[BSD] MSG

Während der offensichtlich sehr gesprächige Martin schon wieder ein Gespräch mit Einigen aus der Gruppe angefangen hatte, hatte Joachim mehr teilnahmslos daneben gestanden und zugehört, lächelte, wenn etwas Lustiges gesagt wurde, und nahm wahr, wie das Gespräch über Alkohol zu den Uniformen ging, die er wie schon erwähnt, ausgesprochen schick fand.
"Wir sollten wirklich vermeiden, dass unser Blut diese Uniformen durchtränkt.", mischte sich Joachim schließlich ein. "Aber das der Feinde... nun ja, das wird sich fürchte ich nicht wirklich vermeiden lassen, was eigentlich schade ist. Die sind so, wie sie jetzt sind, absolut perfekt." Doch im Krieg würden sie sich eh um mehr Sorgen machen müssen als um beschmutzte Uniformen. Sie würden Leib und Leben riskieren. Und dafür brauchte es Mut, Grips und Kraft. Und zwar in nicht unerheblichem Maße. Für den ernsten Anlass jedenfalls waren die Damen und Herren hier ausgeprochen gut und locker drauf, das musste er zugeben. Doch ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend sagte ihm, dass dies nach dem ersten Gefecht leider schon anders sein würde...

Über all dem Kettengerassel der Panzer und den in der Ferne röhrenden Motoren der aufsteigenden Jagdflieger erhob sich in unmittelbarer Nähe ein vollkommen anderer Lärm. Schnell konnte ihn Martin einem Lautsprecher an der Seite eines Hauses zuordnen, und nach der ersten Durchsage hatten sich seine Ohren auch auf die verzerrte Stimme aus dem elektrischen Sprachrohr eingestellt.
"Alle Kompanien zum Drill auf dem Exerzierplatz antreten! Alle Kompanien zum Drill auf dem Exerzierplatz antreten!"
Ja, ziemlich sicher mussten sie jetzt los. Nun, warum auch nicht - sie waren lang genug herumgestanden. Der Hüne warf einen entschuldigenden Blick in die Runde und suchte die Umgebung nach Schildern ab. Exerzierplatz, stand zumindest auf einem der Schilder, das in Form eines angedeuteten Pfeiles an der Hauptstraße entlang zum Ort ihres Begehrens verwies. Mit langen, raschen Schritten machte er sich auf den Weg. Er ging davon aus, dass die anderen ihm folgten.

"Zweihundertvierte da rüber! Magier links, Landser rechts!" - Nun, das war eine etwas unfreundliche Antwort auf seine Frage. Aber das kümmerte ihn nicht so sehr. Auch wenn der Drill an der BAW etwas lockerer gewesen war. Aber das hier war die Front, da musste man ein wenig härter rangehen, das war wohl durchaus notwendig - damit hatte er überhaupt kein Problem. Womit er ein Problem hatte, war, den Platz zu überblicken. Der Frühlingswind wirbelte alte Blätter von den umliegenden Bäumen, die der Winter noch nicht gefressen hatte, umher, und der Platz war groß. Und wo er seinen Rucksack abstellen sollte, wusste er auch nicht. Aber man konnte davon ausgehen, dass an der Front nichts gestohlen wurde, oder? Schließlich waren sie Alvaren und keine Pawlaken.

Nach einer kurzen Schrecksekunde hatte er die Abladestelle für Gepäck gefunden, und sein Rucksack wanderte von seinem Rücken an eine (noch) gut einsehbare Stelle. Man würde sehen müssen, ob das so blieb, bei der Menge an Neuen, die hier eintrudelten. Er fand seinen Platz neben einigen Magiern ein, die er schon im Zug gesehen hatte, und nahm Haltung an.

Als die ersehnte Durchsage endlich erklang, fiel Björn ein Stein vom Herzen. Er zögerte gar nicht lange, nahm seine Tasche wieder auf und folgte mal wieder Martin, der irgendwie immer wusste, wohin es ging. Lag vielleicht daran, dass er so groß war, er konnte von ihnen allen die Umgebung am besten einblicken.
Auf dem Platz angekommen, wurden ihm sofort Befehle in barschem Tonfall gegeben. Der Ton war vertraut in seinen Ohren, seine Nervosität war mit einem mal verschwunden, denn er wusste nun, was er zu tun hatte und vor allem hatte er endlich richtige Anweisungen, denen er folgen konnte. Sofort legte er seine Tasche auf die Abladestelle und reihte sich als einer der Ersten in die Gruppe der Magier ein.
Den Blick geradeaus gerichtet, die Schultern straff und den Rücken gerade stand er vorbildlich, wie er es in seiner Akademie gelernt hatte da und wartete auf nächste Anweisungen.

Nun wurden die Soldaten aufgerufen, zum Drill am Exerzierplatz zu erscheinen. Mit einem Lächeln nahm Joachim wahr, dass dies anscheinend überall gleich ablief. Streng und autoritär, wie er es gewohnt war. Also erfüllte er seine Pflicht als Soldat und stellte sich in die Reihe und nahm Haltung ein. Er stand kerzengerade, so stramm, wie es einem Menschen nur möglich war, den Blick starr nach vorne, auf den Hinterkopf seines Vordermanns gerichtet. Nicht die kleinste Regung ging von ihm aus.
Doch sein Kopf arbeitete auch weiterhin. Die Aufregung, die er hatte, schluckte der Soldat mühsam hinunter und nutzte die angestaute Energie lieber, um seine Muskeln noch weiter anzuspannen und seine stramme Haltung aufrecht zu erhalten. Doch in Gedanken wanderte er zum Schlachtfeld und fragte sich, was ihn wohl erwarten konnte. Lustig würde es nicht werden, das stand fest. Ach, Papperlapapp, er dachte einfach zu viel. Würde schon werden. Im Moment hatte er nichts zu tun außer warten, da musste er sich nicht Gedanken über das machen, was noch kommen würde.

Endlich zerrissen die Lautsprecher mit ihrer plärrenden Durchsage den Trubel und gaben Johanna endlich wieder eine klare Aufgabe. Eilig hatte sie ihren Rucksack geschultert und war Martin gefolgt. Im Windschatten seiner breiten Gestalt brauchte sie sich nicht selber einen Weg durch die Massen bahnen und so kam sie nur wenige Schritte hinter ihm auf dem Exerzierplatz an. Schon schlugen ihr die Befehle entgegen, hart, direkt und ohne Schnörkel. Ganz so wie sie es gewohnt war, so wie es mochte. Der erste Drill mit den neuen Gefährten, wie sie sich wohl aufeinander einstellen würden? Schnell entledigte Johanna sich ihres Gepäckes, ob sich jemand anders daran vergreifen würde kam ihr nicht in den Sinn, und reihte sich ein. Rechte Reihe eingeordnet, Haltung angenommen und Blick starr geradeaus. Aus dem Augenwinkel sah sie wie der Rest der Truppe sich aufreihte, die Gesichter allesamt starr wie Masken, doch hinter ihren Stirnen würde es genau so arbeiten wie hinter der ihren. Jede Faser in ihr war gespannt, gespannt darauf zu erfahren wie es nun weiter gehen sollte. Wann würden sie zur Front aufbrechen, wie war die Lage dort, welche Aufgaben würden wem im Team zugeteilt werden? Fragen über Fragen sammelten sich unaufhaltbar in Johannas Kopf, erpicht darauf schnell beantwortet zu werden.

"Stillgestanden!"
Schallte es durch Lautsprecher verzerrt über den Platz, und im selben Moment konnte man an die fünfhundert Stiefel auf den Boden auftreten hören. Die Soldaten nahmen Haltung an, wie sie es auf der Akademie gelernt hatten. Beinahe wäre Martin seinem inneren Instinkt gefolgt und hätte den Kopf gewendet, um die Großartigkeit des Schauspiels in sich aufzunehmen - in so großer Formation hatte er bisher nur bei seinem Abschluss Drill gehabt. Aber das nächste Kommando würde nur allzu bald folgen, und in seiner Reihe und aufgrund seiner Größe würde er durchaus auffallen. So stierte er einen Punkt in der Ferne vor sich an, einen Baum. Knorrig, alt. Na, das würde er auch noch erleben. Gegen ihn war keine Geardinsche Kugel gefeit!
"Achtung!"
Ein General hatte sich auf dem Podest aufgebaut, das vor ihnen stand. Eine kleine Bühne, samt Podest. Glatte Holzbohlen, kleine Treppe, zu den Seiten auf Stangen die Lautsprecher. Er beugte sich leicht zu dem Mikrofon herab, es pfiff kurz, als vom Drillmeister auf sein Mikrofon geschaltet wurde, und die wettergegerbte, nein, kriegsgegerbte Stimme des Mannes schallte über den Platz.
"Soldaten, ihr habt euch heute hier versammelt, um dem heiligen Vaterland euren Dienst zu erweisen. Ein großer, unersetzlicher Dienst wahrhaftig..."
Die Rede des Generals glich auf erschreckende Weise dem, was der General am Bahnhof gesprochen hatte. Hatten die denn für alle Orte die selbe Rede? Oder war das einfach Einfallslosigkeit? Nicht, dass es ihn störte, die Worte erreichten ihn und machten ihn stolz, er hätte nur ein wenig mehr erwartet.
"Morgen fahrt ihr in unseren mächtigen Panzerfahrzeugen an die Front. Hinter euch das Vaterland, über euch unsere mächtige Luftwaffe, und vor euch: Der Feind. Der unheiligste aller Feinde, Geardin. Zeigt diesen dekadenten Muttersöhnen, aus welchem Holz Alva geschnitzt ist! Seid beständig wie dieses Holz, die große Eiche, und gebt nie nach! Lasst euch beflügeln vom Erbe eurer Väter und von der Zukunft eurer Kinder!"
Nun, das war neu. Klang auch gut, und traf seinen Stolz da, wo er am leichtesten zu erreichen war. Er fühlte sich wohl. Morgen ging es also los! Nun, er konnte es kaum erwarten, in einem Panzerfahrzeug an die Front zu kommen, und dort Sturmmagie zu wirken - Den Sturm ins Landesinnere zu bringen und durch die Herzen der Geardiner zu jagen.
"Soldaten, ich weiß, ihr werdet eure Pflicht gut tun. Doch tut sie wie ein Alvare und eine Alvarin es tut: Besser als die anderen!"
Der General winkte, und aus den Lautsprechern ertönte nach einem kurzen Pfeifen ein "Rührt euch!". Die Landser warteten ab, bis der leicht untersetzte Mann vom Podest geschritten war, und in einem Wagen abfuhr, dann zerstreuten sie sich langsam. Anscheinend wusste keiner, wohin genau, aber hier in diesem Ort war ohnehin alles ausgeschildert...

Mit den Kameraden in Reih und Glied zu stehen war etwas, das Johanna schon von Anbeginn ihrer militärischen Ausbildung gefallen hatte. Es war ein erhabenes Gefühl der Einigkeit wenn die Kompanie geordnet stramm stand. Ihr kam es immer so vor als gäbe sie das Individuum auf und wurde Teil eines größeren Ganzen, eine große Bestie die nur darauf gierte den Feind mit Feuer und Schwefel zu vernichten. Die Panzer würden ihre Klauen und Kiefer sein die das schwächliche Geardin in seinen Fängen zerreißen wird und die Flieger ihr feuriger Atem der schon aus der Ferne das schwache Fleisch verbrennt. Was auch immer sich ihnen in den Weg stellen mochte, es würde unter den Ketten und Stiefeln Alvas zu Staub zermalmt! Es gab keinen Zweifel für Johanna das der Krieg nun bald ein Ende finden würde, was konnte schon eine solche Menge an best ausgebildeten Magiern und Soldaten stand halten? Panzer und Waffen Alveas würden die feindliche Kriegsmaschinerie in Schlacke verwandeln und ihre Magier mit mächtigen Zaubersprüchen Soldaten hinwegfegen und Kugeln wirkungslos verpuffen lassen.
Die verzerrten Worte versprachen ihr nur noch eine Nacht warten zu müssen, eine letzte ruhige Nacht ehe es endlich in die Schlacht gehen würde. Wie es sich anfühlen würde in der Arena die einem jeden Ruhm bringen konnte. Oder einen schnellen und unschönen Tod. Den Gedanken an letzteres schob Johanna schnell wieder bei Seite. Die Magier und Soldaten ihrer Einheit hatten die beste Ausbildung genossen, beherrschten ihre Aufgaben im Schlaf und gierten nach dem Blut Geardins. Es gab nichts, dessen war Johanna sich absolut sicher, was ihnen lange standhalten konnte.
Das Pfeifen aus den Lautsprechern gefolgt von dem Kommando zum Abrücken ließ Johanna sich wieder auf das hier und jetzt besinnen. Die Masse strömte langsam auseinander, an den Gepäckstellten staute sich die Menge, und verließ dann nach und nach den Platz. Johanna hatte wenig Lust sich zwischen die ganzen Soldaten zu quetschen um an ihren Rucksack zu kommen und zog daher ein schmales Metalletui aus der Jacke und nahm eine Zigarette heraus. Ein Laster das sie einfach nicht in den Griff bekam. So oft hatte sie schon den Verzicht versucht, doch länger als drei Wochen hatte sie es nicht geschafft. Aus einem schlichten Sturmfeuerzeug spendete sie dem Tabak Feuer und zog den Rauch tief in die Lungen, hielt ihn dort einen Moment und entließ ihn dann wieder langsam durch die Nase. Auf dem Absatz drehte sie sich einmal um die Achse, vielleicht würde ja gerade ein bekanntes Gesicht an ihr vorbei kommen.

Die Worte erreichten ihn unerwartet. Morgen schon sollten sie an die Front? Für einen kurzen Moment hatte Björn große Mühen seine aufrechte Haltung zu erhalten. Von einem Moment auf den anderen kroch die Nervosität wieder in ihm hoch. Dieser Satz war für ihn wie ein Schlag in den Magen gewesen. Er musste sich stark zusammenreißen, damit man ihm nichts anmerkte. Den Rest der Rede bekam er gar nicht mehr wirklich mit, zu sehr war er mit seinen Gedanken an dem morgigen Tag. Natürlich war er sich bewusst gewesen, dass der Ernst nicht lange auf sich warten ließ, aber das es so schnell ging... damit hatte er nicht gerechnet.
Nach der Rede zerstreuten sich die Soldaten. Björn blieb noch einen Moment stehen und scharrte mit dem Fuß auf dem Boden. Er brauchte den Moment um sich zu sammeln, denn er wollte nicht schon wieder Schwäche zeigen. Das passierte ihm in letzter Zeit sowieso viel zu oft. Auf der Akademie war das alles viel einfacher gewesen. Dort war er nicht so nah an der Realität gewesen, der tatsächliche Krieg immer ein Ziel in weiter Ferne. Natürlich hatte er sich die ganze Zeit etwas vorgemacht. Ein wenig wütend auf sich selbst, weil er so naiv gewesen war und auch weil ihm mal wieder vor Augen geführt worden war, dass er weder taff noch sonderlich als Soldat tauglich war., stieß er seinen Fuß hart in den Boden. Vielleicht war es gar nicht so verkehrt, dass es direkt am nächsten Tag losging, vielleicht würde er dann endlich mal weniger schwächlich werden.

Ein wenig schneller atmend hatte Florian sich in die Aufstellung eingereiht und der folgenden Rede gelauscht. Auch wenn er durchaus für sein Vaterland einstehen und kämpfen wollte, so war es doch beklemmend, die heroischen Worte über die Niederträchtigkeit des Feindes und die eigene Herrlichkeit zu vernehmen. Er war kein Freund von derart moralisierenden Worten, als Augmentor kannte er effektivere Wege, doch wusste er auch um die Wirkung, die solche Ansprachen erzielten, gerade in kollektiven Situationen, wie dieser. Auch die Nachricht über die morgige Verlegung an die Front konnte er nicht so recht einem Gefühl zuordnen, aber da war er mit Sicherheit nicht der einzige in seiner blutjungen Kameradschaft.
Aus heiterem Himmel heraus, fragte sich der junge Boter wie es wohl seinem Alten beim ersten Drill ergangen war. War er damals schon so abgeklärt, geradlinig, ernst und kalt gewesen? Hatte er sich auf den Dienst an der Front gefreut?
Mit einem schnaubenden Laut wischte er sich die Gedanken aus dem Kopf und hob den Blick in Richtung Podest. Gerade hatte der General seine Rede beendet und kurz darauf ertönte der Befehl zum Wegtreten und gemächlich zerfloss die eben noch starre Formation in unklare Formen.
Was willst du anderes machen, als dich jetzt auf diese Sache zu konzentrieren? Die Situation ist klar, warum also nicht das Beste daraus machen, hielt er für sich selbst fest. Wie sollte er anderen Mut machen, wenn er ihn selbst nicht hatte?
Mit den Gedanken noch außerhalb seiner Uniform, steuerte er die Gepäckausgabe an und schlängelte sich, Dank seiner schmalen Statur, recht schnell zu seinem Seesack durch und befreite sich dann wieder aus dem Getümmel. Suchend huschten seine Augen über den Platz, bis sie Martins breite Schultern in der Masse ausmachten. Der Kerl war quasi seine erste Kontaktperson gewesen und irgendwie mochte er ihn, vielleicht auch, weil Florian auf so etwas wie Führungspersönlichkeiten angewiesen war. Also warum sich nicht zu ihm gesellen. Warum nicht? Diese Frage stellte er sich ganz schön oft in letzter Zeit.
"So eine Rede ist doch immer Balsam für die Soldatenseele, oder?" lachte der junge Augmentor, als er von hinten an Martins Seite trat, "Es wird also morgen ernst. Nein, real, ernst ist es ja ohnehin genug."
Die Worte schmeckten ein wenig bitter vor, dennoch lächelte er weiterhin. Als ob er hier allein solch ein Schicksal zu tragen hätte.

Die Rede war vorbei, und er nahm sich seine Zeit. Denn er war, wider Erwarten, ein wenig nervös geworden. Also hatte er seinen Beutel hervorgekramt und ein wenig Marihuana mit seinem schwarzen Alvar vermischt und in eine Zigarette gedreht, die er nun langsam rauchte, während um ihn herum der Trubel stattfand. Ein entspanntes Gefühl überschwemmte ihn und nahm ihn ein Stück des Weges mit, als ihn Boters seltsam vertraute Stimme aus seinem Tagtraum riss. Geistesabwesend hielt er dem Augmentor die Sportkippe hin und seufzte. Fräulein von und zu hatte ihren Rucksack auch noch nicht geholt, rauchte ihre Ladyzigaretten, und gut war. Warum auch nicht - Krebs war seit Erforschung der modernen Heilmagie kein Thema mehr. Schon eher eine Kugel durch den Kopf... Böse Gedanken, das!
Erst jetzt hatte sich die Botschaft des jungen Unterstützungsmagiers durch seinen Wall aus Zugedröhntheit gekämpft, und er antwortete, mit einem Lächeln, und etwas schwammiger als sonst:
"Ernst wird es wohl, aber wir können davon ausgehen, dass die meisten von uns siegreich heimkehren werden. Alva hat eine ... weitaus niedrigere Totenstatistik als Geardin, das einzige Problem ist, dass die Geardiner Frauen so achtzehn Jahre vor dem Krieg geworfen haben wie die Säue, die sie sind. Alles kein Grund zur Veranlassung, wir werden schon sehen, wohin das führt."

Es hatte nicht lange gebraucht ehe sie Martin entdeckt hatte, Florian hatte sich auch zu ihm gesellt und so beschloss Johanna es dem Augmentor gleich zu tun. Ohne Eile trat sie an ihre neuen Kameraden heran, musterte erst den Augmenter und dann den Magier. Auf beiden Gesichtern war die Anspannung deutlich zu erkennen, ihr selber ging es ja auch nicht anders, doch bei Martin war da noch etwas anderes. Sie hatte seine Worte nicht gehört, da war sie nch zu weit entfernt gewesen und die Umgebung einfach zu laut, doch sie meinte seine Augen würden leicht glasig wirken. Schweigend stand sie nun neben den beiden, zog wieder tief an der Zigarette ehe sie sich zu einigen Worten durchringen konnte. "Bin gespannt was uns morgen erwartet." meinte sie ohne das die Kippe ihren Platz im Mundwinkel verließ. War schon seltsam, dachte sie bei sich, in sich spürte sie eine unglaubliche Unruhe, wollte lieber jetzt als morgen in die Schlacht ziehen, und doch begann langsam eine gewisse Furcht in ihr zu keimen. Eine Furcht die vorher noch nicht dort gewesen war doch nun, da das Morden nun mit jedem Herzschlag näher rückte, der Zeitpunkt gesetzt war, da spürte sie neben all dem Euphorismuss auch die Furcht vor dem was kommen mochte, vor dem was dort im Ungewissen lag. "Ich hab noch ne Flasche Grog und bin bereit zu teilen." meinte sie nach einigen Zügen an der Zigarette und sah in die Runde.

Dankbar griff Florian nach dem dargebotenen Räucherstäbchen. Er würde nie behaupten, sich damit sonderlich auszukennen, doch war ihm der Geruch und die Wirkung des Krautes bekannt und nicht unangenehm. Durch einigen Austausch und Erfahrungen an der Akademie wusste er, dass die grüne Medizin, welche aus der Küstenregion stammt, immer eine Ecke fruchtiger war, als anderswo. Und genauso war es auch dieses Mal. Die Tabak-Marijuana-Mischung schmeckte sanfter als purer Tabak und hinterließ eine Note, die an Zitronengras erinnerte.
Nahezu sofort und angenehm vollkommen, waberte der Einfluss des Grases durch seinen Körper, einhergehend mit dem üblichen Pro- und Kontraspiel, einer Mischung aus Ruhe und Ausgeglichenheit, aber auch Konzentrationsschwierigkeiten und einer gewissen Trägheit. So bemerkte er die junge Waffenoffizierin, die gerade zu ihrer kleinen Gruppe gestoßen war, erst, als er zum wiederholten Male Rauch genüsslich in die Luft blies und seinen Blick schweifen lies. Ihr Gesicht wirkte irgendwie freundlich, die Mundwinkel leicht nach oben gezogen, doch war kein wirkliches Zeichen von Freude zu erkennen, eher biss sich ihr lächelnder Mund mit ihrer hart wirkenden Mimik und den kühlen blauen Augen. Sie war fast so große wie er, ähnlich schlank gebaut, doch hatte sie an entsprechenden Stellen angenehm harmonische Rundungen, wie es bei Frauen üblich war, die sich fit hielten.
Mühsam riss sich der junge Rekrut selbst am Riemen, gedankenverloren musste er sie wohl eine Weile angestarrt haben, denn nur das Ende ihres Satzes bekam er mit. Und der klang erfreulich gut. Grog, zum Teilen, das würde den Abend versüßen und hilfreich sein, Kontakte und Bindungen aufzubauen. Er selbst hatte zwar keinen eigenen Alkohol dabei, dafür jedoch Teufelskraut aus seiner Heimat, Martin würde es sicher gefallen.
"Das Angebot nehmen wir gern an", grinste Florian, sah mit einem schelmischen Seitenblick kurz zu Martin und streckte dann seine Hand aus, um die junge Frau offiziell zu begrüßen.
"Ich grüße dich, Florian Boter, Heilmagier und Augmentor. Wir haben uns zwar kurz im Zug gesehen, aber die Hektik der Anreise und so weiter... Daher noch einmal ausführlich und in aller Ruhe."
Er schenkte ihr ein Lächeln und seine Augen ruhten in ihren. Zwar glaubte er nicht an Seele, Schicksal und Vorbestimmung, zumindest nicht wirklich, doch kam er nicht umhin, bei direktem Kontakt mit Leuten eine Art Wellenlänge festzustellen, das Wesen seines Gegenüber auszumachen oder Stimmungen wahrzunehmen, Dinge, die für Augmentoren sehr vorteilhaft waren. Das war alles andere als präzise oder messbar, doch Florian hatte es jedes Mal im Gefühl und getäuscht hatte er sich bisher noch nie. Und so war er gespannt, was ein Handschlag ihm über diese berechnenden blauen Augen sagen würde.

Nachdem er es tatsächlich geschafft hatte zumindest zeitweise ein Stück seiner Fassung zurückzugewinnen, holte auch er endlich als einer der letzten sein Gepäck wieder. Nicht weit von ihm stand ein Grüppchen ihm schon bekannter Gesichter und er beschloss, dass ein wenig Ablenkung ihm ganz gut tun könnte, vor allem da er eh nicht wusste, wohin er jetzt gehen sollte. Eigentlich hatte er ja gehofft, dass sie nach dem Drill erstmal zu ihrem übergangsmäßigen Quartier gewiesen wurden, statt einfach entlassen zu werden. Ihm wurde mal wieder bewusst, wie sehr er sich auf Anweisungen verließ und wie verloren er auf einmal war, wenn es keine mehr gab. Es passte ihm nicht, dass er nicht in der Lage war, eigenständig seine private Zeit zu gestalten, weshalb er schließlich mit festem Schritt zu der kleinen Gruppe ging und sich zu ihnen gesellte.
Da er nicht wusste nicht, wie er sich in das Gespräch einbinden konnte, er war ja auch nicht gerade ein Meister im Small Talk, fragte er einfach mal gerade raus, was ihn gerade schon beschäftigt hatte.
"Hat einer von euch 'ne Idee, wie es jetzt weitergeht?" Fragend blickte er in die Runde und hoffte, dass er kein allzu wichtiges Gespräch unterbrochen hatte.

Florians Reaktion kam ein wenig unerwartet für Johanna, sie hatte doch eher damit gerechnet das es Marin sein würde der das Wort ergriff und nicht der bisher eher schweigsame Augmentor. Oder war ihr es nur so vorgekommen das er schweigsam war? Sie konnte nicht umhin sich einzugestehen bisher nicht besonders den Kontakt zu den Kameraden gesucht zu haben, auch das Angebt zusammen in der letzten friedlichen Nacht gemeinsam die Flasche zu leeren war ihr eher spontan in den Sinn gekommen, war einer spontanen Laune gefolgt. Etwas das ihr bisweilen selten geschehen war. Doch es gefiel ihr irgendwie wie er sich vorstellte, sein Blick der dem ihren geradewegs entgegnete und nicht ausweichend zur Seite blickte. Für einen Augenblick hielt Johanna inne, gefangen in seinen Augen, ehe sie die Hand erhob und seinen Handschlag kräftig erwiderte.
Es war eine seltsame Mischung die Florian da zu fühlen bekam. Auf der einen Seite, dominant und alles Andere beinahe gänzlich in den Schatten stellend, war dort eine beinahe fanatistische Überzeugung hier das richtige zu tun, genau hier und jetzt an dem Ort zu stehen für den man bestimmt war, gepaart mit einer ordentlichen Portion vertauen in die erlernten Fähigkeiten. Doch daneben war auch eine gewisse Furcht zu merken. Weniger vor dem was in den nächsten Tagen und Stunden geschehen mochte, eher davor nicht die Ziele zu erreichen die für einen bestimmt wurden. Es gab dort Erfolge die in ihrer Familie als das Mindeste angesehen wurden was von ihr zu erwarten war, Johanna wollte dieses um jeden Preis übertreffen, davor diese Ziele nicht zu erreichen, davor hatte sie Angst, wirklich Angst. Es würde gegen Alles verstoßen was sie von klein auf gelernt hatte, woran sie immer geglaubt hatte.
Seine Hand hielt Johanna nicht auffällig lange fest, auch nicht zu kurz, doch in ihrem Gesicht hatte sich nach seinen Worten ein tatsächliches Lächeln gebildet, leichte Grübchen hatten sich in den Mundwinkeln gebildet und die Augen wirkten gleich viel weniger kühl als sonst üblich als der Neuankömmling dazu trat. "Naja ... das ist die letzte Nacht die wir noch in Frieden schlafen können, ich möcht sie alleine verbringen."

Was für eine schöne Rede! Sie war erfrischend und machte jedem (zumindest hoffentlich) nochmal klar, wie wichtig diese Sache hier war. Der autoritär gestrickte Joachim genoss das Strammstehen in der Gruppe, es war für ihn die Erfüllung von der Perfektion, die sie waren. Diese Disziplin war wichtig, so wichtig wie ein scharfes Schwert, ein ausreichender Munitionsvorrat und meisterhafte Magiekenntnisse. Er würde diesen Kümmerlingen, die sich Alva zu ihrem Feind gemacht hatten, Schmerzen zufügen, den Schmerz der Niederlage. Er wollte nicht als blutgieriger Mörder gelten, doch freute er sich auf den Kampf. Nicht, weil er dann töten würde, sondern weil er helfen würde, die Verhältnisse zu klären. Denn Alva war die mächtigste, die stolzeste, die edelste Nation. Und niemand sollte das infrage stellen.
Gemächlich schritt Joachim auf das kleine Grüppchen zu, das sich aus einigen aus seiner Einheit gebildet hatte, die Meisten hatte er schon im Zug gesehen. Diesen geschwätzigen Hünen und 'Fräulein von und zu' (was erlaubte sich dieser Kerl überhaupt, einen so guten Namen so zu verunglimpfen?) zum Beispiel.
Joachim näherte sich ihnen und setzte ein Lächeln auf, als von Alkohol die Rede war. "Von mir aus ein Glas.", murmelte er. "Aber nicht übertreiben. Wir sollen nicht verkatert an die Front."
Das Gespräch ging weiter und er hörte aufmerksam zu. "Ja, die sollten wir alle genießen.", sagte er schließlich.

Als Johanna seine Hand ergriff, spürte er vor allem eines: Selbstsicherheit. Diese wurde auch durch den herzhaften Händedruck bestätigt. Wogen der Dominanz und des Selbstvertrauens strömten mit, vermutlich auch nicht unberechtigt, wodurch es Florian ein wenig erstaunte, als ein Lächeln ihre Lippen umspielte. Sein eigenes erweiterte er zu einem breiten Grinsen und lies seine Hände wieder in den Hosentaschen verschwinden. So allmählich rappelte sich eine kleine Gruppe bei ihnen zusammen, infiziert von der Rede, aufgeregt vor der letzten Nacht und voller Ängste und Hoffnung für den morgigen Tag.
"Ich denke, wir sollten erstmal unsere Quartiere aufsuchen, uns so viel wie nötig einrichten und ein bisschen zur Ruhe kommen. Wir können uns hier so oder so schlecht aus dem Weg gehen, deshalb werden wir uns früher oder später auf dem Gelände treffen und ja... der Abend ist ja noch jung, nicht wahr?"
Tatsächlich war die Zeit wie üblich fortgeschritten und der Sonnenuntergang würde bald beginnen und ehe sie wieder freie Zeit und einen freien Kopf hatten, würde es sicherlich schon dämmern.

"Gute Idee, ich möchte das hier nicht unbedingt länger rumschleppen als nötig. Das kann ich an der Front noch machen", stimmte Loreley ohne Umschweife Florian zu. Den Kasten, den die junge Frau herumtrug, bedachte sie mit einem Tritt. Der Kasten zeigte sich davon unbeeindruckt und rückte nichtmal ein Stück. An beiden Seiten prangte groß ein schwarzes Kreuz vor einem roten Herz. Ein solcher Kasten war Standardausrüstung eines jeden Sanitäters. Darin befanden sich neben Bandagen einige schmerzlindernde Mittel, eine Knochensäge für den schlimmsten Fall, reiner Alkohol und noch ein paar andere Sachen. Die Metallbeschichtung verhinderte, dass der Inhalt durch beispielsweise Schrapnell beschädigt wurde und so auch nach dem Tod des Sanitäters noch genutzt werden konnte.
Dieser Kasten wies einige kleine Löcher auf. Loreley vermutete, dass sie von einer Nagelgranate stammten. Der Gedanke war nicht beruhigend.
"Wobei der Kasten eigentlich auch ganz gut als Sitz taugt." Diese Feststellung wurde von Loreley getroffen als sie bereits mit dem Hinterteil auf dem Kasten saß. Eine Zigarette lag wohl im Rahmen des Verantwortbaren.

"Machen wir uns auf, ich hab vor dem Exerzierplatz ein Schild gesehen, das in Richtung Baracken gezeigt hat."
Martin stapfte in Richtung der Rucksäcke, fand seinen mit dem Emblem der BAW und schon war er wieder da. Sanft stubste er Loreley an und klemmte sich die Kiste unter den Arm, nachdem sie aufgestanden war. Boter hatte noch sein Gras, aber das war in Ordnung, er brauchte es erstmal nicht. Der Aug würde sich schon revanchieren.
"Packen wir's, holt euch eure Rucksäcke, es gibt bestimmt ein Lagerfeuer da drüben. Würde man nicht in der Ferne die Artillerie hören, wäre es beinahe lauschig..."
Ehrlich gesagt war ihm mittlerweile schon ein kleines bisschen bange, aber Schwäche konnte man sich nicht leisten. Also musste er das schlucken und versuchen, die anderen so gut wie möglich durchzuziehen. Notfalls hatte er immer noch Boter, der konnte Umarmungen verteilen.

Johanna hatte nicht darauf gewartet das Martin seinen Rucksack holte und die anderen auch dazu aufforderte, einige Schritte nach ihm war sie auch zur Gepäckstation gegangen und hatte nach ein wenig suchen auch ihren Rucksack gefunden. Einige Soldaten hatten ihre schweren Taschen auf die ihre gestellt und so kam Johanna nun auch deutlich nach Martin wieder zur Gruppe. Er hatte sich bereits den Kasten der Sanitäterin, wie war noch gleich ihr Name gewesen, unter den Arm geklemmt und scheuchte auch den Rest auf ihre Taschen zu holen. Es würde also wohl noch einen Moment dauern ehe sie geschlossen aufbrechen würden, also nutzte Johanna die Zeit sich eine weitere Zigarette in den Mund zu stecken und weitere Schwaden weißen Rauches in ihre Lungen zu ziehen. Es half die Nerven ruhig zu halten die, ob sie wollte oder nicht, nach und nach immer mehr zu flattern begannen. "Eh Martin." fing sie an als die ersten schon los gegangen waren. "Deine letzte Zigarette roch recht angenehm, ist da noch was von da?"

"Da muss ich dich enttäuschen...", stieg Florian wieder in die Unterhaltung ein, als er sein Gepäck geschultert hatte und mit einem bedauernden Blick auf die eben ausgetretenen Überreste der Sportzigarette verwies, "Aber ich werde mich schnellstmöglich darum kümmern."
Die Kameraden hatten also ihr Gepäck beisammen, Martin hatte lässig den Sanitärkasten unter den Arm geklemmt, was für ein Tier, und auch der Rest schien startbereit.
"Also dann, meine Herren, auf geht's. Die Damen", fügte er mit einer leicht ausladenden Geste hinzu und schritt langsam vom Exerzierplatz in Richtung Wegweiser.

"Oh, danke", vergütete Loreley Martin die unerwartete Freundlichkeit. Eigentlich wäre es ihr nicht recht gewesen, jemand anderem ihre Arbeit zu überlassen, aber der Tag war lang gewesen und Martin wirkte als würde ihm das zusätzliche Gewicht nichts ausmachen. Ihren Seesack hatte Loreley rasch gefunden. Ihre Mutter hatte sich über den Sack beschwert, weil er ihre Kleidung verknitterte. Als gäbe es mitten im Krieg keine anderen Probleme als ein paar Falten in der Kleidung. Und Loreley hatte die Kleidung so drapiert, dass sie einen Ring an der Außenhülle des Sacks bildete, was das Knittern auf ein erträgliches Maß minimierte. Leichtfüßig schritt Loreley ein wenig vor der Gruppe her.
Die Baracken waren typisch militärisch, viereckig, effizienzbezogen, schmucklos. Aber vor ihrem Gebäude brannte ein munteres Feuer. Loreley grüßte freundlich in die Runde, was mit nicht weniger freundlichem Sozialbrummeln aufgenommen wurde. Dem Rest des Grüppchens winkte Loreley zu, damit sie auch herkamen. Vielleicht konnte man den Abend ja noch ganz nett ausklingen lassen.

Da er selbst seine Sachen schon direkt geholt hatte, war ihm nichts anderes übrig geblieben, als zu warten das der Rest der kleinen Gruppe zurückkam, es sei denn er war scharf darauf, allein und orientierungslos herumzuirren. Den ersten, die losgegangen war, hatte er sich auch angeschlossen und kaum waren sie bei den Baracken angekommen, kapselte er sich ein wenig von den anderen ab. Er wollte endlich seine Sachen ablegen und "sein" Quartier beziehen.
Das Gebäude hielt das, was sein Äußeres versprach auch im Inneren. Typisch militärisch standen ein paar Betten in Reihen nebeneinander. Björn war sich nicht wirklich sicher ob und welches Bett er nehmen durfte, aber da ihnen nirgendswo Bescheid gegeben wurde, legte er seine Sachen auf eines der Betten am Rand. Für diese Nacht war das jetzt einfach seins.
Mit einem raschen Handgriff strich er sich die Schuhe ab und machte es sich auf dem Bett bequem. Die Hände verschränkte er hinter seinem Kopf und starrte die Decke an. Jetzt wo er einen kurzen Moment für sich alleine hatte, konnte er endlich mal seine Gedanken in Ruhe ordnen.

Martin wuchtete seinen Rucksack auf ein Bett und schlenderte rasch nach draussen. Junge Landser und Magier hatten sich um das Feuer vesammelt, irgendwie sahen sie alle gleich aus. Ob er auch gleich aussah? Bestimmt.
"Hallo! Martin Jansen, BAW." - Die Worte gingen ihm schnell von den Lippen, und der Feuerschein warf Schatten auf sein in die Abenddämmerung getauchtes Gesicht. Irgendwie fanden Menschen doch immer eine Möglichkeit, Wärme zu finden. Und wenn es nur trockenes Holz war. Die Kameraden grüßten und warfen ihre Namen in die Runde, und so sehr er sich bemühte, er würde sie nicht alle behalten können. C-204, das war seine Kompanie, das musste reichen. Fräulein von und zu und die anderen. Er setzte sich auf eine der Bänke, jemand reichte eine Tüte Teufelsgras umher, und er war nur allzu glücklich, dem frohen Wunsch entsprechen zu können. So ließ es sich auf den Krieg warten.

Einen tiefen Atemzug gönnte sich Florian, als er sein Gepäck auf eines der leeren Betten wuchtete, die Baracke war noch recht leer, lediglich vier Betten waren belegt, eines mit dem Hab und Gut von Martin, der bereits wieder draußen war, eines von einem über ein Buch gebeugten Kameraden und eines von einem Typ, den er vorher im Zug schon gesehen hatte. Er lag gerade ausgestreckt da und starrte die Decke an.
Gemächlich griff der junge Boter in eine der Seitentaschen seines Seesackes und beförderte alles an Drehzeug zu Tage, was er brauchen würde. Und was er und wer weiß noch rauchen würde. Mit einer Handbewegung beförderte er seine neue Mütze auf das Kissen seines Bettes und kramte sein Stirnband wieder hervor. Auch wenn es nicht passte, sein Stirnband war die bequemste Art und Weise, seine Haare zu bändigen, dann drehte er sich um und ging Richtung Ausgang. Auf Kopfhöhe des in Gedanken versunkenen Liegenden blieb er stehen und tippte ihm leicht auf die Schulter.
"Hey, heute ist der letzte Abend der Ruhe, du solltest mit rauskommen und wenigstens die Leute kennenlernen. Allein kommst du nicht weiter. Und dein Kopf auch nicht", sagte er ruhig und freundlich, wusste allerdings nicht recht, ob seine kleine Ansprache nicht doch zu nahetretend war, doch konnte er bei ihm eine Mischung aus Unsicherheit und Aufregung ausmachen. Manchmal würde er gern diese Wahrnehmung ausschalten können, weil es ihn nun wirklich nichts anging, was bei anderen los war, doch das ging nun mal nicht. Und hier lag nicht irgendwer, sondern ein Kamerad und um die wurde sich gekümmert, andernfalls könnte er sich seine Vorstellung von Loyalität in die Haare schmieren.
Nach wie vor mit einem freundlichen Gesichtsausdruck schritt er ins Freie und hielt auf die Feuerstelle zu, die schon von einigen anderen umringt wurde.
Ein offenes, unverbindliches Hallo gefolgt von einem Nicken in die Runde nahm er neben Martin platz und holte das Drehzeug hervor. Wie versprochen auch mit Kräutermischung, die er zur Überprüfung Martin in die Hand drückte. Er selbst breitete Papier, dann Tabak auf einem kleinen Etui aus.
"Obwohl ich rein vom Wirken her mit Feuer gar nichts anfangen kann, so wirkt Feuer aber irgendwie ganz schön auf mich", sagte er ein wenig gedankenverloren und starrte einen Moment in die Flammen und verfolgte Funken, die durch die Hitze in den dämmrigen Himmel getrieben wurden.

Johanna machte sich gar nicht die Suche sich umständlich ein Bett auszusuchen, sie packte ihren Rucksack einfach auf das nächst beste freie Bett und machte sich sogleich daran aus den Tiefen der Tasche die besagt Flasche Grog heraus zu wühlen. Es war eine Flasche die sie noch von daheim hatte, zu ihrem 18. Geburtstag hatte man ihr die geschenkt und entstammte einer nicht ganz unbekannten Destille. Johanna selber gab nicht auf den Namen der auf dem Etikett stand, wichtig war wie das Zeug schmeckte und dieser hier stand in dem Ruf einen wirklich guten zu haben. Nachdem sie die Flasche endlich zwischen den Kleidungstücken heraus gezogen hatte zwischen denen Johanna diese platziert hatte um sie vor Schaden zu schützen legte sie noch die Mütze ab und zog das Haarnadel heraus das ihre Haare den Tag über zusammen gehalten hatten. Boter verließ auch gerade die Baracke, er munterte noch einen Kameraden auf mit nach draußen zu kommen, typisch Augmentor, immer um seine Schäfchen bedacht, doch Johanna hatte keine Lust sich mit den Stubenhockern aufzuhalten. Draußen sah sie sich kurz um und trat dann zu Martin und Florian. "Nicht mehr lang und du wirst jeden Tag Feuer sehen können." meinte sie trocken auf Florians Kommentar, setzte die Flasche an und genehmigte sich einen großzügigen Schluck daraus ehe sie dem Augmentor den Grog reichte.