Land of the Dead

Lyra seufzte leise. 'Ich bin nicht zickig, ich sehe nur keinen Grund dafür mich mit dir zu unterhalten.' Warum auch? Sie mussten überleben und keine Freundschaft schließen. Und dennoch blieb sie erst einmal stehen und lehnte sich gegen die Wand, während sie ihn nicht aus den Augen ließ. Sollte sie seine Frage beantworten? seit einigen Tagen, vielleicht eine Woche.' Zeit war eh relativ.

"Hmm ... Normalerweise sind einsame Nomaden erfreut, wenn sie endlich wieder einen Menschen sehen, der noch lebt", meinte er.
"Tut mir leid, dass ich dich heute so behandelt hab ..."

'Solange bin ich noch nicht unterwegs', gab Lyra zurück. 'Ausserdem ist Einsamkeit manchmal das beste Mittel, um sich zu schützen. Hier laufen eine Menge Menschen Rum, denen man nicht einfach so trauen sollte. Woher soll ich wissen, ob du nicht auch einer von diesen Kerlen bist, die es ausnutzen wenn sie arme Mädchen irgendwo treffen.'

"Würd ich es ausnutzen wollen, hät ich es shcon längst tun können", meinte er abwinkend.
"Du kannst ganz beruhigt sein. Unsere Gruppe wird von einer Frau angeführt und die hackt jedem den Schwanz ab, der ne Frau auch nur gegen ihren Willen schräg anschaut."

Diese Worte ließen Lyra schmunzeln. Direkt war er allemal. 'Irgendwer muss ja dafür sorgen, dass es noch Anstand in dieser Welt gibt.' Leider gab es den nämlich nicht mehr allzu oft. 'Ihr seid also höfliche, zivilisierte Männer, ja? Ich bin beeindruckt.' An die regeln hielt sich sicher nicht jeder.

"Ja ... die meisten von uns ... allerdings nur zu Mädchen, die zu unserer Gruppe gehören oder tendenziell dazu gehören könnten", klärte er sie auf.

Lyra hob eine Augenbraue. 'Während ihr die, die zu euch gehören, also auf Händen tragt, tretet ihr die anderen mit Füssen?' Sie schüttelte den Kopf. 'Irgendwo muss Mann ja seinen spaß haben, nicht wahr?' Das war absolut eklig.

"Ja. Weisst du, in dieser Stadt gibt es zwei Gruppen. Wir und die andern ... Sie vergewaltigen unseree Frauen, wir ihre ... Es ist primitiv, ich weiss."
Er griff sich in die Haare.
"Und absolut sinnlos."

'Und du bist einer von ihnen. Das ist widerlich.' Lyra wandte den Kopf ab und sah aus dem Fenster. 'Wieso lebt ihr so? Habt ihr nicht genug Frauen, die euch befriedigen? Ich weiß schon warum ich aus der Stadt wieder raus will.' Er hatte es ihr nur noch einmal bestätigt.

"Hey. Nur damit wir uns nicht falsch verstehen. Ich mache keine Jagd auf irgendwelche Weiber. Ich hab anderes zu tun als irgendwelche Mädchen flachzulegen ..."
Zumindest meistens.
"Ausserdem finde ich nichts spannend daran, wenn sie dir dabei alles zerkratzt, schreit und Wandler anlockt."

Lyra schüttelte sich angeekelt. 'Allein, dass es für dich total normal ist, ist schon eklig.' Das Bild von ihm war jetzt in ihrem Kopf und würde wahrscheinlich auch bleiben. Sie wollte nicht mit ihm hier sein. 'Aber du scheinst ja ganz harmlos zu sein.' Vielleicht war die Nacht es wert das herauszufinden. 'Womit beschäftigst du dich denn, wenn du keine Frauen vergewaltigst?'

"Ich jage Wandler."
ja, das genoss er. Wenn er diesen elendigen Missgeburten die Fresse einschlagen konnte, bis Knochen splitterten.
"Besorge Vorräte für meine Gruppe ..."
Was immer schwieriger wurde.

'Der gute Kerl also', schlussfolgerte Lyra. Wenn das, was er sagt der Wahrheit entsprach, war ihr das zumindest lieber als ein Frauen schändender Mistkerl, musste sie zugeben. 'Wie groß ist eure Gruppe?' Wenn sie schon mit ihm hier sein musste, konnten sie sich ja wenigstens unterhalten.'

"Momentan sind da ausser mir acht Leute .... Fünf Kerle, drei Frauen."
Frauen starben nunmal schneller. Sie waren langsamer, schwächer, den Wandlern weniger gut gewachsen.

'Ich habe gedacht, ihr seid größer', sagte Lyra. Als er gesagt hatte, dass sie zwei Gruppen waren, hatte sie eigentlich angenommen, dass es wirklich große Gruppen waren. 'Und denen willst du mich vorführen?' Sie war ja so eine Gefahr!

"Ja ... nicht, dass du noch in die Fänge der anderen gerätst ...", seufzte er.
"Das wäre wirklich unglücklich für dich."

Lyra seufzte. 'Hatten wir uns nicht eben darauf geeinigt, dass das albern ist? Ich werde nicht mit dir gehen, das ist absolut unsinnig.' Sie schüttelte den Kopf. 'Die anderen haben gar kein Interesse an mir und selbst wenn... was sollte dann passieren?'

"Die sind nicht so nett wie wir", meinte er.
"Kannst du mir ruhig glauben. Das sind richtige Arschlöcher."

'Das sagt mir ein Kerl, der mir eben erzählt hat, dass seine Freunde Frauen vergewaltigen. Dir würde ich nicht blind vertrauen. Ihr seid also genau so gefährlich wie die anderen.' Was wollte er ihr erzählen?

Er hob die Schultern und blickte zur Seite.
"Frieden ist ein Luxus, den wir uns längst nicht mehr leisten können."

'Ändert das irgendwas?', fragte Lyra. 'Nur weil Frieden Luxus ist, müssen wir den Krieg ja nicht provozieren.' Sie stieß sich von der Wand ab. 'In Anbetracht der Tatsache, dass du so ein gentleman bist, kann ich jetzt ja in ruhe schlafen, nicht wahr? Gute Nacht.' Und damit ging sie ins nächste zimmer.

Er schob noch eine Weile Wache und lauschte diesen miesen, verfluchten Kanalratten von Wandlern, wie sie draussen herumschnüffelten.
Irgendwann schlief er ein und als die ersten Sonnenstrahlen in den Raum fielen, wachte er auf.
Er erhob sich mit steifen Gelenken, und ging das Mädel mal wecken.

Lyra hatte verhältnismäßig gut geschlafen. Dadurch, dass sie nicht alleine war, fühlte sie sich sicherer als die letzten tage. Sie schreckte zusammen, als der Kerl sie auf einmal weckte. Wie im Reflex hob sie die Hand und schlug ihm direkt ins Gesicht.

"Aua!", fluchte er und hielt sich die Wange.
"Hast du nden schaden?"

Erst jetzt war Lyra richtig wach. Sie setzte sich auf und starrte ihren Gegenüber eine Weile an. 'Was ist du von mir?', fragte die und rutschte ein Stück zurück. 'Ich hab gedacht du wärst ein Wandler, Mann!'