Gleve [MSG]

Venox seufzte kurz und blickte sich um, die truppe war geschrumpft. Die arrogante Elfe hatte sich schon lange aus dem Staub gemacht, dann waren die Prinzessin und der Mischling verschwunden und auch der Säufer und die junge Frau mit dem... markanten Gerusch... war verschwunden. Er blickte zu Kazu und zu James und sprach so laut das die beiden ihn gerade noch so verstehen konnten. "Ihr solltet euch alle mal auf den Weg machen hier raus zu kommen, ich warte hier, den mich werden die wachen auf jeden fall entdecken... bevor ich es sowet kommen lasse währe es besser wenn ihr einen guten vorsprung hättet."

"So wie die Leute in Relim normale Menschen behandeln, habe ich wohl kaum Aussichten darauf, deshalb glücklich zu werden." Der Gaukler lächelte zaghaft, wobei sich seine Zähne zeigten, und folgte der jungen Frau weiter durch die Gänge, vorbei an den Wachen, welche ihn reichlich angeekelt musterten, eine Treppe hoch. "Doch das beantwortet nicht meine Frage. Was habt Ihr davon mich glücklich zu machen?"

"Dich? Wieso sollte ich dich glücklich machen? Sein wir doch mal ehrlich, jeder Mensch ist egoistisch, und das schließt mich nicht aus.." sie hatte kurz geschwiegen als sie an ein par Wachen vorbei gekommen war, redete dann jedoch weiter.
"Selbst wenn ich dir hier auf der Stelle deine Hose bis in die Kniekehlen reißen würde, mich aus dieser Rüstung in blitzartigen Bewegungen befreie um mich dann mit geöffneten Beinen auf dich zu schmeißen dann hätte das NUR den Zweck MICH glücklich zu machen.. eh? Das du dabei was abbekommst ist ein nur unbedeutender Nebeneffekt genau wie jetzt. Ich will etwas haben, und du willst etwas haben und wer würde schon eine unschuldige Wachin verdächtigen keine Wache zu sein, wenn sie so ein ekliges Ding hinter sich her schleift.." Sie musste Lachen. Nicht mit einem hämischen, sondern eher einem amüsierten Lachen, als würde sie das ganze getue um sein Aussehen nicht ernst nehmen.
"Aber nur damit wir uns verstehen.. das war ein Beispiel. Ich werde weder dir die Hose, noch mich, ganz ausziehen. So verzweifelt bin ich jetzt auch noch nicht.."

Endlich! Endlich tat sich etwas! Aber... Was war das? Führte da nicht jemand einen anderen hinter sich her? Armelle strengte ihre Augen an, um mehr zu erkennen. Sah sie richtig, das es sich um eine Wache handelte, die einen Gefangenen hinter sich her führte? Am Liebsten hätte sie enttäuscht aufgeschrieben, doch hatte sie genug Selbstbeherrschung, dies zu unterlassen. Vielleicht war der Gestaltwandler in Sicherheit... Vielleicht war er ein klitzekleines Tier, zu klein, um von den Wachen wahrgenommen zu werden...
"Hoffnung", hatte ihr Herr einmal gesagt, "kann trügerisch sein. Sie lässt uns Dinge besseren Wissens annehmen und wenn das Erhoffte nicht eintrifft, dann ist der Schmerz nur um so größer."
Und so versuchte der Rabe die Hoffnung zu unterdrücken und sich stattdessen einen Plan zu überlegen, für den Fall, das der Gestaltwandler gefasst wurde und verloren war.

Natürlich war die Rothaarige nicht mehr zur Besinnung gekommen. Natürlich ließ sie nicht von ihrem schwachsinnigen Plan ab - was wollte sie noch einmal zurück holen? Ein Buch? - und marschierte mit dem Gaukler im Schlepptau schnurstracks über den Hof. Im Grunde war Jandrim ihr gar nicht so undankbar dafür. Sie zog die Blicke der beiden Wachmänner am Tor auf sich, wenngleich es nicht mehr als die mäßig interessierten Blicke waren, die auch ein streunender Köter auf sich gezogen hätte. Immerhin, es gelang Jandrim unbehelligt die Leiter hinauf zu kommen. Also durchaus ein Grund zur Dankbarkeit. Nicht, dass er damit gerechnet hätte, die junge Frau noch einmal zu treffen um ihr danken zu können. Sie und der Gaukler würden morgen Früh vom Galgen baumeln.
Oben angekommen vergewisserte Jandrim sich mit einem kurzen Blick hinab, dass die Prinzessin nach wie vor in Deckung blieb. Er konnte sie nicht erkennen, also ging er davon aus, dass sie sich versteckt hielt. Das war gut. Er gönnte sich einige Herzschläge kauern am oberen Ende der Leiter, in denen er versuchte, seine zittrigen Finger ruhig zu bekommen. Es war nicht so, dass er Furcht vor dem verspürt hätte, was ihm nun bevor stand. Er hatte als Soldat gedient, hatte jahrelang gekämpft. Er war abgebrüht. Nein, es war nicht die Angst. Eher der Durst. Nun gut, er würde es schaffen, sich zusammen zu reissen. Rasch richtete er sich auf und hielt schlendernd aber mit zügigem Schritt auf den nächsten Posten auf der Mauer zu. Seine Silhouette musste sich deutlich gegen den Nachthimmel abzeichnen, doch wen würde es kümmern? Er trug den Helm eines Wachsoldaten und nachts konnte man einen Mann auf zehn Schritt nicht von einem anderen unterscheiden. Solange er sich wie ein Wachmann verhielt würde niemand Verdacht schöpfen. Der Posten, obwohl er ihn bemerkt haben musste, wandte erst als Jandrim schon fast vor ihm stand gelangweilt den Kopf um.
Mit einem mal schoss ein siedend heißes Gefühl durch Jandrims Brust, dass dieser schon lange nicht mehr verspürt hatte. Es war dieses Jetzt-oder-Nie-Gefühl, dass ihn häufig überkommen hatte als er in den Schlachten des Königs gefochten hatte. Es würde nur ein paar Herzschläge dauern bis der Posten bemerkte, dass er dieses Gesicht nicht kannte. Er würde die Stimme erheben und dann wäre es um ihn, um sie alle geschehen. Jandrim musste jetzt handeln. Handeln und hoffen, dass gerade niemand zu ihnen hinüber schaute. Seine Hand mit dem Dolch, den er halb hinter dem Rücken verborgen hatte, zuckte vor, der Knauf der Waffe traf den Wachmann in den Nacken. Der Mann sackte wie ein gefällter Baum zusammen. Noch ehe er ganz auf dem Wehrgang lag hatte Jandrim ihm die Fackel entrissen. Rasch beugte er sich, einem inneren Drang gehorchend, zwischen den Zinnen hindurch und leuchtete in die Nacht vor der Festung, brachet den verräterischen Schein weg vom bewusstlosen Körper des Wächters. Und lauschte mit abermals zitternden Fingern in die Finsternis. Keine wütenden Schreie, kein rasches Trampeln eisenbeschlagener Stiefel? Gut! Niemand hatte gesehen, wie er den Mann niederschlug. Und jetzt würde jeder, der empor blickte, nur noch die Silhouette eines Wächters mit Fackel vor den Zinnen sehen. Also das, was er erwarten musste. Es hatte tatsächlich geklappt. Das war der riskanteste Teil seines Plans gewesen. Jetzt musste Jandrim nur noch zusehen, dass er unbemerkt die Mauer hinab kam. Er hoffte, dass die Prinzessin ihm auch ohne ein weiteres Zeichen folgen würde. Er wagte es nicht, sie auf sich aufmerksam zu machen. Dazu zitterten seine Finger zu stark. Oh, verdammt! Er brauchte jetzt einen Schluck Wein für seine Nerven!

Mit klopfendem Herzen und in beständiger Furcht davor entdeckt zu werden, wartete Kairi im Schatten einer Säule des Rundgangs. Ihr Herzschlag klang unnatürlich laut durch die Finsternis im Hof. Wie wollte ihr Helfer ihr eigentlich Bescheid geben? Darüber hatten sie garnicht nachgedacht. Mist! Hätten sie vielleicht mal tun sollen. Von oben war etwas zu hören. Eigentlich war es nichtmal ein Geräusch, mehr die Ahnung eines Geräusches. Kairi schwang sich auf die Leiter. Die Kunst würde jetzt darin bestehen in der Rüstung keine allzu lauten Geräusche zu machen und sich nicht zu schnell zu bewegen. Nach einer Ewigkeit, wie es ihr vorkam, duckte sich Kairi in die schützenden Schatten des Rundgangs. Vor ihr lag ein toter Wächter. Und ihr Helfer, zumindest hoffte Kairi, dass er es war, stand daneben mit einer Fackel in der Hand. Das war... unerwartet intelligent für jemanden, der am Nachmittag noch besoffen in ein Glas geguckt hatte.
"Ich bin's", flüsterte Kairi, damit der Mann nicht erschrak, blieb aber hinter den Zinnen versteckt.

Während Kairi und Jandrim über die Mauer kletterten, wurden sie von zwei Schatten beobachtet, die nun heftig zu flüstern begannen.
"Jaja, sie kommt aus dem Kerker. Ich hab sie gesehen, als wir sie bei der Gefangennahme begleitet haben. Sie haben sie auch da runter gebracht", flüsterte der linke Schatten.
"Und der Typ mit dem Helm?", antwortete der rechte.
"Der ist bestimmt eine von den Wachen hier. Er hat schliesslich einen Helm auf."
"Aber wieso bringen sie sie mitten in der Nacht über die Mauer?"
"Sag mal, wie alt bist du eigentlich? Vor etwa zweihundert Jahren haben wir das schliesslich auch gemacht. Wenn wir wieder mal so einen Aufruhrverursacher gefangen hatten und ihn hinrichten lassen wollten. Dann haben wir einfach einen anderen Gefangenen zur öffentlichen Hinrichtung bringen lassen, um noch ein paar seiner Leute zu schnappen,wenn sie ihn befreien wollten, während wir den anderen bereits heimlich aus dem Gefängnis geschafft haben, um sie dann vor den Augen ihrer Verbündeten hinrichten zu lassen!"
"Ach so. Deshalb machen wir das hier auch so, wegen der alten Zeiten... Aber wieso nehmen wir nicht einfach irgendeinen Kerl aus der Gosse für den Zauber?"
"Du bist wirklich ein Jungspund! Das geht doch nicht! Man muss einen Verwandten oder Verbündeten für den Zauber verwenden, sonst entspricht das doch nicht ihrem Stand. Auch wenn sie eine Verräterin und Mörderin ist, wir können sie nicht wie einen Hund abschlachten. Ausserdem würde das bestimmt die Belohnung verringern. Und da wir keine von ihren Schwestern verwenden können, nehmen wir eben die da. Sie hat mit ihr geredet, das muss reichen."
"Aber dieser Zauber... Ist der wirklich sicher?"
"Natürlich! Das hat vor dreihundert Jahren schliesslich auch funktioniert. Und beeil dich endlich ich habe Hunger!"
Die Schatten lösten sich aus ihrer Ecke und flatterten als dunkle Flecken durch die Luft, vor dem Nachthimmel nicht sichtbar. Bevor Jandrim auf Kairis auftauchen reagieren konnte, wurde die Frau plötzlich von zwei fetten, in schwarze Kapuzenmantel gewickelte Gestalten flankiert und gepackt. Die Kapuzen hatten sie so tief wie möglich ins Gesicht gezogen und die Mäntel waren wohl ein paar Nummern zu klein, denn sie spannten sich sichtlich unangenehm um die Körper. Mit Fistelstimme begann der linke Kerl zu sprechen.
"Keine Angst, keine Angst, wir werden euch nicht verraten. Wir erstehen natürlich, dass ihr keine Unruhen wollt. Wir wollen nur kurz was erledigen.."
Die Hände der beiden Gestalten begannen, giftgrün zu leuchten und sie murmelten einige Worte. Die Haut der Prinzessin sog das Leuchten förmlich auf und eine Sekunde später liessen die Gestalten sie schon wieder los, gefolgt von einem erleichterten Seufzen.
"Erledigt. Jetzt können wir uns endlich unserem wohlverdienten Abenddessert widmen... Und nichts für ungut, du kannst sie jetzt zu ihrer Hinrichtung bringen."
Mit diesen Worten hatten sich die fetten Gestalten schon wieder in Schatten aufgelöst und flatterten Richtung Nachthimmel davon.

Ivylaine war mit Leichtigkeit an ihre Sachen gekommen, auch wenn der Goldbeutel leer war. Dennoch sie nahm ihn mit, darin gab es noch ein paar versteckte Reserven. Sie hatte ihre Sachen ebenfalls unsichtbar gemacht und wollte gerade gehen, als ihr Blick auf etwas fiel, was aus dem Haufen Krempel hier hervorstach. Ein deutlich wertvoller aussehendes Schwert, schmal, aber Ivylaine erkannte, dass es durchaus einiges wert war. Nun, wenn sie schon ihr Gold verloren hatte, konnte sie das da einfach mitnehmen und verkaufen. Kurzentschlossen griff sie nach dem Schaft der Klinge und breitete ihren Zauber ebenfalls darauf aus. Dann verliess sie die Kammer wieder und durchquerte ungesehen den Hof und das Tor. Erst gerade draussen spürte sie, wie ihr Zauber nachliess. Erschrocken blickte sie sich um, konnte aber niemanden entdecken. Sie presste sich an die Mauer und hoffte, dass sie von den Zinnen aus nicht zu sehen war, während sie Stück für Stück sichtbar wurde. Heftig atmend umklammerte sie den Griff des Schwertes, während sie sich wieder auf ihren Zauber konzentrierte. Noch wusste sie nicht, dass sie direkt und Jandrim und Kairi stand.

Das Auftauchen - und ebenso das Verschwinden - der beiden merkwürdigen Gestalten geschah so rasch, dass Jandrim nicht einmal erkannte, was sie da überhaupt taten, vom Begreifen des tieferen Sinns ihrer Worte ganz zu schweigen. Von der Verwirrung wie festgewurzelt starrte er in die Finsternis, in der er die Silhouette der Prinzessin vage erahnen konnte, die Fackel nach wie vor von den Zinnen abgeschirmt, zwischen denen er sie hervor reckte. Das hier als merkwürdig zu beschreiben wäre grob untertrieben, doch Jandrim tat das, was seinem Verstand in diesem Moment am vernünftigsten erschien: er stieg aus. Er ignorierte den... Zwischenfall schlichtweg. Nicht bewusst. Es war mehr eine impulsive Entscheidung seines überlasteten, verwirrten Gehirns, doch im Nachhinein betrachtet das Klügste, was er tun konnte. Nicht zu reagieren war der sicherste Weg um zu verhindern, dass seine Verkleidung aufflog. Und über das Geschehene nachdenken, das konnte er auch noch, wenn sie in Sicherheit waren.
"Über die Mauer, rasch!", zischte er der Prinzessin durch die Dunkelheit zu. Sie würde vorgehen müssen, er selbst würde folgen sobald sie ein wenig Vorsprung hatte. Er musste die Illusion des anwesenden Wächters aufrecht erhalten. Während die Ungeduld zusehens an ihm zu nagen begann warf er einen Blick zurück zur Kerkertür. Einige der Gefangenen waren noch hinter ihnen gewesen. Waren dort Bewegungen zu erkennen? Irgendetwas, was durch die Dunkelheit drang? Oder verharrten die anderen noch immer dort unten?

Einen Moment lang dachte James nach, bevor er nickte. "Wir werden mal nach einem Ausweg suchen...warte aber bitte noch, falls wir deine Hilfe bei der Flucht benötigen." meinte er an den Drachen gewandt, bevor er zusammen mit Le'nique zur Kerkertür ging, an der er Kazu sehen konnte. "Wie sieht's da draußen aus?" wollte er von dem Formwandler wissen, als er neben ihm stand.

"Sehen wir doch einfach nach," schlug Kazu vor und schlich sich vorsichtig nach draußen. Sein erster Blick galt Armelle, die er auch gleich an dem Ort entdeckte, wo er sie zurückgelassen hatte. Er sah sie direkt an und gab ihr einen Wink, um anzudeuten, daß bisher alles in Ordnung war.

MIt einem traurigen Blick schaute ich Venox in die Augen und flüsterte: "Ich hoffe wir werden uns wiedersehen. Drache Venox." Die lezten 2 Wörter waren so leise das sie sich in der Luft auflösten.
Noch einmal streichelte ich seinen Kopf. Vielleicht ein leztes Mal?

Einen kurzen Augenblick später waren James und ich schon draussen. Die kühle Nachtluft spielte sanft mit meinem schwarzen Haar. Ich schaute ins Nichts. Der ständige Wind in meinen Augen liess eine winzig, glizernde Träne über meine Wange rinnen.

Ein unsanfter Windstoss in Form von Kazus Stimme riss mich wieder zurück in die Realität. Als ich verstanden hatte was er sagte war er schon in der Dunkelheit verschwunden. Nachdem ich die Träne weggewischt hatte lief ich ihm in die Dunkelheit hinterher.

Zwischen den Ornamenten auf Kairis Armreifen und dem gepanzerten Teil der Handschuhe frästen sich rotglühende Linien durch das Metall. Die Schutzzauber, die in der Rüstung verborgen waren, hatten ihre Arbeit aufgenommen. Kairi biss sich auf den Finger, als das Metall immer heißer wurde, um nicht vor Schmerz aufzuschreien. Die Magister hatten ihre kryptischen Warnungen abgegeben, aber niemand hatte ihr gesagt, dass ihre Rüstung brennen konnte. Die glühenden Runen verblassten nacheinander, bis auf eine auf der Oberseite der Armreife, die weiterhin rot leuchtete. Wie war das gewesen? Die war eine Warnung, wenn die Abwehrzauber nicht ausgereicht hatten, um einen Zauber abzuwehren. Kairi rutschte das Herz in die Hose. Was zur Hölle hatten diese beiden Magier mit ihr gemacht? Sie war schonmal nicht tot. Das ließ sich als gutes Zeichen verbuchen. Und die Aussicht auf Tod in weiter Ferne verblasste angesichts des viel näheren Tods per Schwert durch die Brust. Erstmal mussten sie aus der Stadt entkommen, danach konnte man weiter sehen.
"Alles klar", antwortete sie flüsternd Jandrim und schwang sich vor ihm über die Mauer. Ihre gepanzerten Stiefel klirrten leise als sie auf dem Boden aufkam. Dort presste sie sich sofort in den Schatten der einer Hauswand.

Immer mehr Bewegung entstand auf dem Hof. Irrte der Rabe sich, oder kletterte da tatsächlich jemand die Mauer hoch? Ja, wirklich! Jetzt konnte sie sehen, wie die Person sich der Wache auf der Mauer entledigte. Kurz darauf erschien eine weitere Person auf der Mauer. Dann noch zwei, die jedoch kurz darauf vershwand. Und war da bei der zweiten Person nicht irgend ein roter Schimmer? Irritiert nahm Armelle eine Ersatzhandlung auf: Sie sah sich weiter um.
Ihr Blick blieb am Eingang heften, wo sich wieder etwas zu bewegen schien. Weitere Flüchtige. Sehr gut. War das nicht ein Winken? Kazu! Erfreut Breitete sie die Flügel aus, bevor sie sich lautlos in seine Richtung gleiten ließ - nicht jedoch, ohne sich vorher davon zu überzeugen, das Ansonsten alles ruhig war. Ohne zu fragen nahm sie auf seiner Schulter Platz.
"Alles gut gegangen?", fragte sie ihm ins Ohr flüsternd.

"Es wäre ohnehin ziemlich auffällig, wenn Ihr das in Erwägung gezogen hättet." Ganec schnaubte kurz, amüsiert, und ging dann weiter neben der Frau her. Da er ihre Fahrkarte in die Freiheit war, versuchte er besonders hässlich auszusehen und ließ deshalb die Schultern ein bisschen hängen, was ihn deutlich bulliger machte, als er eigentlich war. "Ich glaube nicht, dass Ihr dabei leise sein würdet. So seht Ihr nicht aus." Er musterte sie noch einmal kurz, als müsse er sich überzeugen, dass es wirklich sie war, mit der er sprach, und schlug dann mit dem Schwanz ein paar Mal durch die Luft. "Ist es noch weit?" Langsam wurde er ungeduldig. Und er hatte das Gefühl, dass nicht alles so reibungslos laufen würde, wie sie hofften...

Jandrim zögerte. Ihm war sehr wohl bewusst, was es bedeutete, wenn er nun einfach über die Mauer kletterte. Es würde auffallen - nicht sofort und vermutlich auch nicht so rasch, dass man ihn noch aufhalten würde, aber doch eher früher als später. Wenn einer der Wachmänner nach oben schaute und bemerkte, dass die Silhouette im Fackelschein fort war, dann würde er stutzig werden. Noch weniger, natürlich, konnte Jandrim es riskieren, im Fackelschein hinab zu klettern oder die Fackel gar zu löschen. Ein misstrauischer Wachmann mochte kommen um nachzusehen und würde dabei über den niedergeschlagenen Wächter stolpern. Und spätestens dann würde es Alarm geben. Jandrim mochte dann bereits auf und davon sein, aber was war mit den anderen? Für sie gab es dann keinen Weg mehr hinaus. Auf der anderen Seite mochte Jandrim sein Glück nicht endlos ausreizen. Ewig würde seine Maskerade nicht halten. Auf Dauer würde man ihn nicht unbelästigt lassen. Und: was schuldete er eigentlich den anderen Leuten? Es war ihre Schuld, wenn sie zurück blieben. Er hatte keinen Grund, ihrethalber sein Leben zu riskieren. Nervös spähte Jandrim die Mauer hinab. Kairi war inzwischen auf der anderen Seite unten angekommen, aber im Hof konnte er nach wie vor nur dichte Schatten erkennen. Er entschied sich, noch ein paar wenige Augenblicke zu schinden, ehe er sein eigenes Leben dem der Mitgefangenen vorziehen würde. Ein letztes Ass hatte er noch im Ärmel. Er legte die Fackel auf die Brüstung zwischen zwei Zinnen, so dass diese ihr Licht abschirmten. Nestelte betont auffällig an seinem Gürtel und trat ein paar Schritt zur Seite. Das war ein guter Grund, weshalb ein Wachmann seine Fackel weglegen sollte. Kurz darauf hörte man aus der Dunkelheit unweit der herrenlosen Fackel das Rieseln eines dünnen Wasserstrahls.

"Alles in Ordnung," flüsterte Kazu und nickte. "Nur der Drache ist jetzt noch drin. Er wird fliehen, sobald die anderen draußen sind. Er wandte sich James zu und deutete auf die Mauer. "Kletter drüber, aber leise. Ich werde noch hier bleiben, falls es Probleme geben sollte."

James nickte leicht, bevor er die Mauer über sich ansah und versuchte, die einzelnen Wachen zu erkennen. Deutlich konnte er eine Gestalt in seiner unmittelbaren Umgebung wahrnehmen, sodass er so leise er konnte die Leiter hinaufkletterte und vorsichtig über den Rand spähte. Die unverkennbaren Geräusche und ein kurzer Blick genügten ihm, um zu erkennen, dass die Wache im Moment abgelenkt war und er nun eine gute Gelegenheit hatte, sie auszuschalten und dann zu fliehen. Kaum hatte er die Mauer jedoch betreten stoppte er seine Ambitionen, da er vor sich auf dem Boden einen unbekannten Körper sehen konnte und zusammen mit der leichten Angst des Mannes, die er bei keinem anderen Wesen auf dem Wall spüren konnte, schloss er daraus, dass es sich bei dem pinkelnden Menschen um den Säufer aus seiner Zelle handeln musste. "Keine Angst, wir sind's." murmelte er, während er hinter sich die Hi'Ja spüren konnte, die ebenfalls nach oben kam. "Sind alle anderen schon draußen?"

"Wurde auch Zeit, dass ihr hier auftaucht...", brummte Jandrim leise zur Erwiderung und machte sich daran, seine Hose wieder zuzubinden. Dass das Auftauchen des jungen Mannes aus dem Kerker ihm einen gehörigen Schreck eingejagt hatte verschwieg er und die Dunkelheit machte seine Miene ohnehin unkenntlich, sodass sie ihn nicht verraten konnte. Stattdessen gab er sich unwirsch - und auch das nicht zu Unrecht. Schließlich hatten die anderen sich ganz schön Zeit gelassen. Ohne selbst noch weitere Zeit zu verschwenden kletterte er zwischen zwei der Zinnen und ließ sich vorsichtig über den Rand hinunter. "Denke mal, der Rest sollte raus sein. Bei mir war nur die Prinzessin. Aber wenn du warten willst, dann tu dir keinen Zwang an. Ich bin jedenfalls raus. Hänge an meiner Haut...", erwiderte er noch, dann verschwand sein Kopf hinter der Brüstung als er sich an den Abstieg machte.
Die Kletterei in der völligen Finsternis war bei weitem nicht so einfach, wie er sie sich vorgestellt hatte. Der fahle Schein seiner Fackel, die er zwei Zinnen weiter abgelegt hatte, reichte nicht einmal bis zu der Stelle, an der er die Mauer überstiegen hatte und nach unten hin wurde es nur noch dunkler. Blind tastete er mit Fingern und Füßen nach Halt in der Mauer, nach Rissen, vorspringenden Steinen oder unsauberen Lücken, aus denen der Mörtel bröckelte. Es war die reinste Tortur. Hätte er nur mal die Stiefel ausgezogen und sich barfuß hieran gemacht! Schon nach weniger als zwei Metern stand ihm der Schweiß auf der Stirn und seine zittrig über das Mauerwerk tappenden Finger wurden ganz klamm und rutschig. Doch Jandrim wagte es nicht, sie sich am Hemd oder der Hose abzuwischen. Zu wenig Vertrauen hatte er in seinen Halt an der senkrecht abfallenden Wand. Obwohl die Mauer mehr als nur schadhaft war schien es eine Ewigkeit zu dauern, bis er unten ankam, eine Ewigkeit voller permanenter Todesangst. Doch alles war besser als der Galgen! Allein der Gedanke an das, was ihm blühte, sollte seine Flucht scheitern, verlieh Jandrim die Kraft, weiter zu klettern. Als seine Füße schließlich wieder auf festen Boden trafen hätte er vor Erleichterung beinahe laut aufgeschrieen. Im letzten Moment besann er sich und unterdrückte es. Rasch ließ er den Blick durch die Dunkelheit huschen. War die Prinzessin noch irgendwo hier? Und wenn nicht: wo war der beste Weg um ungesehen hier weg zu kommen?

Kairi stand immernoch mit dem Rücken zur Wand im Schatten, um ja unentdeckt zu bleiben. Wie war das eigentlich möglich, dass die Leute in den Häusern noch schliefen? Ihr Herzschlag musste sie schon alle geweckt haben, so dröhnend, wie er im Moment war. Nach einer gefühlten Ewigkeit machte sich ein Schatten auf den Weg an der Mauer entlang nach unten. War das Jandrim? Groß genug war er. Hatte auch annähernd die richtige Gestalt. Die Fantasie der Prinzessin zeichnete rege Bilder von wütenden Wachen mit Fackeln und Schwertern. So blieb sie zunächst stumm als die Gestalt am Boden angelangt war und sich umsah. Waren sie entdeckt worden? War das eine Wache, die ihr gefolgt war, weil man Jandrim erwischt und überwältigt hatte? Hätte sie es gehört, wenn es so gewesen war?
Mit einigen drastischen Ausdrücken - von denen die Magister sehr überrascht und entsetzt gewesen wären - ihre Fantasie verfluchend löste sich Kairi von der Mauer und gab flüsternd Laut.
"Jandrim?"

Noch immer presste sich Ivylaine an die Gefängniswand und wiederholte so leise wie möglich ihren Zauber, um wieder unsichtbar werden zu können. Doch scheinbar wollte er nicht klappen. Und die Wachen auf der Mauer würden sie entdecken, wenn sie nicht unsichtbar war. Ihre Verzweiflung wurde noch grösser, als über ihr an der Mauer der Schimmer einer Fackel auftauchte. Und dann stieg noch jemand von oben herab. Erneut murmelte sie ihren Zauber, verhaspelte sich und fing noch einmal an. Zum Glück klappte es in diesem Moment und ihre Gestalt löste sich auf. Dummerweise erweiterte sich der Zauber nicht auf ihre Kleidung und das Schwert, dass sie in der Hand trug. So blieb sie weiter an die Wand gepresst stehen. Doch das war keine Wache. Ivylaine erkannte die dumme Pute aus der Zelle gegenüber. Und die dumme Schlampe schrie auch noch einen Namen rum!
"Sei still!", zischte die Kleidung an der Wand so leise wie möglich. Was im Falle einer adligen Sche'ai nicht gerade leise war.

"Als ob ich mich um die anderen scheren würde..." murmelte James leise, während der Säufer seinen Abstieg begann. Er wartete noch einige Sekunden und beobachete die Gefühlsregungen der Wachen, bevor auch er sich an den Abstieg machte. Da er jedoch im Gegensatz zu Jandrim Klauen besaß, mit denen er sich gut an der Wand festhalten konnte, wurde die Kletterpartie zu einem Kinderspiel. Einige Meter über dem Boden ließ er sich fallen und fing den Sturz einigermaßen sanft ab. Lauter war im Moment jedoch die Sche'ai, die scheinbar wieder jemanden suchte, mit dem sie streiten konnte, nachdem sie bei ihrer eigenen Flucht niemanden dabei gehabt hatte. "Vielleicht solltest du deinen eigenen Rat befolgen." zischte er leise wie einen Windhauch in ihre Richtung.

"Prinzessin?" Jandrim, der glaubte die Stimme der jungen Frau vernommen zu haben, die seinen Namen flüsterte, wandte sich in der Finsternis in die Richtung, in der er sie vermutete und tatsächlich: als er nahe genug heran war schälten sich einige undeutliche Schemen aus der Dunkelheit. Anhand der Stimmen glaubte er, sie als den jungen Mann, den er eben noch oben auf den Zinnen getroffen hatte und die hochnäsige Sche'ai aus dem Kerker zu erkennen. Um die beiden scherte er sich allerdings wenig. Wenn dann noch am ehesten um die Prinzessin.
"Ich brauche jetzt erstmal dringend einen Becher Wein. Sonst brech' ich noch zusammen...", erklärte er mit ruhiger Stimme, doch das Zittern seiner Hände, das bei weitem nicht nur von der Kletterpartie her rührte, verriet, wie es wirklich um ihn bestellt war. "Dann müssen wir zusehen, dass wir aus der Stadt kommen. Am besten wir besorgen uns Bauernkleidung und hauen ab sobald morgen das Tor geöffnet wird." Bauern verließen die Stadt immer ganz in der Früh. Sie kamen gegen Mittag auf den Markt, verkauften dort ihre Waren und blieben dann über Nacht in einem Gasthaus weil es bereits zu spät für die Heimreise war. Am Morgen drängten sie sich in dichten Pulken vor den Toren um rasch wieder auf ihre Höfe zu kommen. Im Durcheinander wäre es ein Kinderspiel, unerkannt hinaus zu kommen. "Aber erstmal sollten wir weg von der Festung. Solange wir nicht in den Gassen untergetaucht sind sind wir noch nicht in Sicherheit."

"Ich werde von der Luft aus Ausschau halten", wisperte Armelle. "Wenn ich drei mal laut krächze, dann sollten die Beine in die Hand genommen werden, wie ihr Federlosen so gerne sagt." Einen leises, belustigtes Krächzen war zu hören, bevor sie Armelle von der Schulter des Gestaltwandlers aus in die Lüfte erhob. Der Himmel war bedeckt und so konnte man die Siluette des Raben von unten nicht ausmachen. Was in dieser Situation hervorragend war.

Venox kam es fast ein bischen wie eine ewigkeit vor, als er unten im Kerker wartete, während die anderen versuchten zu entkommen. Angespannt lauschte er am Eingang, doch kein aufgebrachtes rufen von Wachen oder hektische Schritte, woraus er schloss das niemand bisher kentniss vom Ausbruch hatte.
Nach dem er seiner meinung nach lange genug gewartet hatte, ging er so leise wie möglich die Treppe nach Oben und riskirte einen Blick auf den Hof des Gefängnisses. Venox konnte in der dunkelheit wesentlich besser sehen als Menschen und so wäre es ihm ein leichtes gewesen jemanden zu entdecken der sich in den Schatten versteckte. Doch ausser der k.o. geschlagenen Wache konnte er niemanden erkennen. Also hatten sie es unbemerkt hinaus geschafft. Ein leises erleichtertes seuftzen war von Venox zu hören, nun konnte er sich auch davonmachen. Er Trat auf den Hoch hinaus und sah gerade wie eine Wache zielstrebig in die Richtung der niedergeschlagenen Wache ging. Vermutlich wollte er nachsehen was da los war. Venox musste handeln, ansonsten könnte es sein das sie die Flucht doch noch zu früh bemerkten. Er sties ein tiefes knurren aus und die Wache hielt sofort inne. Verunsichert blickte sie auf den Hof hinunter, schien Venox aber erst nicht zu entdecken, vermutlich wegen seinen Schwarzen schuppen und weil die Wache nicht damit rechnete das etwas von der grösse im Hof war. Erst als er die roten Augen von Venox entdeckte schien es ihm langsam zu dämmern was da im Hof war, doch es vergingen eeinige momente bis die Wache plötzlich zu Brüllen begann. "ALARM DER DRACHE IST ENTKOMMEN!" Die Wache wollte schon ihr Schwert ziehen, doch bevor sie dazu kam spieh Venox ihm seinen Flammenatem entgegen, so das die Wache den einzigen fluchtweg nutzen musste und hinunter in den Hof sprang. Der Aufschlag war hart und dem schmerzensschrei zufolge hatte sich der wachmann beim aufprall verletzt. Venox nickte zufrieden, einer weniger, und wandte sich den Wachen richtung Tor zu. Erneut erhellte sein Flammenatem den Hof als er ihn den Wachen am Tor entgegenspieh, um sie auf distanz zu halten. Niemand würde jetzt an die anderen gefangenen denken oder so schnell auf die idee kommen das sie ebenfalls entkommen waren. Venox hatte nun erreicht was er wollte, nun musste er nurnoch verschwinden. Er begann das Turmgebäude zu erklimmen, indem er seine klauen in den Stein schlug und so mühelos nach oben klettern konnte, von dort oben würde er eine ideale abflugposition haben.

Die Prinzessin bekam beinahe einen Herzkasper als ihr Schwert vor ihr herumflog und sie anwies still zu sein. Dahinter stand eine anscheinend leere Kleidung. Die Prinzessin gehörte nicht zum Spektrum der Abergläubigen, die an Dinge glaubten, die es nicht gab. Stattdessen gehörte sie zu den Dochgläubigen, die an Dinge glaubten, an die sonst keiner glaubte, die es aber gab. Und derzeit glaubte sie ziemlich fest daran, dass es eine Menge Dinge gab, die sie nicht verstand.
"Das ist mein Schwert", stellte sie der Luft gegenüber fest: "Gib es mir bitte. Und danach verschwinden wir von hier. Und zwar möglichst leise und möglichst schnell."