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 Schicksalsspiel (MSG)

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Shoggoth
Dreyri
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Dreyri
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BeitragThema: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyMi 30 Jan 2013, 13:21

Nun denn. Ich schreibe jetzt mal den ersten Post, aber ihr habt ja noch bis Donnerstag Abends, 22 Uhr Zeit, eure Steckbriefe zu posten.
Ich mache den Post schon heute, weil ich ab Donnerstag Abend bis Montag nur so sporadisch online sein kann.
Bei Fragen meldet ihr euch einfach per PN Smile


Na denn, los gehts:




Livedin war nicht gerade bester Laune, als er sich an diesem Morgen aus dem Bett erhob. Viel lieber hätte er noch eine Weile lang weitergeschlafen. Am besten so lange, bis alle andern ihn vergessen hätten. Stattdessen aß er nun etwas Kleines und zog sich warm an, obwohl draußen die Sonne schien. Doch Kir hatte ihn vorgewarnt, dass das Wetter auf Jaquaii momentan nicht sonderlich schön war, da es langsam Winter wurde. Im hohen Norden hatte es sogar bereits Schnee.
„Wieso mussten die ausgerechnet mich aussuchen für diesen Job?“, murmelte der Gott vor sich hin, während er seine Hirschlederstiefel anzog, die mit weichem Lammfell gestopft waren. Im Gegensatz zu den anderen Göttern war er noch nie auf Jaquaii gewesen und hatte auch nicht vorgehabt, es je zu tun. Und nun sollte er hinuntersteigen, ganz alleine, ohne jede Hilfe. Nur, um diesen einen Nachfahren von Svalea zu finden. Er wusste ja noch nicht einmal, ob dieser Halbgott ein Mann oder eine Frau war.
„Du kannst Auren sehen, Livedin. Du erkennst einen Halbgott auf Anhieb, wir nicht“, hatte seine hohe Mutter Ashea mit einem zuckersüssen Lächeln gesagt. Livedin fand es unverschämt von ihr, dass sie ihn einfach nach unten schickte. Ihren eigenen Sohn! Er war doch noch viel zu jung für solche Sachen. Noch keine tausend Jahre lebte er. Sein jüngerer Bruder Xandris wäre sicherlich besser für diese Mission geeignet gewesen. Oh ja, der große, treue, mächtige Xandris. Er wäre perfekt gewesen. Aber nein ...
Livedin seufzte tief und blickte sich ein letztes Mal in seinem kleinen Häuschen um. Der Staub war sein bester Freund, die Bücher und Schriftrollen, die er hatte, waren seine Gespielinnen. Hach ja. Meterhoch, bis an die Decke, stapelten sich uralte Wälzer, die in dickes Leder gebunden und mit Gold beschlagen waren. Es war eine Schande, musste er sie zurücklassen.
Widerwillig gab er sich einen Ruck, trat nach draußen und zog die Türe zu. Hier oben war das Wetter wunderbar. Die Sonne schien, die Phönixe zwitscherten in den Gärten, Bienen summten, Blumen blühten, die Bäume trugen saftige Früchte, die niemals verfaulten.
Wenig entschlossenen Schrittes, schlurfte Livedin zum Rand des Firmaments, der von seinem Haus aus nicht weit weg war.
Zwanzig Minuten hatte er zu spazieren, bis er das Wächterhaus mit der Treppe erreicht hatte.
Resigniert stellte Livedin fest, dass niemand da war, um sich von ihm zu verabschieden. Kurz dachte er darüber nach, einfach umzukehren und wieder ins Bett zu gehen. Doch er entschied sich dagegen. Das würde nur unangenehme Konsequenzen mit sich tragen.
Eigenhändig schob er das mächtige Tor auf, das den Blick auf die Treppe freigab. Sie bestand aus hauchdünnem Glas, war gerade mal breit genug für zwei Personen und sie war steil.
Livedin beugte sich etwas vor, um zu sehen, ob er das Ende der Treppe erkennen konnte. Doch sie verlor sich in weiter Tiefe in grauen Wolken. Na wunderbar.
Gerade wollte er den Fuß auf die erste Stufe stellen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte. Livedin wandte sich um und erblickte Hohaxos Gesicht. Er war sein älterer Bruder und als einziger Gott immer ziemlich nett zu ihm.
„Ich wünsche dir eine gute Reise, mein lieber kleiner Bruder. Doch ich möchte dich um einen Gefallen bitten.“
Livedin hob die Augenbrauen. „Sprich“, sagte er etwas ungeduldig.
Hohaxo öffnete den Mund, seufzte, schloss ihn wieder und strich sich dann die langen, zottigen Haare zurück.
„Ich ... komm gesund und heil wieder nach Hause, ja?“
„Selbstverständlich. Ich erwarte, dass ihr ein Freudenfest für mich veranstaltet, wenn ich wieder hochkomme.“
Hohaxo grinste leicht und neigte den Kopf. „Ich werde sehen, was sich machen lässt, kleiner Bruder.“
Damit wandte er sich ab und schritt andächtig davon. Livedin tat es ihm gleich, wenn auch weniger elegant, denn eigentlich hatte er Höhenangst und eine durchsichtige, gläserne Treppe minderte diese Angst nicht unbedingt.


Stunden später erreichte er den Fuss der Treppe. Der heftige Wind riss ihn beinahe mit sich, doch als Gott war er standhaft. Regen biss ihn heftig und kalt ins Gesicht. Seine Kleidung war beinahe durch und durch nass.
Auf der letzten Stufe blieb er stehen und betrachtete seine Umgebung genauer. Er stand mitten in irgendeinem Wald, in irgendeinem Königreich. Zu seinen Füssen befand sich ein mit Moos, Laub und kleinen Ästen bedeckten Boden, der das Wasser kaum mehr in sich aufnehmen konnte. Kir ließ es offensichtlich schon eine ganze Weile so regnen.
Hier unten fühlte er sich irgendwie erdrückt. Als er durch die Brille, die auf seiner Nase sass, seine Hand betrachtete, bemerkte er, dass seine sonst blau leuchtende Aura nun ein wenig stumpfer wirkte. Das musste bedeuten, dass er hier nicht in der Lage war, sein volles magisches Potential auszunutzen. Das überraschte ihn eigentlich nicht, davon hatte er gewusst. Nur bisher hatte er keine Ahnung gehabt, wie sich das anfühlte.
Er nahm all seine Willenskraft zusammen und trat auf die Erde Jaquaiis. Dann schlug er die Kapuze seines Mantels hoch, ging in die Hocke und zog die Karte hervor, die er mitgenommen hatte. Der Wind riss sie ihm beinahe aus den Fingern, doch er konnte sie halten.
Wenn er das richtig verstanden hatte, befand er sich also östlich der Schläferkette, irgendwo in einem Wald. Demnach war Uanethi die nächste königliche Residenz. Wer herrschte nochmals in diesem Königreich? Er runzelte die Stirn. König Salvae? Konnte das sein? Demnach befand er sich im Königreich Salvae.
Na dann würde er erst mal Uanethi einen Besuch abstatten, wenn er dort nichts rausfand, würde er weiterziehen nach Gilleas und schliesslich Drachental.
Seufzend rollte er die Karte wieder zusammen und verstaute sie.
Drei Gestalten hatte er hier unten zur Verfügung. Für mehr reichte seine kümmerliche magische Toleranz hier unten wohl kaum.
Also begann er sich in ein Pferd zu verwandeln. Groß und stark und vor allem schnell. Er hatte nicht vor, länger als nötig bei diesem Unwetter im Wald zu bleiben.
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyMo 04 Feb 2013, 22:18

Ich blickte von meiner Arbeit auf. „Fertig, Herr Volk. Ihre Uhr sollte nun wieder einwandfrei funktionieren.“ Herr Volk nahm die kleine Standuhr aus meinen Händen und betrachtete sie. „Sie müssen sie schon aufziehen, Herr. Sonst kann ihnen niemand sagen ob sie funktioniert.“ Gehorsam zog er die Uhr auf. Es klickte, es surrte, doch die Zeiger blieben stumm. Noch ein mal drehte Herr Volk am Schlüssel der Uhr. Nichts geschah. Bevor er etwas tun konnte hatte ich mir die Uhr geschnappt. „Es tut mir furchtbar Leid, aber das haben wir gleich, seien sie unbesorgt.“ Natürlich war dass Ganze kein Versehen. Dieses Uhrwerk würde niemals eine Uhr bewegen. Dieses Uhrwerk war mein ganz persönliches Schmuckstück. Und durch das aufziehen hat er mir einen größeren Dienst geleistet als es sein Gold jemals vermochte. Mit einigen schnellen Handgriffen entfernte ich das Uhrwerk aus der Uhr, griff nach dem eigentlichen reparierten Uhrwerk und setzte es ein. Herr Volk schien sich nicht für den Vorgang zu interessieren, schließlich reparierte ich ja nur eine seinen ach-so-kostbaren Schmuckstücke. Nun, mir soll es Recht sein. Es ist besser wenn er nicht mitkriegt dass ich das falsche Uhrwerke eingebaut hatte.
Nach einigen wenigen Minuten war die Uhr wieder einsatzbereit. Ich reichte sie Herrn Volker. „Nun sollte sie funktionstüchtig sein, Herr“ sprach ich, da hatte Herr Volk schon einmal am Schlüssel gedreht. Es klickte, es surrte, die Zeiger erwachten aus ihrer Starre und bewegten sich. „Es war mir ein Vergnügen zu helfen.“ Sagte ich und schenkte ihm ein Lächeln. Er grummelte etwas in seinen Bart und drückte mir ein paar Goldstücke in die Hand. Ein etwas geringer Lohn, aber immerhin. Ich war genügsam, und dass was ich wirklich brauchen würde hatte ich in meinem kleinen Uhrwerk schon gespeichert. Ich schüttelte Herrn Volk noch einmal die Hand und ging dann.
Als ich nach draußen ging setzte ich meinen Hut wieder auf, den braunen Mantel knöpfte ich bis obenhin zu. Es war nicht unbedingt kalt, aber da es noch sehr früh war, spürte man die kühle Brise des Morgens. Ich machte mich auf den Weg aus der Stadt, ich hielt nichts davon lange an einem Ort zu verweilen, man konnte ja nie wissen.
Zur Mittagszeit hatte ich schon ein gutes Stück Weg hinter mir gelassen. Ich hatte mir eine primitive Unterkunft im Wald errichtet um wenigstens ein bisschen vor dem Wind geschützt zu sein. Dann legte ich Mantel und Hemd ab. So saß ich dort einen Moment, barbrüstig und ruhend. Ich blickte auf meine Brust. Es war immer wieder ein befremdlicher Anblick, obwohl ich ihn schon seit Ewigkeiten ertragen musste. Ein Loch klaffte in meiner linken Brust. Ein Loch so tief, dass man dadurch das Herz entfernen könnte. Wenn ich noch ein Herz hätte. Am Rand und im Loch sah man Zahnräder sich bewegen und ineinander schieben. Man gewann den Eindruck einer komplexen Maschinerie, allerdings war der Ablauf immer gleich. So sollte er auch sein. Gleichmäßig wie ein Herzschlag. Ich griff nach meinem Uhrwerk. Es passte genau in das Loch in meiner Brust und genau dort passte ich es auch hinein. Es klickte und dann rastete etwas ein. Der Schlüssel des Uhrwerkes begann sich rasend schnell gegen den Uhrzeigersinn zu drehen. Nach kurzer Zeit blieb er stehen. Ich drückte einen kleinen Riegel hinunter und das Uhrwerk fiel mir in die Hand. Es war ein Meisterwerk, wenn auch nicht gerade ein ästhetischer Anblick. Ich wickelte das Uhrwerk in einige Lumpen und packte es zurück in meinem Rucksack. Dann legte ich mich hin und begann langsam und gleichmäßig zu atmen.
Ich spürte wie die im Uhrwerk gespeicherte Lebenskraft ihre Wirkung tat. Ein Kribbeln setze ein, ich fühlte mich auf einmal entspannt und erfrischt. Ich wusste dass ich auch einige Falten nun weniger hatte. Soeben hatte ich ungefähr fünf Jahre Lebenszeit gewonnen, ein Gefühl der Euphorie überkam mich, ich zwang mich aber ruhig zu bleiben. Erst ein mal würde ich mich ausruhen, weiterziehen kann ich dann immer noch. Sicher, mein Körper wollte sofort wieder los, aber mein Geist verjüngte sich nicht. Denn er wusste dass ich jede Pause brauche die ich kriegen kann.
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyDi 05 Feb 2013, 00:02

Der Galgen war ein klobiges Gebilde, grob gezimmert aus massiven, ungehobelten Eichenbalken, die von Zeit und Witterung ganz schwarz gefärbt worden waren. Rost hatte sich um die fingerdicken Schrauben gebildet, die man ins splitternde Holz getrieben hatte. Ein hässliches Stück Zimmermannsarbeit, ohne Zweifel, und in dringendem Bedarf einer Restaurierung, aber hoch und weit genug gebaut, dass wirklich jeder der versammelten Menschen ihn sehen konnte. Steff warf einen bangen Blick hinauf zu den Schlingen, die träge im salzigen, seeseitigen Wind baumelten. Raues Hanf, nicht weniger grob gedreht als der Galgen selbst. Ein furchtbar kratziger Kragen. Bei dem Anblick musste Steff schlucken. Es war ein schweres Schlucken, ein zäher Kloß, der nur langsam, widerwillig seine Kehle hinab rollte. Der Galgen machte ihm Angst. Es gab vieles in der Stadt, was ihm Angst machte: die Wache, Magister Elmoores bullige Hunde, der windschiefe Schuldturm mit dem kupfernen Hahn auf der Spitze, der bei Wind so furchtbar unheilverkündend quietschte. Aber nichts machte Steff solche Angst wie der Galgen. Er war das ultimative Symbol der Niederlage der Straße gegenüber dem System. Auf der Straße mochten sie Legenden gewesen sein, Namen, die man in den Schenken und Hinterhöfen nur flüsternd erwähnte, aber irgendwann endeten sie alle am Galgen. Meuchelmörder, Beutelschneider, Vergewaltiger... es war ihrer aller Schicksal. Früher oder später holte es jeden. Steff hatte schon lange die Ahnung gehabt, dass auch er irgendwann einmal dort oben enden würde.
Das Gesicht des Jungen war bleich, als zwei Männer der Stadtwache ihn die Stufen hinauf führten. Vielleicht lag es daran, dass es noch so jung war und blondes, wenngleich dreckiges und verfilztes Haar es einrahmte. Vielleicht lag es auch einfach an dem langen weißen Hemd, dem einzigen Kleidungsstück, das man dem Todgeweihten gegönnt hatte, und dem scharfen Kontrast zum schwarzen Holz des Galgens. Sein Blick glitt furchtsam zur Schlinge empor als die Wachmänner ihn unter diese bugsierten und dann einen Schritt zurück traten. Kurz stand der Junge allein dort oben. Frei, beinahe. Doch er machte keine Anstalten zu rennen. Wie auch? Man hatte ihm die Hände gebunden und die Füße in Eisen gelegt. Er stand nur da in seinem weißen Hemd und starrte furchterfüllt zum Strick hinauf.
Und dann kam der Henker die Stufen hinauf. Er war ein großer, massiger Mann mit unregelmäßigem, ergrauendem Bart. Der Bart war alles, was man von seinem Gesicht sah, denn wie immer trug er die enge lederne Maske mit den bis auf den Rücken hinab reichenden Lappen, die grausame Würde seines Amtes. Mit einem mal spürte Steff ein heftiges Gefühl des Hasses in seiner Brust aufflammen und all das klamme Unwohlsein, dass der Anblick des Galgens in ihm ausgelöst hatte, hinfort spülen. Er hasste diesen Mann! Er hasste ihn für das, was er war. Der Henker war ein Mensch, doch die, die das Recht sprachen, das er vollstreckte, waren Engel. Ein Kriecher, ein Bückling! Mehr noch als der Galgen war der Henker selbst Zeichen des Siegs der Usurpatoren über das Volk. Aber der Henker war ein Mensch. Den Galgen konnte man nur fürchten. Den Henker konnte man hassen.
Die Augen des Jungen folgten dem Henker bis dieser hinter ihn trat und ihn mit einem groben Ruck an der Schulter wieder der versammelten, lärmenden Masse zuwandte. Die Masse war das schlimmste an den Hinrichtungen. Tausende grölender, lachender, stinkender Menschen, die sich daran ergötzten, wie einer, den sie für einen Verbrecher hielten, sein Leben ausröchelte. Wenn sie wenigstens stumm, vorwurfsvoll da stehen würden, so wie Steff es immer getan hatte. Voll Ablehnung dort hinauf schauen, den Lakaien der Usurpatoren zeigend, was sie von diesem Schauspiel hielten. Der Henker würde sich vor Furcht nicht einmal die Stufen hinauf trauen! Aber soetwas tat das Volk nicht. Das Volk schwatzte und schimpfte und warf ab und an einen faulen Apfel oder ein Ei in die grobe Richtung des Jungen und der Henker fühlte sich nur bestätigt in dem, was er tat. Seine breite, schwielige Hand griff nach dem Strick, zog die Schlinge über den bleichen Kopf des Jungen und seinen blonden Schopf und richtete mit Routine den Knoten in seinem Nacken.
Steff stimmte ein stummes Gebet an. Kein Wort war zu hören, aber wer auf seine Lippen geblickt hätte hätte sehen können, wie sie sich leise öffneten und schlossen. Die Menge verstummte langsam. Der Henker wartete, bis er sich auch der Aufmerksamkeit des Letzten auf dem Platz sicher war. Und dann ging alles ganz schnell und unspektakulär. Die bullige Gestalt trat von der Kleinen, weiß gekleideten zurück, zog den Hebel der Falltür und ein Ruck fuhr durch den Körper des Jungen. Er stürzte einen knappen Fuß in die Tiefe ehe der Strick ihn auffing und die Schlinge sich zu zog, doch das Genick brach nicht. Steff schnappte japsend nach Luft. Ein Aufschrei ging durch die Menge, irgendwo in den vorderen Reihen fiel eine Frau in Ohnmacht. Der Junge am Galgen zuckte, zappelte, seine Fußeisen klangen im salzigen Seewind. Sein bleiches Gesicht nahm eine ungesund bläuliche Farbe an. Wer weit genug vorn in der Masse stand hätte erkennen können, wie ihm der Urin am Bein hinab lief und das weiße Hemd besudelte. Schließlich kehrte Ruhe ein. Der Körper stoppte zu zucken, hing irgendwann einfach nur noch schlaff da, drehte sich langsam im Wind. Vom Meer her schrie eine Möwe. Bald würden die Vögel sich über den Jungen her machen.
Steff Zwölffinger wandte sich langsam ab und verschwand in einer der Seitengassen. In ein paar Augenblicken würde sich auch die Masse zerstreuen, aber bis dann wollte er weg sein. Er hatte zwei kleine Lederbeutel von den Gürteln ihrer Besitzer geschnitten und wollte nicht mehr in der Nähe sein, wenn sie es bemerkten. Zwei Beutel voller Münzen, das würde ihn zweifelsohne über mehrere Wochen bringen. Er konnte sich frisches Brot kaufen, würde nicht die harten Kanten des Vortags erbetteln müssen. Vielleicht war sogar Geld für ein Stück Wurst übrig. Doch Steff konnte sich nicht recht über seinen Fang freuen. Er wusste nicht, wie der Name des Jungen am Galgen gelautet hatte, aber er hatte ihn gekannt. Er war einer der Rebellen gewesen. Steff hatte ihm einmal ein Versteck in einem Dachboden im Austausch gegen ein Stück Käse gezeigt. Sie waren in dieser Nacht lange unter der offenen Luke des Dachs gesessen und hatten den Mond angestarrt. Gesprochen hatten sie wenig. Der Junge am Galgen war wohl kaum das, was Steff einen Freund genannt hätte, dennoch schmerzte ihn dessen Tod. Ein weiterer toter Rebell. Eine weitere Niederlage vor dem System...
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Redeyes
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyDi 05 Feb 2013, 00:54

Regen, nichts als Regen... seit drei Tagen schüttete es nun schon, als ob die Götter die Welt überfluten lassen wollten. Iris stapfte durch den matschigen Boden der neben der Strasse herführte. Ihr Fell war vom Regen durchtränkt und das Gewicht lastete unangenehm auf ihr. Wie sie es hasste... dabei war das schlechte Wetter an sich nicht einmal das Problem, sondern mehr das die Regenwolken das Sonnenlicht blockierten. Und das zwang Iris auch den Tag durch als Wolf auf der Erde zu wandeln.... So sehr sie das hasste, verdammt, sie war ein Wesen der Lüfte und nun war sie auf den Boden gefesselt. Klar die feinen Sinne dieser gestallt hatten Vorteile, besonders bei dem, was sie jetzt gerade vorhatte, doch das wog das Gefühl hoch über dem Boden zu Fliegen einfach nicht auf.
Doch Iris musste sich wieder ihrem Ziel widmen. Etwas weiter vor ihr, auf der Strasse, bahnte sich der Wagen eines Händlers durch den Regen. Weit war es nicht mehr bis nach Drachental, bald würde das Stadttor in Sichtweite kommen. Iris musste jetzt handeln. Sie rannte los, überholte den Wagen spielend, trotz des schwierigen Geländes im Wald, und hatte ihn schon nach Kurzer zeit hinter sich gelassen. Kurz darauf hatte sie bereits gefunden, wonach sie gesucht hatte, ein Baum nahe der Strasse, zu dick um einfach über ihn drüber zu gehen und lang genug um die Strasse fast völlig zu blockieren.
Iris fackelte nicht lange, es schien erst so als würde ein schwarzer Nebel aus ihrem Fell hervorkriechen, doch dann wurde dieser dichter, bündelte sich zu einem pfeilförmigen Geschoss und krachte kurz darauf in den Baumstamm den Iris sich ausgesucht hatte. Wie beabsichtigt hatte das Schattengeschoss einen Teil des Stammes zerfetzt, sodass dieser nun ächzend nachgab und Richtung Strasse kippte. Krachend schlug das Gehölz auf dem Pflasterstein auf. Nun war der Händler gezwungen das Hindernis zu umfahren und die Strasse zu verlassen, oder anzuhalten und es mühsam beiseite zu räumen. Egal, beides spielte Iris in die Hände. Als der fahrende Händler ankam, entschied er sich dann für die erstere variante.
Im weichen Boden sank der Wagen natürlich ein und kam nur noch sehr langsam voran. Dies nutzte Iris, um auf den Wagen aufzuspringen. Nun hatte sie ein abschätzbares Zeitfenster um die Habseligkeiten des Händlers zu durchsuchen. In erster Linie hatte sie es natürlich auf seinen Geldbeutel abgesehen, welchen sie auch nach kurzem Stöbern fand. Hier kam ihr der Regen natürlich entgegen, den zusammen mit den Flüchen des Händlers über seinen lahmen Gaul, wurden die Geräusche die sie selbst verursachte übertönt. Ansonsten hatte der Händler leider nicht wirklich etwas Interessantes, zumindest nichts was es wert gewesen wäre den Geldbeutel dafür zu opfern. Auch so ein Nachteil dieser dämlichen Wolfsgestalt, man konnte nur etwas relativ kleines Tragen und das auch nur mit dem Mund. Aber in diesem Fall wollte Iris sich nicht beschweren, der Inhalt des Geldbeutels würde ihr für die nächsten paar Wochen reichen und mit etwas Glück würde der Händler nicht einmal bemerken, dass er gerade um etwas Geld erleichtert worden war.

Iris sprang also wieder vom Wagen und machte sich so schnell sie konnte auf und davon. Das nächste Mal würde sie sich die Mühe mit dem Baum sicherlich nicht machen, aber Abwechslung war nötig, ansonsten ging wieder das Gerücht um ein Wolf im Wald würde Passanten ausrauben und am Schluss kam so ein Idiot auch noch auf die Idee dem nachzugehen, darauf konnte Iris gut verzichten. Ihr Versteck lag hinter dem Wald in den nahen Hügeln von Drachen-Tal. Die Stadt hatte ihren Namen nicht zu unrecht, hier in der Gegend lebten ein paar Drachen, man vermutete so um die 4, doch genau gezählt hatte das nie jemand, wozu auch. Iris war schon vor einem Weilchen auf eine Drachenhöhle gestossen, die von einem sehr alten Drachen bewohnt wurde. Iris kannte sich ein wenig mit Drachen aus und konnte mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass derjenige seine besten Jahre bereits hinter sich hatte. Iris schätzte ihn ein gutes Stück über 130, vielleicht war er sogar schon über 150, schwer zu sagen alleine vom äusserlichen her. Aus ihren Erfahrungen aus Esteris, wusste Iris wie man mit Drachen umzugehen, hatte und hatte sich ebenfalls in der Höhle einquartiert. Selbst wenn alles schief ging, niemand war so verrückte sie in eine Drachenhöhle zu verfolgen. Der Drache blickte kurz auf als Iris die Höhle betrat, legte sich aber gleich wieder hin, als er sie erkannte. Solange man sich nicht aufdrängte, ignorierten die viele Drachen andere Wesen, die nicht zu ihrer üblichen Beute zählten, die einzige Ausnahme war die Paarungszeit.
Der alte Drache schlief praktisch den ganzen Tag und ging nur noch ab und zu hinaus, um zu jagen, für Iris war das jedoch recht praktisch, den dadurch war es in der Höhle immer ruhig und sicher. Zudem, und das schätzte sie gerade heute sehr, war es auch ein bisschen wärmer in der Höhle. Ihr Lagerplatz bestand im Prinzip nur aus zwei decken die am Rand der Höhle. An drei Felsen um das Lager hatte sie Anhänger aus Drachenschuppen aufgehängt, ein kleiner Trick, den sie im Umgang mit Drachen gelernt hatte, durch den Geruch Liesen sich einige Drachen quasi überzeugen das hier kein Fremder war, sondern ein Artgenosse. Und zum Schluss dass auf einem Stein noch ihr grösster Trumpf, ein zusammengerollter junger Drachenwelpe. Der Kleine war ebenfalls aus Esteris und Iris einfach gefolgt, als sie die Stadt verlassen hatte. Iris wusste selbst heute noch nicht so recht, warum das so war, doch der kleine, etwa Katzengrosse, Welpe war seither ihr ständiger Begleiter.
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyDi 05 Feb 2013, 01:15

Schweiss und Regen vereinten sich zu einem schäumenden Gemisch aus Salz und Wasser, das sich seinen Weg auf den Boden suchte. Von seiner Brust lief ihm das Gemisch über die Vorderhand und tropfte ihm schwungvoll von den Hufen, die im Galopp durch die Lüfte wirbelten. Schaum troff ihm zwischen den Mundwinkeln hervor, die Mähne klebte ihm nass am Hals.
Trotz der Kälte dampfte sein geschmeidiger Körper, weil er durch den Wald hetzte, als hätte ihn eine Wespe gestochen. Livedin atmete schwer. Eigentlich war er es sich nicht gewohnt, so lange zu rennen. Doch als er die Strasse nach Uanethi endlich gefunden hatte, hatte ihn nichts mehr gehalten. Er war losgaloppiert, hatte seine Hufe im schlammigen Boden versenkt, um sich kraftvoll wieder abzustossen.
Die wenigen Reisenden auf der Strasse wichen erschrocken zur Seite, als das herrenlose Pferd an ihnen vorbeigaloppierte. Nur einer stellte sich ihm in den Weg und wollte ihn offensichtlich einfangen. Livedin machte sich einen Scherz daraus, tatsächlich vor ihm zu stoppen und abzuwarten, was er tun würde. Den Moment nutzte er, tief durchzuatmen und sich zu erholen. Ausserdem juckten seine Nüstern und seine Beine, weshalb er seinen Kopf an seinem rechten Vorderbein scheuerte, während der Mann seiner Frau befahl, ihm ein Seil zu holen. Die brachte ihm eines und er knüpfte daraus ein behelfsmässiges Halfter.
Ah, offensichtlich meinte er es doch relativ ernst. Livedin stellte die Ohren nach vorne und betrachtete das Halfter kurz. Doch ihm gefiel das nicht wirklich, weshalb er sich an dem Mann vorbeidrückte und wieder lostrabte. Übermütig stellte er den Schweif auf, sodass er einer Flagge gleich hinter ihm herwehte. Dann machte er einen Bocksprung, schlug lebensfroh nach hinten aus und rannte dann wieder davon, die verdutzten Reisenden hinter sich lassend.
Irgendwann fiel er dann doch wieder in den Schritt. Galoppieren war halt doch anstrengend. Müde arbeitete er sich vorwärts, liess sich vom Regen und vom Wind abkühlen. Er war froh um den Regen, der ihm den juckenden Schweiss vom Körper wusch. Trotzdem verspürte er aufs mal den Drang, sich zu wälzen. Er legte sich am Wegesrand hin und wälzte sich ausgiebig im Schlamm. Hach, das war herrlich, ein regelrecht erhabenes Gefühl. Seine Hufe wirbelten Dreck auf, sein Fell sog sich mit dem Schlamm voll und als er sich erhob und schüttelte, spritzte der Dreck nach allen Seiten. Mähne und Schweif waren strähnig und mit Erde verklebt.
So schritt er weiter. So lange, bis der Regen den Schlamm schon beinahe wieder ausgewaschen hatte. So lange, bis der Hunger überwog und er stehen blieb, um am Wegesrand zu grasen. Das Gras schmeckte alt, nicht mehr frisch. Erde und Sand klebte daran, doch das störte ihn nicht weiter. Es stillte den gröbsten Hunger. So arbeitete er sich weiter vor. Grasen, ein paar Schritte vor, wieder ein wenig grasen, wieder ein paar Schritte vor. Zwischendurch hinterliess er einen göttlichen Haufen auf der Strasse, ehe er sich dann zusammenriss um wieder in Trab zu fallen.
Es dauerte wieder eine Weile, bis der Wald sich endlich lichtete und er in weiter Ferne die Stadt erblickte. Uanethi.
Etwas weiter mehr in seiner Nähe konnte er den Rauch erkennen, der sich aus den Schornsteinen hochschlängelte. Da musste irgendein Dorf sein. Dost hiess es, wenn er sich nicht irrte.
Der Wind pfiff ihm weiterhin um die Ohren und er galoppierte durch das Dorf hindurch. Erst kurz vor den Stadttoren verwandelte er sich zurück in seine menschliche Gestalt und kämpfte sich bis zum Tor durch, wo er freundlicherweise reingelassen wurde.
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Nalim
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyDi 05 Feb 2013, 06:46

Ironie. Gekleidet in weiß, schwenkte der leblose Körper des Jungen hin und her. Farbe von Unschuld. Getragen von Engeln. Trotzdem trug er sie als Rebell.
Den Leuten entging soetwas. Details die ihr Leben sicher auf die eine oder andere Art bereichern würden, könnten sie sich die Zeit nehmen sie denn auch zu bemerken. Die Traube streute sich nachdem die Menschen nichts mehr hatten wonach sie gaffen konnten während Kzer mit seinen Augen die einzelnden Leute verfolgte.
"Zehn.. elf.. zwölf.." An einem Tisch aus massiven Holz den man sicher nicht so einfach, ohne weiteres, in diesen Raum bekommen hatte, saß ein Mann der ein par Münzen aus einer Schublade hervor zog, sie abzählte und vor sich, auf dem Tisch, stapelte. Spaß machen tat es ihm nicht, immerhin hatte er diese Münzen an Kzer verloren und dafür nichts weiter als einen kleinen Jungen bekommen. Der Jungen der nun an einem Galgen baumelte und dessen Karriere als Rebell so unbedeutend war, das er nicht einmal im Ansatz erwarten konnte, das die Engel ihm dafür auch nur ein bisschen Aufmerksamkeit schenkten.
"Dreizehn Silbermünzen.. das ist MEHR als genug" Es war kaum zu überhören wie sehr es ihn störte Kzer überhaupt zu belohnen.
Es herrschte wieder das normale Treiben. Keiner störte sich auch nur im geringsten an der Leiche die dort baumelte, als wäre sie garnicht da oder nur ein gerechtes Mahnmal für alle die sich gegen die großartigen Herrscher verschworen hatten oder verschwören sollten.

Wortlos wandt er seinen Blick von der Straße, drehte sich zu dem Mann und streifte dabei seinen Blick. Ekel lag dort, so stark das seine Augen sofort zur Seite sprangen und lieber an Kzer vorbei schaute während dieser zum Tisch ging. Eine Münze nach der anderen nahm er von dem Stapel, legte sie in die andere Hand und nahm sich dabei alle Zeit der Welt. Er badete im Ekel den dieser Mann empfand. Sogar seine Atmung wurde flach als wöllte er vermeiden irgendetwas einzuatmen das von Kzer kommen könnte. Als die letzte Münze in seiner Hand war hob er seinen Blick und sah seinem Gegenüber in die Augen, der wiederrum verengte seine und starrte unbeirrbar zurück. Lange hielt er es dann aber nicht aus, brach den Augenkontakt und nahm eine weitere Münze aus der Schublade. Langsam schob er sie über den Tisch doch anstatt das Kzer ihm die Zeit lies, griff er sie einfach und berührte dabei seine Hand was dafür sorgte das ein unangenehmer und deutlich zu sehender Schauer ihn überkam, bevor die Hand zurück zog und sie sich an seiner Hose abwischte.

Ohne ein Wort zu sagen zog er einen Beutel unter seiner Robe hervor den er, wie einen Anhänger, um den Hals trug und lies die Münzen dort hinein gleiten bevor er ihn an gleicher Stelle wieder verschwinden lies.
"War es das endlich?!"
Kzer schwieg beharrlich, zog sich die braune Kaputze über den Kopf und verlies das Zimmer. Er stieg die Treppe hinab und verlies dann endlich das Haus um in die kälte der Straße zu treten. Hier war er unsichtbar. Die Hände verborgen unter den langen Ärmeln der braunen, grob gewebten, Kutte eines Mönches. Die Kaputze tief gezogen so das nur einem aufmerksamen Mann auffallen sollte das sich darunter kein flaches Gesicht sondern eine etwas längliche Schnauze verbarg.
Auch seine Füße gingen durch den langen Saum unter, der den Boden berührte und sich schnell mit dem feuchten und dreckigen Wasser am Boden voll saugte. Nur einen Moment nahm er sich noch den Jungen dabei zu beobachten wie er in der kalten Seeluft, leicht hin und her schwenkte, bevor er, dank seiner geringen Körpergröße, zwischen den Menschen sehr leicht verloren ging.

(Ich bin so müde.. ich kontrolliere das Morgen auf Fehler)
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyDi 05 Feb 2013, 19:40

Karan trottete nervös durch die verregneten Straßen der Stadt. Wieder einer weniger, wieder einer tot, wieder ein Bauernopfer, geopfert für das große Ideal, Freiheit. So viele wurden geopfert, haben sich selbst geopfert, und ein Ende ist nicht in Sicht. Es ist, und bleibt, aussichtslos. Er hatte das unheilige Vergnügen, sich die Hinrichtung aus einer der ersten Reihen angesehen zu haben. Weiter hinten hätte er wohl nichts gesehen, Saranen sind nun mal eher klein. Momentan versuchte er den Tod des Jungen aus seinem Kopf zu bekommen. Eine Emotionsregung, die die Hinrichtung nicht befürwortet, könnte ihn Kopf und Kragen kosten. Er beschäftigte sich als mit eher rationalen, funktionalistischen Gedanken. Wussten die Engel, dass sie einen Rebellen gerichtet hatten, oder hielten sie ihn für einen Straßendieb? Falls ersteres, was haben sie aus ihm rausbekommen? Der Junge sah nicht so aus, als ob man ihn gefoltert hätte, zumindest nicht arg. Also hatte er geredet, oder wurde nicht gefoltert. Beides möglich, beides gleichwahrscheinlich, wenn die Engel keine Informationen von einem Gefangenem erwarteten, sparten sie sich die Folter. Würde die Hinrichtung die Vorhaben der Rebellen ändern? Nachdem, was er wusste, was gewiss nicht alles war, wollten sie heute Nacht irgendein Ding drehen. Er hatte keine Ahnung, ob es dabei blieb, und er würde es erst in Erfahrung bringen, wenn es zu spät war. Er machte sich jedenfalls auf das schlimmste gefasst: Tote und Verletzte. Die Ersten waren verloren, die Zweiten würde er so gut es geht zusammenflicken … auch wenn er wohl kein Geld bekommen würde. In Gedanken ging er das Inventar seiner kleinen Praxis durch; Branntwein zur Betäubung, Kräuter frisch und getrocknet, diverse Salben, sein Werkzeug und einen Schinken (es würde wohl eine lange Nacht werden, und seine Arbeit machte ihn auf Dauer hungrig). Er hatte also noch alles was er brauchte.

Von solchen Gedanken getrieben erreicht er bald sein Haus am Stadtrand. Er öffnete die schwere, mit einem Büschel Kräutern bemalte Holztür. Drinnen sah er sich kurz um, es schien alles wie immer, die Treppe nach oben, die Türen zu den zwei Vorratsräumen, die mitten im Zimmer stehende Bahre, drei grobe Schemel, zwei Beistelltischchen mit allem möglichem Kram darauf. Er griff sich einen Lederrucksack, der an einem Hacken hinter der Tür hing. Er öffnete die erste Kammertür, hinter der in einigen Schränken und Truhen alle möglichen Arzneien, Kräuter und Verbände gelagert hatte. Er begann, seinen Rucksack vollzupacken. Er nahm alles mit, was er zu brauchen befürchtete.
Danach setze er sich auf einen der Schemel vor einen Tisch und nahm einige Heilkräuter in die Hand. Er schloss seine Augen und konzentrierte sich auf sie. Er spürte, wie sie in seinen Händen langsam dünner wurden, trockneten, vertrockneten und verwelkten. Gleichzeitig strömten ihre Kräfte in seinen Körper, wo er sie speicherte. Als der letzte Tropfen Heilkraft aus dem Kraut gewichen war, legte er sie beiseite und sich eine kleine Schale mit dunkelroten Beeren. Schlafbeeren. Ein Tee daraus half beim Einschlafen, eine größere Dosis sorgte dafür, dass man augenblicklich ins Reich der Träume entschwand und die letzte Stunde vergisst, sehr praktisch. Auch die Kräfte der beeren nahm Karan in sich auf. Als er aufstand kippte er die ausgelaugten Kräuter und die vertrockneten Beeren in seine Feuerstelle, das trockene Zeug würde der als Feueranzünder verwenden. Als letzte Vorbereitung warf er sich einen braunen Überwurf aus groben Leinen über und brachte ihn mit einem Ledergürtel in Position. Mit einem Handgriff prüfte er, ob sein Messer und Beutel an ihrem Platz am Gürtel hingen.
Mit geschultertem Rucksack verließ er sein Haus wieder, schloss die Tür ab. Er hatte jetzt keine Nerven, still rum zu sitzen, und zu warten, dass irgendjemand seine Dienste benötigte. So nahm er sich vor, weiter durch die Stadt zu irren, entweder bis spontan jemand etwas von ihm wollte, oder bis er anfing zu leuchten und sich langsam Richtung Rebellenversteck aufmachen würde, beziehungsweise zu einer alten Frau, die schwer krank war und deswegen oft und lange behandelt werden musste. Lange würde sie es nicht mehr machen, dass wusste Karan, die Frau wusste es selbst, aber es gab ihm ein Alibi, so dass er die Rebellen behandeln konnte, ohne verdächtigt zu werden. Darum klammerte die Frau sich an ihren Rest Leben, an den Schmerz, an mehr Scherz, als alle lindernden Kräuter ihr hätten nehmen könnten. Sie hatte für die Sache der Rebellen gelitten, mehr als viele andern, mehr als Karan selbst, wahrscheinlich mehr, als er zu leiden bereit war.
Mit solch trübsinnigen Gedanken ging er wieder durch die Straßen der Stadt.
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyMi 06 Feb 2013, 20:29

Der Eingang wurde von Engeln bewacht. Einer von ihnen schüttelte gerade sein Gefieder, in dem sich Wasserperlen angesammelt hatten. Livedin blickte nach oben zu der Wache. Seine Flügel waren braun. Braun wie Scheisse.
Doch sie beachteten ihn nicht. Darum war Livedin nur froh. Er konnte unnötige Aufmerksamkeit nur schlecht gebrauchen. Es war gerade Mittagszeit und so wie er am Hinrichtungsplatz erkennen konnte, war gerade eben jemand hingerichtet worden. Eine Schande. Jede tote Person war wieder eine Person weniger, die lernen konnte.
Der Boden der Seitenstrassen war nicht mehr in der Lage, das ganze Wasser in sich aufzunehmen. Dies bewirkte, dass die Fuhrwerke tiefe Spuren hinterliessen, die sich mit Wasser füllten.
Immerhin war hier das Unwetter schon vorbeigezogen, sodass es nur noch ein wenig nieselte. Und die breite Hauptstrasse, die durch die ganze Stadt führte, war ja gepflastert. Da sank man nicht so tief ein.
Seufzend und leicht überfordert blieb Livedin mitten auf der Strasse stehen. Es war erst kurz nach Mittag und die Marktleut, die hofften, dass das Wetter nun etwas besser wurde, begannen zögernd ihre Stände aufzubauen.
Der Gott schaute ihnen eine Weile dabei zu. Einige legten Schmuck aus, andere Edelsteine, wieder andere boten ihre Dienste, in dem sie Wertgegenstände gegen Geld tauschten. Ein Fleischer war anwesend der Rind, Pferd, Schwein und Huhn verkaufte. Ein Anderer verkaufte das schneeweisse Fleisch, das nur von Einhörner sein konnte. Die Hörner die er ebenfalls verkaufte bestätigten Livedins Verdacht. Allerdings wirkten die Hörner irgendwie nicht ganz echt. Auch dieser Verdacht bestätigte sich, als er sich unauffällig die Auren der Hörner anschaute. Die Hörner waren wohl eher geschnitzte Knochen oder Holz. Vermutlich konnte er die Hörner auf dem Schwarzmarkt zu einem besseren Preis verkaufen.
Nebst Einhornfleisch bot dieser Mann auch Drachenfleisch an. Es war Herbst, die Drachenwelpen schlüpften zur Zeit gerade. Einige Leute waren dann waghalsig genug, nach Esteris zu reisen, um dort den einen oder anderen Welpen zu töten. Drachenfleisch war sehr begehrt. Aber auch teuer.
Als Livedin den Stand mit den Antiquitäten entdeckte, begannen seine Augen regelrecht zu leuchten. Staubige Bücher. Sowas Schönes! Er eilte hin und versank in den alten Texten und Geschichten. Zumindest so lange, bis er sich bewusst wurde, dass er eine Mission zu erfüllen hatte.
Hach, wo sollte er bloss anfangen?
Sein Blick fiel auf eine Gruppe Kinder, die ausgehungert aussahen und die Leute genau beobachteten. Strassenkinder? Bestimmt hofften sie auf etwas Geld.
Ein kleines Lächeln schlich sich auf die Lippen des Gottes, während er auf die Gruppe zutrat.
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyDo 07 Feb 2013, 20:56

Auch unter Straßenkindern gab es soetwas wie einen Ehrenkodex. Natürlich bedeutete das nicht, dass Steff seine erbeuteten Geldbörsen nun mit allen anderen teilen würde. Es war sein Geld, er hatte es sich ehrlich erarbeitet und wenn es alle war und er hungerte, dann würde ihm auch keines der anderen Kinder eine überzählige Münze zuwerfen. Straßenkinder hatten keine überzähligen Münzen! Aber wo zwei alleine hungerten, da wurden sie vielleicht beide zumindest für einen Tag satt, wenn sie gemeinsam arbeiteten. Also half man sich. Jeder tat das, was er am besten konnte. Kleine Kinder bettelten, große Kinder stahlen. Steff war nicht stolz darauf, ein Dieb zu sein, aber auch er war einmal klein gewesen und hatte gebettelt während die Großen stahlen. Er beruhigte sein Gewissen damit, dass er es nicht für sich tat. Er selbst würde heute schließlich satt werden. Er tat es für die Kleinen. Sie bettelten. Und während die Leute mitleidig den Blick auf die zerlumpten kleinen Gestalten am Wegesrand richteten erleichterte er sie um ihre Münzen. Am Abend machte man Hälfte-Hälfte. So war es Brauch. Jeder hatte etwas davon. Sie mussten schließlich alle satt werden. Was scherte es so einen reichen Geldsack, wenn er ein paar Silberstücke verlor? War es da nicht viel besser, wenn ein halbes Dutzend Kinder etwas zu essen hatte? Eine Stimme in Steffs Kopf flüsterte, dass es noch immer nicht rechtens war als er sich unauffällig, dem Strom der Menge folgend, auf den jungen Mann zubewegte, der sich seinen kleinen Ködern näherte. Nicht rechtens, aber verzeihlich!
Die Kleinen spielten ihre Rolle gut. Das kleinste der Kinder rappelte sich auf als es den Fremden sah und watschelte auf diesen zu. "Ein Kupferstück, Onkel, bitte!", bettelte es und zupfte den jungen Mann am Mantelsaum, "Mein Bauch tut schon ganz weh." Das war der Moment, als Steffs Hand mit der kleinen Klinge darin zum Gürtel des Manns schoss...
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyDo 07 Feb 2013, 21:34

...und von der Hand des Gottes abgefangen wurde. Livedin hatte den vorschnellen Jungen am Handgelenk gepackt und wandte sein Gesicht ihm zu. "Nicht so eilig, junger Mann", lächelte er, als er ihn langsam losliess.
Er hatte gewissermassen Verständnis für die Kleinen. Diese armen hungernden Geschöpfe hatten ja kaum eine andere Wahl, als zu tricksen und zu stehlen. Manchmal fanden sie in Tempeln eine Unterkunft für die Nacht. Hin und wieder gab es dort auch was zu essen. Doch das war aber auch schon alles und meistens hatte es sowieso nicht genug für alle.
Langsam ging er in die Hocke, um einigermassen auf Augenhöhe mit den Kindern zu sein.
Einen Moment lang dachte er darüber nach, ob es schlau war, was er vorhatte. Denn eigentlich hatte er keine Zeit, sich mit diesen Kindern mehr als nötig abzugeben. Doch... hach, sein göttliches Herz blutete, bei dem Gedanken, diese armen Seelen einfach so zurück zu lassen.
"Nun ... Wie viele Tempel gibt es in dieser Stadt? Wenn ihr mich zu ihnen führt, verspreche ich, gibt es für jeden von euch ein ganzes Silberstück und einen ganzen Laib Brot. Ist das ein Handel?"
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyDo 07 Feb 2013, 23:29

Äste zerbrachen unter seinen schweren Schritten, während Cyll ins Unterholz vordrang. Er war aber nicht so schnell, wie er sich das vorstellte, im Gegenteil, er humpelte schwer und die Wunde am Oberschenkel machte ihm schwer zu schaffen. Aus einem Schnitt an der Stirn lief ihm beständig Blut ins linke Auge, so dass er nur mit dem rechten sehen konnte, wobei auch dessen Sicht zunehmend verschwommen wurde. Schliesslich war der Schmerz zu viel. Sein gesundes Bein knickte ein, so dass er sein ganzes Gewicht auf das verwundete Bein verlagerte. Rote Blitze zuckten vor seinen Augen und das Schwert, das er bisher irgendwie hatte festhalten können entglitt ihm und schlug dumpf auf dem Waldboden auf, wo sich das Blut an der Klinge mit Dreck vermischte. Der Hüne folgte dem Schwert und knallte noch ein wenig schwerer auf den Waldboden. Er blinzelte, um mehr von der verschwommenen Umgebung zu erkennen und um wach zu bleiben, doch es half nichts. Sein Geist glitt ab, zurück in die vorherigen Stunden...

Sie waren nur noch zwölf gewesen. Vier von ihnen waren Veteranen, darunter Cyll, der Rest Grünschnäbel, Strassenkinder und Söhne von Bessergestellten, allesamt jung und optimistisch. Sie konnte meist kaum mit einem Messer umgehen und erstachen sich dabei eher selber als andere. Sie alle hatten sich noch nie einem Rebellenverbund angeschlossen und waren noch nie aufgerieben worden. Sie freuten sich über die Aufregung des Fremden, des Verbotenen. Bis man ihr Versteck aufgespürt hatte. Uniformierte hatten das Haus mitten in der Nacht gestürmt, natürlich während man eine Versammlung abhielt und alle führenden Köpfe beisammen sassen. Wenn man Rebellen verraten wollte, dann richtig und das es Verrat gewesen war, war offensichtlich. Cyll hatte sich nicht zum ersten Mal einigen Rebellen angeschlossen und diese waren ziemlich gut organisiert und gingen sehr vorsichtig vor. Bei einem so wichtigen Treffen hatte man natürlich Sicherheitsvorkehrungen getroffen, der Grund, weshalb er sich überhaupt in dem Haus befand. Doch wenn ein Verräter in den höheren Reihen sass, half alles nichts. Die Soldaten waren deutlich in der Überzahl und obwohl die Rebellen sich wehrten, war schnell klar, dass sie verloren hatten. Also hatte Cyll sich mit einigen anderen Männern zusammengeschlossen und zusammen hatten sie versucht, so viele Leute wie möglich aus dem Haus zu schleusen. Was nicht viele waren. Während die Idealisten noch weiterkämpften, machte Cyll sich mit jenen, die klug genug waren, wegzulaufen, aus dem Staub. Er hatte diese Situation schon oft genug erlebt, um zu wissen, wann es Zeit war, sich zurückzuziehen.
Natürlich kamen sie nicht weit. Kaum eine halbe Tagesreise entfernt von ihrem Versteck spürten die Soldaten sie auf. Die Grünschnäbel waren erschöpft und fielen schnell, doch auch den Veteranen ging es nicht anders. Jeder wäre nach einem heftigen Kampf und einer anschliessenden, raschen Flucht erschöpft. Und natürlich waren die verdammten Ratten weit in der Überzahl. Cyll bemerkte schnell, das es aussichtslos war. Er war selbst verwundet worden, schaffte es aber, zwei Soldaten zu erschlagen. Für irgendwas hatte er dieses Riesending von Schwert ja. Dann schlug er sich in die Büsche. Er kroch durch den Dreck, schlich sich davon, während hinter ihm die Todesschreie seiner Kameraden verstummten. Er hoffte inständig, dass sie ihn nicht vermissten und irgednwie gelnag es ihm, in einen nahegelegenen Wald zu flüchten, zumindest ein Stück weit.

Mit mehr Wucht, als er es eigentlich vorgehabt hatte, schmetterte Cyll seinen Schädel gegen eine Wurzel vor ihm. Der Schmerz dröhnte durch seinen Kopf, doch er lenkte ihn von den Schmerzen in seinem Bein ab und klärte seinen Kopf. Ausserdem bekam er so viel Dreck auf die Wunde über seinem Auge, dass die Blutung ein wenig eingedämmt wurde. Was natürlich brannte, doch er kümmerte sich nicht darum. Mit den Händen fuhr er die Wurzel entlang und fand Halt an dem Baum, zu dem diese gehört. an Diesem zog er sich hoch, wobei er penibel darauf achtete, sich nicht auf seine schlechtes Bein abzustützen. Wieder in der Vertikalen humpelte er zu seinem Schert und hob es hoch. Er würde seine Waffe nicht zurücklassen. Dann setzte er seinen Weg schwerfällig fort, obwohl er erneut deutlich an Tempo verloren hatte.
Mühsam schleifte er sich weiter durchs Unterholz, wobei er spürte, wie er immer schwächer wurde. Er hätte es ahnen müssen, dass dieser Trupp genau so wenig vielversprechend war, wie alle vorherigen. Wieso schloss er sich diesen Leuten überhaupt noch an? Es machte eigentlich keinen Sinn, aber weglaufen oder sich verstecken genauso wenig. Also tat Cyll das, was er am besten konnte: Sich auf irgendwie durchprügeln. Und das funktionierte eben am besten, wenn sich andere um die Planung kümmerten. Aber damit war jetzt Schluss. Wenn er das hier überlebte, war Schluss mit diesem Rebellenmist. Es musste doch noch andere Wege geben, diesen Hühnchen in Menschenform eins auszuwischen...
Bevor er seinen Gedanken weiter folgen konnte, durchbrach er das Unterholz und gelang auf eine Lichtung. Überrascht über das plötzliche Licht geriet Cyll aus seinem Trott und knallte wieder zu Boden. Das Schwert flog mit einem lauten Scheppern gegen einen jungen Baum und wieder verschwamm die Sicht des Hünen. Dennoch stellte er stirnrunzelnd fest, dass sich vor ihm eine Art Hütte befand. Wer wohnte mitten im Wald in einem solchen Asthaufen, fragte er sich noch, dann forderten seine Wunden entgültig ihren Tribut und knipsten sein Bewusstsein aus.
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptySa 09 Feb 2013, 00:54

Ich hörte das Knacken von Zweigen von außerhalb meines improvisierten Unterstandes. Ich zog mein Hemd wieder an und öffnete meinen Rucksack. Ich nahm meine beiden Pistolen hinaus. Sie waren beide sehr aufwändig gefertigt und verziert. Das Holz war schwarz und mit goldenen Verzierungen versehen. Der Lauf war schlicht, aber hochwertig. Sie schienen nicht oft benutzt worden zu sein. Warum auch? Ich bin Uhrmacher, sie sorgen nur für.... Sicherheit. Beide Pistolen lud ich und befestigte sie an den Haltern an meinem Gürtel. Ich zog meinem Mantel an. Er verdeckte nun die beiden Pistolen, war aber kein großes Hindernis falls ich sie benutzen muss. Dann setzte ich noch meinen Hut auf. Meinen Rucksack ließ ich erst einmal hier.
Durch einen kleinen Eingang verließ ich den Unterstand. Er bestand aus einigen Ästen die ich hier gefunden hatte, er reichte gerade so um ein wenig geschützt zu sein. Ich sah mich um. Kein Tier in der Nähe. Aber irgendetwas war dort. Dann fiel mir jemand auf. Ein Mann. Er lag auf dem Boden und rührte sich nicht. Ich zog meine beiden Pistolen und richtete sie auf ihn. Ich ging ein Stück näher. Jetzt konnte ich auch erkennen dass er anscheinend verletzt war. Auf jeden Fall hatte diese Person schon bessere Tage gesehen.
Der Mann war groß und muskulös, was ihm aber augenscheinlich kaum geholfen hat. Neben ihm lag ein großes Schwert. Eins von der Sorte die ich nicht einmal heben, geschweige denn schwingen könnte. Anscheinend ging von dem Mann keine Gefahr aus. Ich steckte meine Pistolen wieder zurück in ihre Halterungen, die Wahrscheinlichkeit dass dieser Mann auf einmal auf mich losgeht scheint doch sehr gering.
Ich ging in die Knie und sah ihn mir genauer an. Sein Bein war schwer verletzt, außerdem schien er sich an der Stirn oder am Auge verletzt zu haben. Sein ganzes Gesicht war blutüberströmt und verdreckt. Das war ein Problem. Ich bin weder Heiler, noch besitze ich irgendeine Art der Kräuterkunde. Als Uhrmacher sind solche Fähigkeiten merkwürdigerweise keine Voraussetzung. Nagut, einige Dinge konnte ich trotzdem tun. Als erstes musste ich die Wunden säubern. Dafür holte ich meinen Wasserschlauch aus meinem Rucksack, außerdem nahm ich einige Einstecktücher mit, einen echten Ersatz für einen Verband stellten sie zwar nicht dar, aber man nimmt was man kriegen kann. Als erstes kümmerte ich mich um seine Stirn, der Schnitt war nicht unbedingt tief, schließlich war darunter der Schädel, trotzdem blutete er stark. Als erstes wusch ich sein Gesicht und dem Dreck frei, dann drückte ich ein Tuch auf die Wunde. Ich befestigte es mit einem weiteren Tuch.
Dann sah ich mir das Bein genauer an. Es sah ziemlich fies aus. Aber auch hier konnte ich die Wunde nur waschen und notdürftig verbinden. Den Mantel hatte ich mir ausgezogen und die Hemdsärmel hoch gerollt. Trotzdem war mein Hemd nun besudelt. Großartig, diese Dinger waren teuer. Uns es gehörte nun einmal zu meinem Beruf vernünftig auszusehen. Wie auch immer, daran konnte ich nun auch nichts mehr ändern. Ich konnte nur noch warten bis der Mann wieder aufwacht. Wenn es sein muss kann ich noch ein paar mal einen neuen „Verband“ legen, aber viele Ressourcen standen mir dazu nicht zur Verfügung. Ich hoffe der Fremde hier hat medizinische Kenntnisse und ist bald wieder in der Lage sie zu verwenden. Ich wusch meine Arme und setzte mich neben ihn, das würde noch ein langer Tag werden. Gut dass ich erst vor ein paar Stunden jünger geworden bin.
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptySa 09 Feb 2013, 23:20

Karan war beim ziellosen Wandern immer näher an eines der Stadttore gekommen. Normalerweise mied er die Gegend eher. Die Tore wurden streng bewacht, von Engeln. In der Nähe der Tore war es also wahrscheinlicher, einem Engel zu begegnen, worauf er wirklich keine Lust hatte. Aber einfach auf den Hacken umdrehen und schnurstracks wegrennen käme auch nicht in Frage. Also lieber unauffällig ein paar Marktstände mustern. Bei den Auslagen eines Fleischers lief ihm das Wasser im Mund zusammen, aber es brachte ihn zum stutzen, dass dort auch Drachenfleisch auslag. Es gab immer noch Leute, die sich diese Dekadenz leisten konnten? Man musste wohl wirklich nur den Engeln tiefgenug hinten rein kriechen, wenn man es zu was bringen wollte. Ob ein paar Denunziationen ihn zu einem reichen Mann machen könnten? Bestimmt, aber bis jetzt stammte das einzige Blut an seinen Händen von Patienten, von Operationen dabei würde er es gerne belassen. Ohne etwas zu kaufen ging er weiter die Straße entlang, vorbei an einer Gruppe Straßenkinder und ihrem nächsten „Kunden“. Er machte einen Bogen um die Gruppe, er wusste nicht wie viele Beutelschneider hier am Werk waren, im Zweifelsfall immer einer zu viel. Scheinbar hatte grade einer zu geschlagen. Nur leider wurde er erwischt. Pech. Aber anstatt die Wache zu rufen, die Kinder anzuschreien oder gleich zu verprügeln, ging das vermeidliche Opfer in die Hocke und schien mit ihnen reden zu wolle. Seltsam. Schnell ging Karan ein paar Schritte weiter und drückte sich hinter die nächste Hausecke, um ein bisschen zu lauschen. Leise konnte er die eine Stimme hören. Der Fremde wollte scheinbar zum Tempel, und also ob das in dieser gottverlassenen, besser götterverlassenen, Welt nicht schon seltsam genug wäre, würde er dafür sogar dafür bezahlen. Und zwar einen Haufen Straßenkinder, die ihn grade bestehlen wollten.
Irgendwas war falsch, musste falsch sein. Ein letzter Barmherziger in dieser Welt? Sicher, und die Engel wollen nur das Beste für das Volk. Was könnte dieser Mann sich davon versprechen, sich von Streunern durch die Stadt führen zu lassen? Hinter Karans Stirn ratterten die Zahnräder. Plötzlich ging ihm ein Lichtchen auf. Streuner, deren fehlen niemanden auffallen würde, die niemand vermissen würde. Der Mann könnte ein Sklavenhändler sein!! Es würde Sinn machen. Viele der ehemals großen Tempel lagen im Hafenbezirk. Dort würde man die Kinder abfangen und auf ein Schiff packen, und dann hieß es willkommen in den Mienen, Schwerstarbeit bei wahrscheinlicher gleichen Rationen. Karan sank gegen die Wand hinter ihm. Wahrscheinlich hatte der Mann einfach nur Geld zu viel, sollte vorkommen. Aber, was wenn nicht? Karan war eigentlich niemand, der sich viel um andere scherte, aber Untätigkeit macht schuldig. Und an Sklaverei wollte er sich nicht schuldig machen, dann könnte er auch direkt aufhören, die Rebellen zu behandeln. Rebellen, das brachte ihn auf einen Gedanken. Er lehnte sich kurz um die Hausmauer, und hoffte, dass niemand ihn bemerkte. Er sah sich die Straßenkinder der Reihe nach an. Kannte er einige davon? Von den Rebellen? Er war sich nicht sicher, aber einige kamen ihm bekannt vor. Er wusste nicht woher, vielleicht hatten sie einen verletzten auf die Bahre geschleppt, vielleicht wurden sie selbst geschleppt, vielleicht hatte er ihnen auch öfter mal ein Stück Kupfer zugeworfen? Nein, letzteres nicht … Er war sich sicher, ein paar kannte er von den Rebellen. Karan machte es sich wieder an seiner Hausmauer bequem. Was konnte er tun? Dem Fremden eine Dosis Schlafbeeren verpassen? Sicher, in aller Öffentlichkeit und in der Nähe der Wachen. Er wusste ja nicht mal sicher, ob der Mann ein Sklavenhändler war, er hatte bis jetzt nur paranoide Vermutungen. Und dennoch, diese Vermutung hätte er gerne bestätigt, oder noch viel lieber, wiederlegt. Er entschloss sich, dem Mann und den Kindern, wenn sie ihn den führen würden, zu folgen. Den Aufstand proben konnte er dann ja immer noch. Fürs erste ging er in Lauerposition und wartete, was als nächstes geschehen würde.
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptySo 10 Feb 2013, 23:00

Als Steff noch selbst einer der 'Kleinen' gewesen war hatte er einmal mit ansehen müssen, wie einer der Großen erwischt worden war als er sich an einem Beutel zu schaffen machte. Es war kein schöner Anblick gewesen. Das potentielle Opfer war ein großer, bulliger Mann gewesen und der Straßenjunge hatte nicht den Hauch einer Chance gehabt, sich aus dessen Griff wieder zu befreien. Der Mann hatte ihm ins Gesicht geschlagen, dass das Blut nur so herum spritzte und ihn dann der Wache übergeben. Später hatte Steff erfahren, dass sie dem Jungen die Hand abgeschlagen hatten und es war bereits mit zwei Händen schwer genug, in den Straßen zu überleben. Eine Hand zu verlieren war ein Todesurteil. Aber nunmal die normale Strafe für Diebstahl. Beim Beutelschneiden galt es also immer nur auf eines zu achten: sich nicht erwischen lassen. Es war nicht schlimm, wenn man entdeckt wurde. Die allermeisten Leute konnten es an Schnelligkeit und Wendigkeit nicht mit einem Straßenkind aufnehmen und vor allem war es ein Kinderspiel, einen Verfolger abzuschütteln, wenn man einmal ein paar Schritt Vorsprung hatte und sich aus kannte. Sicher, das Gezeter war groß und man musste ein paar Tage den Kopf unten halten. Aber dann war alles wieder vergessen. Nur fangen lassen durfte man sich nicht.
Steff hatte sich dem Mann, den die Kleinen anbettelten, von hinten genähert, von dort, wo er ihn eigentlich nicht hatte sehen können. Und er war schnell gewesen. Er wusste, was er tat! Die anderen Straßenkinder hatten ihn nicht umsonst Zwölffinger getauft. Umso verwunderter war er, also sich der Griff des Mannes plötzlich wie ein Schraubstock um sein Handgelenk legte. Der kalte Angstschweiß stand ihm augenblicklich auf der Stirn und die Angst ließ ihn wie gelähmt zurück. Im Grunde hätte er gewusst, was er tun musste, wenn er geschnappt wurde: zustechen. Er hatte die kleine Klinge noch immer in der Handfläche verborgen und egal wie fest der Mann ihn hielt: zustechen hätte er können. Das hätte den Mann vermutlich einen Finger gekostet und allein der Schmerz hätte ihn zum loslassen gebracht. Doch Steff konnte nicht zustechen. Die Furcht hielt ihn in ihrem kalten Griff und er konnte nicht anders als an den Jungen denken, den es damals erwischt hatte. An all das Blut als seine Nase brach. Er hatte ihn nie wieder gesehen. Er wollte nicht ebenso verschwinden... er wollte leben. Er fürchtete sich vor dem Tod.
Wenn Steff verwundert gewesen war als der Fremde ihn packte, so war dies nichts gegen das, was er empfand, als der Mann ihn nur ein paar Herzschläge später wieder los ließ. Zuerst registrierte er es gar nicht, verfallen in die Schockstarre und die Erinnerungen an jenen schicksalsträchtigen Tag. Dann, als ihm aufging, dass er wieder frei war, begann der Unglaube zu überwiegen. War das eben wirklich geschehen? Soetwas gab es nicht! Er hatte gerade versucht, diesen Mann zu bestehlen und der Mann hatte es bemerkt. Wieso war er nicht furchtbar wütend? Diese ganze Situation müsste nun eigentlich ganz furchtbar schlimm sein. Aber wenn Steff eines in den Straßen gelernt hatte, dann war es das: wenn etwas zu gut lief um wahr zu sein, dann war da etwas faul. Und wenn da etwas faul war, dann konnte es nur heißen, dass es noch schlimmer als erwartet kommen würde. Rasch brachte er einen Schritt Distanz zwischen den Fremden und sich. Eine Stimme in seinem Hinterkopf flüsterte, dass er rennen sollte, doch stattdessen starrte er den Mann nur an. "Wer bist du?", fragte er unsicher.
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptySo 10 Feb 2013, 23:35

Natürlich lag er immer noch im Dreck. Aber etwas war anders, als Cyll die Augen öffnete und es dauerte auch nicht lange, bis er bemerkte, was anders war. Er konnte wieder mit beiden Augen sehen. Das bedeutete, jemand hatte sich um seine Wunden gekümmert. Und dieser jemand war keiner seiner Verfolger, die hätten ihn nämlich einfach abgestochen. Trotzdem war Vorsicht geboten, schliesslich wusste er nicht, auf wessen Seite der Helfer stand.
Vorsichtig tastete Cyll über den Waldboden und seine Finger fanden und schlossen sich um den Griff seines Schwertes. Sein Blick wanderte schnell über seinen Körper und registrierte den Verband um sein Bein, dann drehte er den Kopf und entdeckte den Mann, der neben ihm sass an.
"Ich nehme an du bist dafür verantwortlich?", fragte er mit etwas schwacher, kratziger Stimme. "Danke."
Prüfend winkelte er den Beine an und biss de Zähne vor Schmerzen zusammen. Verdammte Scheisse. Aber abgesehen davon fühlte er sich deutlich besser als noch vor... wie viel Zeit auch immer vergangen war. Wahrscheinlich war vor allem die Erschöpfung das Problem gewesen, weniger die Wunde und die Zeit, die er auf dem Waldboden verbracht hatte, hatte ihm tatsächlich gut getan. Auch wenn sie vielleicht noch unangenehme Folgen in Form von Wundbrand oder einer Erkältung haben würde.
"Kannst du mir sagen, wie lange ich hier rumgelegen bin?", wandte er sich wieder an seinen Retter.
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Nalim
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyMo 11 Feb 2013, 05:57

Knarrend schloss er die Tür hinter sich, löste seine linke Hand von dem kalten, gusseisernen Griff und machte einen Schritt in die große Halle. Die Bänke reihten sich dicht aneinander, nur in der Mitte war, mit einem Teppich verziert, eine große Lücke gelassen die bis zu den Altären führte. Es war ein seltsames Gefühl wenn man darüber nach dachte das diese Halle einmal fast jeden Tag voll gewesen sein mussten. Leute die beteten, die ihren Glauben kund taten. Nun sind die Engel an der Macht, verrieten ihre Götter, und die Menschen fürchten sich nun davor zuviel Glauben zu zeigen, als könnte es den Eindruck erwecken sie wären Rebellen oder mit den Engeln nicht einverstanden.
Wohl nur um einen Aufschrei von Wut und Hass zu vermeiden lies man das Gebäude bestehen. Angst und Unterdrückung taten ihres und verbannten die meisten Menschen von den Bänken, liesen die Fenster langsam vergilben und die Skulpturen und Altäre Staub fangen.

Die Ironie an all dem, wieder einmal Ironie die weder Engel noch Menschen sehen möchte, ist, das wirklich vorallem Menschen hier her kamen die tatsächlich nicht mit der Herrschaft der Engel einverstanden waren. Sie saßen auf den Bänken, den Kopf geneigt, die Hände zusammen gelegt und formten mit ihren Lippen ein stilles Gebet das immer etwas mit den Engeln zutun hatte und das nicht im Positiven. Natürlich würden sie einen Dämon tun, das den Engeln ins Gesicht zu sagen oder auf einen offenen Platz zu gehen um ihre Meinung kund zu tun. Auch wollen sie sich nicht organisieren oder dem Widerstand helfen. Alles was sie wollen ist das die Götter vom Himmel steigen und den Engeln in den Arsch treten. Vielleicht täten sie gut daran es all den Menschen gleich zu tun die ihren Glauben verloren hatten. Die Götter würden nicht hinab steigen. Nicht Gestern, nicht Heute, nicht Morgen.

Manchmal, wenn auch nicht so häufig wie es im lieb wäre, konnte es passieren das ein Mensch das Heiligtum hier betrat der mehr war als ein verzweifelter Anhänger. Sie versuchten es immer zu verschleiern. Trugen lumpen, wirkten wie Obdachlose oder Verarmte die im Glauben ihre letzte Hoffnung suchten. Einmal davon abgesehen das solche Menschen lieber den Boden nach dreckigen Resten oder verfaulten Früchten absuchten, strahlten sie zuviel Stolz aus um auch nur annähernd so verzweifelt zu sein um den Boden, in der Hoffnung etwas Essbares dabei zu erwischen, ablecken zu wollen.

Dieser Junge war so ein Mensch. Eher war es so einer gewesen. Nun war er eine voll gepisste Leiche die an einem Galgen hing um allen deutlich zu machen was mit jemanden passiert der mutig genug wäre etwas verändern zu wollen. Nur kommen Menschen nicht voller Ehrfurcht zu einer Hinrichtung. Auch sorgt es nicht dafür das sie sich vor den Konsequenzen der Rebellion fürchten. Sie kommen einfach nur um zu gaffen und ihre Lust daran zu befriedigen jemanden zu sehen dessen Genick bricht oder, im besten Fall, es nicht bricht und er Minuten, zapplend wie ein Karpfen am Haken hängend, einen instinktiven Kampf um sein Leben kämpft den er sowieso nicht gewinnen kann, bis, was die Leute auch freut, er sich dann voll pisst.

Er nahm die hinterste Reihe, setzte sich auf eine Bank in der Mitte, die Hände zusammen gelegt, den Kopf gesenkt wirkte er wie ein Glaubender in seinem Refugium und war doch nur ein Jäger, versteckt in einem Busch, bei seinem Jagdrevier. Die Ohren gespitzt, die Augen aufmerksam auf das gerichtet was er sehen konnte, tat er das was er am besten konnte.
Warten.
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyMo 11 Feb 2013, 13:13

Wer bist du? Wer war er? Das war eine gute Frage. Irgendwie.
Langsam richtete Livedin sich wieder auf, ohne bedrohlich wirken zu wollen. Er drehte sich zu dem Jungen, der versucht hatte ihn zu bestehlen.
Wer war er? Ein Gott. Livedin, der Gott des Schlafes, der Bücher, der Weisen. Wünschten die Bürger sich das? Wollten sie wirklich wissen, dass der Gott des Schlafes gekommen war, sie alle zu retten? Wünschten sie sich nicht lieber den Gott des Krieges, der ihnen zur Seite stand?
"Ich bin ..." Livedin. Kannte man ihn überhaupt? Er sah an sich runter. Er ähnelte mehr einem Streuner denn einem Gott. "Streuner ... nenn mich Streuner oder Vagabund, was dir auch immer lieber ist."
Er lächelte die arme Seele an. "Ich bin fremd hier. Kenne mich nicht aus, weil ich von jenseits des Meeres komme. Doch ich suche einen Tempel. Ich möchte beten."
Langsam kramte er in seinem Beutel. Etla hatte ihn ihm geschenkt. Zumindest für die Dauer dieser Reise. Der Beutel würde nie leer werden, solange er in seinem Besitz war. Das war durchaus praktisch.
So kramte er ein Silberstück hervor und hielt es dem Jungen hin. "Zeigst du mir, wo die Tempel sind?"
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyMo 11 Feb 2013, 20:29

Es war nicht ungewöhnlich, dass Leute, die fremd in der Stadt waren, sich von Straßenkindern herum führen ließen. Straßenkinder kannten sich aus und waren für ein paar Münzen mehr als bereit, sich als Führer zu verdingen. Für einen Fremden war es eine günstige Weise, an sein Ziel zu kommen. Er musste lediglich auf seine Börse aufpassen. Und für die Kinder war es eine willkommene Gelegenheit, sich ihr Abendessen auf ehrliche und nicht-würdelose Art zu sichern. An und für sich war das Angebot des namenlosen Mannes also nichts neues für Steff. Dennoch traute er ihm nicht. Niemand machte ein solches Angebot einem Jungen, der ihn eben hatte bestehlen wollen. Und niemand bot einem Straßenkind für soetwas ein ganzes Silberstück! Außerdem hatten ehrliche Menschen keinen Grund, ihren Namen zu verheimlichen. Das Angebot war verlockend, dennoch war Steff sich ziemlich sicher, dass er nichts mit diesem Kerl zu tun haben wollte.
"Gib dein Silber den Kleinen, die wissen auch, wo es lang geht...", antwortete er abweisend und wandte sich ab. Die kleine Klinge, die er noch immer in der Hand gehalten hatte, verschwand wieder in seinem Wams. Die Menge hatte ihn rasch verschluckt. Doch Steff bewegte sich nicht weit fort. Er bog um eine Hausecke, umrundete das Gebäude durch eine Seitengasse und über einen Hinterhof und betrat die Straße wieder nahe der Stelle, wo er die Kleinen mit dem Fremden zurück gelassen hatte. Er wollte nichts mit dem Mann zu tun haben. Aber das hieß nicht, dass er nicht trotzdem wissen wollte, was dieser vor hatte...
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyMo 11 Feb 2013, 21:19

Livedin sah dem Jungen solange nach, bis er in der Menge untergetaucht war. Seltsames Kind. Naja, wie auch immer. Sollte er gehen, wenn er gehen wollte. Also eigentlich verletzte es seinen Stolz schon ein wenig. Da wollte er nett sein und dann soetwas. Was war nur aus dieser Welt geworden?
Seufzend wandte er sich den Kindern zu, die ihn mit grossen Augen ansahen. "Also gut, Kinder. Jeder kriegt ein Silberstück, wenn ich danach die Tempel zu sehen kriege." Sie alle nickten eifrig und Livedin begann das wertvolle Metall zu verteilen. Seltsamerweise schienen inzwischen viel mehr Kinder hier zu sein, als zuvor. Da war es wohl nicht schlecht, war sein Beutel unermüdlich.
Zur Sicherheit nahm er den Beutel und steckte ihn in seine Tasche, wo man nicht so leicht rankam, als alles Geld verteilt war.
"Komm, komm mit! Wir zeigen dir die Tempel!", rief ein kleines Mädchen, nahm ihn an der Hand und unter den skeptischen Blicken der Marktbegeher, liess er sich mitziehen. Er hoffte einfach, nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen zu haben. Wobei es wohl kaum möglich war, nicht auffällig zu wirken, wenn eine Horde zerlumpte, magerer Kinder ihn umzingelte und mit sich zog.
Vorsichtshalber streifte er sich die Kapuze über, damit nicht gleich jeder sein Gesicht erkannte.
So wurde er durch die halbe Stadt geschleift und von Tempel zu Tempel gezogen. Die meisten Tempel waren klein und nur einem der Götter gewidmet. Doch es gab auch drei grosse Tempel, in denen man zu allen Göttern gleichzeitig beten konnte, wenn man wollte.
Auffällig war die mangelnde Anwesenheit der gefiederten Feinde. Livedin entdeckte in der Nähe der Tempel kaum einen Engel. Warum mieden sie diesen Orte? Der Gott fand das irgendwie seltsam. Gerade hier drucksten doch diejenigen rum, die die Engel hassten und die Götter anflehten. Es tat zwar weh zu sehen, dass die Opfergaben rar waren und man kaum eine Person antraf.
Schliesslich jedoch kamen sie zum grössten der drei Haupttempel.
Livedin blieb einen Moment lang davor stehen, ehe er die Tore aufdrückte und in das düstere Licht trat. Es roch nach diversen Gewürzen, es war relativ warm und gewissermassen auch stickig.
Doch was ihm entgegenschlug, war viel bedeutender als alle Düfte dieser Welt. Es war ... Energie. Ein Kribbeln unter seiner Haut, elektrisierend, wunderschön. Und er hörte die Stimmen. Die wenigen Stimmen die zu ihm beteten, ihn um Wissen anflehten, um Weisheit und um endlich wieder gut schlafen zu können.
Diese Stimmen hörte er am deutlichsten. Einige hörte er, wie sie zu Kjarjas beteten. Oder zu Atlas, oder zu Kir. Diese Stimmen verschmolzen in seinem Kopf zu einem leisen Gebrummel, das er getrost ignorieren konnte.
Er atmete tief durch. Hier fühlte er sich Zuhause. Ein Gotteshaus. Andächtig trat er ein, liess sich einlullen von den Gedanken der Menschen, Elfen, Zwerge und was da sonst noch auf den Bänken rumsass. Der Teppich zu seinen Füssen dämpfte seine Schritte, als er den Flur hinunterschritt. Die Kinder, die am Eingang standen hatten in diesem Moment keine Bedeutung für ihn.
Erst am Ende des Flurs blieb er stehen. Der Raum weitete sich hier kreisförmig und im Halbkreis standen Statuen in Lebensgrösse in schwarzen und weissen Marmor gehauen.
Die drei Mütter und die drei Väter in der Mitte, und neben ihnen ihre Kinder.
Obwohl er in der Theorie durchaus wusste, wie solche Tempel aufgebaut waren, so stand ihm doch der Mund offen. Langsam trat er vor, um genauer zu betrachten, wie das Erdenvolk sich ihre Götter vorstellte. Die Göttinnen waren allesamt wahre Schönheiten. Vollbusig, mit sanften Augen und zarten Mündern. Die Männer waren alle gross, schauten ernst und hatten kantige, aber attraktive Gesichter.
Livedin hatte ein wenig Mühe, sich selbst zu finden, bis er die Gestalt sah, die ihn darstellen sollte. Er stand da, mit Vollbart, im Nachthemd, ein aufgeschlagenes Buch in der einen und eine Kerze in der anderen Hand. Pff, Banausen.
Dann fiel sein Blick auf die Elfe, die zu den Füssen seiner steinernen Darstellung kniete.
"Lass mich schlafen, Livedin mein gütiger Gott", wisperte sie, doch er hörte sie klar und deutlich. "Seit Winaka mir meine drei Kinder genommen hat, kann ich nicht mehr schlafen. Bitte Livedin, ich flehe dich an. Lass mich schlafen."
Was würde sie wohl sagen, würde sie wissen, dass der Gott, den sie gerade anbetete hinter ihr stand? Er beschloss, ihr Gebet zu erhören und sie schlafen zu lassen. Wenn sie nach Hause gegangen war. Hier war das wohl nicht so angenehm.
Er seufzte leise und wandte sich nun um, um den Rest der Betenden zu betrachten. Vielleicht war unter ihnen ja zufälligerweise der Halbgott, den er suchte.
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyMo 11 Feb 2013, 22:44

Karan versuchte alles mitzuhören, aber durch den Lärm der Straße kamen die Stimmen nur verwaschen an. Der Junge wollte wissen, wer der andere war. Die Antwort war wenig befriedigend. Wer seinen Namen nicht nannte, hatte etwas zu verheimlichen. Meistens jedenfalls. Der Straßenjunge hatte sich verabschiedet, er war wohl klüger, als Karan vermutet hätte. Nur dumm, dass die Kleineren sich jetzt um den Fremden, den „Streuner“, scharten. Als Karan sich noch einmal um die Ecke lehnte, sah er, wie der Mann Geldstücke verteilte. Bezahlung in Voraus? Spätestens jetzt war klar, dass irgendwas nicht stimmen konnte, nur was? Als die Kindermeute sich samt Fremden durch die Straßen bewegte, folgte Karan ihnen. Es war wohl eine Mischung aus Neugier und …. - nun ja, was eigentlich? Mitgefühl? – die ihn trieb.

Nach einigen kleinen Tempeln ließ der Fremde die Kinder vor dem Portal eines Pantheons zurück und betrat den Tempel. Karan war ewig nicht mehr hier gewesen, seit etwa sechs Jahren. Etwa seit der Zeit hatte er mit den Göttern nichts mehr am Hut. Dennoch folgte er dem Mann hinein. Das alles am Ende doch nur für eine Auskunft?
Um nicht weiter aufzufallen setzte Karan sich im hinteren Teil in eine der Bänke. Die Hände faltete er wie zum Gebet. Mit dem Blick folgte er dem Fremden und betrachtete danach die großen Statuen. Aus irgendeinem Grund hing sein Blick an dem Standbild des Livedin hängen. Wahrscheinlich einfach nur, weil es doch zu komisch war, einen Gott im Nachthemd darzustellen. Livedin, Gott des Schlafes und wovon noch? Karan legte dir Stirn in Falten und grübelte kurz, dann machte es klick. Livedin, Gott des Schlafes, des Wissens, der Weisheit und des Fleißes. Karan konnte sich weiterhin erinnern, diesem Gott in seiner Jugend oft die Ohren voll geheult zu haben. Vielleicht sollte er sich mal wieder melden? Immerhin schien es ihm, dass dieser Gott ihn eher erhört hatte als die Anderen. Schaden würde es wohl kaum. Karan hob seine gefalteten Hände vor seine Stirn, den symbolischen Sitz des Verstandes, und formte im Geist, nicht ohne einen ironischen Unterton, folgende Worte: Oh großer Livedin! Hilf mir mit deinem Wissen und lasse mich erfahren, wer dieser Mann ist und was er hier will. Ich bitte dich um dieses Wissen für … gute Frage, wofür … für das größere Wohl? Naja, eher für meine eigene Neugierde, aber ich glaub, ich schweife grade ab, ist etwas lange her, dass ich mich an eine Gottheit gewendet habe.
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyDi 12 Feb 2013, 23:14

Endlich wachte der Fremde auf. Ich war bei ihm geblieben, möglicherweise auch an Ermangelung an Alternativen. Seine Stimme klang rau und seine Gesichtszüge waren ein Spiegel seines Zustandes. Er sah zwar immer noch völlig abgekämpft aus, aber wenigstens hatte er wieder sprechen können. Ich griff in meine Hemdtasche und holte eine kleine Taschenuhr hervor. Sie war schlicht gehalten, aber ich hatte das Silbrige Metall immer wieder auf Hochglanz poliert. Sicher war es sie nicht sonderlich edel, aber ich war stolz auf sie. Sie ging immer noch richtig, nach all den Jahren. Ich hatte sie natürlich selbst angefertigt. Ich klappte sie auf und sah auf das Ziffernblatt mit den weißen Zahlen auf schwarzem Grund. Damals fand ich das Schwarz todschick, heute ist es für mich einfach nur ein kleines Detail. „Nun, mal sehen. Sie liegen hier nun schon gute eineinhalb Stunden. Ich dachte mir sie bräuchten die Pause, deswegen habe ich sie schlafen lassen.“ Ich blickte dem Mann fest in die Augen. „Ich bin Volker von Kempelen, es war mir ein Vergnügen ihnen zu helfen.„ sagte ich und streckte ihm meine Hand hin. Ich bereitete mich innerlich schon einmal auf einen Fingerknöchel zermalmenden Griff ein.


Zuletzt von Shoggoth am Do 14 Feb 2013, 16:54 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyMi 13 Feb 2013, 21:44

Möglichst unauffällig formte er mit den Fingern eine Rune. Dieselbe, die er zuvor auf dem Marktplatz gewirkt hatte. Sie zeigte ihm die Auren der Anwesenden. Sie schimmerten blau und grün und gelb, grau oder gar schwarz. Manche schimmerten weiss, wieder andere schimmerten kaum, weil sie bereits alt und gebrechlich waren.
Doch keine der Auren loderte wie ein Signalfeuer, das ihm zeigen würde, dass ein Halbgott anwesend war. Tja, wäre auch zu schön gewesen. Die Welt war gross. Warum sollte er oder sie oder es denn ausgerechnet hier sein?
Sein Blick schweifte über die Betenden oder jene, die zumindest so taten, als würden sie beten. Er schaute in konzentrierte, traurige, wütende und ausdruckslose Gesichter. Manche waren auch von Kapuzen bedeckt, sodass er nur die davor gefalteten Hände erkennen konnte. Hin und wieder schaute irgendwer kurz zu ihm rüber und plötzlich fühlte sich Livedin völlig in den Mittelpunkt gestellt. Ihm war das unangenehm, weshalb er nun den Versuch startete, einen unauffälligen Abgang zu machen.
Doch ein etwas undeutlich geratenes Gebet, das ganz eindeutig an ihn gerichtet war, weckte seine Aufmerksamkeit. Automatisch wanderte sein Blick zu der Person, von der er vermutet, die Stimme ausging. Er wollte wissen, wer der Fremde, also er war? Der Gott blieb stehen und lächelte leicht.
Beim Anblick der Greise die hier beteten, war langsam klar, dass die jüngere Generation langsam den Glauben verlor. Ein wenig Propaganda konnte also sicherlich nicht schaden. Deswegen schickte er dem ironischen Mann eine göttliche Erleuchtung.
"Der Fremde, den du meinst, ist der fleischgewordene Gott Livedin, der vom Himmel herabstieg, um dem Erdenvolk beizustehen."



Sie hätte die Berge beinahe erreicht gehabt. Beinahe. Die kleine Strasse hier stand zwar fast gänzlich unter Wasser, doch das hätte nicht an ihrem Vorhaben geändert. Sie wollte zu der Drachenhöhle. Es war allgemein bekannt, dass in den Bergen oberhalb der Stadt Drachental oftmals durchs ganze Jahr Drachen anzutreffen waren. Eine Brutstätte war ebenfalls dort.
Natürlich hätte sie auch nach Esteris reisen können. Dort war zu dieser Jahreszeit sicher gewährt, dass man einen Drachen sah. Oder auch zwei. Und jede Menge frisch geschlüpfte Drachenwelpen. Doch die waren so klein, dass sie eher wirkten wie zu gross geratene Leguane.
Aus dem Drachenbesuch wurde nun wohl eh nichts. Niath war in Bedrängnis. Wie aus dem Nichts waren sie aufgetaucht, hatten sie gegen den Fuss des kantigen Drachenberges gedrängt und einen Haftbefehl ausgesprochen.
Zwei Engel. Einer mit strohblondem Haar und einer mit nussfarbenem Haar. Beide mit leichtem Leder und leichten Kettenrüstungen gerüstet. Der eine trug einen Bogen bei sich, der andere ein Schwert.
Und sie? Sie hatte zwar Nebelfresser, doch sie kam ja nicht mal dazu, ihn zu ziehen. Klettern war auch nicht die Lösung. Die Engel hätten sie runtergeholt, bevor sie geblinzelt hätte.
"Bei Larus dem Mächtigen und Toka Weibertod, Ihr seid hiermit in Gewahrsam genommen."
"Aus welchem Grund? Weil ich von oben bis unten mit Schlamm bespritzt bin?" Niath spuckte aus. "Kommt und nehmt mich in Gewahrsam, Vogelvieh!"
Sie kamen und holten sie. Oder versuchten es zumindest. Sie riss Nebelfresser aus der Scheide. Die Klinge war schneeweiss und wenn man genau hinsah, stellte man fest, dass man hindurchsehen konnte.
Schwungvoll stürmte sie auf den schwertführenden Engel zu und der Tanz der Klingen begann.
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyMi 13 Feb 2013, 21:50

Wenngleich er, was seinen Namen betraf, sich mit der Wahrheit sehr zurück gehalten hatte, so hatte der Fremde doch zumindest was sein Ziel anging nicht gelogen. Steff war ihm bis hinab in den Hafen und zu den Tempeln gefolgt, bis er die Kindermeute entlassen und sich in das Pantheon begeben hatte. Es hätte ihn brennend interessiert, was der Mann dort suchte, doch er zögerte davon, ihm hinein zu folgen. Der Tempel mochte groß sein, aber nicht groß genug, als dass er dort hätte sicher gehen können, dass der Mann ihn nicht entdeckte. Und wenn er ihn entdecken würde, dann würde er wissen, dass Steff ihm gefolgt war. Der Junge hatte keine Lust auf ein Wiedersehen unter diesen Umständen. Vielleicht würde der Mann ärgerlich werden und ihn dochnoch als Dieb zur Wache schleifen. Schlimmer noch: dies war kein Teil der Stadt, in dem Steff sich gut genug ausgekannt hatte um irgendjemandem zu entkommen. Er war nicht oft hier. Die Tempel waren wenig attraktiv für einen Straßenjungen. Sicher, die Priester mochten freigiebiger als andere sein wenn man um Almosen bat, aber Almosen füllten einem auf Dauer nicht den Bauch. Ein Kanten alten, harten Brots, wenn man Glück hatte eine Schüssel warmer Brühe, mehr konnte man sich auch hier nicht erhoffen. Und zum Stehlen ging man besser durch die Straßen als in den Tempel. Sicher, es wäre im Kinderspiel so einem reichen Sack die Börse vom Gürtel zu schneiden während er in sein Gebet versunken war, aber... es war immer noch ein Tempel. Steff war nicht das, was man als inbrünstig gläubig bezeichnet hätte, aber er hatte dennoch einen gesunden Respekt vor den Göttern. Wenn er im Tempel stehlen würde, dann würden sie das ohne Zweifel sehen. Und dann... darauf wollte er es lieber nicht ankommen lassen.
Steff hätte nicht ohne weiteres sagen können, was er sich davon erhoffte, dem Fremden zu folgen. Es war offensichtlich, dass er keinen Nutzen darauf würde ziehen können. Es würde ihm kein Geld bringen, kein Brot und wahrscheinlich nicht einmal Wissen, das ihm das Überleben leichter machen würde. Hätte er an diesem Morgen nicht die beiden Börsen bei der Hinrichtung erbeutet, er hätte es sich nie geleistet, seine Zeit derart zu verschwenden. Aber so... gab er einfach einmal seiner Neugierde nach. Er würde dem Mann weiter folgen, wenn dieser den Tempel wieder verließ. Es dauerte nicht lange bis er eine schummrige Ecke gefunden hatte, von der aus er den Haupteingang des Pantheons beobachten konnte ohne selbst allzu leicht entdeckt zu werden. Steff ließ sich in einer halbwegs bequemen Haltung auf den Hosenboden herab, verschränkte die Beine und begann zu warten...
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyDo 14 Feb 2013, 01:41

Nicht weit entfernt beobachtete Iris das Schauspiel aus ihrem Versteck heraus. Nachdem sie ihre Beute in ihr Versteck zurückgebracht hatte, hatte sie sich nochmals auf den Weg gemacht, eigentlich um nochmals die Strasse nach einem potenziellen Opfer abzusuchen, doch dann war es ganz anders gekommen. Sie hatte jemanden entdeckt der anscheinend den Berg besteigen wollte. Es war allgemein bekannt das in dieser Gegend einige Drachen lebten, der Name der Stadt Drachental war schliesslich kein Zufall, und so waren einfache Wanderer oder Bergsteiger eher selten. Wer hier ins Gebirge ging, brauchte entweder etwas das das Risiko auf Drachen zu treffen wert war, oder suchte nach Drachen.
Iris hatte kein Interesse daran das jemand die Höhle, die ihr momentan als versteck diente, fand und auskundschaftete. Also hatte sie sich entschlossen den Fremden, oder besser gesagt die Fremde, wie sie später herausfand, zu beobachten. Sie hatte einen Bogen geschlagen, um hinter der Fremden zu sein, um sie besser beobachten zu können, noch war sie am Fuss des Berges, so das der Wald Iris Deckung bot. Doch noch bevor die Fremde ihren Aufstieg richtig beginnen konnte kam etwas dazwischen, womit wohl keiner der beiden gerechnet hatte. Iris knurrte leise, als die beiden Engel bei der Fremden landeten und sie anscheinend bedrängten. Wut stieg in Iris hoch, nichts hasste sie mehr als diese verfluchten Engel, man hätte ja annehmen können das sich Engel und Harpyien gut verstanden, weil sie ja beides Wesen der Lüfte waren, doch eher das Gegenteil war eingetreten. Es schien so als wollten die Engel den Himmel nicht teilen und es den Harpyien übel nehmen, dass sie ebenfalls fliegen konnten.
Iris bewegte sich langsam und lautlos aus ihrem Versteck, schliesslich wollte sie nicht das die Engel noch auf sie aufmerksam wurden. Da der Engel mit dem Schwert begonnen hatte sich einen Kampf mit der Fremden zu liefern, nahm Iris sich den Engel mit dem Bogen als Ziel und sammelte ihre Schattenkräfte. Sie ging davon aus das der Engel sich blad in die Lüfte erheben würde, um eine bessere Schussposition einzunehmen, doch dem kam Iris zuvor. Von ihrem Körper löste sich knisternd ein Schattengeschoss und steuerte genau auf den Engel zu. Gleichzeitig sprintete Iris nun los.
Das Schattengeschoss traf den Engel mit dem Bogen genau zwischen den Flügeln. Er stiess einen Schmerzensschrei aus und stolperte, im Versuch seinen Sturz abzufangen, einige schritte nach vorne. Knisternd und zischend breiteten sich an der Einschlagsstelle schwarze Flammen aus, die jedoch nach wenigen Sekunden wieder erloschen. Iris hatte sich die stelle nicht zufällig ausgesucht, denn jetzt würde der Engel seine Flügel nicht mehr benutzen können. Kurz, nachdem die Flammen erloschen waren, sprang Iris den Engel an und schlug ihre Klauen und Zähne in das Fleisch des Engels. Allerdings fehlte Iris die Kraft um das Genick des Engels mit einem Biss zu brechen.
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BeitragThema: Re: Schicksalsspiel (MSG)   Schicksalsspiel (MSG) EmptyDo 14 Feb 2013, 22:16

Karan klappte der Mund auf. Was hatte er grade … gehört? Hören war nicht ganz der richtige Begriff, es war ja kein gesprochenes Wort an sein Ohr gedrungen. Es war eher, als habe er fremde Gedanken gelesen, Telepathie oder so etwas.
Einige Momente starrte er den Fremden, der sich scheinbar selbst als Gott vorgestellt hatte, an. Dann bemühte er sich, seine Gedanken zu sammeln. Er schloss den Mund wieder und versuchte, sein Starren in ein etwas unauffälligeres Hinsehen zu verwandeln. In seinem Schädel ratterte es. Sollte das vor ihm wirklich ein Gott sein? Oder nur ein geschickter Magier, der ihn austricksen wollte? Warum sollten die Götter jetzt endlich eingreifen, warum nicht schon früher? Warum der eher junge Livedin und nicht einer von den älteren, mächtigeren und kriegerischeren Göttern? Und warum, verdammt noch eins, sollte er ausgerechnet hier sein, in einem runtergekommenen Pantheon? Und warum, nochmal verdammt, redete er mit ihm? (Reden ist hier relativ.) Und was bedeutete das Ganze für Karan selbst? Er war in erster Linie misstrauisch. Man wurde ja nicht jeden Tag von einem Gott angesprochen. Er grübelte, was er sagen, denken, tun sollte. Er verrenkte sich noch einige Momente das Hirn, und versuchte sich dann wieder bei Livedin zu melden.

Oh weißer Livedin! Wenn du es denn bist, sag mir folgendes: Kasch ‘an ede, wal schan fende, basch ‘an schake, murmal kai frual, schin halljake fara lo. Kai: D’go estar mar maj’res?

Karaan musste etwas grinsen. Er hatte ein Rätsel auf Saranisch gestellt. Schreit ohne Stimme, fliegt ohne Schwinge, beißt ohne Zahn, murmelt und pfeift- kein Mund hat’s getan. Aber da Saranisch nicht grade die schwerste Sprache war, und er jemandem, der Telepathie betrieb, soviel Sprachkenntnis zutraute, hatt er noch eine zweite Frage gestellt. Woher kommen meine Ahnen? Ein Gott des Wissens würde den saranischen Dialekt aus Ormdrach, den Karan sprach, wohl erkennen. Ein dahergelaufener Gedankenmagier eher nicht.
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