E o V - Second Mission - "Valiant Hammer"

Vielleicht anderthalb Minuten und ein paar hundert Schuss Munition später war alles vorbei. Die Dalgan-Männer – Nick hatte bis zum Ende nicht sagen können, wie viele es nun tatsächlich gewesen waren – waren allesamt tot, zu schwer verwundet oder zu demoralisiert zum Weiterkämpfen, kurzum: außer Gefecht, und so endete der stetige Kugelhagel von der Ballustrade, der sie festgenagelt hatte. Damit stand ihnen der weitere Weg in die Anlage hinein offen.
"Der Weg rechts entlang erschien mir vorhin uninteressant", vermeldete Nick und wies in eben jene Richtung, die er zuvor mit Snyder ausgekundschaftet hatte, "Führt die Außenmauer der Anlage entlang und enthält überwiegend kleinere Werkstätten und verlassene Lagerräume. Der hier..." Er deutete nach links, wo ein weiterer Gang aus der Halle führte. "... erscheint mir interessanter."
Eben jenem Weg folgten sie dann auch. Oder präziser: machten sie sich daran, zu folgen, denn weit kamen sie nicht. Etwa dreißig Schritt nach der Maschinenhalle machte der Gang eine Biegung und als Nick, das Sturmgewehr im Anschlag, um diese Schritt prasselte ein regelrechter Hagel von Kugeln auf ihn ein. Hastig zog er sich hinter die Biegung zurück.
"Die haben eine Barrikade errichtet", vermeldete er mit rasendem Herzen, "Irgendwelche massiven Kisten, die sie in den Gang gezerrt haben. Mindestens sechs Mann und zwei schwere Maschinengewehre dahinter."

Die einen waren tot, doch dafür warteten bereits die Nächsten. So unbesonnen wie Nick um die Ecke gebogen war, war es kein Wunder, dass er so hastig wieder zurückkehrte. Er hätte ja wenigstens schauen können, ob da was ist...
"Eine Barrikade?", fragte er, als er ihn erreicht hatte. Dann steckte er seine Pistole ein und zog eine Handgranate. Er blickte nur kurz um die Biegung, um sich ein Bild zu machen, ehe er den Stift zog und die Granate nach hinten warf.

Grade wollte Chris einen Vorschlag zum weiteren Vorgehen bringen, als der Söldner es in seine eigene Hand nahm und eine Granate warf. Chris zuckte mit den Schultern - es war sowieso ziemlich nahe an seiner Idee gewesen, also störte es ihn nicht weiter.
Eine, im Gang hallende, Explosion später, lugte Chris mit der Pistole in der Hand um die Ecke. Sofort sah er, welcher Schaden angerichtet wurde. Die Kisten standen größtenteils noch, auch wenn sie teilweise beschädigt waren und die schweren Maschinengewehre waren gerade nicht besetzt. Die Banditen waren wohl in Deckung gegangen - wie jeder vernünftige Mensch es tun würde. Chris konnte einen gedämpften Schrei hören. Wahrscheinlich hatte einer von ihnen einige Splitter abbekommen und lag nun blutend hinter Deckung. Zumindest einer weniger. Einen kurzen Moment später war eins der Maschinengewehre wieder besetzt und das Sperrfeuer ging weiter. Sofort zog Chris seinen Kopf wieder hinter Deckung und berichtete :" Die Barrikade ist beschädigt, steht aber größtenteils noch. Eins der Maschinengewehre war gerade nicht besetzt und das andere.." er zeigte mit seiner Hand zum Gang und zuckte mit seinen Schultern. "Zumindest einen von ihnen hat's erwischt, hab seine Schreie gehört. Aber die Granate war wohl nicht zu effektiv. Wie sollen wir nun vorgehen, Lieutenant?"

Natalia blickte zu Corporal Wolf während das Maschinengewehrfeuer ihre Deckung weiterhin unter Beschuss nahm. "Ist doch wohl klar, Corporal. Sie nehmen ihre Waffe runter, gehen in die Schusslinie und fragen ob wir nicht einfach alle beste Freunde werden können.", antwortete die Offizierin und spähte kurz um die Biegung herum.
Dann hob sie ihre Waffe zur Seite um etwas zu tun wovon sie jedem Rekruten abriet, außer es käme eben zu solchen verzwickten Situationen... sie feuerte einfach blind, nicht in der Hoffnung etwas zu treffen, eher um das Maschinengewehrfeuer auszubremsen indem die Schützen kurz in Deckung gezwungen wurden.
Schließlich wollte die First Lieutenant zu einer Blendgranate greifen, doch da hörte das Deckungsfeuer der Maschinengewehre auf und ein komisches Surren war zu hören.
"Was zum...?!", stieß Natalia aus, als sie um die Ecke blickte und da etwas auf sie zu fuhr. Ein kleines ferngesteuertes Auto...
Sie hob sofort ihr Sturmgewehr und schoss in einer Salve auf das Ding bevor es sie erreichen konnte, doch da explodierte es auch bereits.
Zwar nicht in ihren Reihen, doch das Teil war wohl derartig mit Sprengstoff vollgepackt gewesen, dass selbst die Entfernung keinen all zu großen Schutz bot. Die Explosion riss Natalia regelrecht von den Füßen worauf sie hart auf dem Rücken aufschlug und ein Stück zurück schlitterte.

Ebenso wie Natalia, riss Eames sofort seine Pistole hoch. Doch sie war schneller. Er hatte noch keinen Schuss abgegeben, als das Auto explodierte.
Die Wucht riss ihn zu Boden und presste ihm für einen Moment alle Luft aus den Lungen. Innerlich hämmerte sein Bewusstsein gegen seinen Kopf. Aufstehen! Aufstehen!
Er riss sich zusammen und rappelte sich auf, um die Waffe auf die Biegung zu richten.
"Alles klar bei euch?!"

Hätte er nicht den schweren HT5-Kampfanzug getragen, Nick hätte keine Chance gehabt. Die Explosion hätte ihn in Stücke gerissen, wie wohl auch den Rest des Trupps. So jedoch kam er halbwegs glimpflich davon. Sicher, er wurde zu Boden geschleudert, verlor seine Waffe. Und die Frontpanzerung des Anzugs hatte wohl einiges abbekommen. Da würde nach dem Einsatz ein ganzes Team von Technikern drüber gehen müssen. Aber immerhin: er war am Leben und – soweit er das beurteilen konnte – unverletzt. Wirklich glücklich stimmte ihn das freilich nicht. Sie hatten noch immer ein akutes Problem: wenn sie hier nicht bald weiter kamen, dann würden die Dalgan sie umzingeln, in diesem Gang festsetzen und dann ohne Zweifel auslöschen. Aufmerksamkeit mussten sie schließlich inzwischen genug erregt haben, dass alle verfügbaren Feindtruppen auf dem Weg zu ihnen waren. Es wurde Zeit für drastische Maßnahmen.
"Wolf, das ist ihr Job", presste Nick zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor während er sich aufrappelte und sein Sturmgewehr auflas, "Wir legen ein Sperrfeuer über den Dreckshaufen, sie blasen sie weg."

Sie waren wirklich äußerst renitent, diese Dalgan, wesentlich schwerere Kost als die Brutes. Nachdem sie Fendring aufgelesen hatten, mussten sie sich weiter durch diesen verdammten Komplex ballerten. Und was diese Typen ihnen alles entgegensetzten, war auch nicht mehr feierlich. Auch Leo wurde von der Schockwelle dieses hochexplosiven Fernsteuerungsautos von den Füßen gerissen. Ein Hoch auf die Rüstung, die ihm einmal mehr das Leben gerettet hatte. Aber mit seiner Ruhe war es nun vorbei. Nachdem Leo wieder aufgestanden war, schloss er sich den Anderen an und tat sein Übriges, um dem Kugelhagel, der auf die Dalgan niederging, seinen Beitrag zu leisten. In der Hektik war nicht mal zu erkennen, wer was erwischte und der Großteil der Kugeln ging wohl ins Leere. Dennoch... sobald Corporal Wolf seinen Job erledigt hatte, würde wieder Ruhe einkehren. Zumindest hoffte Leo das.

Mühsam stand Chris wieder auf, nachdem er dank der Schockwelle zu Boden geschleudert wurde. Er war ziemlich nah an dem ferngesteuertem Auto gewesen und so hatte es ihn hart erwischt. Doch natürlich rettete die HT5-Panzerung sein Leben und nun konnte er Rache nehmen. "Ja, Sir" antwortete Chris auf Fendrings Befehl und sofort machte er sich daran seine Waffe zu laden. Er hatte sowieso vor gehabt vorzuschlagen, dass er die Barrikade wegsprengen könnte, aber dank Nick musste er das wohl nicht mehr.
Als die Waffe geladen und schussbereit war, teilte Chris dem Rest der Gruppe mit :" Ich schieße sobald ich kann." Die Dalgan erwiderten das Sperrfeuer natürlich - immerhin hatten sie ein aufgebautes schweres Maschinengewehr und eine ordentliche Deckung -, doch als das Gegenfeuer einen Moment lang abnahm, sie hatten sich wohl schlecht beim Nachladen koordiniert, begab sich Chris aus seiner Deckung hinaus und in die Schusslinie rein. Sein Panzerabwehrrohr zum Feuern bereit, rief Chris "Achtung Schuss!" und musste nur noch einen kurzen Moment zielen und abdrücken. Mit einem lauten Knallen kam die hochexplosive 30mm Skyer heraus geschossen und mit unglaublicher Kraft traf es die Barrikade.

Respekt an das Militär. Die wussten schon genau, was sie taten. Dei Dalgan hatten zwar Waffen, aber die taten nicht so viel zur Sache. Gegen Wolfs Bazooka konnten sie schwer etwas machen, und die Barrikade war bestimmt gut gesprengt worden. Nicht, dass er sich schon davon hätten einen Eindruck machen können... Snyder hatte sich schon bevor das Autochen kam darauf beschränkt, hinter der Ecke zu warten und in die Halle zu spähen, nur um sicherzugehen, dass sie nicht von hinten erwischt wurden. Die Explosion klingelte zwar noch in seinen Ohren, aber es war nicht so schlimm ... immerhin hatte die Panzerung seiner Kameraden das meiste der Druckwelle abgefangen.

Er seufzte und spähte über das Visier seiner Waffe in die Halle. Keine Bewegung. Na immerhin. Zwei-Fronten-Kriege gingen meistens nicht so gut aus. Auch wenn die Nazimediziner damals erstaunliche Dinge herausgefunden hatten. Wobei er sich sicher war, dass die Unity heutzutage auch freie Hand bei der Auswahl von Todeskandidaten hatte, um Menschenexperimente durchzuführen. Er drückte sich gegen die Wand und hoffte, dass ihn niemand ausser seinen Jungs und Mädels sah.

Leon sass wie die anderen hinter der Barikade und hatte auf die Dalgan geschossen. Als der sprengstoff explodiert war, hatte es ihn von den Beinen geholt, aber er hatte sich recht schnell wieder aufgerappelt.
Wolf schoss gerade mit seiner Waffe auf die Barikade der Dalgan und Leon ging in Deckung. Es machte einen ordentlichen Rumms und alle möglichen Teile flogen umher, auch Körperteile. Leon wagte einen kurzen blick, aber durch den aufgewirbelten Staub konnte er noch nicht viel erkennen. Wenigstens kamen keine Schüsse mehr von ihren Gegnern.

Ein Pfeifen war in ihren Ohren zu hören, ein unangenehmes Geräusch welches sich wohl noch eine Weile in ihrem Kopf halten würde. Der Druck der Explosion hatte sie trotz der Panzerung von den Beinen gerissen, sie war dem Ding ja schließlich auch noch am nähsten gewesen. Vermutlich hatte es sich um eine Splitterladung auf dem ferngesteuerten Gerät gehandelt, sie hatte deutlich wahrnehmen können wie die scharfkantigen Teile ihre Panzerung an der Front getroffen hatten.
Schnell griff Natalia zu ihrem Sturmgewehr welches von Schmauch bedeckt war, zog es leicht an und rollte sich dann zur Seite wieder in die Deckung.
"Das war Arsch knapp...", meinte die Offizierin und rappelte sich hinter der Kurve wieder hoch. Kurz überprüfte sie ihre Waffe und lud manuell eine Patrone aus der Kammer, wobei jene durch den nach hinten schnappenden Verschluss durch die Auswurföffnung nach Draußen befördert wurde. In der hintersten Position überprüfte sie kurz das Innere des Laderaumes mitsamt der Patronenkammer, aber es war offenbar kein Schaden an der Waffe entstanden. Sie ließ den Verschluss wieder nach Vorne schnellen wobei eine neue Patrone geladen wurde.
Ein leises Seufzen ging über die Lippen der first Lieutenant als sie bemerkte, dass die optische Visiereinrichtung ihrer Waffe gesplittert war und man nicht mehr all zu gut durch jene sehen konnte. Das Laser gestützte Fadenkreuz flackerte immer wieder kurz... auch ein Klopfen darauf half nichts.
"Ich hoffe sie haben Spaß, Corporal... gut gemacht, erneut. Dann können wir ja weiter mach...", doch da brach sie ab als sie schwere Schritte näher kommen hörte.
Die Schritte knallten regelrecht durch den Gang... Als sich Natalia kurz um die Ecke lehnte, da bewegte sie sich mit dem Oberkörper sofort wieder in Deckung und warf schon mehr aus Reflex das Magazin in ihrer AR-9 aus. "HT-2!", rief sie und lud eines der gekennzeichneten Magazine mit der neuen Munition.
Der schwerfällige doch stark gepanzerte Dalgan in dem Kampfanzug steuerte langsam um die Kurve, in seiner Rechten eine kleinkalibrige Gatling-Kanone. Die Kadenz würde einen von den Füßen reißen können...

"Scheiße...", murmelte Nick, wenngleich es unhörbar für die anderen in seinem Helm verklang. Die Barrikade war zerstört, ihre Mannschaft wohl in Stücke gerissen, aber die Verstärkung folgte auf dem Fuße. Und es war die Art Verstärkung, die ohne große Mühe selbst einen adäquaten Ersatz für die Barrikaden bildete. Der alte HT-2 mochte keine Konkurrenz für ihre HT-5-Anzüge sein, doch er reichte allemal um ihren Sturmgewehren zumindest eine Weile stand zu halten und die massige Waffe, die der Dalgan am Arm trug, kompensierte seine Trägheit allemal. Ungeachtet der zu erwarteten geringen Effizienz feuerte Nick eine Reihe von Feuerstößen auf den nahenden Gegner ab, welcher auf die einzige ihm mögliche Art darauf reagierte: er fing die Kugeln mit der Frontpanzerung ab und marschierte stoisch weiter voran, so als wären sie nichts weiter als Fliegen, die ihn umschwirrten. Erst, als die Gatlingkanone langsam auf ihn zu schwang und ihn ins Visier nahm zog Nick sich hinter die Ecke zurück.

Zwar hatte Chris erfolgreich die Barrikade zerstörst, doch gegen den Dalgan in der HT-2 Panzerung konnte er nichts ausrichten. Natürlich könnte er ihn theoretisch auf die gleiche Art und Weise ausschalten, wie er zuvor das Hindernis aus dem Weg geräumt hatte, doch das wäre eine Verschwendung an Munition. Und außerdem würde Chris kaum dazu kommen, immerhin hatte der Bandit eine Gatling-Kanone.
Mit seiner SDP-7 konnte Chris der HT-2 Panzerung vielleicht ein paar Kratzer zufügen, aber kaum mehr und so zog er sich erstmal zurück. Dieses mal durften die anderen ran und das Hindernis ausschalten.

Leon hockte hinter der Barikade, die sie als Deckung gewählt hatten und fluchte vor sich hin. Da kam einer der Dalgan auf ihn zu, in einer fetten Panzerung und einer Gatling. Da würde er mit seiner Schrottflinte nicht viel ausrichten können. Er wüsste jetzt auf die Schnelle auch nicht, wie mann diesen Gegner ausschalten könnte.
Selbst wenn er schießen würde, würde es nicht viel bringen. Ein wenig verunsichert sah er zu den anderen.
Er war nur der Sanitäter, kein Techniker oder Waffenexperte. Aber irgendwie mussten sie doch diesen Kerl aufhalten können.

Schwer atmend schaffte Nick es um die Kurve, presste sich mit dem Rücken gegen die Wand. Ein dumpfes Pochen lief durch seine Schulter. Zumindest ein paar Streifer hatte er wohl noch gefressen. Aber nichts, was seine Panzerung nicht aushalten würde. Ein paar Kratzer im Lack, im schlimmsten Fall ein blauer Fleck. Trotzdem: getroffen werden war nie angenehm. Es machte stets zu deutlich, wie knapp man einem unschönen Ende entkommen war.
Neben sich konnte er sehen, wie Cavin soeben das Magazin ihres Sturmgewehrs wechselte. Und nicht etwa, weil sie das erste leer geschossen hatte. "Sind das die Prototypen, First Lieutenant?", fragte er sie über Funk, "Wenn sie die Blechdose knacken wollen, dann gehe ich nochmal da raus und gebe ich ihnen Feuerschutz. Geben sie mir nur ein Zeichen wenn sie soweit sind."

HT-2? Na wunderbar. Schwer gepanzerter Kampfanzug. Prototypen? Ah, die Kugeln. Na dann sollten sie mal feuern. Er würde erst wieder aus der Deckung gehen wenn alles klar war. Held war er keiner, und nützlich auch nicht. Also warum das Leben riskieren? Aber die Betablocker wirkten langsam nicht mehr. Er schoss noch eine Ladung in seine Venen und schnaufte tief. Wenigstens kam keiner von hinten an sie ran, das wäre ja noch schöner.

Im Kopf kategorisierte er einfach ein paar der Drogen, die er schon erfunden hatte. Quasi sein Happy Place. Tyldraxin, ein exzellentes Aggressionsmittelchen, Eophort, blutstillend und entspannend, er hoffte, dass er das Zeug nie gebrauchen würde, Zoralphram, Exardril...

Natalia nickte dem First Sergeant zu als er sie fragte ob dies die neue Prototypen Munition wäre. Man konnte an dem mechanischen Klicken gut hören, wie die erste Patrone der 6mm HAPR automatisch geladen wurde. Es handelte sich um einen Prototypen und wenn sie das richtig verstanden hatte, dann war dies nun von ihnen der erste richtige Feldtest... hoffentlich würde die neuartige Munition halten was ihnen versprochen wurde.
"Ok... eins... zwei... drei... los!", gab sie an Fendring weiter, damit er aus der Deckung konnte um ihr Feuerstoß zu geben. Als die Offizierin mit ihrer Waffe im Anschlag ebenfalls aus der Deckung kam, da konnte sie bereits erkennen wie das Gatling-Geschütz begann sich zu drehen, doch in jenem Moment drückte Natalia bereits ab.
Es war ziemlich überraschend, daher feuerte sie ungewollt eine Salve von fünf Schuss aus der AR-9 ab... sie war den Rückstoß der Waffe gewohnt und der Anzug kompensierte davon ebenfalls einiges, doch die Krafteinwirkung durch das Zündmittel in den Patronen war immens. So hatte es ihr das Gewehr deutlich nach Oben verrissen... und wenn sie sich nicht geirrt hatte, dann war durch das Abbrennen das Mündungsfeuer grün gewesen. Sie hatte keine Ahnung was da drinnen war...
Als sie ihre Waffe wieder senkte sah man deutlich die Löcher in der Panzerung des HT-2 vor ihnen, kurz darauf kippte der schwer gepanzerte Dalgan nach Vorne und schlug mit einem lauten dumpfen Knall auf dem Boden auf. Der stand sicher nicht mehr auf... "Scheiße...", kam es über die Lippen der First Lieutenant während sie ihr Sturmgewehr mit dem markierten Magazin betrachtete. "Die Dinger funktionieren wirklich... Aber seid vorsichtig, die kicken ganz ordentlich.", meinte sie an den Rest des Trupps gewandt und spähte ein wenig um die Kurve. Ein stationäres Maschinengewehr war abmontiert worden, zudem war es erstaunlich ruhig...
"Offenbar formieren sie sich weiter hinten neu. Vorrücken.", gab sie den Befehl weiter und wechselte erneut das Magazin ihrer AR-9, sie wollte die neue Munition ja nicht gegen weiche Ziele verschwenden.

Die neuartige Munition hielt, was sie versprach. Und wie sie das hielt! Stanzte durch die Panzerung des Dalgan wie durch Weißblech. Und auch wenn Nick es mit wenig mehr als einem anerkennenden Schnauben quittierte, so war er darüber doch unglaublich dankbar. Sein Angebot, Cavin 'Feuerschutz' zu geben hatte eben darauf gebaut, denn freilich war 'Feuerschutz' im Grunde das falsche Wort gewesen. Den trägen HT-2 hätte er nie in Deckung zwingen oder niederhalten können. Vielmehr hatte er sich für eine Ablenkung angeboten. Aufmerksamkeit auf sich ziehen und notfalls die Kugeln mit der Brust auffangen. Gut, dass es dazu nicht gekommen war! Nick vertraute seiner Panzerung, aber er war nicht so lebensmüde, sich blind auf den Anzug zu verlassen.
Auf Befehl der First Lieutenant rückte Nick, die Waffe im Anschlag und den Finger am Abzug, weiter vor, den verbliebenen Dalgan nachsetzend, doch diese schienen sich genug Abreibung geholt zu haben und sich weit zurück fallen lassen. Zweifellos würden sie irgendwo Verstärkung aufsammeln und sich erneut verschanzen. Es dauerte nicht lange, da gabelte sich der Weg und führte sowohl zur Linken wie auch zur Rechten in eine weitläufige Fabrikhalle. "Wo lang, First Lieutenant?", überließ er Cavin die Entscheidung.

Auch Leo sah beeindruckt zu, wie die neue Munition die Panzerung einfach durchstieß. Damit hatten sie einen gewaltigen Vorteil gegenüber ihren Feinden, die nichts von dieser mächtigen Technologie nichts wussten. Neue technische Errungenschaften hatten ein Ziel: Entweder sich schützen oder den Schutz des Feindes zu durchbrechen. Er hatte Lust bekommen, die Munition auch auszuprobieren. Bei der nächsten Gelegenheit wollte er die Schüsse machen. Aufmerksam blickte Leo nach vorne, um eventuelle neue Gegner so früh wie möglich sehen zu können.

Während des Vorrückens, betrachtete Natalia noch kurz die Leiche des gepanzerten Dalgan, er rührte sich jedoch sicher nicht mehr. Am Rücken sah man keine Austrittslöcher in der Panzerung, offenbar war dies aber die spezielle Konzipierung der Projektile. Sie drangen durch die Panzerung, wurden dabei durch das harte Material erst verformt und schnitten sich dann in aufgeplatzter Form in breiten Wundkanälen durch das Fleisch dahinter. Zumindest war dies ihre Erklärung dafür...
Es ging in entschlossener Sicherungshaltung weiter, bis sie eine Abzweigung in jeweils zwei Fabrikhallen erreichten. Sie sahen beide recht identisch aus, schwierig sich dabei zu entscheiden. Schließlich entschied sich die Offizierin jedoch bereits für die rechts von ihnen liegende Halle, sie schien mehr Maschinen zu enthalten, was automatisch hieß: Mehr Deckung. Schienen anscheinend Prägemaschinen für Messing zu sein, man erkannte es an den goldenen Blechstreifen welche in einige Maschinen gezogen wurden. Die moderne Bewaffnung der Dalgan bestand Großteils aus Faserverstärktem Kunststoff, vermutlich würden sie jene Schritte hier auch noch sehen können... "Das ist ja beinahe wie ein netter kleiner Ausflug in eine Waffenfabrik...", meinte Natalia und bewegte sich bereits in Richtung der rechten Halle. Hier wurde Munition hergestellt, oder zumindest fand hier die Vorfertigung der Hülsen statt. "Wir nehmen den rechten Weg, aber versucht nicht hinter irgendwelchen Fässern Deckung zu suchen... Man weiß ja nie was da so drinnen ist."

In der Halle war es wider Erwarten ziemlich ruhig. Zumindest schienen sich die Dalgan noch weiter zurückgezogen zu haben.
Dennoch blieb die Gruppe in Deckung, jederzeit darauf gefasst, wieder angegriffen zu werden.
Eames kam als Letzter in die Halle, weil er aufgrund seiner Panzerung und seiner Verletzung gerne den andern den Vortritt liess. Interessiert schaute er sich alles an, liess aber die Finger von den Sachen.
Langsam durchquerten sie die Halle, wobei sie noch einmal beschossen wurden. Natalias Warnung war definitiv angebracht gewesen, denn die Dalgan schienen einige der Fässer wirklich absichtlich anzuschiessen. Zum Glück kamen sie aber einigermassen unbehelligt davon und konnten jene Gegner ebenfalls ausschalten.

Leon folgte Lieutenant Calvins anweisungen und ging zum rechten Weg hin. "Vielleicht ist es öl oder sowas.." überlegte er. Wobei es unlogisch wäre.. Die Dalgan würden ihre Waffenproduktion mit vernichten, wenn sie irgendwas in Brand setzen würden. Die Dalgan schossen immer mal wieder auf sie, aber blieben immer in ihrer Deckung. Auch Leon blieb immer wieder mal stehen, und versuchte die Gegner anzuvisieren. Aber sie waren zu gut versteckt. Irgendwie mussten sie an sie rankommen.

Nach dem nächsten kurzen Scharmützel blieb nicht viel Zeit um sich neu zu orientieren, offenbar hatte die Gruppe zuvor ihre Verstärkung erhalten. Zwar etwas zu spät, aber dafür hatten sie jene nun auch noch am Hals... "Was sollen die in der Munitionsfertigung mit Fässern voll Öl anstellen?! Haben sie gesoffen, Avory?!", fragte sie laut während das Feuer der Dalgan auf ihre Deckung einprasselte, sie erwartete von dem Sanitäter keine Antwort darauf.
"Deckungsfeuer! Miller?! Sie kommen mit mir!", gab sie an die Gruppe weiter, bevor sie sich in der Halle zur Seite bewegten. Die Ablenkung durch den auf ihrer Position verbliebenen Trupp gelang und so konnten sie die Treppe des Steges nach Oben nehmen und die Dalgan auf Augenhöhe unter Feuer nehmen.
Die Angreifer wurden kalt erwischt und kippten schließlich einer nach dem Anderen um. "Gesichert!", gab sie an den Rest der Gruppe weiter, scannte jedoch immer noch aufmerksam die Umgebung über die Visiereinrichtung ihrer Waffe. Der Sprung in der Zieloptik war nervig... der Laser des Fadenkreuzes in dem Gehäuse flackerte immer wieder.
"Ich denke wir müssen über den Steg, da drüben wo die Kerle raus kamen geht es weiter.", sprach sie und deutete in die Richtung wo sie die einfallenden Dalgan bekämpft hatten.

Erneut folgten sie Natalias Befehl. Einer nach dem anderen gingen sie über den besagten Steg und nach einer weiteren Biegung hatten sie eine Art Kontrollraum vor sich. Zumindest sah es von aussen so aus. Darin und drum herum schien sich nichts zu rühren, weshalb sie weiter vorrückten.
Eidjhooven sicherte die Tür und als der Raum für sauber gehalten wurde, gingen sie alle rein. Dieser Kontrollraum hatte zwei Fensterseiten die jeweils in eine der beiden Maschinenhallen zeigten. Es gab drei Türen und auf den Tischen lagen alle möglichen Dokumente.
Die eine Tür führte nach draussen auf einen weiteren Steg, die andere führte nach unten in die zweite Maschinenhalle. Geduckt schlich sich Eames zu den Fenstern, die in die andere Halle zeigten und linste nach unten, um etwaige Gegner auszumachen.

Langsam begann der Einsatz anstrengend zu werden. Die Fabrikanlage war im Grunde zu weitläufig für einen einzelnen Sturmtrupp und die Dalgan vermieden konsequent, sich auf Gefechte einzulassen – sah man einmal von den gelegentlichen Überfällen ab, die sie aus vermeindlich sicherer Deckung starteten. Nick war gut im Training, doch die permanente, flotte Bewegung, die ständige Wachsamkeit, die immer wieder sich unerwartet entspannenden kurzen Feuergefechte forderten langsam ihren Tribut. Einen Moment verschnaufen, ein Schluck zu trinken, das wäre jetzt was wert gewesen! Aber nicht, wenn sie beständig damit rechnen mussten, wieder unter Beschuss zu geraten.
"Wie weiter, First Lieutenant?", wandte er sich, instinktiv mit dem Rücken gegen die Wand des Raumes Deckung suchend, an ihre Offizierin. Dass ihre bisherigen Anstrengungen wenig zielführend waren musste sie doch auch schon bemerkt haben. Wurde Zeit für einen Taktikwechsel. Zeit für sie zu zeigen, dass die auf der Akademie doch zu was nütze waren.