[MSG] Stranger - von Jägern und Gejagten

"Recht habt ihr schon. Ich habe mir mein jetziges leben mühsam erarbeitet und erstritten. Aber ich weiß nicht, ob mein leben trotzdem weiterhin das selbe bleiben wird, nach dem zusammenstoß mit den Huntern." Eric war ziemlich besorgt. "Wenn ich meine wohnung und meinen job deswegen verlieren, muss ich ja irgendwo hin. Nochmal schaffe ich das leben auf der strasse nicht."

"Nun, vielen Dank für das großzügige Angebot", antwortete Dan, doch seine Stimme troff vor bitterem Zynismus, "Mit Sicherheit werde ich es im Kopf behalten und mich bei nächster Gelegenheit im MGM blicken lassen. Sobald ich die beschissene Kohle zusammen habe, um mir eure Dienste leisten zu können! Bis dahin werde ich mich wohl auf mein eigenes taktisches Genie verlassen müssen. Und jetzt entschuldigt mich bitte, die Herren, ich brauche ein wenig frische Luft um den Kopf frei zu bekommen."
Mit diesen Worten erhob er sich abrupt von seinem Barhocker, stürmte nach draußen, ohne sich noch einmal zu einem der anderen umzudrehen und verschwand ins Freie. Vor dem Devil's Inn suchte er sich einen halbwegs uneinsehbaren Platz, lehnte sich dort an die Wand und fingerte fahrig eine Packung Zigaretten und ein Feuerzeug aus seinen Jackentaschen. Es dauerte eine Weile, bis er den Glimmstängel angezündet hatte und bereits der erste Zug ließ ihn schmerzhaft husten. Dan war eigentlich kein Raucher. Er hatte es ein Leben lang vermieden, bisweilen sogar auf Raucher hinab gesehen, sich erhaben gefühlt, diesem Laster nicht erlegen zu sein. Aber der Untergrund hatte vieles für ihn verändert. Rauchen war ein Weg, Kontakte zu knüpfen, Kontakte, die überlebenswichtig sein konnten. Und verdammt nochmal: in letzter Zeit brauchte er es schlichtweg für seine Nerven!

Devil´s In: Midas, Stella, Karl

Karl hob die buschigen Augenbrauen, während er Daniels Abgang verfolgte. Geldmittelknappheit war ein häufig anzutreffendes Problem im Untergrund, weshalb nicht selten alternative Bezahlungswege gesucht wurden. Der Tausch einer Ware gegen eine Andere zum Beispiel oder die Gewährung eines Gefallens, der später zurückgefordert werden konnte. Das Prinzip „eine Hand wäscht die Andere“, war sicher nicht das Effektivste oder Sicherste. Aber es funktionierte meisten. Nachdem Daniel die Kneipe verlassen hatte, schaute Karl noch einmal zu Midas hinüber und zuckte mit den Schultern. Anschließend wandte er sich wieder seinen anderen Gästen zu, räumte leere Gläser weg und wischte due Theke ab.
„Noch einen?“ frag Karl schließlich, als er sich auch wieder Stella zuwandte.



Vor dem Devil´s In: Daniel, ein Fremder

„Es kann einsam werden, wenn man gegen den Strom schwimmt“ nachdem Daniel einige Minuten vollkommen allein auf der dunklen Straße gestanden hatte, durchdrang plötzlich eine Stimme die nächtliche Stille. Sie klang dunkel und sehr melodisch aber weder aggressiv noch angsteinflößend. „Keine Sorge mein Sohn, ich bin kein Feind. Ganz im Gegenteil.“ Eine Gestalte löste aus dem Schatten und trat in das schwummrige Licht einer flackernden Straßenlaterne. Es war ein hochgewachsener Mann in einem dunklen, knöchellangen Gewand, das ein wenig an die Soutane eines Priesters erinnert. Sein schneeweißes Haar war ordentlich zurückgekämmt und seine Lippen umspielten ein freundliches. Der Fremde hob beschwichtigend die Hände, während er einige Meter entfernt von Daniel stehen blieb.
„Verzeih mir die Bemerkung, aber du scheinst mir ein wenig rastlos zu sein. Es sind schwere Zeiten, in denen wir leben. Ich weiß, das muss dir merkwürdig erscheinen schließlich kennst du mich nicht. Du hast jedes Recht, misstrauisch zu sein. Aber solltest Du einen Ort suchen, an dem du ein wenig zur Ruhe kommen kannst: Ich betreibe eine kleine nun… nennen wir es Kapelle, in den Vororten. Sie ist für Stranger gedacht und ich halte auch ab und an eine kleine Predigt. Du musst aber nicht religiös sein und du musst auch in keiner Glaubensgemeinschaft beitreten Ich wollte einen Zufluchtsort für Ausgestoßene schaffen, wo sie etwas Ruhe und Nähe finden können. Ob nun zu unserem Schöpfer oder zu Leidensgenossen, das ist ganz gleich. Ich würde dich gern einmal dorthin einladen. Wie schon Johann, der vierte bekannte Stranger sagte: ´getrieben bin ich wohl. Doch so lange ich Trost bei meinen Brüdern und Schwestern finde, werde nicht wanken´“. Er zog einen Zettel aus der Tasche seines Gewandes und drückte ihn Daniel in die Hand „Überleg es dir in Ruhe mein Sohn. Du sollst dich zu nichts gedrängt fühlen. Aber ich würde mich sehr freuen, sich dort begrüßen zu dürfen.“ Und mit diesen Worten und ohne eine Erwiderung von Daniel abzuwarten, verschwand der wunderliche, alte Mann wieder in der Dunkelheit.

Der Zettel in Daniels Hand war einmal in der Mitte gefaltet. Sollte er ihn öffnen, wird er eine wirre Ansammlung von Buchstaben und Zahlen entdecken.

DP JDOJHQEHUJ 1001

Offenbar war es eine verschlüsselte Botschaft…


Medicine, Guns & More: Erik, Yara

„Mmmh…ich denke nicht, dass dir ein großes Nachspiel drohen wird. Die Hunter haben sich nämlich auch nicht ganz Regelkonform verhalten. Daher glaube ich nicht, dass sie auf der Wache einen Bericht über den Vorfall verfasst haben“. Yara schürzte nachdenklich die Lippen „Am Ende musst du selbst entscheiden, welchen Weg du gehen willst. Den Chip zu entfernen, wäre kein Problem für uns. Aber du solltest dir absolut sicher sein, dass du das willst. „

Midas konnte nur, von der geschäftsschädigenden Einstellung genervt, hinter dem Typen herschauen. Nicht jeder Rebell verdiente sich diese Bezeichnung auch. Er wusste, dass die genannten „eigenen taktischen Überlegungen“ nirgendwo anders als in einem Bierglas enden würden. Stellte man sich die Rebellion als eine gut funktionierende Maschine vor hätte man hier die Bremse gefunden.
Bei einem erneuten Rundumblick durch die Bar erspähte Midas eine zierliche Frau am anderen Ende der Bar. Er rutschte über die Barhocker hinweg zu ihr heran.
„Wann gibt der Narwal Speck?“, fragte er sie eine ausgedachte Parole. Das Devils Inn wurde des Öfteren für Treffen unter unbekannten Rebellen mit Hilfe einer Parole genutzt. So zu tun war doch ein charmanter Gesprächseinstieg.

Es war ein mehr als merkwürdiges Treffen, dort draußen hinter dem Devil's Inn. Und eine merkwürdige Gestalt, die da den Kontakt zu ihm gesucht hatte. Aber war nicht letztendlich das gesamte mehr oder weniger verborgene und ebenso mehr oder weniger vernetzte Rebellendasein merkwürdig? Ein weiterer Vorfall, der ebenso eine Gefahr wie eine Chance sein konnte. Inzwischen musste Dan leider sagen, dass derartige Situationen zu seinem täglich Brot geworden waren. Aber seiner Einschätzung nach war der alte Priester – wenn er denn ein solcher war – zumindest aufrichtig gewesen. Hilfsbereit. Und nicht auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Etwas, das man leider auch unter Rebellen heutzutage nur allzu selten antraf. Natürlich konnte es eine Falle sein. Aber dennoch tendierte etwas in Dan eher dazu, sich diese Kapelle zumindest anzusehen. Gut möglich, dass selbst wenn dieser greise Priester nicht helfen konnte, er dort andere finden mochte, die bereit wären, ihn zu unterstützen. Es war – allemal! – ein Ansatzpunkt.
Aber dann war da noch die Sache mit dem mysteriösen Code, den der Alte ihm gegeben hatte. Was mochte es damit auf sich haben? Eine Parole? Ein Passwort? Oder doch etwas anderes, etwas Verschlüsseltes? Auf die Schnelle konnte Dan sich keinen Reim darauf machen. Er würde Hilfe brauchen, um diese Botschaft zu entschlüsseln. Natürlich könnte er Karl fragen, aber der half niemandem, der nicht wenigstens ein paar Scheinchen auf den Tisch legte. Und genau das gleiche konnte er von dem 'freundlichen' Gentlemen aus dem MGM erwarten, der noch immer dort drin sitzen musste. Auch der hatte auf Dan den Eindruck gemacht, dass er keinen Finger rühren würde, ehe er Geld sah. Aber mit ein wenig Glück waren ja nicht alle seine Kollegen so. Vielleicht waren ein paar ja durchaus bereit, für das Wohl der Sache an sich über ihren Schatten zu springen. Einen Versuch war es wohl allesamt wert. Sich dabei fragend, ob das nicht ebenso eine Falle – wenngleich einer ganz anderen Art – sein mochte, machte Dan sich auf den Weg zu einer ihm vom Hörensagen wohlbekannten Telefonzelle, wenngleich er sie noch nie zuvor aufgesucht hatte.

"Ich danke ihnen zumindest für ihre Hilfe. Sie hätten mich auch liegen lassen können, aber das haben sie nicht," bedachte Erik sich für die Hilfe. "ich werde fürs erste nach Hause gehen, wenn es in Ordnung ist. Ich werde nochmal über meine Zukunft nachdenken, was ich will. Und wenn ich mich entschieden habe, melde ich mich."

Medicine, Guns & More: Erik, Yara, Daniel

Die Telefonzelle befand sich nicht weit entfernt vom Devil´s In.  Wenn Daniel die ungefähre Richtung kannte, würde er sein Ziel recht schnell finden. So viele Telefonzellen gab es in Ravenedge schließlich nicht mehr. Er musste nur die Richtige Nummer wählen und die korrekte Parole nennen. Aber das sollte auch kein Problem sein. Beides gab es auf Nachfrage bei Karl an der Theke. Und da er vom MGM eine kleine Provision, für die Vermittlung vertrauenswürdiger Kunden, bekam. Gab er die Daten auch gern raus.

Währenddessen saßen Yara und Erik immer noch zusammen…
„Das geht nicht.“ sie lächelte milde „Tut mir leid, aber das hier ist kein Sportverein, bei dem du zwar eigentlich Mitglied bist, aber trotzdem jedes zweite Training schwänzt. So ziemlich alles, was wir tun, ist hochgradig illegal. Dem entsprechend sind wir darauf angewiesen, unentdeckt zu bleiben. Du kannst nicht also nur ein bisschen Rebell sein. Entweder bist du ein Rebell, dann werde deinen Chip los. Oder geh zurück in dein altes Leben, aber dann halte dich fern von uns. Du hast bis morgen Zeit, dich zu entscheiden….“ Das Klingeln eines alten Telefons drang durch die angelehnte Tür und unterbrach das Gespräch. Alarmiert richtete Yara sich auf. So spät noch ein Kunde? Das war meistens etwas Dringendes. „Warte hier.“, sagte sie zu Erik, verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich. Im Empfangsraum hob Yara den Hörer ab und meldete sich mit dem obligatorischen „Ja bitte?“

Dan unterdrückte ein tiefempfundenes Seufzen, als er die Stimme einer Frau aus dem Telefonhörer vernahm und verkündete: "Frau Schmidt trägt rosa Spitzenunterwäsche". Er hoffte inständig, dass der schmierige Typ, der ihn im Devil's Inn angesprochen hatte, sich diese kindische Parole ausgedacht hatte und nicht die Person, mit der er wohl gleich würde sprechen müssen. Ernsthaft, hielten diese Leute das alles hier für ein Spiel? Dort draußen starben täglich Menschen im Kampf für eine bessere Zukunft, und hier fiel ihnen nichts besseres ein, als sich Passwörter auf dem humoristischen Niveau Pubertierender auszudenken!
In jedem Fall schienen die Worte ihre Wirkung zu tun, denn der Fahrstuhl fuhr in die Tiefe und öffnete sich zu einem auffällig leeren, sterilen Raum hin: wohl tatsächlich einer Art Empfangshalle. Die mäßig verhohlenen Selbstschussanlagen, die auf ihn gerichtet waren, taten jedoch wenig dazu, Dan in irgendeiner Art zu beruhigen. Hinter einem Schalter, geschützt durch eine massive Glasscheibe, erwartete ihn bereits eine junge Frau mit beeindruckend langem, so hellblondem Haar, dass es fast weiß wirkte. Auf den ersten Blick wirkte sie einigermaßen seriös und das gab Dan die Hoffnung, dass er seinen Weg hierher nicht ganz umsonst gemacht hatte.
"Hi, ich bin Dan", stellte er sich vor, an den Schalter heran tretend, "Mir ist vorhin was merkwürdiges passiert und ich dachte, ihr könntet mir hier vielleicht ein paar Informationen dazu geben. Ich wurde von einem Priester angesprochen, der wohl eine Kapelle für Stranger irgendwo in den Vororten betreibt. Schonmal von so einem Kerl gehört? Und wenn ja: ist der vertrauenswürdig."
Er zögerte kurz, holte dann aber auch den Zettel hervor, den der Alte ihm in die Hand gedrückt hatte und hielt ihn gegen die Scheibe. "Und habt ihr jemanden hier bei euch, der sich hieraus vielleicht einen Reim machen kann?"

Medicine, Guns & More: Erik, Yara, Daniel

Yara kontrollierte die Bilder der Überwachungskamera aus der Telefonzelle, die an einen kleinen Monitor auf ihrem Schreibtisch übermittelt wurden. Der Typ kannte die richtige Nummer, er kannte die richtige Parole und er sah wenig verdächtig aus. Yara konnte sich sogar dunkel erinnern, ihn schon einmal bei Karl gesehen zu haben. Also erhielt der Besucher Einlass in die heiligen Hallen des MGM. Der Boden unter Daniels Füßen ruckelte ein wenig, bevor er sich abwärts bewegte. Ab einer bestimmten Tiefe schloss sich das Loch über ihm und der Fahrstuhl wurde von einfachen Neonröhren beleuchtet. Eine freundliche Tonbandstimme erklärte den weiteren Verlauf:
„Herzlich Willkommen im Medicine, Guns and More, ihrem Dienstleister für medizinische Notfälle, Ausrüstungsbeschaffung und Humanoidenbeseitigung. Um einen geordneten Ablauf zu garantieren überlegen sie sich bereits ihr konkretes Anliegen um es gleich wartezeitfrei vorzutragen. Sollten sie verletzt sein vermeiden sie es bitte, den Fahrstuhl voll zu bluten. Ihr MGM Team dankt ihnen vielmals.“
Yara deaktivierte noch schnell die Abwehrsysteme, bevor sich die Fahrstuhltür öffnete und ein großer, schlaksiger Kerl heraustrat. Er stellte sich vor und kam dann schnell zur Sache. Das gefiel Yara.
Als sie seine Ausführungen hörte, zog sie ungläubig die Augenbrauen nach oben „Ein Priester, der in den Außenbezirken heimlich für Stranger predigt? Nein tut mir leid, davon habe ich noch nichts gehört. Entweder ist der Typ noch nicht lange dabei oder er ist sehr diskret. Hast du Karl schon mal danach gefragt? „
Als Dan den Zettel herausholte, schob Yara die Durchreich-Schublade auf die Besucherseite und zog sie zurück, nachdem er ihn hineingelegt hatte. „Hat dir das der Priester gegeben? Dann wird das wohl die verschlüsselte Adresse der Kathedrale sein. Oder eine Parole, die den Einlass gewährt. Warte mal kurz.“ Yara verschwand im Nebenraum. Nachdem kurz geschäftiges Geklapper zu hören war, kam sie mit einem großen Ordner zurück, schlug ihn auf und blätterte einige Seiten um. „Das könnte eine Caesar-Verschlüsselung sein. Ist recht einfach zu entschlüsseln, wenn man erst mal herausgefunden hat, um wie viele Stellen das Alphabet nach rechts verschoben wurde. Dahinter könnte eine verschlüsselte Zahl sein. Zumindest sieht mir das nach einem Binärcode aus.„ Die Durchreiche wurde wieder geöffnet, sodass Dan den Zettel wieder an sich nehmen konnte. Lösen würde sie das Rätsel nicht für ihn. Aber eines konnte sie ihm noch anbieten: „Wenn du willst kann ich dich zu diesem Priester begleiten.“