[MSG] Die Welt Lonais

Als Ariena erwachte war sie zunächst verwirrt. Was war eben passiert, was hatte sie geweckt. Sie blickte kurz zu Kovu, doch dieser Schlief friedlich. Sie tastete ihren Körper ab, aber auch da war alles in Ordnung. Sie wollte sich wieder hinlegen und weiterschlafen, doch sie fand keine ruhe, sie war innerlich auf merkwürdige Art und weise aufgewühlt, sodass sie nicht mehr schlafen konnte. Sie konnte es nicht begreifen oder erklären, doch sie musste diesem Gefühl folgen, wohin es sie auch führen möge. Schnell und lautlos zog sie sich an und verlies das Zimmer auf leisen Pfoten, folgte ihrem Gefühl, das sie zu einem Zimmer führte. Sie zögerte kurz, doch dann siegte ihr drang dieses Gefühl zu erkunden, wohin es auch führte. Sie klopfte an, erst zögerlich, doch dann bestimmter.

Jitaj hatte schon immer einen leichten Schlaf gehabt. Sie war schon immer schnell aufgewacht. Wahrscheinlich, weil jedes nächtliche Geräusch sie neugierig werden ließ. Und auch ein bisschen ängstlich. In jedem Fall bekam sie es mit. Und so war es wenig verwunderlich, dass sie auch jetzt aufwachte, als ein leises Klopfen an der Zimmertür erklang. Schlaftrunken richtete sie sich ein wenig auf ihrer Matraze auf, stützte sich auf die Ellbogen während sie den Blick zur Tür richtete. "Wer... wer is' da?", nuschelte sie verschlafen. Weniger Verärgerung als vielmehr Neugierde flammte in ihr auf. Wer würde sie mitten in der Nacht stören? War das nicht eher ungewöhnlich? Es würde doch wohl nichts passiert sein? Die Gestalten in der finsteren Ecke des Zimmers bemerkte sie nicht.

"Mein Name ist Ariena.." kam es gedämpft durch die Türe. "Ich... bitte öffnet die Türe, es ist sehr wichtig..." Ihre stimme wirkte am anfang noch sicher wurde dann aber zögerlich. Was war den so wichtig.. wie sollte sie das der Person im Zimmer erklären wenn sie es sich nichteinmal selber erklären konnte? und einfach so würde man ihr die Türe vermutlich nicht öffnen... doch dieses Gefühl war immernoch da, und es schien sogar noch stärker zu werden.. unaufhörlich bohrte dieses Gefühl in ihr, dieses Zimmer zu betreten.

Obwohl Jitais Worte leise gewesen waren, hatte sie Ras damit aufgeweckt. Doch der schenkte dem Klopfen an der Tür nur sehr kurzfristig Aufmerksamkeit; diese wurde sogleich von den vier Gestalten in der hinteren Ecke des Raumes abgelenkt, die allesamt ungewöhnlicher kaum sein konnten.
Er wußte nicht, wer sie waren oder was sie hier wollten. Aber er wußte, daß er etwas gegen unangemeldete Besucher hatten, die sich einfach des Nachts in sein Zimmer schlichen. Daher war es auch nicht weiter verwunderlich, daß er in Kampfhaltung ging, seine Äxte zückte und die Fremden drohend an knurrte.

Bevor die Sterblichen der Aufforderung Arienas, die Tür zu öffnen, nachkommen konnten - Ras schient sich nicht einmal um die Chatagara und ihr Anliegen zu kümmern - übernahm Kitsera dies mit einem kleinen Zauber. Die Tür öffnete sich und mit einem kleinen magischen Stups und geleitet durch den Zauber der hohen Herrin, kam Ariena in das Zimmer, bevor die Tür wieder verschlossen wurde. Nun erst trat Kitsera einen Schritt vor, bevor sie in allen vier Ecken des Zimmers ein kleines, helles Licht aufleuchten ließ. Dann legte sie ihre Kapuze, die sie wieder aufgesetzt hatte, ab. Ihr weißes Kopffell schien, bestrahlt durch die vier Lichter, zu leuchten.
"Fürchtet Euch nicht, denn WIR sind da", sagte Kitsera mit milder, friedlicher, Stimme, doch gleichzeitig klang sie wie eine Gebieterin, die keinerlei Widerspruch duldet. "Wir haben Euch auserkoren, diese Welt von den Sarvelgern zu befreien. Es ist Eure Bestimmung, einen Widerstand um Euch zu scharren, der Eure Feinde vernichten wird. Doch seid unbesorgt, denn WIR stehen hinter Euch."
Ihr Blick huschte über die Gesichter der drei Lonaiser, gütig, liebevoll, doch zugleich mit einer Festigkeit, die besagte, das ihr Entschluss fest stand, das sie sich nicht von ihrem Plan abbringen lassen würde, ohne vorher einen erbitterten Kampf zu führen - wenn auch dieser Kampf nur verbal ausgetragen werden würde.

Erst Ras' Reaktion lenkte auch Jitajs Aufmerksamkeit auf die vier unangemeldeten Besucher in ihrem Zimmer und als mit einem mal die Lichter aufflammten sah sie auch deren vollkommen unvertraute Gestalten. Furcht erfüllte sie mit einem mal, traf sie wie ein Blitzschlag. Was waren das für Kreaturen? Soetwas hatte sie noch nie auf Lonais gesehen. Die Worte der Anführerin der Gruppe drangen kaum bis zu Jitaj durch, zu tief saß der Schock, die Furcht. Ganz unbewusst war sie auf ihrer Matraze so weit wie möglich von den vieren fort gerutscht. Sie verstand nicht wirklich, was die Fuchsfrau von ihnen wollte. Sie wollte es gar nicht verstehen. Eine ganz andere Frage war ihr in diesem Moment sehr viel wichtiger als die, warum diese Gestalten sie aufgesucht hatten. "Wer bei allen Ahnengeistern seid ihr?"

Ariena war völlig verwirrt als sie, wie von Geisterhand gestossen, im Zimmer landete und sich die urheberin dieses Zaubers kuez darauf zeigte. Ariena wich erschrocken zurück, solche Wesen hatte sie noch nie gesehen, bis die Türe ihr den weg versperrte. Es dauerte einen moment bis sie ihren ersten schock überwunden hatte und sich etwas beruhigte. Danach musterte die Kitsera und langsam schien bei ihr der Groschen zu fallen, was sie aber gleichzeitig wieder unruhig werden lies. "Ihr... seit ihr etwa... aber das kann nicht sein... das ist unmöglich...."

Kurama musste sich zusammenreißen, um nicht in Lachen auszubrechen. "Wie kommt es eigentlich, dass so gut wie jeder anfangs immer dieselbe Frage stellt?" Murmelte er halblaut zu Kitsera, während seine Schwänze hin und her zuckten. "Ihr müsst keine Angst vor uns haben, denn wir werden euch keinerlei Schaden zufügen." wiederholte er nochmals die Worte der hohen Herrin, auch wenn Worte allein nicht reichen würden, um die Sterblichen zu beruhigen. "Wir vier sind diejenigen, die diese Welt erschaffen haben. Wir sind die Götter dieser Welt, die hohen Herren...und wir haben euch ausgewählt, um diese Welt vor den Sarvelgern zu retten."

Auf Kuramas Worte hin senkte Ras seine Waffen, doch er steckte sie nicht weg. Feindselig, ja, fast schon haßerfüllt starrte er die hohen Herren der Reihe nach an.
"Ihr habt uns auserwählt?" knurrte er aggressiv. "Wir sollen tun, was ihr nicht tun wollt? Wenn ihr wirklich die Schöpfer dieser Welt seid - warum verjagt ihr die Sarvelger nicht selbst? Oder seid ihr vielleicht zu schwach dazu`?" fügte er giftig hinzu.

Kitsera fixierte Ras mit einem freundlichen Blick, ein mildes, mitfühlendes Lächeln legte sich auf ihr Gesicht.
"Wir sind durchaus in der Lage, die Sarvelger zu vernichten. Doch daraus lernt ihr lediglich, das wir immer dafür Sorgen, das Euch kein Unglück geschieht. Wir sind mächtig, aber nicht allmächtig. Irgendwann ist auch unsere Macht erschöpft. Ihr müsst lernen, vorsichtig zu sein. Und das alles einen Preis hat."

"Aber was sollen wir denn gegen die Sarvelger machen können?", warf nun auch Jitaj ein. Sie klang besorgt, furchterfüllt fast. Die Aussicht, dass Lonais von den Fremden gesäubert werden sollte war zwar verlockend, doch der Schrecken der Vorstellung, gegen diesen übermächtigen Feind kämpfen zu müssen, überwog in der jungen Madrai ungemein. "Die sind viel mehr als wir und die haben Waffen und Rüstungen und sind Kämpfer. Was können wir schon ausrichten? Und überhaupt... warum wir? Ras und ich sind doch fast noch Kinder! Wenn ihr die Macht habt uns zu befreien, warum müssen wir es dann tun? Wir haben diese Macht nicht. Wir können nichts tun..."

Kitsera sah nun zu der jungen Madrai.
"Zehn Jahre reichen also aus, das die stolzen Völker von Lonais vergessen, das auch sie einmal Kämpfer waren? Jitaj, meine Tochter. Ihr mögt jung sein, doch tragt ihr genau deswegen die Hoffnung in euch, die diese Welt so dringend braucht. Sammelt die Völker, vereint sie unter eurer Flagge und zieht gegen die Sarvelger ins Feld. Sie werden nicht mehr sein als ihr, dafür werden wir sorgen. Alle Völker dieser Welt vereint gegen den Feind, ist ihm überlegen. Ihr habt die Macht, die Sarvelger aus dieser Welt zu entfernen."
Langsam schritt sie auf Jitaj zu, schien fast zu schweben und blieb am Bettrand stehen, ein besänftigendes Lächeln auf den Fuchslippen.
"Die Völker haben die Macht, eine Rebellion zu gewinnen. Sie haben den Ausdauer, diesen Kampf zu gewinnen. Sie haben die Weisheit, einen solchen Fehler nicht noch einmal zu begehen. Sie brauchen uns nicht. Das Einzige, was sie brauchen, sind die, die den ersten Schritt machen. Sehet das Unrecht, das die Sarvelger den Völkern bringen. Sehet den Reichtum der Fremden und die Armut der Freunde. Erhebt Euch, zieht Eure Waffen und zeigt den Sarvelgern, das ihr die Macht besitzt, ohne eure Götter eure Welt zu befreien."

Die Worte der Hohen Herrin waren beeindruckend und aufrüttelnd und für einen herzschlag ließ Jitaj sich tatsächlich von ihnen mitreissen. Dann jedoch schüttelte sie langsam den Kopf. "Ich habe keine Flagge und keine Macht...", erklärte sie und Traurigkeit schwang dabei in ihrer Stimme mit, "Ich sehe, dass wir gegen die Fremden kämpfen müssen, aber ich bin keine Kämpferin. Und schon gar keine Anführerin! Ich bin noch ein Kind! Wer sollte mir schon folgen? Nicht mal mein eigenes Rudel würde sich von mir zu etwas überreden lassen. Wie soll ich da unter all den Unbekannten hier in der Stadt eine Rebellion starten? Wie soll ich meine Hoffnung unter das Volk bringen? Ich kann das nicht..." Sie hielt inne, blickte zu der Göttin auf, sah ihr fest in die Augen. "Ich bin die Falsche für euer Ansinnen. Fragt die Rudelführer, die Könige und Fürsten der Völker. Sie können Krieg gegen die Fremden führen. Aber ich bin nur eine einfache Adeptin..."

"Du bist nicht alleine, mein Kind. Wir erwarten nicht, das du alleine die Macht hast, diese Welt zu befreien."
Sie trat einen Schritt zurück und deutete auf Ariena und Ras.
"Sie werden dir helfen und du wirst ihnen helfen. Du, Jitaj, hast die Macht, die Völker zu verbinden. Sie werden die Völker in den Kampf führen. Gemeinsam werdet ihr das Ziel erreichen. Gemeinsam, Jitaj, werdet ihr die Helden dieser Welt werden, jene, die dafür gekämpft haben, das die Sarvelger aus dieser Welt vertrieben werden. Kämpfe für eine Einheit der Völker. Kämpfe gegen die Unterdrückung an. Verliere nicht den Mut, meine Tochter, dann wirst du sehen, welche Mächte in dir schlummern."

Ariena hatte ersteinmal nur zugehört, sie musste diesen brocken an ereignissen und informationen ersteinmal richtig verdauen.
Sie kannten den Glauben an die Götter und auch einige ihrer Legenden, doch das sie sich gezielt Lonaiser gezeigt hatten um sie auszuwählen, eine solche erzählung viel ihr so spontan nicht ein.
"Warum habt ihr uns ausgesucht? Versteht mich nicht falsch, nur zu gerne würde ich unsere Welt von den Sarvelger befreit sehen, ich währe scherlich bereit gewesen bei einer Rebellion dafür mitzukämpfen... doch eine anzuführen ist eine ganz andere sache.... ich weis nicht ob ich das zeug dazu habe..." Vermutlich würden die Götter nun von ihr enttäuscht sein, doch Ariena hatte das gefühl vor einer gigantischen Schlucht zu stehen und das man nun von ihr verlangte sie mit einem sprung zu überqueren...

Kitsera wandte sich von der jungen Madrai ab und der Chatagara zu. Mit ihrem fast schwebenden Gang durchquerte sie abermals den Raum und blieb vor Ariena stehen.
"Glaubst du, wir hätten euch ausgesucht, wenn wir nicht sicher wären, das ihr das schafft? Ihr drei seid sehr unterschiedlich, aber ihr alle habt den Mut und den Willen, das Unrecht dieser Welt zu beseitigen. Ihr wusstest es bisher nur nicht. Hab Vertrauen in deine Götter, Ariena. Habe Vertrauen in UNS. Ihr seid das, was diese Welt nun braucht. Ihr seid jung und voller Elan. Ihr habt noch den Glauben an das gute Ende, das vielen Alten abhanden kommt."

Ras war noch lange nicht von der Aufrichtigkeit der Götter überzeugt. "Weshalb sollten wir EUCH denn vertrauen?!" spie er aus. Zornig funkelte er Kitsera an. "Ihr habt bisher nichts für uns getan, weshalb sollten wir euch glauben, daß ihr jetzt etwas tun wollt? Wenn ihr es ehrlich meint, dann beweist es! Zeigt uns, daß ihr unser Vertrauen wert seid!"

"Beweisen?"
Kitsera wandte sich Ras zu. Selbst wenn sie Jitaj und Ariena nun überzeugt hatte... Ras würde der schwerste sein. Sie betete - einmal war auch sie sterblich gewesen und irgendetwas hatte sie zu dem gemacht, das sie war, also musste es eine höhere Macht geben als die ihre - dass es ihr gelingen würde, Ras zu überzeugen und seinen Hass, wenn schon nicht zu vernichten, so doch zumindest soweit abzuschwächen, das er bereit war, in ihrem Namen die Rebellion zu beginnen.
"Sag mir, wie ich es dir beweisen soll, mein Sohn und ich werde es tun."

Noch immer war Jitaj wenig gewillt, sich von Kitseras Worten überzeugen zu lassen. So sehr diese auch betonte, dass sie und die übrigen Götter größtes Vertrauen hatten - sie selbst, Jitaj, hielt sich für die denkbar schlechteste Wahl, die man hätte treffen können. Wer war sie, dass man ihr eine göttliche Aufgabe auferlegte? Und wie um alles in der Welt sollte sie diese erfüllen? Wie sollte sie eine Revolution lostreten? Sie wollte eben den Mund öffnen, wollte ihre Bedenken vorbringen, da schaltete sich Ras - ungewohnt scharf - ebenfalls ein. Das fand Jitaj nun auch nicht in Ordnung. Sie hatte nicht erwartet, dass Ras über diesen ungewollten Auftrag glücklicher sein würde als sie selbst, aber das hier waren immerhin die Götter! Sie hatten ein wenig mehr Respekt verdient als der junge Krieger da an den Tag legte. Jitaj fühlte den Drang, sich vermittelnd einzuschalten, doch zugleich fürchtete sie, Ras damit gegen sich aufzubringen. Oder Sera. Beides wäre ihr mehr als arg gewesen. Sie entschied sich also nachdem sie eine Weile lang nur unschlüssig hin und her geblickt hatte, dass es am besten wäre, einfach ein anderes Thema anzuschneiden, abzulenken.
"Warum wir?", wandte sie sich unvermittelt an die Göttin, "Warum ist eure Wahl auf uns gefallen? Was zeichnet uns unter all den Bewohnern dieser Welt aus?"

Ras dachte kurz nach, und dann fiel ihm wieder der Elf ein, den sie heute auf der Straße gesehen hatten. Der Rüstung und dem Umstand nach, daß er beritten gewesen war, mußte es sich dabei um einen Offizier gehandelt haben, doch sicherlich nicht um den hochrangigsten aller Sarvelger. Dennoch erschien er ihm in diesem Moment wie das Sinnbild der sarvelgischen Arroganz - ein Symbol, das all die Wut des jungen Madrai auf sich zog.
"Wir sind heute auf der Straße einem berittenen Elfen begegnet, der unseren Landsleuten nur Verachtung entgegen brachte. Laßt sie ihn selbst erfahren! Bringt ihn hierher und laßt ihn büßen für all das, was seine Leute den unseren angetan haben! Wenn ihr wirklich die Götter seid, sollte euch das doch nicht schwer fallen, oder?" Das letzte Wort hatte er in einem gefährlich lauernden Ton ausgesprochen, und nun sah er Kitsera abwartend an.

Kurama hatte die Konversation bis jetzt schweigend verfolgt. Die drei Lonaisaner hatten offensichtlich etwas dagegen, dass sie ausgewählt wurden, fast wie er erwartet hatte. Die Überzeugungsarbeit überlies er Kitsera, da diese darin besser war als er und es außerdem ihr Vorschlag war, diese drei auszuwählen. Erst als Ras einen Beweis forderte horchte er wieder auf und sah den Madrai an. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, dass noch breiter wurde, als die hohe Herrin einige Sekunden lang nichts mehr sagte. Er konnte sich vorstellen, dass sie mit sich rang. Zum einen wollte sie die drei für die Rebellion gewinnen, zum anderen jedoch wollte sie nicht so stark in die Welt eingreifen, was bei Ras Bitte aber unerlässlich war. So trat er einige Schritte in den Raum hinein und sah den Madrai einen langen Augenblick lang an, bevor er nickte. "Ich werde deinem Wunsch nachkommen. Aber sei dir bewusst, dass dies ein einmalig Dienst ist. Wir werden euch nicht jede kleine Bitte erfüllen." Mit diesen Worten löste er sich auf und verschwand.
Einige Minuten später tauchte ein geisterhafter Schemen in Kuramas Gestalt auf. "Ich hab ihn gefunden." teilte er Ras mit, bevor ein Lichtblitz den Raum erhellte und man einen dumpfen Aufschlag hören konnte. Auf dem Boden lag der geforderte Elf, stocksteif wie ein Brett und bewegte panisch die Augen. "Was willst du jetzt mit ihm machen?" wollte der hohe Herr neugierig wissen.

Caligo hielt sich während des ganzen Geredes im Hintergrund und betrachtete die Sterblichen genau. Er hatte Kitsera seine Unterstützung zu gesichert und würde keinen Zweifel zeigen, genau aus diesen Grund war er froh das sein Gesicht keine Mimik zu ließ und somit seinen Zweifel widerspiegeln könnte. Natürlich sollten die Sterblichen ihre Welt wieder befreien und doch hatte er Zweifel das sie es schaffen konnten. Sie erinnerten ihm nicht mehr an die Sterblichen die er einst mit den anderen Hohen Herren erschuf und genau das lies in ihm Zweifel aufkeimen. Einst hatte er sie mit Stolz seine Kinder genannt und sich auch hin und wieder auf der Sterblichen Ebene gezeigt, doch das war schon ewig vorbei und nun lies Ras feindseliges Verhalten sogar misstrauen in Caligo aufflammen.
Sein Blick war weiterhin auf die Sterblichen gerichtet und er hätte beinahe leise geseufzt als der Sterbliche Beweise verlangte. Kitsera ging am Anfang sogar darauf ein und Kurama erfüllte am Schluss den Wunsch von Ras. Am Ende musterte Caligo den Elfen und hätte gelächelt, wenn er dazu in der Lage war. Mit etwas Glück würde die Seele des Elfen bald ins Jenseits übergehen.

Jitaj stieß einen spitzen Schrei aus als mit einem mal der Elf wie aus dem nichts erschien. Ganz instinktiv wich sie so weit wie nur irgend möglich zurück, presste sich an die Wand, die Augen vor Schreck weit aufgerissen. Das war nicht gut! Das war überhaupt nicht gut! Natürlich wusste sie, was Ras mit dem Elfen tun würde. Was er tun musste. Er hatte ja gar keine Wahl. Der Elf hatte sie gesehen, er hatte die Götter gesehen. Sie konnten ihn nicht laufen lassen. Wenn er am Leben blieb, dann würde er zurück kommen, eine ganze Kompanie Bewaffneter auf seinen Fersen. Er würde sie alle festnehmen lassen und dann grausame Dinge mit ihnen tun. Ras musste den Elfen töten! Was er gesehen hatte durfte diesen Raum nicht verlassen. Aber wenn Ras den Elfen töten würde, dann würden die Fremden mit Sicherheit Rache wollen. Vielleicht nicht unbedingt an ihnen - sie würden wohl kaum wissen, wer für den Tod des Elfen verantwortlich war. Aber an den Völkern von Lonais. Die armen, geknechteten Bewohner dieser Stadt würden unter der Vergeltung der Fremden zu leiden haben. Und was dann?
Im Grunde hatte Ras mit seiner Forderung an die Götter deren Wunsch bereits erfüllt: er hatte die Revolution ins Rollen gebracht. Es würde Kämpfe geben, blutige Kämpfe. Und sie wären mitten drin. Sie würden nur die Wahl zwischen Kämpfen und Sterben haben. Jitaj wollte nicht kämpfen, aber noch weniger wollte sie sterben. Sie wollte doch einfach nur in Frieden weiter leben. Die Erkenntnis, dass ihr bisheriges Leben mit diesem Augenblick vorbei war, traf sie wie ein Schlag in die Magengrube. Sie spürte Zorn in sich aufsteigen, Zorn auf die Götter, die ihr das angetan hatten. Aber noch stärker fühlte sie die Angst. Jitaj konnte die Tränen nicht mehr zurück halten. Lautlos begann sie zu weinen.

Er riß erstaunt die Augen auf, als er den Elfen vor sich erscheinen sah. Im Grunde hatte er kaum damit gerechnet, doch nun war er tatsächlich hier! Einen Moment lang zeigte Ras' Gesicht Unsicherheit, dann jedoch hämische Vorfreude. Er zog eine Axt und hielt sie drohend über das Gesicht des Elfen.
Plötzlich hielt er inne und sah den Sarvelger nachdenklich an. Dann blickte er zu Kurama auf, einen verschlagenen Blick aufsetzend. "Könnt ihr... seinen Geist verändern? Ihn dazu bringen, Dinge zu tun?"

Ariena war hin und her gerissen, dennoch auf eine solche forderung wie sie der Madrai gestellt hatte währe sie nicht gekommen. Klar der Elf war ihr in erinnerung geblieben und auch ihrer meinung nach hatte er strafe verdient, doch dies von den Göttern zu verlangen. Aber es erschien ihr nicht richtig den Elfen einfach so hinzurichten.... Wenn die Götter über ihn urteilen würden würde sie es akzeptieren, doch bis jetzt war es nur der wunsch von Ras... dem wunsch nach Rache.... Doch wenn sie nun wieder anfingen so zu handeln dann würden sie den Teufelskreis, den die Lonaisianer einst gestartet hatten von neuem beginnen.
Als Jita anfing zu weinen lies sich Ariena auf die knie sinken, nahm die junge Madrai in den Arm und drückte sie sanft ansich. "genug jetzt es reicht... ich bin auch der meinung das der Elf eine strafe verdient hat für sein verhalten, aber wenn wir ihn einfach so hinrichten sind wir doch nicht besser als die Sarvelger.... ich will unsere Welt von ihnen befreit sehen und sie für ihre taten bestrafen, doch nicht zu diesem Preis... wir dürfen nicht vergessen das wir anfangs auch falsch gehandelt haben. blinde Wut und Rache dürfen wir uns nicht hingeben, das ist meiner meinung nach nicht der richtige weg."