E o V - Die Quartiere

Natalia blickte kurz auf als sich Eames vor sie setzte, mit einem leichten Schmunzeln machte sie jedoch dann mit ihrer Arbeit weiter. Die Frage welche er ihr dann völlig ernst stellte war... unerwartet... Natalia blickte mit hochgezogener Augenbraue auf... Moment... Was hatte er da eben gefragt? Einen kurzen Augenblick schaute die Offizierin den Söldner einfach nur ungläubig an, bevor sie plötzlich begann los zu prusten. Natalia kringelte sich förmlich vor lachen, bevor sie sich nach kurzer Zeit wieder fangen konnte und sich eine Träne aus den Augenwinkeln wischte. "Ist das dein Ernst?", fragte sie immer noch sichtlich amüsiert.
"Warum fragst du da ausgerechnet mich? Mit wem willst du auf dem Ball denn bitte tanzen? Ich meine... klar, kann ich schon... aber ich dachte du willst dich eh davor drücken? Bisschen Schulter Aua Aua rum heulen und so...", meinte die First Lieutenant und konzentrierte sich nebenbei erneut auf den Lauf ihres Sturmgewehres durch welchen sie einen Reinigungsdocht zog.

Er erduldete ihren Lachanfall mit stoischer Ruhe. Er verstand den Witz zwar nicht so wirklich, doch er gönnte ihr den Spass selbstverständlich. Als sie sich beruhigt hatte, hob er leicht die Schultern.
"Nun. Ich denke nicht, dass einer der anderen das mit mir tun würde. Tanzen ist letztendlich ja auch gewissermassen etwas Intimes und ich will ja niemandem zu nahe treten."
Langsam erhob er sich.
"Aber schon in Ordnung", meinte er und wandte sich ab.

Natalia schüttelte mit einem Grinsen den Kopf und legte den gesäuberten Lauf auf das Tuch vor ihr, bevor sie ebenfalls aufstand und Eames am Arm festhielt. "Jetzt sei nicht gleich eingeschnappt... hat das Mädchen in dir wieder ihre Tage?", fragte sie scherzend mit einem Schmunzeln auf den Lippen. "Ich kann es dir schon zeigen, da ist nicht viel dabei. Man... kommt der Typ einfach an und fragt mich aus heiterem Himmel solche Sachen... du lehnst dich ja ganz schön weit aus dem Fenster dafür, dass du mich ficken durftest.", sprach sie mit gedämpfter Stimme und zwinkerte Eames dabei zu.
Natalia war aber froh, dass er sich offensichtlich nicht vor der Veranstaltung drücken würde... Westerfeld wäre der Einzige in der Einheit gewesen der eine Ausrede parat gehabt hätte. "Komm mal mit.", meinte sie bevor sie mit Eames in den Umkleidebereich der Duschen ging. Es war ruhig und niemand war da, da musste das arme Kerlchen sich nicht gegenüber den anderen schämen und blamieren. "Also, hast du denn irgendeine Erfahrung wenn es um Tanz geht?"

Es verwirrte ihn, dass sie es ihm nun offenbar doch beibringen wollte. Und was hatte das bitte mit dem Sex mit ihr zu tun?
"Nun .... meine Eltern haben ab und zu an Familienfeiern ein wenig getanzt ... Aber ich selber habe es noch nie gemacht", sagte er wahrheitsgemäss.
Wie sollte er auch? Tanzen... das hatte er nie benötigt und eigentlich hatte er auch nicht damit gerechnet, dass er es jemals benötigen würde...
Er seufzte leise und schaute sie etwas hilflos an.

Also konnten sie quasi von Null auf anfangen, naja... das war nicht weiter tragisch. Für einen militärischen Ball musste er nicht viel können. Die Eröffnung wurde ohnehin durch die Offiziers-Akademiker durchgeführt, auf alles Folgende wurde ohnehin nicht mehr all zu viel geachtet. "Ok... Da ist nicht viel dabei. Sorgen wir mal für die korrekte Untermalung.", meinte Natalia und griff sich ihr Mobiltelefon aus der rechten Tasche ihrer Uniformhose. Sie suchte über das Netzwerk ein klassisches Musikstück heraus welches sie von der Zeit ihres ersten Offiziersballes noch kannte, spielte jenes ab und legte das Gerät neben ihnen auf einer der ausziehbaren Bänke ab. "Also, deine Rechte fasst meine Linke, in etwa so.", erklärte sie und ergriff seine Hand. "Als nächstes lege ich meine Rechte auf deine Schulter, dabei legst du deine Linke auf meine Hüfte. Ach ja... Die Zone darunter ist tabu, die Hand bleibt dort...", meinte sie mit einem Schmunzeln im Gesicht. "Die folgenden Bewegungen und Drehungen sind leicht und reine Übungssache, benutz deine Beine aber mit Gefühl... Hauptsache du trittst mir meine Füße nicht platt wie ein Trampel. Die tun mir in den Schuhen dann eh schon zur genüge weh... Also, drei, zwei, eins."
So machten sie mehrere Bewegungsabläufe durch, wobei sie Westerfeld immer wieder gelegentlich korrigierte, doch so schlecht machte er sich nicht. Als das klassische Musikstück endete, musste Natalia ein wenig in sich hinein lachen. "Sehr gut... das wird schon werden... und wie mache ich mich als Ausbildnerin?"

Während der hohe Besuch da war, hatte Leo nicht viel gesagt, sondern hauptsächlich zugehört. Mit so hohen Tieren hatte er eher seltener Kontakt, auch wenn es durchaus vorkam. Dennoch überließ er das Reden lieber seiner Vorgesetzten. Mmh, Tanzball, was? Das war wohl ihr nächster Auftrag. Zur Abwechslung mal nicht ballern und töten. Er war nicht so oft auf Balls, ein paar Tänze konnte er allerdings schon. Hm, wer wusste, was so alles auf einem Tanzball passieren konnte, vielleicht lernte er ja jemanden kennen...
Leo verzog sich fürs Erste in sein Bett, ihm stand auch nach dem Schlaf immer noch der Sinn nach Chillen. Die eigenen Hälse würden sie ja so bald nicht mehr riskieren.

Obwohl seine Schulter beim Üben ein wenig schmerzte, hielt Eames tapfer durch und gab sich Mühe, Natalias Anweisungen korrekt zu befolgen.
Dadurch, dass er auf seinen Missionen oft gut auf seine Füsse achten musste, war er erstaunlich leichtfüssig und verschonte die Füsse seiner Vorgesetzten. Er wirkte allerdings so konzentriert, als ginge es darum, einen Auftrag zu erfüllen, als lediglich tanzen zu lernen.
"Ich glaube, ich habe alles verstanden. Von daher bist du wirklich gut", meinte er schliesslich. "Auch wenn es bei meiner Grösse wohl ... schwierig sein wird, eine passende Tanzpartnerin zu finden..."

Natalia war durchaus zufrieden mit Westerfeld, er bewegte sich für den Anfang sehr gut, eine Basis auf der man stets weiter aufbauen konnte. Es war ja nicht so als müsste man auf dem Ball irgendjemandem vom Hocker reißen, solange er sich normal bewegte und aufführte würde er durch sein Zivilauftreten ohnehin nur bedingt Aufmerksamkeit bekommen. Also beendete die Offizierin vorerst den Crashkurs im Tanzen, für den Ball reichte es allemal... Die First Lieutenant war sich unsicher ob sie überhaupt jemanden mitnehmen sollte... Ihren Vater interessierte das sicher nicht, ihre jüngere Schwester wäre ja doch nur Opfer von Angrabeversuchen jüngerer Offiziers-Akademiker... Vermutlich würde sie alleine mit den Anderen hingehen. Auf Eames Aussage hin, dass es schwierig werden würde jemanden für den Ball zu finden, schmunzelte Natalia ein wenig.
"Wieso fragst du nicht einfach mich...? So klein bin ich ja nicht... oder würdest du dich für mich etwa schämen?", fragte sie mit einem süffisanten Grinsen.

Er seufzte leise. ""Ich würde mich sicher nicht für dich schämen ... Im Gegenteil, ich fände es eigentlich ganz schön ..."
Wie sollte er ihr erklären, dass das alles für ihn so kompliziert und ungewohnt war? Sie war die erste Frau, die so vollkommen unbekümmert mit ihm umging. Und andererseits war sie so unnahbar. Ihre Anwesenheit überforderte ihn komplett.
War es schon mehr als nur Flirt? Oder interpretierte er bereits viel zu viel in die Sache hinein?
"Ich dachte nur, du willst nicht, dass die anderen zu viel darüber erfahren, dass wir schon engeren Kontakt hatten..."

Mit dem selben Grinsen schüttelte Natalia lediglich den Kopf... entweder wirkte es durch die Maske nur so, oder der Söldner hatte allgemein Schwierigkeiten damit öfters eine Regung wie ein Lächeln zu zeigen. Die Offizierin hatte ihn aber längst durchschaut... Er versuchte sich ihr gegenüber ernst und selbstbewusst zu geben, doch in Wirklichkeit war er sich unsicher und vielleicht fühlte er sich teilweise auch ein wenig von ihr eingeschüchtert. Ein Verhalten welches Natalia mehr als nur süß fand...
"Und? Dann sollen sie doch... Nur weil wir tanzen? Selbst wenn... Ist mir mittlerweile auch egal.", antwortete sie ihm schließlich mit einem Schulterzucken und gab Eames anschließend einen leichten Stoß, sodass er mit dem Hintern auf der Ausziehbank bei den Spinden landete. Immer noch mit diesem Grinsen auf dem Gesicht setzte sich Natalia auf seinen Schoß, bevor sie sich ihm näherte und ihn sanft zu küssen begann. Kurz darauf legte sie den Kopf schräg um mit seiner Zunge spielen zu können.
"Und keine Sorge wegen des Balls... es wird sicher ein netter Abend werden... und dein Anzug wird dir gut stehen.", sprach sie leise und hielt kurz inne um erneut über beide Ohren zu grinsen.

Ach, die Frau spielte doch nur mit ihm ... WAs sollte es sonst sein?
Er legte seine Hände an ihre Hüften und erwiderte den Kuss auch.
"Das Problem ist, dass ich keine Lust auf diesen Anzug hab. Ich gehöre nicht zum Militär. ABer du scheinst dich ja sehr darauf zu freuen, mich mal in edler Aufmachung zu sehen ..."
Er strich ihr über den Kopf.
"Allerdings wird es sehr peinlich für dich sein, wenn ich mit dir tanzen soll...", gab er zu bedenken.

"Sag nicht so einen Unsinn... ich sagte doch schon, ist mir egal...", antwortete sie ihm auf die Aussage, dass es für sie peinlich werden könnte. "Und mach dir keine Gedanken... du wirst gut aussehen...", meinte sie, wobei sie ihm einen leichten Klaps gegen die Wange gab und schließlich wieder aufstand. Den restlichen Abend verbrachte Natalia damit mit ihrer Mutter und ihrer Schwester zu telefonieren, von dem Ball sagte sie vorerst jedoch nichts... Im Anschluss lag sie einfach in ihrem Bett und las so lange in einem Buch bis sie erneut eine gewisse Müdigkeit vernahm. Die Strapazen des Einsatzes fühlte sie immer noch in ihrer Muskulatur... So entschied sie sich dafür noch ein wenig zu schlafen und stellte sich für den Termin Morgen früh einen Wecker.


Pünktlich um 7:00 läutete der Wecker ihres Mobiltelefons, um 8:00 machten in der Norm die meisten Bekleidungskammern auf. Nachdem sie sich fertig angezogen hatte, ihre leichte Uniform sauber her richtete, sich ihr schwarzes Barett säuberlich aufgesetzt hatte und sich im Bad dem morgendlichen Kämm- und Zähneputzritual unterzog, machte sie sich daran die beiden Zivilisten wecken zu gehen. "Snyder? Westerfeld? Raus aus den Federn und fertig machen! Wir gehen euch jetzt was schönes zum anziehen holen.", weckte sie die beiden ein wenig grob und zog ihnen die Decken weg.

"Wasnlooos. Ich hab grad von dicken Eutern geträumt. Entspann dich mal."

Snyder war in keiner Verfassung, groß was zu machen, nachdem der zweite Speedball der Woche nicht so gut verlaufen war wie der erste, aber egal. Cavin wollte ihn aus den Federn haben, also schmiss zog er sich aus, schmiss widerwillig seine Kleider von sich, wobei sein Arsch im Neonlicht wahrlich kein guter Anblick war, und stopfte sich in einen Rollkragenpullover und Jeans, setzte seine Nickelbrille auf, und beließ es dabei, auszusehen wie ein Steve Jobs der noch mehr Drogen im Blut hatte als das Original.

Artig wartete er bei der Tür und knurrte unwillig vor sich hin.

Es war schon ziemlich unsanft, so geweckt zu werden. Etwas mühsam kroch Eames aus dem Bett und zog sich rasch im Finsteren um. In der Küche knabberte er dann ganz kurz ein Müsli, ehe er bereit war, zu gehen.
Unterwegs kam ihm in den Sinn, dass er vergessen hatte, das Medikament zu nehmen. Ach, auch egal. Das konnte warten.
"Warum hast du mich gestern nicht vorgewarnt, dass du mich in aller herrgottsfrühe aus dem Bett holen wirst?", brummte er.

Natalia lachte auf die Frage des Söldners hin einfach auf... "Sadistische Züge, Eames... sadistische Züge.", antwortete sie ihm schließlich bevor sie zu dritt die Quartiere verließen und sich auf den Weg in Richtung Offiziersakademie machten. Es war nicht weit vom Generalstabsring entfernt, von daher dauerte es nicht lange bis sie den Wachposten der Akademie erreichten. Der Wachsoldat salutierte vor ihnen auf, wobei es Natalia ihm gleich tat. Sich ausweisen musste sie trotzdem, als der Soldat jedoch den Namen las, ließ er sie passieren. "Colonel Enlay hatte sie bereits im Laufe des Tages angekündigt, hier, die Zivilisten brauchen diese hier.", meinte der Wachmann und reichte Westerfeld und Snyder einen eingefassten Ausweis welchen sie an ihre Kleidung hängen mussten. Nur mit jenen Karten durften Zivilisten innerhalb der Akademie umherlaufen.
Als sie den Wachposten passiert hatten und innerhalb der Eingangshalle standen, sog die Offizierin erst einmal die Luft ein und blickte sich in Erinnerungen schwelgend um. Hier hatte sie selbst die Schulbank gedrückt... Es war eine schöne Zeit gewesen, andererseits war sie auch froh dies alles hinter sich zu haben.
An ihnen vorbei gingen immer wieder junge Offiziersanwärter mit dem typischen gelben Barett und den Abzeichen des Sergeant mit dem goldenen Streifen darüber, welcher sie als Soldaten in einem Lehr-Dienstgrad auszeichnete. Irgendwo Zuhause hatte Natalia ihr altes gelbes Barett auch noch liegen... ein Erinnerungsstück...
Natalia kannte den Weg noch genau zu der Bekleidungskammer, sie hätte sogar den Weg in die Lehrklasse noch mit verbundenen Augen gefunden und sich an ihren alten Platz setzen können...
All zu oft musste sie den jungen Akademikern welchen sie auf dem Weg begegneten salutieren, sie hätte die Rechte auch gleich oben an der Schläfe lassen können und so durch den Block marschieren können...
Sie erreichten die große Bekleidungskammer der Akademie und betraten jene, wobei Natalia erneut erst einmal vor dem Leiter aufsalutierte. "Fetzenkammer"... so nannten sie in den Einheiten immer jene Einrichtungen...
Ein älterer First Command Major, vermutlich kurz vor der Pensionierung, leitete die Bekleidungskammer mit zwei Akademikern... was hatten die beiden wohl ausgefressen um hier aushelfen zu dürfen?
"First Command Major, First Lieutenant Cavin meldet sich mit zwei Mann zur Anprobe und Anpassung militärischer Kaderanzug Zivilversion.", meldete sie korrekt wobei sie der ältere Unteroffizier nur ansah. Eine schmale Brille vor den Augen und einen säuberlich gepflegten grauen Oberlippenbart zeichneten den Command Major aus.
"Ich hab schon davon gehört... passiert auch nicht alle Tage. Gut, dann lassen sie mich die zwei mal ansehen.", meinte der Unteroffizier und griff zu einem Maßband.
"Arme und Beine auseinander.", forderte er Westerfeld auf und legte ihm sogleich das Maßband um Taille, Brustkorb, Schultergürtel, Kopf, Arme und Beine. Die Maße sprach er dabei jeweils immer laut aus, worauf sie einer der beiden Akademiker mit einem Stift auf einem Zettel festhielt.
Nachdem er sowohl mit Westerfeld als auch Snyder fertig war, sah er sich die aufgeschriebenen Maße genauer an. "Hm... wir haben wahre Massen an Anzügen da, ich denke wir müssen da gar nicht viel umnähen, außer das entsprechende Abzeichen... hellblaue Barette haben wir auch einige Größen da, allerdings ohne Nadel. Wenn aber ein Barett passt, dann nehmen wir einfach die silberne Nadel eines der Anderen. Kommt mal mit, probieren wir mal ein paar an.", sprach er und führte sie einen Raum weiter in eine größere Kammer in welcher wohl hunderte Anzüge verschiedener Größen an den Stangen hingen.
"Also... Snyder, richtig? Ihre Größe finden sie dort drüben, probieren sie doch einfach einmal durch. Und Sie... Sie sollten gleich hier probieren was ihnen passen könnte. Einen großen Spiegel finden sie an der Tür. Gehen sie vorsichtig mit den Kleidungsstücken um, die sind sehr teuer. Die First Lieutenant kann sie sicher weiter beraten, aber wenn sie sonst etwas brauchen finden sie mich nebenan in meinem Büro.", erklärte der Unteroffizier, verließ den Raum und machte die Tür hinter sich zu an welcher sich wirklich ein großer Spiegel befand.
"Also los Jungs... ihr habts gehört... Ich will was sehen.", meinte Natalia mit einem Schmunzeln und setzte sich auf einen Stuhl.

Als sie durch die Gänge schritten, nickte Eames den anderen höchstens mal zu. Für diese blöden Schnösel würde er sich niemals die Mühe machen, seine Hand an den Kopf zu heben. Hatte er wirklich nun nicht nötig.
Im Anschluss musterte er die vielen Kleidungsstücke. Er zweifelte nicht daran, dass irgendwo in diesen Bergen ein passendes Stück zu finden war. Allerdings zweifelte er an der Beschaffenheit der hiesigen Lichtquellen. Misstrauisch äugte er nach oben zu den Röhren.
"Hat er eben hellblau gesagt?", grummelte er. "Wieso nicht gleich pink?!"
Missmutig grabschte er sich den ersten Anzug.
"Darf ich mich wenigstens im Dunkeln umziehen?"

Snyder seufzte und griff sich einen der an den Kleiderhaken aufgehängten Anzüge. Die Hose würde er wohl etwas größer nehmen müssen, sonst platzte ihm der Knopf ab. Ach was, so fett war er doch nun auch nicht! Die Umkleide war schnell gefunden und er zwängte sich zuerst in die Hose... Zu eng. Das Jackett passte aber. Also eine größere Bundweite. Was war das doch nur für eine Plackerei! Dafür wollte er heute abend aber mindestens eine Offizierin durchbumsen. Soweit das ging. Er konnte sich aber bestimmt auch eine Escortdame besorgen und es ihr subsequent ... besorgen. Heh. Nun denn, er trat aus der Kabine und griff sich eine Hose mit weiterem Bund. Die passte, stellte er drinnen fest. Hemd angezogen, Gürtel drum, Barett drauf. Schuhe waren ohnehin 1A, schöne Budapester. Darauf legte er Wert. Mit ein, zwei Schritten war er aus der Kabine und blickte sein Spiegelbild an. Sah fesch aus, nur halt vollkommen unpassend. Immerhin war er kein verdammter Jarhead, sondern ein gebildeter Mann, ein Mann der Wissenschaft!

"Passt. Passt?"

Cavin, Westerfeld und Snyder hatten das Quartier bereits früh verlassen, aber dabei freilich einen Lärm gemacht, der auch alle anderen effektiv aus dem Schlaf gerissen hatte. Gut, man hätte sich einfach noch einmal umdrehen, die Decke hochziehen und weiter schlafen können, aber wo er nun schon einmal wach war entschied Nick, dass er auch gleich aufstehen konnte. Er erfrischte sich unter der Dusche und nahm dann in neuer, sauberer Uniform in der Küche Platz. Während er, eine dampfende Tasse Kaffee und ein paar belegte Brote vor sich, auf seinem Tablet die Zeitung las gesellten sich einer nach dem anderen der Rest der Outcast Recon zu ihm.
"Schätze, die werden uns nach dem Ball recht rasch wieder raus ins Ödland hetzen", äußerte er um ein Gespräch in Gang zu bringen, "Die Sache mit den Dalgan ist noch nicht zu Ende. Haben ihnen fürs erste vielleicht einen Dämpfer versetzt, aber vorbei ist das noch nicht. Und würde gar nicht zum Oberkommando passen, eine Sache unvollendet zu lassen..."

Auf die Frage von Westerfeld hin nickte sie dem Söldner lediglich zu. "Geh da in das kleine Nebenlager und sag bescheid wenn du fertig bist, dann schaue ich es mir an.", antwortete sie ihm und lehnte sich auf dem Stuhl ein wenig zurück. Die Show konnte beginnen...
Als Snyder sich umgezogen hatte und wieder nach Draußen kam, blickte Natalia auf. Ihre Mundwinkel zuckten und kurz darauf prustete sie los. Sie kringelte sich erneut vor Lachen... nicht wegen seinem Anzug, der passte ganz gut... aber wie er das Barett trug! "Doktor! Nehmen sie es mir nicht übel... aber sie sehen aus wie ein Pilz... Als hätte es ihnen jemand auf den Kopf geschissen.", antwortete sie ihm auf sein Erscheinungsbild hin. Sie stand auf, ging zu dem Doktor und richtete sein hellblaues Zivilbarett ein wenig, sodass es besser am rechten Ohr mit dem Stoff anlag und sauberer Abschloss. "So, schon besser.", meinte sie immer noch grinsend und schaute über den Anzug. Es wirkte alles recht sauber. Die Krawatte, die Abzeichen an den Schultern und das Namensschild fehlten noch, wobei die Namensschilder erst angefertigt werden mussten. Dürfte bis Freitag aber alles fertig sein. Die First Lieutenant war gespannt wie Eames aussehen würde...

Eames suchte sich gleich ein paar Grössen aus, da er sich bei den Sachen hier nicht wirklich sicher war, was denn wirklich passen könnte. Und er war ja nicht gerade klein.
Letztendlich zog er sich damit zurück und mithilfe seiner Taschenlampe, zog er sich dann halt um. Es dauerte einen Moment, bis alles einigermassen sass.
Das Barett fand er wirklich am schlimmsten ...
Zur Sicherheit behielt er den Kopfpariser, die Sonnenbrille und die Handschuhe an, als er schliesslich einen einigermassen passenden Anzug trug.
Sowas blödes.
Missmutig trat er dann wieder raus zu Natalia und blickte an ihr vorbei zum Spiegel. Brrrr!

Natalia blickte zur Seite als Westerfeld fertig umgezogen wieder zu ihnen heraus kam, dabei rollte die Offizierin erst einmal mit den Augen und ging zu dem Söldner. Mit einem Seufzen auf den Lippen richtete sie den Kragen seines Hemdes und achtete penibelst darauf, dass alles sauber saß. "Reiß dich endlich zusammen...", forderte sie ihn mit gedämpfter jedoch harscher Stimme auf, eine Antwort auf seinen Gesichtsausdruck.
Sie ging ein wenig auf Abstand und betrachtete das Gesamtbild, worauf sie kurz nickte und anschließend zu einem der Regale ging um eine Schachtel von dort zu greifen. Sie wollte gar nicht erst fragen ob Fliege oder Krawatte, sie würde ihre Leute sicherlich nicht mit einer Fliege dort aufkreuzen lassen... das schrie nämlich geradezu nach Schwuchtel...
So nahm Natalia eine der schwarzen Krawatten heraus und ging dann erneut zu Westerfeld um den Kragen seines weißen Hemdes nach Oben zu schlagen. "Ich erwarte gar nicht erst, dass du weißt wie man sowas bindet...", meinte sie lediglich und band ihm einen doppelten Windsor. Nachdem sie fertig war, seinen Kragen erneut sauber umschlug und glatt strich, die Krawatte erneut etwas nach justierte und erneut wegtrat, ließ sie den Söldner das Gesamtbild erneut im Spiegel betrachten. "Wie findest du es?"

Es war schon ein wenig ... naja, seltsam, von Natalia noch so zurechtgezupft zu werden. Er sollte sich zusammenreissen. Pfs, hatte die Frau ne Ahnung.
Sie zupfte an ihm rum, wie so ne überbesorgte Ehefrau. Sein Vater hatte ihm da ab und zu mal eine Anekdote aus seinem Leben erzählt.
Letztendlich durfte er sich erneut betrachten. Es war einfach ein sehr ungewohnter Anblick. Er in diesem Aufzug ...
"Akzeptabel", antwortete er Natalia auf ihre Frage. "Nur die Krawatte ist irgendwie eng. Muss die unbedingt sein?"
Dieses Ding einen ganzen Abend lang zu tragen ... Boar. Das würde eine Qual werden.

Sobald erst einmal die Handschuhe und die Maske weg wären, würde sich alles zu einem harmonischen Gesamtbild fügen. Eames war Sowas vermutlich nicht gewohnt, doch ihm stand der militärische Anzug besser als er es selbst glaubte... Da war nur noch seine Einstellung welche ihm im Weg stand...
Auf die Frage des Söldners hin zog die Offizierin lediglich eine Augenbraue nach Oben, bevor sie sich mit einem erneuten Schmunzeln abwandte und einen weiteren kleinen Karton aus dem Regal suchte... Mit einem Grinsen über beide Ohren ging sie erneut mit der Schachtel zu Westerfeld und griff dann mit dem selben hämischen Gesichtsausdruck eine schwarze Fliege heraus und hielt sie demonstrativ hoch. "Nein... du kannst auch die hier tragen. Also, was ist dir lieber?"

"Ist das eine ernst gemeinte Frage?", seufzte er, als er die beiden Stücke verglichen hatte. "Ich find die Krawatte bloss unangenehm. Das heisst nicht, dass ich eine Fliege will."
Er blickte an sich runter. "Kann ich mich jetzt wieder umziehen?"
Er hatte am Freitag ja noch mehr als genug Zeit, das hier zu tragen. Begeistert war er immer noch nicht, doch Natalia würde ihn wohl skalpieren, wenn er sich weigerte. Also würde er ihr zuliebe wohl hingehen müssen. Und seinen Bruder mitnehmen.

Leo fühlte sich großartig. Er hatte nun recht lange geschlafen und war daher topfit, um Einiges fitter als normalerweise. Und damit versprach der heutige Tag ein Angenehmer zu werden. Der Sergeant stand auf, duschte, zog eine neue Uniform an und ging hinunter in die Küche, wo schon ein paar andere saßen, wo Leo sich zum Frühstücken dazugesellte.
First Sergeant Fendring äußerte gerade die Vermutung, dass dies nicht der letzte Einsatz bezüglich der Dalgan sein konnte. "Das könnte durchaus sein.", sagte Leo nachdenklich. "Diese Dalgan sind nicht auf den Kopf gefallen. Die werden in der Zukunft noch Ärger machen. Es wäre wirklich das Beste, die ganze Bande ein für allemal unschädlich zu machen."