GitM [MSG]

Tessa hatte noch nie zuvor in ihrem Leben so viele Waffen auf einmal gesehen. Eine Weile glitt ihr Blick nur über die Auswahl, bevor sie sich lediglich an der Munition bediente. Sie hatte bereits zwei Waffen. Waffen, mit denen sie zumindest halbwegs auch umgehen konnte. Es würde keinen Sinn machen, wenn sie eine Waffe nahm, die zwar theoretisch besser war, wenn sie sie aber nicht richtig verwenden konnte.
Was hingegen die Zuordnung zu einer der beiden Aufgaben betraf, beschloss Tessa einfach, sich weiter an die Androidin zu halten. Ihrer eigenen Meinung nach war sie sowieso in beiden Gruppen gleich falsch aufgehoben.

Andrew wechselte fachmännisch, wenngleich unverhältnismäßig zärtlich Wes' Energiezelle, ganz so, als würde er einem Kind ein Pflaster von einer Schürfwunde entfernen. Er hielt den Kommunikator ruhig, während das interessante Wesen diesen scannte, und heftete es ihm dann an wie einen Verdienstorden, direkt darauf, wo bei einem normalen Menschen die Brust gewesen wäre. Das kleine Gerät blinkte kurz, und nahm dann problemlos die Farbe seines Untergrundes an. "Keine Sorge, das braucht keine Ohren, um zu funktionieren." Er lächelte leicht, fast schon ein bisschen stolz, und wandte sich dann der Gruppe zu. "Euch steht der Transportwagen in der Garage bereit. Darüber hinaus könnt ihr jederzeit Kontakt zu uns aufnehmen. Wir werden hier in der Basis verbleiben und euch den Rücken decken, so gut es geht. Wenn es keine weiteren Fragen mehr gibt, überlasse ich die restliche Planung und alle weiteren Dinge euch." Er nickte kurz, und begab sich dann, die restlichen Kommnunikatoren auf einen freien Tisch ablegend, zurück nach hinten in die Küche. Ari deutete eine leichte Verbeugung an und schob den Waffenwagen wieder aus dem Raum. Für einen Moment war die Gruppe alleine.
Was würde sie tun?

Diese ganze Mission mit jener Aufstellung war brandgefährlich... Hier handelte es sich um kein eingespieltes Team sondern um lauter Wildfremde, von denen nicht einmal alle auf solche Arten von Einsätze vorbereitet waren. Die Androidin schaute dabei kurz zu Tessa und dann den beiden neueren Androidmodellen.
Sie suchte nach dem Sinn dahinter... und wieso ihre Auftraggeber das offenbar selbst nicht erkannten. Waren sie alle am Ende nur eine Ablenkung? Angeheuertes Kanonenfutter...?
Vielleicht blieben ihre Auftraggeber deshalb in Sicherheit... Natürlich wusste EX-7 jedoch auch über die Wichtigkeit eines Operators, welcher einen mit Daten versorgen konnte.
Cynthia selbst wusste was sie zu tun hatte... Sie würde sich vor Ort einen Zugang suchen oder verschaffen müssen, ab da an hatte sie sich auf ihre Spezifizierung zu verlassen. Entweder sie nutzte das Hilfsmittel ihrer Auftraggeber oder aber nahm die Informationen vor Ort, wobei es verschiedene Möglichkeiten gab an jene zu kommen.
So oder so... ihr Ziel war eindeutig. Was die Anderen hier betraf war sie sich leider nicht derartig sicher.
Sie hatte bereits schwierigere Situationen erlebt... dieser eine Übungseinsatz junger Rekruten noch zu Zeiten der ersten Unruhen, als jene plötzlich in ihrem ersten Ausbildungsmonat mit scharfer Munition beschossen wurden. EX-7 hatte damals nicht jedes menschliche Leben retten können, nicht ohne gegen Befehle zu verstoßen...
Sie begab sich etwas zur Seite und schaute dann zu Tessa, welche eben zu genau jener Gruppe gehörte denen sie es nicht unbedingt zutraute solch einen Einsatz einfach so wegzustecken. Für sie war das besonders gefährlich, rein aus Cynthias strategischer Kalkulation heraus... außer der Mensch hatte besondere versteckte Talente von denen sie noch nichts wusste.
"Was ist mit dir? Wäre es für dich nicht sicherer bei all den Anderen zu bleiben?", fragte die Androidin leise. Cynthia verstand sich nicht unbedingt darauf neben ihrem Primärziel auch noch auf einen Menschen aufpassen zu müssen, so etwas wäre für sie eine Ausnahmesituation mit der sie wenn dann gerne mehr praktische Erfahrung gesammelt hätte. Sie konnte es nicht einmal treffsicher kalkulieren wo sie nun überhaupt sicherer wäre... bei der anderen Gruppe könnte sie von einem Querschläger getroffen werden oder in Kreuzfeuer geraten... bei ihr jedoch könnte sie zum Beispiel genauso gut in ein biometrisches Sicherheitssystem laufen und direkt pulverisiert werden. Falls sich Tessa jedoch gut auf Computersysteme verstand, dann könnte sie ihr eventuell einiges an Arbeit abnehmen was ihre Effizienz erhöhte und die Zeit zum erreichen ihres Zieles vielleicht gar verkürzte.

Leicht zuckte Tessa zusammen, als die Androidin sie ansprach, dann zuckte sie mit den Schultern.
"Ich denke, dass ich in keiner der beiden Aktionen gut aufgehoben bin", antwortete sie dann ehrlich. "Ich weiß, ehrlich gesagt, überhaupt nicht, warum ich hier bin. Aber ich will auch nicht untätig zurück bleiben..."
Sie zwang sich zu einem Lächeln, dem man genau diesen Zwang ansah, bevor sie sich abwandte und nervös die Anderen betrachtete. Das sinnvollste, das sie würde tun können, war vermutlich, nicht im Weg zu stehen. Solange sie sich daran hielt und versuchte, soweit es ging selbstständig zu agieren, würde sie hoffentlich keine Belastung für irgendjemanden darstellen.