[MSG] Kapitel IV: Ein unerwartetes Wiedersehen

"Hey, nicht so stürmisch, ihr Fischköppe!", rief Gerhin überrascht, als die feindlichen Wesen angriffen. Sie sahen wirklich schauerlich aus und wirkten richtig gruselig mit ihrem "Wrwrwrwrwrwrrafghwrahgh!", das sie unablässig von sich gaben. Was für unsympathische Zeitgenossen.
Was für ein Glück, dass der Zwerg sein rostiges Schild und seine kümmerliche Axt dabei hatte. So konnte er ihnen wenigstens etwas entgegensetzen, obwohl er praktisch keine Kampferfahrung hatte. Einem Murloc, der ihm besonders nahekam, zog er einfach sein Schild mit voller Kraft über. Sicher, was Kraft anging war er nicht die ultimative Existenz, dennoch war das Wasserwesen leicht groggy und wankte, sodass Gerhin seine Axt schwingen konnte. Natürlich war er so ein Dilletant, dass er seinen Gegner nur an der Schulter streifte.
Brüllend stürzte sich der Murloc auf ihn, die Angst wallte in Gerhin auf und er zog dem Gegner wieder voll eins mit dem Schild über. Nun war der Murloc endgültig aus der Fassung und wankte über den Rasen ans Ufer, wo er schließlich mit einem Plumps ins Wasser fiel.

Aldrion und Caleb also. Weniger als sie gehofft hatte, aber eine ausreichende Zahl um die Packpferde sicher zurück zur Gruppe zu bekommen. Der Schreiter würde hierbleiben müssen. Jeder würde ihn als blutelfisches Reittier erkennen. Und manche Zwergen schossen erst, um danach diplomatische Anstrengungen zu unternehmen. Caleb würde ihnen zumindest ein wenig Sicherheit gewähren. Serrah bedeutete Caleb und Aldrion zu ihr zu kommen. Mit einem Pfiff trotteten die zwei Pferde der Argentumsoldaten herbei. Ein weiteres wurde so eingefangen.
"Jeder nimmt ein Pferd. Wenn wir dort sind, lasst mich erst einmal meine Papiere vorzeigen. Gewehrkugeln sind der Gesundheit abträglich." Und die Zwerge zollten einem gut geschriebenen Immunitätsschreiben angemessenen Respekt.

Caleb drehte sich um und stieß einen schrillen Pfiff aus. "Hey, Schneeball! Hierher, Junge!" rief er, und sein Pferd kam gehorsam herbei getrabt. Es hatte seinen Durst am See ausgiebig gestillt und sah nun wieder sehr zufrieden aus. Caleb streichelte das Fell des Tieres und stieg dann auf. Es war immer noch weit davon entfernt, professionell zu sein, sah aber doch schon wesentlich besser aus als zu Beginn ihrer Reise.
Shalindreya beobachtete es kopfschüttelnd. "Viel Glück mit diesem Burschen," murmelte sie Serrah zu.

Auch Aldrion hatte schließlich auf seinem Pferd Platz genommen und nahm die Zügel in die Hand.
"Lasst uns aufbrechen.", sagte er. "Je eher wir zurück sind, umso besser."
Er hatte nicht nur vor, die Elfen zu begleiten, er wollte auch einige 'private' Besorgungen machen. Zum Beispiel neue Gifte kaufen.

"Caleb ist nicht schlimmer als die Geißel, Shalindreya. Ich fürchte mich nicht vor einem Kind", stellte Serrah fest, wobei sie lächelte, was ihren Worten die Spitzen nahm. Dann winkte sie den anderen beiden, ihr zu folgen. Schweigend erreichte die kleine Gruppe Thelsamar. Die Zwergenwachen legten erst auf Serrah an, feuerten aber nicht. Die Blutelfe sprach einen Moment lang leise mit einer Wache, die ihren Offizier holen ging. Danach machte ihr Immunitätsschreiben die Runde, ging von einem dicken, zwergischen Finger zum nächsten. Nacheinander nickten die Zwerge ihre Zustimmung und die Gruppe wurde durchgewunken. Serrah wandte sich an Caleb und Aldrion.
"Caleb, bleib bitte bei mir. Wir gehen die Vorräte holen. Aldrion, ihr könnt euch frei bewegen. Aber denkt nicht einmal an Flucht. Ich würde euch finden."

Alia winkte den dreien noch kurz zum Abschied. "Und schaut zu das der Vorposten heile bleibt, ok." Die Druidin blickte sich kurz um, plötzlich schien sie mit Shalindreya und Isis alleine zu sein. "Ich hoffe die anderen bleiben nicht zulange auf dieser Insel. Wisst ihr ob sich auf ihr etwas befindet?" Fragend blickte sie Shalindreya an.

Während Gerhin, Ena und Silk ein Rennen zur Insel gemacht hatten, hatten die drei nicht gemerlt das ihnen etwa auf halbem Weg, ein Schatten unter der Wasseroberfläche gefolgt war. Zalaschi hatte sie an der Wasseroberfläche entdeckt und war ihnen dann, mit einer mischung aus neugierde und verwunderung, gefolgt. Er streckte seinen Kopf gerade soweit aus dem Wasser das er erkennen konnte was die drei da auf der Insel trieben. Doch kaum war er aufgetaucht plumpste neben ihm ein Murloc ins Wasser und bleib dort regungslos liegen. Sofort Schlängelte Zalaschi an Land um den dreien zu helfen. "Ihr habt ja ein ganzes Nest von denen aufgescheucht."

"Ja, okay, ich bin bald zurück.", sagte Aldrion, dann entfernte er sich von den Anderen. Er wollte nicht fliehen, im Moment brauchte er die Anderen noch. Er musste so weit wie möglich weg von Sturmwind, wenn er seinen Hals retten wollte. Oder redete er sich das nur ein, weil er sich nicht von ihnen trennen wollte? Papperlapapp, das wäre ja noch schöner, wenn er sich von solchen Gefühlsduseleien derart beeinflussen ließ.
Naja, jedenfalls musste etwas dringend getan werden, was seine Ausrüstung anging. Seine Lederkleider waren völlig zerrissen, abgetragen und instabil geworden. Das musste geändert werden, er brauchte neu Kleider. Und Gifte. Und ein paar Waffen.
Zuerst ging er zu einem Lederer und bestellte er neue Lederkleider. Nachdem für seine Größe Maß genommen wurde, verließ er den Laden, es würde ein bisschen dauern.
Schließlich kam er zu einer zwergischen Schmiede und betrat Diese.
"Wie kann ich Euch helfen, mein Herr?", sagte der rotbärtige Inhaber.
Aldrion seufzte. Er hatte kaum noch Geld und die Elfe würde ihm sicher nichts leihen. Er musste sich wohl oder übel von seinen wertvollen Juwelenbestückten Dolchen trennen, die sein Statussymbol gewesen waren, als er noch reich gewesen war. Aber wie dieser Wohlstand vergangen war, mussten sie nun auch weg. Er war traurig, sich davon zu trennen. "Was gebt Ihr mir hierfür?", fragte er.
"Zehn Gold.", sagte der Zwerg, doch Aldrion entging nicht der gierige Blick, mit dem er die Waffen beäugte. Sie waren also noch viel mehr wert.
"Hundert.", sagte der Schurke. "Ihr könnt mich nicht verarschen."
"Fünfzehn.", knurte der Rotbart.
"Fünfundneunzig!", entgegnete Aldrion.
Schließlich traf man sich in der Mitte und der Kauf ging für fünfundfünfzig Goldstücke über die Bühne. Nachdem Aldrion abgezählt und den Inhalt des Sackes für gut befunden hatte, sagte er: "Ihr seid ein harter Verhandlungspartner."
"Ihr aber auch.", entgegnete der Zwerg, während er die Kleinode sorgsam verpackte.
"Ich möchte nun aber diese Dolche haben." Er sah auf zwei gut gefertigte Dolche, die nicht beschmückt waren, ihm aber gute Dienste erweisen würden.
"Gute Wahl.", sagte der Zwerg. "Beste Handarbeit. Die gehören beide Euch für nur zehn Gold."
Was für ein Abzocker, dachte der Schurke genervt. Verlangte das selbe Geld für seine popligen Dolche, während er die selbe Summe für Aldrions wertvolle Dolche zahlen wollte. Aber der Assassine hatte keinen Nerv mehr, zu feilschen und wollte die Anderen nicht zu lange warten lassen.
"Und dann möchte ich noch diese Schusswaffe.", sagte Aldrion mit Blick auf ein schönes, zwergisches Gewehr.
"Zwölf Gold.", sagte der Zwerg. So zahlte der Schurke ihm zweiundzwanzig Gold und nahm die neuen Sachen an sich.
"Möchtet Ihr es an einem Ziel ausprobieren.", sagte der Zwerg und wies auf die Zielscheiben draufen, die wohl zu Übungszwecken hier aufgestellt waren.
Aldrion stellte sich davor, zielte und gab einen Schuss ab. Vorbei, verdammt! Hmpf, er musste wohl etwas schießen lernen in der Zukunft. Da würde er nicht drum rum kommen. Aber wenn er das schaffte, würde er sogar im Fernkampf etwas wert sein.
Aber nun waren seine Einkäufe noch nicht abgeschlossen. Als Nächstes ging er zum Lederer und holte seine neuen Sachen ab. Hmmm, so ganz zufrieden war er nicht. Sie waren ihm zu schlicht und das Braun der Kleider gefiel ihm nicht. Doch das Leder war stabil und würde passablen Schutz bieten. Und leider war er im Gegensatz zu früher nicht mehr in einer Position, wo er es sich leisten konnte, auf die Optik seiner Kleider Wert zu legen. In diesen Sachen sah er nicht gerade ansehnlich aus. Nicht, dass er in den alten Sachen, die schon ganz kaputt waren, besser gewesen wäre, doch sein schönes Aussehen ging immer mehr vor die Hunde. Diese Reise hatte ihre Spuren hinterlassen.
Naja, was solls. Aldrion zahlte zwanzig Gold für seine neuen Sachen, verkaufte die alten Sachen zu einem Spottpreis von achtzig Silber (der Leder konnte das Leder noch weiterverarbeiten) und verließ den Kleidungsverkäufer. Bei einem Gifthändler erstand er noch ein paar Gifte.
Dann kehrte er in völlig neuer Tracht zurück zu den Anderen. Mal sehen, wie es denen ergangen war und ob sie ihre Vorräte bekommen hatten...

Es war nun wirklich nicht schwer zu erkennen, das die Murlocs nicht freundlich waren. Slik wandt sich aus Enas griff heraus und plumpste auf den Boden, stand jedoch schnell wieder auf den Füßen. Der erste Murloc der auf ihn zukam, versetzte ihn erstaunlicherweise nicht in einen Angst zustand und wich dem Stoß mit dem Speer aus, der ihn im Bauch getroffen hätte, packte den Speer in der Mitte, und die Hand des Murlocs mit der dieser ihn hielt, mit der anderen. Mit einem rutsch, lies er sich nach vorne fallen, nutzte die Griffe um seinen Fall zu lenken und trat dem Murloc beide Beine weg, lies die Hand vom Murloc los, packte das andere Ende des Speeres und kniete jetzt über dem Murloc, dessen Schaft vom Speer sich unangenehm gegen seinen Hals drückte.
Während der versuchte sich zu befreien, lies Slik einfach den Speer los, stand auf und trat dem Murloc den Kopf noch einmal gegen den Boden, was dafür sorgte das der sich erst einmal nicht mehr rühte.

"Nein, ich habe mich hier in dieser Gegend nie länger aufgehalten," antwortete Shalindreya und spähte zu der Insel hinüber. Diese war jedoch zu weit weg, als daß sie die kleine Gruppe hätte entdecken können. Sie hoffte, daß dort keine Gefahren lauerten. Ena schätzte sie als vernünftig genug ein, einer drohenden Gefahr auszuweichen, doch bei dem infantilen Zwerg war sie sich da nicht so sicher.

Neugierig sah sich Caleb in dem Zwergendorf um, und die Blicke, mit denen sie gemustert wurden, verhießen ebenfalls Neugier. So ein alltäglicher Anblick waren Menschen und Elfen hier wohl nicht. In jedem Fall trabte er weitgehend brav hinter Serrah her und ließ die eingekauften Waren zu den Pferden hinüber schweben, wobei er sich über die verblüfften Gesichter der Zwerge amüsierte.
"Hahaha! Hast du gesehen, was die für Gesichter gemacht haben, Kelmar?" fragte er vergnügt, als er schließlich den letzten Beutel in Schneeballs Satteltasche verstaute.
"Du solltest deine Kräfte nicht so offen einsetzen," versetzte Khel'maar. "Das erleichtert es anderen nur, uns zu verfolgen."
"Wer soll uns denn verfolgen?" fragte Caleb stirnrunzelnd.
"Hast du den Mann aus der Taverne in Stormwind vergessen, der uns die Nachtmahre auf den Hals gehetzt hat?"
Calebs Begeisterung verschwand schlagartig, und ihm wurde flau im Magen, als er an die gräßlichen Alptraumkreaturen zurück dachte. "Mmja," brummte er, während er die Satteltasche zu knotete.
"Er hat dich damals nicht erwischt, also wird er es vielleicht wieder versuchen. Halt dich also ein wenig mehr zurück, ja?"
"Schon gut, meinetwegen!" meinte Caleb seufzend und lehnte sich an Schneeballs Flanke. Er spürte ein vertrautes Gedankenmuster näher kommen und sah zur Seite, wo gerade Aldrion heran kam. Den Jungen schauderte es, als er das Gesicht des Mannes sah, und er senkte seinen Blick. Früher hatte er sich gerne mal über den Schurken lustig gemacht, doch seit Aldrion diese Verletzung erlitten hatte, tat er das nicht mehr.

Die Zwerge hatten sich als harte Verhandlungspartner erwiesen, aber Serrah war von ihrem Bruder ausgebildet worden. Mit dem Unterschied, dass bei ihr beide Parteien einen fairen Preis bekamen, sodass am Ende die Zwerge den Eindruck hatten, genug Geld bekommen zu haben und Serrah nicht zuviel Geld ausgegeben hatte. Wenigstens hatten die Zwerge etwas abzugeben gehabt. In den Pestländern wäre das nicht so sicher gewesen. Aber von diesem trostlosen Landstrich waren sie noch ein gutes Stück entfernt.
Caleb war hingegen erstaunlich friedlich gewesen. Der Junge hatte sich nicht beschwert, war nicht verschwunden und half sogar beim Einpacken der Vorräte in die Satteltaschen. Serrah hatte hauptsächlich haltbare Vorräte gekauft, dazu Ölzeug, das das Wasser im Sumpfland abhalten würde. Grade zog die Elfe die Schnalle an der letzten Satteltasche fest, als Aldrion sich wieder zu ihnen gesellte. Die letzen paar Tage schienen ihm einen guten Teil seiner Arroganz genommen zu haben.
"Alles bekommen, was ihr braucht?", fragte Serrah nach, die den Mann kritisch musterte. Wenigstens sah er wieder annehmbar aus und nicht mehr wie etwas, das der Drachenfalke reingeschleppt hatte.

Wenn Murlocs vor Panik gurgeln konnten, so taten sie es nun, als das der See um die Insel herum begann zurückzuschwappen. Mit einer Bewegung beider Arme schlug das Wasser auf die Fischwesen ein, die sich Ena genähert hatten, kräftig wie Zwergenfäuste. Einige von ihnen gingen zu Boden, die anderen flogen, getroffen von einem rasant geschwungenen Stab, gegen die nächsten Bäume. Diese Murlocs waren keine wirklichen Gegner für Ena, und doch spürte sie schnell, dass sie müder wurde. Ob einer von ihnen ein Gezeitenpriester gewesen war, der sie mit Erschöpfung belegt hatte? "Lasst uns von hier verschwinden, diese Insel wimmelt vor Murlocs. Außer Kämpfen werden wir hier nichts finden..."

"Coole Nummer!", staunte Gerhin. Er konnte nur einen von diesen Viechern auf einmal bekämpfen und sie streckte die Viecher in Scharen nieder. Aber er hatte die Magie der Schamanin ja schon oft genug zu sehen bekommen. Ob sie es ihm beibrachte, wenn er nett fragte? Naja, zumindest, wenn es möglich war, da sie ja reisen mussten. Er musste sich das noch mal gut überlegen, war bestimmt ne Menge Arbeit, das zu lernen.

"Ne, schon gut.", murmelte Aldrion missmutig. "Wir können wieder zurück."
Zwar hatte er wieder gute Kleider - wenn sie auch nicht so schön waren wie die vorigen vor dieser verhängnisvollen Reise - doch seine Zähne konnte ihm keiner ersetzen. Dafür würde er diesen Orc bis in alle Ewigkeit verfluchen, ganz zu schweigen von den ewigen Mundverletzungen, die er nun hatte.
"Lasst uns diesen Ort schnellstmöglichst hinter uns lassen." Der eitle Assassine wollte nicht lange dort bleiben, wo er seine heißgeliebten Dolche hatte zurücklassen müssen. Er wollte sie lieber vergessen - hach, er wollte sein ganzes Leben vergessen, sonst würde er vor Trauer verrückt werden.

"Gut. Gehen wir", befahl Serrah und schwang sich auf das Pferd, das sie sich von der Gruppe geliehen hatte. Das Tier schnaubte leicht ob des Gewichtes der Vorräte, dem sich nun eine gerüstete Elfe hinzu gesellte. Trotzdem setzte es sich gehorsam in Bewegung als Serrah es antrieb. Thelsamar war nicht sonderlich groß, weswegen die Gruppe nach grade einmal hundert Metern schon wieder aus dem Dorf heraus war. Vom Loch wehte eine frische Brise, die den Pferden die Mähnen zerzauste. Serrah lenkte das Pferd nach Nordnordost. Irgendwann würden sie die anderen am Ufer schon wiederfinden. Kurz vor dem Sumpfland gab es noch einen Außenposten, wie sie wusste. Da würden sie vorbei müssen. Aber bis dahin bot das Ufer des Loch eine gute Orientierungslinie.

"Jetzt können wir zum Abendessen genug Murloc-flossen-suppe für alle machen." Zalaschi grinste und blickte auf die kleinen Kreaturen die ko am boden lagen. "Wirkt euer Zauber noch mit dem ihr auf dem Wasser laufen könnt?"

Alia versuchte ebenfalls etwas auf der Insel zu erkennen, hatte aber in etwa genau soviel glück wie Shalindreya. Plötzlich schlug sich die Druidin mit der flachen Hand gegen den Kopf und begann dann in ihrer Tasche zu wühlen. "Hier." mit einem Triumphierenden Grinsen reichte sie Shalindreya ein Fernrohr. Das ding gehörte zu den ersten dingen die man lernte zu Bauen, wenn man Ingenieur werden wollte.

Jurek trieb unter der Wasseroberfläche durch den See und atmete langsam ein und aus. Er genoss das kühle Nass auf seiner Haut, dass die Hitze und den Schmutz des Blackrocks wieder von ihm entfernte. Doch seine Schuldgefühle konnte er so nicht loswerden. Während er sich von einer leichten Strömung treiben ließ, spürte er, wie ganz in seiner Nähe die Kraft des Wassers angerufen wurde. War Ena in Gefahr? Ohne weiter darüber nachzudenken schwamm er in Richtung der kleinen Insel, von der der Ruf kam und konnte Ena, Zalaschi sowie Gerhin erkennen, die gerade eine Gruppe Murlocs angriffen. Da sie jedoch keine Probleme zu haben schienen und die meisten Fischwesen bereits bewusstlos oder tot waren, verließ er das Wasser nicht, sondern entfernte sich wieder von der kleinen Gruppe.

"Ja. Aber wir sollten uns beeilen, ich kann mich bei diesem Hunger nicht konzentrieren." Und bei diesem Lärm, bei diesen schrecklichen Fischgerüchen, bei dieser aufsteigenden Schwäche. Da Ena nicht wollte, dass sie mittendrin durchnässt wurden, setzte sie tapfer den ersten Schritt auf die Wasseroberfläche und winkte die anderen hinter sich her. "Schnell!"

Slik wollte Ena eigentlich folgen, machte jedoch den offensichtlichen Fehler nicht zu merken, das er ja garnicht verzaubert worden war und nachdem er die ersten mutigen Schritte nach vorne gemacht hatte, verlor er das gleichgewicht weil er durch die nasse Oberfläche einfach durchfiel, anstatt auf ihr zu laufen und plumpste mit dem Gesicht voraus aufs Wasser. Etwas zu panisch, drehte er sich um Wasser um, strampelte mit den Armen und den Beinen, wobei er die Anwesend mit genug Wasser bespritzte, bevor er sich mit den Händen wieder an den Strand gezogen hatte.
Tatsächlich war die Angst wohl äußerst unbegründet gewesen, da er selbst beim Liegen noch nicht zur Hälfte im Wasser gewesen wäre.

"Bah!", schnaubte Gerhin. "Du dämliches Zottelvieh, das kannst du doch nicht ernst meinen, so nen Aufstand zu machen!"
Grrr, er war nass geworden, wo er die Nässe doch nicht abkonnte. Das Ding machte aber auch einen Aufstand, wo es nicht mal ertrunken wäre... Andererseits... Wenn ihm das passiert wäre, wär er sicher auch ausgerastet und hätte die Verantwortliche auf den Mond geschossen. Also hatte er gar kein Recht, das Fellvieh anzuschnauzen. Doch er beschloss, anstatt sich zu entschuldigen, den Fehler einfach totzuschweigen. Vielleicht würden die Anderen ja drüber hinwegsehen.
"Wie auch immer, lasst uns gehen.", sagte er, ums zu überspielen und setzte sich in Bewegung. "Wollen wir 'n Wettrennen zurück machen?"

Shalindreya nahm das Fernrohr dankend entgegen und sah hindurch. Sie brauchte einen Moment, bis sie es richtig ausgerichtet hatte, dann konnte sie die Ausflügler erkennen, wie sie am Strand der Insel Murlocs bekämpften. Instinktiv griff die Priesterin nach ihrem Stab, doch der Kampf schien bereits vorbei zu sein, also lockerte sie ihren Griff wieder.
"Scheint alles in Ordnung zu sein... noch," sagte sie leise. Sie reichte Alia das Fernrohr zurück. "Wir sollten uns zum Aufbruch bereit machen, damit die anderen nicht zu lange auf uns warten müssen."
Der letzte Satz war an alle gerichtet, die sie hören konnten.

Ein Wettrennen? Vielleicht sollten sie es langsamer angehen lassen. Zalaschi konnte sehr gut schwimmen, das wusste sie, also konzentrierte sich Ena noch ein letztes Mal und wirkte ihren Zauber auch auf Slik, ehe die Gruppe aufbrach und sich wenige Minuten nachdem dies geschehen war wieder am Ufer befand. Keine Sekunde zu spät, denn bereits beim letzten Schritt war sie immer weiter in die Wasseroberfläche eingesunken. Es kam ihr gelegen, dass der Kies sich leicht aufgeheizt hatte und sie somit schnell wieder trockene Füße bekam. Tempest hoppelte währenddessen auf Ena zu und brachte ihr die vor dem Schwimmen abgestreifte Robe, welche sie wieder anlegte. "Was ist jetzt mit etwas zu essen?", fragte die Schamanin mit in die Hüfte gestemmten Armen und blickte durch die Runde. "Und wo ist Jurek?"

Die Gruppe am See brauchte nicht sehr lange, um alles zusammenzupacken, und die Reise konnte weiter gehen. Sie ritten den ganzen Nachmittag, bis sie schließlich am Abend auf Serrah, Aldrion und Caleb stießen, die unweit von Thelsamar am Ufer des Loch auf sie warteten. Da es bereits dunkelte, errichteten sie ein Lager auf einem der Hügel. Von hier aus hatte man einen schönen Ausblick auf den See, und sogar die Insel konnte man erkennen, die Slik, Ena und Gerhin erkundet hatten. Caleb quengelte zwar ein wenig, weil er gehofft hatte, endlich mal wieder in einem weichen Bett zu schlafen, doch als man ihm sagte, daß die Zwerge von Thelsamar allesamt unter der Erde schliefen anstatt in einem Haus über der Erde, schwand sein Verlangen nach dem Gasthaus von Thelsamar, und seufzend akzeptierte er, daß er auch weiterhin im Freien schlafen mußte.

Es war bereits dunkel geworden, und die Nacht wurde nur von dem Lagerfeuer erhellt, um das sich die Gruppe versammelt hatte. Ena und Gerhin hatten gerade von ihrem Kampf gegen die Murlocs erzählt, was Shalindreya stirnrunzelnd, aber schweigend zur Kenntnis genommen hatte. Caleb dagegen hörte ihnen aufmerksam und mit wachsender Begeisterung zu.
"Echt voll cool!" sagte er, als die junge Schamanin geendet hatte. "Aber für mich wär das nix gewesen, glaub ich!"

Aldrion atmete entspannt aus. Hier oben war es wirklich recht schön... Wie sehr hatte er all das vermisst in der Hölle, die sie durchquert hatten. Aber hier konnte er in aller Ruhe den Bekloppten lauschen, die sich unbedingt hatten mit mit Murlocs anlegen müssen. Naja, die waren nun wirklich keine schweren Gegner, aber dennoch... Aldrion hatte so gar keine Lust auf die widerlichen Glibberviecher...

Gerhin lächelte. Hm, die Aussicht war wirklich toll hier. Er war als Zwerg natürlich eher bodenständig, aber dennoch hatte es etwas. Die Hackfresse sah völlig anders aus als zuvor. Er sah nicht mehr aus wie ein abgetragener Schuh, wesentlich besser als vorhin jedenfalls.

Jurek beobachtete genau, wie Ena wieder über den See zur Gruppe zurücklief und folgte ihr unauffällig. Sobald er selbst das Wasser verließ, stieg eine leichte Dampfwolke von ihm auf und trocknete sowhol ihn, als auch seine Kleidung. "Da, wo er immer ist." flüsterte er, nachdem die Schamanin ihre Frage gestellt hatte und gab ihr einen sanften Kuss in den Nacken, bevor er ebenfalls seine Sachen zusammenpackte und mit der Gruppe weiterritt. Abends saß er neben seiner Freundin und lauschte ihrer Geschichte über den Kampf mit den Murlocs, als wäre alles in Ordnung, obwohl er selbst am liebsten nicht in der Nähe der anderen gewesen wäre und sie somit in Gefahr brachte.

"Ach Caleb, ich bin sicher, dass du tapfer genug gewesen wärst mitzumachen." Ena grinste und ließ sich wieder auf ihren Sitzplatz zurückfallen, wobei sie ihre Hand mit der Jureks verschränkte. Das Lagerfeuer hatte Einiges zu essen gebracht und Ena hatte mehr vertilgt als sie anfangs für möglich gehalten hatte. Das lag vermutlich daran, dass sie so erschöpft war. Nun jedoch fühlte sie sich ausgezeichnet. Jurek war da, sie genoss Bewunderung und es wurde langsam still. Nach all den Strapazen war eine solche Nacht etwas, was sich wohl die ganze Gruppe redlich verdient hatte.

Nathanael saß entspannt am Lagerfeuer und lauschte der Schamanin, während sie von dem Kampf gegen die Murlocs erzählte.
Die Pause am See hatte ihm gut getan und nun fühlte er sich wohl. Amras hatte, während die anderen weiter ritten, einen Abstecher nach Thelsamar gemacht und ihnen neue Kleidungsstücke besorgt. Malacay musste sich mit einer Stoffhose sowie einem Stoffhemd zufriedengeben, da die Zwerge keine Magierroben da hatten. Die beiden ungleichen Brüder hatten vor der Rast die Pferde versorgt, die jetzt alle beieinander standen und zu schlafen schienen. "Wer macht die erste Nachtwache?," fragte Amras in die Runde.