Pathfinder [MSG]

Alyara hatte sich ebenfalls ein schönes stück von dem Braten und einigen Kartoffeln geschnappt. Nichts gegen den Eintopf, welchen Irena zubereitete, aber einen richtigen Braten konnte man damit nunmal nicht vergleichen. Ein stück legte sie für Spark zur seite, doch der schien sich bei der Bardin gerade sehr wohl zu fühlen und dachte nichteinmal daran seine Position zu verlassen. Nun spätestens wenn er nichts abbekam würde sich das wohl ändern.
Ansonsten lauschte Alyara den erzählungen des Halblings und beobachtete amüsiert den kleinen Essenskrieg zwischen der Bardin und dem Magier. Zumindest ging Sie davon aus das es sich bei Quinn um einen Magier handelte, da er fast alle optischen Klischees erfüllte.
Sie war sich am anfang nicht so ganz sicher, was sie von der ganzen sache halten sollte, doch 300 Goldmünzen waren verlocken, dazu noch die aussicht das sie in den Ruinen vieleicht etwas nützliches finden könnten. Auf dem Schiff hatte man ihr immer wieder mal Geschichten erzählt über Abenteurer mit magischen gegenständen, welche ihnen spezielle Fähigkeiten verliehen. Vieles davon vermutlich übertreibungen und Seemannsgarn, doch meistens lagen solchen geschichten ein wahrer Kern zugrunde.
Alyara begann ebenfalls ihren Anhänger unter ihrer kleidung hervorzuholen, ein goldene dreieckige Platte, welche mit einer einfachen kleinen Kette um ihren Hals hing. "Dieses kleine ding soll ein teil dieses... magischen Schlüssels zu Ruine sein?"

Tibetus war zufrieden. Der alte Halbling strich sich mit seinen dicken Fingern durch den Bart, die darin fast gänzlich verborgenen Mundwinkel nach oben gezogen. Ein Tropfen von der köstlich-würzigen Bratensoße versickerte in dem dichten, weißen Gestrüpp und er zeigte enthusiastisch mit dem Messer auf die Artefakte, welche die Umsitzenden einer nach dem Anderen hervorbrachten. Ein leises Summen störte das Gespräch, ausgehend von der Bronzescheibe in der Mitte des Tisches. Sie hatte begonnen, heftig zu vibrieren und erfüllte den Tisch mit dem Geräusch eines wütenden Bienenschwarms. Kurz darauf spürten diejenigen, die ihre Bruchstücke hervorgeholt hatten, einen Zug an ihrem Artefakt, stark genug für den Arm eines Riesen.
Quinn, der sich zu Seraphine gedreht hatte und sein Schmuckstück ebenfalls hervorgeholt hatte, bekam den Effekt der magischen Anziehungskraft als Erstes zu spüren. Soße spritzte und sein Krug taumelte auf der Tischplatte, als das Artefakt sich mit übermenschlicher Kraft zur Scheibe bewegte. Der junge Magier sah schon die Funken fliegen, doch kurz bevor es mit der Scheibe kollidieren konnte, verlangsamte sich der Fluch. Wie von Geisterhand bewegt, suchte sich das Bruchstück einen Platz an der Scheibe und rastete schließlich mit einem hörbaren Klicken ein. Kurz darauf spürten auch die anderen das Zerren an ihrem Bruchstück - jene, die ihres noch nicht hervorgeholt hatten, wurden Zeuge, wie sich ihr Bruchstück selbstständig von Verzierungen, Ketten, Schließen oder Ähnlichem löste. Es klapperte und krachte auf dem Tisch, denn je mehr der Artefakte sich der Scheibe näherten, desto stärker vibrierte sie und mit ihr das Geschirr.
Mit großen Augen beobachtete der Halbling, wie die Scheibe sich vom Tisch löste und etwa einen halben Meter über der Platte in die Höhe stieg. Gemurmel wurde an den Nachbartischen laut, einige der plappernden Frauen standen auf. Quinn beobachtete im Augenwinkel, wie die Wirtin ihren Zopf über die Schulter warf und eine gespannte Armbrust unter der Theke hervorholte. Dann sah er gar nichts mehr.
Ein gleißender Lichtschein durchflutete das Gasthaus, und für einen Augenblick war alles von weißer Hitze erfüllt. Der Magier spürte, wie sich ein Kratzer an seinem Fingerknöchel schloss und sich der Schmutz von seiner Kleidung löste. Ein alter Mann an einem der Tische stieß ein wohliges Seufzen aus und setzte ein Bein wieder auf den Boden, das er zuvor auf einem weiteren Stuhl gelegt hatte, angeschwollen und entzündet. Jetzt sah es normal aus. Und in ihrer Mitte schwebte eine Scheibe, kaum größer als eine Handfläche, umringt von einem Geflecht aus goldenen Verästelungen und funkelnden Edelsteinen, die, so konnte Quinn schwören, gerade noch nicht dagewesen waren. Die Bilder in der Mitte der Scheibe waren verschwunden, stattdessen leuchteten ihnen rote, scheinbar mit Flüssigkeit gefüllte Edelsteine entgegen. Als sich der Lichtpegel wieder normalisiert hatte, setzte sie Scheibe sanft auf der Tischplatte auf und Quinn blinzelte ihr zwischen erhobenen Armen entgegen. Der Halbling, dessen Bart sich an einer Seite über den Kopf gewickelt hatte, so dass er gerade erstaunlich glatzenlos aussah, wirbelte mit den Händen wild in der Luft.
"Außergewöhnlich! Höchst außergewöhnlich! Das Artefakt sucht nach seinen Teilen! Ein Impuls positiver, reinigender Energie! Ob es sich bei der Ruine wohl um den vergessenen Tempel einer guten Gottheit handelt ...?" Eine unsichtbare Hand schob ein geöffnetes Notizbuch, in Umfang und Breite fast so groß wie der Halbling selbst, auf den Tisch, und der Halbling begann darin herumzukritzeln.
Quinn, dessen Augen kurz ein milchiges Weiß angenommen hatten, schüttelte nun den Kopf. "Die magische Kraft in den Bruchstücken war schwach - aber nun ist sie stark. Ich kann kaum etwas Anderes auf der magischen Ebene erkennen als dieses Ding. Für was auch immer es der Schlüssel ist, es muss etwas Wundersames sein." Er erhob sich, das Besteck dabei vergessend, so dass es laut auf dem Teller knallte und seinem Aufstehen noch etwas mehr Dramatik verlieh - sowie seiner Robe ein paar Soßenspritzer. "Ich muss wissen, was es damit auf sich hat. Sofort."
"Ein Tatendrang wie ich damals, Junge! Du sollst dein Geld heute Abend nach deiner Rückkehr in meinem Haus bekommen. Solltet ihr länger brauchen, verzagt nicht. Ich bleibe den Rest der Woche in Grenfeldt." Der Halbling grinste jetzt von einem Ohr zum anderen. Quinn, der sich jetzt so präsentiert, angestarrt von dem halben Gasthaus und in Gegenwart eines mächtigen magischen Gegenstandes ziemlich seltsam fühlte, knetete den Zauberhut in den Händen.
"Dann können wir ja aufbrechen, ja? Aber ... Wie findet man sich in einem Wald zurecht ...?"

Valerion lehnte sich zurück und hatte sich doch noch etwas bestellt, da er immer noch hunger hatte.. oder eher, schon wieder. "Nun, mann kann sich nach dem Stand der sonne und der Sterne richten, zum beispiel. Ich musste schon den ein oder anderen Wald durchqueren während meiner reisen," antwortete er dann auf die Frage. "Und dann gibt es kompasse, die einem die richtung sagen können."

Die Ereignisse, die sich entfalteten waren – gelinde gesagt! – beeindruckend. Außergewöhnlich. Und für ein Mädchen, das ihr ganzes Leben in einem verschlafenen Dorf irgendwo im Nirgendwo verbracht hatte, wo das Höchste an Magie, was man je zu Gesicht bekam, die Taschenspielertricks reisender Schausteller waren, zutiefst verstörend. Hätte Valeria nicht kurz zuvor Platz genommen, sie wäre wohl erschrocken zurück gesprungen. So stieß sie sich stattdessen hastig vom Tisch ab, rückte so weit wie nur irgend möglich mitsamt ihres Stuhls fort und wäre beinahe hintüber gekippt, hätte ihr guter Gleichgewichtssinn sie nicht in der letzten Sekunde vor diesem sicherlich würdelosen und schmerzhaften Schicksal bewahrt. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete sie, wie die merkwürdige Bronzescheibe in die Luft stieg und sich wie von Geisterhand zusammen setzte. Und dann wieder zurück auf den Tisch sank, als wäre nichts geschehen.
Für den Augenblick war Valeria sprachlos und so folgte sie stumm den Ausführungen des jungen Magiers und Tibetus, dabei mit aller Kraft bemüht, das Zittern ihrer Hände wieder unter Kontrolle zu bringen. Als sie sich schließlich wieder soweit unter Kontrolle hatte, dass sie ihrer Stimme erneut vertraute, herrschte bereits Aufbruchstimmung. Der übereifrige junge Arkanist schien sich selbst in der Zwischenzeit zum Anführer der Gruppe auserkoren zu haben, ihr greiser Gönner dagegen wirkte zurückhaltend.
"Ihr werdet uns nicht begleiten, Herr Tibetus?", wandte Valeria sich verwundert an den Halbling, "Ich hatte gedacht, ihr würdet mit eigenen Augen sehen wollen, was dieses Artefakt verschließt." Die Vorstellung, ohne ihn aufbrechen zu müssen, wollte ihr nicht recht behagen. Gar nicht einmal, weil ihr 'Anführer' offensichtlich bereits Mühe haben würde, auch nur aus der Stadt heraus zu finden und auch der noble Ritter in ihrer Gesellschaft sich Mühe gab, unter Beweis zu stellen, dass seine Fähigkeiten, sich in der Wildnis zurecht zu finden, beim Bestimmen der Himmelsrichtung endeten. Den Weg zu diesen Ruinen würde sie schon selbst noch finden, da war sie zuversichtlich. Wenn sie etwas in ihrem jungen Leben gelernt hatte, dass ihren Weg durch den Wald zu finden. Aber sollte das, was das Artefakt verschloß, irgendeine Art von Zauberei sein – und an dessen magischen Ursprung konnte es nun keinen Zweifel mehr geben! – dann wäre ihr doch wohler gewesen, einen mächtigen Zauberkundigen im Rücken zu haben. Und Tibetus erschien ihr da eindeutig die bessere Wahl als dieser junge Heißsporn.

"Ach, ich bin mir sicher, dass die Zusammenstellung dieser Gruppe kein reiner Zufall sein kann", erklang es vonseiten Seraphines, die verschmitzt zu der jungen Dame an ihrem Tisch blickte, die sich grade selbst nach Tibetus' Absichten erkundigte. So wie die aussah war sie bisher eher in der Wildnis als in der Zivilisation unterwegs gewesen. Also würde sie sich vermutlich hervorragend in einem Wald zurecht finden. Zumindest war das Seraphines Vermutung. Sie selbst kam nur mittelprächtig in Wäldern zurecht, aber irgendwie würde man den richtigen Ort sicher finden. Und wenn man sich verirrte hatte das einen guten Grund und man fand etwas anderes. Vielleicht einen Schatz?
Die linke Hand, eine Gabel haltend, wurde empor gereckt. Eine schwebende Kartoffel spießte sich selbst auf den Zinken auf, bevor sie ihrem eigentlich Zweck zugeführt wurde. Natürlich mupfelte Seraphine ihr Essen erst auf, bevor sie weitersprach: "Dann können wir ja los, sowie alle aufgegessen haben, hm? Das hier brauchen wir natürlich auch."
Eine ihrer Hände streckte sich wie selbstverständlich der geschrumpften Scheibe entgegen und nahm sie auf. Die Frau betrachtete den Gegenstand einen Moment lang als würde sie erwarten, dass er explodierte, dann schüttelte sie den Kopf und steckte ihn in eine ihrer Gürteltaschen.
"Merde. Und wie soll isch jetzt meine 'Aare in einem Zopf be'alten?", fluchte Seraphine, deren Zopf sich mangels Spange aufzulösen begann. Mit weiteren Flüchen auf Galt fischte sie ein Lederband aus einer ihrer Taschen und begann damit den Zopf wieder her zu richten.
"Kann waf fer haltfen?", erkundigte sie sich bei den Umstehenden und hielt ihren Zopf mit einer Hand hoch, während sie mit der anderen versuchte das Lederband aus ihrem Mund zu zupfen.
"Wir follten auferdem Profiant eenkaufen. Und Feile. Fackeln. Daf üblife Feug halt."

"Ausrüstung habe ich einiges dabei. Aber neuen proviant sollte ich besorgen. Hatte eigentlich vorgehabt zurück zu meinem Heimattempel zu reisen um mich bei meinem Vorgesetzten zu melden. Für eine längere reise habe ich wohl nicht genug proviant."

Als der übereifrigere Teil der versammelten Truppe – und im Grunde schien das so ziemlich jeden der Anwesenden zu umfassen – mit der Planung einer ausgewachsenen Expedition begann, konnte Valeria sich ein Schmunzeln und auch einen Kommentar nicht verkneifen.
"Vielleicht sollten wir es nicht übertreiben", warf sie vorsichtig ein, "Wenn Herr Tibetus recht hat und sich diese Ruinen nicht mehr als eine halbe Stunde im Wald befinden, werden wir nicht mehr Proviant benötigen, als wir heute Abend verzehren wollen. Besser, wir reisen mit leichtem Gepäck und brechen zeitnah auf. Wenn Desna mit uns ist, können wir dann noch vor Einbruch der Nacht zurück sein."
Die Gefährten damit – hoffentlich – beschwichtigt, wandte sie sich erneut an ihren Auftraggeber: "Herr Tibetus, erhalten wir direkt eine Anzahlung von euch, ehe wir aufbrechen? Dann könnten wir uns das Nötigste hier in der Stadt besorgen, was wir brauchen um diese Ruinen zu untersuchen."

"Was, wenn wir länger in dieser Ruine verbleiben als nur ein paar stunden? Wir können natürlich erstmal die gegend um die Ruine erkunden, und dann überlegen, ob es länger dauern wird, oder nicht," wandte Valerion dann ein.Aufmerksam betrachtete er die anderen am Tisch.

Alyara schien kurz zu überlegen. Keine Frage das sie sich ein solches Angebot nicht durch die lappen gehen lassen wollte, doch da sie schon seit ein paar Tagen in dem Dorf war und sich darauf vorbereitet hatte wieder weiter zu ziehen, hatte sie natürlich entsprechend bereits eingekauft oder Bestellt.
"Wenn ihr was bestimmtes braucht, kann ich Euch die Läden und Geschäfte hier im Dorf zeigen, ich habe selbst schon ein bischen das Dorf durchstöbert um mich mit firschen Vorräten einzudecken... ich konnte ja nicht riechen das mir ein solches Angebot noch in den Schoss fallen würde."
Sie blickte kurz zu Seraphine und Quinn, welche beide ganz offensichtlich magisch begabt waren und dies auch zeigten... indem sie mit ihrem Essen spielten. "Nun magische Gegenstände und Schriftrollen könnten ein problem werden... Ich bin mir nicht sicher ob im Dorf ein Magier lebt der ein solches Geschäft betreibt... dafür ist es vermutlich doch ein bischen zu klein."