GQ - [Die MSG]

"Brynjolf Windfreund hat sich um mich gekümmert. Anscheinend hatte ich einen leichten Anfall von Gehirnverschüttung."
"Gehirnerschütterung, Amun von den Wolkenbergen."
Der Avior machte eine Geste mit den Händen, die in allen Sprachen der Welt ausdrückte wie egal ihm der exakte Begriff war.
"Tempel? Was für ein Tempel? Wo ist dieser Tempel?"
Manchmal fragte sich Amun, was Tristan hier bei ihnen tat. Er glaubte nicht an die Göttinnen, trotz des Mals und ihre Mission war ihm anscheinend auch egal.
"Und wer war dort bei diesem Tempel? Der Eisbärmann? Der Schattenhafte?"

Wieder kehrte das Stirnrunzeln auf das Gesicht der Kriegerpriesterin zurück.
"Bei den Göttern", murmelte sie. Sie erkannte die Spuren von Fesseln, wenn sie diese sah. Ernst blickte sie dem Jungen ins Gesicht. "Was ist geschehen?", fragte sie mit einer Stimme, die Seen hätte gefrieren können. Wer tat einem Knaben so etwas an? Und wieso ging er so locker damit um? Das war doch nicht normal!

Ihr Blick war irgendwie unheimlich und dementsprechend verschwand auch Zeckkers selbstsicherer Ausdruck wieder ein wenig und er sah lieber auf sein Essen herunter, als ihr stand zu halten.
"Das eine wirklich kuriose Geschichte, wahrscheinlich würdet Ihr sie kaum glauben, aber es ist wirklich zu hundert Prozent die Wahrheit!", versicherte er, ehe er kurz überlegte, wie er es am besten erzählen wollte.
"Ähm.. ich war mit meinem Vater gerade dabei, Waren einzusortieren, als auf einmal alles schwarz wurde, ja? Ich wusste überhaupt nicht, was los war, aber auf einmal war ich gefesselt in so einer Art Keller. Das war wirklich schrecklich, weil ich überhaupt nicht wusste, was die von mir wollten und es war kalt und unbequem und als sie dann auch noch den Finn reingebracht hatten und wir nicht einmal miteinander reden durften, weil die uns sonst die Zungen abgeschnitten hätten, da hatte ich kurz schon ein wenig mit der Furcht zu tun. Aber na ja. Anscheinend war Finn so eine Art Magiekundiger und wir sind auf einmal einfach durch den Boden hindurch in die Kanalisation gestürzt. Dabei haben wir auch unsere Kleider verloren, was echt schade ist, das Hemd war eins meiner Besten! Wir dachten erst, dass wir nie wieder rauskommen, aber dann tauchte wie aus dem Nichts ein total seltsamer, unheimlicher Kerl auf, der uns in eine Bibliothek brachte und uns diese uh.. Kutten hier schenkte. Die Leute dort haben sehr viel seltsames Zeug geredet und es war unglaublich dunkel, aber dann haben sie mich wieder in die Stadt gebracht und jetzt.. bin ich hier und der Wirt behauptet, mein Vater sei schon gegangen. Witzig, oder?"
Er lachte leicht auf, aber da er sich damit nicht einmal selbst wirklich überzeugen konnte, erstarb es schnell wieder und er nahm lieber noch einmal einen grossen Löffel.

Wie elektrisiert fuhr Eve bei dem Namen "Finn" zusammen. Das konnte doch kein Zufall sein... Dieser Junge war entführt worden und war bei jemandem, der den gleichen Namen trug wie jemand, von dem sie wusste, das er ebenfalls entführt worden war.
"Sag... Dieser Finn hat nicht zufällig etwas über sich oder seine Reisegruppe erzählt? Und in dieser Gruppe war nicht zufällig ein Avior und ein Katzenmensch?"
Sie schluckte. Nein, das konnte kein Zufall sein. Zyn musste ihre Wege gelenkt haben... Offenbar war ihre Eingebung, sowohl der Gruppe, als auch diesem Jungen helfen zu wollen, richtig gewesen.

Zeckker liess sich diesmal Zeit mit der Antwort.
Avior, Avior, was war das denn noch einmal schon wieder.. Er kannte das Wort, aber ah. ahhh..
"Nun, er sagte, er wäre mit einem Vogelmenschen und einem Schmied unterwegs gewesen und ich sollte denen, wenn ich sie finden sollte, eine Nachricht von ihm überbringen. Ich wollte eigentlich noch nachfragen, ob die vielleicht auch hier vorbei gekommen sind, aber nachdem der Wirt eh schon nur so Blödsinn erzählt, war mir irgendwie nicht mehr danach.."
Er zuckte mit den Schultern und löffelte den Rest vom Essen weg.
"Wieso, sucht Ihr auch nach ihnen?"

"Nicht direkt", antwortete Eve. "Zyn sei Dank hast du sie gefunden. Das heißt... Den Avior, den Vogelmenschen, habt Ihr gefunden. Er befindet sich in diesem Gasthaus. Er ist verletzt worden. Der Rest der Gruppe... Nun, einer ist verschwunden und zwei andere sind in Gewahrsam der Priester im Tempel."
Im Tempel. Welch präzise Aussage, wo es hier doch zwei geben sollte. Doch ihr fiel beim besten Willen nicht mehr ein, wie sie ihre Göttin genannt hatten. Wozu auch? Namen falscher Götter brauchte man nicht.
"Ich wollte den Avior besuchen, denn ich hatte der Gruppe meine Hilfe angeboten. Leider stellte sich herraus, das sie Schuld am Tod eines Paladins waren."
Ihre Stimme klang seltsam, als sie die letzten Worte sprach, als wenn sie selbst nicht an deren Wahrheit glaubte.

"Ah ja.. dass die Reija-Priester gerade sehr aktiv und streng sind, ist uns auch aufgefallen", bestätigte Zeckker. "Es ist wirklich seltsam, was in dieser Stadt gerade vor sich geht. Sie haben wirklich einen von ihnen getötet? Also so richtig? Wieso das denn?"
Er blickte sie verwundert an. Wenn diese Leute solche Dinge taten, war es vielleicht doch nicht so verwunderlich, das Finn lieber in der Bibliothek geblieben war. Zu Mördern zurückkehren.. da hätte er genauso gut bei den Entführern bleiben können.
"Aber in dem Fall.. falls Ihr sie noch einmal sehen solltet, hm.. zumindest den Avior.. Sagt ihm doch, dass Finn in der Bibliothek geblieben ist und es ihm da gut geht. Er war der Meinung, dass es ihm dort besser ergeht, als wenn er hierher zurückkommt. Wenn seine Reisegruppe aus Mördern besteht, verstehe ich das auch irgendwie."

"Ich war nicht dabei, als der Paladin starb, daher kann ich nicht sagen, in wie weit das tatsächlich der Fall war, oder warum sie ihn getötet haben. Auf mich machten sie jedenfalls nicht den Eindruck von Mördern. Und sie haben Finn gesucht. Der Ältere unter ihnen, der nun in der Obhut der Priester ist, machte auf mich einen sehr besorgten Eindruck."
Sie schwieg einen Moment.
"Die Entführer hatten die Gruppe aufgesucht. Der Avior hat sein Leben riskiert, indem er sie angegriffen hatte."
Ihre Stimme ließ erahnen, das sie sich nicht sicher war, was sie von Finns Freunden halten sollte.
"Wenn der Avior bereit ist, mit mir zu sprechen, könntet ihr mitkommen und es ihm selbst ausrichten."

"Hm. In Ordnung", bestätigte Zeckker. "Dann machen wir das so."
Dann konnte er auch noch ein wenig mehr Zeit schinden. Sich vielleicht sogar in das andere Zimmer stehlen und selbst von der Richtigkeit der Worte überzeugen.
"Danke auf jeden Fall für das Essen. Mir geht es schon viel besser und wärmer ist mir auch."
Eigentlich war er ja schon gespannt darauf, so einen Vogelmenschen richtig und von nahem zu sehen. Wenn die anderen in der Obhut der Priester waren, konnte er ihnen auch nicht helfen. Aber es spielte bestimmt keine Rolle, wem er die Nachricht überbrachte.

Neythani hockte immer noch hinter dem Schrank. Lichtschein drang durch die Tür in diesen Raum, Aldred war in die Halle gegangen, wo die Soldaten gestorben waren, um nachzusehen, was da los war. Dann hörte sie wie jemand wieder zurück kam und urplötzlich wurde es dunkel. Zum glück konnte sie auch im Dunkel sehen. Ängstlich schielte sie aus ihrem Versteck heraus und entdeckte Aldred, der vor der geschlossenen Tür stand.

"Keine Ursache, Junge."
Sie lächelte wieder.
"Vielleicht werde ich einmal Eure Hilfe benötigen. Kann ich mir dieser Gewiss sein, sollte es jemals dazu kommen?"
Ihre Stimme klang freundlich bei dieses Frage, doch insgeheim lag Eve viel an seiner Antwort. Es mochte sein, das dieser Knabe jetzt noch keinerlei Bedeutung hatte, doch wer weiß, was aus ihm mal werden würde. Und vielleicht war es nützlich für Eve. Es war nie schlecht, wenn jemand einem einen Gefallen schuldete.

"Na ...Nein, nicht der Kerl mit dem Eisbär. Der ... Trevin. Trevin heisst er. Muss da irgendeine Mission erfüllen..."
Er fuhr sich durchs Haar.
"Und Tempel ... Keine Ahnung. Ich kann mir die Namen dieser komischen Göttinnen nicht wirklich merken. Nichts für ungut aber ich beschäftige mich noch nicht allzulange damit. Aber solltest du nicht besser im Bett bleiben?"

Zeckker hob die Schultern an.
"Ja, sicher doch."
Was war schon gross dabei? Die Frau sah sehr selbstständig aus und wenn sein Vater ihr das Geld zurück gezahlt hatte, dann würde er sie wahrscheinlich nie wieder sehen. Und selbst wenn, was sollte er schon tun. Ihr einen Kübel Wasser schleppen? Kaum etwas Grosses.
Er erhob sich langsam und sah sich kurz um.
"Na ja, aber ich sollte jetzt schauen, wo sich mein Vater aufhält, nicht dass er sich noch zu sehr Sorgen machen muss. Aber ich bin bald zurück, versprochen."

"Ja, ich sollte das", krächzte Amun, dessen rechte Kopfhälfte immer noch eine fleischige Wunde zeigte, die allerdings sauber vernäht war: "Aber ich werde nicht hier liegen bleiben. Ich habe...eine Schuld zu begleichen. Trevin hat den Tempel gefunden, ja? Muss der Tempel der Yragona sein, Göttin des Schattens. Den hatten wir gesucht, heh."
Der Avior stellte beide Füße auf dem Boden des Zimmers ab und schwankte kurz. Deria, gib mir Kraft! Es galt einen gewaltigen Verrat zu sühnen und hier musste es beginnen! Mit einer Hand griff Amun nach der Maske des Sturmkönigs und setzte sie auf. Immerhin sah man damit die Wunde nicht mehr, auch wenn sie sehr auffällig war. Aber er war ein Avior, er war so oder so auffällig. Speer und Kurzbogen, mitsamt Köcher auch wenn die meisten Pfeile bei seinem Sturz verloren gegangen war, lehnten im Zimmer an der Wand. Für den Moment musste Amun den Speer eher als Stütze gebrauchen denn als Waffe, aber er raffte sich dennoch auf.
"Wir gehen, Tristan. Führen wirst du mich. Zu der Stelle, wo du Trevin gesehen hast."

"Ich bin mir nicht sicher, wie lange es dauern wird, bis der Avior bereit ist, mich zu empfangen. Daher kann es sein, das ich schon fort bin, wenn du wieder kommst, oder ich auf dem Zimmer bin und der Wirt dich nicht dort hin lässt."
Ausdruckslos betrachtete Eve den Jungen.
"Ich will dir natürlich nichts vorschreiben. Du bist mir und dem Vogelmann schließlich nicht verpflichtet, aber wenn du ihn sehen und deine Botschaft überbringen möchtest, dann solltest du wartet."

Zu behaupten, Aldred 'stünde' an der soeben ins Schloss geworfenen Türe, wäre grob vermessen gewesen. Vielmehr kauerte er an dieser, kraftlos an dem harten, rauen Holz lehnend, sich mit dem Rücken abstützend um nicht einfach zu Boden zu rutschen. Alles, was sonst an Kraft, Standhaftigkeit, Haltung in ihm steckte war verschwunden, war der blanken Panik gewichen.
"Topan, schütze mich!", wimmerte er leise, mit brüchiger Stimme vor sich hin, während Tränen, die er nicht einmal bemerkte, seine Wangen herab liefen, "Rette deinen ergebensten Diener, Herrin der Winde! Trage mich fort von hier. Halte deine Hand über mich und diese Kreatur fern von mir." Dass er sich nicht allein in der Dunkelheit befand, dass Neythani irgendwo ganz in der Nähe sein musste, hatte er in diesem Moment glatt aus seinem Bewusstsein verdrängt.

"Ach, der dumme, verlogene Wirt!", schnaubte Zeckker, setzte sich dann aber wieder hin. Ja, ja. Würde nicht lange dauern, bestimmt nicht. Würde er noch kurz warten. Aber was war, wenn der Wirt gar nicht gelogen hatte? Aber nein, das konnte gar nicht sein. Aber wieso hätte sich sein Vater von der Wirtschaft abmelden sollen, wenn nicht, um die Stadt zu verlassen? Das machte doch alles keinen Sinn.
"Gibt es hier noch viele andere Gasthäuser? Vielleicht welche mit besserem Inventar?", fragte er Eve hoffnungsvoll.

Ernsthaft?! Er war gerade aus diesem verrückten Labyrinth entwischt und der olle Vogel wollte da wieder hin? Da liefen doch nur Irre rum!
Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
"Darf ich wenigstens vorher nen anständigen Wein trinken?", fragte er wenig begeistert.

"Nein. Ja. Natürlich. Entschuldigung", verhaspelte sich Amun. Wann hatte er zum letzten Mal etwas gegessen? Es war etwas länger her, so viel war klar. Der Rest war irgendwie in der Schnelle des Moments untergegangen. Nachdenklich klopfte sich Amun an den Schnabel. Wie viel Zeit war vergangen, seitdem es ihn außer Gefecht gesetzt hatte? Zumindest war wohl noch der selbe Tag. Man hätte ihm bestimmt gesagt, wenn er einen ganzen Tag verschlafen hätte.
"Ja. Kommt. Wir essen etwas. Ich zahle."
Den Speer immer noch als Stütze missbrauchend stiefelte Amun die Treppe hinunter und ließ sich an der Theke auf einen Hocker fallen. Tristan setzte sich neben ihn. Amun klopfte mit einer Münze auf die Theke.
"Etwas zu essen für uns beide und einen Wein für den Windfreund bitte."

"Nicht, das ich wüsste", beantwortete die Priesterin Zeckkers Frage. "Aber ich bin auch erst heute in diese Stadt gekommen und kenne mich..."
Sie stockte, als ihr Blick auf die beiden Gestalten fiel, die die Treppe herunter kamen. Der Arvior war auf Grund seines Federkleides auffällig genug, um ihn zu erkennen und auch der Andere kam ihr bekannt vor, auch wenn sie ihn nur kurz gesehen und kaum auf ihn geachtet hatte.
"Ah, da ist der Vogelmann, den wir gesucht haben", meinte sie dann lächelnd, bevor sie sich erhob und zu Amun und Tristan ging.
"Ah, Avior. Ich bin froh, das es Euch schon besser zu gehen scheint." Sie deutete eine Verbeugung an. "Verzeiht, das ich Euch störe. Ich weiß nicht, ob Ihr Euch an mich erinnert, ich hatte Euch dort auf der Straße geholfen."

"Verzeihen müsst Ihr, dass mein Gedächtnis ein wenig vernebelt ist. Nicht alle Tage wird man von einem Pferd in den Kopf getreten", entschuldigte sich Amun, während der Gastwirt ein paar Kanten Brot, mitsamt deftiger Wurst und einigen Stücken Käse vor den beiden abstellte. Der Wirt drehte sich zu seinem Suppentopf um, um den beiden eine Schale einzufüllen. Amun machte eine Geste in Richtung des Barhockers.
"Stören tut Ihr nicht. Setzt Euch. Auf Neuigkeiten meiner Gefährten brenne ich. Falls Ihr etwas bist, wäre ich dankbar für Euer Wissen. Möchtet Ihr ein Stück?" Der Avior deutete auf den Teller und schob ihn ein wenig in Richtung der Frau.

"Nein, danke", wehrte Eve das Angebot des Aviors ab, setzte sich aber zu ihnen. Ihr Gesicht verfinsterte sich. "Ich habe von euren Freunden zu berichten. Allerdings nichts schönes. Sie sind Beide in die Fänge der Paladine gelangt..." Sie senkte den Blick, als fühlte sie sich schuldig. "Mich hatten sie auch gefangen, doch dank göttlichen Eingreifens halten sie mich für von ihrer Göttin gesegnet. Eure Freunde jedoch wurden von übler Magie niedergeschlagen und für Schuldig am Tod eines Paladins befunden."
Sie deutete dann auf den Jungen, dem sie ein Essen spendiert hatte.
"Dieser Knabe kann Euch erzählen, was mit eurem entführten Freund, Finn, geschehen ist." Sie wandte sich direkt an Zeckker. "Komm her. Erzähl ihnen, was du weißt."

Zeckker sass noch auf seinem Platz und musterte den Avior mit grossen Augen. Er hatte schon viel von ihnen gehört und gelesen, aber selbst einen gesehen hatte er noch nie so direkt. Und gerade aus der Nähe wirkte dieser sehr faszinierend. Es war tatsächlich ein riesiger, sprechender Vogel! Das war echt ungewohnt.
Er erhob sich und trat zu ihnen, unterdrückte dabei den Drang, die Federn des Aviors anzugrabschen.
"Ich bin Finn unter relativ seltsamen Umständen begegnet und am Ende standen wir in einer unglaublich seltsamen, düsteren Bibliothek voll mit gesichterlosen Gruselkerlen. Ich bin mir immer noch nicht so sicher, ob es wirklich keinen Haken an der Sache gab, aber sie haben uns doch immerhin dieses Zeug hier zum anziehen gegeben, weil wir halt ziemlich nackt waren, als sie uns gefunden hatten."
Er machte eine kurze Pause. Wollte er eigentlich nicht schnell zum Punkt kommen?
"Ähm, auf jeden Fall hat sich Finn entschieden, in dieser Bibliothek der äh.. Yragona war es, zu bleiben. Und ich soll Euch mitteilen, dass es ihm dort angeblich gut geht und Ihr Euch nicht mehr um ihn kümmern müsst."

"Mich freut es, eine Nachricht von ihm zu erhalten", antwortete Amun, der seinen Teller davongeschoben und sich zu dem Jungen gedreht hatte. Die Bibliothek der Yragona? Davon hatte er noch nie gehört. Wo waren dieser Junge und Finn bloss gewesen? Und die Möglichkeit, dass man ihn anlog, blieb weiterhin bestehen. Die beiden hier vor ihm hätten nichts davon, zumindest keinen Nutzen den Amun hätte erkennen können, aber das musste nichts heißen. Menschen waren immerhin verrückt. Die Nachricht über Neythani und Aldred war allerdings erst einmal wichtiger. Die beiden waren in direkter Gefahr und Finn konnte er so oder so nicht helfen.
"Heh."
Kurz hob Amun die Maske des Sturmkönigs um sich am Schnabel zu kratzen. Das war eine verzwickte Lage.
"Wisst Ihr nicht, was mit Neythani und Aldred geschehen ist?", wandte er sich schließlich an die Frau: "Gefangen sind sie immer noch?"

Die Priesterin brauchte nicht lange, um zu verstehen, das Neythani und Aldred die Namen ihrer beiden Gefährten gewesen war. Sie nickte bedauernd.
"Ja, sie sind noch gefangen. Ich habe leider nicht mitbekommen, was mit ihnen geschehen soll." Sie zögerte einen Moment. "Was ich jedoch mitbekommen habe, ist, das die Priester der Reija glauben, ihre Göttin in diese Welt holen zu können. Sie sagen, schon morgen könnte es der Fall sein. Für Eure Freunde würde das bedeuten, das sie ein noch größeres Problem haben werden, als die Reine Gefangenschaft, denn die Hohepriesterin, mit der ich hatte sprechen dürfen, meinte, das alle ihre gerechte Strafe bekommen würden."
Der Tonfall, mit dem Eve sprach, ließ erkennen, das sie keine große Meinung von den Reijapriesterinnen hatte, ja, diese sogar irgendwie zu verachten schien.