Revolution - Die Quartiere

Nach einiger Zeit, wobei Elena erst dachte sie würde keinen Bissen mehr hinunter bekommen, da griff sie dann doch wieder zu ihrer Gabel... da hatte sie sich offenbar geirrt, aber als würde sie den Teller einfach so halb voll stehen lassen. Sie hörte viele interessante Dinge derweil heraus, von vielen hatte sie dabei noch nie etwas gehört.
Bis jetzt war sich Elena von anderen Probanden rund um das ganze Catalyst Programm eher isoliert vorgekommen... und jetzt sollte sie ganz plötzlich viele neue Freunde finden?
Als sie bei der Heilmagie Sache ankamen, da senkte Elena wieder kurz ihre Gabel. "Aber mich würde das auch interessieren... Ich meine, Heilung? Ich wusste bis jetzt nicht einmal, dass es für sowas auch jemanden gibt. Teure Privatkliniken der Föderation würden sich um Jemanden mit dieser Eigenschaft regelrecht reißen, die Marines würden sie wohl kaum noch gehen lassen und auch sonst hätte man bis an das Ende seines Lebens immer Leute welche einen brauchen. Aber das ist nur meine Ansicht... darf ich fragen wieso Sie diese Eigenschaft nicht mögen?", fragte sie dann direkt.
Sie wollte nicht über sie urteilen, sie hätten eher die Gründe einfach interessiert warum man damit unzufrieden war. Naja, tauschen hätte sie nicht gewollt... dafür hatte sie zu viel Spaß gehabt.

Und wieder kam sie von diesem verhassten Thema nicht weg... Blair war froh, dass der Typ mit den Strubbelhaaren sie in den Schutz nahm, doch leider half das nichts, denn die Nächste fragte bereits weiter. Hrmpf. Blair setzte einen Gesichtsausdruck auf, der verriet, wie sehr ihr das Thema missfiel.
"Es ist einfach langweilig, okay? Scheiße, ey, ich will nicht immer hinten stehen und die zusammflicken, die zu dumm waren, sich nicht zu verletzten. Seh ich verfickt noch mal so aus, als wäre das auch nur Ansatzweise das, was mich interessieren würde?"
Mit finsterem Blick wandte sie sich ihrem Essen zu, blieb jedoch weiterhin daran hängen, darin rumzustochern.

Caleb wußte nicht so recht, was für eine Antwort er auf seine Frage erwartet hatte - aber Langeweile? Unwillkürlich fühlte er sich an die Fantasy-Hologames erinnert, die er gerne mal spielte; da wollte auch nie jemand den Heiler spielen. Nur, daß das hier kein Spiel, sondern Realität war...
Er betrachtete die junge Frau prüfend, aber sie machte nicht den Eindruck, als hätte sie ihn veralbern wollen. Schließlich wandte er sich wieder von ihr ab und seinem Essen zu. So sehr die Vorstellung, einen Heiler im Team zu haben, ihn begeistert hatte - der öffentlich zur Schau gestellte Unwillen der Frau beunruhigte ihn eher. Hoffentlich gehörte sie zu der Sorte Menschen, die ihren Job zwar nicht mochten, aber dennoch ordentlich ausführten. Denn sonst würde sie ihren Kameraden womöglich mehr schaden als nutzen.

Bei dem Thema war sie ja wirklich empfindlich. Es machte ihm etwas Sorgen, dass sie so auf die 'Langeweile' ihres Jobs fixiert war. Die Realität war kein Hologame oder Action-Film, wenn man sich wie in einem verhielt, dann schaffte man es meistens nur vorzeitig getötet zu werden. Seine Ausbildung und die Einsätze mit dem Corps hatten ihn das schnell gelehrt. "Bezweifle das 'hinten stehen' ne Option sein wird", sagte Daniel zwischen zwei Bissen in Blairs Richtung. "So groß, dass wir n Feldlazaret aufstellen könnten is' das Team auch wieder nicht." Er deutete mit der Gabel auf sie. "Stell's dir eher wie bei 'nem Brawl-Team vor. Da kann auch niemand einfach nur zurück gelehnt darstehen." Er hoffte, dass die Sportanalogie ihr helfen würde die Realität ihrer bevorstehenden Einsätze zu verstehen. Sie würden alle aufeinander zählen können müssen, da war er sich sicher.
"Wie siehts mit Waffenaubildung aus?", fragte er zwar mit Blick in Richtung Blair, aber doch auch in die Runde. "Sollte man eventuell drüber reden, denke das wird eher bestimmen wer 'hinten' steht, als die Magieart die man verwendet." Er blickte sich kurz um, dann setzte er hinzu: "Ich benutz' am liebsten 'ne M-26H. Ordentlich Durchschlagskraft und präzise genug um nicht mit den Leuten kuscheln zu müssen, um sie zu treffen. Außerdem so gut wie unzerstörbar. Als ich von nem Einsatz im amazonischen Kartellstaat zurückgekommen bin, hab ich gefühlt den halben Dschungel aus meiner Jackhammer rausgekratzt und sie hat die ganze Zeit funktioniert gehabt."

Caleb nickte unwillkürlich, als sich der andere Typ zu Wort meldete. Wer 'hinten stand', das bestimmte wohl die Waffe - und damit war es wohl am ehesten er selbst, der aus der zweiten Reihe kämpfen würde.
"'Ne Marksman von Longbow, mit Schalldämpfer," sagte er, als der andere geendet hatte. "Ich kenne keine Waffe, die sich so gut für präzise Schüsse auf hohe Entfernung eignet. Und eine Reliant, wenn's einer in meine Nähe schafft." Was schon vorgekommen war, wie er zugeben mußte. "Besser als nichts, wenn's hart auf hart kommt," fügte er schulterzuckend hinzu.

Blair schnaubte verächtlich. Nicht wegen der Waffen, die die Anderen nutzten, für die interessierte sie sich herzlich wenig.
"Klar. Lassen wir den verfickten Heiler ganz vorne kämpfen, direkt am beschissenen Feind. Wenn ich kämpfe, dann verdammt nochmal im Nahkampf. Aus strategischer Sicht ein unglaublich gute Idee, den Heiler derart weit vorne kämpfen zu lassen."
Ihr letzter Satz quoll nahezu über vor Sarkasmus. Blair wusste, das sie gerade unfair wurde. Die Anderen wussten schließlich nicht, was ihre Spezialisierung war und erst Recht konnten sie nichts für die Magieart, die Blair nun einmal besaß. Unglücklich starrte sie wieder ihr Essen an.

"Hat man dir die Waffe an die Hand gebunden und dir mit dem Tod gedroht, wenn du sie nicht im Einsatz benutzt?" Es mochte wie eine provokative Reaktion auf das in Emils Augen höchst unreife Verhalten seiner Teamkameradin wirken, aber im Blick des jungen Mannes fand sich weder Spott noch Unfreundlichkeit. Nur Verwirrung und Unverständnis über diese seltsame Frau und ihrer Abneigung gegen die ausgewählte Magierichtung ihres Anzuges. "Verletzungen zu erleiden hat nichts mit Dummheit zu tun. Menschen mit Wunden haben gekämpft. Das ist ein Zeichen von Stärke. Für manche von uns ist das Tragen des Anzuges ein Privileg, das neue Möglichkeiten eröffnet. Vielleicht solltest du es auch so sehen und nicht so pessimistisch an alles herangehen?" Wie konnte jemand nur hassen, anderen Menschen zu helfen? "Ich bin Nahkämpfer."

Elena war es eigentlich relativ egal was wer machte und konnte, oder was sie sich darunter dann vorstellte... man würde sie alle sicher nicht einfach Hals über Kopf irgendwo hinschicken, mit Sicherheit würde man erst etwas experimentieren. Die Einstellung dieser Blair passte ihr aber insgeheim überhaupt nicht. Klar, Elena hätte auch lieber etwas richtig Beeindruckendes gekonnt wie Blitze schleudern... aber sich derartig beschweren?
Kurz dachte sie daran wie sie in der letzten Simulation umgeschossen worden war, wäre es real gewesen dann hätte sie sich in jenem Moment gerne Jemanden gewünscht welcher sich auch mit Leib und Seele um sie kümmerte. So wie Blair allerdings die Worte mit einer Verachtung hervorwürgte, so wäre Elena wohl verblutet und die gnädige Frau wäre in den Knast gewandert. Sie konnte es aber nicht sagen, sie war noch nie angeschossen worden... es war auch an sich noch nie auf sie geschossen worden. Außer von Pixeln...
In der Runde waren anscheinend einige ganz stolz auf ihre Waffen... zu stolz. Ob Elena ihnen sagen sollte, dass sie Ziele magnetisieren konnte, sodass man nicht einmal wirklich zielen musste und die Geschosse wie von selbst ihr Ziel fanden? Zumindest wenn es sich um Munition mit Stahlkern handelte.
Elena hatte es einmal in einer Simulation getestet, es funktionierte wirklich... erschlagen wurde der Gegner aber dann eher durch einen wild gewordenen Getränkeautomaten.

Zwischen zwei Bissen hoben sich Jekaterinas Augenbrauen. Nach den nächsten paar Bissen waren sie wahrscheinlich im Orbit angelangt. Diese Blair war ja ganz schön mies gelaunt. War sie wirklich so ein Adrenalinjunkie, wie sie sich hier gab? Jekaterina selbst hätte unglaublich gerne die Fähigkeit besessen andere Menschen zu heilen. Es erschien so unglaublich nützlich. Zerstören konnte man auch mit Sprengstoff oder Schusswaffen, aber Wunden wieder verschließen? Das bekamen die besten Ärzte immer noch nicht so sonderlich schnell hin.
Außerdem war es doch prima nicht direkt im Feuergefecht sein zu müssen? Sie selbst wollte ihren zweiten Arm eigentlich behalten, wenn schon Torso, gute Teile des Kopfes, beide Beine und der andere Arm synthetisch waren.

"Scheiße, man, wie ich an etwas herrangehe ist doch meine Sache, du Arschloch", fauchte Blair den Jungen im Rollstuhl an, nachdem sie sich ruckartig aufgesetzt hatte. "Wisst ihr was? Fickt euch doch alle."
Mit diesen Worten nahm sie ihr Essen und das Besteck und verlies den Raum. Arrogantes Pack. "Heilen ist doch toll! Heilen ist wichtig!" Schön. Waurm waren solche Leute dann nicht Heiler? Warum blieb diese scheiße an ihr hängen? Heilen war langweilig. Und man war Schuld, wenn doch wer starb. Selbst, wenn man sein Bestes gegeben hatte. Verbittert ließ sie sich in ihrem Zimmer auf dem Sofa nieder.

Eine Weile, nachdem Blair aus dem Raum gestürmt war, blieb Emil noch am Tisch sitzen und sagte kein Wort. Er bewegte sich keinen Milimeter, nur seine Hand schöpfte den letzten Rest Flüssigkeit aus seiner Suppe. Dann legte er die kleinere Thermobox in die Größere und ordnete die Besteckstücke parallel zueinander an, so dass sie fein säuberlich auf seiner Mahlzeit lagen. Erst, als er seinen Essplatz so sauber wie möglich zurückgelassen hatte, schaute er zum Rest seines Teams auf und kratzte sich mit einem leichten Lächeln am Hinterkopf, als wäre ihm die ganze Sache peinlich. „Entschuldigt mich bitte einen Moment.“ Die dünnen Hände des Jugendlichen griffen an die Räder seines Stuhls und trieben ihn ein Stück nach vorne, aus der Tür hinaus in den Gang des Gebäudes. Von allen Orten, an denen er sie wohl am ehesten finden würde, kam ihr Zimmer ihm am Logischten vor. Also suchte er nach ihrem Namen, den er ja momentan wusste, und klopfte entschlossen an die Tür, bereit, eventuelle fliegende Gegenstände abzufangen, die ihm entgegenkrachen könnten. Seine Hand schloss sich um die Öffnungsvorrichtung und er öffnete die Tür in Blairs Reich zögerlich. Vorsichtig steckte er den Kopf in das Zimmer und beobachtete die Umgebung, vor allem jedoch die Frau auf dem Sofa, die vorhin mit einer nicht gerade reifen Aktion aus dem Raum gestürmt war. Behutsam rollte er näher und faltete dann, als er nah genug war, dass er nicht zu laut reden musste, die Hände im Schoß. „Ich möchte mich entschuldigen. Ich hätte nicht annehmen dürfen, dass deine Herangehensweise falsch ist, ohne die gesamte Geschichte zu kennen. Das war voreilig von mir. Ich hoffe, dass du mir die Chance geben kannst, um meinen Fehler wiedergutzumachen.“ Er lächelte und würde den Gesichtsausdruck auch dann noch beibehalten, wenn sie ihn anfauchen oder weiterhin mit kindischen Beschimpfungen taxieren würde. „Die Angelegenheit scheint dich schwer zu stören und ich würde gerne wissen, wieso. Ich bin kein großer Fan davon mich 'zu ficken' und nichts zu tun. Ich verstehe schlicht nicht, was so schlimm daran ist, Menschen zu helfen. Möchtest du mich dahingehend erleuchten?“

Einen Moment lang funkelte Blair Emil an, nachdem dieser in ihr Zimmer gekommen war, doch dann senkte sie den Kopf und bedeutete ihm ruhig noch ein Stückchen näher zu kommen. Das der Junge gekommen war um sich zu entschuldigen hatte sie schwer beeindruckt.
"Nein, es tut mir Leid... Ich hasse dieses scheiß Thema einfach... Ja, Heilen ist an und für sich eine tolle Sache... Aber nicht für mich. Ich mag es nicht, einfach zuzusehen, wie die Anderen die verdammte Arbeit machen und nur die Verletzten zu versorgen. Das ist einfach nicht meine Art. Ich will lieber vorne mit dabei sein, ich will Handeln, nicht warten, dass ich etwas zu Tun bekomme. Aber es heißt immer 'Passt auf den Heiler auf! Dem Heiler darf nichts passieren!'" Unglücklich starrte sie wieder auf ihre Essensbox, bevor sie ihm ihre Arme hinhielt, sodass Emil den Schlitz für die Klinge sehen konnte. "Ich bin auch als scheiß Krüppel geboren, weißt du? Ich wollte mal Technikerin werden. Deshalb habe ich meine verkrüppelten Arme gegen die hier austauschen lassen. Das heißt... Man hat die Kosten für mich übernommen, dafür, dass ich bei der ganzen Scheiße hier mitmache. Ich fand das cool, Magie wirken, Dinge zu können, die die verfickten Nichtkrüppel eben nicht können... Und dann ist es etwas so langweiliges wie Heilen. Ich bin einfach kein verdammter Heiler, sondern eine Frontsau."
Blair stockte plötzlich und wandte sich errötend ab. Sie hatte ihre Gefühle bezüglich der Heilersache noch nie so offen ausgelegt. Aber dieser Junge, Emil, hatte einfach so eine herzliche Art... Vielleicht war es, wie er mit seiner eigenen Behinderung umging, dass Blair es gewagt hatte, sich ihm zu öffnen.

Dakota war sich sicher, die Heilerin durchschaut zu haben. Und was er fand, hatte ihn wenig beeindruckt. Somit ass er schweigend sein Mahl zu Ende. In der Zeit war Emil davon gerollt. Dass er sich die Mühe überhaupt machte? Es war doch völlig klar, dass die Heilerin vollkommen nutzlos war. Sie war nicht teamfähig und somit nur eine Gefahr für die Gruppe. Dakota wusste zumindest, von wem er sich niemals heilen lassen würde.
Sollte er ihre Vorgesetzten darauf aufmerksam machen, dass mindestens ein Teammitglied wieder nach Hause geschickt werden konnte? Immerhin arbeitete er nun schon lange genug hier, dass man sicherlich das eine oder andere Wort von ihm anhören würde.
Die sollten ihnen jemanden schicken, der ihnen auch helfen würde. So war das Ganze eine einzige Farce.

Elena hatte Blair einfach nur hinterher gesehen und anschließend den Blick wieder gesenkt... Ihr Mundwerk war zumindest schon einmal gut, sehr gut sogar. Trotzdem, es interessierte sie wenig was die Frau jetzt vor hatte... selbst wenn sie einfach die Taschen packen und abhauen würde.
Schließlich hoben sich Elenas blaue Augen wieder als der Junge im Rollstuhl sich nach der Ansage von Blair bei ihnen entschuldigte und dann davon rollte. Oh weh... sie konnte sich vorstellen was der Kleine jetzt vor hatte und so wie ihre tolle Heilerin geklungen hatte war es eine richtige scheiß Idee. Die Dame war sauer, ihre Arme waren synthetisch... und der Kleine saß im Rollstuhl. Er würde zu Hacksteak verarbeitet werden wenn ihr die Sicherungen durchbrannten.
So legte Elena ihr Besteck zur Seite, stand umgehend von ihrem Platz auf und eilte ebenfalls nach Draußen... sie tat es einfach, in ihrem Kopf wurde sich nicht einmal die Mühe darum gemacht warum oder wozu. Vor dem Quartier von Blair kam Elena zum stehen, dabei fühlte sie sich erleichtert als dort nicht die Fetzen flogen, stattdessen schien es auf ein normales Gespräch hinaus gelaufen zu sein.
Elena fühlte sich dann etwas deplatziert, eher so als würde sie sich unbedingt einmischen müssen... dabei hatte sie mehr wie aus einem Reflex gehandelt. Den letzten Satz von Blair hatte sie noch mitbekommen... und sie konnte es recht gut nachvollziehen. Nach einer ganzen Weile in welcher sie einfach nur zwischen Blair und Emil hin und her geschaut hatte, entschied sie sich schließlich doch dafür etwas zu sagen um nicht wie eine völlige Doofbirne dazustehen. "Hören sie... Niemand hier würde es wagen sie zu etwas anderem zu zwingen. Wenn sie sich ganz vorne wohl fühlen, dann sollten sie auch nichts anderes machen. Aber alles hat seine unangenehmen Seiten... Betrachten sie es doch einmal aus unserer Sicht. Wir haben miteinander noch nie gearbeitet, es ist alles neu für jeden hier und wir begeben uns in etwas quasi völlig Unbekanntes. Im absoluten Notfall wäre es einfach schön, wenn sich um einen gekümmert wird wenn man gerade schön am ausbluten ist. Aber bis auf das, sollten sie meiner Meinung nach das tun was sie für richtig halten.", warf sie dann ein, dabei unterdrückte Elena diese vorlaute Stimme in ihr welche ihr ganz andere Dinge in den Mund legen wollte.

"Irgendwann koche ich mal für euch", sprach Jekaterina in die sich ausdehnende Stille. Die meisten sahen in Richtung Tür, jenen hinterher, die eben verschwunden waren. Jack machte es sich an und auf dem Tisch bequem. Einer der bereits bekannten Glosticks fand seinen Weg in ihren Mund und Jekaterina nahm einen tiefen Zug. Dampf zischte aus ihrer Nase als sie wieder ausatmete. Das ging doch schon viel besser. Der Platz auf dem Tisch um die Füße der Frau sah ausnahmsweise einmal sauber aus. Sie hatte sich sogar die Mühe gemacht die paar Spritzer der Käsesoße, die daneben gegangen waren, mit einem Tuch weg zu wischen. Mit Essen scherzte man schließlich nicht. Und selbst dieses Essen hatte es verdient mit Würde behandelt zu werden.
Die Frage nach ihren Waffen hatte sie bis jetzt ignoriert. Am besten wäre es wohl von dem ganzen Thema abzulenken.
"Hab ein kleines Restaurant. Besser als das Essen hier ist es auf jeden Fall. нет преступление."

"Was gibt's? Russische Küche?", fragte Daniel und schob die mittlerweile leere Schale von sich. "Hatte lange kein gescheites Borschtsch mehr." Er lehnte sich etwas zurück, den Blick nicht mehr in Richtung Tür, sondern auf Jekaterina gerichtet. "Hab zwar noch Grandma's Rezept, aber ich schaffs auch Wasser anbrennen zu lassen." Er grinste schief. "Was anderes als Fertigfraß krieg ich also nicht all zu oft." Er hörte schonmal nicht den Lärm von draußen, den er erwartet hätte, wäre Blair endgültig durchgedreht. Wheels hatte wohl die richtige Art zu Reden gefunden, um zu ihr durchzudringen. 'Kein Grund mehr für andauernde Alarmbereitschaft', sagte er sich und entspannte sich sichtlich.

Während Blair mit ihm sprach, war Emil noch etwas näher gerollt, so dass er ihre Arme sehr gut sehen konnte, als sie ihm den Übergang zwischen Synthetik und Fleisch zeigte. Der junge Mann stutzte kurz, als sie ihn als "Scheißkrüppel" bezeichnete, schüttelte das harte Wort jedoch ab und konzentriere sich stattdessen auf ihre Aussagen. Anscheinend stand sie in der Schuld ihrer Gönner und hatte ausgerechnet die Heilmagie aufgedrückt bekommen ... Das war unangenehm. Er konnte sich nicht wirklich vorstellen, wie sie sich fühlte, denn er hatte aus vielen verschiedenen Magiearten auswählen können, als er getestet worden war, aber er verstand das Gefühl von Hilflosigkeit und den Wunsch etwas tun zu wollen, was einfach nicht ging. Gerade wollte er den Mund aufmachen, als er zusammenzuckte, weil Elena ihnen hinterhergekommen war und das Wort erhob. Er nickte während ihrer Erklärung und wandte, als sie fertig gesprochen hatte, den Kopf wieder zu Blair. Ohne groß darüber nachzudenken, dass sie ihm wahrscheinlich mit dem kleinem Finger das Rückgrat brechen konnte, streckte er die Arme aus und umschloss mit den Händen die künstlichen Arme der älteren Frau, drehte sie so um, dass der Waffenschlitz wieder unten war und hielt sie fest. Entschlossen baute er Blickkontakt zu ihr auf und lächelte sie dabei wie er hoffte aufmunternd an. "Du kannst doch beides sein. Wir haben ein Talent bekommen, aber keine Gebrauchsanleitung, wie wir damit umgehen, oder? Wer sagt denn, dass alle Heiler hinten stehen müssen? Tu das, was dir richtig vorkommt und ich bin mir sicher, dass sich alles zum Guten wendet. Du findest bestimmt einen Weg, wie du Heilung und Nahkampf verbinden kannst - schließlich ist es deine Magie, oder? Du hättest sie nicht bekommen, wenn du sie nicht meistern könntest. Auf deine Weise."

Emils Beruhigende Wirkung wurde zunickte gemacht, als Elena das Wort erhob. Wütend wollte sie schon das Wort ergreifen, doch Emil kam ihr zuvor. Erstaunt sah sie ihn an, als er sie so überraschend berührte. Seine Worte waren gut gemeint, das hörte sie. Daher versuchte sie, ihre nächsten Worte etwas zu zügeln.
"Ihr klingt ja so, als würde ich meine scheiß Heilungen verweigern. Haltet ihr mich wirklich für so dumm, dass ich mir diese Dinger machen lasse, und dann nicht mal die erwartete Gegenleistung bringe? Glaubt ihr ernsthaft, dass ich dann noch hier säße? Ja, ich erledige den verdammten Job, immerhin werde ich dafür ja auch bezahlt. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich es gerne tue."
Sie hob den Arm, den Emil nicht festhielt, zögerte einen Moment, dann löste sie sanft seine Hände.
"Aber ich selber würde den verschissenen Heiler auch nicht gerade da hin lassen, wo es am gefährlichsten ist. Weil wer flickt dem den Arsch zusammen, wenn es ihn erwischt?"
Sie rückte ein Stück ab und sah dann beide mit finsterem Gesicht an.
"Wäre schön, wenn ihr eure Ärsche jetzt hierrausbewegen und mich alleine lassen würdet."
Demonstrativ wandte sie nach diesen Worten den Blick wieder auf ihr Essen und nahm die Gabel zur Hand.

Na dann bewegten sie mal ihre Ärsche lieber aus dem Zimmer... hoffentlich würde sie sich nicht immer so dermaßen scheiße benehmen. Elena sagte nichts mehr dazu, wozu auch? Hier wusste sie, dass kein Land mehr zu gewinnen war. So schloss sich die Tür hinter ihnen und sie atmete einmal kurz durch. "Und ich dachte schon du wärst in die Höhle des Löwen gerollt...", meinte Elena an Emil gewandt. Sicher, er hatte es nur gut gemeint... aber es hätte auch ganz anders ausgehen können, so dermaßen angefressen wie Blair auf dieses Thema reagiert hatte.


Unis Augen funkelten regelrecht als es diesen langen Fahrstuhl Schacht nach Unten ging, die Lichter welche immer wieder alles ausleuchteten ließen sie nur noch aufgeregter werden! Sie traf andere Leute... keine Wissenschaftler oder Dergleichen, nein. Richtige andere Leute!
Sie zupfte ab und an etwas an dem Rollkragen des schwarzen Pullovers welchen sie an hatte, sie hatte solche Kleidung zuvor noch nie getragen. Meistens trug sie weite Hosen und einfache Tops in einheitlichen Farben, oder einen Kittel wenn man sie untersucht hatte. Sie war so aufgeregt als man ihr richtige Kleidung geschenkt hatte, also so Anziehsachen welche normale Leute Draußen so trugen... und was sie noch aufregender fand... sie würde "Draußen" auch noch kennen lernen!
Ungeduldig wippte Uni so etwas hin und her. Sie hatte ganze zwei Koffer dabei, einen hatte man ihr gegeben mit allem Möglichen was sie brauchte zum anziehen, ein zweiter Koffer enthielt ihre Spielkonsolen, einen Laptop, ein Tablet und alles andere ohne das sie sich geweigert hätte ihr Zimmer überhaupt zu verlassen.
Schließlich wurde der Fahrstuhl langsamer und sie gelangte in einen Auffangbereich, umgehend schleppte sie ihre zwei Koffer zu dem Schalter und wurde dort kurz überprüft. Alles lief reibungslos ab und so kam sie in einen Dekontaminationsbereich, eine normale Person wäre wohl erschrocken als der Dekontaminationsprozess los schoss, aber Uni war diesen Vorgang gewohnt und es zog einfach in ihr vorbei.
Schließlich konnte sie passieren, in dem nächsten Bereich bekam sie jedoch erneut erst einmal große Augen. Offenbar waren schon Leute hier, naja... kein Wunder. Sie wusste, dass sie viel zu spät war, aber früher hatte man sie nicht gehen lassen. Man hatte sie noch von Oben bis Unten durch gecheckt und irgendeinen Chip unter ihrer Haut entfernt... warum auch immer. Naja, sie fragte schon lange nicht mehr nach.
Ohne weiter zu zögern, ging sie auf die beiden Personen zu welche dort standen, ihre Koffer zog sie dabei hinter sich her. "Hey! Ich entschuldige mich für die Verspätung, aber es ging wirklich nicht früher... anscheinend.", meinte sie bereits auf halbem Wege.
Also so in Echt hatte sie noch nie jemanden in einem Rollstuhl gesehen, es wunderte sie auch etwas. Das Mädchen welche bei ihm war, wirkte auch nicht unbedingt wie eine über drüber ober giga Agentin oder so... aber wie hatte sie mal gelernt? Man sollte nicht nach dem Äußeren gehen, böse Uni.
Schließlich erreichte sie die zwei und ließ ihre Koffer los. "Hallo, schön gleich so früh jemanden hier kennen zu lernen. Ich bin mir sicher wir werden uns alle ganz hervorragend verstehen. Oh, äh... ach. Da vergesse ich gleich wieder den für euch eher wichtigeren Teil. Ich bin Uni!", stellte sie sich gleich zu Beginn in einer Schleife brabbelnd vor und wollte einem der beiden ihre Hand reichen... nur zögerte sie kurz da sie nicht wusste wem. Der Dame oder dem Jungen im Rollstuhl...? Verflixte Kiste! So schob sie ihre Hand dann doch in die Richtung des Jungen.
Ihr strahlendes Lächeln hätte dabei wohl keine weitere Steigerungsform gehabt... höchstens eine Supernova...?

Letzten Endes hatte Dakota nichts mehr zum aktuellen Gespräch beizutragen. Das Essen war gegessen und somit war jeglicher Grund hier zu bleiben vernichtet. Obwohl das Thema - Essen - eigentlich gerade relativ spannend war. Nur leider fiel ihm nichts Schlaues ein, das er dazu hätte sagen sollen. Offenbar war die Russin sehr bewandert was Kochen und Essen anging. Das war ganz cool. Er kochte eigentlich auch sehr gerne. Vielleicht würde er sich eines Tages mit ihr darüber unterhalten. Nun aber hatte er wichtigeres zu tun.
Er erhob sich und ging schweigend aus dem Raum, wobei er gleich auf die Zimmer zuhielt. Dort standen die anderen beiden rum, die der ungesitteten Heilerin nachgerannt sind um deren Aufmerksamkeitsbedürfnis zu erfüllen. Und eine weitere Person, die sich gerade vorstellte. Wirklich überraschen tat Dakota das nicht aber er kümmerte sich auch nicht gross. Im Team würde es immer mal wieder Veränderungen geben, früher oder später, und keine von ihnen war es wert darüber nachzudenken.
Er ging in sein Zimmer, kam aber bald mit seinem Rucksack wieder raus. Er wusste, dass es grundsätzlich verboten war an Institutionen wie diesen irgendwas zu verändern oder selber zu bauen, doch der Reiz war trotz allem da. Er wollte testen wie sicher die Schlösser hier waren.
Gerade als er den Rucksack öffnete zögerte er. Wenn er das jetzt hier tat, dann würde er unvermittelt Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Man würde ihn womöglich darauf ansprechen was er hier tat, was ihn dazu zwingen würde zu reden. Ausserdem könnte es sein, dass einige denken würden, er täte es nur, um Aufmerksamkeit zu kriegen. Und damit hätte er sich auf das selbe Niveau hinuntergelassen wie die dumme Heilerin. Und das wollte er nicht.
Somit brachte er seinen Rucksack zurück in sein Zimmer, ohne den Inhalt zu Tage getragen oder gar benutzt zu haben. Die Schlösser würden schon halten. Und wenn schon, was zum Geier hatte er bei sich, das wertvoll genug für die anderen war?
Nichts. Sie waren ein Team. Er sollte aufhören so misstrauisch zu sein.
Er grinste leicht bei dem Gedanken, griff schliesslich nach seinen Kopfhörern und hörte ein wenig für sich Musik. Die Tür liess er halb offen stehen, falls irgendwer von den anderen auf soziale Interaktion mit ihm scharf war und was von ihm wollen würde.

Was passierte eigentlich, wenn man zwei Supernovas miteinander kombinierte? Na ja, Elena war kurz davor, genau das herauszufinden, denn Emils erster Impuls war es, die Freundlichkeit des aufregenden neuen Menschens mit gleicher Münze zurückzuzahlen und mindestens genauso strahlend zurückzulächeln. Unter anderen Umständen hätte er vielleicht misstrauisch darauf reagiert, dass plötzlich ein unangemeldetes weiteres Teammitglied bei ihnen aufgetaucht war, aber nach dem Fiasko mit Blair, die noch viel über emotionale Öffnung lernen musste, war er ganz froh um die netten Worte und die herzliche Begrüßung. Ganz begeistert davon, dass er endlich jemanden getroffen hatte, der nicht miesepetrig, tantrumwerfend oder anderweitig super ernst war, schüttelte er die Hand der jungen Dame. "Hallo Uni! Ich bin Emil! Wirst du uns auf unserer bisher noch obskuren Mission begleiten?"

Elena hatte die Augenbrauen etwas angehoben, der Neuankömmling war alles andere als gewöhnlich... Das bemerkte sie nicht nur an ihrem Verhalten. Schließlich nahm sie auch die Hand jener an, schüttelte jene kurz. Uni...? Das klang ganz nach der Kurzform von Etwas, wäre nur die Frage wovon. Aber da hätte sie jetzt wohl lange rumraten können...
"Elena... sehr erfreut.", stellte sie sich dann ebenfalls vor, zwar nicht einmal annähernd so voller Elan wie die Neue... oder wie Emil... aber zumindest.
Elena kniff dabei ein wenig genauer sie musternd die Augen zusammen, keine einzige Spur eines dunklen oder andersfarbigen Haaransatzes bei den schlohweißen Haaren... allgemein war ihr ganzes Auftreten und der Look seltsam.

Uni nickte einfach nur. "Es sieht wohl so aus, ich bin durchaus gespannt... Ich habe noch nie mit anderen Leuten in so einer Gruppe zusammen gearbeitet? Was macht ihr so? Sind noch andere da? Ich habe doch nichts Großes verpasst oder...?", fragte sie in einer Schnur.
Sie war gespannt mit wem sie es hier noch so zu tun hatte, noch mehr interessierte sie aber was sie als erstes machen würden. Hoffentlich hatte sie diese rühmliche Kennenlernrunde noch nicht verpasst... das hätte doch was.

Mit einer abwertenden Geste der Hand wehrte Jekaterina den Vorschlag vonseiten Daniels ab. Allerdings hatte sie dabei ein Grinsen im Gesicht, in das ein ganzer Kanal Scheiße reingepasst hätte. Immerhin hatte er (unwissentlich) den Namen ihres Restaurants in den Mund genommen. Natürlich war der Name damals mehr oder weniger eine Spontanentscheidung gewesen. Aber alle guten Namen waren bereits belegt gewesen und die Alternative zu Borschtsch hatte darin bestanden dem Beamten eine Nasenoperation per Cyberarm zukommen zu lassen.
"Besser. Laden heißt Borschtsch", antwortete sie schließlich und grinste noch ein wenig breiter: "Könnt gerne mal vorbei kommen. Essen geht aufs Haus."

"Oh, der Laden heißt so? Dann muss es gut sein!", sagte er mit einem Lachen und fügte dann hinzu: "Herzlichen Glückwunsch, Miss Ivanov, Sie haben es gerade an die Spitze der Liste von Leuten geschafft, die ich unbedingt heil wieder nach Hause bringen will." Er hob einen Finger und sagte dann mit ernster Stimme: "Faire Warnung, ich kann einen Haufen Essen. Besonders nach 'nem Einsatz. Feldrationen und beschossen werden ham' da so 'ne einzigartig appetitsteigernde Wirkung auf mich."
Die Aussicht auf gescheites, russisches Essen erfreute ihn sichtlich. "Werd' sicher nen Weg finden mich zu revanchieren," sagte er. "Wenn nich' im Einsatz, dann wann anders. Bin 'n ziemlich brauchbarer Mechaniker, wenn ich das so sagen darf."

"Na jaaa ..." Emil tippte mit dem Zeigefinger gegen sein Kinn, schürzte leicht die Lippen und legte den Kopf schief. "Wir haben gerade gegessen. Ich denke, dass noch ein paar im Esszimmer sind. Blair solltest du im Moment nicht stören, und ..." Er fuhr auch die anderen Finger seiner Hand aus und tat so, als würde er ein Geheimnis verraten, obwohl man ihn gut hören konnte. "Dakota ist gerade an uns vorbeigegangen und glaubte wohl, dass wir ihn nicht gesehen haben. Bisher sind alle sehr nett hier. Wenn du dich beeilst, bekommst du vielleicht sogar noch Abendessen!" Er grinste fröhlich vor sich hin. "Weißt du schon, wo dein Quartier ist? Kann ich dir irgendwie beim Einziehen helfen?"