Gleve [MSG]

Der Dampf verzog sich so schnell, wie er entstanden war, stieg zur Decke und löste sich dort auf, der unangenehme Geruch jedoch blieb. Jandrim, dem letzteres doch auf den Magen schlug - auch wenn er eigentlich einen sehr stabilen Magen hatte - machte, dass er weg kam und gesellte sich wieder zum Anfang der Kolonne, wo die Rothaarige und der Gestaltwandler inzwischen ihren Streit beigelegt hatten. Stattdessen schienen sie nun vor dem schier unlösbaren Problem zu stehen, sich für einen weiteren Weg entscheiden zu müssen. Gut, es gab vier zur Auswahl und wenn sie sich falsch entschieden, dann führte der Weg möglicherweise in eine tödliche Falle. Aber woher sollte man hier erkennen, welcher der falsche war. Für Jandrim gab es nur eine einzige sinnvolle Entscheidung.
"Nehmt doch einfach irgendeinen Weg", schlug er vor, ungeduldig, denn er wollte weiter von dem Gestank fort kommen, "Welcher falsch ist erkennen wir doch eh erst, wenn es soweit ist. Hier rum stehen bringt uns gar nichts. Nehmen wir doch einfach den Weg ganz links!"

Hinter sich, an der Wegkreuzung, konnte Kazu die Stimme des Säufers hören, der den anderen gerade vor schlug, ebenfalls diesen Weg zu nehmen. Der Nesca'Li kümmerte sich nicht weiter darum, sondern erkundete weiter den Gang, der vor ihm lag. Die Dunkelheit, welche die anderen vermutlich behindert hätte, bereitete seinen Katzenaugen keinerlei Probleme. Schließlich erkannte er vor sich eine Tür, die in einen weiteren Raum hinein führte.
Einen kurzen Moment lang zögerte Kazu, dann trat er durch die Tür und sah sich in dem Raum um.

".. und dann habe ich ihm seinen Gehstock wieder rausgezogen und ihm damit die Zähne ausgeschlagen.."
"Scheiße ja!"
Vor der Raubkatze die sich durch die geöffnete Tür geschlichen hatte, in einen beleuchteten Raum, waren zwei Leute an einem Tisch und der, der letztes Gesagt hatte, hatte auch ein par Karten auf den Tisch geschlagen und war aufgestanden.
"Ein Rudel marodierender Karnikel.. dein Geld gehört MIR.. Schlampe!"

Es waren zwei Menschen, alte Lederrüstung, stumpfe Schwerter die gegen die Tische lehnten und auf einem Tisch zwischen ihnen Karten spielten. Glücksspiel, Fluchen, schlechte Ausrüstung und Geschichten wie man Leute verprügelt. Diese Leute waren entweder Banditen oder aber vertraten die Rechte von Musikanten deren Texte und Melodien unrechtmäßig ´´kopiert´´ wurden.

Selia war der Katze hinterher gerannt und musste den Drang unterdrücken ihn streicheln zu wollen. Eigentlich würde sie gerne seine Forderbeine nehmen und sie so aufeinander Schlagen, so als würde er in die Hände klatschen und dabei seinen Vorderkörper hin und her wippen.
Sein Schwanz, der so witzig hin und her schwang war dabei keine Hilfe..

Menschen! Hier in diesen Ruinen? Kazu blieb ruckartig stehen und ging reflexartig in Kampfhaltung. Natürlich wußte er noch nicht so recht, was diese Menschen hier im Schilde führten, doch solche Leute wie diese hier fand man normalerweise lauernd an Wegekreuzungen, wo sie auf arglose Händler warteten, welche sie um ihr Gold und ihre Köpfe erleichtern konnten.

Bisher schienen sie ihn noch nicht bemerkt zu haben, da sie zu sehr in ihre "Unterhaltung" vertieft waren, doch das war sicher nur noch eine Frage von Sekundenbruchteilen. Einen zweiten Ausgang schien der Raum nicht zu haben; im Falle eines Kampfes würden diese beiden hier also allein dastehen.

Mehr als die Frage, ob er es mit diesen beiden Männern aufnehmen konnte, beschäftigte Kazu allerdings die Frage, was ihre Anwesenheit hier unten bedeuten mochte. Vor allem, was sie für Narel bedeuten mochte.

Ein Haufen von Idioten! Ivylaine schnaubte verächtlich, während sie das Chaos, dass dieser Abschaum angerichtet hatte, betrachtete. Natürlich hatte der Säufer die halben Regale leergeräumt, wahrscheinlich hatte er das Zeug für Alkohol gehalten: Der Gestank, der sich ausbreitete, trieb die Sche'ai aber unverzüglich hinter dem Abschaum her. Eigentlich hätte ja sie vorausgehen sollen, aber wenn sie die Fallen auslösen und darin sterben wollten, sollte ihr das nur recht sein. Dann gab es mehr Gold für sie. Andererseits, wenn diese dumme Pute starb, wäre das eindeutig nicht zu ihrem Vorteil. Plötzlich hatte sie es sehr eilig, den anderen zu folgen. Zum Glück hatte sie noch mitbekommen, welchen Gang sie genommen hatten und eilte ihnen ganz unadlig nach. Als die Gruppe in Sicht kam, verfiel Ivylaine wieder in einem gemächlichere Gangart. Auch sie hörte die Stimmen der Fremden. Doch statt wie die anderen anzuhalten und erstmal zu lauschen, beschleunigten sich ihre Schritte wieder. Das waren Menschen! Und dieser Abschaum war der Grund für all die Ungerechtigkeiten, die sie während des letzten Tages hatte erfahren müssen. Man hatte sie gefangen genommen, sie von ihrer Magie getrennt, sie hatte im verdreckten Loch eines Bastards übernachten müssen und dann hatte man ihr Leben auch noch mit dem einer Strassennutte verbunden. Und daran war nur dieser Abschaum schuld. Also sprang sie durch die Tür und schmiss einen Feuerball in den Raum. Verfehlen konnte sie kaum, es war sowieso nur Dreck anwesend.

Zwar unkoventionell, funktionierte die ´´Strategie´´ der Hexe doch. Der Feuerball versengte den Tisch, lies die Karten sich kringelnd in Staub verwandeln und die zwei Kerle hatten keine wirkliche Zeit irgendetwas zu sagen. Viel eher rissen sie den Tisch um und rannten schreiend, und vorallem brennend durch den Raum, was nicht unbedingt ein schöner Anblick war.
Selia durchlebte einen Wechsel von Mitleid zu belustigung. Witzig war es immer dann wenn die zwei gegeneinander rannten, oder durch den Raum stolperten. Traurig war es wenn man ihnen dabei ins Gesicht sehen konnte..

Venox blickte mit gemischten Gefühlen auf die Gruppe... wobei das Wort Gruppe fehl am Platz war. Die einzelnen Leute liefen herum wie aufgescheuchte Hühner und keinen schien es zu interessieren was der andere Tat... und das keiner den Part des Leiters übernahm machte das ganze noch schlimmer. Wobei.. wenn er es sich recht überlegte wollte, die Elfe anscheinend diese Aufgabe übernehmen, aber die anderen nahmen sie einfach nicht ernst. Venox seufzte, das konnte ja heiter werden.
Er blickte zu Armelle, die auf dem Boden etwas zu suchen schien. "Hast du wenigstens etwas interessantes gefunden?" Auf noch so ein stinkendes Gas wie das, dass der Angetrunkene freigesetzt hatte, konnte er gerne verzichten.

Der Geruch des brennenden Fleischs hatte etwas widerlich appetitanregendes, jedoch auch das nur, bis man sich in Erinnerung rief, woher er stammte. Tat man dies war er nur noch übelkeiterregend. Und die gequälten Schreie der beiden Fremden waren noch um ein vielfaches schlimmer. Es war schon eine ziemlich barbarische Sache, Menschen in Brand zu setzen, doch zum Glück dauerte es nicht lange. Rasch stolperten die Männer, fielen zu Boden und blieben dort schwelend liegen, zuckend, bis selbst dies erstarb. Jandrim jedoch empfand seltsam wenig bei diesem Anblick. Das Leben war grausam. Der Tod ebenso. Was ihn vielmehr beschäftigte war ein anderer, für seinen derzeitigen Zustand unerwartet scharfsinniger Gedanke. "Das war's dann wohl", brachte er nuschelnd hervor, "Wenn and're diesen Ort auch kenn', dann werden wir hier keine Schätze mehr fin'. Lasst uns wieder abhauen, ehe wir in irgend 'ne Falle tappen..."

Das hatte ja besser geklappt als erwartet. Zufrieden betrachtete Ivylaine die noch schwillenden Leichen und wob einen kleinen Schild um sich, um den Gestank fernzuhalten. Das roch ja schlimmer als wenn man ein Gossenviertel anzündete. Dann drehte sie sich zu den anderen um.
"Wenn es hier wirklich einen vernünftigen Schatz geben sollte, dann wird dieser auch durch vernünftige Fallen geschützt, Abschaum. Und wenn diese brennenden Latrinengruben hier es geschafft hätten, diese zu überwinden, würden sie jetzt nicht hier die Gegend verpesten. Ich meine, noch schlimmer, als sie es schon als 'Lebende' getan haben", meinte sie schnippisch in Jandrims Richtung. "Los, macht euch einmal nützlich und sucht den Raum ab, vielleicht findet sich etwas Nützliches, ein versteckter Durchgang zum Beispiel. Wenn nicht, müssen wir einen der anderen Gänge nehmen."

Mit hörbarem Ächzen übergab sich Kairi in die nächstbeste Ecke. Der Geruch verbrannten Fleisches war auch nicht grade zuträglich, was ihre Erholung anging. Natürlich hatte sie schon getötet, aber noch nie so. Aus dem Raum drangen die Schreie der beiden Männer, die qualvoll verbrannten. Sie hatten nicht einmal Zeit gehabt, sich zu erklären. Die She'Ai hätte hier alles töten können und wahrscheinlich wäre es ihr egal gewesen. Das war grausam und nicht zum ersten Mal fragte sich die Prinzessin, ob wohl alle Sche'Ai so waren. Mit Wasser aus ihrer Feldflasche spülte sich die Prinzessin den Mund aus und reinigte den Rest mit einem Tuch, das anschließend in derselben Ecke versenkt wurde. Das war wirklich nicht nötig gewesen.
"Wir...wir gehen weiter."

"Wenn es hier eine anständige Falle gibt, dann verrotten wir bald genauso wie diese beiden hier", erwiderte Jandrim schwarzseherisch und lehnte sich mit verschränkten Armen demonstrativ untätig in den Türrahmen. Er dachte ja gar nicht daran, für diese Hexe den Trottel zu spielen, der die Drecksarbeit erledigte. Noch immer schmerzte jeder einzelne Knochen in seinem Leib von dem Sturz, den er sich zugezogen hatte als man ihn das letzte mal aufgefordert hatte, nach einem geheimen Eingang zu suchen. Wenn er morgen erwachte würde er über und über von Blutergüssen bedeckt sein und jede Bewegung seiner geschwollenen Glieder würde ihn wimmern lassen wie ein Mädchen, das wusste er jetzt schon. Und er hatte nicht einmal mehr Schnaps um den Schmerz zu betäuben. "Aber falls ihr bei den beiden etwas zu trinken findet, Hexe, dann lasst es mich wissen. Ihr würdet es eh' nicht zu schätzen wissen..."

Irgendwie erinnerten sie die Leichen an alte Zeiten. So, oder so ähnlich sahen auch die Opfer von Glutpocken aus, auch wenn die Leiche danach oft deutlich aufgedunsener waren und auch viel mehr Eiter in sich hatten als vorher.
Trotzdem wollte sie sich nicht unbedingt in der nähe von den Toten aufhalten, vorallem weil sie jetzt langsam Hunger bekam und das dafür sorgte das ihr irgendwie auch etwas Übel wurde.

"Es kam von da.." Irgendjemand rief, jedoch niemand von der Gruppe, und es kam von dort, von wo sie gekommen sind. Erst ein, dann zwei dann drei Männer bogen um die Ecke und blieben stehen als sie die Gruppe sehen konnten.
"Da hinten, Eindringlinge. Alarm! Eindringlinge!" Wäre Selia zu jeh einem Augenblick Kampfbereit gewesen, dann stoppte dieser Moment als aus Drei dann Sechs, aus Sechs gleich Zwölf wurden und es offensichtlich immer noch welche Gab die ihnen hinterher kamen.

Sie wartete garnicht darauf das irgendwer war sagte und entschied sich als Vorbild zu dienen und flitzte den Gang entlang, in die Richtung wo keine mit Schilden und Schwertern bewaffnete Banditen auf sie zu kamen.

Armelle schüttelte den Kopf, während sie zusammen mit dem Drachen hinter den anderen her tapste. "Nein, nichts, das irgendwie von Interesse wäre." Gerade, als die She'ai den Feuerball auf die Menschen warf, kamen sie bei der Gruppe an. Die Räbin hatte nicht die Verbundenheit der anderen mit den Menschen, daher war der Anblick für sie nicht weiter interessant. Was sie jedoch schockierte, waren die Schreie der Männer, die voll von Schmerz und Entsetzen waren. Diese Gefühle konnte auch sie nur allzugut nachempfinden. Daher war sie froh, als die Schreie endlich verstummten.
Und irgendwie war sie auch froh, als weitere Männer kamen und ihre Gedanken von den Schreien auf ihr eigenes Überleben lenkten. Normalerweise hätte Armelle sich auf die drei Männer gestürzt, sie war bereits im Begriff, sich in die Lüfte zu erheben, als weitere Männer erschienen. Der Gedanke an die Flucht erschien ihr nun sehr reizvoll und so folgte sie kurzerhand der Menschenfrau, die als erste die Beine in die Hand genommen hatte.

Wo kamen all diese Banditen her?! Angesichts der Zahl der Gegner entschloss selbst die Sche'ai, die Beine in die Hand zu nehmen. Magie war mächtig, aber alleine würde das schwer werden. Also rannte auch sie Selia hinterher, doch nach einigen Metern stoppte sie, rief einige Worte und blies über den Boden. Dieser verwandelte sich in eine eisige Rutschpartie, wodurch der Ansturm der Banditen ins Stocken oder besser ins Rutschen kam. Ivylaine liess sich keine Zeit, ihr Werk zu betrachten, sondern rannte wieder los. Ausnahmsweise beschimpfte sie den Abschaum auch nicht, weil sie die Feinde angelockt hatten, das aber auch nur aus einem einfachen Grund: Sie konnte es sich nicht leisten, dafür Luft zu verschwenden, ihre Seite drückte jetzt schon äusserst schmerzhaft und sie konnte kaum noch atmen. Es brachte einfach keine körperlichen Vorteile, wenn man den grössten Teil seines Lebens in Bibliotheken und Studierzimmern verbrachte.

Im Grunde war Jandrim ein guter Läufer. Er konnte spurten wo es nötig war und konnte ebenso ausdauernd wie ein Windhund laufen wo anderen schon längst die Puste ausging. Oder hatte es einmal gekonnt. In einer Zeit, in der er sich noch nicht dermaßen vernachlässigt hatte. Und vor allem: in einer Zeit, in der er nicht permanent so betrunken war, dass ihn der aufrechte Gang allein bereits vor eine Herausforderung stellte. Oder um es anders auszudrücken: Jandrim war schon eine ganze Weile nicht mehr erfolgreich vor irgendetwas weg gelaufen. Als die Gruppe nun also in wilder Panik auseinander stob und den Gang hinunter hetzte verlor er rasch mehr und mehr an Boden, fiel von der Spitze, an der er sich zuvor befunden hatte, mehr und mehr zum Ende hin zurück, immer wieder stolpernd, immer wieder gegen Wände rempelnd. Alles, was ihn antrieb, war die Angst. Sie ließ das Blut in seinem Schädel rauschen wie die wilde Brandung des Meeres, ließ ihn seinen schweren Atem überdeulich wahrnehmen während er versuchte, mit den anderen Schritt zu halten. Der Gedanke an Fallen, in die sie stolpern mochten, war wie fort geblasen, ebenso jeder andere Gedanke. Ein einziger nur verblieb: weiter! Weiter oder es wäre aus!

Kazu hatte sich schnell an die Spitze der Gruppe gesetzt und hielt diese Position auch mühelos. Während er durch die finsteren Gänge hastete, verfluchte er in Gedanken die vertrottelte She'ai, die wahrlich ein Musterbeispiel für ihre völlig verblödete Rasse zu sein schien. Die Götter mußten die She'ai wahrlich lieben, wenn diese es so lange schafften, nicht ausgerottet zu werden.

Trotz seiner düsteren Überlegungen versäumte er es doch nicht, nach einem geeigneten Ort Ausschau zu halten, der für einen Kampf mit den Verfolgern geeignet war. Sie konnten nicht ewig vor ihnen fliehen, und zweifellos kannten diese sich hier besser aus - immerhin bewohnten sie diese Ruinen! Wenn sie Pech hatten, würden sie direkt in einen Hinterhalt laufen.

Er nahm sich vor, den Banditen im Zweifelsfall zuerst die She'ai auszuliefern. Die erfüllte hier ohnehin keine sinnvolle Funktion.



20/32

´´Licht..´´
Jede Faser in ihrem Körper schrie danach, endlich aus diesen dunklen Gängen zu kommen wo das eigene Schnaufen und Hecheln nur noch vom eben so eigenen Herzschlag übertönt wurde. Das Licht das dort nach einer langen Graden auf sie zu kam, so machte es den Eindruck, war für Selia ein Hoffnungsschimmer. Hätte sie sich nur einen Augenblick zeit genommen darüber nach zu denken, was Licht hier unten für sie bedeutete, wäre sie wahrscheinlich nicht so Hoffnungsfroh gewesen.

Knapp hinter den anderen der Führungsspitze kam sie zum stehen, als sie in eine große Halle kamen. Fackeln, kopfhoch an den Wänden befestigt sorgten für eine akzeptable beleuchtung, auch wenn man die Decke nicht sehen konnte. Wahrscheinlich waren sie entweder, ohne es zu merken, bergab gerannt, oder aber sie waren unter einer Erhöhung so das die Decke deutlich höher sitzen konnte.
Die Halle war äußerst geräumig. Nur eine Säule im Zentrum des Raumes stand dort wie ein trauriges Mahnmal ehemaliger Zeit. Man erkannte noch Konturen und Umrisse von etwas, das wahrscheinlich einmal diese Säule verziert hatte. Nur noch der Architekt dieser Hallen selbst, wusste ob diese Säule eine tragende Rolle zu spielen hatte, oder sie nur als Zierde diesen einmals hoheitlichen Raum schmücken sollte.
Leider, so wie man es hätte erwarten können, war dieser Raum nicht leer. Er wäre es, wären dort nicht Leute. Der größte Anteil dieser Leute waren Norrilner. Am anderen Ende des Raumes, neben einer großen Tür standen ein Drakone und ein weiterer Mensch.
Grob geschätzt waren es wohl um die 20 Personen in diesem Raum. Addierte man die dazu, die ihnen auf den Fersen gewesen waren, nun jedoch dank der Hexe stark im Rückstand waren, so kam man auf eine, für die Gruppe, unglückliche Zahl.

Dem geübten Auge, das schloss in diesem Moment einen großteil der Gruppe aus, sollte jedoch nicht entgehen das ein großteil der Personen die die Arbeit die sie grade noch getätigt hatten unterbrachen, eindeutig keine großartige Ausrüstung besaß, geschweige den eine optimale Statur besaß.

Zuerst noch mit vor Übelkeit wackligen Beinen, aber mit steigender Kontrolle über ihre Bewegungen war Kairi den anderen hinterhergelaufen. Natürlich hatten die zwei Männer Kameraden gehabt. Und natürlich versagte bei so etwas die Magie der Sche'Ai. Einfach eine Eismauer beschwören oder sowas ging ja nicht. Man musste die Gegner töten, widerlich.
Als die anderen stehenblieben, prallte Kairi von hinten gegen Jandrim und warf ihn beinahe um.
"Was? Oh", stieß die Prinzessin hervor als sie den Haufen potenzieller Gegner im Raum erkannte. Das war schlecht.

Kazu erstarrte einen Moment vor Schreck, als er die geballte Menge an möglichen Feinden in diesem Raum sah. Kurz erwog er die Flucht, doch das war wohl aussichtslos - es blieb nur der Kampf. Er besah sich die nächstbesten Gegner und stellte mit dem geschulten Auge des Jägers fest, daß von ihnen kaum eine Gefahr ausging. Möglicherweise konnte er ihre Anzahl dezimieren, ohne sie überhaupt anzugreifen.

Die Katze machte einen Satz und hastete auf eine kleine Gruppe von Arbeitern zu, die wenige Meter von ihm entfernt waren. Kazu ging in Angriffshaltung und bedachte seine Gegner mit einem bedrohlichen Knurren, das nichts anderes als einen schnellen und blutigen Tod versprach, sollten sie es wagen, ihn anzugreifen.

Ivylaine reagierte überraschend schnell, als sie in die grosse Kammer kam. Obwohl sie heftig keuchte, keuchte sie einige Worte und verschloss den Eingang hinter ihnen mit einer Eiswand, kaum war der Letzte hindurch. Der schnell dahin gebrabbelte Spruch war zwar instabil und würde nicht lange halten, aber er verschaffte ihnen Zeit. Und da ihre Gegner vor allem Ratten waren, hatten sie immerhin eine Chance. Eine Raubkatze ging mit gutem Beispiel voran und stürzte sich auf die Gegner. Averian folgte ihm, obwohl er ein wenig zu hinken schien. Seine Herrin lehnte sich erstmal gegen die Eiswand und keuchte sich die Seele aus dem Leib. Sollten die anderen doch erstmal kämpfen, sie hatte schliesslich schon grosse Vorarbeit geleistet. Die Verfolger hätte sie schon lange aufgeholt, hätte sie sie nicht aufgehalten. Nun, zumindest sie hätten sie bekommen und das war wohl das Wichtigste.

Die Prinzessin fing sich nach ihrem Zusammenstoß rasch wieder, doch Jandrim, den sie unerwartet von hinten erwischt hatte und der auch so bereits mit seinem Gleichgewicht zu kämpfen hatte, geriet schwer ins Rudern. Für einen Moment hielt er sich wacker und beinahe hätte er sich wohl wieder gefangen, doch dann versagte sein vom Alkohol benebelter Gleichgewichtssinn vollends und er stürzte vornüber auf die Knie. Inzwischen hatte der Gestaltwandler die Initiative an sich gerissen und kurzerhand den Angriff auf den zahlenmäßig massiv überlegenen Gegner gestartet. Dies riss - wenig überraschend - die von ihrem Auftauchen zuerst überraschten Feinde aus ihrer Lethargie und trieb sie ihrerseits unter mächtigem, unartikuliertem Gebrüll in den Angriff. Jandrim blieb wenig anderes übrig, als nun im Aufstehen doch noch das gestohlene Schwert zu ziehen. Natürlich verhedderte er sich mit der Klinge, doch schließlich kam er frei und schaffte es, einen halbwegs festen Griff um die Waffe zu bekommen. In den Angriff ging er jedoch nicht über. Mit mühevoll fokussiertem Blick erwartete er die anstürmenden Gegner und betete, dass sein Gleichgewicht diesmal halten würde...

Schliesslich hatte sie genug ausgeruht. Selbst der Säufer hatte sich inzwischen aufgestellt, das Schwert in der Hand, auch wenn sein Schwanken darauf hindeutete, dass er nicht besonders bereit war. Ha, der Abschaum fürchtete sich in allen Lebens- oder besser, Gossenlagen! Aber sie war eine Sche'ai und auch noch von Adel, sie kannte keine Furcht! Nur vorübergehende Erschöpfung. Aber jetzt hatte sie sich wieder einigermassen erholt und hob die Hände um einen weiteren Zauber zu wirken. Doch dann fiel ihr bei einem Blick auf Kairi ein, dass ein Eiszeitzauber für sie selbst kein gutes Ende nehmen würde, auch wenn ihre Schutzzauber sie beschützen würden. Sie brach die Worte also ab und trat schnell an die Prinzessin heran. Hinter ihrem Rücken malte sie einige Runen, um einige rudimentäre Schutzsiegel zu wirken. Aber vor dem Eiszeitzauber würden diese sie auch nicht beschützen, sie würde es also auf die altmodische Art tun müssen, das hiess, jeden Gegner einzeln töten.
Nachdem der goldene Schimmer um die Prinzessin verpufft war, beschwor Ivylaine einen kalten Wirbel herauf. In diesem erschuf sie Wasser, dass sich durch die Kälte in einen Hagel aus tödlichen Geschossen verwandelte, die die Sche'ai gütigerweise auf die Norrilner abschoss, die sich notdürftig mit Werkzeugen bewaffnet hatten und den Eindringlingen entgegenstürmten. Vielleicht entglitt ihr der eine oder andere kleine Splitter, der in Richtung Katze oder Säufer schoss, doch wer bemerkte so was schon.

Venox blickte sich nach der etwas ungeordneten Flucht, bei der einfach jeder dem anderen nachgerannt war, kurz um, weil er beinahe in die Truppe hineingerannt wäre. Bei der Prinzessin war das ja noch verschmerzbar, doch Venox hätte sicher jemanden erdrückt. Er fragte sich, warum sie überhaupt davongelaufen waren, die einzigen Zweibeiner die nicht in Panik gerieten, wenn sie einen Drachen bemerkten, waren Drachenjäger, und diese Leute hier unten sahen nicht gerade wie welche aus. Aber Venox beschwerte sich nicht, schliesslich war er auch einfach mit der Gruppe mitgerannt, anstatt etwas anderes zu tun, was vielleicht geholfen hätte.
Die Gruppe hier im Raum sah auch nicht wirklich mutiger aus, die meisten wichen bereits vor Kazu zurück und ausser dem Drakonen und seinem Menschbegleiter am anderen ende des Raumes schien keiner der Menschen hier mehr als nur einfache lumpen und einfaches Werkzeug zu tragen, die meisten hatten ja nicht einmal ein Schwert. Wenn das eine Diebesbande war, dann aber wohl die am lausigsten ausgerüstete die Venox je gesehen hatte. Die Wenigen die zu ihren Werkzeugen gegriffen hatten um Jandrim anzugreifen, gerieten ins Stocken als sie Venox erblickte, der sich sachte nach vorne schob und Mittlerweilen direkt hinter Jandrim stand. Kurz darauf ging auch schon der Blizzard der Elfe auf die Norrilner nieder und sie sehr schnell davon überzeugte, dass ein Angriff keine sehr gute Idee gewesen war.

Schon wieder Gegner! Das gab es doch nicht!
Verärgert - und die Tatsache bedenkend, das die Gegner mehr schlecht als recht ausgerüstet waren - ging auch Armelle in den Angriff über - möglichst weit entfernt von der She'ai, die es billigend in Kauf zu nehmen schien, das die anderen der Gruppe von ihrem Zauber getroffen wurden.
Der schwarze Vogel suchte sich einen Mann herraus, der scheinbar versuchte, sich an der Gruppe vorbeizuschleichen, aus welchem Grund auch immer. Jedenfalls erschrack er, als der Rabe plötzlich vor ihm auftauchte und lauthals ins Gesicht krächzte. Dann schlug er mit seinem Werkzeug nach Armelle. Diese ließ sich einfach ein Stück fallen, um so aus der Schlaglinie zu gelangen, bevor sie sich auf ihn stürzte und mit den Krallen das Gesicht zerkratzte, während sie versuchte, mit dem Schnabel seine Halsschlagader zu durchtrennen. Die verzweifelten Schläge ihres Gegners hatten dabei bei weitem nicht die erwünschte Wirkung.

Die unbeholfenheit der Arbeiter, die hauptsächlich Holzstücke und Werkzeuge als Waffen hatten, half dabei mit dieser Situation etwas besser zurecht zu kommen. Es war nicht das erste mal das sie in schwierigkeiten gekommen ist, doch normalerweise hatte sie es mit Vorstadt Banditen und Möchtegern Plünderern zutun die schon probleme dabei hatten ihre Hose oben zu halten. Auch die Wildkatzen hier, und der Drache dort halfen ihr dabei nicht panisch zu werden, und bewahrten sie davor panisch nach vorne zu rennen um die Tür zu erreichen weil man schon die Leute hinter dem Eis kratzen und schlagen hören konnte.
Doch so blieb ihr im ersten Moment kaum eine Wahl als zu ihrer eigenen Magie zu greifen und auch etwas zu tun, damit sie diese Leute dezimieren konnten, bevor die anderen noch hinzu kamen. Sie hob ihre Hände, knapp auf Brusthöhe während sich zu ihren Füßen langsam ein unnatürlich dicker und schwarzer Nebel sammelte. Jedoch erst als einer der Norrilner mit einem Hammer in der Luft, einen großen Hammer, selbst für eine so kleine Ratte, auf sie zu rannte, riss sie die Hände nach oben, nach hinten und stieß dann nach vorne. Das bewirkte das der Nebel, wie von Geisterhand gelenkt erst nach oben waberte, etwas zurück wich um anlauf zu nehmen und in Form einer Schädels auf, und dann durch die Ratte fuhr. Wenn schon der Schrecken allein nicht dafür sorgte das der Norrilner außer Gefecht geriet, dann waren es zumindenstens die brutalen Schmerzen in der linken Brust die so plötzlich kamen das er den Hammer, direkt auf seinen Kopf, fallen lies und Ohnmächtig wurde.
Zumindest hoffte sie das er nur Ohnmächtig war, wobei das Blut das sich langsam um seinen Kopf sammelte vielleicht einen anderen Eindruck erwecken könnte.