrust bei sich hätte! Es wäre ein Schuss, den nicht einmal ein Blinder verfehlen konnte. Doch er hatte nur sein Schwert und dicht gedrängt, wie sie standen, sah er keine Chance, an die Kreatur heran zu kommen. Ron stand zuvordest, mit seiner breiten Statur ihrer aller Weg verstellend, doch der Mann zögerte, überrumpelt offenbar. Mit zwei, drei Schritten könnte er es schaffen. Könnte der Bestie ihren hässlichen, missgestalteten Kopf von den Schultern hauen.
"Ron!", bellte Allard, hoffend, den Mann aus seiner Trance reissen zu können.

Langsam wurde Seshkin unruhig. Wo blieben die Anderen denn? In der Dunkelheit vor dem Haus rührte sich nichts. Er atmete tief durch, bevor er, die Armbrust schussbereit vor sich haltend, seinen Posten verließ und das Haus ebenfalls betrat. Sofort stieg ihm der Geruch von Blut in die Nase, dann fand er die ersten Leichen. Es waren nicht die ersten Toten, die er sah. Auch nicht die ersten, die durch Waffen getötet waren. Doch dass unter den Toten dieses Mal jemand war, den er erkannte, schockierte ihn dennoch etwas. Er kannte den Namen des Zwerges nicht, wenn er sich vorgestellt hatte, hatte er den Namen längst wieder vergessen. Dennoch... Allein die Tatsache, dass er hier lag verhieß nichts Gutes.
Schließlich wandte der Barde den Blick ab und sah sich um. War dort vorne nicht ein Lichtschein? Ja, dort, aus der Falltür. Und dann schallte ein Ruf von unten herrauf. "Ron!", erklang es und Seshkin erkannte die Stimme des Inquisitors. Vorsichtig näherte er sich der Falltür und spähte hinein. Ein kurzer Blick genügte ihm und er zog sich rasch zurück. Was, bei den heiligen Baladen, war das denn bitte? Mit klopfendem Herz legte er die Armbrust zu Boden. Sie würde ihm hier nicht helfen. Stattdessen nahm er seine Laute zur Hand, die er vorsorglich am Gürtel befestigt mitgenommen hatte.
"Bitte", flüsterte er leise, "Bitte hört mein Lied."
Dann stimmte er das Lied an, dass ihm passend erschien. Eine epische Weise vom Kampf einer Gruppe Helden gegen einen Drachen. Siegreich waren die Helden gewesen und der Drache wurde besiegt. Die Meisten Leute kannten diese Balade, doch Seshkin legte all sein Können hinein, um es zumindest im übertragenen Sinne wahr zu machen. Er wollte seinen Begleitern Mut zusingen, und Stärke, während den Fein Zweifel plagen sollten, die ihn unvorsichtig machen würden. Nie hatte er so sehr gewünscht, dass sich sein Wille erfüllte.

"Was bist du denn für ein hässlicher Scheißer? Drachen-Mensch-Missgeburt?!", entkam es Ysandra welche schon Anstalten machte auf diesen Priester los zu gehen, dann wurde sie aber hart zur Seite geschubst und landete auf dem Hinterteil. Es war Shisuis Golem aus totem Fleisch gewesen, welcher sie zur Seite gedrängt hatte und sich dann beinahe schon schützend positionierte. Die Flammenkugel schlug kurz darauf ein, dabei ließ die kleine Nekromantin bereits von ihrem Konstrukt ab und so platzte der Golem regelrecht.
Es gab noch genug Leichen, sie konnte noch andere Dinge zaubern... Am meisten inspirierte sie die Musik... Sie kam wohl von dem netten Barden. Es gab ihr ein Gefühl... beinahe schon absoluter Selbstsicherheit. Ein Pfeil sauste an ihr vorbei, traf jedoch gegen eine Art Barriere und prallte ohne weitere Wirkung ab. "Ja, ja ist klar! Auch noch feige... boah, wie ich mich schon darauf freue dich an die Schweine zu verfüttern.", da war Ysandra auch schon wieder auf den Beinen. "Hey Ron! Beweg deinen scheiß Arsch sonst bewegt ihn mein Stiefel!"

Die Explosion des Golems und das Gefluche von Ysandra holten Ron endlich aus seiner Schockstarre und er erhob sein Schwert wieder, doch trotzdem konnte man ihm ansehen, dass er immer noch etwas mitgenommen war. Der Priester bereitete bereits einen weiteren Feuerball vor, als Ron angriff. Allerdings hatte er nicht wirklich mitbekommen, was mit dem Pfeil von Nuala passiert war, weshalb sein Schwert ebenfalls auf den Schild krachte und von der Magie zurückgeworfen und Ron aus der Hand gerissen wurde. Die Klinge wirbelte durch die Luft und knallte scheppernd gegen die Wand hinter der Gruppe. Allerdings war auch der Feuerball des Drachenpriesters verschwunden, als sein Schild den Angriff abgewehrt hatte.
Ron stolperte ein oder zwei Schritte zurück und wäre wohl auf seinem allerwertesten gelandet, hätte der Drachenpriester ihm nicht nachgesetzt. Der magische Schild öffnete sich einen Moment und umschloss danach beide, während der Drachenpriester mit einer Klaue Ron am Hals packte. Ron versuchte sich aus dem würgenden Griff zu lösen, doch die Verwandlung hatte aus dem schwachen Priester einen starken Gegner gemacht. Sein Blick schien Ron regelrecht zu durchbohren. "Mit dir werde ich anfangen. Dich werde ich nicht nur körperlich leiden lassen, Verräter." "Red keinen Quatsch, ich jage Drachen und bete sie nicht an." "Ach... und woher hast du das denn?" Mit seiner freien Klaue hieb er nach Ron's rechtem Arm und zerfetzte praktisch mühelos seine Kleidung, die Bandagen und sogar den gepanzerten Handschuh.
"So ein Geschenk wird einem von den Drachen nicht einfach so verliehen und dafür werde ich an dir ein Exempel statuieren." Ron erwiderte nichts darauf, der Drachenpriester würde ihm ja sowieso nicht glauben, und wenn sie das hier überlebten, konnte er sich seinen Gefährten später noch erklären. Eine der Krallen an der freien Klaue des Drachenpriesters begann bläulich zu glühen. "Bevor ich dich töte, schicke ich deinen Geist zurück in deine schlimmste Erinnerung. Wie ein Albtraum aus dem du nicht wieder erwachen wirst." Ron versuchte den Drachenpriester aufzuhalten, doch dieser verstärkte den Druck auf seinen Hals. Ron hatte mühe zu atmen und sein Blick wurde verschwommen, an Abwehren war nicht mehr zu denken. Als die glühende Klaue des Drachenpriesters die Stirn von Ron berührte, wurde alles um ihn herum schwarz.
Kurz darauf wurden die Worte des Priesters wahr. Ron befand sich wieder zurückversetzt in seine Kindheit, an den Punkt als die Kultisten sein Dorf angegriffen hatten. Erneut hörte er die panischen schreie seiner Mutter und seiner Schwester. Und diesmal hatte er nicht den Luxus das ganze nur verschwommen wahrzunehmen und danach in Bewusstlosigkeit abzudriften. Die Erinnerungen waren durch die Magie nun viel klarer. Ron erinnerte sich, wie er damals bewusstlos geworden war und, nachdem er wieder erwachte, die Drachenanbeter tot zu seinen Füssen wiedergefunden hatte. Doch nun würde er nicht bewusstlos werden, er wusste das dies nicht real war, eine Illusion um ihn zu quälen, doch er sah auch keine Möglichkeit sich daraus zu befreien oder irgendwie aus der Illusion auszubrechen. Dieser Albtraum würde weitergehen, vielleicht sogar davon abweichen, was damals wirklich passiert war. Ron kauerte sich zusammen, nein, das wollte er nicht sehen, doch die Ereignisse von früher würden sich nicht wiederholen und in dieser Illusion war er bloß wieder ein kleiner Junge. Erst als er so verängstigt da kauerte und seine Augen bedeckte, bemerkte er die Melodie. Sie war leise, als ob derjenige der sie spielte, weit weg war. Und als sich Ron genauer auf sie konzentrierte, schien sie jedoch lauter zu werden. Diese Melodie hatte es damals nicht gegeben, sie stammte nicht aus seinen Erinnerungen, also musste sie was anderes sein, von ausserhalb der Illusion. Er war also doch nicht ganz abgeschnitten von der Realität, irgendeine Verbindung bestand noch. Nicht viel an das man sich klammern konnte, dennoch Ron war nicht wählerisch. Irgendwie verhalf ihm diese Melodie wieder zu neuem Mut und in seiner Erinnerung veränderte sich etwas, etwas das er lange verdrängt hatte. Obwohl er damals nur ein Kind gewesen war, hatte er nicht aufgegeben und das durfte er jetzt auch nicht, nicht gegenüber einem Drachen oder einem seiner Anbeter.
In der Realität war Ron's Körper völlig erschlafft, nachdem der Zauber begonnen hatte zu wirken. Der Drachenpriester hatte zwar aufgehört Ron zu würgen, hatte ihn aber nicht losgelassen. Er wollte Rons leiden miterleben und grinste zufrieden als dieser, in der Illusion gefangen, begann panisch nach seiner Mutter und den Namen seiner Schwester zu schreien. Doch dann begann sich der Zustand von Ron zu verändern. Unter seinem schwarz geschuppten Arm bildete sich ein rötliches Leuchten und erneut baute sich eine Aura um Ron herum auf, diesmal so stark geladen, das Selbst der unmagieste Bauer sie hätte sehen können. Das rötliche Glühen unter seinem Arm breitete sich aus, schlängelte sich über die Schulter weiter, den Hals hinauf, als hätte jemand die Adern durch ein Glühen sichtbar gemacht. Der Priester wurde panisch und begann erneut Ron zu würgen, doch er konnte den Hals von Ron nicht mehr eindrücken, als hätte er zu wenig Kraft.
Zeitgleich begannen die Runen auf dem Boden zu glühen. Das zerbrochene Schwert und das Drachenei wurden in die Luft gehoben. Sie begannen ebenfalls zu glühen, schienen kurz ihre Form zu verlieren, verschmolzen zu einem Ganzen und kurz darauf schwebte nur noch das Schwert in der Luft, allerdings in Makellosem zustand. Kurz darauf wurde es regelrecht in Richtung Ron und des Drachenpriesters gezogen und wirbelte durch die Luft.

Spoiler:

Beinahe zeitgleich öffnete Ron wieder die Augen, welche nun ebenfalls rötlich glühten, und sog gierig die Luft ein, welche ihm kürzlich noch verwehrt worden war. Er streckte die Klaue nach oben und das Schwert landete direkt in seinen Krallen. Dem Priester blieb das natürlich nicht verborgen. Ron schwang das Schwert hinunter und der Drachenpriester lies Ron gerade noch rechtzeitig los und machte einen Sprung zurück, was ihm einen abgeschnittenen Arm ersparte. Die Klinge des Schwertes streifte den Boden zwar nur, hinterlies aber dennoch eine tiefe Furche darin und wirbelte eine Staubwolke auf.
"D.. das ist unmöglich... ich.. wir... monatelang haben wir erfolglos versucht es wiederherzustellen... wie konntest du..." Die Aura von Ron verdichtete sich und schob die Staubwolke einfach beiseite. Die Aura hatte form angenommen und es wirkte im ersten Moment so, als würde Ron eine Rüstung tragen, welche einem Drachen nachempfunden war. Sein Blick war auf den Drachenpriester fixiert, doch Ron bewegte sich leicht wankend auf sein Ziel zu, ob vor Erschöpfung oder weil er noch in einer Art Trance war, war schwer zu sagen. "An genau diesem Tag... veränderte sich mein Arm... ich wurde nicht bewusstlos... ich habe gebetet, gefleht... ich wollte mehr kraft... egal zu welchem Preis... wenn ich dafür zu einem Monster werden musste, dann soll es so sein!... ich würde es ertragen... das ausgestossene Monster zu sein... wenn ich dafür die Kraft bekomme sie zu schützen!" "D.. das ist unmöglich.... Völlig absurd..." Ron holte erneut mit dem Schwert aus und krachte wieder auf den Schild des Drachenpriesters. Doch diesmal wurde das Schwert nicht zurückgestossen, sondern schien langsam in den Schild einzudringen, bis es dann doch stoppte. Einen Moment lang schien es eine Art Pattsituation zu sein, doch dann gab der magische Schild nach und zersplitterte wie eine Glaskugel, wobei sich die Scherben noch im Flug auflösten. Der Drachenpriester wurde zwar von der Klinge selbst nicht getroffen, aber durch die Wucht der freigesetzten Kräfte gegen die Wand geschleudert, wo er einen Moment lang stöhnend liegen blieb. Ron selbst sank ebenfalls erschöpft auf die Knie und musste sich mit dem Schwert abstützen, um nicht ganz umzukippen. Gleichzeitig löste sich seine Aura im Nichts auf.

Als der Golem der stummen Nekromantin den magischen Angriff des Drachenmannes abgefangen hatte, war Allard augenblicklich wieder auf die Beine gesprungen und – die Klinge in der Hand – auf diesen zugestürmt, jedoch nur, um an der selben magischen Barriere abzuprallen, die schon Ron aufgehalten hatte und nun umschloss. Und was hätte Allard gegen derart mächtige Magie auszurichten vermocht? Er hatte mit der Klinge darauf eingeschlagen, hoffend, die schützenden Energien auszulaugen, hatte nach Shisui geschrieen, dass sie etwas dagegen unternehmen solle – schließlich war sie eine Magierin – aber am Ende war ihm nichts anderes übrig geblieben, als die Ereignisse im Inneren der schimmernden Hülle mit einer Mischung aus Unglauben und Fassungslosigkeit zu verfolgen.
Als die schützende Aura des Hohepriesters jedoch schließlich unter Rons Angriff barst war Allard der erste, der dem benommenen Drachendiener nach setzte. Was er gesehen hatte war ohne Zweifel besorgniserregend. Diese Macht, die in Ron schlummerte, sein deformierter Arm, dieses verderbte Schwert. All dies bedurfte weiterer Untersuchung. All dies trug den Gestank des Üblen an sich und Allard witterte mehr als nur ein wenig Gefahr, die davon ausging. Doch all das konnte warten. Zuerst musste der Drachenpriester sterben!
Die Kreatur hatte nicht einmal die Zeit, an der Wand, gegen die sie geschleudert worden war, hinab zu sinken, da bohrte sich die Klinge des Inquisitors schon in ihre Brust. Das Gewicht des sinkenden Körpers trieb den Stahl nur noch tiefer in das verwundbare Fleisch. Allard jedoch ging kein Risiko ein. Mit brutalem Ruck riss er die Klinge wieder frei und ließ einen wuchtigen Hieb auf den Schädel der Bestie nieder gehen.

Seit Beginn des Kampfes hatte Idya die Augen geschlossen gehalten. Daran würde sie sich nie gewöhnen. Eigentlich kämpfte sie ja ohnehin nicht gerne und hatte es nur tun müssen, weil sie angegriffen worden war. Allerdings nicht nur bei ihrer Gefangennahme. Wobei sie sich da nicht wirklich gewehrt hatte. Es waren zu viele der Kultisten gewesen und ein Angriff hätte nur eine brutalere Behandlung zur Folge gehabt. Etwas oder jemand prallte gegen die Wand. Dem Aufschrei nach zu urteilen war es der Drachenpriester. Vielleicht kam sie hier ja doch raus? Außer natürlich diese andere Gruppe war ebenfalls nicht sonderlich freundlich gesinnt. Aber was blieb ihr schon groß übrig.
Vorsichtig öffnete Idya die Augen und nahm die Hände wieder runter, die sie sich schützend vor die Brust gehalten hatte. Wobei Hände keinen Schutz vor einer Klinge boten, aber in dem Moment war sie einfach zu panisch gewesen als an so etwas zu denken. Der Drachenpriester war auf jeden Fall tot. Leblos lag der groteske Leib ein paar Meter weiter. Mit einem Rasseln der Ketten hielt Idya diese den Leuten entgegen und versuchte irgendwie durch den Knebel deren Aufmerksamkeit zu erregen. Wobei es nur erstickte Laute waren, die darunter hervor drangen.

Für sie ging dies alles sehr schnell, am Ende war es aber ganz klar Ron welcher die Situation zu ihren Gunsten drehte. Die Art und Weise war aber... nun, zumindest schien er trotz alledem weiterhin auf ihrer Seite. Was hatte der Mensch nur mit sich angestellt? Oder vielleicht sollte man anders fragen, wer hatte dies ihm angetan?
Nuala hielt ihren Bogen gespannt, die Spitze des Pfeiles jedoch weiterhin auf den Drachenpriester gerichtet... jener schien durch Allard erledigt, aber sie ging lieber auf Nummer sicher und jagte ihm die flache Spitze mit den Widerhaken direkt durch das Nasenbein, wenn sie auch nur eine klitzekleine Bewegung wahrnehmen würde.

Ysandra selbst hatte noch eine ganze Weile abschätzend den Menschen angeschaut... Darum würden sie sich sicher gleich noch kümmern. In erster Linie fiel ihr jedoch Shisui auf welche total unbehelligt erscheinend zur Seite wanderte. Erst dadurch nahm sie dieses andere Mädchen wahr, angekettet und geknebelt. Die Elfe begab sich mit immer noch gezogenem Kurzschwert in die Nähe der Nekromantin, nur zur Sicherheit. Shisui selbst ging langsam neben diesem gefangenen Mädchen in die Knie, ihre Hände dabei angehoben mit den Handflächen zu ihr gewandt. Langsam und behutsam ergriff sie dann den Knebel, um ihn von ihrem Mund zu ziehen. Hoffentlich ängstigte Shisui sie nicht zu sehr, sie versuchte sich daher an einem behutsamen Lächeln.

Erhobene Hände mit nach oben gestreckten Fingern. Das allgemeine Zeichen für "Ich tu dir nichts". Das verhieß schon einmal ein wenig Hoffnung. Und die Elfe lächelte. Wobei das nichts bedeuten musste. Idya hatte auch schon Leute gesehen, die jemand anderen mit einem Lächeln auf dem Gesicht umbrachten. Aber davon wenigstens nicht sonderlich viele. Eigentlich nur einen. Und der war eingesperrt. Vorsichtig lächelte Idya zurück. Das Sprechen gestaltete sich allerdings schwieriger. Es war mindestens eine Woche her, seitdem sie das letzte Mal hatte reden können. Dementsprechend rau klang ihre Stimme, als sie zu sprechen begann: "Vielen Dank. Ich hatte schon die Hoffnung aufgege..."
Verstanden diese Leute sie überhaupt? Vielleicht sollte sie es noch einmal in der Landessprache versuchen? Nach einem leisen Hüsteln hob Idya noch einmal an, diesmal in der richtigen Sprache.
"Vielen Dank für die Rettung. Ohne euch wäre ich sicher gestorben. Würdet ihr die Fesseln lösen? Bitte. Meine Handgelenke sind schon wund."

Langsam klang das Lied aus und Seshkin schloss die Augen, lauschte. Es waren keine Kampfgeräusche von unten zu hören. Er glaubte, dass eine Kette rasselte. Doch sicher war er nicht. SChließlich nahm er die Armbrust wieder zu Hand, nachdem er die Laute verstaut hatte, und schlich wieder zu der Falltür, um einen Blick in den Keller zu werfen. Er konnte Leute seiner Gruppe sehen, doch sie wirkten nicht mehr im Kampf, gingen relativ gelassen an eine andere Stelle, aus der ein weiteres Kettenrasseln erklang. Der Barde zog sich zurück. Er würde nicht helfen können. Stattdessen zog er sich nach draußen zurück, darauf hoffend, dass die Bauern nicht zurückkehren würden.

Wäre es ihr möglich gewesen, dann hätte Shisui ihr gerne gesagt, dass dies doch kein Problem sei und sie jetzt in Sicherheit wäre. So blieb die Nekromantin lediglich bei dem Lächeln und nickte dann. Sie besah sich kurz die eisernen Schließen, jene waren mit Splints aus dem gleichen Metall verbunden. Es klirrte, als die kleinen Bolzen auf dem Boden aufschlugen und die Fesseln auseinander schwenkten. Gleich darauf war das Mädchen frei...
Sie wirkte allgemein eher schmächtig, wer weiß wie lange sie schon hier war. Shisui schätzte sie aber ungefähr in ihrem Alter ein.
"Du siehst ja mächtig mitgenommen aus, Kindchen. Wer bist du und wie bist du in die Hände von diesem Menschenmüll geraten?", fragte Ysandra welche zu dem Mädchen herab blickte. Derweil hatte Nuala ihren Bogen nach einiger Zeit verstaut, sie selbst schien den Fragen ihrer Schwester nichts weiter hinzuzufügen zu haben, jedoch ging sie dann ebenfalls neben der Nekromantin in die Hocke und hielt der Kleinen ihren Trinkschlauch gefüllt mit Wasser entgegen.

Das wichtigste zuerst: Wasser. Wunderbar kühl und nass rang es ihre Kehle hinab und...Idya hustete und schaffte es grade noch so keinen ihrer Retter mit Wasser voll zu sprühen. Ein paar Momente, die sich so anfühlten als wollte sich ihre Lunge nach außen kehren, später schaffte sie es tatsächlich wieder zu sprechen, wenn auch krächzend und immer noch durch Huster unterbrochen.
"Ich bin Idya Hayik. Ich bin eine Reisende und als ich hier durch kam, haben sie mich aufgegriffen. So ungefähr zehn Kultisten. Also habe ich mich ergeben. Gegen zehn Gegner, die mich auch noch überrascht haben, kann ich nichts ausrichten. Ahhh. Verdammt. Bei den Kristallen, tut das weh. Ihr habt nicht zufällig eine Tasche mit steinernen Perlen daran gefunden?"
Vorsichtig rieb sich Idya die Handgelenke und zuckte beinahe sofort zusammen. Die Haut war wund gescheuert, wo die Fesseln gewesen waren. Schwankend erhob sich die junge Frau und stolperte gegen die Wand. Ihre Beine protestierten schmerzhaft als Muskeln beansprucht wurden, die zu lange nicht bewegt worden waren. Keuchend hielt sich Idya auf den Beinen, die Hand fest in den Stein gekrallt, der sich unter ihren Fingern verformte um besseren Halt zu bieten.
"Was tut ihr hier? Wie Händler seht ihr nicht grade aus. Nein, eigentlich ist es egal. Ich danke den Kristallen, dass ihr seid. Das sollte mir reichen."

Der Drachenpriester ging unter den Schlägen zu Boden, doch Allard ging kein Risiko ein. Als die Gegenwehr der Kreatur erstarb setzte er seine Klinge an ihrer Kehle an und trennte den Kopf bis zum Rückgrat ab und bereitete ihr damit ein sicheres Ende. Erst dann wandte er sich langsam zum Rest seiner Gruppe um – und musste zuerst um sein Gleichgewicht kämpfen, als ein heftiger Schwindelanfall ihn packte. Das Schwert entwand sich seinem Griff und fiel scheppernd zu Boden. Verdammt, er war schwach! Er hatte zu viel Blut verloren. Und es rann noch immer aus dem Schnitt in seinem Hals. Er würde Hilfe benötigen.
"Nuala!", wandte er sich an die Vertrauenswürdigste seiner Gefährten, "Kannst du dich um die Wunde hier kümmern? Ich habe Verbandszeug in meiner Tasche in der Scheune. Stoff und Nadel und Faden und Alkohol."
Sein Blick wanderte weiter. Zu Ron, der nicht nennenswert sicherer auf den Füßen aussah als er selbst. "Ron!", kommandierte er mit einem Blick auf das Schwert in dessen Händen, "Lass dieses Ding fallen. Die Klinge ist mit Übel erfüllt, ich kann es spüren. Sie muss zerstört werden."

Nuala nahm ihren Trinkschlauch zurück, bevor sie sich umgehend an Allard wandte... er hatte ein bisschen was abbekommen. Vom Gürtel ihrer Schwester nahm sie das Täschchen in welchem sie die kleine Notfallausrüstung aufbewahrten, bevor sie zu dem Menschen ging. "Legt euch auf den Boden, in den Schein der Fackel...", sprach sie zu Allard, bevor sie sich die Wunde an seinem Hals genauer ansah. Es war eine sehr ungünstige Stelle, sie war sich unsicher ob sie dort nähen sollte oder nicht. Eventuell würde es beim Schlucken dann weh tun oder konnte sogar einreißen wenn man zu grob damit umsprang. Aber nur mit Leinen würde sie den Blutfluss kaum unterdrücken können... Sie holte die feine Kupfernadel hervor, fädelte den Faden ein und stand dann auf um die Spitze in die Flamme der Fackel zu halten. "Es wird sicher nicht angenehm, aber ich muss es verschließen. Veröden würde wohl eine schlimme Narbe hinterlassen... und einem magisch begabten Heiler die Arbeit erschweren. Außer ihr mögt Narben... ich finde sie ja recht ansprechend.", meinte Nuala bevor sie ihre Hände mit dem starken Alkohol aus der kleinen Flasche reinigte und sich dann an die Arbeit machte. Sie musste etwas tiefer stechen, es sollte schließlich halten und nicht durch die ständige Bewegung wieder aufreißen. "Ach ja, bitte entschuldigt wegen eurem Ohr... es war eine Entscheidung innerhalb eines Wimpernschlages.", versuchte sie ein Gespräch aufzubauen um den Menschen etwas davon abzulenken.


"Wir wollten hier die Nacht verbringen, tja... und dann sahen wir uns schon umgeben von diesem Abschaum hier. Beruhige und orientiere dich erst etwas, ich muss mich da noch um etwas kümmern.", meinte Ysandra, bevor sie aufstand und kurz den Keller verließ, nur um kurz darauf mit einer Holzfälleraxt und einem breiten Eimer wieder zu kommen.
Die Axt in der Rechten abwiegend und den Eimer daneben abstellend, stellte sie sich vor die Leiche des Drachenbriesters. "So... mein Drachenklöten lutschendes Freundchen, dir bin ich noch was schuldig.", gleich darauf holte sie mehrfach hintereinander aus. Recht präzise trennte sie dem Priester erst die Arme und dann die Beine unterhalb des Knies ab, dabei spritzte das Blut in alle Richtungen. Arme und Beine steckte sie in den Eimer, bevor sie die blutverschmierte Axt fallen ließ und den Kopf packte und unter den Arm klemmte. Selbst auf und auf vollgespritzt, ergriff sie sowohl den Eimer als auch eine der Fackeln in dem Raum, bevor sie zu der Leiter ging. Es polterte einmal, als der durch das Loch geworfene Kopf auf dem Holzboden der Etage darüber landete...
Mit einem Eimer voll Extremitäten und einem abgeschlagenen Drachenpriesterschädel unter dem Arm, verließ die Elfe das Gebäude und traf Draußen auf den Barden. "Schöne Nacht was? Hier, nimm mal die Fackel und begleite mich ein Stück.", sprach Ysandra zu ihm und drückte ihm die Fackel in die Hände.
Ein breites Grinsen schlich sich über Ysandras Lippen, als sie in einem kleinen Stall nebenan tatsächlich sechs dicke Schweinchen vorfand, als jene das Licht wahrnahmen ging es auch schon rund.
Mit einem fröhlichen Liedchen auf den Lippen summend, leerte sie die blutigen Überreste auf dem Boden aus, griff zu der neben einer Mistgabel an der Wand befindlichen Schaufel und stellte die eiserne Kante auf die Körperteile. Einige kräftige Tritte später, war alles in handliche Portionen zerteilt, bevor sie mit der Schaufel die klein gehackten Körperteile in den Schweinetrog beförderte... Grunzend und quiekend machten sich die großen Borstenviecher über die Brocken her, den abgeschlagenen Kopf warf sie einfach mitten zwischen die Tiere. Das knacken der Knochen empfand sie als einen Ohrenschmaus. "So... erledigt.", meinte sie und schenkte Sheshkin ein Zwinkern, bevor sie den Stall verließ.

Hätte Seshkin noch irgendeinen Zweifel am Geisteszustand der Elfe gehabt, ihre Aktion ließ ihn diesen vergessen. Verwirrt war er ihr mit der Fackel gefolgt, sich fragend, was das in dem Eimer genau war. Ein Kopf...? Sein Verstand weigerte sich dass zu akzeptieren. Als Ysandra dann die Leichenteile jedoch zerkleinerte wurde dem Barden schlecht. Wollte sie etwa... Ja, sie wollte die Überreste an die Schweine verfüttern. Leicht grünlich im Gesicht sah er der Elfe zu. Einen Moment zögerte er, als die Elfe den Stall verließ, bevor er ihr folgte, versuchend, nicht daran zu denken.

Ron fühlte sich schwach und ausgezehrt nach diesem Kampf, doch immerhin war er unverletzt, zumindest körperlich. Sein Drachenarm brannte zwar wie Hölle, aber Ron ignorierte es. Er bemerkte nicht einmal wirklich wie sowohl Zeig- und Mittelfinger, also auch der Kleine- und der Ringfinger jeweils zusammenwuchsen, sodass sein Arm nun mehr den je einer Drachenklaue glich.
Doch erst musste Ron das Chaos in seinem Kopf einordnen, bevor er sich wieder mit seiner Aussenwelt beschäftigen konnte. Immer hatte er gedacht, dass er an jenem Abend ohnmächtig geworden sei, der Berserker erwachte und er so seine Familie retten konnte. Doch so war es nicht ganz gewesen, die Ohnmacht war blos eine verdrängte Erinnerung gewesen. Ron begriff, dass er diese Kräfte nicht einfach so bekommen hatte, er war kein unschuldiges Opfer, er hatte darum gebeten. Vielleicht hatte er deshalb auch die Erinnerung verdrängt, weil er als Kind mit dem erfüllten Wunsch nicht richtig umgehen konnte.
Doch das warf nun auch erneut die Frage auf, woher diese Kraft kam. Nach dem heutigen Tage kam ihm die Erklärung mit dem Drachenfluch sehr unplausibel vor. Drachen hatte er nicht angebetet, das schied also auch aus. Doch was war es dann? Er musste mehr herausfinden, jetzt umso mehr als vorher, doch er hatte keinen Plan, wo er anfangen sollte zu suchen. Und erst mal würde er der Truppe wohl eine Erklärung geben müssen, falls sie überhaupt eine hören wollten. Ron hatte seine veränderten Arm aus gutem Grund bisher versteckt gehalten, den die Reaktionen von Fremden waren bisher immer sehr negativ gewesen.
Erst jetzt bemerkte Ron die Veränderung an seinem Arm. Der Schmerz hatte nachgelassen, war Mittlerweilen nur noch ein dumpfes Pochen und auch der verschwommene Blick wurde langsam wieder klar. Verwirrt aber auch ein wenig fasziniert betrachtete er die Klaue und versuchte sie zu bewegen, als müsste sich sein Kopf erst einmal daran gewöhnen, dass jetzt nicht mehr fünf Finger da waren, sondern nur noch drei.
Ron blickte sich kurz um. Ysandra war verschwunden, Shisui kümmerte sich um die Gefangene und Nuala sich um Allard. Richtig Allard hatte doch noch gesagt, dass er das Schwert zerstören sollte, das es verdorben sei oder so was in der Art. Ron blickte auf das Schwert, welches immer noch vor ihm im Boden steckte, weil er es als stütze missbraucht hatte. Es schien wirklich so, als hätte die Waffe eine dunkle Aura, Allard konnte sie wohl sehen oder fühlen. Doch Ron spürte auch Macht in der Waffe, grosse macht. Hatte der Drachenpriester nicht etwas davon gefaselt, das sie schon seit Langem versuchten das Schwert wiederherzustellen? Wenn das die Wahrheit war, dann hatten die Drachenanbeter vielleicht schon seit Monaten alle ihre Rituale auf die Wiederherstellung konzentriert und das Schwert mit Energie aufgeladen.
Er blickte kurz zu der gefangenen jungen Frau und ein Schauer lief Ron den Rücken hinab, vermutlich war sie nicht das erste Opfer dafür gewesen und wohl auch nicht das Letzte, wenn die Drachenanbeter ungestört hätten weitermachen können. Vermutlich standen sie kurz davor die Wiederherstellung zu vollenden und er hatte nur noch den Letzten kleinen Schups gegeben, der gefehlt hatte, auch wenn Ron nicht wusste, wie er das angestellt hatte. Er beschloss das Schwert erst einmal im Boden stecken zu lassen und ging vorsichtig zu Allard hinüber. Nuala leistete gute Arbeit beim Vernähen der Wunde, vermutlich nicht das erste Mal. "Vielleicht hast du recht, aber... nun ja das ist kein gewöhnliches Schwert, was wenn wir es nicht zerstören können?"

Die Wunde schmerzte. Es war ein tiefer Schnitt. Einen halben Fingerbreit tiefer und es wäre nichts mehr zu machen gewesen. Allard wäre verblutet wie ein Schwein vor dem Schlachter. Einfach so! Er hatte Glück gehabt. Doch das machte das Vernähen der Wundränder nicht eben angenehmer. Aber es war nicht das erste mal, dass der Inquisitor verletzt worden war. Er würde es durchstehen, so wie die male zuvor. Also biss er die Zähne zusammen und versuchte, still zu halten. Nichtsdestotrotz zuckte er jedes mal, wenn die Nadel in sein Fleisch drang.
Auf Nualas Worte ging er nicht ein. Er war weder in der Stimmung für ein Gespräch, noch sah er sich im Moment dazu in der Lage, viel zu sprechen. Als aber Ron an ihn heran trat und ihn auf das Schwert ansprach konnte er nicht umhin, eine Antwort zu geben. "Es ist... nur Stahl, oder", presste er heiser hervor, dabei versuchend, seinen Kehlkopf möglichst wenig zu bewegen, "Stahl schmilzt, wenn das Feuer nur heiß genug ist. Wenn er nicht brechen will, dann suchen wir uns einen Schmied, der ihn einschmilzt. Keine Hexerei der Welt kann die Klinge dann noch retten."