GQ - [Die MSG]

Im Nachhinein hätte Amun nicht gewusst, warum er seine Aufgabe Aldred anvertraut hatte. Wie sollte der ihm schon helfen können? Er war kein Magier. Trotzdem flackerte für einen Moment Zorn im Blick Amuns auf und der Avior nahm eine Kampfhaltung ein, die Flügel auf ihre volle Spannweite ausgestreckt, den Kopf leicht nach vorne gebeugt und die Krallen zu beiden Seiten vom Körper weg. Gleich darauf fiel die Gestalt des Avior zusammen und er brachte nur ein leises Entschuldigung hervor.
Es war nicht Aldreds Schuld, dass sein Land von einem Daimon heimgesucht wurde. Und es war nicht Aldreds Schuld, dass auch die Priester keinen anderen Rat wussten als zu den Göttinnen zu beten. Amun hatte genug von den Göttinnen! Sie brauchten Hilfe? Sollten sie erst einmal selber einen Finger rühren, um zu helfen!
"Antworten im Tempel der Reija, heh? Werde... mitkommen. Zum Tempel. Keine Antworten, kein Amun. Brauche Antworten. Nicht mehr Fragen."

Finn legte sein Buch zur Seite, als Geralt wieder zurückkam Etwas hilflos starrte er auf den Stapel auf dem Boden. Er hatte unter der Decke nichts an und irgendwie war es ihm unangenehm, einfach so aufzustehen, während Geralt im Zimmer war. eigentlich hätte er daran gewöhnt sein sollen, schliesslich hatte er sein Zimmer den Grossteil seines Lebens mit anderen Waisen teilen müssen. Doch Finn hatte immer das Bett in der hintersten Ecke des Saales belegt, wo er an einem kleinen Fenster im Mondeslicht auch in der Nacht hatte lesen können. Die Waschtage hatte er auch nie ausstehen können. Also rutschte er jetzt umständlich zum rand des Bettes, die Decke immer über dem Körper und darauf bedacht, keine zu schnellen Bewegungen zu machen, weil er nicht wusste, wie sehr er seinen Bauch schon belasten konnte. Die Decke liess er über die Kleider gleiten und hob sie dann hoch. Vorsichtig zog er seine Hosen an und schob dann erstmals die Decke hoch, um die Wunde zu betrachten. Wegen des Verbandes konnte man nichts erkennen und er traute sich nicht, ihn abzunehmen, doch seine vorsichtigen Tastbewegungen verursachten auf jeden Fall keinen Schmerz. Nachdem er sich so versichert hatte, dass es wohl in Ordnung wäre aufzustehen, griff er nach seinem Wams. Er stellte überrascht fest, dass es nicht seines war, sondern ein weisses Lederwams, das wohl von den Mönchen stammte. Doch wenn er es sich recht überlegte, war es nur logisch. Sein altes Wams hatte wahrscheinlich einen riesigen Schnitt vorne und war ganz blutverkrustet. Er zog sich das Kleidungstück über und betrachtete seinen Mantel kurz. Hier war es eindeutig zu Warm für ein solches Kleidungsstück, also stopfte er ihn zusammen mit seinem Buch in die Umhängetasche. Nachdem er auch noch in seine Stiefel geschlüpft war, wandte er sich an Geralt.
"Können... können wir einen dieser Mönche suchen? Ich möchte sie wegen... der Wunde fragen, ob sie mir noch diese Paste geben können?", fragte er ihn und hob vorsichtig die Tasche über seinen Kopf, penibel darauf bedacht, damit nicht in die Nähe der Wunde zu kommen.

Als Alexander nach dem Bibliothekar suchte, registrierte er auch Kazeels Anwesenheit, jedoch kümmerte er sich nicht weiter um ihn. Dass er die passende Karten hatte, bemerkte Alexander nicht.
Nach wenigen Momenten fand er dann auch schließlich den Bibliothekar. Sofort begab sich Alexander zu diesem. Er war ein Grindyl-Mann, dessen Rücken von der Last des Alters schon gebeugt hatte. Zwar lief er nur langsam, sprach langsam und allgemein tat er alles auf eine langsame und ruhige Art und Weise, jedoch erledigte er seine Aufgaben gewissenhaft. Sein Name war Fabio. Besorgt bemerkte Alexander, dass die Hände des alten Mannes zitterten. Wahrscheinlich würden die Göttinnen ihn bald zu sich holen.
Aus Respekt verbeugte Alexander sich vor ihm. "Es tut mir leid euch belästigen zu müssen, jedoch brauche ich eure Hilfe. Die Fremden, welche ich hier her gebracht habe, und ich selber wurden vom Hohepriester auf eine Mission geschickt, allerdings kenne ich leider nicht den passenden Weg" begann er schließlich. " Wisst ihr vielleicht, wo die Karten zu dem alten, verlassenen Tempel der Reija sind?" Ruhig hatte Fabio Alexander zugehört. Er musste einige Momente nachdenken, doch dann nickte er schließlich und antwortete :" Ich weiß wo die Karten sind. Doch bevor ich sie dir zeige, tue einem alten Mann einen Gefallen. Warum wurdet ihr zum Tempel geschickt?" Alexander zögerte - er wusste nicht wie viel er preisgeben durfte. Doch schließlich entschloss er sich dazu, dem Bibliothekar die Wahrheit zu sagen :" Schwarze Reiter sind aufgetaucht..nein schwarze Reiter ist nicht der richtige Begriff für sie. Es sind Monster - vielleicht sogar Dämonen. Sie sind zahlreich und stark, jedoch wäre das eigentlich nicht von allzu großer Bedeutung..allerdings jagen sie die Göttinnen." Für einen Moment war auf Fabios Gesicht Erschrecken zu sehen, bevor sich die Augen schlossen. Langsam nickte er und meinte :" Was du von dir gibst, hört sich geheuerlich an, allerdings glaube ich dir Alexander. Nun folge mir, du sollst nicht noch länger aufgehalten werden!" So schnell wie seine alten, müden Beine ihn trugen, brachte Fabio Alexander zu den Karten.
Nicht mehr als ein paar Minuten brauchten sie, um zu dem Standort der Karten zu kommen. Doch dort stand schon Kazeel und er schien in ein Buch vertieft zu sein. So energisch wie Fabio konnte, lief er zu ihm. "Gib mir das Buch, Junge" sagte er. Offensichtlich erkannten seine schwachen Augen nicht, dass sein Gegenüber ein Grindyl war - was natürlich etwas komisch war, da Fabio ja selber dieser Rasse angehörte. " Wir benötigen es dringend, also bitte gebe es!" fügte Fabio noch mit etwas Kraft hinzu.

Kazeel sah von dem Buch auf, als der Bibliothekar ihn ansprach.
"Ich benötige es ebenfalls," erklärte der junge Novize mit der hohen Stimme, die seiner Rasse eigen war und mit dazu beitrag, daß seinesgleichen von unkundigen gelegentlich mit Kindern verwechselt wurden. "Und zwar für einen Auftrag, den mir Yragona persönlich erteilt hat."
"Oh verzeih, ich habe dich nicht erkannt," sagte der alte Grindyl, als er Kazeel am Klang seiner Stimme erkannte. "Allerdings ist unser Anliegen ebenfalls von hoher Wichtigkeit." Kazeels Begründung, warum dieser das Buch benötigte, stellte er keinen Moment lang in Frage. Einem Bewahrer dieses Alters fiel es nicht schwer, herauszufinden, ob ein Novize die Wahrheit sprach oder nicht. Und davon einmal ganz abgesehen würde es ohnehin keinem Grindyl in den Sinn kommen, eine solche Geschichte einfach zu erfinden.
Kazeels Blick fiel nun auf den Menschen, der hinter dem Bibliothekar stand, und er erkannte ihn als einen von denen, die die dunkle Sucherin erwähnt hatte. "Ich verstehe. Ihr seid der Mensch, der zum Tempel der Reija reist?" Es klang mehr wie eine Feststellung. "Mein Weg führt mich ebenfalls dorthin." Er schloß behutsam das Buch und reichte es Fabio. "Erlaubt mir, mich Euch anzuschließen."

Aldred hatte dem Rest der Gruppe keinen Treffpunkt genannt, an den sie kommen sollten sobald sie reisefertig waren, doch der Innenhof des Klosters gab den vernünftigsten Ort hierfür her. Als der Schmied ins Freie trat war von den leichten, weichen Kleidern, die er noch in Finns Kammer getragen hatte, nichts mehr zu sehen. Sie mochten bequem und angenehm zu tragen gewesen sein, aber zum einen gehörten sie den Mönchen des Klosters und zum anderen waren sie so gar nicht für die Straße geeignet. Stattdessen trug er wieder die Kleider, mit denen er hier angekommen war: feste Wolle und starke Leinen, Leder hier und da. Ein paar der Flicken und Nähte waren neu: die Mönche hatten seine Kleidung nicht nur gewaschen, sondern auch gerichtet wo sie es nötig hatte. Und nach den Ereignissen der letzten Tage war dies an zahlreichen Stellen der Fall. Über alles hatte er das Kettenhemd geworfen, das man ihm im Dorf gegeben hatte. Den Wagen wollte er den Dörflern wieder zukommen lassen, aber Rüstungen würden sie dort in nächster Zeit wohl kaum brauchen. Eher Männer um sie zu tragen. Es bereitete Aldred wenig Unbehagen, die Eisenringe zu behalten. Er würde sie nötiger haben.
Aldred fand den Hof leer vor, sah man von einigen Hühnern ab, die im Dreck scharrten. Von den anderen keine Spur, doch er war zuversichtlich, dass sie nicht lange auf sich warten lassen würden. Er hatte ihnen schließlich Aufgaben erteilt, die sie zu erledigen hatten. Ein wenig Zeit würde er ihnen also zugestehen müssen. Schwerfällig ließ er sich auf eine Bank nahe des Tors nieder und stellte den großen Schild, den er ebenfalls aus dem Dorf mitgenommen hatte, am Boden ab. Wartete. Nach außen hin strahlte er Ruhe aus, doch hinter der steinernen Fassade hatte ihn Unruhe erfasst. Er wollte fort von diesem Ort. Nicht allein ihrer Mission wegen. Vor allem wegen Nicole...

Geralt blieb in Finns Zimmer stehen, sah mal auf ihn und mal auf die Wand, wandte sich aber durchaus nicht ab, als Finn sich anzog. Der Sinn dafür ging ihm vollständig ab. Es wunderte ihn, dass der Junge so einen Umstand mit seiner Decke machte, aber er sagte nichts dazu. Das einzige, was er sich genauer besah, war der Verband um Finns bleichen Bauch: kein Blut war darauf zu sehen, und Finn bewegte sich rasch und anscheinend ohne Schmerzen. Das, jedenfalls, war Magie gewesen. Keine derart große Wunde konnte so rasch heilen. Aber das war nicht, was ihn schweigen ließ; Er dachte an eine andere Sache. Er wollte Finn fragen, wohin er wollte. Mit dem Gedanken, einen obskuren Tempel zu suchen, hatte er sich immer noch nicht abgefunden. Nein, er hatte vielmehr schon beschlossen, einen anderen Weg zu suchen, eine sichere Stadt, eine abgelegene Region. Und wenn Finn wollte würde er ihn auch begleiten.
Als Finn sich angezogen hatte stand er auf und fragte nach der Salbe, mit der ihn die Mönche behandelt hatten, und riss so Geralt aus seinen Gedanken. Geralt antwortete nur mit einem kurzen 'Ja' und wandte sich zur Tür. Als er schon die Klinke heruntergedrückt hatte fiel ihm auf, wie sich der Junge mit seiner Tasche abgequält hatte. Rasch drehte er sich noch einmal um. "Die Tasche … Soll ich?"

Iorweth reichte Seline den Beutel, in dem er die Vorräte verstaut hatte. "Bringt das doch schonmal zu den anderen. Ich werde bei der Wäscherei meine Kleidung abholen gehen." Ohne auf Antwort zu warten, stiefelte er los. Als er in dem kleinen Haus ankam, lächelte der Mann. "Eure Sachen sind fertig und liegen dort drüben. Eure Kameraden haben sich ihre Sachen bereits geholt." Iorweth nickte dem Mann zu. Dann holte er seine Kleidung. Alle Kleidungsstücke waren gesäubert und ausgebessert worden. Die Lederrüstung sah aus, als würde sie nicht mehr lange halten. Wenn sie irgendwann mal in einem etwas größeren Ort vorbeikamen, nahm sich Iorweth vor, würde er sich neue Sachen kaufen. Als er sich umzog, untersuchte er seine Waffen. Er hätte den Quartiermeister nach einem Wetzstein fragen sollen, um seine Waffen etwas zu scharfen. Ein Dolch sah etwas schartig aus, konnte aber noch genutzt werden. Als er zurückging, sah er Aldred auf dem Hof stehen und warten. Ruhig trat er zu diesem Hin und lächelte kurz. "Es tut mir leid, wegen vorhin. Mein Vater meinte einst, ich hätte den Charakter des Feuers. Wenn mann nicht aufpasst, sagte er, wird es launisch und irgendwann unkontrollierbar. Aber solange mann es gut behandelt und behütet , ist es leicht zu handhaben."

Finn blickte zwischen der Tasche und Geralt hin und her und schien sich für einen Moment nicht entscheiden zu können, doch dann griff er den Riemen etwas fester und schüttelte kurz den Kopf.
"N... nein, es geht schon", antwortete er nur und griff dann schnell nach der Türklinke, um die Tür zu öffnen und in den Gang hinauszutreten. Es war nicht so, dass er Geralt nicht vertraute, aber er wollte seine Tasche und damit die Bücher darin nicht hergeben, schliesslich hatte er sie eben zurückbekommen. Und ausserdem war sie wegen des Zaubers darauf auch nicht besonders schwer. Und er sollte zumindest seine Sachen selber tragen, wenn er den anderen schon zur Last fallen musste. Geralt konnte schliesslich kämpfen, die Tasche würde ihn nur behindern, also war es besser, wenn Finn sie selbst trug.
Draussen überliess er Geralt die Führung und sie trafen bald einen Mönch, der ihnen den Weg zu dem Grindyl wies, der sich um Finn gekümmert hatte. Dieser schien nicht gerade erfreut darüber, dass sein Patient schon so aktiv war, doch scheinbar hatte irgendjemand ihn schon informiert, denn nach einigen belehrenden Worten reichte er Finn eine kleine Dose aus Keramik und erklärte ihm, dass er die Paste jeden Tag einmal auf die Wunde auftragen sollte. Finn bedankte sich etwas schüchtern und packte diese in seine Tasche. Danach verliessen er und Geralt den Raum des Mönches und der Junge wandte sich im Gang an seinen Begleiter.
"Und wo... wo finden wir jetzt die anderen?"

"Es ist niemand zu Schaden gekommen, oder?", erwiderte Aldred. Das Lächeln des Elfen erwiderte er nicht, vielmehr blieben seine Züge schlaff und ausdruckslos, doch der Ton seiner Stimme machte deutlich, dass Iorweths Ausfall damit für ihn vergeben und vergessen war. "Es muss nicht schlecht sein, ein Hitzkopf zu sein", sinnierte er nach einer kurzen Pause, "Manchmal ist es besser, kurzentschlossen mit dem heraus zu kommen, was man denkt. Aber ebenso oft ist es auch besser, das Feuer in Zaum zu halten. Sonst verbrennt man sich die Finger..."

"Ich weiß nicht. Draußen. Aber …"
Geralt hielt abrupt an und drehte sich zu Finn um. Kurz starrte er ihm unverwandt in die hellblauen Augen, als versuchte er etwas darin zu lesen, aber wenn, dann gelang es ihm offensichtlich nicht.
"Willst du wirklich? Du bist dafür doch … zu schwach. Und es ist gefährlich."
Seine Gedanken auszusprechen hatte Geralt viel Mühe gekostet, und er wusste nicht, was Finn antworten würde. Er hatte sich für die Gesellschaft entschieden, als sie aus dem Dorf hätten fliehen können. Aber das war anders gewesen. Sie waren angegriffen worden. Jetzt wollten sie sich bloß wieder kopfüber in tödliche Gefahr stürzen.
"Ich will nicht …"
Kurz sah er wieder weg, atmete durch, dachte daran, wie er Finn vom Schwert durchbohrt und blutüberströmt im Dorf liegen gesehen hatte. Er war ihm so klein und zerbrechlich vorgekommen. Sein Verstand sagte Geralt, dass sie fast gleich alt sein mussten, aber das wischte er beiseite. Es wollte ihm nicht in den Kopf, den Jungen so zu behandeln wie man ihn behandelte.
"Ich will nicht … dass dir jemand etwas tut … Nicht wieder."

Finn zuckte zusammen, als Geralt aussprach, was er schon die ganze Zeit gedacht hatte. Natürlich hatte er recht. Natürlich war er schwach und es war gefährlich. Und er war verletzt worden und wollte selbst nicht, dass er wieder verletzt wurde. Aber was sollte er tun? Aldred hatte ihm erklärt, wieso sie alle gehen mussten und wieso sie sich nicht irgendwo verstecken konnten. Er biss sich auf die Unterlippe und strich sich über die Wunde am Bauch, wo gar keine Wunde mehr war. Doch er konnte seine Angst nicht niederkämpfen und fast wären ihm die Tränen wieder in die Augen gestiegen, doch er kniff sie zusammen und blickte schnell zu Boden, bevor er wieder zu Geralt blickte.
"Ich... i... weiss. Aber Aldred... Aldred hat gesagt, die... die Schwarzen Reiter... sie würden uns alle jagen", antwortete er schliesslich mit leiser, unsicherer Stimme. "... Ü... überall und i... immer. Und wir würden alle... alle in Gefahr bringen, deshalb müssen wir auch so schnell gehen... gl... glaube ich. Sie würden das Klos... Kloster genau... so zerstören wie das Dorf. Aber wenn... wenn wir zusammen... zusammen sind, da... dann können wir es viel... vielleicht schaffen, oder? Ihr seid alle Krieger, ih... ihr könnt kämpfen. Ist es so nicht am sicher... sichersten?"
Unsicher sah er seinen Freund an. Er wusste nicht, wie dieser jetzt reagieren würde, aber es schien Finn momentan die einzige Lösung sein. Sie konnten nicht weglaufen, aber sie durften doch all diese Leute, die ihnen geholfen hatten, nicht in Gefahr bringen, nur weil sie Angst hatten. Das war einfach nicht richtig.

Nach dem Iorweth Seline den Beutel mit den Vorräten übergeben hatte sah sie sich jedoch nicht veranlasst sofort zu den anderen zu gehen. Stattdessen ging sie auf ihr Zimmer und packte ihre Sachen zusammen. Es dauerte nicht wirklich lange, den viel hatte Seline ja nicht dabei, da ­lohnte es sich nicht zweimal durch das Kloster zu laufen.
Nachdem sie alles gepackt hatte, schwang sie ihren Rucksack auf den Rücken, schnappte sich den Beutel mit den Vorräten und wollte sich auf den Weg machen, doch da viel ihr ein das Aldred ja gar keinen Treffpunkt genannt hatte. Vermutlich würde er am Eingang bei den Klostermauern warten, also ging Seline los, sodass sie kurz darauf den Hof des Klosters erreichte. Dort entdeckte sie auch Iorweth und Aldred. Im ersten Moment war sie ein bisschen überrascht, weil sie die beiden am Eingang vermutet hatte, ging dann jedoch zu ihnen hinüber. Einen Moment lang überlegte sie sich ein Gespräch zu starten, doch beim genaueren Überlegen viel ihr nicht wirklich ein Thema ein über das nicht schon genug geredet worden war oder über das sie gerne sprechen würde. Daher blies sie es bei einem einfachen Nicken.

Ruhig nahm Fabio das Buch entgegen. Er reichte es direkt an Alexander weiter, welcher es in die Hände nahm und schon gehen wollte, jedoch wegen Kazeels Frage stehen blieb. Nach der Frage schaute Fabio kurz Alexander an und antwortete dann: " Richtig, junger Bewahrer. Dieser Mensch hier, wird in der Tat um Tempel der Reija reisen." Er wollte weiter sprechen, aber Alexander schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. Frostig sagte er +:" Ich danke dir für deine Hilfe Fabio, jedoch würde ich gerne alleine mit diesem Grindyl reden. Wenn ihr uns also entschuldigen würdet?" Er verbeugte sich kurz und zog den jungen Grindyl mit sich weg von dem Bibliothekar.
Ein paar Bücherreihen weiter blieb er stehen. " Ich weiß, dass ich mich Fabio gegenüber unhöflich verhalten habe, also schelte mich nicht" meinte Alexander bevor Kazeel etwas sagen konnte. Er schaute ihn einen Moment ruhig an, dann fuhr er weiter: " Jedoch gibt es Momente, da scheint sein Alter seine Auffassungsgabe zu stören." Das war eine offensichtliche Beleidigung, jedoch störte dies Alexander nicht weiter. "Was mich jedoch brennend interessiert ist, woher ihr wisst, dass ich zum Tempel der Reija reisen werde? Und warum wollt ihr mitkommen" fragte Alexander misstrauisch. Er war sich sicher, dass der Hohepriester mit niemanden, außer Aldred, über dieses Thema geredet hatte und Aldred würde es mit Sicherheit nicht weitererzählen. Bei den anderen war er sich nicht so sicher, jedoch hätten sie noch gar nicht die Möglichkeit dazu gehabt, also fiel auch diese Möglichkeit raus.

Wenn Kazeel Bestürzung ob der Beleidigung gegen den Bibliothekar verspürte, so wußte er es hervorragend zu verbergen, denn er zeigte keinerlei Regung. Wobei es Angehörigen anderer Völker generell schwer fiel, einem Grindyl dessen Stimmung anzusehen.
"Die Sucherin hat es mir in einer Vision verraten," antwortete er dem Menschen stattdessen. "'Suche den Menschen, den du gesehen hast. Sein Ziel ist ebenfalls dieser Tempel. Schließe dich ihm an, und du wirst den Weg hierher finden.' Das waren ihre Worte. Und Euch habe ich gerade vorhin in der Kammer gesehen, zusammen mit dem Schreinwächter und einem weiteren Menschen. Und nach dem Tempel suche ich, weil mir die Sucherin befohlen hat, dorthin zu gehen."
Kazeel schloß seine Erklärungen ab und sah den Menschen erwartungsvoll an.

"Dann … Ich werde dich nicht alleine lassen."
Ohne ein weiteres Wort drehte sich Geralt wieder weg und ging rasch auf den Ausgang des Klosters zu. Er hätte wissen müssen, dass Finn so antworten würde. Es gefiel ihm nicht. Anders als Finn schenkte er Aldreds Worten nicht halb so viel Glauben wie der Junge es anscheinend tat. Er konnte sich mit dem Gedanken nicht abfinden, dass der Mann etwas wissen sollte, das ihm so vollständig entgangen war. Eine Offenbarung ihrer Zukunft, über das Schicksal der Welt, und gerade ihm war alles berichtet worden? Kurz vor dem Torbogen wandte sich Geralt noch einmal an Finn.
"Zu viel Vertrauen."
Am Eingang, dort, wo ein Ständer für Wanderstäbe stand, erblickte er auch mehrere Schwerter und Speere, und einen Bogen. Seine Waffen waren auch dabei. Rasch suchte er sich seinen Speer heraus, griff sich Bogen und Köcher und trat durch den Torbogen. Er hatte erwartet, Aldred hier zu finden, begierig darauf, abzureisen, also war er wenig überrascht, ihn auf der Bank sitzen zu sehen. Er setzte sich auf die gegenüberliegende Bank, stütze sich auf seinen Speer und sah in die bereits tief stehende Sonne. Es war schön hier.

Für einen Moment blickte er noch Geralts Rücken an, etwas verdattert, dass er ihn so schnell überzeugt hatte. Das war jetzt schon das zweite Mal, dass der Waldläufer auf ihn hörte. Er hatte nicht damit gerechnet, eigentlich hatte er einen Widerspruch oder eine andere Erwiderung erwartet. Doch bevor er sich weiter Gedanken machen konnte, war Geralt schon einige Schritte von ihm entfernt. Er beeilte sich, ihm nachzukommen und wischte sich noch kurz mit der Hand über die Augen und schniefte, um die letzten Tränen zu verdrängen.
Unterwegs betrachtete Finn die Gänge, durch die sie eilten. Sie waren aus weissem Gestein gebaut, was der Junge bisher noch nie gesehen hatte. Im Norden bestanden alle Häuser aus grobem, dunklem Gestein, dieser hier hatte aber eine hübsche Musterung und an verschiedenen Stellen hatte sich ein Künstler die Mühe gemacht, das Abbild der Göttin Reija, die Finn schon von dem Bild in seinem Zimmer kannte, in die Wand zu meisseln. Licht spendeten entweder offene Bogenfenster oder kleine Wandnischen mit Kerzen darin. Dieser Ort war so vollkommen anders, als alles was Finn je gesehen hatte. Alles hier war anders. Er wäre gerne noch ein wenig an diese hellen, friedlichen Ort geblieben, doch Aldred hatte gesagt, dass es unmöglich war.
Schliesslich erreichten sie den Hof und Finn sah erstmals seit einiger Zeit den Himmel. Das Licht liess ihn die Augen zusammenkneifen, weil seine Augen nicht mehr an die Sonne gewöhnt waren. Es sah so aus, als wäre es schon später Nachmittag, was ihn kurz die Stirn runzeln liess. Wieso brachen sie so spät noch auf? War es wirklich so gefährlich, einen Tag länger hier zu bleiben und am Morgen aufzubrechen? Er entdeckte Aldred auf einer Bank, Geralt auf der anderen Seite. Für einen Moment war er hin- und hergerissen, wohin er sich setzen sollte, liess sich dann aber wortlos neben Geralt nieder und wartete darauf, dass die restlichen Mitglieder ihrer Gruppe auftauchten.

Nach und nach tröpfelte der Rest ihrer kleinen Gruppe ein, zuerst Seline, dann Geralt mit Finn im Sclepptau. Geredet wurde dennoch nicht viel. Aus Aldreds Sicht, weil alles, was gesagt werden musste, gesagt worden war. Aus Sicht der anderen... das wussten wohl nur sie selbst. Gut möglich, dass sie wenig zuversichtlich waren wegen dem, was sie erwarten würde. Aldred selbst gefiel der Gedanke schließlich auch nicht, gegen diese Reiter in den Krieg zu ziehen. Allein die Notwendigkeit, die ihm der Hohepriester versichert hatte, trieb ihn an. War es nicht der Wille der Göttinnen, dass sie dies taten? Und wie hätte ein Sterblicher sich diesen verweigern können?
Schwerfällig stemmte Aldred sich wieder auf die Beine, begann unruhig auf und ab zu gehen. Die Ringe des Kettenhemds gaben mit jedem Schritt ein leises Klingen von sich. Wo blieben Alexander und Amun'Raak? Was hatte die beiden aufgehalten?

Unzufrieden und mit einer unterschwelligen Wut im Bauch gesellte sich Amun zu den anderen am Tor. Was hatte er erwartet? Dass Aldred alles fallen lassen würde? Sie hatten wichtigeres zu tun. Die Göttinnen mussten gerettet werden. Sie alle hatten den Schrecken der schwarzen Reiter mitangesehen. Niemand würde zulassen wollen, dass die schwarze Flut sich über weitere Städte ergoss. Trotzdem hatte Amun eine Weile gezögert. Das Verlangen zurück zu den Wolkenbergen zu fliegen war stark. Sein Volk litt.
"Können gehen? Schnell, schnell."

Unsicher schaute Alexander den Grindyl an. Kazeels Geschichte hörte ich abenteuerlich an und Alexander hätte ihm nicht geglaubt, wäre ihm selber nicht fast das selbe widerfahren. Natürlich war es bei ihm Reija und nicht die Sucherin gewesen und auch der Inhalt war anders, aber beides waren göttliche Botschaften gewesen. Außerdem war der Grindyl ein Bewahrer - wie Alexander nach einem Blick auf seine Robe erkannte - und diese waren nicht für ihre Lügen bekannt - eigentlich war es das genaue Gegenteil. Also hatte er keine Wahl und musste ihm glauben. Doch obwohl er ihm glaubte, sträubte sich Alexander etwas dagegen ihn mitzunehmen. Er schüttelte den Kopf - zwar sah der Grindyl wie ein Kind aus, jedoch war er in Wirklichkeit wahrscheinlich schon längst erfahren und in Magie bewandt. Er wäre eine große Hilfe für die anstehende Queste.
Nach diesen Überlegungen nickte Alexander schließlich. "Deine Geschichte hört sich unglaublich an, aber ich glaube dir. Und wenn es dir wirklich die Sucherin selber gesagt hat, dann möchte ich ihr Wort nicht in Frage stellen. Du darfst uns begleiten" sagte er. "Pack deine Sachen zusammen und suche die anderen. Falls du sie gefunden hast, sag ihnen, dass ich so bald wie möglich kommen werde. Ich muss noch ein paar Sachen erledigen, jedoch sollte dies nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen." Ohne Verabschiedung wandte er sich zum Ausgang der Bibliothek und ging. Schließlich draußen auf dem Gang angekommen, lief Alexander zu seinem Zimmer. Er hatte eigentlich nicht geplant etwas einzupacken, jedoch hatte er sich spontan dazu entschlossen, das Buch mitzunehmen. Und wenn er es schon mitnahm, dann konnte er auch gleich noch ein paar weitere Sachen in den Rucksack packen. Also landeten dort ein paar wenige Kleidungsstücke, ein Wetzstein und zum Schluss noch das Buch. Seine Kleidung musste er nicht wechseln, er trug nämlich schon seine normale Kleider. Er zog nur eine Lederweste noch darüber und dann war er auch schon fertig und wandte sich in Richtung Ausgang des Klosters. Zwar wusste Alexander nicht wo die anderen sein würden, doch er würde sie wahrscheinlich irgendwo auf dem Klosterhof finden.

Alexander ging nur zögerlich auf Kazeels Bitte ein, doch das überraschte den Bewahrer nicht sonderlich. Der andere war eben nur ein Mensch, und dieses Volk war dafür bekannt, gläubige Göttinnendiener ebenso hervor zu bringen wie das exakte Gegenteil davon. Ohnehin wäre es unfair gewesen, einen Menschen nach den Maßstäben der Grindyl zu bewerten, die schließlich unmittelbar von zwei Göttinnen erschaffen worden waren und diesen allein von daher schon bedingungslos folgten.
Alexanders Einverständnis nahm Kazeel wortlos zur Kenntnis und kehrte dann in seinen Raum zurück, um seine Sachen zu packen. Viel war es nicht, denn materielle Besitztümer waren für einen Grindyl kaum von Wert. Sein Stab und sein Kapuzenmantel waren bereits die wichtigsten Gegenstände, die er besaß. Ansonsten brauchte er in erster Linie Verpflegung für seine Reise. Diese beschaffte er sich in der Küche des Klosters.
Anschließend begab er sich auf den Hof, wo er vermutete, die Gefährten des Menschen an zu treffen. Tatsächlich traf er dort den anderen Menschen an, den er zuvor in der Kammer gesehen hatte. Er saß auf einer Bank und schien auf den Rest seiner Gruppe zu warten. Die meisten waren bereits eingetroffen, nur Alexander fehlte noch. Da dieser, wie Kazeel bereits wußte, aus dem Kloster stammte, war er der Ansicht, hier den Anführer der Gruppe vor sich zu haben. Er stellte sich vor ihn hin und sprach ihn an.
"Die Göttinnen zum Gruße, Herr. Zufällig weiß ich, daß ihr unterwegs zum Tempel der Reija seid - nennt es eine göttliche Eingebung, wenn Ihr so wollt. Dieser Tempel ist auch mein Ziel. Daher möchte ich Euch mit Eurer Erlaubnis anschließen."
Er sprach nicht laut, denn es mußte nicht jeder hören, wo dieser Mann und seine Gefährten hin wollten, aber doch laut genug, um von ihm klar verstanden zu werden.

Als er über den Hof gekommen war hatte Aldred den Grindyl in der schlichten Kutte gar nicht groß beachtet. Ein Mönch wie jeder andere. Es liefen genug der kleinen Kerle hier herum und ihre fremdartige Physis machte es Aldred schwer, einen vom anderen zu unterscheiden. Dieser hier hätte der Grindyl sein können, der ihn zum Hohepriester beordert hatte. Oder vielleicht der kleine Mann aus der Wäscherei. Oder einer, den Aldred die vollen drei Tage nicht zu Gesicht bekommen hatte. Es wäre ihm auch gleich gewesen.
Bis der kleine Mönch ihn ansprach. Aldred hatte nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet er das Ziel des Mönchs sein sollte und noch mehr überraschte ihn dessen Anliegen, dass dieser an ihn richtete. Entsprechend verwundert blickte er also auch zu diesem herab. "Wir haben nichts gegen deine Begleitung", antwortete er nachdem er seine Überraschung überwunden hatte, "aber ich glaube nicht, dass es für dich weise wäre, dich uns anzuschließen. Du würdest dich in größere Gefahr bringen, als wenn du alleine reisen würdest. Du wirst mitbekommen haben, was in jenem Dorf passiert ist, zu dem ihr uns Entsatz geschickt habt. Die Heerschar wird Rache an dafür nehmen wollen, dass wir Weline vor ihr gerettet haben. Sie werden uns folgen..." Kurz hielt er inne, dann fügte er noch ein "Es tut mir leid." hinzu und war bereits wieder halb daran, sich abzuwenden. Der Mönch würde dieses Risiko kaum auf sich nehmen wollen. Er würde sich andere Gefährten suchen oder alleine reisen...

Etwas verdattert starrte Finn den Grindyl an, der zu Aldred getreten war und ihn auf den Tempel angesprochen hatte. War das nicht der gleiche, der ihn auch die Paste gegeben hatte und sich um ihn gekümmert hatte. Wenn er sie begleiten wollte, hätte er doch auch etwas zu ihm und Geralt sagen können. Und wenn er dabei wäre, wäre es nicht einmal ein Problem, wenn er trotz seiner Wunde aufbrach. Doch als er ihn noch etwas genauer in Augenschein nahm, fiel ihm auf, dass es kleine Unterschiede gab. Die Robe war gleich, doch es gab Zeichen, die auf der des Grindyls vor ihnen fehlte. Und er schien ein wenig kleiner zu sein, zumindest wenn Finn sich richtig an seinen behandelnden Mönch erinnerte. Er blickte vorsichtig zu Geralt.
"Was... was denkst du, wieso der Mönch mitkommen will? Haben... wollen die Mönche uns vielleicht beschützen? Und ist... ist er auch so ein Heiler? Das wäre gut, dann... dann könnte er sich vielleicht um... um meine Wunde kümmern, nicht?", fragte er diesen im Flüsterton.

Obwohl Kazeel ebenfalls nur Gast in diesem Kloster war, erzählte der Mensch ihm nichts gänzlich neues. Die Ankunft dieser Gruppe hatte auf den ruhigen Alltag hier eine ähnliche Wirkung gehabt wie ein Stein, der in ein Wespennest geworfen wird. Ihre Erlebnisse hatten sich herumgesprochen, und die wenigsten der Mönche hier waren Grindyl oder gleichermaßen für ihre Schweigsamkeit bekannt wie diese. Kazeel hatte durchaus einiges aufgeschnappt und den Rest erfragt. Nur der Teil mit dieser ominösen Heerschar war ihm neu; die allgemein vorherrschende Meinung war, daß es sich bei den Angreifern um eine - wenn auch gut organisierte und ausgerüstete - Banditenbande gehandelt hatte.
Letztendlich war es aber auch egal, denn dieser Auftrag war ihm von Yragona persönlich erteilt worden, und er wäre ihm auch dann noch gefolgt, wenn es bedeutet hätte, in einen ausgewachsenen Krieg zu ziehen. Wenn die dunkle Sucherin einen Novizen wie ihn auf eine solch gefährliche Mission schickte, so hatte sie sich sicher etwas dabei gedacht.
"Es drohen also große Gefahren," faßte Kazeel Aldreds Worte kurz zusammen. "Ich werde es in Kauf nehmen müssen. Denn es war eine der Göttinnen selbst, die mir befohlen hat, mich Euch anzuschließen. Ich würde Euch also dennoch gerne begleiten."
Kazeel hatte nicht vor, jedem auf die Nase zu binden, daß er im Auftrag einer Göttin reiste; aber es war wohl nur fair, wenn er es dem Anführer seiner Reisegruppe mitteilte.

Schließlich entdeckte auch Alexander den Rest der Gruppe. Er sah, dass Kazeel auch schon da war und dieser momentan mit Aldred redete. Wahrscheinlich würde auch Aldred ihm die Erlaubnis erteilen mitzukommen, also machte sich Alexander keinen Kopf mehr darüber.
Der Avior schien über irgendetwas wütend zu sein, doch über was wusste Alexander nicht. Er konnte höchstens raten und das würde natürlich nichts bringen - immerhin gab es wahrscheinlich ein paar hunderttausende Arten um ihn wütend zu machen. Doch fragen wollte er ihn auch nicht, also wandte sein Blick weiter durch die Gruppe.
Finn schien wie immer einen schüchternen Blick zu haben, wobei er gerade sogar mit jemand redete. Wie war der Name der Person nochmal? Er glaubte, dass er Geralt hieß. Nachdem er die Person nicht ganz mit einem Namen in Verbindung bringen konnte, schoss Alexander ein Gedanke durch den Kopf. Vielleicht sollte er versuchen sich mit den anderen Mitgliedern zu unterhalten - nicht um Freunde zu werden, aber er sollte immerhin ihre Namen kennen. Doch dies war nicht die richtige Stunde dafür, also trat Alexander an den anderen vorbei und ging direkt zu Aldred. " Ich habe noch keinen passenden Weg gefunden, jedoch habe ich die Karten dabei, welche ich mir anschauen kann, sobald wir irgendwo unser Lager aufschlagen. Bis dahin finden wir auch ohne die Karten den richtigen Weg" meinte Alexander zu diesem. Dann fügte er hinzu :" Können wir nun los?"

Die Antwort des Grindyl kam für Aldred völlig unerwartet und ließ ihn in der Bewegung inne halten. Langsam, wie in Trance, drehte er sich wieder zurück, versuchte sich verwundert darüber klar zu werden ob der Mönch tatsächlich gesagt hatte, was er zu hören gehabt glaubte. "Deine Göttin scheint es nicht gut mit dir zu meinen", brummte er leise, düster, "Aber vielleicht umso besser mit uns. Ich werde nicht leugnen, dass uns Hilfe sehr gelegen kommt. Nun denn: wenn du dazu entschlossen bist, dann komm mit uns. Aber ich werde es dir noch immer nicht raten..."
In diesem Moment betrat Alexander den Hof und drängte zum Aufbruch. Wenigstens einer, der den Ernst der Lage begriff. Aldred nickte ihm zu, versuchte sich halbherzig an einem Lächeln um die Anstrengungen des Manns zu honorieren. "Gehen wir!", bestätigte er und schulterte Schild und Rucksack. "Wir brechen auf!", rief er noch einmal, lauter diesmal, sodass es die gesamte Gruppe, die sich über den Hof verstreut hatte, mitbekam. Sie verließen das Kloster durch die selbe Pforte, durch die sie es auch betreten hatten. Es blieb ihnen wenig anderes übrig als dem Pfad zu folgen, der sich den Hügel hinab wand, doch an dessen Fuß hielt Aldred kurz inne. "Diese Richtung?", fragte er an Alexander gewandt und deutete in die entgegengesetzte Richtung zu jener, aus der sie wenige Tage zuvor gekommen waren.