Lied der Stille - MSG

"Entschuldigt", murmelte Tierra an niemanden im Besonderen gewandt. Aber wenn sie sich nicht vertan hatte, hatte Silva grade ein bisschen getaumelt. Sich rasch wieder gefangen, was ihr hoch anzurechnen war, aber trotzdem getaumelt. Die Elfe verließ ihre Position stoischer Ruhe inmitten des Chaos und wurde auf einmal sehr rasch. Eine schlanke Hand schob sich in eine ihrer Gürteltaschen und förderte sowohl Verbandszeug, als auch einen Tiegel zutage. Ohne Aufforderung griff sie nach Silvas Hand und begann damit die Wunde zu reinigen. Wie üblich würde das ziemlich brutal brennen, aber das war allemal besser als Norenfalls Schmutz in den Adern zu haben. Wobei Norenfalls Schmutz an keiner Stelle des Körpers angenehm war. Mit vorsichtigen, beinahe zärtlichen Bewegungen versuchte sie die Wunde gegen den Schmutz der Außenwelt zu sichern. Das Ergebnis war ein einigermaßen sauberer und weicher Verband, den die Elfe mit einem Stoffstreifen sicherte. Scheinbar zufrieden mit ihrer Arbeit stand Tierra wieder auf und nahm ihre übliche Position knapp hinter Silva ein. Ihre Hand streckte sich allerdings erneut nach vorne und bot ihrer Herrin einen Wasserschlauch an.

Vaessa hatte aufmerksam gelauscht, dennoch hatte sie etwas jener Art bereits vermutet... Entweder man schaffte sich unliebsame Konkurrenz aus dem Weg, oder aber eine simple Racheaktion. Eins von Beidem war es immer...
Sie kniete sich neben einem der toten Angehörigen der Nachtschatten ab, tauchte ihren rechten Zeige- und Ringfinger in dessen neben sich ausgebreitetes Blut, bevor sie beide Finger kurz in den Mund nahm. Eine ganze Weile verharrte sie so, stand schließlich erneut auf und schaute erneut zu der Arboria-Angehörigen. "Spart euch den Bericht... Das ist für uns nicht von Bedeutung. Fest steht, dass Ihr einen unserer bedeutenderen Geldgeber ausgeschaltet habt, aus einem einfachen Racheakt heraus...", fasste die Sephiran-Hüterin die Vorfälle aus ihrer Perspektive kurz zusammen. "Ich beglückwünsche zu jenem... geschäftlichen Erfolg. Folglich werden die Arboria dies aber auch mit voller Münze ausgleichen müssen. Darauf habt ihr mein Wort...", erläuterte Vaessa kühl, was den Arboria nun blühen würde. Für Jene bedeutete es weniger Konkurrenz, was finanzielle Vorteile mit sich brachte... den Sephiran hatten sie jedoch einen Hahn aus dem das Silber floss zugedreht, natürlich würden sie das nicht einfach so abnicken und auf sich beruhen lassen. Sowohl die Arboria als auch die Nachtschatten entrichteten ihr Wachsilber, da die Arboria in jenem Konflikt aber als siegreich hervor gingen, mussten sie nun auch die Konsequenzen dafür tragen. Jene beiden Elfen hatten sich darüber sicher im Vornherein Gedanken gemacht, ansonsten wären sie schlichtweg naiv gewesen. Sei es wie es ist, sie waren hier fertig... Vaessa musste so bald wie möglich ihre Vorgesetzten darüber unterrichten. "Die Damen...", neigte die Vampirin kurz ihr Haupt ein wenig, als Zeichen des Respektes gegenüber den Arboria alleine, denn immerhin galt es geschäftliche Beziehungen zu wahren... Kurz darauf drehte sie sich von der Szenerie weg und schritt über eine der Leichen hinweg erneut nach Draußen. Ein ungewöhnlich unruhiger Tag bis jetzt...

Ganz ein geborener Diener schloss Tierra die Tür hinter der Vampirin mit einer Verbeugung. Durch eines der Fenster beobachtete sie, wie die Frau die Szenerie verließ. Erst als die Dame sich weit genug entfernt hatte, drehte sie sich auf dem Absatz zu ihrer Herrin um und setzte zu einer Schimpftirade an.
"Ist sie dumm?", brauste sie auf und machte zwei Schritte hinüber zu dem Bewusstlosen, an dessen Blut die Frau geleckt hatte. Was ohnehin schon einmal bescheuert war. Wer leckte denn bitte an Blut? Irgendwelche Idioten, die sich damit toll vorkamen, wenn sie sich mal so richtig in Pose werfen konnten. Vermutlich war Silva genauso baff gewesen, wie sie selbst, weswegen sie nichts gesagt hatte.
Die Elfe gestikulierte in Richtung des Lagerhauses, bevor sie weitersprach: "Ich glaube die Dame hat einen Nachtschatten im Gehirn. Als wäre das hier das einzige Lagerhaus über das die Organisation verfügt. Als wäre irgendjemand hier permanent ausgeschaltet...okay, bis auf den da", unterbrach sie sich und stupste mit dem Fuß den Wächter mit den Bolzen im Leib an, und fuhr dann fort: "Die Frau hat mein Wort, dass mein Stiefel ihre Kehle über den falschen Weg erreicht, wenn sie weiter solchen Unsinn verzapft. Die Nachtschatten ausgeschaltet, pfrt", ahmte sie mit den Lippen ein Furzgeräusch nach. Die Elfe plusterte sich auf und reckte den Kopf in die Höhe, während sie zurück zu der Blutlache schritt, so tat als ob sie den Finger hinein steckte und daran lecken würde.
"Hm, ja. Ein guter Jahrgang. Kaum Würmer. Blegh. Ich wusste nicht, dass die Seraphin Leute mit geistigem Schaden einstellen."

"Gebt mir einen Becher eures stärksten..." Leomir zögerte, riss sich zusammen, rief sich zur Vernunft. Und blieb bei seinen Prinzipien. "... eures stärksten Tees."
Der Wirt der Silbernen Ratte nickte stumm und verließ den Tresen in Richtung eines Hinterzimmers. Der Küche, wie Leomir wusste. Zweifellos um Wasser heiß zu machen. Und ließ ihn währenddessen allein an der Bar zurück. Bis auf Leomir war der Schankraum leer. Keine gute Zeit für Kundschaft. Zu spät für jene, die hier einen Happen zu Mittag suchten. Zu früh für jene, die am Abend zum Zechen auftauchen würden. Und nutzloses Gesindel, welches den ganzen Tag über trank, konnte es sich in Norenfall nicht leisten, dies in einer Taverne zu tun. Hier kostete der Schnaps ehrliches Silber.
Der Wirt kam zurück, einen tönernen Becher in Händen, aus dem heißer Dampf aufstieg, stellte ihn vor Leomir ab. Leomir nickte. Und wartete, stumm auf den Becher starrend. "Willst du reden?", fragte der Wirt, nicht unjovial. Man musste es ihm also ansehen, das er etwas durchgemacht hatte. Das er etwas brauchte, um sich zu beruhigen. Und mit Sicherheit war das Angebot des Wirts gut gemeint. Dennoch erboste es Leomir. Wer glaubte der Mann, dass er war? Soweit war es noch nicht gekommen, dass er sich den Kummer von der Seele reden musste. Er schoss dem Wirt einen Blick zu, der diesen verstummen ließ. Und nippte an seinem Tee.
Eine ganze Weile saßen sie sich so gegenüber. Leomir nippte an seinem Tee, der heiß und stark war, wie er ihn liebte. Der Wirt starrte an ihm vorbei ins Nichts. Schließlich war es Leomir, der zuerst die Stille durchbrach: "Ich brauche Weingeist, den besten, reinsten, den du hast. Zwei Liter."
Der Wirt zuckte nicht einmal mit der Augenbraue bei dieser Bestellung. Er kannte Leomir. Und dieser kannte ihn. Hätte er den Wirt nicht gekannt, er hätte nicht bei ihm gekauft. Wie sollte man einem Lieferanten vertrauen, den man nicht kannte? Er würde den Alkohol dennoch zuhause noch zweimal destillieren und trocknen. Es gab Anforderungen, die über das Können es gewöhnlichen Schnapsbrenners hinaus gingen.
"Hast du genug Silber?", fragte der Wirt, abermals nicht skeptisch, nicht unfreundlich. Jovial.
Leomir zog den ledernen Beutel hervor, den er an einem Band um den Hals trug, öffnete ihn, sodass der Wirt hinein sehen konnte. Wortlos. Es war genug. Leomir wusste, wie viel er für seinen Alkohol zu zahlen hatte. Er hätte weniger bestellt, hätte das Silber nicht gereicht. Und ebenso wusste das der Wirt. Aber manche Gewohnheiten waren wohl einfach schwer abzulegen. Und in Norenfall war das besser so.
"Warte kurz...", bat der Wirt und verschwand abermals in den Hinterraum.

"So gerne ich das auch sehe", kommentierte Silva die Theatralik ihrer Bediensteten, die sich gerade die Finger in Nachahmung der komischen Sephiran die Finger leckte, mit einem schiefen Lächeln, "so fürchte ich, dass wir in unserer Familie auch genug seltsame Käuze haben. Komm, lass uns ein paar Proben von der Ware nehmen. Egal, was die Typen sagen - wir müssen sie untersuchen lassen. Am Ende verbreitet sich noch irgendein Mutagen und unsere Ratten verrecken uns in den Höhlen." Die Elfe testete, ob ihre Beine sie nach der kurzen Rast noch trugen und stellte zufrieden fest, dass dem der Fall war. "Es wird allerdings kompliziert ... Ich kenne einen unabhängigen Alchemisten. Ein Kontakt hat mir von ihm berichtet. Er würde für die richtige Münze sicherlich diskrete Analysen anstellen ... aber ich weiß nicht, wo er sich gerade aufhält." Silva kratzte sich am Kopf, erfühlte etwas Hartes und zog sich einen gelblichen Zahn aus einer Haarsträhne. Nett.
"Wir müssen uns wahrscheinlich in der Ratte umhören." Tierra mochte den Laden nicht wirklich, während Silva ihn gerne besuchte, insbesondere dann, wenn ihre Familie das gerade nicht wollte. Laut ihrem Vater sollte sie sich demnächst jemanden aussuchen, für den sie den Rest ihres Lebens die Beine breitmachen wollte, weswegen er sie mit allerlei weibischen Aktivitäten nervte. Armdrücken und Versuche Norenfalls Distrikte zu rülpsen gehörten laut einer seiner vielen Tiraden nicht zu den Facetten, die ein Freier in einer Lady suchte.

Diese Leute... nun gut. Sicherlich nicht das erste mal, dass sich Gruppierungen hier Unten gegenseitig massakrierten weil sie sich gegenseitig in der Quere standen. Viele wussten gar nicht, dass sogar das Haus der Seide ein aufkeimendes anderes Freudenhaus in ihrer unmittelbaren Nähe einfach niedergebrannt hatten. Brände waren hier Unten ein richtiges Problem... immerhin waren einige Mädchen vom Haus der Seide aufgenommen worden. Hier liefen die Geschäfte so... es kam vor... Für Vaessa hatte das keine sonderliche Dringlichkeit. Sie würde es in ihrem Tagesbericht angeben... einer der Anhörer würde es dann an einen zuständigen Sprecher weitergeben, welcher anschließend für die genauen Details und Verhandlungen die Arboria aufsuchen würde. Die Bürokraten würden sich darum kümmern, dies war nicht ihre Aufgabe...
Die Vampirin konnte nicht sagen, dass sie diese Arbeit gerne verrichtete... sie war in dieser Zeit schlichtweg an der Reihe. Sie hätte ansonsten ihre Zeit damit verbracht die neuen Akolythen auszubilden oder aber sich weiter dem Studium gewidmet, um vielleicht irgendwann zu einer Obersten aufsteigen zu können... doch dies lag wohl noch Jahre entfernt. Zeit spielte für sie kaum eine Rolle, irgendwann würde sie auch dies erreichen können. Alles zu seiner Zeit...
Vorerst machte sich Vaessa zurück auf den Weg in Richtung der silbernen Ratte. Sie war von ihrem Vorhaben in Ruhe einen einfachen Wein trinken zu können abgebracht worden, das würde sie jetzt nachholen... Zudem hatte sie im Schwerpunkt ohnehin auf die Ratte und das Haus der Seide zu achten, denn dort kam es immer wieder gerne zu unterschiedlichsten Vorfällen.
Kurz sog sie modrige Luft ein, während sie sich durch die Seitengasse erneut zurück in Richtung der Ratte bewegte. Aus den Augenwinkel nahm Vaessa nur einen offenbar schwer vom Rattenfieber Geplagten wahr, welcher sich regelrecht die Seele aus dem Leib reierte... Die Krankheit wütete hier in vielen Teilen der Stadt immer noch. Die eingewanderten Apothekari der Oberstadt kamen dagegen kaum an... manchmal war es für jene so, als käme für jeden Geheilten zwei weitere Erkrankte oben drauf.
Heute zum zweiten mal öffnete die Sephiran-Hüterin die Tür zur Taverne und begab sich in den Schankraum. Die Heute zu Gast befindliche Spielmannsgruppe machte offenbar gerade eine Pause, daher war es aktuell etwas ruhiger. Nur die übliche Geräuschkulisse anwesender Gäste... Jetzt fand die Vampirin sogar einen freien Platz an der Theke der Ratte um sich setzen zu können. Die meisten ihrer Brüder und Schwestern waren dem Alkohol gegenüber enthaltsam... doch Vaessa? Sie hasste jenen Umstand ihres vampirischen Blutes. Alkohol war im Grunde nichts anderes als ein Gift, so wirkte jener nur sehr begrenzt bei ihr... Manchmal bekam man hier unten durchaus das Verlangen, sich mit einem kräftigen Schuss Schwarzgebranntem direkt ins Land der Träume zu befördern.

Wie erwartet war der Weg relativ ruhig. Kaum jemand schenkte den Kisten, die hier transportiert wurden, Beachtung. Kein Wunder, waren diese doch auch aus billigem Holz gefertigt und machten einen gebrauchten, schäbigen Eindruck. Ganz so, als würden sie in dieses hinein Drecksloch gehören. Ohne Zweifel lieferte der Händler nicht zum Ersten Mal Waren nach hier unten. Nur ein oder zwei Mal blieb ein Blick länger an dem Karren hängen, als es Ellya Recht war, doch in der Regel reichte ein Blick aus ihrem sichtbaren Auge, um die Leute von der aufkeimenden Idee, die Ware zu stehlen, abzubringen. Die wenigen, bei denen das nicht der Fall war, wurden durch die Klinge an ihrer Hüfte abgeschreckt.
Ohne einen Nennenswerten Zwischenfall gelang es schließlich, die Ware auszuliefern und Ellya erhielt den versprochenen Sold. Fast schon erstaunlich, dass der Händler nicht einmal den Versuch gemacht hatte, sie übers Ohr zu hauen. Doch so war es Alles in Allem ein erfolgreicher Auftrag gewesen. Recht gut gelaunt machte sie sich also auf den Weg zu einem der wenigen Orte, an denen man hier etwas holen konnte, das man tatsächlich Essen nennen konnte: Die silberne Ratte. Eine kurze Mahlzeit, sich stärken, dann würde Ellya schauen, ob es ihr gelingen würde, heute einen weiteren Auftrag zu bekommen.

Das Gasthaus war ungewöhnlich stark besucht, stellte Ellya fest, doch davon ließ sie sich nicht beirren. Lediglich ihre Kapuze wurde ein kleines Stück weiter ins Gesicht gezogen. Ihre Haare sollten das Brandmal auf ihrer Wange zwar verdecken, aber sicher war sicher... Die eine Hand unter ihrem Umhang an der Klinge, die andere locker am Gürtel, dort, wo sich das eingenähte Münzfach befand, sucht sie sich einen leeren Platz, den anderen Gästen dabei keine Beachtung schenkend. Jenen, die in ihrer Nähe saßen, nickte sie lediglich knapp zu. Bis sie ihre Bestellung zu einer einfachen Mahlzeit aufgab, ging sie lieber ihren eigenen Gedanken nach. Gedanken, die sich um ihre Finanzen, ihre Kampftechniken und mögliche neue Aufträge drehten.

Einen Moment lang drehte Tierra den Kopf weg und gab ein Hüsteln zu hören, was ein wenig gekünstelt klang. Dann stand die Elfe auf und ließ das Blut Blut sein. Also die Ratte. Ugh. Der Laden stank manchmal noch mehr als der Rest Norenfalls. Mit der persönlichen Hygiene nahm man es hier unten nicht sonderlich genau, was absolut verständlich war. Aber wenn dann noch der Geruch von ranzigem Schweiß und Bier dazu kam. Eugh.
"Selbstverständlich, Silva. Ich werde ein paar Proben nehmen", bestätigte Tierra und hebelte den Deckel von einer der Kisten mit dem Arboria-Wappen. Ein süßlicher Geruch breitete sich aus. Barnabas-Stengel. Eine Art Pflanze, die sich tatsächlich zum Süßen von Essen eignete. Nicht vergleichbar mit dem Zucker von der Oberfläche dank eines seltsam metallischen Beigeschmacks, aber besser als nichts. Eine der Stangen wanderte in eine erstaunlich saubere gläserne Phiole, die Tierra hervor gezaubert hatte.
Nur wenig später betrachtete die Dienerin zufrieden vier Phiolen, allesamt gefüllt mit unterschiedlichen Proben von Waren der Arboria. Eine eingeritzte Markierung an den Kisten zeigte an, dass es sich um verdorbene Ware handelte. Ergo müssten die Nachtschatten zunächst einmal neue Kisten besorgen, was gar nicht so leicht werden würde. Man kam nicht einfach so an ein Wappen der Arboria, geschweige denn vier davon.
"Wir können gehen. In diesen...Schuppen."

Wie üblich öffnete Tierra ihrer Herrin die Türe, damit diese zuerst eintreten konnte. Ein kurzer Blick traf die Anwesenden...oh...oh bitte...oh bitte nicht doch. Die Bekloppte saß an einem der Tische. Nur ihr rigoroses Training hielt Tierras Unterkiefer davon ab den Boden zu durchschlagen. Das konnte doch nicht wahr sein. Natürlich war das hier eine beliebte Abstiege der Sephiran, aber musste sich ausgerechnet diese Schnepfe hier rumtreiben. Die Elfe schluckte ihren Ärger hinunter und ließ ihren Blick stattdessen auf dem Mann an der Theke ruhen. Außer den beiden befand sich nur eine Frau, mit Schwert wie sie erfreut feststellte, und ein paar Nichtsnutze in der Taverne.
"Dieser dort, Herrin?", erkundigte sie sich schließlich und deutete auf den Herren an der Theke.

Ein kurzes, kaum merkliches Nicken, dann bewegte sich die sonst so laute und aufbrausende Silva durch den Schankraum wie ein Kaninchen durch das Unterholz eines dicht bewachsenen Waldes. Ohren aufgestellt, auf der Lauer nach möglichen Wölfen, Füchsen, vielleicht sogar einem griesgrämigen Bär. Das hier war sicherlich eine einfache Kneipe, ein Gasthaus, wenn man es so nennen mochte, doch es war ebenso gefährliche Terrain. Das Wappen der Sephiran war hier so präsent, als wenn die Tischdecken damit garniert worden wären, und der Anblick ihrer "Freundin" von vorhin trug nicht unbedingt dazu bei, dass sich Silva hier sicher fühlte.
Sie liebte diesen Ort. Er war soviel anders, als die gut bewachten Gänge ihres Zuhauses, weniger sauber, weniger erfüllt von enttäuschten Erwartungen und den Schreien ihrer sich zankenden Eltern, die sich wie sich umkreisende Panther immer wieder um daselbe Thema stritten: Was sollte nur aus ihrer Tochter werden? Und wessen Schuld mochte es sein, dass sie in ihrer Aufzucht so ganz und gar missraten war?
Wie eine der vielen Bierkrüge, die über die Bar huschten, floss auch Silva neben dem Alchemisten auf einen der Hocker an der Bar. Er war einfach genug zu erkennen. Seine Aufmachung, und seine allgemeine Visage kamen Silva bekannt vor. Sie hatte noch nie persönlich mit ihm Kontakt gehabt, aber seine Ware war gut. Ob er sich im Dienste ihrer Familie befand, wusste die junge Elfe nicht, doch als noch nicht ganz an der Spitze ihrer Dynastie stehend, verriet man ihr eben nicht alle Berufsgeheimnisse. Auch ein starker Baum wie der Arboria mochte ab und an von Parasiten befallen werden, und da gereichte es zu ihrer Sicherheit, wenn sie in entscheidenden Momenten ein Dummchen blieb.
Silva lehnte sich, dem Wirt einen kurzen Blick zuwerfend, dem Alchemisten entgegen, der gerade ein Geschäft abschloss. Höflich wartete sie, bis Gegenstände und Geld den Besitzer gewechselt hatten, dann sprach sie den unbekannten Mann an, darauf achtend, dass sowohl ihre nicht gerade gelinden weiblichen Reize als auch ihr Familienwappen zur Schau gestellt waren. Männer, so dachte sie spontan, waren selbst wie Kaninchen. Sie zeichneten sich meist durch zwei Triebe aus, die auch den putzige Felltieren zu Eigen waren: Fortpflanzungswillen und Angst. Welchen davon würde sie bei dem Alchemisten kitzeln müssen?
"Mein Herr, wenn Ihr diese Störung verzeihen könnt ... Ihr seid ein Alchemist, nicht wahr?", begann sie, den Blick dabei wohlwollend über dessen Aufmachung schweifen lassend, als genüge dies schon, ihre Frage zu beantworten. In ihrem Gesicht war nichts zu lesen als artige Demut. "Wenn es Euch keine absonderlichen Umstände bereitet, so würde ich gerne Eure Dienste in Anspruch nehmen. Es handelt sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme, eine Expertenmeinung, sozusagen, doch ich wäre gewillt, eine anständige Summe zu bezahlen, um Euch für die verlorene Zeit zu entschädigen." Ihr Blick zuckte zu Tierra, die mittlerweile einen angenehm privaten Tisch für sie organisiert hatte und mit dem Ausdruck eines Huhns, das sich auf ein tiefgekühltes Ei gesetzt hatte, ihre unangenehme Warte an jener Sitzstatt angetreten war. "Wenn Ihr mich für einen kurzen Moment in Richtung meiner Kammerfrau begleiten möchtet ...?"

Leomir betrachtete die junge Frau, die, kaum, dass er seine Geschäfte mit dem Wirt abgeschlossen hatte, um seine Aufmerksamkeit buhlte, mit der kritischen Zurückhaltung eines Mannes, der in seinem Leben mehr als einmal den Wert von Vorsicht gelernt hatte. Eine Elfe, das war an und für sich schon ungewöhnlich genug. Und zudem eine, die sich offensichtlich nicht zu schade war, alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen, ihn sich gewogen zu machen. Leomirs Mundwinkel gab ein hässliches Zucken von sich. Erbärmlich! Hielt das Mädchen ihn tatsächlich für derart oberflächlich, dass ein Paar Brüste ihn hätten in ihren Bann schlagen können? Nein, was ihm da doch viel reizvoller erschien war das, was sie darüber hinaus versprach: Silber! Gesetzt, selbstverständlich, die Art von Auftrag, die sie ihm anbot, würde ihn reizen. Wäre es schlichtweg dröge, dann würde die Bezahlung schon ganz herausragend sein müssen, dass er seine Zeit darauf verschwendete. Denn finanzielle Sorgen litt Leomir zumindest im Moment nicht.
"Geht voran, meine Dame", entschied er sich für einen höflichen, zuvorkommenden Ton, den das Emblem, welches sein Gegenüber trug, war ihm nicht entgangen und Leomir wusste sehr wohl, mit welchen einflussreichen Gruppierungen man es sich besser nicht verscherzte. Auch er bezog seine Lebensmittel über die Arboria und als Apothecarius war ihm nur allzu bewusst, wie viel unnötige, unschöne und obendrein gefährliche Arbeit ihm deren Anstrengungen zur Sauberkeit der Unterstadt abnahm. Er folgte ihr zu dem Tisch, an welchem bereits eine zweite Frau – ebenfalls elfischer Rasse – saß und nahm auf einem der freien Stühle Platz.
"Nun, eine Vorstellung ist wohl zuallererst angebracht", ergriff er das Wort, "Ich bin Leomir Eidstett. Mit wem habe ich die Ehre. Und welcher Aufgabe verdanke ich eure Aufmerksamkeit?"

"Ihr habt die Ehre mit der Lady Silva Arboria zu reden. Drittes Rotholz der Familie Arboria", stellte Tierra ihre Herrin vor. Die Elfe war kurz aufgestanden, um die Stühle der beiden Neuankömmlinge zurecht zu rücken. Die Nase der Elfe zuckte leicht. Mit solchen Leuten gaben sie sich jetzt also ab. Der Mann sah ja mehr als nur rau und ungeschliffen aus. Mit so einer Narbe, die vermutlich von Verbrennungen oder Verätzungen herrührte... War ja nicht unbedingt eine Auszeichnung seiner Fähigkeiten als Alchemist. Aber wenn Silva sagte, dass der Mann sein Handwerk verstand, dann würde das so sein.
"Ich habe mir die Freiheit genommen unterdessen etwas zu trinken für den Herren und Euch zu bestellen. Euer Lieblingsbier. Und eines für den Herren", merkte Tierra weiterhin an, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Ihre Hände fuhren unter die Tischplatte und förderten hilfreich die verschiedenen Lebensmittelproben zutage. Fein säuberlich in einer Reihe aufgestellt wirkten die Glasphiolen wie glitzernde Soldaten. Die Elfe bemühte sich um ein Lächeln in Richtung des Menschen und schob die Glasphiolen in die Mitte des Tisches.

"Danke, Tierra." Silva betrachtete einen Moment die glitzernden Flaschen, die sich nur durch ihren Inhalt voneinander unterschieden. Dann huschte ihr Blick noch einmal durch die Umgebung, sicherstellend, dass niemand der Umstehenden sich zu sehr um ihre Geschäfte kümmerte. Es war nicht ungewöhnlich für die Arboria, die Ratte als Treffpunkt zu wählen - es erparte einem die Unannehmlichkeiten, welche das persönliche Einladen dreckigerer Herrschaften in das eigene Haus nun einmal mit sich brachte, man wollte den Weiden die Arbeit ja auch nicht ZU schwer machen - aber dennoch war eine geschäftliche Unterredung immer mit einem gewissen Lauschrisiko verbunden.
Silva neigte sich leicht auf dem Tisch vor, damit sie mit leiser, wenngleich nicht offensichtlich verschwörerischer Stimme reden konnte. "Dies sind Proben unserer Lebensmittel und Luxusartikel. Wir haben sie heute aus einem konkurrierendem Lagerhaus entwendet und Grund zur Annahme, dass diese Gesellschaft sie mit etwas versetzt haben könnte, um unserem Ruf zu schaden. Ihr werdet sicherlich verstehen, dass wir als eine Familie von Namen nur die beste Qualität an den Mann bringen können. Es wäre für unsere geschäftlichen Beziehungen also von Vorteil, wenn ein unabhängiger Experte diese Proben analysieren könnte. Da es sich um ... gewisse Manipulationen handelt, die während der Manufaktur getroffen werden, insbesondere im Hinblick auf die Fleischproduktion, könnt Ihr mir sicherlich folgen, wenn ich sage, dass derartige Dienstgeheimnisse nicht nach außen dringen dürfen. Dafür sind wir bereit, eine ansehliche Menge Silber zu zahlen. Da wir normalerweise keine bedeutenden Lieferungen verlieren, können wir nicht ausschließen, dass der Versuch aus den eigenen Reihen stammt, weswegen wir Eure Unabhängigkeit schätzen und und über Euer unparteiisches Urteil freuen." Sie hob leicht eine Augenbraue, tauschte einen kurzen Blick mit Tierra und sprach dann weiter, "selbstverständlich ist es auch für die Sicherheit der Wohnkaverne unerlässlich, diese Proben zu untersuchen. Sie können besser sagen als ich, was ein mit fragwürdigen Chemikalien versetzes Lebensmittel, das womöglich ins Trinkwasser gelangen könnte, und dazu noch gewisse ... Veränderungen ... erfahren hat, in solch gedrängten Verhältnissen auslösen könnte ..."

Leomir lauschte den Ausführungen der Dame Arboria geduldig, nur ab und zu stumm nickend, um kund zu tun, dass sie ihn nicht mit ihren Ausführungen verloren hatte – nicht, dass die Gefahr bestanden hätte, ihre Sorgen waren von seinem Standpunkt aus gesehen eher trivial – und wartete, bis sie zu Ende gekommen war. Unterdessen griff er sich eine der gläsernen Ampullen und besah sich den Inhalt. Ein Stückchen Fleisch, Ratte vermutlich, Muskelfleisch der Färbung der Fasern nach, an den Rändern aber schon am Ausbleichen und am Verlieren seiner Konsistenz. Lag möglicherweise schon ein wenig länger herum. Was für eine Schande! Jeder wusste doch, dass man eine Ratte am besten direkt briet, nachdem man ihr den Schädel abgeschlagen hatte!
Der Wirt trat an ihren Tisch und stellte zwei Krüge Bier ab, einen vor der Dame, einen vor Leomir. Ohne hinzusehen schob Leomir den Krug zur Seite, griff nach einer zweiten Phiole, zögerte kurz und schob den Krug weiter, der Begleiterin zu, die seine Geschäftspartnerin Tierra genannt hatte. "Sagt, Lady Silva, ihr habt nicht zufällig einen konkreten Verdacht, mit welcher Art von Substanz diese Proben versetzt worden sein könnten?", erkundigte er sich. Nicht, dass er ernsthaft mit einer positiven Antwort gerechnet hätte. Die Leute hatten schlichtweg keinerlei Ahnung, wie Alchemie funktionierte. Oder, ob das, was sie von ihm verlangten, machbar war oder an ein schieres Wunder glich. Seine Frage war also vor allem rhetorischer Natur. Aber man sollte die Hoffnung nie aufgeben. Vielleicht würde eines Tages tatsächlich ein Kunde auf ihn zukommen, der wusste, was er wollte. "Ihr versteht sicherlich, dass es meine Arbeit erheblich erleichtern würde, eure Proben gezielt auf ein spezielles Toxin hin zu untersuchen", erläuterte er die Hintergründe seiner Frage, "Ich kann ansonsten selbstverständlich auch auf eine Reihe von Standardsubstanzen hin testen, aber das wird die Untersuchungen für mich zeitaufwendiger und für euch teurer machen. Ich habe selbstverständlich keine Ahnung, wie dringlich diese Untersuchungen für euch sind, M'lady, aber in Anbetracht der Tatsache, dass wir von verderblicher Ware sprechen, solltet ihr das in eure Überlegungen mit einbeziehen, ehe ihr meinen Auftrag präzise formuliert."

Der Alchemist, der sich als Leomir vorgestellt hatte, hörte ihnen aufmerksam zu. Seine Augen ruhten auf den Flächschen und sein Blick verriet ebenso wie seine intelligenten Nachfragen, dass er von der Materie Ahnung hatte. Silvas Quellen waren also gut. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich hierbei um einen einfachen Scharlatan handelte, verringerte sich mehr und mehr.
Einen Moment dachte Silva über die Frage nach, nickte ihrerseits verständnisvoll. Silber war das Lebensblut Norenfalls. Selbstverständlich war die Verhandlung mindestens so wichtig wie die Tätigkeit an sich. Die Elfe hatte keine Sekunde geglaubt, dass sie das Herz ihres Gegenübers mit moralischen Argumenten hätte erweichen können. Dafür waren sie nicht in der richtigen Stadt. Mehrere Tonnen Stein, Scheiße und Elend davon entfernt, um genau zu sein. Aber es war dennoch gut, um ihn einzuschätzen. Bisher erkannte Silva nichts, was ihre Alarmsignale schellen ließ. Doch das musste nichts bedeuten - Tierra war besser darin, weniger emotional und vor allem weniger einfach für idealistische Ziele zu begeistern.
"Das Harmloseste wäre Dämmerpulver", erklärte Silva nach einer kurzen Denkpause, "die Organisation, die das Produkt entwendet hat, spezialisiert sich auf dessen Vertrieb und Herstellung. Es wäre aber ebenso denkbar, dass sie auf denselben Weg an toxische oder berauschende Stoffe gelangt sind. Wir nehmen an, dass dies ein Angriff auf unseren Ruf darstellen sollte, also können hochgiftige oder sofort tödliche Substanzen ausgeschlossen werden. Es muss etwas sein, was einen Skandal hervorruft, aber nicht so verheerend ist, dass man uns Vorsatz vorwerfen könnte. Etwas, was wir plausibel versehentlich in unser Produkt gemischt haben könnten." Sie blickte zu Tierra herüber, die solche langweiligen Themen wie Betriebspraktiken für gewöhnlich länger bei sich behielt als sie selbst. "Was könnte das sein, Tierra?"

"Dämmerpulver erscheint mir zwar wahrscheinlich", begann Tierra und unterbrach sich gleich darauf, um einen Moment lang nachzudenken. Ihr Fuß wippte auf und ab, während sie geistesabwesend den Alchemisten anstarrte. Da gab es einige Möglichkeiten. Und vermutlich noch die eine oder andere Substanz, die ihr trotz ihrer Bemühungen immer auf dem aktuellen Stand zu bleiben unbekannt geblieben war. Die Möglichkeiten waren stark begrenzt. Es durfte nichts sein, was sofort wirkte, da sonst eine Flächenwirkung ausblieb. Es musste etwas sein, was mindestens höheres Unwohlsein verursachte, damit man die Auswirkung auch mit dem Essen der Arboria in Verbindung brachte. Wegen ein bisschen Magengrummeln stellte sich hier niemand an.
"Mehrere Möglichkeiten, die meiner Ansicht nach einen Test wert wären. Febas-Sporen, Spuren von Rattenschwanz-Blättern und Blut von Karmesin-Schnecken", zählte die Elfe schließlich auf und betrachtete die Proben auf dem Tisch nachdenklich. Alles Dinge, die vermutlich niemanden umbrachten, aber dem Ruf der Arboria massiv schaden würde, wenn man sie im Essen fand. Außerdem Dinge, die sich bei den Arboria fanden und damit eine Möglichkeit gehabt hätten ins Essen zu gelangen.
"Einen Test auf Dämmerpulver erachte ich als unnötig, da das Ergebnis ohnehin positiv sein wird", schloss sie schließlich. Das war eine Droge. Wenn jemand bei den Nachtschatten sich noch nicht selbst alle Gehirnzellen weggeballert hatte, dann hätten sie etwas davon dem Essen beigemischt. Machte den Verkauf der Droge leichter.
"Ihr werdet außerdem feststellen, dass die Waren sich länger halten als gewöhnlich. Auch wenn die Siegel nun gebrochen sind. Ich muss Euch darauf hinweisen, dass Nachforschungen in dieser Richtung nicht zu empfehlen sind", wandte sich Tierra nun schließlich vollends an den Mann am anderen Ende des Tisches. Das war ein wohlgehütetes Geheimnis der Arboria. Sie selbst wusste nicht darüber Bescheid, sofern es sie nicht selbst involvierte. Und die Arboria hüteten es eifersüchtig. Vermutlich eine Entwicklung des alten Herrn Arboria.
"Das wäre alles."

Die beiden Damen schienen tatsächlich Ahnung von der Materie zu besitzen! Leomir war positiv überrascht. Das mochte seine Arbeit tatsächlich vereinfachen. Er lauschte den Ausführungen beider Frauen – der Herrin wie der Dienerin – und begann unterdessen bereits, im Kopf einige Zahlen zu überschlagen. Die Nachweise an sich wären simpel, aber einige der notwendigen Ingredenzien waren kostspielig und die Versorgung hier unten mit dererlei alles andere als zuverlässig. Es würde den Arboria sicherlich nicht gefallen, aber seine Dienste hatten nun mal ihren Preis. Er nickte beiden zu, nachdem die Dienerin, die von ihrer Herrin als Tierra angesprochen worden war, geendet hatte, kratzte sich an seinem vernarbten Hals und verblieb noch eine Weile stumm, der Blick abwesend.
Schließlich erhob er die Stimme: "Wenn ihr wirklich sicher gehen wollt, meine Damen, kann ich euch anbieten, eure Proben auf sämtliche hier unten unproblematisch zugänglichen Toxine zu testen, dazu auf die drei häufigsten Krankheitsstämme, mit denen sie infiziert sein könnten. Das schließt nicht aus, dass nicht etwas Exotischeres hinein geschmuggelt wurde, aber dafür wäre in jedem Fall ein fähiger Alchemist vonnöten gewesen. Solche Tests kosten mich eine Woche Arbeit und ich benötige etwa ein halbes Pfund der Proben. Dafür verlange ich..." Er nannte einen Preis, der etwa dem entsprach, was er selbst den Arboria in einem vollen Jahr für die Versorgung mit Nahrung zahlte. Zwar wusste er nicht, von welcher Menge kontaminierter Nahrung die beiden Frauen hier sprachen, doch wenn es nur einige Kisten waren, dann würde dieser Preis den schieren Wert der Ware übersteigen. Unwahrscheinlich also, dass sie sich darauf einlassen würden. Aber Leomir hatte auch keinerlei Interesse daran, ihnen die Option schmackhaft zu machen. Er konnte sich bedeutend Interessanteres vorstellen, als eine Woche lang verdorbenes Rattenfleisch zu analysieren.
"Wenn ich mich dagegen darauf beschränke, allein auf die drei genannten Substanzen zu testen – und vielleicht zusätzlich noch auf Dämmerpulver – dann könnte ich bis morgen Abend einen Bericht vorlegen", fuhr er fort, "Dafür würde ich zwei Unzen Silber verlangen. Aber ob das für eure Belange ausreicht, meine Dame, müsst selbstverständlich ihr wissen."