Gleve [MSG]

Die Worte der Prinzessin und ihre Mahnung um Stille waren kaum verhallt, da erklangen mit einem mal - wie um sie ad absurdum zu führen - die Schreie der aufgescheuchten Wachmänner aus dem Innenhof und das weithin hörbare Ächzen von berstendem Stein. Jandrim verschwendete nicht einmal einen Blick hinauf zu den Zinnen. Ihm war augenblicklich klar, was dieser plötzliche Tumult nur bedeuten konnte: irgendjemand von ihnen war entdeckt worden. Vielleicht die starrsinnige junge Frau und der Gaukler, vielleicht der Gestaltwandler oder der Drache. Vielleicht auch sie selbst, die es bereits hier herunter geschafft hatten. Letztendlich war es gleich. In diesem Moment galt nur eines!
"Weg hier! Jetzt!", zischte Jandrim und nahm, noch ehe einer der anderen auf seine Worte reagieren konnte, die Beine in die Hand. Ein breiter Streifen unbebauten Lands umgab die Festung, trennte sie von den dichter stehenden Häusern der Stadt und unter normalen Bedingungen wäre es wohl unmöglich gewesen, diesen ungesehen zu überqueren. Jetzt jedoch gab Jandrim nichts darauf. So rasch seine Beine ihn trugen spurtete er auf die Deckung verheißenden Häuser zu und bog in die nächstbeste schmale, dunkle Gasse ab. Innerhalb kürzester Zeit fühlte er ein schmerzhaftes Stechen in seiner Seite, doch er biss einfach die Zähne zusammen, rannte weiter. Mehrfach stieß er sich im Finsteren an Hauswänden, doch er dachte gar nicht daran, seine Geschwindigkeit zu drosseln. Erst auf einem kleinen Platz, an dem mehrere Gassen sich kreuzten, blieb er keuchend stehen und rang nach Atem. Mit schweißnassen Haarsträhnen im Gesicht blickte er sich um. Folgte ihm jemand? Die Wachen? Oder einer der anderen Ausbrecher?

"Dann nimm den von einem Krüppel geschmiedeten Knüppel, wenn du ihn unbedingt willst!", zischte Ivylaine, nach kurzem überlegen, wobei vor allem die Tatsachen, dass sie das Schwert nicht mehr unsichtbar machen konnte und dass das Geschrei der Wachen zu hören war, sie von überzeugten. Falls sie das Schwert wieder wollte, konnte sie es sich ja immer noch holen, falls die dumme Menschenfrau gerade nicht aufpasste. Statt sich weiter um die anderen zu kümmern, wiederholte sie noch einmal murmelnd ihren Spruch, der nun glücklicherweise auch wieder ihr Kleidung einschloss und machte sich dann unsichtbar daran, dem Beispiel des Säufers zu folgen, wobei sie da um einiges eleganter entkam, wie sie fand. Da sie nicht noch einmal sämtliche Magier dieses Dreckslochs auf dem Hals haben wollte, sprintete sie um einiges schneller als es sich für eine Dame ihres Standes eigentlich geziemte. Wobei man sich fragen konnte, ob diese Regelung nicht nur entstanden war, weil die im allgemeinen fetten Adligen sich einfach so wenig wie möglich bewegen wollten. Wie auch immer, die Schritte der Sche'ai führten sie jedenfalls in die selbe dunkle Gasse, in der auch Jandrim anhielt. Sich ein weiteres Mal gegen die Gepflogenheiten des Adels stemmend, ging ihr Atem schnell und sie keuchte und hechelte nur so vor sich hin.
"Welcher... verdammt... Idiot... hat die... verdammten... Bastarde von... Wachen aufgescheucht... Konntet... ihr nicht... in dem Drecks... loch bleiben... bis ich... weg war?", begann sie sogleich in Richtung des Säufers und warf ihm zornige Blicke zu. Ihre Ansprache wurde jedoch andauernd von heftigem Keuchen unterbrochen, was ihr ein wenig die beleidigenden Unterton nahm.

"Ich fürchte... mein eigenes Leben... war mir da wichtiger... als eures...", erwiderte Jandrim nicht weniger keuchend und es schwang fast so etwas wie Zynismus in seinen Worten mit. Dermaßen außer Puste wie sie war hatte die Sche'ai alles Bedrohliche, Abweisende verloren, wirkte mit einem mal gar nicht mehr so unsympathisch. Jandrim hätte sich sogar beinahe zu einem schiefen Lächeln hinreissen lassen, letztendlich hielt ihn der Schmerz in seinem Zwerchfell aber doch davon ab. Die Rechte auf seine Seite gepresst wankte er ein paar Schritte weiter auf den Platz hinaus, versuchte blinzelnd etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Wo waren sie hier überhaupt?

"Ich kann durchaus auch leise sein.." brummte sie, als hätte er eine unangenehme Wahrheit angesprochen. Kaum waren sie noch ein par Schritte gegangen hörte man einen Schrei, etwas das sich anhörte wie ein Feueratem und dann war es still. Diese Stille wurde dann brutal von einer dröhenden Glocke durchbrochen, die dafür sorgte das die Türen an der Seite der Gänge aufsprangen und die Wachen dort heraus strömten. Nun gut, es war etwas übertrieben zu behaupten sie würden heraus strömen, denn die meisten sahen so aus als hätte man sie grade eben noch unter Betäubung gehalten, der Helm saß schief, die Rüstung wurde noch eilig fest gemacht, Schuhe mussten mit einem Bein hüpfend fixiert werden und manschen fehlte sogar schlichtweg die Waffe.
Sie ging in diesem Strom der verschlafenen und teilweise panischen Wachen sehr gut unter, die es wohl viel zu selten erlebten das die Alarmglocke läutete, ihr einzigstes Problem war es gegen den Strom der Soldaten anzukommen da ihr Weg sich von denen der meisten unterschied.

Es dauerte nicht lange da war die Ursache erkannt. "Ein Drache..!" Schrie einer, was von mehren Lauthals wiederholt wurde. "Die Gefangenen sind ausgebrochen!.."

Neben denen die zum Ausgang strömten, und sich in den innenhof ergossen, gab es noch die, die offensichtlich sich ihre Waffen beschaffen musste. Ob es wohl die Pflicht war die Waffe immer zu haben, oder ob man seine Waffe am ende der Schicht in der Waffenkammer abgeben sollte, war ihr im Moment unklar, jedoch schien die gelegenheit gut die Leute zu verfolgen.
Die Waffenkammer war, nichts besonderes, aber sie wollte nicht einfach dort mit ihrem ´´Gefangenen´´ auftauchen, und das Arsenal Plündern.
"Keine Fluchtversuche.. Abschaum!" Sie packte ihren Mischling und schlug ihn gegen die Wand und fasste ihm um die Hüfte, als würde sie irgendetwas an seinen Händen tuen, während sie ihm die Schuhsohle gegen die Kniekehle und drückte ihn nach unten.
"Das hat man davon wenn man die Frau eines adligen Vernascht.. und dazu noch trinkt.. man landet im Gefängnis.." Sie drehte ihren Kopf. Immer noch zuviele Leute dort.
"Wärst du nicht so Schwanz gesteuert, wärst du auch weg gerannt, anstatt mir an den Arsch zu grabschen.. aber wenn du wieder in deiner Zelle hockst, dann komme ich bring ein wenig Spielzeug mit.. dann kannst du mal sehen wie es DIR gefällt in den Arsch gefickt zu werden.."
Wieder drehte sie ihren Kopf, wo anscheinend sich einer nicht zwischen Schwert und Armbrust entscheiden konnte. Wieso nicht einfach beides?
"Und eins kannst du mir glauben.. ich bin nicht so gnädig und benutze Öl. Du bekommst nur etwas Spucke.. wenn du glück hast.."
Endlich hatte sich der Idiot um eine Ecke verzogen. Ich hoffe er würde seinen Spaß haben mit einem Kurzschwert gegen einen Drachen.
"Komm.." sagte sie und zog ihren Mischling an den Hörnern nach oben und ging vorsichtig auf das Arsenal zu. Es war wirklich niemand mehr da. Erstaunlich, sogar das Arsenal stand sperrangelweit offen. Ob das so beabsichtig war?
"Oh.." Der Kerl der grade noch das Kurzschwert geholt hatte bog um die Ecke und sah die Beiden.
"Ich dachte ich hätte die.. kannst du das übernehmen?" Der junge Mann hatte einen Schlüssel und warf ihn ihr zu und verschwand dann wieder um die Ecke.
Diese Stadt war verloren.



Während es drinnen deutlich unprofessionller zuging, hatte die ganze Wache sich in der Stadt verteilt, und ganze Patroulliengänge streiften durch die Straßen, mit Laternen und das sicher nicht unorganisiert. Ein großer bulliger Drakone scheuchte die Leute herum, gab anweisungen, teilte die Gruppen ein und war wohl, höchst offensichtlich der Anführer.
Es würde nicht leicht werden aus der Stadt zu entkommen

Man mochte es nicht glauben, doch Ganec hatte durchaus Erfahrung damit, gegen Wände gequetscht zu werden, während sich Stiefelsohlen in seine Kniekehlen pflügten und ihn zu Boden zwangen. Was er hörte, entsprach sogar in etwa dem, was er sonst so vernahm, wenn auch deutlich derber - und mit dem Unterschied, dass sein Unterdrücker eine Frau war. Was nicht bedeutete, dass er sonst Männern an den Hintern fasste. Wenn er so darüber nachdachte, unterschied sich diese Situation doch ziemlich ... Oder ... Ja, er dachte am besten gar nicht darüber nach und schaltete sein Gehirn aus.
Es ging erst wieder auf Sendung, als der Druck nachließ, er sich erheben konnte und das Gebäude anscheinend leer genug war, dass man die Spielchen lassen konnte. Mit einem kurzen Armrucken war er auch schon fesselfrei, rieb sich die Handknöchel und wollte der Frau in die Waffenkammer folgen, als sie erwischt wurden. Er war schon darauf eingestellt, den armen Kurzschwertträger auszuschalten, doch dieser warf ihm nicht einen Blick zu, bemerkte vor allem nicht, dass er nicht gefesselt war, und warf seiner Begleiterin die Schlüssel zu. Etwa eine halbe Minute stand Ganec einfach nur da und konnte es nicht fassen. "Das ist...Hat er...?"

Sie fing den Schlüssel nicht einmal. Er segelte einfach gemütlich an ihrem Kopf vorbei, während sie mit offenen Mund und erstarrter Miene an den Punkt sah, wo grade noch ein Kerl war, der ihr soeben den Schlüssel zum Arsenal zugeworfen hatte. Nicht das sie ihn gebraucht hätte, immer hin stand die Tür noch sperrangelweit offen, trotzdem hatte es etwas bizarres.
Als sie sich endlich aus ihrer starre lösen konnte, eilte sie zur Ecke und spähte um sie herum. Tatsächlich. Der Kerl war weg.
"Schnell.. suchen wir das Zeug und verschwinden.. am besten verkleidest du dich auch.. im Dunkel sieht man sowieso nicht deine erschreckende Visage.." Sie eilte zu dem Arsenal und trat über die Türschwelle der zwar stark gepanzerten, aber doch sehr offenen Tür.

Der Raum war eher ein Lagerhalle, als wirklich ein Arsenal. In der Ecke des Raums reihten sich Kisten, die offensichtlich mit irgendwelchen wichtigen, oder verbotenen Gütern gefüllt waren, während an den Wänden die Schwerter, Lanzen und Armbrüste hingen. Die Rüstungen reihten sich in einem langen Regal aneinander, Helm an Helm, Brustrüstung an Brustrüstung und so weiter.
Es dauerte erst eine Weile bis sie erkannte wo ihr ganzes Zeug liegen geblieben war. Alles das was man ihnen weg genommen hatte lag auf den Kisten, inklusive ihres Buches das sie mit freudiger Erwartung von den Kisten hob.
"Hah!"

Am Himmel kreisend beobachtete der Rabe das Geschehen. Besorgt beobachtete sie, wie die Soldaten anfingen, die Stadt zu durchkämen. Noch dazu mit Laternen. Um den Drachen, der die Soldaten aufgeschreckt hatte, machte sie sich eigentlich keine Sorgen. Er konnte fliegen und wenn er sich nicht ganz doof anstelle, würden sie ihn nicht bekommen. Auch um Kazu sorgte sie sich nicht. Für den Gestaltwandler galt - in gewisser Weise - das Gleiche, wie für den Drachen. James war es, dem ihre Sorge am Meisten galt. Ein wenig auch den anderen Gefangenen, aber in erster Linie dem Menschen. Denn er konnte sich nicht einfach in einen ihresgleichen verwandeln und davon fliegen oder als Insekt unbemerkt davon huschen. Und egal wie gut er kämpfen konnte, gegen eine solche Übermacht hätte er keine Chance. Aber sie hatte ihn, gleich nach dem Start, aus den Augen verloren. Verflixte Dunkelheit aber auch!

Im Gegensatz zu Armelle hatte Kazu keine Probleme, James auf den Fersen zu bleiben. In seiner Panthergestalt war die Nacht sein Freund, und seine feine Nase eine Garantie, die Spur des Verbündeten nicht zu verlieren. So war es ihm leichtgefallen, James zu überholen und die Führung zu übernehmen. Mit seinen geschärften Sinnen konnte Kazu die Wachen so gut wahr nehmen, als würden sie schreiend und Paukenschlagend durch die Straßen schreiten, und James so den sichersten Weg weisen.

Er fürchtete also eher um sein eigenes Leben als um ihres. Wie konnte er das wagen, dass war doch einfach... irgendwie verständlich. Sie tat ja auch nie etwas anderes. Aber trotzdem! Sie war schliesslich eine Sche'ai, eine adlige Sche'ai und er war nur irgend ein menschlicher Säufer. Doch er war es nicht wert, dass sie sich um ihn kümmerte. Es war jetzt erstmal wichtiger, als diesem Drecksloch rauszukommen, dann konnte sie weitersehen und ihn bei Gelegenheit doch noch entsprechend 'zurechtweisen'.
Ivylaine hob einen Finger und ein schwach glimmendes Licht erschien an dessen Spitze. Sie sah sich um. Dunkle Gasse, die Strassen auf beiden Seiten waren keine Verbesserung und auch gegen obenhin gab es lange nur grobe Steinmauern. Keine ansprechende Gegend, aber so etwas durfte man hier ja auch nciht erwarten. Hoffentlich war diese dumme Pute und der andere Kerl nicht erwischt worden. Nicht dass sie sich Sorgen um sie machte, aber dann hätten sie einen ungefähren Hinweis auf ihren Standort. Deshalb ging sie nun ein paar Schritte zu der Querstrasse, aus der sie gekommen waren und sah sich vorsichtig im dämmrigen Licht ihres Fingerfeuers um.

Mit der Kondition der Sche'Ai und des alten Mannes schien es nicht weit her zu sein. Die beiden waren schon außer Puste, da atmete Kairi kaum schwer. Immerhin hatte sie ihr Schwert wieder. Das Schwert war ein Geschenk gewesen und es bedeutete ihr viel, es wieder zu haben. Weil das nunmal der menschlichen Natur entsprach, war sie den beiden hinterhergerannt. Hatte nicht einmal drüber nachgedacht, war einfach losgerannt. Und jetzt folgte sie der Sche'Ai, die ein magisches Licht beschworen hatte. Das Problem war, dass anscheinend inzwischen Wachen ausgeschickt worden waren, die nach ihnen suchten.
"Das wird nicht leicht werden", murmelte Kairi mehr zu sich selbst, als zu irgendjemand anderem.

Jandrims Reaktion auf den Zauber der Sche'ai war heftig. Einem Reflex folgend warf er sich im Augenblick, in dem das Licht aufflackerte, gegen die nächste Hauswand, suchte Zuflucht im Schatten. Was dachte diese Irre sich da eigentlich? "Mach das aus!", zischte er sie aus seiner Deckung heraus an, "Willst du, dass sie uns sehen? Das sie uns finden? Du bringst uns noch beide um... uns drei um..." Das Ende seines letzten Satzes korrigierte er als die Prinzessin in den Lichtschein trat. Nun gut, dass sie sie gefunden hatte war nicht weiter schlimm. Aber alle anderen, die dort draußen in der Nacht sein mochten, wollte Jandrim nicht derart auf seinen Fersen haben. Und das Licht würde die Wachen anziehen wie die Motten.
"Ich sage, wir tauchen für heute Nacht unter", fuhr er fort, "... vorzugsweise irgendwo, wo sie Wein haben. Heute Nacht schaffen wir es nie aus der Stadt heraus..."

Venox hatte inzwischen den Turm erklommen und sass auf denssen spitze fast schon wie ein König auf seinem Thron. Immer wieder spieh er Flammenstösse, die den Hof jedoch nie erreichten, und schtiess ein lautes Brüllen aus. Er zog eine grosse Show ab für die Wachen, so das die Aufmerksamkeit bei ihm lag. Klar hätte er schon lange wegfliegen können, doch solange sich die Wachen auf ihn konzentrierten hatten die anderen bessere chancen, selbst die patroulien in der Stadt waren abgelenkt weil sie bei jedem Flammenstoss und jedem brüllen richtung des Turmes blickten. Die Wachen im Hof beschossen ihn mit Armbrustbolzen doch auf diese entfernung prallten die geschosse einfach an seinen Schuppen ab. Er wusste nicht wie lange er das tat, irgendwie machte es ihm spass die Wachen so auf trab zu halten, doch schlieslich hatte er das gefühl das es lange genug gewesen war. Er breitete seine Schwingen aus und erhob sich in die Lüfte, erst schwerfällig und langsam doch dann schnell und eleganter und kurz darauf hatte ihn der schwarze Nachthimmel verschluckt.

Plötzlich war isch auf mich alleine gestellt. Kurz bevor ich bei Venox angekommen war hatte der sich in die Lüfte gehoben und war nicht mehr zusehen. EinGefühl der Angst schlich in mir hoch, wie ein Schatten der mich von unten her einzunehmen schien.
Die letzte halbe Stunde hatte ich gar nicht richtig mitbekommen, das lezte ws ich noch wusste war wie ich jemandem auf die Mauer gefolgt war. Er kletterte hinunter und ich wollte gleich nachklettern als ich Venox sah. Ich dachte ich könnte auf ihn warten, warten bis auch er frei war und dann selbst flüchten. Als die massige Gestalt des Drachen den Turm hinaufkletterte lief ich wie im Traum auf den Turm zu. Es war ein kurzes Stück und die eine Wache war so abgelenkt und war gerade am hinunterklettern dass sie mich nicht bemerkte.
Ich sah 3 gestalten über das Feld rennen und kurz danach die ganze stadtwache hinterher. Ich hoffe soe schafften es, sie sollten nicht in eine soche Situation kommen wie ich.
Nun stand ich da, im kühlen Nachtwind, getrieben von der Angst zu sterben. Kein Ausweg, zu viele Wachen. Was soll ich nur tun? Ich konnte nur darauf hoffen das ich unentdeckt blieb und dann über das Feld den anderen hinterherflüchten konnte.

Tatsächlich rannte gerade ein Trupp Wachmänner an aus einer Gasse in die andere, vorbei an der Strasse, durch die die Prinzessin gerade gekommen war. Doch glücklicherweise flammte in diesem Moment ein Flammenstoss des Drachen auf, so dass das schummrige Zauberlicht nicht auffiel: dennoch nahm Ivylaine einen Satz und verbarg sich wieder im Dunkel der Gasse, währen sie das Licht löschte. Das war wohl keinen so gute Idee... Die Sche'ai wandte sich ihren Zwangsgefährten zu und traktierte sie mal wieder mit verächtlichen Blicken, hielt sich jedoch ausnahmsweise einmal mit eben so verächtlichen Worten zurück. Das konnte sie später noch nachholen, erstmal wollte sie aus dieser Stadt heraus.
"Und wohin sollen wir uns deiner Meinung nach zurückziehen?", fragte sie Jandrim.

Einen Augenblick lang zögerte Jandrim. Er wagte es nicht zu sprechen solange die Wachmänner noch in der Nähe waren und er nicht wissen konnte, ob sie sie bemerkt hatten. Er war sich aber auch nicht sicher, ob das, was ihm am Naheliegendsten erschien, ein weiser Gedanke war. Es wäre ihm leichter gefallen eine Entscheidung zu treffen, wenn er nur einen Schluck Wein hätte bekommen können. Der Wein ließ ihn entschlussfreudiger werden. Und selbstsicherer. Nun jedoch war es vor allem der Horror der Flucht, der ihm noch tief in den Knochen steckte, der sein Denken bestimmte. Nach einer Weile gab er sich doch einen Ruck. Sie konnten schließlich nicht ewig hier stehen bleiben. Und etwas besseres viel ihm nicht ein.
"Ich habe ein Zimmer in der Nähe des Wasserturms", erklärte er mit gedämpfter Stimme, "Es ist nicht groß, aber zumindest wären wir drei von der Straße herunter bis der Morgen anbricht..." Es wäre ein gutes Stück Weg dorthin, aber wenn sie einmal dort wären, dann würde man sie kaum noch finden. Jandrim ging davon aus, dass es den Wachen nicht gelingen würde, in Erfahrung zu bringen wo er wohnte. Sie kannten seinen Namen nicht. Und selbst wenn sie ihn kennen würden: dort unten am Wasserturm war man nicht gut auf die Wache zu sprechen. Die Menschen und Norrilner dort würden den Wachmännern nichts verraten. Ja, sie würden dort sicher sein! Und vielleicht konnte er im Gasthaus nebenan trotz der späten Stunde noch einen Schlauch Wein bekommen...

"Eine große Auswahl habe ich ohnehin nicht", stellte Kairi mit königlicher Weitsicht fest. Die Stadt war ihr fremd, die Wachen kannten sich aus. Eins und eins ergab zwei. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie bis zum Morgen unentdeckt blieb lag irgendwo zwischen null und dem Auftauchen des Leviathans im Schlossbrunnen. Der Fairness halber muss erwähnt werden, dass sich einmal eine Leviathankröte in das Abwassersystem verirrt hatte. Das Quaken, dass durch die Gänge hallte, hatte die Dienerschaft halb um den Verstand gebracht, bevor es einem Wächter gelang das Tier einzufangen. Kairi seufzte und versuchte vergeblich das Heimweh zu verdrängen.
"Gehen wir. Ich komme jedenfalls mit."

Eigentlich gefiel Ivylaine die Sache nicht. Aber wie die Hure schon gesagt hatte, sie hatten keine grosse Auswahl. So entschied sie sich zähneknirschend, die beiden erst einmal in ihr Versteck zu begleiten. Sobald sie aus der Stadt raus war, würde sie sich sowieso von ihnen trennen, aber solange konnte sie sie noch als Deckung und wenn nötig, als Baueropfer gebrauchen.
"Ich komme auch mit. Nicht das ich eine grosse Wahl habe...", seufzte sie resignierend. Mit einem Wink gebot sie den anderen, vorauszugehen. Dann glitt ihre Haut durch die Luft und streichelte die dort unsichtbare Katze. Averian hatte sie also gefunden. Braves Tier.

Das war alles, was Jandrim hören wollte. Er brauchte einen Moment, um sich - ausgehend von der Lage der Gefängnisfestung - zu orientieren, doch dann setzte er sich zielstrebig in Bewegung. Sie mussten ein gutes Stück der Stadt durchqueren und immer wieder warnte der drohende Schein einer Fackel sie vor dem Auftauchen einer Wachpatroullie, sodass Jandrim und seine beiden Begleiterinnen Zuflucht in den Schatten der kleinen Gassen suchen mussten. Ganz bewusst mied der alte Soldat die großen Plätze und breiten Hauptstraßen, auch wenn das mehr als einmal einen längeren Umweg bedeutete. Und der Erfolg bewies ihm die Weisheit dieser Entscheidung: eine ganze Weile nach ihrem Ausbruch zwar, aber dafür völlig ungesehen und unbehelligt erreichten sie schließlich das niedrige Backsteinhaus, in dem Jandrim unter dem Dach ein Zimmer hatte. Ein Türschloss gab es nicht und so führte er die Prinzessin und die Sche'ai geradewegs die Stiege hinauf in seinen Raum. Es war dunkel dort, doch im Herd brannte noch etwas Glut und Jandrim fand mit geschickten Fingern rasch die eiserne Ofenzange. Mit einem Stück Glut entzündete er eine Kerze, deren flackernder Schein bald darauf den Raum erleuchtete. Mehr als einen Stuhl, einen kleinen Ofen, eine niedrige Kommode und eine strohgefüllte Matraze gab es in dem Raum nicht, dafür verließen ihm all der Staub in den Ecken und das abgegriffene, speckige Holz der Möbel ein ziemlich herunter gekommenes Aussehen.
In der Kommode fand Jandrim, wie er es gehofft hatte, einen Schlauch, der noch etwa zu einem Drittel gefüllt zu sein schien. Ohne sich um seine beiden Begleiterinnen zu scheren entkorkte er ihn und gönnte sich einen tiefen, gierigen Schluck. Es war Branntwein, scharf und beissend, doch Jandrims abgestumpften Sinnen machte dies wenig aus. Er verzog ein wenig das Gesicht, zwang sich dann aber den brennenden Schnaps hinunter zu schlucken. Kein Wein, aber immerhin Alkohol. Das war auch gut. Er konnte beinahe augenblick spüren, wie sich die Wärme in seinem Körper ausbreitete. Ja, das war doch gleich viel besser! So würde es sich aushalten lassen.
"Es wird noch dauern bis die Sonne aufgeht...", erklärte er nach einem Blick aus der kleinen Dachluke, "Zwei oder drei Stunden, würde ich sagen. Solange werden wir warten müssen..." Er ließ sich breitbeinig auf die Matraze herab und lehnte sich mit Rücken und Kopf an die Wand dahinter, den Branntweinschlauch lose in der Hand. Mit geschlossenen Augen versuchte er, der Spur der Wärme in seinem Körper zu folgen. Ja, es war gut! Für den Augenblick waren sie in Sicherheit.

James blieb kurz stehen, als der Drache den Turm erklamm, dann begann auch er, durch die Straßen dre Stadt zu fliehen. Durch seine eigenen Kräfte konnte er bereits abschätzen, wo sich die Wachleute befanden und ihnen ausweichen, aber als Kazu die Führung übernahm, folgte er diesem bereitwillig. Er selbst hatte keine Ahnung, wo er sich verstecken sollte, da er ja erst einen Tag zuvor in der Stadt angekommen war. Hoffentlich kannte der Formwandler einen guten Ort, um bis zum Tagesanbruch und der Öffnung der Tore zu warten.

"Ganz...nett eingerichtet", rettete sich Kairi mit nur einer kurzen Pause aus der Verlegenheit. Etwas zum Sitzen gab es hier nicht, weswegen sie sich eine einigermaßen saubere Stelle Boden suchte und sich dort niederließ. Okay, Zusammenfassung. Sie hatte mindestens zwei Menschen getötet, war eingekerkert worden und geflohen. Ja, sehr königlich, Kairi. Nur weiter so, dann landest du noch mit dem Kopf in der Schlinge. Vorsichtig wischte sie ihre Hose wieder sauber. Zumindest verteilte sie den Dreck gleichmäßig über ihre Hose. Wenigstens lebten sie noch.
"Dann warten wir eben", merkte Kairi an: "Alle Wachen dieser Stadt zu töten wäre eine ganze Menge mehr Arbeit als nötig wäre, nicht?", versuchte sie sich an einem schwachen Witz.

Ungewöhnlich schweigsam folgte Ivylaine dem Säufer. Sie schlichen sich durch die Stadt und hielten möglichst in dunklen Ecken und Gassen, um der Wache auszuweichen: Schliesslich kamen sie in einer Gegend an, die die Sche'ai normalerweise nicht einmal mit einem doppelten magischen Schutzschild betreten hätte. Das Zimmer des Säufers befand sich in einer winzigen Bruchbude. Und da es nur ein Zimmer in einem winzigen Haus war, war das Zimmer noch viel kleiner und sie bekam es schon fast mit der Angst zu tun, von den Wänden zerquetscht zu werden. Doch sie verkniff es sich, etwas zu sagen, ihr Gesicht zeigte die Verachtung jedoch nur zu deutlich.
Während der Säufer sich gleich in Wein ertränkt und die Hure sich den Platz am Boden suchte, der ihr gebührte, trat Ivylaine zum einzigen Stuhl im Raum und betrachtete diesen kritisch. Er sah weder besonders stabil, noch besonders neu aus. Und dreckig war er auch noch. Aber sie würde wohl damit vorlieb nehmen müssen. Sie zeigte mit ausgestrecktem Finger auf den Stuhl und eine rosa Flamme leckte darüber und putzte den Dreck weg. Sich so notdürftig eingerichtet liess sie sich vorsichtig darauf nieder und betrachtete ihre Begleiter erneut mit verächtlichen Blicken. Gerade sagte die Hure, dass es eine Menge Arbeit wäre, alle Wachen in der Stadt zu töten.
"Am besten würde man gleich die ganze Stadt mitsamt all dem Abschaum hier drin vernichten", murmelte Ivylaine mehr zu sich selbst als zu anderen.

"Ich gehöre auch zu dieser Stadt und ihrem Abschaum...", merkte Jandrim an und klang dabei ein wenig beleidigt. Er tat nichts dazu, seine Position zu ändern, blieb reglos an die Wand gelehnt, doch seine Augen flitzten wach umher und fixierten schließlich die Sche'ai. Natürlich würde er diesem Rattennest keine Träne nachweinen wenn er es morgen auf immer verlassen musste. Er hatte schon mehrere Orte, die er Heimat genannt hatte, verlassen und bei keinem war es ihm so leicht gefallen wie es ihm hier fallen würde. Dennoch störte er sich an der unbedachten Todesdrohung, die die Magierin hier so abfällig und unüberlegt ausstieß. Der Gedanke, dass sie auch ihn auf ihre Liste der zu vernichtenden Ziele gesetzt hatte, schien ihr nicht einmal gekommen zu sein. Das war ein dürftiger Dank für das Asyl, das er ihr hier anbot. Sicher, das war nicht viel. Das hätte hier unten am Wasserturm jeder für jeden anderen getan. Aber auch daran schien sie keinen Gedanken zu verschwenden. Ob sie noch irgendetwas Dummes tun würde, wenn sie erst einmal aus der Stadt heraus waren?, schoss es Jandrim durch den Kopf. Bei Magiern wusste man das ja schließlich nie so genau...

"Das ist ein wenig drastisch", stellte Kairi fest, in deren Hirn die Ideen zu brodeln begannen: "Den Bürgermeister und die Wache komplett ersetzen. Die Stadt liegt gut, an mehreren Handelswegen. Mit der richtigen Führung könnte sie prosperieren. Mit der derzeitigen hingegen. Naja...," hüllte sich Kairi in bedeutungsvolles Schweigen. Die Wache war korrupt. Das hatte allein die Behandlung Jandrims durch die Wächter gezeigt. Kein Wächter in Harvengard oder einer der anderen großen Städte wäre jemals auch nur auf die Idee gekommen einen Betrunkenen zu verprügeln. Naja, auf die Idee wären sie schon gekommen, aber sie hätten es nicht gemacht, das war sicher. Die Magierin war Kairi unangenehm. Die trug ihre Nase so hoch, dass es ein Wunder war, dass sie auf dem Boden blieb.
"Habt Ihr irgendetwas zu essen hier?", wandte sich Kairi mit wenig hoffnungsvoller Stimme an Jandrim: "Ich kann auch dafür bezahlen...kann ich nicht. Mein Geld ist in meiner Rüstung, mist."

Venox hatte vorgehabt nochmals eine Runde zu drehen, immerhin machte ihn die nacht so gut wie unsichtbar, und dann zu verschwinden, doch als er Le'nique auf der Spitze des Turms entdeckte revidierte er dieses vorhaben natürlich. Wieso war die Hi'ja auf dem Turm und nicht schon längst mit den anderen aus der festung geflohen. Wollte sie nach ihm sehen? Doch warum sollte sie so etwas tun. Venox war etwas verwirrt, für ihn machte das ganze keinen sinn. Doch es war nun einmal so und daran konnte er nicht wirklichetwas ändern. Dennoch konnte er Le'nique seiner auffassung nach nicht einfach dort lassen. Er war davon ausgegangen das nach seiner kleinen Aktion alle anderen bereits geflohen waren, doch nun, wo alle Wachen aufgeschreckt waren, sass Le'nique in der Falle. Sie im Flug zu packen war aber auch riskant, also musste er in eine art Schwebezustand gelangen. Die gefahr war das die Wachen ihn so wieder entdecken konnten und so indirekt auch Le'nique, er durfte also nicht zulange in dieser Schwebe verweilen.
Kaum hatte er sich dem Turm genähert war er auch schonwieder entdeckt worden und es würde vermutlich nicht mehr sehr lange dauern bis die ersten Bolzen wieder angeflogen kamen. Er konnte Le'nique nicht einfach bitten aufzusteigen, es musste schnell gehen. Also schloss er seine vorderen Klauen um Le'nique und drückte die Hi'ja ansich, stark genug damit sie nicht fallen würde, aber nicht so fest das sie nicht mehr Atmen konnte. Er spürte wie die ersten Bolzen heranflogen und an seinen Schuppen abprallten. So schnell er konnte stieg er wieder in den dunklen Himmel hinauf und verschwand aus der Stadt so schnell er konnte, in der hoffnung das jetzt wirklich alle entkommen waren.

Armelle wusste nicht, wie lange sie immer weitere Kreise über der Stadt zog, als sie glaube, in den Gassen unter sich eine Bewegung ausgemacht zu haben. Sofort verkleinerte sie ihre Kreise, bis sie sich sicher war: Da unten schlichen drei Gestalten durch die Gassen. Möglicherweise waren es entflohene Gefangene. Armelle beschloss, sie ein wenig zu beobachten, bevor sie sich ihnen offenbaren würde. Doch bevor sie dazu Gelegenheit bekam, erreichten die drei ein Haus, in dem sie verschwanden.
Armelle, mittlerweile müde und erschöpft, landete auf dem Hausdach. Sie würde bis zum Morgengrauen warten, beschloss sie, und sich die drei dann genauer ansehen. Und wer weiß, vielleicht fand sie durch die drei auch die wieder, die sie eigentlich suchte. Sie schloss die Augen und begab sich in das Reiche der Träume.