[MSG] Virals

Anfangs beobachtete er das Geschick von Sam und auch seine Kraft, doch es war nichts was er nicht schon gesehen hatte. Seinen Worten schenkte er nicht besonderer Beachtung und hörte so nur beiläufig zu, als er dann jedoch merkte wie die Kraft zu nahm mit dem er der Kraftmesser drückte und auch die Geschwindigkeit der Kugel erhöhte sich. Interessiert betrachtete Iwan das Spektakel und dann zerstörte Sam den Kraftmesser, während anscheinend die Geschwindigkeit der Kugel weiter zu nahm. Dann ging alles recht schnell, während Sam schwieg und anscheinend zusehends versuchte wieder die Kontrolle zu erlangen, löste sich die Kugel aus ihrer Umlaufbahn und flogt keinen Meter an Iwan vorbei, bevor sie sich in die Wand bohrte.
Seit längeren war es das erste mal das Iwan ein leichtes finsteres Lächeln auf den Lippen, während er sich ein paar Notizen machte. „Sehr gut, Sam“, begann er dann und man konnte ein leichte Freude in seiner Stimme hören, „Es war zwar nicht so geplant, doch du hast mir sehr geholfen. Deine Emotionen haben einen interessanten Effekt auf deine Fähigkeiten.“ Man könnte meinen das Iwan eingeschüchtert sein müsste da er nur knapp den Tod entronnen war, doch es war Freude die man ihm ansah. Nun zumindest wenn man genau hinsah. Vielleicht war es auch der Schock das er so reagierte. Nun stand Iwan auf und ging zu der Stelle in der sich die Kugel rein gebohrt hatte. So wie es aussah konnte er diese nicht so leicht wieder aus der Wand entfernen.
„Sehr interessant“, kam es dann wieder von ihm, bevor er sich zu Sam wandte und zu diesen ging, „Wenn Wut einen solchen Effekt hat müssen wir heraus finden was andere Emotionen bewirken. Hm, du hast so viel Potential und ich werde es schon noch aus dir heraus bringen.“

Ich lächele erleichtert. Offenbar habe ich ihn mit meinem Verhalten nicht verärgert, das kann mir nur zugute kommen. Ich lehne mich im Stuhl zurück und gönne mir eine kleine Pause, während der Doc. die Kugel in der Wand betrachtet. Er unternimmt gar nicht erst den Versuch, sie herauszulösen. Wieso auch? Schließlich ist die Stahlwand an der stelle deformiert und ummantelt die Kugel geradezu. "Was kommt als nächstes?", frage ich beiläufig. Die Tatsache, dass er mit meinen Emotionen spielen will, beunruhigt mich nicht sonderlich. So viele lege ich schließlich nicht an den Tag. Außerdem wäre es nur von Vorteil, wenn ich mir selbst über die Auswirkungen im Klaren wäre. Der Kraftmesser ist wohl auch hin... Ob er wohl einen Ersatz hat? Ansonsten hätten die Versuche kaum einen Sinn, wenn er keine Zahlen hätte, oder?

Mein Blick wandert zur Wanduhr. Schon 11:00 Uhr. Die anderen Kinder haben gleich Pause.. Was im Endeffekt heißt: 1 Stunde lang irgendwo rumsitzen. Denn viele Kontakte knüpfen wir in unserer Abteilung nicht untereinander. Wir reden nur das nötigste, schließlich kann ich sie genauso wenig ausstehen, wie sie mich und den Meisten geht es da nicht anders.

Der Rest des Unterrichts verlief erst einmal recht normal. Nachdem die Kinder gesehen hatten das man ihnen nichts durchgehen lassen wird war es auch relativ ruhig. Es gab auf jeden Fall nichts bei dem ich hätte behilflich sein können.
Das passte mir eigentlich recht gut, so brauchte ich nicht meine volle Konzentration für die Klasse sondern konnte auch über andere Dinge nachdenken. Vor allem darüber wie ich diese Aushilfslehrerin ins Bett kriegte. Ich versuchte mich zwar davon abzuhalten so etwas zu denken, aber mein Gott, das ist halt genetisch veranlagt bei uns Männern. Da kann man nichts machen.
Als die Pause begann versuchte ich mir die Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Endlich weg von diesen Irren, denn diese Pause galt auch für mich. Ein anderer Wachmann würde sich um die Kinder während der Pause kümmern. Ich hatte nun eine gute Stunde nichts zu tun. Herrlich.
Ich sorgte noch dafür dass die Kinder geordnet aus dem Klassenzimmer gingen, nickte der Lehrerin einmal kurz zu und verschwand dann in Richtung der Schlafräume. Dort gab es einige Plätze um sich aufzuhalten und, was viel wichtiger war, ich durfte dort rauchen.
Ich rauchte glücklicherweise längst nicht mehr so viel wie noch damals bei der Polizei, sonst hätte ich niemals den Morgen überstanden ohne mir eine anzustecken, aber ganz ohne Zigaretten kam ich auch nicht über den Tag.
Ich setzte mich halb auf eine Fensterbank und holte eine Packung Zigaretten hervor. Ich nahm eine heraus und ließ den Rest wieder in meine Hosentasche fallen. Ich steckte sie mir in den Mund und fingerte mein Feuerzeug aus einer weiteren Hosentasche, ich ließ es aufschnappen und entzündete meine erste Fluppe des Tages.
Endlich ein wenig Entspannung. Ich spürte wie sich meine Muskeln ein wenig lockerten während ich tief inhalierte. Ich ließ ein wenig die Schultern kreisen und lehnte mich dann zurück.
Essen konnte warten, das hier war definitiv wichtiger.

Nachdem alle Kinder den Raum verlassen haben, fummelt sie ihre Zigarettenschachtel aus der Tasche und nimmt noch eine Packung Salzstangen mit. Schließlich ist eine volle Stunde lang Pause. Nachdem sie das Klassenzimmer verlassen hat, schließt sie die Tür ab. Wer weiß, auf was für Ideen die Kids kommen könnten, obwohl sie sich doch recht vernümftig verhalten. Die meisten zumindest. Auf dem Weg zu der Fensterbank, auf der sie vorher bereits geraucht hatte, summt sie vor sich hin. Als sie am Ziel ankommt, bemerkt sie, dass der Wachmann bereits darauf sitzt und sich entspannt. Sollte ich mich dazusetzen...? Oder mir lieber einen anderen Platz zum Rauchen suchen? Er scheint sich auszuruhen, ich gehe besser. Adriana macht einige Schritte in Richtung Schlafräume, doch dann überlegt sie sichs doch anders. Statt durch die Gänge zu irren, kann sie genauso gut hier bleiben. Also setzt sie sich auf den Boden und breitet ihre langen Beine aus. Mit einem Klick ist die Zigarette in ihrem Mund auch schon an. Sie zieht genüsslich an ihr und lehnt ihren Kopf an die Wand. Die Stille hallt in ihren Ohren wieder. Alles in diesem Bereich ist so still und steril...

Die junge Frau die den Unterricht vertreten hatte kam beschwingt in den Raum und suchte sich wahrscheinlich genau wie ich ein nettes Plätzchen zum Qualmen. Als sie bemerkte dass ich auf der Fensterbank saß, auf die sie zugehalten hatte, stutzte sie kurz und machte Anstalten wegzugehen, entschied sich dann aber dafür sich einfach auf den Boden zu setzen und an eine Wand zu lehnen.
Das wurmte mich schon ein wenig. Ich war zwar nicht der umgänglichste, aber war es zu viel verlangt dass sich eine hübsche junge Dame neben mich setzte? Wahrscheinlich schon. Aber wenigstens hatte ich von meiner erhöhten Position einen interessanten Ausblick.
Mir fielen natürlich ihre langen, schlanken Beine auf, allerdings gab es dort auch andere Dinge die sie nicht zu verstecken brauchte...
Einen Moment ließ ich meinen Blick noch auf ihr ruhen, dann begann ich langsam zu sprechen.
„Ich bitte sie.“ sagte ich „Setzen sie sich hier hin.“ ich zeigte auf das Fensterbrett „Das was sie da tun ist doch nicht angenehm, sowas verdirbt einem den Rücken. Hier ist doch genug Platz.“
Ich versuchte mich an einem Lächeln und schaute sie auffordernd an.
Ein paar Sympathiepunkte konnten sicher nicht schaden und eigentlich war ich gerade recht freundlich drauf. Das ich sie flachlegen wollte war einmal nicht der einzige Grund warum ich nettes tat.
Nicht dass sich meine Pläne diesbezüglich geändert hätten, nein, ich spekulierte immer noch darauf ein wenig Spaß mit ihr zu haben. Das sie relativ neu hier war und mich noch kaum kannte machte die Sache bestimmt nur einfacher.

Adriana schreckt kurz hoch, als Nicolai die Stille durchbrach. Damit hat sie nicht gerechnet.
"Vielen Dank. Ich wollte Sie nicht stören.", sagt sie und setzt ein schüchternes, herzerweichendes Lächeln auf.
Dann erhebt sie sich, setzt sich dem Wachmann direkt gegenüber und nimmt noch einen tiefen Zug, während sie aus dem Fenster schaut.
"Sind Sie schon lange hier?", fragt sie beiläufig, während sie versucht, die Packung mit den Salzstangen aufzureißen. Besser langsam und vorsichtig.
Sie weiß schließlich, wie ungeschickt sie sein kann. Als die Packung endlich offen ist, nimmt sie sich ein Stück heraus und lässt es Bissen für bissen in ihrem Mund verschwinden, dann hält sie Nicolei die Packung mit einem freundlichen Lächeln hin.
Schließlich ist er auch sehr zuvorkommend ihr gegenüber, dabei kennt er sie noch nicht einmal... Adriana nimmt den letzten Zug von ihrer Zigarette und drückt sie aus. Der Großteil ist ohnehin verraucht. Sowas passiert nunmal, wenn man ständig in Gedanken abdriftet.

Iwan holte dann einen weiteren Kraftmesser hervor, bevor er den alten von seinen Geräten trennte und den neuen anschloss. Dann legte er die Kugel wieder in die nähe von Sam. „Gut, gut, dann wollen wir einmal“, kam es von ihm, während er sich selbst wieder setzte, „Dann drücke diese Kugel zusammen so stark du kannst und versuche dabei an etwas schönes zu denken, so das sich in dir Freude breit macht.“ Es war eine Testreihe die er selbst nicht durch führen könnte, da er kaum etwas empfand und wohl nur sehr schwer diese Gefühle Künstlich hervor rufen konnte. Beneidete er andere Menschen um diese Fähigkeit? Keines Weges, für ihm waren Emotionen nur etwas was einen eines Tages im Weg standen.
Iwan hoffte jedoch das Sam es schaffen würde und es zu anderen Ergebnissen führen würde, wenn andere Emotionen im Spiel waren. Andererseits war auch die Frage ob man durch eine perfekte Kontrolle der Kräfte die selben Ergebnisse erzielen würde ohne das man Emotionen ins Spiel bringen musste. Nach diesen Test würde er dem Kind nur noch eine Blut- und Speichelprobe abnehmen, bevor er es von einen Assistenten wieder zu den anderen Kindern bringen lassen würde.

Meine Zigarette hatte sich in der Zwischenzeit auch in ein Häufchen Asche verwandelt und ich spielte gerade mit dem Gedanken mir eine neue anzuzünden als Adriana mich etwas fragte und mir die Packung Salzstangen hinhielt.
Ich lehnte freundlich lächelnd ab, während ich mir gleichzeitig eine neue Zigarette anzündete.
Wenn ich mir so ansah wie sie an den Salzstangen knabberte konnte ich mir gut vorstellen dass sie auch noch andere Sachen mit ihren filigranen Händen und diesen hübschen Lippen tun konnte. Aber dazu würde ich wohl später kommen...
Wie lange ich schon hier war? Eine gute Frage. Zu lange, das war klar. Es müsste jetzt ein knappes halbes Jahr gewesen sein. Ich war zwar zwischendurch auch mal wieder außerhalb dieser Anlage gewesen, aber der letzte Besuch in der Außenwelt lag nun auch schon etwas zurück.
„Ach, ich bin schon eine ganze Weile hier.“ entgegnete ich Adriana „ Und wenn ich das richtig sehe sind sie noch nicht so lange dabei, nicht wahr?“ Ich wartete erst gar nicht auf eine Antwort und fuhr fort.
„Ich bin natürlich gerne behilflich falls sie mal irgendetwas brauchen. Obwohl es hier ja nicht wirklich an etwas mangelt....“ ich machte eine unbestimmte Handbewegung. „Außer vielleicht ein, zwei Dinge.“ Vor allem große,feste Brüste, aber ich denke bei diesem Punkt hätte sie mir nicht unbedingt zugestimmt.

"Was für Dinge?", fragt sie leicht verwundert und schiebt eine weitere Salzstange nach. Es sind gerademal 7 Minuten der Pause vergangen und obwohl sie zu Anfang wirklich nur eine rauchen wollte, findet sie Nicoleis Anwesenheit sehr angenehm.
Er hat eine leicht distanzierte Art an sich, die gleichzeitig anziehend wirkt. Sie lehnt ihren Kopf gegen die Fensterscheibe und wickelt spielerisch eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger, während sie Nicolei aus dem Augenwinkel beobachtet. Er hat sich eine weitere Zigarette angezündet, offenbar hat er länger keine mehr gehabt. Sie beugt sich leicht in seine Richtung, wobei sie ihre Beine übereinander schlägt und ihm in die Augen schaut. "Viel zu lange? Ihnen scheint es hier ebenfalls nicht sonderlich gut zu gefallen, was?", sie versteckt den Ernst der Aussage hinter einem kleinen Lächeln.
So prickelnd findet sie den Job als Mädchen für alles nicht, aber die Bezahlung ist weit über dem Durchschnitt und immerhin wird das Gebäude gut beheizt.
Zwar hat sie bisher nicht sonderlich viele Kontakte geknüpft, von den Kindern mal abgesehen, aber zumindest fühlt sie sich in ihrer Haut nicht ganz unwohl.

Es war fast ein wenig so als wollte sie mich triezen. Wie sie mit ihren Haaren spielte und sich leicht zu mir hinüber beugte. Also entweder hatte sie keine Ahnung und das war nur Zufall, oder sie schauspielerte mir hier einen vor.
Außerdem wusste ich nicht so recht wie ich auf ihre Frage reagieren sollte. Ich konnte ja schlecht sagen was ich wirklich wollte, sonst konnte ich mir die ganze Sache gleich abschminken.
„Naja, eigentlich ist es hier ja recht nett, aber...“ ich stockte und versuchte mir ein paar Worte zurechtzulegen „... es fehlt mir einfach ein wenig an menschlicher Nähe. Die Leute sind zwar ok, aber sie sind eben nur Kollegen.“ Ich strich mir mit der Hand durch die Haare, ich zweifelte irgendwie daran dass ich den richtigen Ton getroffen hatte.
„Es ist eben anders als mit Freunden und Familie, es fehlen eben einfach Dinge, verstehen sie?“ fragte ich hoffnungsvoll.
Ich glaubte dass ich die Frage relativ wahrheitsgetreu, wenn auch völlig verdreht, beantwortet hatte. Aber was hätte ich sagen sollen? Ich will mal wieder ordentlich was durchnehmen? Das wäre vielleicht nicht ganz so gut angekommen.
„Aber das ist nicht so wichtig.“ Ich machte eine wischende Bewegung mit der Hand, ich wollte das Thema vom Tisch haben. „Erzählen sie mir lieber etwas von sich, das ist bei weitem interessanter.“

Nicole hatte es nicht einmal wirklich wahr genommen, als Nikolai den Tisch verlassen hatte... erst viel später hatte sie aufgeblickt und es besser realisiert. Dies war eigentlich immer das Schöne wenn man sich tief in seine Gedankenwelt zurück ziehen konnte, die Umgebung wurde einfach verwischt und ausgeblendet.
Nicht das ihr die Gesellschaft des Wachmannes etwas ausgemacht hätte, ganz im Gegenteil... nur hatte sie recht schnell erkannt, dass seine Ansichten sich ziemlich quer zu ihren stellten. Auf den Geschmack konzentriert und mit geschlossenen Augen, leerte sie ihre Tasse mit dem Tee und brachte sie ordnungsgemäß zu der Abwaschstation.
Weiterhin in Gedanken verloren wanderte sie durch die Gänge der Anlage, es war wie immer ruhig... schön, wie sie fand. Die Scharfschützin hatte nie wirklich langeweile, sie übte täglich ihre Treffer, trainierte eine Weile, ging gerne laufen und laß etwas in ihren Büchern, wovon es aber auch einige in der Anlage gab. Aber sie blieb in Bewegung... kein Grund auf der faulen Haut zu liegen.
Sie bemerkte aus den Augenwinkeln in einer Ecke auf einem Fenstersims wie dort Nikolai saß und... er hatte schon Gesellschaft gefunden?
Nicole kannte die junge Frau nicht. Klar, ihr Gesicht war ihr ein wenig bekannt aber dabei blieb es auch schon. Ihren Namen kannte sie nicht.
Die Scharfschützin hatte keine wirklichen Freunde oder Bekannte, vorallem nicht hier. Die meisten Leute fürchteten sich vor ihr und versuchten ihr aus dem Weg zu gehen, wobei sie nicht verstand warum.
Also blieb Nicole dort stehen, mitten im Gang nur ein paar Schritte von ihnen entfernt und starrte schweigend und ausdruckslos zu ihnen.

Ich nehme den Kraftmesser in wie Hand, doch weiß nicht so recht, woran ich denken soll. Freudemomente sind bei mir so rar, dass ich nichteinmal mehr sicher bin, ob ich je welche hatte, also denke ich an ein Friede-Freude-Eierkuchen-Szenario und spüre, wie sich meine Hand langsam entspannt. Wirkliche Kraft wende ich nicht mehr auf, ich bin nichteinmal mehr sicher, ob ich überhaupt auch nur den geringsten Druck auf den Kraftmesser ausübe.

Adriana bemerkt eine junge Frau, keinen Meter von ihnen entfernt steht sie einfach nur da. Sie hat sie schonmal gesehen. War das nicht die Dame, mit der Nicolai sich beim Frühstück unterhalten hatte? Sie wendet ihren Blick kurz dem Wachmann neben sich zu. "Am besten setzen wir diese Unterhaltung später fort.", sagt sie mit einem Lächeln auf den Lippen. Dann springt sie vom Fensterbrett, geht zu der Frau rüber und reicht ihr die Hand. "Wie kennen uns noch nicht. Ich bin Adriana und relativ neu hier.", sagt sie freundlich und deutet auf das Fensterrett. "Setzen Sie sich doch zu uns.".

Schade, nur weil sie dort stand hatten sie ihr Gespräch doch nicht abbrechen müssen. Jetzt schien plötzlich Nicole zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu werden, nicht unbedingt das was sie unter Ruhe verstand... also gefiel es ihr auch eher weniger, auch wenn man dies ihr wie immer durch ihren ausdrucklosen Gesichtsausdruck nicht ablesen konnte.
Nun ging die Frau auch noch auf sie zu, dies war ja schon komisch genug. Schließlich stand da eine Bewaffnete, ohne ein Wort zu sagen, im Gang und hatte sie emotionslos angestarrt. Sie schien ziemlich kontaktfreudig zu sein...
Schlussendlich stellte sie sich als "Adriana" vor und sei "relativ neu hier". Die Scharfschützin konnte es nicht wirklich sagen, aber Adriana war vermutlich um ein paar Jährchen jünger als sie selbst. Dunkles glattes Haar und im Vergleich zu Nicoles sehr heller Haut war ihre gut gebräunt... das würde ihr hier vermutlich schneller wieder vergehen.
Was sie hier wohl machte? Eine Art Kindermädchen? Zumindest keine Wissenschaftlerin, die sah sie hier nahezu nie in Zivil herum laufen.
Worauf Nicole nur langsam reagierte war die Hand welche ihr von Adriana gereicht wurde... ausdruckslos starrte sie die Hand der Frau einige Zeit lang an.
Unhöflich sein gehörte nicht zu Nicoles Art, aber Händeschütteln hatte sie irgendwie noch nie gemocht... außer der Händedruck war kräftig. Aber meist war es lasch, als würde sie einen toten Fisch in der Hand halten.
Nachdem sie wieder aufblickte und ihr Gegenüber erneut anstarrte ergriff sie nun langsam mit ihrer rechten Hand ebenfalls Adrianas Rechte, dabei drückte sie doch etwas kräftiger als geplant zu.
"Nicole Keezar. SSG-15 Scharfschützin. Etwas länger hier.", stellte sie sich knapp vor und senkte ihre Hand wieder.
Auf die Frage ob sie sich zu ihnen setzen wolle antwortete sie erst einmal nichts... das würde sie nur tun wenn die gesellschaftliche Gepflogenheit es für unbedingt nötig machte.
Es roch von dort nach Zigarettenrauch...

Scharfschützin also. Mit ihr ist bestimmt nicht zu spaßen.
Adriana sieht sich die Frau näher an. Eine schlanke, hübsche Dame, deren Anzug so eng ist, dass er keine Fragen offen lässt.
Erst jetzt fällt ihr auf, dass sie bewaffnet ist, doch das schreckt sie nicht wirklich ab.
Wozu hier eine SCHARFSCHÜTZIN wohl gebraucht wird? Schließlich sind wir mitten in der Pampa... Mit einer Gruppe von Kindern...
"Freut mich, Sie kennen zu lernen, Nicole. Ich schätze, Nicolai kennen Sie bereits. Was verschlägt Sie in die Zufluchtsstätte eines jeden Erwachsenen, der hier ist?", wie immer lächelt Adriana. Es ist mittlerweile zur Gewohnheit geworden, zu hause hat sie nur selten gelacht.
Nervös blickt sie auf ihre Stiefel. Der Absatz muss sein, weil hat sie das Gefühl, anmutiger darauf zu laufen, als auf flachen Schuhen.
Erneut spielt sie mit ihrer Haarsträhne. Die Scharfschützen ist noch distanzierter als Nicolai und scheint die Unterhaltung als unangenehm zu empfinden.
Außerdem macht sie keinerlei Anstalten, sich in Richtung der Fensterbank zu bewegen, vermutlich stört sie der Rauch. Adriana wirft Nicolai einen fragenden Blick zu.
Er hat bisher nur dagesessen und die Szene beobachtet, ohne sich selbst da einzubringen. Entweder es interessiert ihn nicht sonderlich, oder er kommt nicht besonders gut mit Nicole aus... In diesem Augenblick spürt Adriana ihren Magen rebellieren. Vielleicht sollte sie doch noch etwas anderes essen, als ein paar Salzstangen. Sie greift nach ihrer Zigarettenschachtel.
"Ich gehe einen Happen essen. Möchte mich jemand begleiten?", zuckersüßes Lächeln.

Iwan strich sich leicht über seinen Drei-Tage-Bart, während die Ergebnisse betrachtete. Dann stand er langsam auf und ging zu Sam. „Nun gut, das war es fürs Erste“, begann er dann, während er Sam betrachtete, „Nun noch eine Blutabnahme und vielleicht machen wir mit den Experimenten am Nachmittag weiter. Mich würde interessieren ob deine Kontrolle über deine Telekinetischen Kräfte es dir erlaubt auf die zu fliegende Objekte auf zu halten.“ Während Iwan das sagte, machte er sich bereits daran Sam etwas Blut ab zu nehmen und war damit auch recht schnell fertig. „So, das wäre auch erledigt“, begann Iwan, während er sich wieder von Sam abwandte, während er die Phiole beschriftete und zu anderen stellte, „Ich lasse dir die Wahl, ich kann dir einen Assistenten rufen der dich zu den anderen Kindern bringt oder du kannst fürs erste hier bleiben, solange du dich ruhig verhältst.“

"Ich würde gerne hier bleiben, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Dem Unterricht will ich nur ungerne beiwohnen. Er ist langweilig. Und der Raum ist voller nutzloser Kreaturen.", sage ich während ich versuche, die Ereignisse von heute morgen zu verdrängen. Bei einem Wutanfall würde ich hier sicher hochkant rausfliegen und zu den anderen zurückgehen müssen. Beim Beobachten des Wissenschaftlers fällt mir auf, wie konzentriert er seine Arbeit verrichtet. Ich bin mir nichteinmal sicher, ob er überhaupt wahrgenommen hat, dass ich etwas gesagt habe. Liegt das am Job oder an seinem Charakter? Jedenfalls ist er mir lieber, als die ganzen anderen Vollpfosten zusammen.

Der Unterricht zog sich hin und Pandora erhielt mehr Aufmerksamkeit, als sie wollte. Die Klasse der älteren Kinder war klein und das die meisten, bei denen die Viren anschlugen, verlegt wurden, machte es auch nicht besser. So hatte ihr Lehrer eine Menge Zeit, um sie den schlechteren Schülern zuzuwenden. Zu denen auch Pandora gehörte. Den halben Morgen lang, musste sie ihm die Aufgaben zeigen, die sie gelöst hatten und sich seine ewigen Erklärungen anhören. Hatten die Wissenschaftler etwa einen Verdacht? Wieso beschäftigte er sich gerade mit ihr so intensiv? Wohl kaum nur wegen ihrer schlechten Noten. Es gab andere, die noch schlechter waren als sie und mit denen sprach er kaum halb so lange wie mit ihr. Je mehr die Zeit verrann, desto misstrauischer beäugte Pandora ihren Lehrer, was diesem natürlich irgendwann auffiel und dazu führte, dass er sich eher mit anderen Schülern beschäftigte. Es führte aber auch dazu, dass er das Mädchen als verhaltensauffällig meldete, denn die Lehrer wurden darauf trainiert, alle möglichen Veränderungen und Auffälligkeiten bei den von ihnen betreuten Kindern zu bemerken und zu melden. So war es nicht weiter verwunderlich, dass ein junger Mann in Kittel und mit Brille Pandora vor dem Klassenzimmer abpasste, sobald sie es verliess. Er musste dazu eine ganze Weile warten, denn sie wollte nicht, dass jemand in ihrem Rücken war, wenn sie hinausging. Man konnte nie vorsichtig genug sein.
"Pandora Thorne?", fragte der Assistent und rückte seine Brille zurecht.
"J-Ja?", antwortete Pandora halb überrascht, halb misstrauisch. Hatten sie etwa schon herausgefunden, dass die Viren bei ihr auch angeschlagen hatten.
"Du bist heute für eine Standarduntersuchung dran, richtig?", antwortete ihr Gegenüber und kramte eine Notiz hervor, auf dem ihr Name und ein unentzifferbares Gekritzel stand. "Da die Versuche, bei dir noch keine Wirkung gezeigt haben, möchten wir einige Tests durchführen. Wenn du mir bitte folgen würdest."
Der Assistent drehte sich um und ging los, ohne noch einmal zurückzublicken. Pandora zögerte und warf einen misstrauischen Blick ins Klassenzimmer, wo der Lehrer seine Sachen aufräumte. War sie verdächtig gewesen? Während sie noch überlegte, war der Assistent schon ein stück von ihr entfernt. Sie entschied, dass sie sich nichts anmerken lassen durfte und eilte ihm nach.

Ein Klopfen war in dem Labor zu hören und einen Moment später betrat ein Assistent mit Brille und einem Mädchen im Schlepptau das Labor. Kaum waren sie im Inneren, flogen die Augen des Mädchens umher und schienen jedes Detail aufzusaugen. Der Mann im Kittel trat währenddessen zu Iwan.
"Dr. Delere? Pandora Thorne wegen einer Standarduntersuchung. Sie wurde ihnen zugewiesen", erklärte er und zog eine Akte unter seinem Mantel hervor, die er dem anderen Mann überreichte. Danach verabschiedete er sich und verliess das Labor, die Tür hinter sich zuziehend. Pandora machte ein finsteres Gesicht und bewegte sich keinen Zentimeter von ihrem Platz neben der Tür weg. Nachdem sie das Labor in Augenschein genommen hatte, war sie zum shcluss gekommen, dass der Doktor und der Junge die einzig wichtigen Dinge hier waren und fixierte ihre Augen auf die beiden ohne ein Wort zu sagen.

Ich schrecke kurz hoch, als ich höre, wie sich die Tür öffnet. Ein Assistent betritt den Raum. Sicher noch ein Nichtsnutz. Im Schlepptau ein junges Mädchen. Es ist eindeutig älter als ich. Sie scheint eingeschüchtert zu sein, ihre Blicke streifen durch den Raum und fixieren sich schließlich auf den Doc. und mich. Die Worte des Assistenten nehme ich nur als Rauschen wahr, wird sowieso nur Blödsinn sein. In die Akte, die er mitgebracht hat, würde ich nur zu gerne einsehen... Vielleicht steht ja etwas interessantes drin? Ich schiebe den Gedanken beiseite und schaue wieder zu dem Mädchen. Was macht sie hier? Sie hat keinen Helm auf ihren Kopf, das erklärt, wieso ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Während ich sie genauer beäuge, verlässt der Laufbursche das Labor und wir drei sind unter uns. Hoffentlich muss ich nicht gleich gehen, ich würde zu gerne wissen, was gleich passieren wird. Ohne auch nur einen kleinen Mucks von mir zu geben, nicke ich dem Mädchen zu und wende mich von ihr ab. Meine Ohren brennen darauf zu hören, wie es jetzt weitergehen wird, aber ich lasse mir das natürlich nicht anmerken.

Iwan war gerade dabei einen Teil der Blutprobe von Sam für einige Untersuchungen vorzubereiten. Als es Plötzlich an der Tür zum Labor klopfte, nicht das er irgendwie darauf reagierte oder sich gar zu der Tür wandte. Zwar bemerkte er wie die Tür geöffnet wurde und jemand den Raum betrat, doch erst als er angesprochen wurde wandte er sich zu den Assistenten, bevor er die Akte entgegen nahm. Irgend so ein Mädchen wurde ihm also für eine Standarduntersuchung gebracht, die Frage war jedoch wieso? Eher selten teilte man ihm Kinder zu, noch dazu aus der normalen Abteilung. Schnell stellte er die Dinge ab mit denen er gerade noch gearbeitete hatte, bevor er die Akte kurz überflog. Das meiste was dort drinnen stand war sowieso nutzlos und schon landete die Akte auf den Tisch.
„Nicht als Unterbrechungen“, murmelte er vor dabei vor sich hin, während er damit begann Pandora zu mustern. Anschließend deutete er auf einen freien Platz neben Sam hin. „Setzt dich und berichtete mir davon ob dich Beschwerden plagen“, kam es dann von Iwan, während sein Blick nun nur auf Pandora lagen, dabei hatte er sich selbst an den Tisch gesetzt. Seine Notizen lagen bereits vor ihm, dabei hatte er bereits einen Stift in der Hand um eventuelles interessantes nieder zu schreiben. So wie die Akte es wieder gab war sie mit dem Virus infiziert worden und zeigte dennoch keine Fähigkeiten. Es war jedoch seltsam das bis jetzt bei fast jeden Kind der Virus angeschlagen hatte und bei denen es nicht anschlug, entwickelten Beschwerden und Tumore.
Iwan war bereits gespannt ob sich dieses Mädchen noch als interessantes Experiment heraus stellen würde. Im schlimmsten oder besten Falle konnte er seinen etwas modifizierten Virus an ihr testen.

Das Tablet meldete sich mit einem Piepsen, um ihm mitzuteilen, dass er eine neue Nachricht empfangen hatte. Eine Hand löste sich von der Tastatur, an der er eben noch getippt hatte und griff nach dem flachen Computer. Sein Daumen berührte den Touchscreen, als er das Gerät von seinem Schreibtisch aufhob. Sofort erkannte das System seinen Fingerabdruck und der eben noch schwarze Bildschirm nahm augenblicklich ein dunkles Blau an. Ein kleines Symbol am oberen Rand zeigte ihm an, dass er eine neue Nachricht empfangen hatte. Die buschigen, grauen Augenbrauen zogen sich zusammen, als er die Stirn runzelte und die Nachricht mit der Berührung seines linken Zeigefingers aufrief. Sam Gabriels- Aggressionsstörung, stand in der Betreffszeile zu lesen.„Soso.“ Seine Züge entspannten sich wieder, während die Rechte durch den akkurat gestutzten grauen Vollbart strich. „Sammy hat also mal wieder die Kontrolle verloren.“ Ein dünnes Lächeln schob sich auf sein Gesicht, während er die Nachricht mit einer flüchtigen Handbewegung und einem Kopfschütteln schloss.
Schere im Bein einer Lehrerin. Er hatte dieses mal wirklich etwas kreativeres von dem Kleinen erwartet gehabt.
Er legte das Tablet vor sich auf dem Tisch ab und goss sich Tee aus einer chinesischen Porzellankanne ein, die rechts neben dem Bildschirms seines PCs stand. Während der Doktor die Tasse zum Mund führte und einen kleinen Schluck nahm (Earl Grey, perfekt aufgebrüht, natürlich von ihm selbst und nicht den zweitklassigen Angestellten, die hier die Küche führten) griff er mit der freien Hand wieder nach dem flachen Rechner, mit dem er die meisten seiner Akten verwaltete. „Sam, Sam, Sam.“ Er öffnete die Akte, in der er das Profil des kleinen Mutanten erfasst hatte.Ein hämischer, von sich selbst eingenommener Junge, der sich für das intelligenteste Wesen in dieser Einrichtung hielt. Ein Hang zu psychischer Grausamkeit gegen Personal und seine „Mitschüler“, denen er sich grundsätzlich überlegen fühlte, Herrschsüchtig und schnell gewalttätig, wenn er nicht seinen Willen bekam. Intelligent, zweifelsohne, viel zu intelligent für ein normales Kind seines Alters und selbst überdurchschnittlich für einen normalen Abnormalen, aber eben auch arrogant, großspurig und von sich selbst eingenommen.
Mit einer Berührung seines linken Zeigefingers erzeugte er einen neuen Eintrag unter Fehlverhalten
und trug „Angriff auf eine Lehrkraft mittels scharfem Gegenstand (Schere)“ ein. Der Junge zeigte ein beachtliches Potential, was seine Kräfte betraf, doch seine Selbstbeherrschung war, gelinde gesagt,  unter aller Sau. Der Kleine konnte noch zu einem wirklichen Problem werden, denn, daran zweifelte er keine Sekunde, an seiner Flucht aus der Anlage plante Sam Gabriels ohne Unterlass. Alles andere würde schlicht nicht in sein Profil passen, nein, die selbsternannte Krone der Schöpfung konnte schließlich nicht an diesem trostlosen Ort versauern. Zumindest dürfte Klein-Sammy es so sehen. Der Doc nahm einen weiteren Schluck Tee. Er öffnete einen Unterordner und überflog die Bücher, die das Objekt seiner Studien in seinem Raum aufbewahrte. Kurz blieb sein Blick an „Politeia“ hängen und während er einen weiteren Schluck Tee nahm dachte er daran, was Sam wohl unter „Gerechtigkeit“ verstehen mochte, natürlich hatte der Doktor seine Ahnungen, immerhin war dies Teil seiner Berufsbeschreibung. Er schloss die Akte des Jungen und machte sich daran eine neue Nachricht zu verfassen. Betreff: Buchempfehlung Sam Gabriels. Nachdem er die Mitteilung an die Bibliothek der Einrichtung geschickt hatte, in der er sie dazu aufforderte dem Jungen eine Ausgabe von Nietzsches Jenseits von Gut und Böse zukommen zu lassen, leerte er seine Tasse, verriegelte das Tablet, bevor er es in die Innentasche seines Sakkos schob und öffnete die Tür seines Büros.
In der selben Sekunde änderte sich seine ganze Art. Aus dem Mann, der ein schiefes und berechnendes Lächeln auf dem Gesicht trug, während er über seinen persönlichen Computer Akten über alle Menschen im Inneren des Komplexes führte und in dessen Hand die Fäden zusammen liefen, mit denen er die Psyche seiner kleinen Versuchsobjekte manipulierte wurde schlagartig ein freundlicher, älterer Herr mit Brille, Vollbart und sich zurück ziehender Haarlinie, der stets ein Sakko und ein etwas unordentlichen Hemd ohne Krawatte trug. Doktor Noel Williams, der Psychologe, der mit den „normalen“ Kindern redete, wenn sie oft schlecht träumten, ihre Eltern vermissten oder ganz allgemein psychische Probleme zeigten, manchmal auch nur, wenn ihre Noten schlechter wurden.
Der Mann, der manche von Ihnen über die mentale Klippe und damit in die geschlossene Abteilung beförderte, wenn dies für die Forschung nützlich war. Der Wolf im Schaafspelz.

Als Adriana sich zum Essen loseisen wollte, löste ich mich auch von der Fensterbank und rückte meine Kippe aus.
Ich hatte schweigend dagesessen während die beiden geredet hatte. Auf Nicole zugehen wäre mir niemals in den Sinn gekommen, vor allem nicht während ich rauchte. Wenn eine Frau schon etwas gegen Kaffee zu sagen hatte, dann wollte ich gar nicht wissen was sie mir für eine Standpauke wegen der Zigaretten halten würde.
Außerdem war Nicole nicht diejenige mit der man gerne eine Pause verbringt. Außer man redet weniger und beschränkt sich auf körperlichere Aktivitäten. So würde ich aber mit den beiden Miezen mal gerne meine Pausen verbringen.
Ich meine, ich hatte hier zwei richtig geile Schnecken, aber dummerweise keine Gelegenheit mir das zu holen was ich wollte. Es war traurig. Denn wenn ich die beiden so nebeneinander sah... meine Fresse musste ich mich zurückhalten.
Ich atmete tief durch und ließ meinen Blick woandershin schweifen, wobei ich verdammt viel Selbstbeherrschung aufbringen musste damit er nicht wieder auf Nicoles Arsch landen würde.
Wenn sie mitkriegen würde was ich denke...mir lief es kalt den Rücken runter. Adriana war kein Problem, aber diese Scharfschützin würde wahrscheinlich kurzen Prozess mit mir machen.
Solange ich meine Hände bei mir behielt würde sie sowieso nichts tun. Hoffentlich.
Ich streckte mich noch einmal und ging dann los. „Ich denke ich komm einfach mal mit, schadet ja nichts.“

Nicole blickte eine Weile zwischen Adriana und Nikolai hin und her... sie belastete doch gerade nicht etwa den Beginn einer tiefgehenden Freundschaft? Nunja, wenn sie ihre Gedanken kurz abschweifen ließ, dann war es doch wohl nur logisch, dass die gebräunte und gut geschminkte Frau dem Wachmann sicherlich gut gefiel.
Über so etwas dachte oder gar sprach Nicole eigentlich nichts, jedoch hatte ihr Lebensstil keine Verwendung für auffällige Arten sich am Morgen zu schminken und dergleichen.
Jedoch wie jede andere Frau die etwas auf sich hielt auch, mochte sie das Gefühl spiegelglatter Beine und seidigem frisch gewaschenem Haar.
Für Nicole war es jedoch wichtiger körperlich einfach topfit zu bleiben, einfach den Einklang zwischen Geist und Körper zu bewahren.
Nun wollten sie beide noch etwas essen gehen... sollte sie mitkommen? Nicole sprach ohnehin kaum etwas, die meisten gesellschaftlich relevanten Themen interessierten sie nicht, also muste sie auch nicht unbedingt zuhören. Die Scharfschützin würde daher sicherlich nicht wirklich stören, aber sie hatte ohnehin momentan nichts zu tun... und vielleicht könnte es nicht schaden zumindest ein wenig soziale Kontakte zu knüpfen. Wofür auch immer sie jene gebrauchen könnte.
Ohne ein Wort von sich zu geben, ob sie nun überhaupt mitkommt oder nicht, ging sie einfach gemächlich hinter Adriana her und starrte dabei ins Nichts.

Da wohl alle essen gehen wollen, schreitet Adriana voran. Erst fühlt sie sich etwas unbehaglich, weil sie keinen blassen Schimmer hat, was sie sagen soll, doch dann spürt sie den Beeper an ihrem Gürtel vibrieren. Nachdem sie die Nachricht gelesen hat, hellt sich ihre Laune sofort wieder auf und ein Lächeln macht sich auf ihrem Gesicht breit. Fröhlich trällernd schwebt sie in die Mensa, setzt sich an einen Tisch in der Mitte, da das der einzige freie ist und wirft ihr langes, glatter Haar zurück. Endlich mal gute Nachrichten. Während sie überlegt, was sie essen soll, schaut sie ihre Begleiter erwartungsvoll an. Das Geschrei der Kinder stört Adriana kein bisschen, schließlich ist sie es ja gewohnt.

Auf dem Weg in Richtung Mensa zückte Adriana auf einmal ein kleines Gerät von ihrem Gürtel und schien etwas auf dessen Display zu lesen. Nicole machte sich keine weiteren Gedanken darüber, schließlich ging es sie nichts an und wenn etwas sie nichts an ging stellte sie auch keine eventuell unangenehmen Fragen.
Als sie den Saal betraten blieb die Scharfschützin kurz stehen, die gehobene Lautstärke störte sie in ihrer stoischen Ruhe. Aber was sollte sie machen? Deshalb kam sie für gewöhnlich auch erst später her...
Lediglich kurz schaute sie zu den Kindern bevor sie wieder weg blickte, die Vorstellung welche Eigenschaften jene alle besitzen konnten war wie immer recht unangenehm.
Nicole starrte Adriana an bevor ihr Blick immer wieder kurz zu den Kindern wanderte. Ob sie sich wohl nichts dabei dachte...?
Sie waren hier meilenweit weg von der nächsten Zivilisation, abgeschieden und nahezu vollständig isoliert. Die junge Frau war noch nicht lange hier, sie würde früher oder später merken, dass dieser Ort in Wahrheit sehr düster ist. Die Scharfschützin hatte bereits ihre Erfahrungen gemacht... und sie wusste weshalb sie hier war, eigentlich war es ein gruseliger Ort. Darum sperrte Nicole des Nachts ihre Tür immer zweimal ab...
Adriana wirkte relativ fröhlich hier zu arbeiten... dabei war sie wohl unglaublich weit von Zuhause weg, so wie Nicole selbst.
Langsam ging sie nun zu Adriana und setzte sich ihr gegenüber, wobei sie auf die Tischplatte starrte.
"Haben sie sich noch nie gefragt wozu all der Sicherheitsaufwand? Diese Abgeschiedenheit?", fragte sie leise und blickte dabei nicht einmal auf.

Adriana überlegt kurz. Die Frage hat sie nicht kommen sehen, obwohl es doch so offensichtlich war. "Ich mache mir keine großen Gedanken darüber. Je weniger man weiß, desto ruhiger schläft sichs. Außerdem fühle ich mich dadurch auch sicherer, um ehrlich zu sein. Ich bin Tag für Tag von diesen Kindern umgeben und wüsste nicht, was ich tun sollte, wenn sie sich einmal gegen mich wenden.", antwortet sie fast schon flüsternd. Wozu die Kids auf dumme Ideen bringen?

Ein Mädchen kommt zum Tisch gelaufen und tippt Adriana vorsichtig an den Arm. Die junge Frau dreht sich zu ihr um, nimmt sie hoch und setzt sie auf die Bank neben sich, während sie ihr über das Haar streicht. Sie kann ihre Gedanken hören und drückt das Kind zum Trost näher an sich. "Das ist Amy.", sagt sie zu den beiden Sicherheitsleuten. "Einer der Jungen hat sie geärgert, deshalb sucht sie etwas Trost.". Adriana lässt sich zeigen, wer die Kleine geärgert hat, hält dem Jungen eine Standpauke, notiert seinen Namen und geht zurück zu ihrem Tisch. Diesen Vorfall wird sie wohl melden müssen. Das Kind bedankt sich und rennt winkend davon.