Sternenhimmel [MSG]

Nachdem sich auch Asuna und Rajis vorgestellt hatten, bat Ehre die Gruppe wieder aufzusteigen. Ruhm nahm seinen gewohnten Platz ein, bevor er nach Iasa Ausschau hielt, damit dieser nicht wieder auf Ehres Kopf kletterte.
Tamorona nahm direkt hinter dem Ork Platz. Nachdenklich betrachtete sie diesen. Er trug den Beinamen "der Verräter" und gab das offen zu. Sie fragte sich, warum, doch zögerte sie zu fragen. Sie wollte kein Misstrauen sähen, für den Fall, das die Anderen sich daran störten, es aber noch nicht bemerkt hatten.

Ah, Shattrath. Ein Schmelztiegel dieser Welt. Und wie immer trieb ein Teil des Abschaums nach oben. Aber, das musste man den Naaru lassen, sie hielten immerhin ein wenig Ordnung, selbst in den niederen Vierteln der Stadt. Und nieder war hier durchaus wörtlich zu verstehen, lagen die Viertel doch unterhalb der Terasse des Lichtes.
"Ich war hier schon einmal. Lande dort, auf der Plattform, bei dem grade niedergehenden Drachenfalken", wies Fayt den Drachen an: "Dort erregen wir am wenigstens Aufmerksamkeit."
Nicht, dass er sich da große Hoffnungen machte. Ihre Gruppe war ziemlich bunt gemischt, sie fielen auf wie ein Taure auf einer Gnomenparty. Als der Drache gelandet war sprang Fayt ab und reckte sich erst einmal.
"Braucht jemand eine Stadtführung? Ich kenne mich hier ganz gut aus. Oder sollen wir direkt zur obersten Energiesparfackel?"

Tamorona warf dem Blutelfen einen empörten Blick zu, würdigte seine Bezeichnung für den Naaru jedoch mit keinem Kommentar. Stattdessen wandte sie sich dem Zentrum der Stadt zu.
"Es wird Zeit, den Naaru in die Obhut seiner Artgenossen zu bringen", meinte sie, bevor sie sich zu dem leuchtenden Wesen umsah, das sich die ganze Zeit in der Nähe der Gruppe gehalten hatte. Sie lächelte es freundlich an, bevor sie das zentrale Gebäude betrat und selbstsicher auf A'dal zu schritt. Sie spürte die Freude der beiden Naaru, sich wiederzusehen.
Danke, Freundin, erklang die Stimme des Naaru in ihrem Kopf, sowie in den Köpfen der Andere. Danke dir und deinen Begleitern. Ohne euch wäre I'lon zu Grunde gegangen. Ihr seid für immer willkommen in dieser Stadt.

„Ich! Ich! Ich!“, rief Iasa, nachdem sie in Shattrath angekommen waren. Allerdings hatte Paladame andere Pläne und führte sie in eine Halle, wo ein anderes dieser Lichtschriftzeichen herumschwebte. Was auch immer. Während die Naaru und Tamorona miteinander sprachen, wandte der Junge sich dem Elfen mit dem Hut zu.
„Ich will eine Stadtführung, wir haben den Baluu ja jetzt abgeliefert oder so. Du kannst mir die Stadt und alles zeigen, von oben hat man ja kaum was gesehen, so schnell sind wir gelandet.“

Asuna hatte ihr Drachenei für den letzten Teil der Reise nochmals in die Obhut von Rajis gegeben und war selber geflogen, offiziell um Ehre ein wenig zu entlasten, doch in Wirklichkeit war sie immer noch etwas sauer auf die Drachendame und ihren Reiter. Kaum gelandet schienen sich die Stadtwachen auf der Plattform sehr rasch zu vervielfältigen, kein wunder bei einer Harpyie und einer Naga in der Truppe, doch sie schienen auch unschlüssig ob und was sie tun sollten, wohl wegen des Naaru, welcher die Truppe begleitete.
Als die Paladose das Lichtwesen zurückgebracht und sie alle willkommen geheissen wurden, war Asuna trotzdem erleichtert. Die Wachen verzogen sich wieder und die Harpyie wandte sich an Fayt. "Also wenn ihr eine kleine Stadtführung macht, wäre ich gerne dabei, ich war noch nie in einer so grossen Stadt."

Rajis war froh, dass der Flug diesmal ruhig gewesen war, was ihren Magen jedoch nicht daran gehindert hatte zu rebellieren. Und so klammerte sich die Naga an Myriel, um nicht einfach umzukippen. Rajis wusste nicht genau, warum sie ausgerechnet der Nachtelfe in dieser merkwürdigen Truppe am nächsten stand, lag vermutlich daran, dass Myriel seit Area52 für Rajis in Unterwäsche rumlief. Ein wenig wunderte Sie sich über die Reaktion der Naaru, klar war sie froh nicht mehr damit rechnen zu müssen aus der Stadt geworfen zu werden, oder Schlimmeres, doch streng genommen hatte sie mit der Befreiung des Naaru ja nichts zu tun gehabt.
Aber sie schob den Gedanken beiseite, als Asuna das Gespräch wieder auf die Stadtführung lenkte. Sie wandte sich ebenfalls an Fayt: "Wisst ihr vielleicht auch, wo man sich hier neue Kleider kaufen kann? hmm.. oder besser gesagt auch anfertigen lassen kann, ich glaube nicht, dass hier jemand Nagakleidung auf Vorrat besitzt." Ok am liebsten hätte Rajis eigentlich ein langes warmes Bad genommen, aber sie konnte von Myriel nun wirklich nicht verlangen die ganze Zeit in der Stadt in Unterwäsche herumzurennen. "Oh ja ich brauch auch neue Kleidung", rief Asuna dazwischen, "mein Oberteil ist irgendwie eingegangen."

Als der Naaru gesprochen hatte, war Fayt kurz zusammengezuckt. Daran würde er sich nie gewöhnen. Die einzige Stimme in seinem Kopf sollte doch bitteschön seine eigene sein. Wo käme man denn hin, wenn jeder in dem Kopf eines anderen sprach? Nachher fanden die Viecher ihren eigenen Verstand nicht wieder. Naja, egal, es galt sich angenehmeren Dingen zuzuwenden, wie zum Beispiel einer Stadtführung.
"Wir haben also mindestens schonmal drei Interessenten. Und dass es hier keine Kleidung für Naga gibt, würde ich nicht unbedingt sagen. Immerhin gibt es hier ein paar andere Naga, die ihre Stämme verlassen haben. Es entspricht vielleicht nicht dem letzten Schrei, aber wir finden schon etwas, zu meinem Leidwesen."
Mit breiten Grinsen drehte sich Fayt schwungvoll um und verließ die Halle des Lichtes durch den selben Eingang, durch die die Gruppe ihn betreten hatte: "Das hier draußen ist die Terrasse des Lichtes, keine Ahnung, was die Naaru mit so pathetischen Namen haben. Ich denke, in den unteren Vierteln werden wir eher fündig als hier oben. Die Flüchtlinge sind dort unten untergebracht."

Myriel hatte das Zurückbringen des Naarus von einer sicheren Entfernung aus beobachtet, weil sie eigentlich nicht allzu viel mit dem Licht und seinen respektiven Wesen zu tun hatte oder zu tun haben wollte. Außerdem wurde ihre Bewegungsfreiheit leicht von der Umklammerung der ängstlichen Schlangenfrau eingeschränkt, die so aussah, als wolle sie ihren verlorenen Rock mit ihrem Körper ersetzen. Einige der Passanten starrten die halbnackte Elfe an, aber sie nahm kaum Notiz von ihnen. Erst, als die Gruppe wieder zurückkam und von einer Stadtführung gesprochen wurde, drehte die Klingenmeisterin langsam wie eine Schaufensterpuppe aus einem Horrofilm den Kopf zu ihren Mitreisenden um und schenkte ihnen ein Grinsen, das mit ihren Default-toten-Augen irgendwie psychotisch wirkte.
"Betrinken?"

"Betrinken klingt gut", meinte Ruhm grinsend. Ein Schnauben von Ehre ließ vermuten, das sie anderer Meinung war. Die Drachendame wandte sich stattdessen an Asuna.
"Wenn wir bei der Führung das untere Viertel durchqueren, dann werdet ihr auf Verwandte deines Eis stoßes", meinte sie, während sie den Blick in die ungefähre Richtung schweifen ließ, von der sie glaubte, das dort die Netherdrachen ihr diplomatisches Lager errichtet hatten. Dann fielen ihr die Blicke der Passsanten auf, die sie staunend betrachteten. Immerhin war sie ein Drache von Azeroth. Und noch dazu ein Albino. Selbst jene, die den Anblick von Drachen mehr oder weniger gewohnt waren, starrten sie an. Mit einem Seufzen nahm Ehre wieder ihre Elfengestalt an.

Tamorona sah die anderen etwas unsicher an. Nun, wo ihre Aufgabe erledigt war, fühlte sie sich haltlos. Was sollte sie jetzt tun. Sie schwieg und beschloss, den Anderen ersteinmal zu folgen, bis sich ihr ein neuer Weg offenbaren würde. Und vielleicht... vielleicht würde sie den Anderen auch von sich selbst erzählen. Nach ein oder zwei Bier.

„Trinken?“
Iasa wurde hellhörig. Er hatte von diesen Getränken gehört, die einem die Sinne verwirrten, aber bisher hatte er noch nie die Chance gehabt, welches zu kaufen. Zuerst hatten sie es ihm nicht geben wollen und dann hatte er sich im Nethersturm verirrt. Aber jetzt würde er seine Chance bekommen!
„Ich bin dabei! Der Bartelf kann uns sicher wohin führen, wo man besonders guten Wischikey bekommt!“, sagte er begeistert und fügte dann deutlich weniger enthusiastisch hinzu: „Ich habe zwar kein Geld, aber bestimmt kann mir wer was leihen…“

"Aye", bestätigte Fayt, dem selbst nach Saufen zumute war. Immerhin hatten sie heute schon einiges hinter sich, da hatten sich sich ein oder zwei oder zwanzig Getränke mit unaussprechlichen Namen verdient. Es war immerhin schon Mittag! Und keiner von ihnen war betrunken. Dieser Zustand war nicht tragbar und musste schnellstmöglich geändert werden! Mit wippenden Schritten schlug Fayt den Weg in Richtung Worlds End Tavern ein.
Die Gruppe stiefelte eine Rampe hinunter in die unteren Viertel. Die Umgebung änderte sich schlagartig. Oben war es sauber und hell, aber hier unten war es feucht und es roch entfernt nach Ogerscheiße. Hier unten sah man auch nicht mehr nur die draeneischen Wachen oder die Blutelfen der Scryer, sondern eine ganze Menge andere Wesen, wie die riechbaren Oger, ein paar Naga, sogar ein paar von den Vogelmenschen.

Es war nicht Myriels erster Besuch im unteren Viertel, doch das änderte nichts daran, dass eine Elfe ohne Hose auch dort unten auffiel wie ein furzender Drache. Zusammen mit dem unverkennbarem Geruch hier unten war es eine unvergessliche Erfahrung. Einige der Oger schauten ihr unverhohlt auf den Hintern, aber sie zuckte nur mit den Schultern und marschierte hinter Fayt her, der den Weg zur Taverne kannte. Was machte so eine Unterhose schon? Früher oder später würde sie schon wieder eine vollständige Bekleidung auftreiben, bis dahin durfte sie sich einfach nichts anmerken lassen. Und nach etwas Alkohol würde sie ihre Kleidung ohnehin am wenigsten stören ...

"Keine Sorge, Kleiner", meinte Ruhm und legte seine große Hand auf Iasas Schulter. "Ich zahl für dich mit. Hab ja jetzt einen Auftrag erfüllt, für den ich meine Bezahlung noch erhalte."
Er grinste breit, bevor er sich kurz entschuldigte und zusammen mit Ehre auf einen Draenei zutrat, der ihn bereits erwartungsvoll ansah. Offenbar war der Alkohol nicht der einzige Grund für Ruhm, die Taverne aufzusuchen.
Tamorona schließlich übernahm die Tischwahl und ließ sich einfach am erstbesten Tisch, der genug Platz für die Gruppe bot, nieder. Gleich darauf winkte sie bereits die Kellnerin heran und bestellte ein Bier für sich, während sie den Rest selber die Getränkewahl ließ. In diesem Moment kamen auch Ruhm und Ehre zurück. Ehre bestellte ein Glas Milch, während sich Ruhm der Wahl der Paladin anschloss.

Asuna blickte Ehre mit gemischten Gefühlen an. "Also langsam solltest du dich entscheiden, jetzt bist du plötzlich wieder um das Wohlergehen deines kleinen Artgenossen besorgt, aber auf der Höllenfeuerhalbinsel war es dir egal..." Asuna lies Ehre jedoch keine Zeit für eine Antwort, sondern drehte sich demonstrativ von der Drachendame Weg und folgte Fayt. Sie wollte im Moment auch überhaupt keine Antwort von Ehre hören, dazu war die Harpyie noch zu verärgert. Auch in der Taverne setzte sich Asuna gezielt so hin, dass sie nicht direkt neben Ruhm oder Ehre sitzen musste. "Ich hätte gerne einen Disteltee."

Rajis war anfangs ein wenig irritiert, als Fayt nun doch keinen Stadtrundgang machte, sondern die Truppe direkt in die Taverne führte. Da Myriel nicht dagegen war, sondern das Ganze unterstützte, wollte die Naga nicht die Spielverderberin sein und der Gruppe etwas anderes aufzwingen. Mit etwas Alkohol anzustossen wiederstrebte ihr zwar ganz und gar nicht, vor allem da Sie seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr in den Genuss von Alkohol gekommen war, doch gleich betrinken wollte sich Rajis eigentlich nicht. "Für mich mite eine Schale mit Met."

"Ich nehme das größte, teuerste und bunteste Getränk, das sie haben", beschloss Fayt und warf eine Goldmünze auf den Tisch. Er hatte auf dem anderen Tisch einen Becher, nein, ein gläsernes Fass entdeckt, das von oben bis unten die Farbe wechselte und wahrscheinlich furchtbar zuckrig und extrem alkoholhaltig war. Das sah genau richtig aus. Vielleicht sollte er direkt zwei bestellen? Immerhin wollte er betrunken werden und damit meinte er nicht ein wenig angetüdelt, sondern gutes altes ehrliches komplett Besoffen-Sein.
"Und ich nehme es auch dann, wenn nur Oger es trinken sollten, oder Zwerge, oder Tauren, oder Drachen. Nur immer her damit."

Nachdem alle Getränke bestellt waren, schoss die Bedienung davon, um jene auch gleich fertig zu machen. Es dauerte nur einen kurzen Moment, da kam sie auch schon zurück und stellte jedem seine Bestellung hin. Bezahlen, meinte sie, könnte die Gruppe später. Tamorona vermutete, das das ein Trick war, um unter Umständen mehr Geld rauszuholen. Sie würde wachsam bleiben müssen.
Ruhm nahm einen tiefen Zug aus seinem Humpen, bevor er breit in die Runde grinste.
"Nun, wer von euch hat denn etwas spannendes zu erzählen? Wie wäre es mit dir, Asuna? Was macht eine Harpyie in der Scherbenwelt?"

Asuna nippte gerade vorsichtig an ihrem Disteltee und blickte etwas überrascht zu Ruhm. "Was ich hier mache... ähm nun ja, das klingt etwas komisch aber ich bin auf der Suche nach etwas... nur weis ich selber nicht genau nach was. Ich weis das klingt verrückt aber schon von klein an war ich anders als meine Schwestern. Jeder Stamm bewacht sein Territorium fast schon eifersüchtig und jeder Eindringling wird gnadenlos gejagt und getötet. Männer werden nur noch am Leben gelassen um Kinder zu zeugen, ein Weilchen zumindest.
Meinen Schwestern bereitete es immer grosse Freude Eindringlinge zu jagen oder die Männer nach der Paarung mit ihren Krallen aufzuschlitzen. Ich wusste nicht, woher meine Schwestern diesen Hass hatten, doch mir fehlte er. Dafür plagte mich permanent ein Gefühl, etwas finden zu müssen. Erst dachte ich es sei ein neues Zuhause, einen Ort, wo ich mich nicht fremd fühlte, doch das war ein Irrtum. Selbst als ich so einen Ort gefunden hatte, blieb das Gefühl, es treibt mich an und macht es mir fast unmöglich längere zeit an einem Ort zu bleiben.
Ich habe jeden Ort auf Azeroth abgesucht, der mir zugänglich war, doch ohne Erfolg. Ich wusste nicht weiter und so kam mir der Gedanke das dass, was ich suche, vielleicht gar nicht auf Azeroth sei, darum kam ich in die Scherbenwelt. Doch bisher bin ich auch hier nicht fündig geworden... ohne zu wissen was man eigentlich sucht wirkt eine Suche sinnlos, aber ich kann dieses Gefühl nun mal nicht unterdrücken."
Asuna seufzte und nippte wieder an ihrem Tee. Es hatte gut getan das ganze Mal zu erzählen, auch wenn sie vermutlich die ganze Gruppe für verrückt halten würde. Sie blickte kurz zu ihrem Ei und bemerkte das die Risse grösser geworden waren. Für einen kurzen Moment hatte sie die Gruppe völlig vergessen und konzentrierte sich nur noch auf das Drachenei. Die Risse bedeckten Mittlerweilen die ganze obere Eihälfte und plötzlich brachen mehrere Stücke der Schale heraus und der Kopf eines Drachenwelpen stiess durch die Eierschale.
Das kleine Wesen stiess ein fiepen aus, was irgendwie fast wie ein Triumphlaut klang. Den kleinen Drachen schlüpfen zu sehen schien Asuna in einen zustand vollkommener Glückseligkeit zu heben und die Harpyie machte sich daran dem kleinen Drachenwelpen aus den Überresten des Ei's zu helfen.

Iasa betrat die Kneipe mit grossen Augen und folgte den anderen zu einem Tisch. Er hörte zu, während sie im Kreis etwas bestellten, bis die Bedienung schliesslich ihn anblickte. Er hatte aber keine Ahnung, was er bestellen sollte. Er hatte noch nie getrunken und wusste doch nicht, was lecker und was widerlich war? Nach einem Moment intensiven Überlegens entschied er sich für die einfachste Lösung.
„Ich nehme alles, was die anderen bestellt haben!“, erklärte er mit breitem Grinsen. Die Draenei hob nicht einmal die Augenbraue und wandte sich ab, um die Getränke zu holen. Breit grinsend sass Iasa da, während der Tisch vor ihm sich mit zwei Bier, einem bunten Glasfass, einem Glas Milch, einer Schale Met, einem Disteltee und was auch immer Myriel bestellt hatte füllte. Zuerst griff er nach einem Bierkrug und nahm einen grossen Schluck, der das Gefäss zu einem Drittel leerte. Doch kaum hatte er geschluckt, verzog er das Gesicht.
„Ew! Wieso trinken Leute das?“

Natürlich bemerkte Ehre das Schlüpfen des kleinen Drachen. Sie betrachtete das Ganze mit gemischten Gefühlen. Einerseits erinnerte es sie an ihre eigene Kindheit, die sie in Ruhms Schutz verbracht hatte. Andererseits war sie sich nicht sicher, wie sie anderen Drachen gegenüber treten sollte. Ihrer Erfahrung nach waren sie schließlich nicht unbedingt die nettesten Gesellen... Allerdings hatte ihr das Kleine nichts getan. Es zu verurteilen, bevor es überhaupt ein Bewusstsein für seine Umgebung entwickelte, wäre falsch. Zum Glück wurde ihre Aufmerksamkeit dann auf die Getränke und Iasas Reaktion auf eben diese gelenkt.
"Weil es schmeckt, satt macht und berauscht", antwortete Ehre. "Allerdings ist gerade der letzte Punkt der, warum ich mich von dem Getränkt fernhalte. Zweibeiner verlieren ja schon in ihren Zweidimensionalen Bewegungsräumen jeglichen Gleichgewicht. Und auf eine Bruchlandung bin ich nicht gerade scharf."
Sie verzog leidend das Gesicht bei der Vorstellung daran, während Ruhm in lautes Lachen ausbrach. Offenbar schlug der Alkohol bei ihm sehr rasch an. Oder es war einfach die allgemein lockere Stimmung.

"Früher oder später findest du auch noch Gefallen daran, Killer", beschied Fayt Iasa, der sich grade über das Bier beschwert hatte. Der Blutelf brachte sein Fass klebrigen Alkohols außer Reichweite des Drachenwelpen. Sowas war schon einmal passiert. Auf seinem Schiff war ein Drachenwelpe geschlüpft. Eine der Matrosen hatte vorgeschlagen den Drachen nach einem blutelfischen Kreuzer zu benennen. Das hatte für ein paar Lacher gesorgt. Einen Drachen nach einem Schiff benennen, wer kam auf so beknackte Ideen?
"Ichhuabuachanegechichte", sprach Fayt wenig elegant. Das Weichgetränk hatte kurzzeitig dafür gesorgt, dass seine Zähne aneinander klebten. Der Blutelf hob eine Hand und befreite seine Zähne voneinander.

Während die Gruppe in Gespräche vertieft war, standen um Myriel bereits drei leere Humpen, die noch immer nach Bier rochen, allerdings vollkommen leergefegt waren. Die Klingenmeisterin stieß einen gewaltigen Rülpser aus, der selbst einen der Oger in der Taverne dazu brachte, sich umzudrehen, und stützte sich dann am Tisch ab, wobei ihre Brüste sie eher trugen als ihre bereits etwas wackeligen Hände. Mit starrem Blick fixierste sie Fayt. Ihr Gesicht war bereits leicht gerötet, aber sie schien noch teilweise bei Sinnen zu sein. "Huh?" Das Schlüpfen des Drachenbabies hatte sie kaum mitbekommen - und wenn ... Drachen waren in letzter Zeit viel häufiger geworden, das Wunder des Lebens fesselte sie einfach nicht so sehr, wie es früher gewesen war. Wahrscheinlich war sie abgestumpft. Stumpf wie ... wie ...
"Bananen!"

"Haargenau!", bestätigte Fayt und deutete mit einem Finger am Ende eines rudernden Armes auf Myriels Brüste. Die Nachtelfe hatte es erfasst.
"Bananen. Sin so...gelb. Und krumm. Hatten mal ne ganze Lladung damit vollgemacht. Sind von Kalimd-. Kalimdur nach Lorderon gsegelt. Und da wurden wir von Pandas angegriffen! So schwarz und...und weiß. Mit Waffen. Und Magie. Sind kaum davongekommen. Sprechende, waffenschwingende Pandas."
Der Blutelf grinste über den leeren Glaskrug hinweg, dem sich irgendwann ein zweiter hinzugesellt hatte.
"Bescheuert, oder?", fragte Fayt fröhlich und bestellte einen weiteren Krug von dem Zeug mit dem unaussprechlichen Namen.

Lauthals begann Ruhm zu lachen. Auch er hatte mittlerweile den ein oder anderen Krug geleert und er war bei weitem nicht so trinkfest wie ein Zwerg.
"Sprechende Pandas! Wer hat denn so einen Unfug schonmal gehört", gröhlte der Ork. "Nein, also wirklich. Ihr seid ein Waschechter Seemann mit waschechtem Seemansgarn, was?"
Breit grinsend griff er nach dem nächsten Bierkrug, den die Schankmaid gerade vorbei brachte und nahm einen tiefen Zug. Ehre schüttelte den Kopf. Es war nicht das erste Mal, das sich Ruhm in ihrer Gegenwart dermaßen betrank, aber schön anzusehen war es trotzdem nicht. Sie war schon froh, wenn niemand dem Ork einen Grund gab, die Beherrschung zu verlieren und alles kurz und klein schlagen zu wollen...

Tamorona leerte gerade einmal ihren ersten Krug. Aufmerksam versuchte sie, allem zu lauschen, was die Gruppe erzählte.
"Pandaren", murmelte sie auf Fayt's Beschreibung hin. "Ihr sprecht von Pandaren. Ein seltsames Volk, aber Freunde des Lichts." Sie neigte leicht den Kopf und schien irgendwie in Gedanken zu versinken.

Nach dem enttäuschenden Bier wandte Iasa sich anderen Getränken zu. Der Met schmeckte ihm genauso wenig und schnell hatte er auch den Tee und das Glas Milch getrunken. Das kannte er schon, nichts Besonderes. Dann ergriff er das farbenbunte Fässchen. Es war süss und klebrig und überhaupt nicht bitter! Ohne lange zu zögern hob Iasa das ganze Ding an und leerte es in einem Zug.
„Das ist lecker!“, erklärte er. Schnell machte sich eine angenehme Wärme in ihm breit und sein Gesicht errötete, während sein Grinsen immer breiter wurde. Als der bärtige Elf seine Geschichte erzählte, lachte er laut auf.
„Hab… habsch nie g’sehen“, erklärte er zwischen zwei Lachern. „Wie- weiss net mal was Pandas sind.“
Dann kippte er von der Bank.
Es dauerte nur einen Moment, bis seine Hand unter dem Tisch auftauchte und nach der Kante griff. Allerdings schätzte er seine Stärke falsch ein und riss ein ansehnliches Stück Holz weg, das lautstark mit seiner Hand wieder unter dem Tisch verschwand. Einen Moment später tauchte Iasas Kopf durch das Loch auf. Er grisnte die anderen von einem Ohr zum anderen an.
„Upsch.“

Asuna nickte Alkohol und Flugversuche waren keine gute Kombination. Dennoch, an einem Abend, wenn man ein paar Stunden schlafen konnte, dann war gegen ein bisschen ja nichts einzuwenden. Asuna hatte sich dennoch dagegen entschieden, weil sie dabei gewesen war, ein Ei auszubrüten und nun auf einen kleinen Drachen aufpassen musste.
Die Harpyie hatte den Welpen kurz auf den Tisch gesetzt und versuchte nun das Leinentuch, in welchem das Ei vorher gelegen hatte, in eine Art provisorische Windel umzufunktionieren. Der kleine Welpe lies Asuna machen, nicht unbedingt, weil er so überaus nett war, sondern weil er Asunas Tasse mit Disteltee entdeckt hatte und diesen nun einfach austrank, ohne das Asuna das bemerkte.
Es dauerte eine Weile bis Asuna das Tuch um den kleinen Welpen gewickelt hatte, ohne seine Bein- und Flügelfreiheit einzuschränken. Ziemlich zufrieden mit ihrem Werk, griff Asuna nach ihrer Tasse, nur um verwunder festzustellen, dass diese leer war. "Hey, wer hat meinen Tee getrunken?" Sie blickte kurz in die Runde, aber glaubte nicht wirklich daran, dass jemand der anderen ihren Tee getrunken hatte. Sie blickte zu ihrem kleinen Welpen, welcher bereits sehr genau zu wissen schien, was Asuna dachte.
Der kleine Welpe gab sich offenbar mühe, niedlich zu wirken und unschuldig drein zu blicken, um den Verdacht von sich abzulenken... nur um Sekunden später den Eindruck mit einem Rülpser, welcher sogar dem eines Orks würdig war, wieder zunichtezumachen. Doch anscheinend hatte der kleine Welpe immer noch Durst, den er blickte, gierig zum Milchglas von Ehre.

Nach einem allgemeinen Gelächter über Iasas Ungeschicktheit, sah Tamorona etwas ernsthafter in die Gruppe.
"Was habt Ihr so vor, wenn ihr morgen euren Rausch ausgeschlafen habt?", fragte sie herrausfordernd. Sie selber war sich nämlich absolut nicht sicher, was sie tun sollte. Sie hätte zwar eine Idee, doch bezweifelte, das sich diese derzeit umsetzen ließe. Allerdings rechnete sie im Moment auch nicht wirklich mit einer ernsthaften Antwort. Außer vielleicht von Asuna, die neben Ehre noch am nüchternsten schien, doch Ehre würde sich wohl ganz nach Ruhm richten.