Herz von Ranequia - MSG

Noch gerade als sie darüber hastig nachdachte was sie unternehmen könnte, wandte sich Sanel an sie... Auf seine Frage hin, nickte sie schließlich und blickte zu den noch im Gefahrenbereich befindlichen Menschen. Ein kurzes türkises Schimmern strich über ihre Augen während sie in den Verstand der Sterblichen eindrang, sie nach und nach sich alle sammeln ließ um sie dann geschlossen mit leerem Blick die Straße hinab in Sicherheit laufen zu lassen...
Nach diesem doch eher sehr befremdlich wirkenden Schauspiel, zog sich die Göttin aus den Köpfen der Bewohner erneut zurück. Eine gute Tat... auch wenn es für sie selbst eher ungewohnt war... sie hatte ja selbst nicht einmal daran gedacht.
Erneut haftete ihr Blick nun an Nartuuk... laut dem was dieses Ding bis jetzt gebrüllt hatte, schien es lediglich an ihm interessiert zu sein... doch wenn auch ihm etwas zustoßen würde wie Gizo, dann konnten Sanel und sie selbst auch ganz schnell in der Tinte sitzen. Von der kleinen Unsterblichen ganz zu schweigen...
Jene musste sich ohnehin irgendwo versteckt haben, zumindest konnte Medea sie auf die Schnelle nicht ausmachen.


Und erneut hob die Göttin der Asche lediglich ihre Schultern. Aber Milian hatte natürlich recht... dies war eines der Dinge über die sich Zurana die ganze Zeit über bereits Gedanken machte. Eine seltsame Zeit war dies... "Nun... als würde es so sein, dass irgendjemand oder etwas darauf bedacht ist, dass wir uns nicht langweilen. Aber um ehrlich zu sein, ich kann dir darauf keine plausible Erklärung bieten. Seltsam, seltsam... vielleicht Zufall... ja, eher Zufall... zu ruhig die letzte Zeit. Ungewohnt.", brabbelte sie zum Schluss ein wenig zu schnell werdend und zuckte mit ihrem Kopf ein wenig merkwürdig zur Seite. Im Anschluss schwieg sie aber... als wäre nichts gewesen...

Während Medea die Sterblichen in Sicherheit brachte - auch wenn Viola nicht sofort klar war, das es die Göttin der Mekellosigkeit war, die das tat - atmete das Mädchen auf. Sie hatte beschlossen, die Götter würden als Kolleteralschaden schon in Ordnung sein, immerhin starben sie nicht wirklich. Es täte ihr zwar Leid, aber wenn dafür dieses Ding aufhörte, ihr eigenes Leben in Gefahr zu bringen, war das wohl in Ordnung. Mal ganz davon ab, das sie damit verhinderte, das es weiter Nartuuks Stadt zerlegte. Mit etwas grimmigem Gesichtsausdruck trat sie hinter ihrer Deckung hervor und...
...überlegte erst einmal, was sie denn eigentlich erschaffen sollte, um dem Vieh den Gar aus zu machen. Es gab so viele Möglichkeiten, aber was davon wäre hilfreich? Ein Amboss vielleicht? Sie glaubte, das Gizo mal erwähnte hatte, das es nicht viel gab, was schwerer war. Und schwer auf Kopf war schon ziemlich vernichtend. Aber was, wenn sie verfehlte? Also etwas anderes, etwas großes und schweres! Sie lächelte, als ihr etwas einfiel.
Plötzlich materialisierte sich über dem Wesen ein Haus. Nun, von der größe her eher eine Hütte, aber aus Ziegeln gefertig. Einen Moment hing es dort, bevor die Schwerkraft davon Besitzt ergriff und es nach unten zog.

In erster Linie machte Nartuuk sich grosse Sorgen um sein Volk. Als er aber sah, dass sie weggelenkt wurden, konzentrierte er sich völlig auf das Ungetüm. Erde und Gestein türmte sich zu dessen Füssen auf, lange, spitze Dornen brachen aus dem Grund wie Speere, schlangen sich um Brust, Arme und Beine der Kreatur und stemmten sich knarrend und knarzend gegen es. Weitere Uhrsoldaten stampften heran, hoben ihre Arme und feuerten Kugelsalven ab. Zwei warfen sogar Bomben, die krachend Lücken in das Erdreich rissen.

Krachend stürzte das Haus auf die Kreatur, die ein schmerzverzerrtes Kreischen hören ließ, und ins Taumeln geriet. Eine Bombe riss gleich die ganze Flanke der Kreatur auf und setzte das Holz in Brand. Die Dornen umwickelten sie und mit einem kläglichen Laut brach die Kreatur zusammen. Eine weitere Bombe zerfetzte den hölzernen Rückenkamm des Wesens und sprengte hölzerne Splitter in alle Richtungen.
Das Licht schwand aus den Augen der Kreatur. Dennoch rumorte es tief in ihrem Leib und einige grünliche Säcke schoben sich an die Oberfläche. Erst als die Säcke Dornen ausfuhren, ging den umstehenden Personen die davon ausgehende Gefahr auf. Holz so hart wie Stahl bohrte sich in die Uhrwerksoldaten als die Säcke explodierten und ihre Ladung auf die Umgebung verteilten.

Verdammte Felswurmkacke! Gizo war grade noch rechtzeitig wieder angekommen, um einen Dorn in den Arm zu bekommen. Und hier hing grünlicher Nebel in der Luft. Davon ab stank es als hätte besagter Felswurm Durchfall gehabt.
"Noch jemand am Leben? Habt mir gar nichts überlassen, hm?"

Da war ein Haus, mitten in der Luft, mitten aus dem Nichts. Shera musste also noch irgendwo in der Nähe sein, gut.
Als die Bestie zu Boden ging, führte es in seinem Todeskampf noch einen letzten Angriff gegen die Götter aus. Scharfe, Spitze Geschosse flogen in alle Richtungen. Sanel riss die Arme vors Gesicht und in seiner Abwehrreaktion enstand eine Blase seiner Kräfte um ihn und sein nächstes Umfeld herum. Diese Blase war nicht sichtbar, aber sie machte sich sichtbar, indem sie alle Geschosse, die in sie eindrangen, verschluckte und zerfrass, ehe sie an ihre Ziel kommen konnte. Da Medea sich gleich neben ihm befand, wurde auch sie von den Dornen verschont. Erst, als das Wesen erschlaffte und verstummte, senkte Sanel wieder die Arme und musste feststellen, dass seine Kräfte nicht nur den Boden und das Material um ihn herum, sondern auch die zweite Leiche, die Gattin, unglaublich zerfressen hatte, dass sie kaum mehr erkennbar war. Aber es spielte ihm nicht einmal mehr eine Rolle für den Augenblick. Es war heute einfach zu viel passiert. Er wollte sich nur noch hinlegen und die Geschehnisse verdauen.


"Oh hm.. in Ordnung. Ein wenig Unterhaltung schadet nie", winkte Milian ab und hoffte, sie da auch wirklich richtig verstanden zu haben. Notfalls konnte er immer noch später einen anderen Gott fragen.
"Na ja. Wie auch immer. In dem Fall sehen wir uns ja bald wieder für die Lieferung, Zurana. War schön, wieder einmal mit dir zu sprechen und dich zu sehen."
Er drückte sie und vor allem auch ihre Brüste noch einmal schön, ehe er sich zum gehen abwandte.

Zu verblüfft davon, das sie offenbar nur das Ding und niemanden sonst getroffen hatte, bemerkte Viola zu spät, was das Wesen für den Fall seines Ablebens noch bereit hielt. Als sie es bemerkte, steckte bereits einer der Dornen in ihrem Bauch, ein weiterer hatte ihre Schulter als seinen neuen Aufenthaltsort ausgesucht. Überrascht starrte Viola die Dinger an. Und dann kam der Schmerz. Das Mädchen stöhnte auf und lehnte sie gegen den Steinstapel, hinter dem sie sich versteckt hatte. Was hatte sie das letzte mal solche Schmerzen ertragen? Ein Wimmern drang über ihre Lippen, als sie langsam am Stapel entlang zu Boden rutschte.

Das was da eben geschehen war... es war an einem verbleibenden, surrealen Gefühl wohl nicht mehr zu überbieten. Ein kleines Haus... mitten in der Luft... welches krachend von der Schwerkraft gepackt schließlich auf die Kreatur hinab sauste. Es krachte laut, Staub wurde umhergeschleudert...
Doch es schien eine Wirkung zu erzielen... und aus einem Reflex heraus hob sie ihre Arme vor ihr Gesicht als dieses Wesen im Sterben hölzerne Spitzen in der Gegend verteilte.
Sie wäre sich relativ sicher gewesen, dass ihr Anzug den Spitzen standgehalten hätte, doch wenn sie ihr Gesicht gestreift oder gar getroffen hätte... es hätte wohl ziemlich schmerzhaft geendet... oder auch in ihrem Ableben.
So blinzelte Medea nach kurzer Zeit und bemerkte, dass Sanel die gefährlichen Geschosse mit einer Barriere abwehren konnte... sie vergingen einfach... und auch wenn die Göttin der Makellosigkeit solch eine Fähigkeit noch so sehr verachtete, so musste sie nun dessen Nützlichkeit durchaus eingestehen.
Dankend nickte sie Sanel wortlos zu, bevor sie sich ein wenig umsah. Es waren große Schäden entstanden, die Zahl der Verletzten war wohl ebenso bedenklich... Zumindest Gizo war mittlerweile wieder zu ihnen zurückgekehrt. Der Goblin wirkte nach diesem Ereignis nicht gerade sonderlich beeindruckt... Medea selbst hätte dies wohl eher mitgenommen und auch belastet, sie war noch nie gestorben seit ihrer Unsterblichkeit, kannte sie doch lediglich die Sicherheit und Behaglichkeit ihres Reiches...
"Wo ist die Kleine...?", fragte sie schließlich und wandte sich an die anderen Unsterblichen.


"Wie immer war es dem Haus der Asche und auch mir eine besondere Ehre, Milian.", sprach sie daraufhin und senkte das Haupt ein wenig. Der Göttin der Asche drückte es schließlich jedoch ein wenig die Luft aus den Lungen, als der andere Unsterbliche sie ziemlich kräftig in die Arme schloss... es sah beinahe schon ein wenig ulkig aus...
So blickte sie Milian ein wenig kopfschüttelnd hinterher, blies sich aber dann mit einem anschließenden Schmunzeln eine Strähne aus dem Gesicht. Sie mochte Milian und seine irgendwie sehr befreiende und ungezwungene Art, auch wenn sie aus ihm und seinen Beweggründen oftmals nicht wirklich schlauer wurde.

Sanel liess sich erst auf die Knie, dann auf den Hintern fallen. Er fühlte sich auf einmal so erschöpft und ausgelaugt und gar nicht mehr voll mit Tatendrang. Das Gefühl verstärkte sich, als er erneut die Leiche bemerkte, die Leiche, die jetzt mehr wie von einem wilden Tier zerrissen und angefressen aussah, als vergiftet. Diese Tatsache half in keiner Weise, das jähe Loch in ihm zu stopfen, es riss es nur noch grösser.
Medea fragte nach der kleinen Shera. Doch er hatte sie seit dem Angriff nicht mehr gesehen. Das Haus war von ihr gewesen, also war sie wohl in einem sicheren Versteck? Er konnte es nicht abschätzen, zu viele Auren waren um ihn herum und drückten, er mochte gar nicht mehr darüber nachdenken. Nichts mehr tun. Nichts mehr. Nichts.

Dieses Gefühl welches sie vorhin gehabt hatte... mit der unsterblichen Präsenz am Herzen, da war es erneut gewesen. Irgendetwas stimmte nicht und das machte Zurana nervös... und zwar derartig, dass sie beschloss der Sache nachzugehen. So reiste sie umgehend über den Kristall in die Herzkammern und ging wachsam auf das Herz zu...
Es war etwas überraschend wen sie dort vorfand. Shera? Was machte sie denn hier...?
So blieb die Göttin der Asche einen Abstand haltend stehen und legte einen fragenden Gesichtsausdruck auf. "Viola...? Ich hatte es gespürt, dass sich irgendetwas hier regt. Ist... alles in Ordnung?"

"Ich kann Shera nicht finden. Ich glaube, sie ist beim Herzen", gab Gizo Meldung, der zu Sanel und Medea getreten war. Der Goblin besah sich die Nachwirkungen der Schlacht. Zwei gestorbene Götter, ein zerstörtes Haus, ein paar zerstörte Uhrwerksoldaten und eine ganze Menge Chaos waren das Endergebnis. Zu allem Überfluss löste sich die Kreatur langsam aber sich auf. Ranken verwelkten, das Holz zerbröselte zu feinem Staub und wurde vom Wind davongetragen.
"Nun schaut doch nicht so entsetzt. Immerhin habt ihr die Kreatur töten können, bevor sie noch mehr Schaden anrichten konnte."
Dies war Gizos neunundfünzigster Tod. Beim sechzigsten würde er eine Flasche Wein aufmachen. Wahrscheinlich würde er dann eine brauchen.

Ein weiteres Wimmern kam über Violas Lippen, nachdem sie am Herzen wieder aufgetaucht war, dann schlug sie die Augen auf. Der Schmerz war fort und sie erkannte, wo sie war. Und Zurana war da.
"Ich weiß nicht..." Sie sah sich etwas irritiert um. Die Kindgöttin konnte sich nicht erinnern, schon einmal gestorben zu sein. Aber es war nicht so schlimm, wie sie es sich vorgestellt hatte. Also, das tot sein. Immerhin erlöste es vom Schmerz und der war schrecklich gewesen.
"Ich bin wohl gestorben... Wir sind angegriffen worden von einem... Baum oder sowas. Ich glaube, es ist tot."
Sie sah zum Herzen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, was es wirklich hieß, unsterblich zu sein...

Nartuuk hatte sich mit einem Wall aus Erde vor den Dornen geschützt. Dennoch hatten zwei davon seinen linken Arm und die Hüfte aufgerissen. So ein Dreck!
Langsam trat er auf das zusammengebrochene wesen zu. Was hatte es hier gewollt? Warum hatte es einen Groll gegen ihn gehegt?
"Ich denke, damit hätten wir unseren Mörder...", meinte er. Nur, zu welchem Zweck? Ergab das überhaupt sind...?

Das Herz regte sich noch einmal. Ein einzelnes glühendes Ding löste sich davon und fiel auf den Fels der Höhle, wo es kleine Wurzeln in alle Richtungen streckte. In Rekordzeit wuchs dem Samen ein kleiner Setzling. Blütenblätter streckte sich von dem Stängel weg und formten eine blutrote Blume. Wie im Zeitraffer welkte die Blume dahin und zurück blieb eine wage humanoide Form. Dorn streckte sich und öffnete ihre drei Augen. Wo war sie? Ach ja, am Herzen, wieder einmal. Sie war gestorben. Wieder einmal. Inzwischen konnte sie sich nicht einmal mehr daran erinnern, wie oft das schon passiert war.
Nur langsam wurde sich die Göttin der Präsenz anderer Kreaturen um sie herum bewusst. Es musste sich um andere Götter handeln, da Dorn sie nicht spüren konnte, wie es bei anderen Lebewesen der Fall war. Alte Erinnerungen regten sich, aber kein Name verband sich mit den Gesichtern vor ihr. Instinktiv nahm Dorn eine Kampfhaltung ein. Als die Göttin sprach schwang in der Stimme das wütende Summen eines ganzen Bienenschwarms mit.
"Mmmmwas. Wwwas. Tut. Mmihr. Hier?"

Nartuuks Worte liessen Sanel wieder aufhorchen.
Täter? Die Dryade? Aber wieso hätte diese auf solch eine heimtükische Art und Weise an Gizo herankommen sollen, nur um die eigene Tarnung dann fallen zu lassen in einem selbstmörderischen Akt der Gewalt? Nein, nein das ergab für ihn keinen Sinn. Aber wahrscheinlich würde Nartuuk diese Gelegenheit ergreifen, um die Leichen doch bei sich zu behalten. Immerhin hatte er nicht sehr begeistert geklungen bei dem Vorschlag. Also gab es nur eine Möglichkeit..
Da von der Gattin nicht mehr viel übrig war, schleppte er sich zu dem Fürsten. Er merkte gar nicht, dass er sich auf Händen und Knien zu diesem fortbewegte. Ihm fehlte einfach die Energie, aufzustehen. Die Leiche war in eine gute Position gebracht worden, sie war unverletzt geblieben. Aber das würde sich jetzt leider ändern.
Kurz tastete er seine Kleidung nach einem Messer ab. Aber da war keines. Nur gerissener, löcheriger Stoff. Verdammt.
Ein knapper Seitenblick zu den anderen, dann richtete er die flache, ausgestreckte Hand gegen die Brust der Leiche. Schön senkrecht einen Finger nach dem anderen hinunter. Er zog mit der Hand eine Linie bis knapp zum Lendenbereich des Mannes. Seine Kräfte formten einen Schnitt, durch Kleidung und Fleisch hindurch, fast ein wenig zu tief. Aber genug tief, dass er etwas unerwartetes im Inneren erkennen konnte. Er griff hinein und zerrte es hinaus. Beinahe ein wenig ungläubig starrte er das sich windende Ding in seinen Fingern an, dann jedoch fiel Triumph in sein Gesicht. Es war nicht das, was er erwartet hatte. Er hatte nicht einmal erwartet, da so schnell überhaupt etwas zu finden. Aber das, was er da hatte, war bestimmt nicht von Dorn aus gekommen. Ihr war wohl schon seit einiger Zeit nicht mehr viel Gerissenheit zuzutrauen in ihrer unangebrachten Rachsucht. Und das hier war ein gut ein Meter langer, erstaunlich dicker Parasit, in einem gräulich fleischfarbenen Ton, der die inneren Bestandteile leicht durchscheinen liess, ohne Beine, ohne Augen, dafür mit einem kleinen Mund voller stachelartiger Zähne. Nicht gerade Dorns Methode, jemanden zu töten.


Milian war noch nicht weit, als ihm erneut eine enorme Vertrautheit durch den Körper ging. Diese seltsame Art von Gefühl, wenn jemand nahe und doch nicht nahe war. Da waren andere beim Herzen. Schon wieder? Das war nun aber wirklich, wirklich seltsam. Hatte Zurana ihn etwa ausgetrickst?
Er wollte es diesmal nicht auf Spekulationen beruhen lassen, weswegen er auch bald bei den drei Damen in der Kammer des Herzens stand. Zuranas Anwesenheit verwunderte ihn nicht einmal wirklich, es enttäuschte nur. Die kleine.. Viola war doch ihr Name gewesen oder so etwas, die war eine gute Bekannte der Täterin, das machte also auch Sinn. Aber das andere.. War das die Baumfrau? Eine der wenigen Gottheiten, der er lieber nicht zu nahe kam. Sie hatte sich ziemlich verändert seit damals. Und das nicht zum Guten.
"Also doch eine Feier und ich darf nichts davon wissen, pfs.."
Dachten wohl, er wäre nicht gut genug, weil er nicht offiziell zu ihrer Gruppe gehört hatte damals. Typisch.

Ein wenig stutzig beobachtete Medea die Szenerie welche Sanel ihnen nun bot... allein als er begann diese Leiche zu "bearbeiten" bekam sie ein mehr als mulmiges Gefühl.
Schließlich holte er aus dem zerschundenen Körper irgendein... Ding... hervor. War das eine Art Parasit...? Es sah jedoch ekelhaft aus und als sich auch noch zwischen dem Körper und diesem Vieh schleimige Fäden zogen, da musste Medea kurz würgen, sich umdrehen und sich die Hand vor den Mund halten.
Es gab wohl momentan keine Zelle in ihr welche nicht vollends von Ekel erfüllt war...
Sie schaffte es den Gedanken einigermaßen zu verdrängen, schluckte und wandte sich an Sanel ohne sich umzudrehen. "Kannst du dieses Ding bitte entsorgen...?", fragte sie den anderen Unsterblichen, sich stark darauf konzentrierend den Brechreiz zu unterdrücken.


Die Göttin der Asche war mehr als überrascht was hier am Herzen selbst geschah... man könnte nicht sagen, dass sie dies nicht besorgt hätte. Das Auftauchen von Milian ignorierte sie vorerst und so hob Zurana lediglich ihre Rechte, um dem Gott anzudeuten, dass er nun besser schweigen sollte.
Sie wusste wer gerade am Herzen wiedergeboren ward... Sie erinnerte sich gut an die Dryade welche sie einst begleitet hatte um die ihr nahestehende Natur zu bewahren... und dies tat sie nun als unsterbliche wohl immer noch...
Ein Gefühl welches Zurana durchaus nachvollziehen konnte, der gesamte Kult der Asche lebte schließlich im Einklang mit der Natur von Staubtal... auch wenn jene lediglich aus Asche, Gestein und heißen Quellen bestand.
So ging sie schließlich etwas näher auf die Dryade zu, bevor sie mit einem Abstand des Respektes erneut stehenblieb. "Was wir hier tun...? Dies kann ich dich ebenso gut fragen... Dorn...", meinte sie auf die Frage der Dryade hin.
Ja, sie erinnerte sich an ihren Namen... auch wenn ihre letzte Begegnung lange her war.

Irgendwie war Viola froh, das sich die Aufmerksamkeit der anderen von ihr auf Dorn verlagerte. Ihr war immernoch etwas mulmig zu Mute. Sollte sie nicht auch lieber zu den anderen zurück? Sie trat unelegant von einem Fuß auf den anderen, um ihre Unsicherheit zu überdecken. Was aber wohl genau das Gegenteil hervorrief.
"Ähm. Ja", murmelte sie. "Also... Vielleicht sollten wir Nartuuk, Medea, Sanel und Gizo auch her holen? Hier scheint einiges an Redebedarf zu bestehen...", schlug sie vor.

"Oh, ichmm wurde. Getötet?", summte Dorn mit einer gewissen Schärfe in der Stimme und deutete mit dem Daumen auf Viola: "Von. Mh. Ihrss. Umh gerecht szu sein. Die anderen habenm. Geholfen." Aus ihrer Maske wuchsen ein paar hölzerner Hörner, die auffällig denen der Kreatur von eben ähnelten. Aber Dorn stellte sich wieder recht entspannt hin und hob entwaffnend die Hände.
"Habe in der Villa. Etwass. Gefunden?", sprach die Göttin beinahe fragend. Wie sollte man das am besten ausdrücken? Es war so lange her, dass sie gesprochen hatte. Wütende Schreie und Brüllen zählten kaum. Und kaum jemand hatte sich die Mühe gemacht mit ihr zu sprechen, sah man einmal von Wimmern und Schmerzensschreien ab. Aus Dorns Armen wuchsen hölzerne Platten. Die Göttin schwankte ein wenig unter dem Gewicht, fing sich dann aber wieder.
"Etwass, mh. Unnatürlichess. Schlimher als. Gizso oder Nartuuuck. Habe. Mh. Ess getötet."
Die Beine der Göttin wurden merklich stärker als sich weitere Ranken hinein wanden.
"Sso viel. Zsorn. Mh. Sso viel Hasz."

"Wieso denn entsorgen? Das ist doch.. hochinteressant", entgegnete er und hielt das Ding weiter fest, nun mit beiden Händen, da es zu entflutschen drohte.
"Ich bin kein Spezialist auf dem Gebiet, aber das ist kein Parasit, der in dieser Gegend vorkommt.. Er muss irgendwie hergebracht wor-"
Als er noch einmal einen Blick auf das Ding warf, merkte er, dass es aufgehört hatte, sich zu winden. Seine Fähigkeiten hatten es umgebracht.
"Oh. oh."


Erst gehorchte Milian Zuranas Geste, aber als er dann Dorns Worte hörte, lachte er auf, unverholen ironisch, und trat näher.
"Ahaa. Ahaaa. Also jetzt wirklich. Was ist hier los? Nartuuk, Gizo, Sanel und sogar Medea?! Und dann hier auch noch die Dryade? Und ich werde nicht informiert? Das ist doch köstlich, wirklich, danke."
Was Dorn da weiter noch erzählte von unnatürlichen Dingen, von dem verstand er kein Wort. War schon schwer, die Worte der Dame überhaupt zu verstehen.

"Du bist wirklich widerlich, Sanel!", fluchte Nartuuk, als er sah, was der Gefiederte getan hatte.
"Man öffnet keine Leichen! Und schon gar nicht hier, einfach auf dem Bode, auf so unprofessionelle Art und Weise!"
Er war ziemlich entsetzt. Nicht nur wegen Sanel und seinem frechen Verhalten, sondern überhaupt dem ganzen Chaos, das hier veranstaltet worden war.
Warum suchten sich die anderen Götter ausgerechnet seine Stadt aus, um darin gegen ihre Langeweile zu kämpfen?
Und hatte sich Dorn hier verstecken können, ohne dass er es bemerkt hatte? Und nun widersetzte sich Sanel ihm auch noch einfach. Hier in seiner Stadt!
Was würde sein Volk von ihm denken?!

Viola legte den Kopf schief, als die anderen ihren Vorschlag einfach ignorierten und verschränkte beleidigt die Arme. Auf Milians Frage hin blinzelte sie ihn an.
"Also, eigentlich war das ganze hier Zufall. Ich war beim Herzen und Sanel ist dann auch her gekommen. Und dann ist Gizo hier widerauferstanden, weil er aus einem Hinterhalt herraus ermordet wurde. Und dann kam Zurana dazu. Und wir haben beschlossen, nochmal zu Nartuuk zu gehen, weil Gizo in seiner Stadt getötet wurde. Zurana ist dann nicht gekommen, dafür hat Sanel wohl Medea geholt und dann wurden wir angegriffen von... Wenn ich es richtig verstehe, von...Ihr da. " Sie deutete auf Dorn. "Wir haben sie getötet und mit einem letzten Angriff hat sie dann mich erwischt."
Sie schauderte bei dem Gedanken an den Schmerz. Doch er war vorbei, gehörte der Vergangenheit an. Immerhin war das Sterben schnell gegangen.

Sanel öffnete den Mund und sah von dem Parasit zu Nartuuk und zurück, ehe er sich auf die Stelle fokussierte, an der lediglich noch Trümmer und kaputte Erde von Dorns Leichnam erzählten.
"Mehr Zeit und Raum hätten die Professionalität bestimmt gesteigert, aber leider war beides kaum vorhanden, nehme ich an", entgegnete er letztendlich. "Davon abgesehen hängt Professionalität nicht von Mitteln und Umgebung ab, sondern der Weise, wie man damit umgeht."
Er streckte ihm den toten Parasiten entgegen.
"Das hier ist dein Mörder, nicht Dorn. Bitteschön."


Milian hörte zu, erst interessiert, dann wieder eher eingeschnappt in der Miene.
"Hm. Hört sich ziemlich intensiv an.. Zurana, wieso hast du mir das nicht erzählt? Es sind Leute gestorben und du hältst das für eine Banalität, die mich nichts angeht? Das ist gemein! Und du, du.. Baum! Wieso tötest du ein Kind, die tut doch niemandem was!"

"Und wer beweist mir, dass das der Mörder ist? Vielleicht ... keine Ahnung ..."
Er verwarf die Hände.
"Du kannst es nicht beweisen, oder? Du kannst es nicht! Ich bin mir sicher, dass sie es war! Es kann nur sie gewesen sein!"
Offensichtlich war er leicht aufgeregt.

"Wwarum vernichtet eine Lawwine ein Dorf, kleiner Mann?", gab Dorn zischend zur Antwort. Weinrote Dornen schoben sich aus ihren Schultern, während der Brustkorb noch ein wenig weiter wurde als vorhin schon. Knackend öffnete sich in der Maske ein Mund mit roten Dornen anstelle von Zähnen. Ein langer Dorn schob sich aus dem Handgelenk der Göttin, die diesen verträumt betrachtete.
"Wwarum brennt einz Feuer einen Wald nieder, kleiner Mmann? Wwarum tritt ein Flusz über die Ufer, kleiner Mmann? Mhmsz. Die Wwälderm leiden untersz euch und mheuresgleichenm. Werde nichtmh tatenlosz rumstehenm. Ausz dem Wegm, kleine Götter."


"Was bei allen sieben Niederhöllen ist das für eine Kreatur", fragte Gizo nach, der eine knubbelige Hand ausstreckte, um das Ding zu pieken. Es war anscheinend tot. Wie lange hatte das schon in diesen Leichen gesteckt? Und was hatte es dort getan. Waren es überhaupt Leichen gewesen als der Parasit in die bedauernswerten Menschen eingedrungen war? Uah, das war nun wirklich ein ekelhafter Gedanke.
"Es sieht ein wenig aus wie ein Felswurm, aber die Haut ist viel zu weich und es hat keine Grabwerkzeuge am Maul. Außerdem sind nicht einmal Felswurmlarven so klein. Dass du diese Biester hier gefunden hast, bedeutet nicht, dass Dorn unschuldig ist. Vergiss nicht, dass sie bereits vorhandene Tiere zu dem hier hätte machen können. Auch wenn ich den Grund dafür nicht erahnen kann."

Sanel sank ein wenig in sich zusammen und hielt den toten Parasiten nun in beiden Händen, wie ein Kuscheltier beinahe schon. Er richtete seinen blick auf den schleimigen kleinen Mund, um nicht Nartuuk ansehen zu müssen. Der sah nämlich gerade unglaublich furios aus und auf einmal wirkte seine vorherige Tat nicht mehr schlau und heroisch, sondern falsch.
"Ich finde es nur unglaubwürdig, dass jemand wie Dorn solch raffinierte Morde begeht, nur um dann.. hier und.. so. Ich will nicht ihre Intelligenz schlechtreden, aber.. hmmmm.."
Er schlug mit beiden Schwingen aus, halb aus Frust, halb als Warnung, um Distanz zu den anderen zu schaffen, auch wenn er dabei niemanden traf. Ein paar Federn stäubten umher, eindrucksvoll wirkte es aber nicht.
"Wenn es in den Körpern überleben konnte, dann ist es ein funktionierendes, angepasstes Parasitengeschöpf. Davon hatte ich früher schon einige, nie in der Grösse, aber um etwas zu erschaffen, das selbst menschlicher Magensäure widerstehen kann.. Ist Dorn zu so etwas wirklich in der Lage?"


"Erst einmal bin ich nicht klein und zweitens", räusperte sich Milian doch recht empört. Es war nur zu gut ersichtlich, dass er Dorns Angriff zuvor verpasst hatte, sonst hätte er sich wohl nicht so wagemutig gegen sie gestellt. So jedoch trat er vor sie und hielt ihr anklagend einen Zeigefinger vor die Maske.
"Zweitens kannst du Naturkatastrophen nicht mit dem Wirken von Menschen vergleichen. Auch wir leiden unter Katastrophen genauso wie deine kleinen Bäumlein und letztendlich sind wir doch alle von der einen Göttin geschaffen worden und darum hm.. gleichwertig? Oder willst du mir sagen, dass die Bäume wichtiger sind? Vor allem, weil sie damals so nützlich waren im Krieg, als wir unser Leben aufs Spiel setzen, um sie und alles drum herum zu retten!"

"Klein biszt du, kleiner Gott", zischte Dorn, die ihr Gegenüber inzwischen um zwei Köpfe überragte und auf allen vieren laufen musste, weil das Gewicht des zusätzlichen Holzes sie nach unten zog. Mit einer schaufelgroßen Hand schob sie den nervigen kleinen Gott beiseite. Hier am Herzen würde es nichts nützen einen von ihnen zu töten. Außerdem hatte sie Shera wirklich nicht töten wollen.
"Mh. Ich bin einemh Lawine. Das Herz war nur der erszte Stein, der den Abhang hinunterm rollt. Der Anstoßz. Ich bin eine mNaturgewalt. Niemand fragt ,mh, Gizo warumm er schmiedet. Niemand fragtsz Nartuuk, warum er Uhren mag. Und niemand! Fragt! Mich! Warum! Ich! Den! Wandel! Bringe!"
Die Göttin sah inzwischen beinahe wieder so aus wie zum Zeitpunkt ihres Angriffes gegen die Götter. Mit einem Schnauben wandte sie sich in Richtung des Schreinraums.