E o V - Die Quartiere

Mit dem selben Grinsen legte Natalia die Fliege wieder zurück in die Box, bevor sie die Schachtel wieder zurück auf das Regal stellte. "Beim Anblick der Fliege bekommen sie alle schiss... Klar, zieht euch wieder um Jungs. Wir müssen die Anzüge ohnehin zum umnähen hier lassen.", antwortete sie Westerfeld auf seine Frage.
Währenddessen begab sich die Offizierin zum Leiter der Bekleidungskammer und ließ die Nachnamen des Söldners und des Doktors notieren, damit die Namensschilder angefertigt werden konnten. Nach dem Umziehen von Westerfeld und Snyder wurden die Anzüge wieder abgegeben, ein Termin bis zur Fertigstellung wurde ihnen auf Donnerstag Abend genannt, dann sollten sie in ihrem Quartier die Kleidungsstücke erhalten.
Sie machten sich schließlich wieder auf den Weg zurück in die Quartiere, all zu lange hatten sie ja nicht gebraucht. Am Tisch saßen bereits Fendring und Miller, anscheinend platzten sie mitten in eine Konversation... "So.. da wären wir wieder, lief alles ganz gut soweit. Und? Wobei haben wir euch gestört?", fragte sie, bevor sie sich setzte.

"Beim Frühstücken", antwortete Nick wahrheitsgemäß, nahm seine Kaffeetasse auf und prostete Cavin knapp zu ehe er einen langen Schluck daraus nahm. Er ließ das heiße Gebräu langsam seine Kehle hinab rinnen, genoß seine Stärke. Ordentlichen Kaffee, den hatten sie hier wirklich. Das musste man dem Militär neidlos zugute halten. Schließlich setzte er die Tasse mit einem leisen, wohligen Seufzer wieder ab. "Und was ist mit den beiden Herren?", fragte er mit vielsagendem Blick auf Synder und Westerfeld, die Cavin auf den Schritt folgten, "Sind sie nun ordentlich eingekleidet?"

Natalia blickte noch einmal zu dem Söldner und dem Doktor, bevor sie den Blick wieder abwandte und mit einem Schmunzeln auf die Frage von Fendring hin nickte. "Sah soweit ganz gut aus, ja... Westerfeld musste ich zwar mit der Fliege drohen, aber es lief ansonsten ganz angenehm. Am Donnerstag kommen die fertigen Anzüge, müssen das erst alles umnähen.", erklärte sie, bevor sich die Offizierin erneut von ihrem Platz erhob um sich ebenfalls etwas zu Essen herzurichten. Sie stellte einen kleinen Topf mit Wasser auf und machte in der Mikrowelle einen Becher mit Wasser heiß um sich anschließend einen Tee zu gönnen. Eine ganze Weile lang stand sie einfach nur an die Kante der Küchenzeile gelehnt da und starrte vor sich hin. Sie wusste immer noch nicht ob und wen sie jemanden mitnehmen mitnehmen sollte... Vielleicht sollte sie aber wirklich darauf verzichten, war ja schließlich kein Zwang eine außenstehende Begleitung mitzunehmen. "Ich hoffe mal, dass niemand am Freitag auf mysteriöse Art und Weise plötzlich krank wird... Ich würde gerne Vollzähligkeit vorweisen können.", bemerkte sie nebenbei und stach zwei Eier an um jenes schließlich in das kochende Wasser zu geben. "Noch jemand ein hart oder weich gekochtes?"

"Weich gekocht, bitte. Ich bin ein Weichei.", kicherte Snyder, und ging zum Kühlschrank, um sich ein Bier zu holen. Diesmal Lager, kein Grund am Vormittag schon auf Bock betrunken herumzulaufen.
Er setzte sich an den Tisch und öffnete die Flasche, die in der Folge recht schnell zur Hälfte in seinem Rachen verschwand. Feine Sache, das. Er würde aber auch noch unter der Dusche einen Johnny anzünden müssen, da war schon ein gewisses Bedürfnis.
"Ich komm mir in dem Anzug vor wie ne Pellwurst. Brauch ein bisschen mehr Raum, um mich zu entfalten, First Lieutnant. Aber ihnen zuliebe werd ich mich am Freitag nochmal reinzwängen."

Mit einem leisen Seufzen liess Eames sich auf einen der Stühle sinken.
"Ich finde die farbliche Zusammensetzung katastrophal", meinte er zum Thema. "Mein Bruder wird sich krumm und schief lachen, mich in dem Aufzug zu sehen."
Er lehnte sich zurück und blickte dann zu Natalia.
"Ich hätte auch gerne ein weichgekochtes Ei."
Er hatte zwar schon was gegessen, doch noch ein wenig mehr essen schadete sicherlich nicht, zumal das Müsli irgendwie komisch geschmeckt hatte.

"Haben sie ein bisschen mehr Vertrauen in unsere Schneider, Doktor", meinte Nick augenzwinkernd und leerte seine Kaffeetasse in einem tiefen Zug, "Die werden ihnen den Anzug schon angenehm anpassen. Man wird ihnen sicher alle Entfaltungsmöglichkeiten zugestehen, die sie benötigen." Er setzte die Tasse ab, schob sie gemeinsam mit dem ebenfalls leeren Teller ein wenig von sich, in Richtung der Tischmitte, machte aber obwohl sein Frühstück damit beendet war keinerlei Anstalten, aufzustehen. Sie hatten ja nichts zu tun heute, da konnte man sich auch ruhig ein wenig Zeit lassen. "Sie wollen ihren Bruder mitnehmen, Westerfeld?", wandte er sich, eine höfliche Konversation zu starten versuchend, an den Söldner.

"Hm ... Ja, mein Bruder arbeitet beim Police Enforcement, wobei er kürzlich zum Debuty Chief befördert wurde. Glaube ich zumindest..."
Er hob die Schultern.
"Vermutlich ist er so oder so auch eingeladen zu dem Ball. Er würde ja nie im Leben eine Feierlichkeit verpassen wollen. Er hat schon öfters versucht mich mitzunehmen. Aber ich habe stets dankend abgelehnt."

"Das bezweifle ich... Polizeiangehörige haben auf einem militärischen Offiziersball nichts zu suchen. Außer natürlich der ein oder andere wird als Gast mitgebracht.", sprach Natalia auf Westerfelds Vermutung hin, während sie die gekochten Eier nach und nach aus dem Wasser holte. Bei ihrer jüngeren Schwester wäre es ja nichts anderes gewesen, doch Nicole befand sich noch auf der Akademie und hatte keinen polizeilichen Dienstgrad. Sie brachte die gekochten Eier zu dem Tisch und setzte sich anschließend wieder selbst. Es war purer Luxus, dass es überhaupt in einer militärischen Einrichtung zum Frühstück Eier gab...
Es missfiel ihr, dass sich der Doktor am Morgen schon ein Bier aufmachte... eher weil er ihr Leid tat...
Warum? Warum kein anderer Wissenschaftler der noch halbwegs normal in seinem Kopf gewesen wäre? Wieso nur...?! Eins war jedoch klar, würde er sie auf dem Ball blamieren... mal sehen wie weit dann sein scheiß Schädel fliegen würde... das gleiche galt für alle Anderen, welche sich nicht respektvoll gegenüber den hohen Offizierin benehmen konnten.
"Was ist mit ihnen Fendring? Sie werden ihre Frau einladen nehme ich an?"

"Das war der Plan", bestätigte Nick Cavins Vermutung, den Blick jedoch anstatt ihr zugewandt noch immer auf seine Kaffeetasse geheftet. So wirklich wach war er noch immer nicht. Nicht, dass da Koffein nicht schon vor Jahren seine Wirkung auf ihn verloren hatte. Aber gerade deshalb ging es ganz ohne eben auch nicht. Er überlegte, ob er sich eine zweite Tasse einschenken sollte. Dann verwarf er den Gedanken. Das war eine Müdigkeit, die zu tief steckte, als dass Kaffee sie vertreiben hätte können. Zwei anstrengende Einsätze so kurz aufeinander, der ungeregelte Tagesrhythmus, das forderte einfach seinen Termin. Was er jetzt brauchte war kein Kaffee, das waren ein paar Tage, in denen er sich erholen konnte. Seinen Biorhythmus wieder einnorden. Er riss den Blick von der Tasse und wandte ihn Cavin zu.
"Und was ist mit ihnen, First Lieutenant?", gab er ihr die Frage zurück, "Nehmen sie jemanden mit? Sie sind nicht liiert, oder?"

Natalia winkte ab und köpfte anschließend ihr hart gekochtes Ei mit dem Löffel, bevor sie zu einem Salzstreuer griff und begann zu essen. Dazu etwas Brot mit guter Butter, ein gutes Frühstück... "Nein... Ich habe Respekt vor jenen Leuten welche es schaffen sich gegenseitig so lange zu ertragen, aber ich selbst würde wohl recht schnell am Rad drehen.", antwortete sie auf die Frage ob sie liiert war. Die sogenannte große Liebe finden? Kinder? Heiraten? Definitiv nicht... sie hatte in ihrem Leben noch zu viel vor um es einfach weg zu werfen. Zudem war sie eigentlich Ausbildnerin, sie warf ihre Nerven ohnehin schon für ihre Rekruten über Bord, sie würde keine mehr erübrigen können für Kinder oder so einen Schwachsinn nach dem Dienst...
"Ich habe überlegt meine jüngere Schwester einzuladen, ihr Name ist Nicole. Aber sie befindet sich auf der polizeilichen Akademie und hat ohnehin kaum Zeit... das letzte mal gesehen habe ich sie vor gut zwei Monaten. Erinnert mich an meine Zeit auf der Milak... da war ich auch nie wirklich Zuhause. Aber ich denke ich werde niemanden mitnehmen, ich habe schon genug zu tun auf euch alle aufpassen zu müssen.", meinte sie witzelnd und beantwortete damit auch die Frage, ob sie jemanden mitnehmen würde.

"Mein Bruder wird wahrscheinlich eh da sein.", murmelte Leo nachdenklich. "Er ist Master-Sergeant." Und vielleicht würde sogar Vater kommen. Auch wenn er nicht mehr an militärischen Einsätzen teilnehmen konnte, einen Ball würde er sich wohl kaum entgehen lassen. Hm, er musste also damit rechnen, dass seine gesamte Familie vor Ort war. Also würde er vielleicht nicht der Einzige sein, der auf Brautschau ging. Andy war ja verheiratet, aber Dad hatte seit Mums Tod keine Neue mehr gefunden. Innerlich schalt sich Leo selbst, worüber er schon wieder nachdachte. Das Liebesleben seines Vaters ging ihn nichts an. Aber wahrscheinlich litt er selbst darunter, mit 25 Jahren immer noch nicht die Richtige gefunden zu haben. Aber wer weiß, vielleicht änderte sich dies ja bald... Hoffen durfte man ja immer.

"Vermutlich werden wir ohnehin alle wenig Zeit haben, uns um unsere Begleitungen zu kümmern...", sinnierte Nick und eine nicht zu überhörende Spur Bitternis schlich sich in seine Stimme. Es gab keinen Grund, vor den Kameraden Vorfreude zu heucheln, die nicht vorhanden war. Offenheit gehörte für ihn einfach dazu. Das war notwendig. Und so sprach er seine Bedenken bezüglich des Balls offen aus. "Will sagen: wir würden uns ja unter normalen Umständen kaum auf der Gästeliste eines Offiziersballs wiederfinden. Mal abgesehen von ihnen, First Lieutenant. Und wir wurden wohl kaum als Auszeichnung für unsere Verdienste eingeladen. Wir sind das Unterhaltungsprogramm für all diese hochdekorierten Damen und Herren. Der Showact. Wir werden den ganzen Abend lang darüber berichten dürfen, was es doch für eine großartige Idee war, die Outcast Recon ins Leben zu rufen und wie wunderbar glatt alles dort draußen gelaufen ist. Das ist es doch, was sie hören wollen..."

Eames bedankte sich für das Ei und verspeiste es. Er hatte zwar schon ein wenig was gegessen, doch das war so lecker, dass er kaum widerstehen konnte. Zudem hatte diese nervtötende Anzug-anprobiererei irgendwie erneut hungrig gemacht
Mit halbem Ohr lauschte er, was die anderen besprachen, beteiligte sich allerdings erst einmal nicht mehr am Gespräch. Er war schliesslich nicht angesprochen worden, also liess er es auch bleiben.
Nachdenklich musterte er die kleine Dose mit der Creme, die ihn vor UV-Strahlung schützen sollte.
Pfs ... Er riskierte hier sein verdammte sLeben für so nen Ball!

Natalia hob lediglich kurz die Schulter auf die Aussage von Fendring hin, natürlich hatte er Recht... doch es wäre wohl überraschend wenn es schlussendlich anders kommen würde. "Natürlich... Um was sollte es auch sonst gehen, Fendring? Unsereins ist sicherlich nicht nur zur Dekoration dort... Aber sie sind sicher lange genug dabei um zu wissen wie das läuft. Nicken und lächeln...", meinte sie und trank einen Schluck Orangensaft aus ihrem Glas. Es würde schon alles glatt laufen, die meisten Fragen würden ohnehin entweder an sie oder an First Sergeant Fendring gestellt werden.
"So... und jetzt entschuldigt mich... ich habe die freien Tage nicht vor hier zu vergammeln. Ich mach mich mal auf den Weg Nachhause. Bis Freitag.", verabschiedete sich die First Lieutenant, stand von ihrem Platz auf und packte sich einen kleinen Rucksack um sich anschließend auf den Weg in ihre Wohnung zu machen.



Kurz vor halb Acht Freitags stand Natalia vor dem Spiegel im Bad des Quartiers und widmete sich dem Schminkritual... lästig... Aber es wurde ja ein äußerst adrettes Auftreten gefordert. Sie trug bereits das weiße Hemd mit der schwarzen Krawatte, dazu den schwarzen Rock und die nicht all zu hohen Schuhe in schwarz. Nachdem sie fertig war, trat sie zu ihrem Spind und zog sich vorsichtig die schwarze Anzugjacke an, dabei saßen bereits alle Abzeichen perfekt an erforderlicher Ort und Stelle. Sie schloss die Knöpfe des Jacket und griff anschließend zu ihrem schwarzen Barett, sie hatte schließlich nicht lange überlegen müssen was sie lieber als Kopfbedeckung tragen würde.
Langsam wurde sie ein wenig aufgeregt... Vorfreude gemischt mit etwas Nervosität... Vorfreude auf das gute Essen und einen recht netten Abend. "Hopp, hopp! Ich hab Hunger...", meinte Natalia, verschränkte die Arme vor der Brust und ließ ihren Blick über die Anderen schweifen welche damit beschäftigt waren sich fertig zu machen. Sie war schnell fertig gewesen, hatte sie doch eine gute halbe Stunde früher damit angefangen sich umzuziehen.

Zuhause war er gewesen, hatte eine Kultur für die Blutpilze angelegt, und auch ein bisschen darauf getrippt. Nun, mehr als ein bisschen. Am Rand seines Blickfeldes tauchten immer noch manchmal Schlangenzungen auf, ja, er selbst fühlte sich ein wenig wie ein großes Reptil. Seltsam, aber die Wirkung war unterdrückbar, zumindest mit der Dosis Ritalin, die er sich zum Aufklaren eingeschmissen hatte. Er seufzte und band die Krawatte, so gut er konnte. Nun, sah nicht schlecht aus, und die Uniform sass ganz gut, er kam sich nicht zu fett vor. Das Barett sass adrett auf dem Kopf und bildete so den oberen Abschluss zu seiner moppeligen Statur.

"Nach mir kanns losgehen.", knurrte der Doc, und überprüfte kurz, ob er alles dabeihatte, was so dabeisein musste. Extra Ritalin? Check. Zigaretten? Check. Handy? Check. Na dann.

In der freien Zeit, hatte Eames seine Mutter besucht. Es ging ihr nicht wirklich gut, doch sie hatte sich gefreut, ihren Sohn mehr oder weniger wohlauf anzutreffen. Auch sein Bruder und sein Vater waren da gewesen und er hatte sich gut mit ihnen unterhalten. James hatte dann beschlossen, Eames auf den Ball zu begleiten, als seelisch, moralische Unterstützung.
Eames hatte sich dann bereits Zuhause mit dieser Creme eingeschmiert, die auf der Haut grün wirkte, sodass er sehen konnte, wo seine Haut abgedeckt war und wo nicht. Als die Creme dann getrocknet war, sah man von dem grünen Ton nichts mehr. Dennoch war er etwas nervös, als er das Haus verliess und sich der Sonne preisgab. Eine Sonnenbrille musste er tragen, denn die hatte er sich ja nicht eincremen können.
So erschien er ungewohnt unbedeckt im Quartier. Er trug nur seine Turnschuhe, eine Hose und seinen Pullover. Doch die Gesichtsmaske hatte er weggelassen und mit einem langsam Seufzen hatte er sich schliesslich der Uniform gewidmet und seine Haare noch etwas gerichtet. Er hatte sie mit Gel zurückbürsten müssen, weil sie zu lang waren, um sie naturbelassen zu tragen.
Die Sonnenbrille behielt er vorsichtshalber auf.
"Ich bin bereit..."

Nick hatte sich in Galauniform noch nie wohl gefühlt. Uniform zu tragen, das war eine Sache. Eine Frage des Pragmatismus. Einfach, einheitlich, praktikabel. Das ergab Sinn. Aber das hier... er kam schlichtweg falsch vor. Zu steif. Zu förmlich. Aufgeplustert wie ein Paradiesvogel. Letztendlich war er bis zu einem gewissen Grad noch immer ein Kind der Straße geblieben. Ein einfacher Mann. Und diese Zurschaustellung von Prunk wollte ihm ebenso wenig schmecken wie der ganze Ball an sich. Da war es ihm auch nur ein geringer Trost, dass Ophelia die Uniform dafür umso besser zu gefallen schien. Die musste sie ja nicht tragen. Seine Frau, die er am Arm zu den Quartieren führte, wo er den Rest des Trupps aufzulesen gedachte – oder präziser: wo First Lieutenant Cavin sie alle hin beordert hatte –, trug ein schlichtes, dunkles Abendkleid ohne jeglichen Schnickschnack. Damit, wiederum, konnte Nick viel anfangen. Aber freilich hätte auch er es nicht tragen wollen.
Die Quartiertür öffnete sich, lautlos und wie von Geisterhand, als Nick sich mit der Chipkarte näherte und offenbarte den Blick in die Wohnküche, in der ein Großteil der Outcast Recon bereits versammelt zu sein schien. Sahen alle komisch aus in Uniform, entschied Nick auf den ersten Blick. Und wohl zu fühlen schienen sich darin auch die wenigsten. Nun, bis auf Cavin natürlich. Offiziere...
"Gentlemen, First Lieutenant", grüßte er und tippte sich an sein Barett, "Sind schon alle bereit? Und darf ich vorstellen: meine Frau, Ophelia."

Erneut hatte sich Natalia umdrehen müssen um in sich hinein zu grinsen als Westerfeld und Snyder sich in Schale warfen. Nun waren die Anzüge jedoch besser angepasst und mit allem Nötigen versehen worden, es sah wesentlich besser aus als am Tag der Probe. Sie bewegte sich noch einmal zu Eames und richtete seine Krawatte, bevor sie ihm einmal auf die Sonnenbrille tippte. "Die Lampen in dem fensterlosen Festsaal wurden überprüft, die nimmst du dann daher ab wenn wir dort sind.", meinte sie kurz und knapp bevor sie sich umdrehte als sich die Tür zu dem Quartier öffnete.
Dort erschienen First Sergeant Fendring zusammen mit seiner Frau. Er bildete in dem typischen militärischen Anzug einen ziemlich Kontrast zu seiner Frau welche er als Ophelia vorstellte. "Freut mich sehr, Frau Fendring. Natalia Cavin, leitende Offizierin.", stellte sie sich selbst vor und gab ihr die Hand.
Die Uhrzeit ließ ihnen noch genug Zeit wirklich sicher zu gehen, dass alles saß und nichts vergessen wurde. Anschließend wurde in der Gruppe das Licht abgedreht und das Quartier verlassen.
Der Weg zum angewiesenen Ballsaal fiel recht kurz aus, immerhin befand sich das Quartier selbst in der Nähe des inneren Ringes des Generalstabes. Sie passierten die Sicherheitskontrolle welche wie erwartet recht entspannt ausfiel, Röntgen nebst einer ganz besonderen Begrüßung... Ein First Command Major des Sondereinsatzkommando L.E.A.D. Special Services welcher ihnen die Hand gab und sie freundlich zum Offiziersball begrüßte. ScS-Soldaten waren wohl die härtesten Hunde welche das Militär aufbringen konnte, man sah jene nicht oft... eine besonders ausgesuchte Truppe, beste Ausrüstung und aufs heftigste modifiziert. Das Aufnahmeprogramm galt als unfassbar fordernd und komplex...
Als es um einen halbrunden Gang ging, ausgelegt mit feinem roten Teppich sammelten sich dort schon einige Offiziere und Angehörige des Generalstabes, sie unterhielten sich untereinander in der vorherrschenden Ruhe. Nur leise klassische Musik ertönte aus den Lautsprechern welche in der Decke eingelassen waren.
Da näherte sich ihnen auch bereits eine junge Offiziers-Akademikerin mit typisch gelbem Barett, sie trug ein Tablett mit Erfrischungstüchern nebst einigen Gläsern mit Sekt pur und Orangen-Sekt. "Guten Abend. Darf ich ihnen eine Erfrischung anbieten?", fragte die angehende Offizierin und hielt das Tablett vor sich.
Natalia griff zu einem Glas Sekt und wartete ob die Anderen auch zugreifen würden um eventuell anstoßen zu können. "Danke. Sehr aufmerksam.", bedankte sich die First Lieutenant bei der Akademikerin. Armes Mädchen... Getränke und Tücher verteilen auf einem Ball... entweder sie tat das freiwillig oder hatte irgendetwas angestellt...
Die Offizierin blickte zur Seite zum Eingang zum Ballsaal, es schienen einige Leute bereits da zu sein, zumindest gingen immer wieder Militärangehörige dort ein uns aus. An der Doppeltür standen zwei junge Corporals der kleinen Generalstabsgarde. Wie man es von ihnen kannte bewegten sie sich keinen Zentimeter, nicht einmal die Augen machten einen kurzen Rührer...
"Auf einen netten Abend?", fragte Natalia und hob ein wenig auffordernd ihr Sektglas.

Eames hatte sich ein wenig zurückfallen lassen. Ihm war die ganze Sache noch immer nicht geheuer und mittlerweile fragte er sich, ob denn wirklich richtig gewesen war, seinen Bruder hierher einzuladen. Aber hach, würde schon schiefgehen.
Von hinten hatte er auch gute Aussicht auf den Hintern von Fendrings Frau, wobei ihm einfiel, dass er in seinem Leben viel zu wenig mit Frauen zu tun gehabt hatte.
Das Mädchen mit den Getränken belohnte er mit einem knappen Lächeln, ehe er sich ein Glas Sekt nahm und schon fast einen Schluck davon genommen hätte, wenn Natalia nicht auf einmal noch hätte anstossen wollen.
Er nickte bloss auf ihren Spruch und stiess dann mit ihr an. In diesem Augenblick legte ihm jemand eine Hand auf die Schultern.
"Hab ich dich. Kaum zu übersehen", grinste sein älterer Bruder ihn an, der gut einen Kopf kleiner als er war. Im Gegensatz zu Eames hatte er dunkelbraune, kurze Haare und braune Augen, was deutlich machte, dass sie nicht ganz die selben Eltern hatten. Allerdings hatte er sehr freundliche Gesichtszüge und er lächelte gleich mal in die Runde.
"Guten Abend allerseits", grüsste er und schien dann auf etwas zu warten, ehe er Eames den Ellenbogen in die Rippen stiess. Der runzelte daraufhin die Stirn und räusperte sich dann.
"Ähm ... Das ist mein Bruder. James Black ... Arbeitet beim Polizeidepartment..."
"Exakt. Freut mich, Sie alle kennen zu lernen, meine Damen und die Herren. Wie ich sehe hat sich mein Bruder heute Mal ohne Maske hinausgetraut. Spontane Selbstheilung?"
Mit den letzten Worten wandte er sich auch schon wieder an Eames, der bloss den Kopf schüttelte und die Frage nicht weiter beachtete. Er schien sich nicht sicher zu sein, wie er mit der Situation umgehen sollte. Sein überschwänglicher grosser Bruder... hwww

"Machen wir das Beste draus", antwortete Nick halbherzig auf Cavins Toast hin und stieß mit ihr an. In seinem Sekt befand sich lediglich Sekt orange. Zwar hätte er gute Lust gehabt, sich den Abend mit Alkohol zu versüßen, doch besser, er fing gar nicht erst damit an. So, wie dieser Abend zu werden versprach, würde das nur übel enden. Also gleich die andere Variante gewählt und die Zähne zusammen gebissen. Und eben das Beste draus gemacht. Was auch immer das werden würde...
Das Auftauchen von Westerfelds Bruder riss ihn aus seinen Gedanken und lenkte seine Aufmerksamkeit – wie auch die aller anderen – auf den neu dazu Gekommenen. Nick reichte ihm zur Begrüßung die Hand, wie es der Anstand gebot, und stellte sich und Ophelia vor, blieb aber ansonsten reserviert. Er taute nicht schnell auf mit Fremden. Und ob er diesen Burschen mochte würde er erst noch entscheiden müssen. Ein wenig zu aufgedreht für einen Offiziersball war er ja schon, wie Nick fand. Hoffentlich nicht einer dieser Kasper, die immer im Rampenlicht stehen mussten! Da war ihm ja Westerfeld mit seiner mürrischen, verstockten Art noch lieber.

Natalias Aufmerksamkeit lag sofort auf dem Neuankömmling, welcher sich als Eames Bruder herausstellte. Er entlockte ihr ein Lachen durch den Scherz mit Eames spontaner Selbstheilung... Anscheinend hatten sie es hier mit einer etwas offeneren Persönlichkeit zu tun. Durchaus angenehm, zumindest eine Person welche also ein wenig Gelassenheit in diesen Abend bringen würde. Natalia hatte nämlich nicht vor sich durch griesgrämige Leute wie Fendring und Eames selbst, welche mit all dem nichts anfangen konnten den Abend vermiesen zu lassen. Es drückte ja bereits ihre eigene Laune wieder, wenn sie daran dachte später über den ganzen Abend hinweg das Gejammer von Eames ertragen zu müssen...
"Das recht gute Aussehen liegt also in der Familie... Natalia Cavin.", stellte sich die Offizierin mit einem Lächeln vor und reichte James ihre Hand.

James grinste bei den Worten von Natalia und ergriff ihre Hand, um sie kräftig zu drücken und zu schütteln, nachdem er mit Fendrings Hand genau gleich umgesprungen war.
"Oh, die charmante junge Dame von der mir Eames so manches erzählt hat, wie ausgesprochen reizend", lächelte er und drückte zu guter Letzt Natalias Hand einen flüchtigen Kuss auf.
"Wie es aussieht, befehligen Sie diese Herrschaften. Dafür ernten Sie meinen ganzen Respekt."
Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und linste wieder kurz zu Eames hoch, der ganz offensichtlich hoffnungslos überfordert war mit der Situation. Er dachte noch nicht einmal daran, Natalias Bitte Befehl nachzugehen und die Sonnenbrille weg zu stecken.

Seine Augen blickten flink umher. Nicht, dass es nicht so wäre, dass er sich nicht vor einer halben Stunde einen derben Johnny reingepfiffen hatte, aber jetzt, wo das High abklang, wurde er leicht paranoid, wie immer. Da kam der Sekt wie gerufen. Das erste Glas hatte er flink geleert, und schon war er beim zweiten Glas angekommen, das die überaus reizende Offiziersanwärterin ihm auf einen Wink seiner Hand auch prompt gebracht hatte. Dass die beim Militär auch mit Tabletten umgehen konnten, war ihm neu gewesen. Aber gut! Das Glas Sekt zwischen zwei Fingern eingeklemmt, hielt er sich an Cavin, schüttelte dem Neuankömmling, irgendso ein Sunnyboy, die Hand. War schon schick hier, der Saal war gut eingerichtet. Er hatte zwar vor Jahren mal einen Tanzkurs gemacht um so Frauen aufzureißen, aber das war nichts geworden. Den Kurs hatte er trotzdem durchgezogen. Mal schauen, dachte er, ob die von mir erwarten, dass ich tanze. Walzer und Discofox sollten noch drin sein.

Er seufzte und leerte das zweite Glas in einem Zug. und schon kam das dritte. Guter Service.

Natalia lächelte lediglich auf die Worte von Westerfelds Bruder hin, durchaus charmant war er ja... "Vielen dank. Aber dafür ist kein Respekt nötig, jeder von ihnen hat genug auf dem Kasten um sich selbst am Leben zu halten...", antwortete die Offizierin auf jenes Lob und trank erneut einen Schluck aus ihrem Sektglas. Nach und nach schienen sich die Anwesenden um den Eingang zu dem eigentlichen Ballsaal zu sammeln, offenbar schien es bald los zu gehen. Die Eröffnung würde nicht all zu lange dauern, bis sie das Buffet eröffnen würden. Vermutlich hatten sie keine Kosten und Mühen gescheut, sodass sich die Tische regelrecht durchbiegen würden...
"Ich denke wir sollten langsam reingehen.", meinte Natalia, worauf sie sich in den besonders edel anmutenden Ballsaal begaben, dabei dauerte es eine Weile, bis sie den Tisch fanden welcher ihnen zugeteilt war.
Nach und nach setzten sie sich, bevor auch schon ein Akademiker in weißem Hemd, schwarzer Fliege und schwarzer Schürze bei ihnen war um Getränkewünsche entgegen zu nehmen. Natalia begnügte sich vorerst mit einem Glas Mineralwasser. "Also James... erzählen sie doch von ihrer Arbeit. Was machen sie so den lieben langen Tag?"

Auch Leo hatte sich pünktlich auf dem Offiziersball eingefunden, natürlich waren sein Vater und sein Bruder auch dabei. Aber die Beiden hatten bereits Bekannte getroffen, die sie zu einem Pläuschchen abfingen, so fand er sich alleine bei seinen Kameraden ein. Westerfeld hatte auch seinen Bruder mitgebracht, der um Einiges extrouvertierter als er selbst wirkte.
Vorsichtig nippte Leo an seinem Sektglas, wahrscheinlich würde er über den Laufe des Abends noch genug trinken. Wäre unklug, in der ersten halben Stunde schon bei der Promille anzukommen. Auf den Geschmack hatte er aber trotzdem schon Bock. Snyder, dieser Säufer, kippte sich ja schon alles direkt rein. Gute Güte, wann der wohl umfiel? Dauerte womöglich nicht mehr all zu lange...