[MSG] Die Welt Lonais

Am nächsten Morgen wartete Ariena, wie angekündigt, unten in der Taverne auf Ras und Jitaj. Kovu sass neben seiner Schwester und hörte aufmerksam zu, während sie ihm schilderte was in der nacht vorgefallen war. Obwohl die Taverne um diese Zeit noch recht leer war, hatte sich Ariena eine stille ecke ausgesucht, den sie wollte nicht das irgendjemand zuhörte. Sie hatte nicht vor jedem auf die Nase zu binden was wirklich passiert war, aber Kovu war immerhin ihr Bruder und ihn wollte sie nicht belügen, genau so wenig wie ihre Familie, doch ob sie überhaupt zu ihrer Sippe zurrückkehrte hing nun von Jitaj und Ras ab. Würden sie nicht mitmachen würde sie bei ihrerm eigenen Stamm anfangen leute zu suchen, falls doch, würde sie die beiden begleiten. Während Kovu monierte wie sehr er seine Schwester beneidete, blickte diese sich in der Taverne um, aber von Jitaj und Ras war noch nichts zu sehen.

Es dauerte lange bis Jitaj in dieser Nacht Schlaf fand und als sie am nächsten Morgen dennoch beim ersten Tageslicht erwachte fühlte sie sich wie gerädert. Die Müdigkeit steckte ihr noch in sämtlichen Gliedern, doch an ein Weiterschlafen war nicht zu denken. Jitaj wusste genau, dass sie keinen Schlaf mehr finden würde. Sie fand nie Schlaf wenn es hell war. Und sie war es ihr Leben lang gewöhnt, früh auf die Beine zu kommen. Im Rudel nutzte man die Zeit, in der die Sonne schien. Fackeln waren aufwendig herzustellen und an Kerzen oder Lampenöl war gar nicht zu denken. In diesem Moment wünschte sie dennoch, einfach noch einmal die Augen schließen und sich eine weitere Stunde Schlaf gönnen zu können. Doch daran war nicht zu denken. Wenn es nicht ihr Tagesrhythmus gewesen wäre, der sie wach gehalten hätte, die Erinnerungen an den Vorabend - der Gedanke, dass es möglicherweise nur ein böser Traum gewesen sein mochte, kam ihr nicht einmal - hätten es allemal zustande gebracht. Sie waren im Moment ihres Erwachens augenblicklich wieder präsent.
Dennoch unwillig aufzustehen wandte sie sich mit geschlossenen Augen auf ihrer Matraze in die Riichtung, in der Ras liegen musste. War er schon wach? Es wäre einfach es heraus zu finden, doch im Moment konnte Jitaj die Überwindung nicht aufbringen, die Augen zu öffnen. Hören konnte sie jedenfalls nichts. Schlief Ras noch? Oder lag er genauso wach wie sie? "Ras?", flüsterte sie leise, tastend.

Tatsächlich war Ras bereits eine ganze Zeit wach; er hatte in dieser Nacht kaum Schlaf finden können. Er lag auch nicht, sondern saß aufrecht da, mit verschränkten Armen, vornübergebeugt, und grübelte über die Aufgabe nach, die ihnen gestellt worden war. Als er nun seinen geflüsterten Namen von Jitai hörte, schreckte er hoch, sah sie aber nicht an.
"Was ist los?" fragte er leise, tonlos.

Jetzt endlich überwand Jitaj sich dazu, ihre Augen zu öffnen und sich ein wenig schwerfällig auf ihrer Strohmatte aufzurichten. "Wollte nur schauen, ob du schon wach bist...", antwortete sie nuschelnd und schälte sich ungelenk unter der Decke hervor. Der jungen Madrai war anzusehen, dass sie schlecht geschlafen hatte. Sie wirkte zerzaust, zerknittert und verstruwwelt und in ihren Augen lag noch deutlich die Müdigkeit. Mit tapsigen Schritten näherte sie sich der Waschschüssel und benetzte ihr Gesicht mit dem abgestandenen, längst auf Zimmertemperatur gekommenen und so wenig erfrischenden Wasser und richtete dann, nur unwesentlich lebendiger wirkend, ihre Kleidung.
"Ich gehe schonmal runter und schaue, ob wir hier etwas zu essen bekommen", verkündete sie, sich zu Ras umwendend, und verließ dann das kleine Herbergszimmer durch die Tür. Unten im Schankraum erblickte sie Ariena und deren Bruder und winkte den beiden zum Gruß, ließ sich dann aber, wie schon am Vorabend, am Nachbartisch nieder. Ihr Blick haftete an der Treppe: sie wartete, dass Ras nach kam. Er würde es sein, der entscheiden musste, wie es nun mit ihnen weiter ging.

Jitai mußte nicht lange warten; nur wenige Minuten nach ihr kam auch Ras in die Gaststube herunter. Er holte sich beim Wirt ein Frühstück für sich und seine Begleiterin ab und kam dann zu ihr an den Tisch. Ariena und ihrem Bruder nickte er grüßend zu.

Ariena war sichtlich überrascht als sich Jitaj, und danach auch Ras, nicht zu ihnen setzten, sondern an den nebentisch. Sie wirkte sichtlich irritert, zumindest am anfang. Sie war davon ausgegangen das nach den ereignissen in der Nacht sie soetwas wie zusammengehörten, doch dann erinnerte sie sich daran wie die beiden die Aufgabe ihrer Götter aufgenommen hatte. Sie seufzte.. wenn sich die beiden von ihr absonderten war das kein gutes vorzeichen. Kovu wollte Jitaj schon ansprechen, doch Ariena hielt ihn zurück. Statdessen beugte sie sich selber zu den beiden am Nachbarstisch hinüber. "wollt ihr euch nicht zu uns setzen?"

Jitaj zögerte kurz. Ariena hatte sich gestern Abend dazu entschlossen, der Bitte - konnte man es denn eine Bitte nennen? - der Götter nachzukommen. Jitaj selbst hingegen verspürte auch jetzt nach wie vor nicht das Bedürfnis, ihren Kopf für eine Rebellion hinzuhalten, die ihrer festen Überzeugung nach in nichts anderem als einem Blutbad enden konnte. Andererseits... was sollte sie Ariena sagen? Die Chatagara war freundlich zu ihnen gewesen und war Jitaj auch jetzt noch sympathisch. Sie konnte ihr Angebot schlecht ausschlagen. Jitaj warf Ras einen fragenden Blick zu. Sie war nicht gut in sowas. Er sollte das für sie beide entscheiden.

Ras erhob sich wortlos, nahm den Teller mit dem Essen mit und setzte sich an den anderen Tisch, Ariena gegenüber. Auch wenn er seine Zusage, der Forderung der Götter nachzukommen mittlerweile bereute - er hatte sie nun einmal ausgesprochen. Seine Ehre verlangte von ihm, es zumindest zu versuchen. Wenn sie keinen Erfolg dabei hatten, konnten sie das Vorhaben immer noch abblasen. Niemand konnte ihnen dann vorwerfen, es nicht zumindest versucht zu haben. Und versuchen würde er es - allein um seiner Ehre willen.

Nun gut! Jitaj war nach wie vor nicht ganz wohl bei der Sache, doch sie erhob sich und folgte Ras, ließ sich wie dieser am Tisch der Chatagaren nieder. Letztendlich war das noch immer keine Entscheidung dahin, dass sie auch mit diesen eine Rebellion anzetteln würde. Nicht, dass Jitaj sich oder einem der anderen beiden große Chancen bei diesem Unterfangen ausrechnete. Warum sollte irgendjemand auf sie hören? Gäbe es die Bereitschaft zum Aufstand, es wäre wohl kaum das Wort ein paar Halbstarker, auf das die Lonaiser noch warteten. Unter Garantie waren sie nicht die ersten, die den Gedanken an eine Revolte dachten. Und es mochte einen guten Grund haben, dass es trotz alledem nie zu einer solchen gekommen war. Ras und Ariena konnten es bestenfalls versuchen. Erreichen würden sie nichts!
"Na, gut geschlafen?", nuschelte sie ein wenig verschlafener, als sie sich tatsächlich fühlte, in Korvus Richtung und gab dabei absolute Normalität vor. Sollte Ariena ruhig merken, dass sie sich nicht hatte überzeugen lassen. Dass sie nach wie vor eher an einer Unterhaltung mit dem Gleichaltrigen interessiert war. Sollten doch die beiden Großen ihren Krieg planen, wenn sie das wollten...

Auch Ras wirkte nicht wesentlich motivierter als Jitai, doch war die Lage in seinem Fall etwas anders. Er hatte nunmal eine Zusage gegeben, auch wenn er sie jetzt bereute.
"Ihr seid also nach wie vor von ihren Absichten überzeugt, ja?" fragte er Ariena, und seine Stimme verriet wohl ganz gut seine Gefühle. "Ihr seid noch immer besessen davon, es zu tun?"

"Wenn ihr es den besessen nennen wollt... nun dann ja dann bin ich das. Wie könnte ich den nicht, wir haben einen Auftrag von unseren Schöpfern bekommen, den Göttern die wir anbeten und verehren. Zugegeben ich war nicht gerade das was man als Strenggläubig bezeichnen würde und ich stand den aussagen der Priestern und Orakeln auch immer mit einem gewissem abstand gegenüber, doch jetzt, wo sich mir die Götter persönlich gezeigt haben, wie könnte ich ihren Willen Ignorieren? Und ich wundere mich auch das du es anscheinend immernoch zweifelst, wo sie dir sogar noch einen Beweis geliefert haben..." Sie seufzte. Auch Jitaj schien alles andere als überzeugt zu sein, vermutlich würden die beiden also nicht mitmachen... aber wie sollte sie das den nur alleine schaffen? Ariena zweifelte, nicht an den Göttern, sondern an sich selbst, wie sollte sie die Aufgabe, die die Götter dreien aufgetragen hatten den alleine bewältigen?

"Wie kannst du dem Willen deiner Götter noch folgen, wenn dieser Wille den Tod für Hunderttausende bedeutet?", antwortete Jitaj an Ras' statt und Empörung klang aus ihrer Stimme. Ja, auch sie hatte bisher an die Götter geglaubt und hatte bisweilen auch zu diesen gebetet, dennoch ließen sie die Ereignisse der gestrigen Nacht nicht in blinde Verzückung verfallen. Das war eher... ernüchternd gewesen. So göttlich waren ihr die Götter nun doch nicht vorgekommen. Da hielt sie es doch lieber mit ihren Ahnen. Zwar wusste sie nicht, ob diese sie wirklich aus dem Jenseits behüteten, doch wenigstens verlangten sie nicht solche abscheulichen... Dinge.

Karanik. Iliaza hasste diese Stadt. Hierher wurden Razesha, Mizka und Vazali gebracht, als man sie des versuchten Aufstandes bezichtigte. Pah! Seit bestimmt fünf Jahren hat niemand mehr versucht, einen Aufstand zu beginnen. Warum also hätten ihre Töchter und ihre Enkelin das versuchen sollen? Sarvelgerabschaum eben! In Wahrheit hatten sie es auf den Reichtum derer von Mitterland abgesehen. Wertvolle Metalle und edle Stoffe, das waren die Dinge, mit denen Iliazas Familie schon ewig handelte. Und ihnen einiges an Ansehen und Besitz eingebracht hatte. Und zumindest auf letzteres spekulierten die Sarvelger wohl.
Aber diese Erinnerungen waren nicht der Grund, warum Iliaza, mit ihrem zukünftigen Schwiegerenkel im Schlepptau, nach Karanik gekommen war. Eigentlich wusste sie gar nicht genau, warum sie hergekommen war. Jedenfalls waren sie am Abend in Karanik angekommen und prompt hatte es sie in Iliazas hieseiges Stammgasthaus verschlagen. Ein Gasthaus, das die Sarvelger entweder mieden, weil sie es nicht mochten, oder weil es sie ganz einfach nicht interessierte. Jedenfalls fand man hier - und nur hier - ausschließlich Chatagaren, Madrai und Natrachen.
Jetzt, am nächsten Morgen, saß Iliaza bei einem kräftigen Frühstück, an dem man merkte, das dieses Gasthaus doch eher reich zu sein schien. Speck gab es und ein ausgezeichnetes Schwarzbrot. Dies war ein weiterer Grund, warum die Natrach dieses Gasthaus schätzte.

Etwas unruhig sah Kischam von seinem eigenen Essen auf und ließ seinen Blick durch die Gaststube streifen. Seit seine Verlobte weggebracht worden war, traute er den Sarvelgern nicht mehr über den Weg. Besonders in den größeren Städten fühlte er sich sehr unwohl und erwartete fast jederzeit eine List der Eroberer. Doch jetzt im Moment konnte er beruhigt durchatmen, bevor er Iliaza ansah. "Wohin werden wir als nächstes gehen?" wollte er von ihr erfahren. Sie war diejenige mit dem größeren Weitblick und außerdem hatte sie viel mehr Erfahrung als er, weshalb sie ihre Routen plante.

"Und woher habe ich das recht den Willen der Götter anzuzweifeln? Wer bin ich das ich ihre Anweisungen infrage stelle? Sie sind Götter und unsere Schöpfer und ich vertraue darauf das sie das tun was für unsere Völker und unsere Welt am besten ist... und wenn früher wirklich an sie geglaubt hast, dann solltest du jetzt nicht damit aufhören, auch wenn es dir vieleicht schwer fallen mag." Ariena seufzte. "Mir fällt es doch auch nicht leicht, die Aufgabe die sie uns gegeben haben ist eine schwere Bürde, doch ich vertraue darauf das ich aus einem bestimmten Grund von ihnen ausgewählt wurden, den ich sogar selbst noch nicht kenne. Aber davon doch mal abgesehen... jeder von uns hat die unterdrückung unserer Völker durch die Sarvelger auf die eint oder andere weise miterlebt... und wir wissen auch das es so nicht weitergehen kann, es muss etwas getan werden. vieleicht werden Hunderttausende Sterben wenn wir eine Rebellion starten, doch wenn die Sarvelger so weitermachen können wie bisher werden wir, die Madrai, die Chatagaren und die Natrachen, über kurz oder lang aussterben. Es mag zwar länger dauern aber schlussendlich ist der Weg der Sarvelger noch viel grausamer."

Was redete diese Chatagara da? Das war doch... Einige Augenblicke lang blickte Jitaj Ariena entgeistert an. "Du bist doch wahnsinnig!", spie sie ihr dann mit einem mal giftig entgegen, "Ich meine... Was redest du da eigentlich? Sicher, die Sarvelger behandeln uns schlecht und erpressen brutale Steuer von uns, aber immerhin lassen sie uns leben! Siehst du sie hier irgendwo marodieren? Rotten sie irgendwo unsere Völker aus?" Sie begann energisch mit der Rechten durch den Raum zu fuchteln, wie um ihre Worte zu unterstreichen. "Wenn wir tun, was sie sagen, dann lassen sie uns doch auch in Frieden. Aber wenn wir sie angreifen, dann... dann werden sie uns wirklich töten. Dann werden sie... uns wirklich ausrotten! Siehst du das denn nicht? Dieser Plan wird uns alle ins Verderben stürzen!"
Mit einem mal brach Jitaj lautstark in Tränen aus und vergrub ihr Gesicht gequält in ihren Armen. "Ich will keinen Krieg!", schluchzte sie zwischen zwei Tränenschauern herzzerreissend, "Ich will nicht, dass irgendwer sterben muss!"

Iliaza war nicht die Einzige, die der jungen Madra stirnrunzelnd einen Blick zu warf. Auch andere Gäste, die an diesem Morgen bereits im Gasthaus saßen, drehten ihre Köpfe zu Jitaj. Doch keiner erhob sich. Die meisten Lonaiser hatten gelernt, sich aus anderer Leuten Schwierigkeiten herrauszuhalten. Dies war wesentlich besser, wollte man nicht mit Zwangsarbeit bestraft werden...
Iliaza hingegen war es gleich, ob sie dort landen würde, wo bereits ihre Töchter und ihre Enkelin waren. Zumindest wüsste sie dann, ob sie noch lebten... Also erhob sich die Natrach und schlängelte, als die meisten anderen den Kopf bereits wieder abwandten, an den Tisch der Chatagara und den beiden Madrai. Ernst sah sie die Drei an. Der Schmerz des Verlustes war in ihrem Blick zu sehen, als sie sich mit den Händen am Tisch abstützte und Jitaj fixierte.
"Du hast Glück, junge Madra, wenn du der Meinung bist, das die Sarvelger uns lediglich die Steuern abknüpfen. Hast du schon einmal etwas von den Minen gehört, wo sie Leute zur Zwangsarbeit hinschicken? Wenn ja, dann hat man dir nicht die Wahrheit erzählt. Meine Töchter und meine älteste Enkelin sind dorthin verschleppt worden. Gut drei Jahre ist das nun her. Ich habe nie wieder etwas von ihnen gehört. Und auch sonst ist niemand, der dorthin gebracht wurde, je wieder gesehen worden. Und das ist nur ein Beispiel für die Grausamkeit der Sarvelger. Ich habe öffentliche Hinrichtungen gesehen, weil ein Natrach unbefugt einen Dolch getragen hatte. Dieser Dolch war sein Schlachtmesser. Ich habe gesehen, wie Zivilisten niedergemetzelt wurden, weil sie sich nicht sofort ergeben haben. Und ich habe gesehen, wie Kriegsgefangene getötet wurden, obwohl sie sich ergeben haben. Die Sarvelger sind grausam und NICHTS, GAR NICHTS entschuldigt ihr tun. Auch nicht die Tatsache, das wir Lonaiser diesen Krieg begonnen haben."
Einen letzten Zischlaut stieß Iliaza aus. Sie hatte sich mehr in Rage geredet als beabsichtigt, aber was sie gesagt hatte... Sie hatte das Gefühl, das es gesagt werden muss. Diese Madra durfte nicht weiter unwissend herum laufen!

Ras sprang auf und stieß ein wütendes Knurren hervor, was sowohl Jitai als auch der Natrach galt. "Wie wäre es, wenn ihr beiden noch etwas lauter sprechen würdet? Ich bin sicher, die Sarvelger da draußen," er deutete zu einem der Fenster, die auf die Straße hinaus wiesen, "würden sich gerne an eurer Unterhaltung beteiligen!"

"Vielleicht wäre es ja ganz gut, wenn sie hier rein stürmen und uns allen die Köpfe abschlagen würden!", erwiderte Jitaj feindselig. Durch ihren Tränenschleier konnte sie Ras nur verschwommen erkennen, aber sie wollte auch gar nicht so genau sehen, welche Miene er im Moment trug. Ob er verärgert oder besorgt war oder einfach nur die Schicksalsergebenheit das Licht seiner Augen dämpfte. Warum nur war sie die einzige, die sich noch gegen diesen Irrsinn sträubte? Waren die anderen alle so verblendet? "Dann wären es wenigstens nur wir fünf, die wegen dieser blöden Idee sterben...", fuhr sie fort, "Aber so sterben hunderte, tausende! Könnt ihr das denn nicht sehen? Diese ganze Situation..." Sie deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die Natrach, blickte sie jedoch nicht an. "... die gibt es doch nur, weil wir unbedingt Krieg führen mussten. Wenn wir friedlich geblieben wären, dann würde es uns heute viel besser gehen. Ein Krieg hat doch noch nie etwas anderes als Leid und Tod gebracht. Nie! Und jeder weitere Krieg macht es nur... nur noch schlimmer. Schlimmer!" Sie brach, erschöpft von ihrer eigenen Wut, den Worten, in die sie sich hinein gesteigert hatte, und vor allem der furchtbaren Angst in ihrer Brust, auf dem Esstisch zusammen, hilflos vor sich hin schluchzend. Es war offensichtlich, dass sie mit dieser Situation nicht umgehen konnte. Dass sie nicht die Kraft hatte, das alles durchzustehen...

Ariena war im ersten moment wütend und hätte Jitaj wohl gerne eine gescheuert, doch sie Madrai war noch viel zu jung um das wirklich zu verstehen und aus ihrer perspektive sah es vieleicht wirklich so aus als wären die Götter und auch Ras und sie selbst geradezu wild auf einen Krieg. Doch wie sollte sie ihr den nun das ganze erklären. Klar hätte sie das ganze ohne Jitaj durchziehen können, doch Ariena vertraute den Göttern und glaubte daran das die junge Madrai aus einem bestimmten Grund ausgewählt wurde. Doch wärend sie noch überlegte nahm ihr Kovu diese Arbei ab indem er Jitaj in den Arm nahm und sie bat mit ihm zu kommen, so das sich die beiden an einen anderen Tisch setzen konnten. Sie wusste nicht was ihr Bruder vorhatte, doch vieleicht fand er ja eine möglichkeit es Jitaj zu erklären.
Sie wand sich nun an die Natrache die Jitaj vorhin so angefahren hatte, ihre Stimme war wieder ruhig und beherrscht. "Ihr habt eben leider ein sehr Wahres wort gesprochen, würdet Ihr und euer begleiter uns die Ehre erweisen und euch zu uns setzen?" Dise Natrache hatte bereits unter den Sarvelgern gelitten, vieleicht war das die gelegenheit heute die ersten verbündeten zu gewinnen. "Ich kann euren Schmerz zum Teil nachempfinden, mein Vater wurde ebenfalls zu... Kriegsentschädigungsarbeit gezwungen. Er lebt zwar noch, doch er kam gebrochen zurück und wird wohl nie wieder derselbe sein."

"Dann hat Euer Vater Glück gehabt, Chatagara. Nicht viele, die für die Sarvelger arbeiten müssen, sieht man je wieder. Euer Fall ist der erste, von dem ich höre. Ich selbst hatte Glück, das sie mich für zu alt befunden haben, um eine Gefahr zu sein, darum haben sie mich in der... Armee bleiben lassen, bis ich von selbst meinen Dienst quitierte."
Sie atmete tief durch.
"Wenn ich das richtig verstanden habe, dann wollt ihr die Sarvelger also angreifen`? Warum? Was erhofft Ihr Euch davon? Glaubt Ihr, Ihr vier..." Ihr Blick fiel auf Jitaj, woraufhin sie sich kurz räusperte. "Ihr zwei könntet viel erreichen? Sie würden Euch töten, bevor Ihr irgendwem wichtiges auch nur nahe kämt."
Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

"Für wie dumm haltet Ihr uns, Natrach?" fuhr Ras sie an. "Niemand hat gesagt, daß wir es alleine mit ihnen aufnehmen wollen! Uns ist durchaus klar, daß wir weitere Kämpfer brauchen, um für die Sarvelger zu einer Gefahr werden können. VIELE weitere Kämpfer!"
Ras konnte nicht sagen, daß er die Natrach sehr hoch schätzte, aber er hatte auch nichts gegen dieses Volk. Diese hier schien die Sarvelger ebenso zu hassen wie er oder Ariena. Vielleicht würde sie ja die erste Verbündete sein, die sie fanden?