Gleve [MSG]

Jandrims Lachanfall wollte und wollte nicht enden. Er lachte längst nicht mehr, weil er sich über die Drachenjäger amüsierte, das war ihm längst im Alkoholdampf abhanden gekommen. Er lachte mehr aus Gewohnheit. Und er konnte nicht mehr aufhören. Tränen stiegen ihm in die Augen und ließen seinen Blick noch weiter verschwammen. Bis mit einem mal ein Paar Stiefel in sein Blickfeld trat. Ein Paar schwerer, beschlagener Stiefel. Etwas in seinem Hinterkopf sagte ihm, dass es klug wäre, mit dem Lachen aufzuhören, doch er konnte nicht. Er musste einfach weiter lachen.
Wie von fern drang durch sein Lachen eine Stimme an sein Ohr. Die Stimme des Wachmanns, der vor ihm stand. "He, Arschgeige! Lachst du über mich?", schall es unfreundlich herab. Spätestens jetzt hätte Jandrim schlagartig aufhören müssen zu lachen. In seinem Kopf schrie es regelrecht danach. Doch er lachte weiter. Bis ihn der eisenbeschlagene Stiefel wuchtig in die Magengegend traf. Sein Lachen endete abrupt, dafür schoss ihm der Inhalt seines ohnehin schon strapazierten Magens über die Lippen und ergoss sich auf den Pflasterboden. Er japste, versuchte nach Luft zu schnappen, doch seine Kehle war wie zugeschnürt. Er hustete, japste erneut, da traf ihn der Stiefel ein zweites mal. Ein Zucken lief durch seinen Leib und er rollte, getragen von der Wucht des Tritts, auf den Rücken. Hustete weiter während ihm Erbrochenes aus dem Mundwinkel rann.
"Lachst du noch immer, Bastard?", erklang die erboste Stimme. Einen Herzschlag später donnerte der bestiefelte Fuß auf Jandrims Bauchdecke herab.

Eine dünne Klinge legte sich von der Seite an den Hals des Wachmanns. Das Schwert sah nicht sonderlich brutal aus, aber es war scharf genug, um sich den Bart damit zu schneiden. Kairi funkelte den Wachmann, der den Betrunkenen getreten hatte mit einer Mischung aus Zorn und Verachtung in den Augen an. Einem Wachmann in den Königreichen wäre soetwas niemals eingefallen. Nicht, weil sie nicht wollten, sondern weil sie mit Strafen rechnen mussten.
"Ist das Eure Vorstellung von Gerechtigkeit. Ich wusste ja, dass Relim ein verabscheuenswürdiges Nest ist, aber mir war nicht klar, wie weit die Krankheit reicht. Lasst den Mann in Ruhe. Er hat euch nichts getan und lacht nicht über euch. Lasst. Ihn. In. Frieden."
Kairis Stimme strahlte eine naturgegebene Autorität aus. Es war eine Stimme, deren Besitzerin es gewohnt war, dass man ihr gehorchte.

Venox musterte die Münze, die ihm auf der Schnauze gelandet war. Er blickte sich kurz um, so etwas verloren die Menschen nicht einfach so, sie musste gezielt geworfen worden sein, doch derjenige war nicht mehr am Zaun, sonst hätte Venox ihn sehen müssen. Dann musterte er die Münze, die sah anders aus als die Münzen, die die Menschen hier sonst zum Bezahlen benutzten.. das machte die ganze Sache noch merkwürdiger und Venox fragte sich, was das sollte. War es ein Zeichen von dieser sprechenden Krähe? Erneut blickte er sich um, konnte sie aber nirgends entdecken.

"Das ist eine gute Idee", meinte Armelle anerkennend nickend. Dann breitete sie die Flügel aus, bereit, sich in die Lüfte zu erheben.
"Ich red mal mit dem Drachen und weih ihn ein bisschen in den Plan ein. Nicht, das er denkt, ich hätte ihn vergessen."
Keck zwinkerte sie den Beiden zu, bevor sie davonflog und in einem umständlichen Kreis hinter die einzelnen Stände verschwand, um zwischen Stand und Straßenfront möglichst unbemerkt zu Venox zu kommen. Dort schlüpfte sie unter die Abdeckung und tapste so vor die Drachenschnauze, das die Flugechse sie sehen konnte.
"Alles läuft prima", meinte sie. "Ich hab zwei Leute gefunden, die uns helfen. Sie haben den Schlüssel zu deiner Freiheit. Nach Einbruch der Nacht werden sie dich befreien kommen. Halte so lange aus. Deine Wächter werden dich solange wohl nicht belästigen, die sind auf der Suche nach vier Raben."
Abermals krächzte sie belustigt.

Der Schmerz war unbeschreiblich. Feuer. Feuer in seinem Bauch. Das kam vielleicht noch hin. Aber selbst das traf es nicht. Der Schmerz füllte sein ganzes Bewusstsein aus. Er brannte in jeder Faser seines Körpers. Jandrim wollte sich krümmen, doch ihm fehlte die Kraft. Er wollte nach Luft schnappen, doch da war nichts. Er japste, er hustete, er spuckte. Tränen rannen ihm ungehemmt aus den Augen. Er bemerkte es nicht einmal. Er rang mit dem Ersticken. Und so dauerte es eine Weile bis ihm bewusst wurde, dass die Tritte aufgehört hatten. Er drehte sich auf den Bauch, wischte sich mit dem dreckigen Ärmel die Tränen aus den Augen während ihn ein dünner Faden Magensäure aus dem Mundwinkel lief. Erst jetzt erkannte er die junge Frau, die er zuvor bereits am Stand des Weinhändlers getroffen hatte. Und sie hielt dem Wachmann eine Klinge an die Kehle. Sogar in seinem Zustand verstand Jandrim, dass das der Grund dafür war, dass die Tritte aufgehört hatten. Mit einem mal verspürte er ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit für ihren Einsatz und er hätte sich gern dafür revanchiert. Doch er konnte nicht. Da war keine Luft in seinen Lungen und seine Zunge lag wie taub in seinem Rachen. Und so blieb ihm nichts weiter übrig als zuzusehen, wie mit einem mal der massige Drakone, der die Wache anführte, an die Frau heran trat und seine Pranke wie einen Schraubstock um ihre Schwerthand schloss.
"Was glaubst du, wer du bist, dass du hier in meiner Stadt meine Männer bedrohst, du Hure?", drang es donnernd an Jandrims Ohr. Doch es gelang ihm nicht einmal, auf die Beine zu kommen...

"Eure Wachen haben es für nötig gehalten diesen Mann zu misshandeln. Ohne triftigen Grund. Die Wache einer Stadt soll für die Sicherheit ihrer Bewohnern sorgen. Treten gehört nicht dazu. Es sei denn, die ganze Garde ist ein unehrenhafter Haufen." Einer der Abwehrzauber ihrer Rüstung aktivierte sich. Der Drakone bekam einen kräftigen Stoß, sodass Kairi sich seinem Griff entwinden konnte. So etwas widerte sie an. Personen, die ihr Leben dem Schutz anderer gewidmet hatten, hatten es nie leicht. Aber das gab ihnen nicht die Erlaubnis, sich zu verhalten, wie diese Wachen es grade taten.
"Und Euer Verhalten gibt mir den Eindruck, dass Ihr es nicht wert seid, sich Beschützer einer Stadt nennen zu dürfen." Kairi nahm eine Kampfhaltung ein, die dem Gegner nur die Seite mit der Klinge zuwand. Es war unwahrscheinlich, dass sich der Drakone ehrenhaft verhalten würde und sie alleine angreifen würde.

Ivylaine wütete immer noch innerlich gegen das Miststück, dass in sie hinein gerannt war. Bestimmt hatte sie sie bestehlen wollen. All dieser Abschaum konnte nur stehlen. Wenn die Armee der Sche'ai-Reiche noch auf ihrer einstigen Höhe wäre, würden sie diese Bastarde vernichten. Aber leider waren die meisten Soldaten zu fett, um sich auf die andere Achse zu rollen. Aber der Abschaum in dieser Stadt war noch schlimmer als der ganze fette Haufen in ihrer Heimat. Wenn sie ihren Ruf erst mal wieder hergestellt hatte, würde sie einiges gegen diese Dinge unternehmen.
Da sie immer noch nach dem Informanten suchte, ging sie wieder zurück zu der Marktkneipe. Dort in der Nähe trat eine Wache gerade auf einen Betrunkenen ein. In ihrer Heimat wäre so etwas nicht passiert. Man hätte den Betrunkenen nie soweit kommen lassen, man hätte ihn vorher weggeschafft und ihn seiner Strafe zugeführt. Aber es belustigte sie, wie der Mann sich vor Schmerzen krümmte und dann mischte sich auch noch so eine Hure mit einem Schwert ein. Die Situation war so absurd, dass Ivylaine nicht anders konnte, als lauthals loszulachen. In ihrer Heimat wäre so etwas wirklich nie passiert. Dieser Abschaum konnte sich einfach nicht benehmen.

Venox blickte Armelle an. "Das war ein... interessantes Flugmanöver... war unerwartet, aber der Geräuschkulisse nach sehr effektiv." Er beugte sich nach vorne so das seine Schnauze beinahe den Schnabel von Armelle berührte. "Du sagst du hast zwei weitere Helfer gefunden? Sind es Menschen? Wie hast du die überzeugen, könne einem Drachen wie mir zu Helfen?" Neugierig blickte er zu dem Raben vor sich auf dem Boden, wobei ihm auch wieder die Münze auffiel, die er einen Moment lang vergessen hatte. "Ach ja, irgendjemand wirft hier Münzen durch die Gegend."

Jandrim konnte aus seiner Position und in seinem Zustand nicht genau erkennen, was die junge Frau tat um sich dem Griff des Drakonen entwinden, aber es war wohl unzweifelhaft ein Fehler, denn der Wachhauptmann schien nun wirklich wütend zu werden. Was ihm, bedachte man die scharfen Worte der Frau, nicht einmal zu verdenken war. "Du kommst in meine Stadt und wagst es, mir und meinen Männern Vorhaltungen zu machen? Und uns zu beleidigen?" Seine Stimme klang scharf und voll schlecht verhohlenem Zorn. "Du hinderst meine Männer daran, ihre Arbeit zu machen und diesen besoffenen Abschaum aus unseren schönen Straßen zu treiben?" Er wies mit dem Finger anklagend auf Jandrim und dieser hielt es für angemessen, sich so robbend so weit wie möglich vom Schauplatz zu entfernen. Weit kam er jedoch nicht, denn zwei weitere Wachmänner traten nun heran - die Hände drohend am Griff ihrer Waffen - und versperrten ihm den Weg. "Und du wagst es, mir und meinen Leuten mit deiner Klinge und deiner Hexerei zu drohen?" Die Stimme des Hauptmanns war nun so laut, dass sie weit über den Platz trug und abermals die Schaulustigen anzog, die sich nun in respektvollem Abstand um das kleine Grüppchen sammelten. "Ich bin kein Unmensch, also lass' ich dir eine Chance, Püppchen. Leg deine Waffen nieder und leiste keinen Widerstand. Sonst müssen wir dir richtig weh tun..."

"Ich sehe keine schönen Straßen und seien wir ehrlich, vermutlich waren die Straßen nicht einmal zur Zeit ihrer Entstehung schön. Und selbst wenn ihr den Betrunkenen entfernen wolltet, so gibt es keinen Grund für unnötige Gewalt." Aber Kairi merkte, dass mit dem Drakonen nicht mehr zu reden war. Ein Wachmann in den Königreichen musste mit einer unsanften Entlassung rechnen, wenn er sich so aufführte. Aber das hier waren nicht die Königreiche. Und das hier war kein Wachmann, sondern ein selbstgerechtes Arschloch. Zorn wallte in ihr auf. Und sie merkte, wie sich die ersten Silben eines Schutzzaubers auf ihre Zunge stahlen. Die Worte setzten ihre Kehle in Brand und versengten ihre Stimmbänder. Wie beißender Rauch entrangen sie sich ihren Lippen und griffen nach den Wachen. Keuchend besah sich Kairi das Ergebnis. Jeder Atemzug brannte in ihren Lungen und ätzte sich durch ihre Kehle. Die Wachen lagen zum guten Teil am Boden, bewusstlos. Der Drakone hielt sich den Schädel und zischte vor Schmerz. Kairi griff nach dem Betrunkenen und zog ihn auf die Beine.
Obwohl sie den Mund öffnete und schloss, kam kein Laut mehr über ihre Lippen. Trotzdem war es klar, dass sie von hier verschwinden wollte. Der Effekt des Zaubers würde nur vorübergehend sein.

Ein starker Arm packte Jandrim unter der Achsel, wuchtete ihn nach oben. Er ließ es sich bereitwillig gefallen. Er hätte sich im Moment ohnehin nicht wehren können. Und das nicht allein wegen seines Zustands, der Mischung aus Alkohol und Schmerz, die seinen Körper lähmte. Es kam nun auch noch der Schock dazu. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf die am Boden liegenden Wachen, Panik flackerte in seinem Blick. "Bei allem was heilig ist... bei allen verdammten Geistern... was hast du getan?", murmelte er tonlos. Er murmelte es vor sich hin ohne Kairi anzusehen, doch es war klar, dass er sie meinte. "Sie werden dich umbringen! Dafür bringen sie dich um. Und mich gleich mit. Scheiße, wir sind tot. Wir sind sowas von tot. Wir müssen weg hier oder es ist aus mit uns..."
Er versuchte, sich auf zittrigen Beinen davon zu machen und mit einem mal hatte er auch keinerlei Probleme mit der Orientierung mehr. Das Adrenalin und die Todesangst schienen ihm den Alkohol aus dem Gehirn zu treiben. Doch mit der Koordination haperte es nach wie vor. Er hatte nicht bedacht, dass die junge Frau ihn nach wie vor stützte und verfing sich so prompt in ihrem Arm. Knickte ein. Stolperte. Stieß einen spitzen Schrei aus. Hätte sie ihn nicht gehalten, er wäre wieder im Dreck gelandet.
"Weg, weg!", murmelte er und es klang diesmal fast flehend.

Einen Moment lang sah James dem Vogel nach, bevor ihn ein wunderbarer Gefühlscocktail ablenkte und zu der Marktkneipe hinüberblicken ließ. Dort konnte er gerade noch mitbekommen, wie eine Frau die Wachen scheinbar mit einem Zauber ausschaltete, um anschließend mit einem anderen Gast zu fliehen. "Anscheinend müssen wir doch nicht so lange warten." meinte er zu Kazu und deutet in Richtung des Tumults. "Die Chance sollten wir nutzen. Ich glaub kaum, dass die Wachen noch einmal so abgelenkt sein werden."

Eine kurze, heftige Fluchwelle ergoss sich aus dem Mundschlitz von Ganecs Waffe und der Gaukler steckte die Wurfdolche, die er gezogen hatte wieder in seinen Gürtel. In der Menge versteckt wäre es die perfekte Gelegenheit gewesen, die Wachen zu töten, aber die Prinzessin hatte zuviel Aufmerksamkeit erregt. Nun würde man sie verfolgen. Wem hatte er da nur Treue geschworen? Mit schnellen, tänzlerischen Schritten kletterte der Gaukler auf ein nahegelegenes Hausdach und verfolgte den Fluchtweg der beiden. Hin und wieder segelte ein Dolch hinter ihnen durch ein Seil und löste eine Wäscheleine oder eine kleine Lawine an Fässern aus, welche den Wachen zwar zeigen würden, wo sie hingegangen waren, es dafür jedoch auch umso schwerer machen würden, sie auf direktem Wege zu verfolgen. Es dauerte eine Weile, bis er es für sicher befand von einem Vorsprung zu springen und in der Nähe der beiden zu landen. "Habt Ihr vor die Stadt früher zu verlassen als geplant, Herrin?", fragte er sie vollkommen ernst und trat ohne viele Worte auf den Betrunkenen zu. Nicht unbedingt sanft, aber auch nicht übermäßig brutal tastete er über dessen Bauch, was ihm im schlimmsten Fall einen Faustschlag einbrocken würde - im besten Fall würde er herausbekommen, ob irgendetwas kaputtgegangen war oder in nächster Zeit kaputtgehen würde. Es würde sich nicht lohnen mit jemanden zu fliehen, der innere Verletzungen hatte - das wäre unangenehm für ihn und verheeren für sie.

Wäre Jandrim nüchtern gewesen - was er zugegebenermaßen seit einiger Zeit schon nicht mehr gewesen war - er hätte wohl nach der ersten Verwunderung begriffen, was der Gaukler da tat. Wäre er einfach nur betrunken gewesen, er hätte der unverschämten Schwuchtel, die ihn da betatschte, wohl ordentlich auf die Zwölf gegeben. So jedoch - betrunken und auf panischer Flucht - erkannte er in Ganec lediglich ein Hindernis, etwas, das sich ihm in den Weg stellte. Das ihn ausbremste und es nur wahrscheinlicher machte, dass die Wachen, deren empörte Stimmen und scheppernde Rüstungen bereits in seinen Ohren klangen, ihn erwischen würden. Und würden sie ihn erwischen, dessen war er sich nur zu bewusst, dann war es aus mit ihm. Er tat also das erstbeste, was ihm in den Sinn kam: er packte den Gaukler grob mit beiden Händen an der Schulter und stieß ihn zur Seite, gegen die nächste Hauswand. Aus dem Weg eben. Sie mussten weg hier. Zum Tor. Aus der Stadt.
"Weg hier!", rief er noch einmal, überflüssigerweise, doch da ihn inzwischen bereits scharfes Seitenstechen quälte kamen die Worte ohnehin nur so leise und gequält heraus, dass er nicht sicher war, ob die junge Frau oder der Gaukler ihn überhaupt verstanden.

Armelle sah kurz auf die Münze hinab, bevor sie sie mit dem Schnabel anstupste. Dann sah sie jedoch zu dem Drachen empor.
"Ja, Menschen. Zwei Stück. Ich musste sie gar nicht überzeugen. Ich hab zufällig gehört, wie sie darüber sprachen, dich zu befreien. Also hab ich sie erstmal weiter belauscht, bevor ich gefragt hab, ob sie mir helfen würden. Und sie haben zugestimmt."
Sie legte den Kopf schief.
"Ich hoffe, sie wissen was sie tun. Und tun vor Allem nichts unüberlegtes."
Nachdenklich starrte Armelle wieder auf die Münze. Sie war irgendwie merkwürdig.

Kairi machte eine Mundbewegung als würde sie sich über Ganecs Frage amüsieren, dann zuckte sie mit den Schultern. Mit zwei Fingern deutete sie auf ihren Mund und machte erneut Bewegungen als würde sie etwas sagen wollen. Erneut kam nicht einmal das leiseste Wort über ihre Lippen. Sie war durch den Zauber verstummt, vorübergehend. Kairi deutete zuerst auf Jandrim, dann in Richtung Stadttor, wobei sie Ganec einmal zunickte. Blieb nur zu hoffen, dass dieser verstand. Kairi jedenfalls stützte wieder Jandrim und zog ihn halb in Richtung Stadttore. Der Zauber war dumm gewesen. Die Reaktion einer verängstigten jungen Frau. Eine Königin brüllte nicht einfach einen Schmerzenszauber, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Jetzt mussten sie aber nun einmal damit leben. Und leben würden sie, selbst wenn Kairi ihren Leibwächter und den Betrunkenen persönlich bis ins Schloss tragen müsste. Es war nicht ihr Recht gewesen die beiden in diese Sache mitreinzuziehen. Die Wachen hatten den Betrunkenen schlimmstenfalls in der nächsten Gasse in die Gosse geworfen. Nach ihrer Intervention allerdings würde er seinen Kopf auf einem Pfahl wiederfinden. Kairi zog noch stärker an Jandrims Arm.

Angst. Belustigung. Gewalt. Alkohol. Magie.  All dies sah ich in dem Getümmel, welches sich ergeben hat. Mitten in der Menschenmenge. Angst, hatte ich. Es gibt nichts was ich mehr fürchten würde als das Gesetz, obwohl ich mich fast nie daran halte. Die Belustigung fand ich in den Menschen. Sie belustigten sich über die Gewalt welche sich in dem Getümmel abspielte. Der Alkohol? Tja, was sage ich dazu, Jandrim?
Was mich am meisten verwunderte war die Magie. Hervorragende schmerzhafte Magie. Wie sich der Drakone zischend am Kopf hielt, er musste höllische Schmerzen haben.
Nachdem die Magie gewirkt wurde, machte sich die kleine Gruppe aus dem Staub. Es interessierte mich brennend wo die Gruppe hinwollte. Durch Gassen und Strassen lief ich ihnen hinterher.
Plötzlich bemerkte ich noch jemanden mehr der die Gruppe verfolgte, ein Gaukler. Bei seinem Anblick viel es mir wie Schuppen von den Augen. Das waren die drei Personen die ich in der Weinschanke gesehen hatte!
Der Gaukler sprang von den Dächern runter auf das ungleiche Paar zu. Er ging au Jandrim zu und fasste ihn an den Bauch. Die Reaktion war verständlich er wurde "weggestellt". Der Gaukler blickte Kairi an und fragte sie etwas, welche ihm zu verstehen gab, sie wolle weg.
Ich rannte auf die drei zu und sagte zu ihnen: "Vor der Stadt ist ein Wäldchen, versteckt euch dort, ich halte die Wachen auf bis ihr beim Tor seit, Gaukler Ihr müsst mir helfen, ich bin gut aber nicht so gut!" Mit einem herausfordernden Blick schaute ich ihm tief in die Augen.

Fast hätte Kairi ihr Schwert gezogen, um es auf den Neuankömmling zu richten. Die Frau hatte sich ihnen so schnell genähert, dass sie eine Falle oder einen Angreifer vermutete. Für einen Moment fixierte die Prinzessin ihr Gegenüber mit einem scharfen Blick. Sah soweit ganz harmlos aus. Und ihre Worte deuteten an, dass sie helfen wollte. Kairi zuckte mit den Schultern. In ihrer derzeitigen Situation würde sie jede Hilfe annehmen, die sie kriegen konnte. Zwecks Vermeidung der ganzen Sache mit dem Kopf auf dem Pfahl.
Erneut legte die Prinzessin sich Jandrim über die Schulter und zog ihn weiter Richtung Stadttor. Ihr Zauber musste seine Wirkung inzwischen verloren haben. Blieb nur zu hoffen, dass die Wachen am Tor noch nicht verständigt waren.

Venox schien zu lächeln als Armelle ihn von ihren beiden Helfern erzählte.
"Menschen sind widersprüchliche Kreaturen... doch auch immer wieder mal für eine positive Überraschung gut. Ich hatte nicht darauf gehofft, dass die Menschen hier für meine Freiheit eintreten, das es jetzt doch einige gibt die es tun freut mich." Venox schien kurz in Erinnerungen zu schwelgen und wirkte einen kurzen Moment lang irgendwie glücklich. Doch kurz darauf wandte er sich wieder an Armelle und der merkwürdigen Münze zu.

"Gut, wo das geklärt wäre... Was machen wir mit der Münze?"
Sie stupste sie abermals mit dem Schnabel an. Ganz offensichtlich war sie ihr nicht geheuer. Sie legte den Kopf schief und hopste einen Rabenschritt zurück, dann betrachtete sie weiter das Geldstück.
"Wo die wohl herkommt möcht ich wissen.. Hmm, kraah."
Sie sah sich um, doch konnte sie beim besten Willen nicht entdecken, wo sie hätte herkommen können.

Währe Venox ein Mensch gewesen hätte er wohl mit den Schultern gezuckt.
"Ich habe keine Ahnung, irgendjemand muss sie über den Zaun geworfen haben aber ich habe niemanden gesehen. Und um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, warum das jemand tun sollten... normalerweise glauben die Menschen ja wir Drachen seien dumme Bestien.. also warum sollte jemand einem Drachen Geld geben.." Venox seufzte.
"Ich nehme nicht an das Du eine Geldbörse oder so etwas hast oder?" Venox überlegte einen Moment. "Kannst du sie mir unter ein meiner Schuppen stecken? Wenn ich einmal frei bin und wir sie doch mal benötigen kann ich sie dann selber hervorholen."

"Mit dem größten Vergnügen." Wieso sah es aus, als würde dieser Jemand ihm direkt in die Augen sehen? Quatsch. Er trug eine Maske. Es war alles okay. "Flieht, ich finde Euch." Ganec griff an seinen Gürtel und nahm die Jonglierkeule ab. Mit einem kurzen Schütteln seiner Hände drangen aus den Schmuckarmschienen krallenartige Klingen hervor, die er probehalber durch die Luft schwingen ließ. "Dann wollen wir ihnen doch einmal eine Show liefern..."

Irgendwie kamen sie vorwärts und irgendwie gelang es ihnen, nicht eingeholt zu werden. Wie, das würde Jandrim auch lange später noch ein Rätsel bleiben und schlussendlich würde er es auf ein Wunder oder wenigstens unverschämtes Glück schieben, doch obwohl er die Verfolger die ganze Zeit über hinter sich hören konnte und obwohl er sich nicht erklären konnte, was sie aufhalten mochte, gelangten sie - so fern das eben in ihrer Situation möglich war - unbehelligt zum Stadttor. Jandrim verlangsamte seinen Schritt - zuerst nur deshalb, weil das Seitenstechen unerträglich geworden war, dann ging ihm jedoch auch auf, dass sie nur noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen würden, wenn sie rennend auf das Tor zu hielten. Und doch: die Wachen am Tor wirkten aufmerksamkeit. Mit gesenkten Waffen standen sie auf ihren Posten, die behelmten Köpfe wandten sich wachsam von einer Seite zur anderen. Der Tumult, der weiter im Inneren der Stadt ausgebrochen war, konnte ihnen nicht entgangen sein. Hoffnungslosigkeit überfiel Jandrim. Hoffnungs- und Kraftlosigkeit. Im Schatten des Ausgangs jener Gasse, durch die sie geflüchtet waren, glitt er an der Prinzessin herab und kam halb aufgestützt auf dem kalten Pflaster zum sitzen. Oder zum liegen. Etwas dazwischen. "Das war's!", nuschelte er tonlos, "Da komm' wir nie durch! 's is' aus. Jetz' rettet uns nur noch'n Wunder..."

Der Gaukler liess mit einem geübten Handgriff, krallenartige Klingen an der Keule auftauchen. Mit einem schämischen Grinsen im Gesicht, zwinkerte ich dem Gaukler zu und konnte mir,"Was so unscheinbare Keulen hervorbringen können, wenn man nur weiss wie.", nicht verkneifen.
Meinerseits griff ich unter meine Weste und "zauberte" meinen Säbel hervor. Das Wappen blizte auf, im Sonnenlicht. Ich atmete, ein aus, ein aus und immer weiter. Im Kampf war jede Sekunde wichtig, jede Bewegung und jeder Atemzug. Ich hatte mich auf meine Schwerter fokussiert, liess sie aber noch zusammen.
Ich wandte mich wieder an den Gaukler. Kurzerhand hatte er seine Keule durch die Luft schwingen lassen. "Ein offener Angriff oder wie wollt Ihr vorgehen?" Ich selbst war für einen offenen Angriff aber ich wollte fragen, nicht weniger aus dem Grund, dass wenn wir nicht der gleichenen Meinung waren wie die Ablenkung aussehen sollte, einen schlechten Kampf haben würden und das war nicht mein Ziel. Mit einem unsicheren Lächeln legte ich meine Waffen an meinem Gürtel. Die Wachen kamen immer näher, die Zeit drängte.

Kairi zog eine Augenbraue hoch und starrte den Betrunkenen an. Natürlich kamen sie so nicht an den Wachen vorbei. Zumindest nicht zusammen. Mit einiger Kraftanstrengung zog sie Jandrim wieder auf die Beine. Sie deutete in Richtung Tor und machte einige Schritte auf der Stelle, um danach wieder aufs Tor zu deuten. Hoffentlich verstand der Mann in seinem jetzigen Zustand, was sie wollte, dass er tat. Sie hatten kaum Zeit es aufzuschreiben und selbst dann konnte der Kerl wahrscheinlich nichtmal lesen. Kairi drückte die Schulter ihres Gegenübers, um ihm Mut zu machen und deutete erneut auf das Tor. Die Wachen waren zwar wachsamer als sonst, aber es sah nicht so aus, als wären sie verständigt worden. Es sollte also eigentlich sicher sein, solange man sich nicht allzu dumm anstellte. Kairi deutete auf sich, hob zwei Finger in die Luft und deutete danach wieder einmal auf das Tor. Geh! wollte sie sagen, Keine Angst!, aber ihre Stimme gehorchte ihr immer noch nicht.