Gleve [MSG]

James betrachtete einen Moment lang den Versuch des Gauklers, dass Tor mit dem Drachenzahn zu öffnen, bevor er zu diesem ging. "Hör bitte kurz damit auf." meinte er und schien nachzudenken. "Weist du ungefähr, wie spät es ist?" wandte er sich an die neue Gefangene in der gegenüberliegenden Zelle. Da sie gerade erst hergebracht wurde, sollte sie eigentlich diese frage beantworten können. "Wenn wir hier raus wollen, dann sollten wir lieber warten, bis die Nacht eingebrochen ist...dann wird vermutlich weniger los sein." lies er seine Zellengenossen wissen.

"Bis zur Nacht?", wiederholte Jandrim skeptisch und verzog das Gesicht als ein weiterer schmerzhafter Stich durch seinen Schädel jagte, "Nachts sind die Tore zu. Und keine Leute unterwegs, unter denen man sich verstecken kann. Nur die Nachtwache..." Ob es nicht dennoch sinnvoller wäre im Dunklen zu fliehen, da war er sich nicht ganz sicher. Konnte schon sein, dass sie irgendwie über die Stadtmauer entkommen konnten. Aber eigentlich war ihm das auch gleich. Er wollte vor allem eines: rasch hier raus. Wenn er noch länger hier auf dem Trockenen saß, dann würden die Kopfschmerzen ihn umbringen. Noch länger in dieser modrigen, stinkenden Zelle bleiben, durstig und zunehmend nüchterner werdend, das würde er nicht aushalten. Nicht, dass er keine Geduld aufbringen konnte! Für gewöhnlich war Jandrim ein äußerst geduldiger Mann. Aber für gewöhnlich war er auch betrunkener und weniger verkatert...

"Wir sollten uns erst einmal dort drüben umsehen," schlug Kazu vor. "Wir müssen wissen, wo der Kerker ist, und wieviele Wachen dort patrouillieren. Auch werden wir Waffen brauchen, denn wir werden nicht umhin kommen, alle Gefangenen zu befreien. Der Drache ist auch so schon auffällig genug... da macht es vermutlich keinen Unterschied, ob wir nur zwei Gefangene befreien oder gleich zehn. Und mit Waffen werden sie deutlich besser gegen die Wachen bestehen."

Aufmerksam beobachtete sie wie der Mischling dort an dem Schloss herum werkelte. Jedoch, wie von einer grausamen Hand des Schicksals geführt, wurde dem Säufer sein Wunsch doch noch erfüllt. Die Kerkertür schwung auf und eine Wache, mit einem ledernen Schlauch in der Hand, verschlossen mit einem Korken. Der Schlauch war noch etwas nass, und war wohl erst vor kurzem aufgefüllt worden. Selia sackte das Herz in die Hose, als sie die Tür quietschen hörte, danach die Schritte bis die Wache ins Blickfeld lief, und sie sich von den Gittern trennte, gegen die sie sich grade noch so sehr gepresst hatte, als hätte es nichts schöneres geben können.
Der Mischling müsste seinen Versuch einstellen. Die Tür war sperrangelweit offen und wenn er keine möglichkeit kannte die Tür so schnell zu öffnen und die Wache daran zu hindern nur einen kurzen Hilfelaut von sich zu geben, was der Fluchtversuch bis zu diesem Moment erst einmal gestorben.

Armelle legte nachdenklich den Kopf schief - eine Geste, die sicher komisch gewirkt hätte, wäre die Situation nicht so ernst gewesen.
"Ja. Wir sollten alle befreien. Auch wenn es mir nicht behagt, welchen Abschaum wir dabei wohl freilassen werden..." Sie machte eine kurze Pause, in der sie abermals das Gefängnisgebäude betrachtete.
"Du hast wohl bessere Chancen, dich da drinnen umzusehen als ich... Einerseits weil ich doch etwas zu groß bin, um umauffällig zu sein, zum Anderen weil ich mir gut vorstellen könnte, das man zur Zeit auf Raben besonders achtet. Mein Auftritt vorhin zusammen mit dem Versuch den Drachen zu befreien... Ich geh lieber nicht davon aus, das niemand die richtigen Zusammenhänge geschlossen hat."

Eine Klinge! Ganec wollte eine Klinge, dann würde sich das Alles wie von selbst lösen. Mit einer richtigen Klinge könnte er die Tür aufbrechen und die Wachen töten, nicht lautlos, aber leise. Warum hatten sie ihm alles abgenommen? Natürlich, er hatte mehrere ihrer Kollegen getötet und gegen mehr als einem Dutzend Gesetze verstoßen ... Hm, ja, das mochte es sein. Wenigstens brachten sie ihnen etwas zu trinken. Wenn es denn Wasser war. "Bevor ihr es an eure Lippen führt, schüttet doch etwas davon auf den Boden. Ich bezweifle, dass sie versuchen uns zu vergiften, aber es gibt auch andere Dinge, die zu trinken nicht angenehm sind, ohne, dass sie töten..." Den Zahn verbarg der Gaukler geschickt in seiner Hand. Wieder an der hinteren Zellenwand, damit niemand ihn im Ernstfall untersuchen konnte, wartete er. Vielleicht war die Nacht doch keine allzu schlechte Idee...

Jandrim erblickte den Wächter sofort und er erkannte auch, was dieser bei sich trug. Dennoch blieb er kauernd auf dem Zellenboden, lediglich beobachtend. Noch außen hin musste er ungerührt erscheinen, in seinem Inneren brannte er jedoch nach dem erlösenden Trunk, ganz gleich ob es nun Wasser oder Wein war. Was ihn unten an der Wand hielt war schlichtweg die Lethargie. Erst, als der Wächter den Arm durch die Gitter streckte und den Beutel in die Mitte der Zelle warf schnellte Jandrim mit einem mal vor und griff zu. Dann bemerkte er jedoch, dass er der einzige war, der nach dem Beutel gehechtet war und zog ihn mit langsamerer Bewegung nun an sich.
"Habt wohl doch noch Erbarmen mit uns gehabt, was?", wandte er sich an den Wächter, einen bulligen Menschen, der so wirkte als ob sein Sold bedeutend zu gering war um so oft beim Barbier vorbei zu schauen, wie er es wollte. Oder nötig gehabt hätte.
"Wir wollen nicht, dass du uns verreckst bevor du am Galgen baumelst, Säufer", antwortete der Wächter feindselig, verharrte jedoch. Und mit einem mal ging Jandrim auf, dass es ihm gerade gelungen war, diesen Burschen in ein Gespräch zu verwickeln. Er hatte es nicht beabsichtigt, hatte einfach nur so gesprochen, vor allem um seinen Spott abzuladen. Nun jedoch erkannte er die Gelegenheit, die sich mit einem mal bot. Wenn er das Gespräch fortführte, wenn er den Mann ablenkte, vielleicht konnte einer seiner Zellenkameraden das nutzen. Trotz des schmerzhaften Stechens hatte Jandrim in diesem Moment einen erstaunlich klaren Kopf - wie es so oft vorkam, wenn man gerade dabei war, vollends nüchtern zu werden. Er musste nicht lange nachdenken, wie er weiter machen sollte. Die nötigen Worte kamen ihm rasch über die Zunge.
"Wann werden wir eigentlich dem Richter vorgeführt? Ihr seid hier draußen doch nicht so ein Räubernest, dass ihr uns nicht zumindest erst noch verurteilt bevor ihr uns aufknüpft?"

Nach einigen Stunden war schließlich die Nacht hereingebrochen. Sie hatten Glück, denn der Mond stand nur recht schmal am Himmel, der obendrein noch bewölkt war. Dunkelheit verhüllte also die beiden Raben, als sie auf das Gelände der Wachfestung hinüber glitten und sich auf einem Vordach nieder ließen. Es waren nicht viele Wachen auf dem Hof, und eine von ihnen stand vor der Tür, die zu den Kerkern hinab führte. Kazu wußte, daß eine weitere Wache dort drinnen war; der Drache schien ihnen Grund genug zu sein, die Gefangenen unter Beobachtung zu halten.
Er sah hinüber zu Armelle, die direkt neben ihm saß. Ihre Furcht, von den Wachen erkannt zu werden, hatte er damit zerstreuen können, daß des Nachts nicht wenige andere Raben die Dächer der Stadt zu ihrem Ruheplatz auserkoren hatten - von hier aus konnte er problemlos ein halbes Dutzend von ihnen erkennen. Kazu nickte ihr zu. Sie hatten vereinbart, daß Armelle Wache halten würde, während er selbst in den Kerker eindringen wollte, um die Gefangenen zu befreien. Er faßte wieder die einsame Wache vor dem Kerkereingang ins Auge.
Rasch flatterte er hinüber und ließ sich auf einem Mauervorsprung ein Stück oberhalb des Soldaten nieder. Es war ein Drakone, ebenso wie der, der drinnen Wache schon. Kazu kam das sehr gelegen. Rasch wechselte er seine Gestalt, und einen Moment später krabbelte eine große langbeinige Blaunebelspinne an der Mauer hinab, um oberhalb des Wachmanns, der neben der Tür an die Wand gelehnt war, zu verharren. Der Mann gähnte leise, aber intensiv; er schien ziemlich müde zu sein. Rasch krabbelte Kazu auf seine Schulter und biß ihn an der Seite in den Hals. Den Biß bemerkte der Drakone kaum - das Gift, das nun durch seine Adern pulsierte, aber sehr wohl.
Diese Spinne hatte ihren Namen daher, daß das letzte, was ihre Opfer sahen, stetig dichter werdende blaue Nebelschwaden waren, ehe der Tod seine eisigen Klauen nach ihr ausstreckte. Das wußte man von den Drakonen, die gegen das Gift stark resistent waren. Sie starben nicht daran, sondern fielen lediglich in einen mehrere Stunden dauernden tiefen Schlaf, aus dem sie so gut wie nichts aufwecken konnte. Auch dieser Drakone nahm nun nichts mehr von dem, was um ihn herum passierte, wahr, und nach etwa einer halben Minute verlor er das Bewußtsein und sackte, an der Wand hinab rutschend, langsam zu Boden.
Erleichtert stellte Kazu fest, daß die Tür zum Kerker nur angelehnt war, so daß er hindurchschlüpfen konnte. Es war schon anstrengend genug für ihn, in einer so kleinen Tiergestalt zu verharren, und ein Wechsel zwischendurch machte es nicht einfacher. Schnell krabbelte er hinein und an der Wand nach oben. Der Wächter, der dort vorne auf einem Hocker neben der Zelle mit dem Drachen saß, wirkte ähnlich unaufmerksam wie sein nun friedlich schlummernder Kollege vor der Tür. Dadurch war es auch hier kein Problem für Kazu, den Mann außer Gefecht zu setzen. Er wartete, bis der Drakone schlafend am Boden lag, dann krabbelte er hinunter und nahm wieder menschliche Gestalt an.
Er seufzte kurz erleichtert auf und erleichterte den Wachmann dann mit geschickten Fingern um den Zellenschlüssel. Er hoffte, daß er damit auch die Ketten des Drachen würde öffnen können. Doch vorher war es vermutlich besser, die anderen Zellen zu öffnen. Er begann bei der Zelle, in der die meisten Gefangenen einsaßen. Schnell war die Türe offen, und er schob die Tür mit einem leisen Quietschen auf.
"Na los doch, aufstehen, wenn ihr leben wollt!" raunte er ihnen leise zu.

Die knarrend, aufgehende Eingangstür, liess meinen Blick vom Zahn, auf die Wache ablenken. Ich hatte keine Angst, ich hatte auch keine Hemmungen und wollte hier einfach nur raus.
Ich sah wie der Gaukler den Zahn geschickt versteckte.
Die Wache hatte einen Wasserschlauch in der Hand. Durts? Hatte ich nicht. Aber Mut. Ich sah wie die rothaarige Frau, dabei musste ich schmunzeln, zurückwich. Sie hatte nicht so viel Mum, aber das war nicht relevant. Aber trotzdem konnte ich mir, "Hey, Karottchen, hast du Angst?", nicht verkneifen. Mit einem Grinsen schaute ich zu ihr hinüber. Ich habe es nicht böse gemeint.
Aber sofort richtete ich meinen Blick wieder auf die Wache, welche den Wasserschlauf in unsere Zelle warf. Ich wich ein wenig zurück, ich wollte ihn von weiter begutachten
Plötzlich, mischte sich Jandrim ein. Er lenkte die Wache perfekt ab. Mein Moment war da, endlich! Ein kurzer Blick reichte mir, die Wache hatte am Gürtel ein "verstecktes" Jagdmesser. Ich ging einen Schritt auf die Wache zu, einen leisen. Ich war nur noch einige Zentimeter vom Messer entfernt, griff danach und schon war es in meiner Weste verschwunden. Es war eine gute Investition gewesen. Obwohl auch diese geklaut war, so wie all meine Kleidungsstücke.
Später ging die Wache wieder ohne auch nur das geringste bemerkt zu haben.

Ich sass lange in der Zelle, es kam mir vor als wären Sekunden Minuten, Minuten Stunden und Stunden Tage.
Stunden vergingen und es war mir langweilig ich mochte mich nicht mit den anderen unterhalten es war zu deprimierend, in dieser Zelle zu hocken.
Plötzlich schlug etwas auf dem Boden auf. Es war die Wache, welche noch vor wenigen Minuten so aussah als wäre er aufmerksam. Noch erstaunter war ich als neben der Wache ein Mann erschien, er nahm der Wache die Schlüssel ab und kam auf unsere Zelle zu. Er schloss die Zelle auf und forderte uns zur Flucht auf. Ich nickte, ging auf Jandrim zu half ihm auf und zischte leise in die Runde: "Bewegt euch ich will raus hier!"

James sah kurz auf, als die Wache zu ihrer Zelle kam und einen Trinkschlauch hinein warf, bevor er wieder unauffällig den Gaukler fixierte. Dieser war schnell genug gewesen, um den Drachenzahn zu verstecken, bevor ihn die Wache sehen konnte. Da er selbst kein Interesse daran hatte, etwas zu trinken, zog er sich wieder in 'seine' Zellenecke zurück und wartet. Die anderen Zellengenossen schienen seinen Vorschlag, erst Nachts auszubrechen, akzeptiert zu haben, da keiner weiter darüber redete oder irgendeinen Versuch unternahm, was aber auch an der Anwesenheit der Wache liegen konnte. Einige Stunden lang passierte nichts, während sie alle auf einen günstigen Zeitpunkt warteten. Gelangweilt beobachtete er eine Spinne, die an der Decke entlangkrabbelte, bis ihm auffiel, dass er ihre Gefühle und Emotionen wahrnehmen konnte. Ein unsichtbares Grinsen huschte über seine Züge, während er aufstand und langsam zur Zellentür ging. Kurz bevor er dort ankam, kippte der Drakone um und Kazu, den er bereits erkannt hatte, öffnete ihre Zelle. "Das wurde aber auch Zeit..." meinte er, nachdem er auf den Gang getreten war, mit einem Lächeln. "hatte schon befürchtet, ne Katze hätte dich gefressen." ...bevor ich dich in die Finger bekomme, fügte er in Gedanken hinzu. Jetzt aber war er froh über die Rettung, weshalb er dem Gestaltwandler seine Gefangennahme verzieh.

Die Reaktion des Wachmannes war enttäuschend gewesen. Er hatte sich nicht auf ein Gespräch eingelassen, hatte nur ein gehässiges "Träum weiter", gebrummt und sich dann prompt wieder abgewandt. Jandrim hatte sich erhofft mehr Zeit schinden zu können, Zeit, die einer der anderen in der Zelle hätte nutzen können. Der Gaukler zum Beispiel. Doch er hatte nicht bemerkt, dass einer von ihnen die Unachtsamkeit des Wächters ausgenutzt hätte. Noch enttäuschender war, dass sich im Schlauch in der Tat nur Wasser und kein Wein befunden hatte. Jandrim hatte im Lauf der folgenden Stunden immer wieder lustlos daran genippt und den Schlauch irgendwann von sich geworfen. Sollten doch die anderen das Wasser haben. Er befand sich inzwischen in einem derart nüchternen Zustand wie man ihn sich nur vorstellen konnte. Der restliche Alkohol hatte seinen Körper endgültig als stinkender Schweiß verlassen - nicht, dass irgendwer hier unten arg viel besser riechen würde und die animalischen Ausdünstungen des Drachen überdeckten ohnehin alles - und Jandrim war so klar im Kopf wie schon lange nicht mehr. Vernünftige Gedanken hätte er dennoch kaum fassen könnten, davon hielten ihn die ins unermessliche angewachsenen Kopfschmerzen effektiv ab. Das einzige, worum sein Verstand nun noch beständig kreiste, war der Gedanke an einen kühlen Krug voll Wein. Es war ein tröstlicher und zugleich bitterer Gedanke, dem er Stunde um Stunde nachhing, reglos gegen die Wand des Kerkers gelehnt.
Er blickte erst auf als mit einem mal Bewegung in seine Zellengenossen kam. Jetzt erst erkannte er die Gestalt, die da plötzlich vor ihrer Zellentür stand. Ein junger Mann mit einem Schlüsselbund. Woher er kam war Jandrim in diesem Moment vollkommen gleich. Alles was zählte war, dass es ganz offensichtlich nicht der Henker war, der sie da holte. Sollte das etwa heißen, dass sie dem Galgen doch noch entkommen würden? Bereitwillig ließ er sich von der Hija auf die Beine helfen. Sein Blick streifte sie kurz, ein leichtes Nicken war sein Dank. Dann glitt sein Blick weiter zur Prinzessin, die die letzten Stunden ebenfalls still verharrt hatte. "Kommt ihr? Sieht so aus, als müssten wir doch nicht für euer Blutbad bezahlen..."

"Ich habe heute schon einmal überstürzt gehandelt," brummte Kazu und wandte sich schnell ab, um zu den anderen Zellen zu treten und diese ebenfalls aufzuschließen. Zuerst war Selia an der Reihe, dann der Drache, den Kazu diesmal von all seinen Ketten befreite. Zuletzt stand er vor der Zelle der She'ai und zögerte einen Moment. Doch er hatte kaum eine Wahl, er mußte sie ebenfalls befreien. Andernfalls würde sie womöglich Krach schlagen und die Aufmerksamkeit der Wachen auf sie lenken.

Die ganze Zeit blieb Ivylaine einfach am Boden liegen. Es war ihr egal, wie schmutzig es war, dreckiger konnte sie sowieso nicht mehr werden. Als die Wache hereinkam, blickte sie kurz auf, er brachte allerdings nur einen Schlauch mit irgendetwas zu trinken. Pah! Von diesen Bastarden würde sie sowieso nichts annehmen! Sollten sie alle verrotten! Erst als man einen dumpfen Aufprall hörte, als die Wache im Zellentrakt zu Boden fiel, schreckte sie auf. Kam da jemand, um sie zu befreien? Tatsächlich tauchte aus dem nichts ein Mensch auf. Die Sche'ai schloss die Augen ruckartig wieder. Allesamt Abschaum. Dennoch spähte sie immer wieder durch die kurz geöffneten Lider. Tatsächlich. Er befreite den Trupp um Hure und Säufer, das dämliche Dummchen und sogar den bestialisch stinkenden Drachen. Und sie befreite er als letztes! Und dann zögerte er noch! Wie vom Blitz getroffen schoss Ivylaine in die Höhe, packte die Gitterstäbe und funkelte den Menschen fast schon mörderisch an.
"Auf was wartest du noch! Mach das verdammte Ding auf oder ich schwöre, ich verwandle dein Gesicht in einen Scherbenhaufen!", keifte sie nicht gerade leise und besprühte Kazu dabei mit einem feinen Schauer aus Speicheltropfen. "Wie kommst du überhaupt darauf, hier zu zögern?! Du solltest dich geehrt fühlen, mich befreien zu dürfen, verfluchter Bastard!"

"Eine Sche'ai, wie sie leibt und lebt!" murmelte Kazu verächtlich, als er den Schlüssel ins Schloß steckte und einmal herum drehte, bis das Schloß mit einem hörbaren Klacken geöffnet wurde. Dann wandte er sich ab, ohne die geringsten Anstalten zu machen, die Tür aufzustoßen. Das würde dieses Weib wohl gerade noch selbst hinbekommen!
Stattdessen trat er neben den Wärter und nahm diesem sein Schwert ab. Er ließ seinen Blick über die frisch befreiten schweifen. "Wer von euch kann hiermit am besten umgehen?" fragte er sie.

Am Liebsten wäre Armelle dem Gestaltwandler nach drinnen gefolgt, doch wahrscheinlich wäre sie schneller entdeckt worden, als ihr lieb gewesen wäre. Umso erleichterter war sie, das es hier scheinbar ein paar Raben gab - wenn auch eher welchen von der ungeselligeren Sorte. Stattraben eben. Armelle bevorzugte ihre Argenossen außerhalb der größeren Siedlungen, waren sie Fremden gegenüber doch meist viel aufgeschlossener. Sie wussten wenigstens noch, was teilen war. Die fetten Stadtraben hingegeben waren gierig und egoistisch. Fast ein wunder, das sie sich überhaupt noch zu Paaren zusammenfanden...
Armelles wachsammer Blick blieb an einem Rabenpärchen hängen, das sich gerade gegenseitig das Gefieder putzte. Sie gab es nicht gerne zu, aber ihr fehlte ein Gefährte manchmal doch sehr. Jemand, mit dem sie Nachwuchs bekommen konnte und der sie auf ihren Missionen begleitete...
Stimmen aus dem Innern des Gebäudes ließen sie aufschrecken. Nervös warf sah sie zu dem Platz unter ihr, konnte jedoch nichts auffälliges entdecken, weshalb sie den Blick über die Fläche gleiten ließ, bevor sie den Eingang des Gefängnisgebäudes fixierte.

Venox war froh die Ketten erneut abstreifen zu können, hoffte jedoch das dieser zustand diesesmal länger anhalten würde. eigentlich wollte er sich bei Kazu bedanken, doch hielt er sich zurück. Er wusste nicht ob es eine gute idee war es vor diesem wild zusammengewürfelten haufen zu tun. Statdessen wandte er sich der betäubten Wache zu und beschnüffelte diese. Er konnte das Gift riechen und er fragte sich wie Kazu es geschafft hatte die Wachen zu vergiften... wenn er gewusst hätte das Kazu sie noch heute und auf diese art befreien würde, dann hätte er mehr acht gegeben, doch nun ärgerte er sich das verpasst zu haben.

Hatte dieses.. Kuscheltier für Arme grade Karotte genannt? KAROTTE?! Sie konnte froh sein das hier kein Stein in der Zelle lag den sie nach ihr werfen konnte. Wenn sie etwas konnte, dann mit Steinen werfen. Ihre Wut darüber, die sie mit verschränkten Armen zum ausdruck gebracht hatte, war jedoch nach ein par Stunden wo sie mal gegen die Wand lehnte, auf dem Rücken legte oder an die Gitterstäbe hängte, war jedoch nach ein par Stunden wieder vollkommen verraucht. Um so größer war ihre freudige Überraschung als der Junge auftauchte, und eine Zelle nach der anderen aufschloss. "Bist du nicht etwas jung um Leute aus dem Gefängnis zu holen?" Fragte sie und machte, als die Tür aufgeschlossen war, einen Triumphierenden leichten Sprung in die Freiheit. Zumindenstens die Metaphorische Freiheit, weil sie immerhin nur 20 Centimeter von ihrer Zelle trennten.
"Du spuckst beim Sprechen.." Antwortete sie abfällig und warf ihr einen gut gespielten Blick voller abscheu und verachtung zu. Es war ja nicht so als hätte sie vergessen das es diese Sche'ai gewesen war die sie vorher auf den Straßen so angemacht hatte. "Also.. was machen wir jetzt? Holen uns unser Zeug wieder?" Sie brauchte ihr Buch wieder.

Mit dem Rücken zur Wand hatte sich Kairi in die hinterste Ecke der Zelle gedrückt. Sie waren frei. Aber sie würden kaum ohne Kampf hier rauskommen. Und dann müsste sie wieder Wachen töten. Der Gedanke rannte immer noch in ihrem Schädel im Kreis. Sie hatte etwas unrechtmäßiges und grausames getan. Aus Affekt, sicher, aber das änderte nichts an dem Fakt.
"Die Frage ist nicht, ob ich dafür büßen muss, sondern, ob ich dafür büßen sollte", flüsterte Kairi in sich hinein. Aber gab es nicht auch andere Wege für Fehler zu büßen. Vorzugsweise Wege, bei denen man dem Tod am Galgen entgehen konnte. Sie würde eine gerechte Königin sein müssen. Und die Wachen, Männer und Frauen wie solche, die sie heute getötet hatte, gut behandeln. Das sollte ihre Buße sein. Aber dafür musste sie überleben. Kairi sah zu dem Neuankömmling, nun wieder mit Energie in den Augen. Mit zwei energischen Schritten war sie vor dem Mann und streckte die Hand nach dem Schwert aus.
"Vermutlich bin ich die beste Schwertkämpferin hier. Ich gebe es gerne ab, wenn ich mein eigenes wieder habe."

"Zeug holen? Bist du wahnsinnig?" Mit einer Mischung aus Skepsis, Erstaunen und auch einer Spur Mitleid musterte Jandrim die junge rothaarige Frau. Begriff sie denn den Ernst der Lage nicht? "Ich sage, wir schlagen den schnellsten Weg ein, auf dem wir ungesehen hier heraus kommen und dann sehen wir zu, dass wir untertauchen", erklärte er mit gedämpfter Stimme. Er redete rasch und eindringlich, wirkte hastig, fast fahrig dabei. Jetzt, da sie einmal draußen waren, wollte er keine Zeit mehr verlieren. Sie mussten diese Chance nutzen! War doch egal, was die Wachen den anderen hier abgenommen hatten, ihre Leben waren wichtiger. "Am besten, wir halten uns die Nacht über versteckt, durchs Tor werden sie uns so spät ohnehin nicht mehr lassen. Wir besorgen uns Bauernkleidung um uns zu tarnen und verschwinden dann morgen sobald die Tore geöffnet werden. Der Drache wird gleich abhauen müssen, einfach weg fliegen. Wir können keinen Drachen verstecken..."

Die Sche'ai warf Kazu noch einen tödlichen Blick zu, schob dann die Gittertür so schnell wie möglich aus und trat aus der Zelle. Das erst, was sie tat,war die Verbindung zu ihrem treuen Begleiter wiederzustellen. Schnell hatte sie Averian lokalisiert. Er stand vor dem Gefängnis und wartete geduldig darauf, dass sie zu ihm kam. Scheinbar hatte er nicht begriffen, was mit ihr geschehen war. Egal. Sie musste nur nach draussen kommen, um ihren Wächter wiederzubekommen. Sie war froh, dass er ihre Angreifer nicht seinerseits angegriffen hätte, den wahrscheinlich wäre er gestorben und sie stände jetzt ohne Reittier da.
Da ihre Magie ausserhalb der Zelle wieder funktionierte, sprach sie einen Zauber gegen die Bannzauber der Zelle. Da sie ihre Kräfte nicht mehr blockierten, konnte sie die Magie mühlos zerstören. Vielleicht würde der nächste hier eingesperrte Zauberwirker den Wachen ja eine unangenehme Überraschung bescheren. Nachdem sie auch das erledigt hatte, wandte sie sich ihren "Leidensgenossen" zu. Natürlich musste sie hier drin viel mehr leiden, das Pack war es ja gewohnt im Dreck rumzuliegen. "Wiess ollten wir unser Zeug nicht holen? Ich werde es jedenfalls nicht in den stinkenden Händen dieser Rattenmissgeburten lassen!"; war ihr Kommentar zur Diskussion.

Die Unterhaltung langweilte mich, ich liess es mir aber nicht ansehen. Ich sagte nur kurz meine Meinung dazu: "Ich will meine Sachen zurück, stimmen wir doch einfach ab."
Es war mir eigentlich sozusagen egal ob sie jetzt abstimmen werden oder nicht. Ich werde so oder so meine Sachen holen, meine Schwerter waren mir einfach zu wichtig für sie in dieser Drecksstadt zu lassen.
Danach musterte ich jeden und hatte gemischte Gefühle dabei. Als ich beim Drachen angekommen war und ihn musterte, fragte ich mich, ob er wohl sprechen konnte? Ich ging auf den Drachen zu und streckte meine Hand nach seiner Schnauze aus und flüsterte dabei: "Kannst du uns verstehen?"

Was zum...? Hatten die anderen jetzt alle den Verstand verloren? Oder lag es daran, dass er inzwischen wieder nüchtern war und ihm deren Dummheit jetzt erst offensichtlich wurde? Er stieß ein abfälliges Schnauben aus, hart, verächtlich. "Sie werden euch ja auch natürlich nicht entdecken wenn ihr diese Festung nach der Kammer durchsucht, in der sie eure Sachen verstaut haben", meinte er mit beissendem Spott in der Stimme, "Oh, sie werden sich freuen, euch dort herum stöbern zu sehen. Ich glaube, unter diesen Umständen bleibe ich doch noch ein paar Stunden länger in der Stadt. Sehe mir noch an, wie sie euch morgen Mittag auf dem Marktplatz aufknüpfen!" Das war doch lächerlich! Wie konnten diese ganzen Irren nur ihr Leben auf's Spiel setzen wollen? Und für was? Ein paar schartige Schwerter, den einen oder anderen halbleeren Geldbeutel? Aber gut, er würde sich nicht darum kümmern müssen. Er konnte auch alleine hier heraus kommen. Ungesehen. Und auf dem schnellst möglichen Weg...

"Er hat recht." meinte James sachlich, während er mit einer Handbewegung in Jandrims Richtung. "Ihr würdet eure Sachen nie rechtzeitig finden, bevor sie euch, oder die Wache hier entdecken...und dann seid ihr in derselben Lage wie gerade. Wobei, vermutlich wird es dann nicht nur eine Wache hier unten geben." Er musterte die Elfe und die Hi'ja kurz und zuckte leicht mit den Schultern. "Aber wer bin ich, dass ich euch vorschreiben kann, was ihr machen sollt. Werft eure Leben ruhig weg, ich verschwinde lieber so schnell es geht von hier."

Ihre einwände waren nicht von der Hand zu weisen. Es war eine dumme Idee, aber es wäre nicht ihre Erste.
"Also.." Sie lies ihren Blick durch den Raum streifen, bis er an der Wache am Boden hängen blieb. "wieso Spielen wir nicht ein wenig Dieb und Stadtwache?" Sie beugte sich nach unten und zog dem Kerl den Helm aus und hielt ihm den Säufer hin. "Du hast die passende Größe.. und du siehst genau so aus wie eine Wache.. riechst wie eine Wache und ich bin mir sicher.. du kannst Fluchen wie eine Wache. Wir gehen da hoch, bedienen uns an den Arsenal, verkleiden uns, holen unsere Sachen und spazieren mit einem Drachen an der Leine aus der Stadt bevor sie überhaupt bemerken das wir garkeine Wachen sind!"

Venox lies von der Wache ab und wandte sich Le'nique zu, als diese sich im näherte. Die Hi'ja war heute schon die vierte Person die ihm anscheinend eine grössere Intelligenz zutraute als einem wilden Tier. Er nickte leicht und entblöste daraufhin seine Scharfen Zähne, was auf den ersten blick bedrohlich wirken könnte, doch so konnte Le'nique auch die Lücke von dem Zahn erkennen, den er sich vorhin ausgebissen und der Gruppe zugeworfen hatte. Er hatte alles verstanden worüber alle vorher gesprochen hatten, doch warum sie unbedingt ihr hab und gut wiederhaben wollten konnte Venox nicht so ganz verstehen, was aber nicht daran lag das er mit James oder Jandrim einer meinung war, sondern eher weil er die ganze sache mit dem Eigentum der Humanoiden völker nicht so richtig nachvolziehen konnte. Er war sich nciht ganz sicher was er tun sollte, klar könnte er einfach davonfliegen, doch zumindestens stand er in Kazu's Schuld, so das er auch aus der sache rauskommen musste und zwar unbeschadet. Also wartete er ab was sein befreier tun würde und ihn dabei unterstützen wenn möglich.