[MSG] Mithras' Siege Online

Mit einem so angeschlagenen Avatar hielt Eli es für keine gute Idee, sich noch einmal in den Nahkampf mit der Mumie zu begeben. Zum Glück war der Beschleunigungsbuff von Quickstep noch aktiv. Mit erhöhter Geschwindigkeit war es ein leichtes, um die Mumie herumzutänzeln, immer ausser Reichweite ihrer Schläge. So konnte sie zwar keinen Schaden anrichten, bekam aber auch keinen ab und Carima war schon dabei, diese in Brand zu setzen und mit ihrem Zauberstab zu beschiessen. Solange die Aggro bei Listener würde Eli den Teufel tun und wieder in den Nahkampf gehen. Sie behielt aber den Cooldown von Sunlight Pinpoint im Auge, mit dessen erhöhter Reichweite würde sie die Mumie erwischen können, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.
Auch Eli hörte Candaras Schrei, aber Carima hatte schon nachgefragt und ein schneller Blick in die Gruppenansicht zeigte, dass die Dominatrix noch einen ausreichend gefüllten Lebensbalken hatte. Viel besorgniserregender war die Mischung aus Knurren und Stöhnen, die aus dem Gang hinter Carima ertönte, lauter als das letzte. Jetzt war auch zu erkennen, dass es mehrstimmig zu sein schien.

Da Listener der Mumie nicht mehr Schaden zufügte, sondern nur um sie herum tänzelte, wandte diese sich bald von ihm ab und begann Fyrn zu bedrängen. Doch diesen störte das nicht wirklich, denn Listeners Leben war sehr niedrig gesunken, während der selber noch einen relativ vollen Balken hatte. Außerdem hielt er sowieso mehr aus, da er schwerere Rüstung trug.
Mit der kombinierten Kraft der Gruppenmitglieder - abgesehen von Candara, die sich irgendwohin abgesetzt hatte - fiel die Mumie nach einem ereignislosen Kampf. Ohne den Nekromanten war sie nur eine größere Variante der anderen Mumien und von denen, hatten sie schon zahlreiche erledigt. "Gut gemacht Leute", meinte Fyrn zu den anderen. Er wollte sich gerade anschauen, ob der Gegner Loot fallen gelassen hatte, als ihm auffiel, dass Candara fiel. Verwundert fragte er im telepathischen Chat :" Wo bist du hin, Candara?"

Unter Fyrns and Carimas Angriffen dauerte es nicht lange, bis die Mumie ebenfalls zu Boden ging und zu Staub zerfiel. Nur die Bandagen des Nekromanten blieben zurück. Währen Fyrn noch einmal nach Candara rief, beugte Eli sich über den Nekromanten und lootete diesen. Ein Goldenes Ausrufezeichen blinkte sofort auf der Leiche auf und eine neue Quest wurde ihrem Questlog hinzugefügt. Schnell überflog sie den Text. 'Warnung für Al'Irek' hiess die Quest und trug ihnen auf, den Präfekt der Stadt vor dem bevorstehenden Angriff der Untoten zu warnen. Eine herabtickende Anzeige zeigte an, dass die Quest eine Zeitbegrenzung hatte, allerdings hatten sie noch knapp zwei Stunden Zeit, was nicht unmöglich sein sollte.
Eine weitere Anzeige informierte Eli darüber, dass sie ein Questziel erfüllt hatte. Zuoberst im Lootinventar befanden sich die gesuchten Steintafeln. Bevor sie sich aber den Rest anschauen konnten, ertönte wieder das Knurrstöhnen von vorhin, diesmal noch lauter. Sie schob einfach alles in ihr eigenes Inventar und entschied dass sie es später anschauen konnten. Mit einem schnellen Blick auf ihre Manaanzeige versicherte sie sich, dass sie noch genügend Mana hatte, dann wirkte sie Eye of the Mind. Ihre Wahrnehmung erweiterte sich stark und sie konnte fast die gesamte Ebene sehen. Erstaunlicherweise konnte sie nirgends um sie herum Gegner entdecken, ausser im Gang, diese war allerdings...
"Was ist jetzt mit Candara? Wir müssen abhauen!", rief Eli sofort und brach ihren Zauber ab. Sie eilte zu den anderen. "Da kommt was Übles!"

Jan benötigte einen Augenblick, um zu kapieren, wo seine hübsche Elfe gelandet war. Denn auch dort, wo sie jetzt war, war es ziemlich dunkel. Eigentlich hätte es Sinn gemacht, dass Candara als Dunkelelfe in der Dunkelheit gesehen hätte. Aber ja.. Spielmechanik.
"Es ist alles in Ordnung! Ich bin in eine Art.. Falle gestürzt, nur ohne Speere. Aber ich glaube, es ist zu hoch, um wieder so schnell raus zu kommen!", teilte er den anderen im Chat mit, während Candara sich vorsichtig aufrichtete und die Wände abtastete. Tatsächlich konnte sie nirgends Halt finden, um sich nach oben zu ziehen, auch nicht einem schwachen, dämlichen Hüpfen. Da waren keine Speere, keine sich zusammenschiebende Wände.. vielleicht war das ja gar keine Falle?
Candara ging wieder in die Knie und tastete den unteren Teil der Wände ab. Tatsächlich, da war eine Lücke im Stein. Nur knapp einen halben Meter hoch, aber breit und definitiv nicht aus Willkür entstanden.
"Hier unten ist ein Tunnel. Ich denke, ich nehme den mal und vielleicht komme ich wieder irgendwo bei euch heraus. Ausser, ihr wollt mir nachhüpfen, da hab ich natürlich auch nichts dagegen. Könnte ein wenig eng für unseren Berserker werden, aber dafür könnt ihr beim Kriechen meinen Hintern vor euren Gesichtern haben. Das wär doch vieles Wert!"
Ob das letzte als Scherz oder Ernst gemeint war, wusste Jan nicht mal selbst richtig in dem Moment. Er war halt eine Mistress, da musste er doch ein wenig angeben.

Aidan konnte nicht erkennen, was für eine Art von Zauber es genau war, die Listener da wirkte, aber es war naheliegend, dass es sich um einen wie auch immer gearteten Spähzauber handeln musste. Wenn er nun also behauptete, dass sie abhauen mussten, dann glaubte Aidan ihm aufs Wort und fragte nicht erst nach, was denn los war. Listener wusste zweifelsohne etwas, das ihnen bisher noch entging. Also würde Carima ihm folgen und das so rasch wie nur irgend möglich. Womit nur noch die Frage blieb, was mit Candara geschehen sollte. Sollten sie ihr in einen obskuren Tunnel folgen, von dem sie nicht wussten, wohin er führte, ob sie es überhaupt hindurch schafften und der womöglich verhinderte, dass sie der nahenden Gefahr rechtzeitig entkamen? Oder hieß es besser 'Jeder Mann für sich'? Wenn es nach Aidan gegangen wäre, dann wäre die Entscheidung nicht schwer zu fällen gewesen. War vielleicht sogar besser für Candara, wenn die anderen sie dort unten nicht durch ihre Anwesenheit verrieten.
"Denke, es ist besser, wenn wir versuchen, dich so bald wie möglich wieder aufzugabeln. Sicherer für alle von uns", äußerte er seine Meinung, bereits einige Schritte von dem Loch in der Wand fort und in den Gang hinein tuend, "Wir halten Chatkontakt und schauen, dass wir dich rausholen, falls du Hilfe brauchst."

Fyrn lachte :" Klingt verlockend Candara, aber ich glaube ich verzichte. Ich steh' nicht so auf Pixelärsche und enge Plätze mag ich auch nicht. Ich stimme lieber Camira zu." Anschließend wandte er sich dieser zu und begann ihr zu folgen. Ben wollte nicht riskieren, dass er in einem engen Tunnel irgendwann feststeckte und nicht mehr rauskam, beziehungsweise wieder rückwärts raus gehen müsste, also verzichtete er lieber direkt drauf. Und enge Plätze mochte er wirklich nicht, da schüttelte es ihn immer.
Neugierig fragte er Listener über den telepathischen Chat :" Sag mal, was kommt da eigentlich? Du hast dich ziemlich...panisch angehört. So schlimm?"

"He, was heisst hier Pixelarsch? Das sind High Quality Rundungen, wie du sie draussen wohl gar nie sehen würdest!", verteidigte Jan den Hintern seiner Elfe, ehe er sich auf Hände und Knie begab. Irks, so ein staubiger, alter Boden. Ein Glück blieb programmierte Kleidung nie lange dreckig.
"Okay, ihr könnt ja in etwa sehen, wo ich mich befinde und wie weit entfernt. Aber wenn ich auf meinem Weg Schätze finde, müsst ihr schon ziemlich betteln, um was abzukriegen", bemerkte er dann wieder ein wenig ernster, während er in den Tunnel hineinrobbte. Hoffentlich würde er bald auf eine Lichtquelle stossen, selbst wenn es nur wieder Glühwürmchen waren. Glühwürmchen waren besser als andere Tieren, wie.. Schlangen oder Killerskarabäen.
"Ach und lasst euch auffressen, ihr Lieben."

"Aber beeil dich besser, Candara. Sollte da unten sicher sein, es hat auf dem ganzen Stockwerk keine Gegner, aber ich weiss nicht, wo du rauskommen wirst. Wir suchen dich, wenn wir draussen sind", sagte Eli über den telepathischen Chat und folgte dann hastig den beiden anderen. "Und wir sollten uns beeilen. Ich habe zwar nirgends Gegner entdeckt, aber das Ding dahinten ist mehr als zwei Dutzend Gegner auf einem Haufen. Ich weiss nicht, wie es funktioniert, aber ich glaube, der Nekromant hat etwas damit zu tun."
Sie rief während des Laufens ein Feld auf und teilte die Quests mit den anderen. Auch ihr Status für die erste Quest wurde geupdatet und sie erhielten die neue, die er von der Leiche erhalten hatte.
"Sieht so aus, als gäbe es bald ein Event hier und wir sind mitten reingelaufen. Das verspricht zwar eine Menge Punkte, aber erklärt auch, wieso dieser Dungeon so verdammt übel war. Irgendwelche Nekromanten erwecken scheinbar die halbe Wüste und werfen noch ein paar weitere Abnormalitäten hinzu", erklärte sie. "Ich hoffe, wir kriegen auf den Strassen nicht auch noch Mumien ab."
Ein erneutes Knurrstöhnen ertönte hinter ihnen, diesmal noch lauter. Listener beschleunigte noch einmal.

Mechanisch registrierte Aidan den Erhalt der neuen Quests, nahm sich jedoch nicht die Zeit, sie auch aufmerksam zu studieren. Die Prioritäten mussten im Moment an anderer Stelle liegen. Carima lebend hier raus bringen. Er konnte es sich nicht leisten, schon wieder zu sterben, nur, weil er zufällig in ein World Event gerannt war. Also raus hier, ehe es wirklich unangenehm wurde. Vom hastigen Gehen verfiel Carima in einen Laufschritt. Das zehrte zwar an ihrer Ausdauer, aber Ausdauer regenerierte sich. Und Listener hatte gemeint, dass keine Gegner vor ihnen waren. Solange sie nicht kämpfen mussten konnten sie sich auch verausgaben.
Das Labyrinth unter den Ruinen war verzweigt und weitläufig, doch ausnahmsweise zeigte die MSO-Engine sich einmal gnädig und hatte den richtigen Weg dadurch gekennzeichnet, dass er als einziger gangbar war. Der ganz überwiegende Teil der abzweigenden Gänge war durch Gruben, Einstürze oder Verschüttungen für sie verschlossen. Ein halbes Dutzend Biegungen nachdem sie angefangen hatte zu rennen erreichte Carima schließlich eine breite, solide wirkende Treppe, die nach oben führte. Als sie den Fuß auf die unterste Stufe setzte flammten zu beiden Seiten der Treppe magische Fackeln auf.
"Ich glaube, das ist der Aufgang zur nächsten Ebene!", verkündete Aidan außer Atem. Wenn sie dort oben wären, dann hätten sie nur noch eine Ebene bis zur Oberfläche vor sich: die Ebene, auf der er zu der Gruppe gestoßen war, "Candara, bist du irgendwo in unserer Nähe?"

Während sich die anderen auf der Flucht vor der grossen Bestie nach oben kämpften - eigentlich das falsche Wort, da keine Gegner vor ihnen waren -, kämpfte Jan mit Candara dagegen an, die Orientierung zu verlieren. Denn diese dünnen Kriechgänge unter der eigentlichen Ebene waren komplexer, als eigentlich angenommen. Nach einer Weile hatte er das Glück gehabt, dass ihm die Engine ab und zu Malereien und Hieroglyphen an die Wände malte, welche ein unnatürliches Glühen von sich gaben. So hatte er zwar Licht, aber nach der Begegnung mit dem Nekromanten und dem Verkünden des Events war ihm diese Lichtquelle gar nicht mehr geheuer. Skorpione schien es auch zu geben, die in den Spalten herumkrabbelten. Aber anscheinend waren diese nicht als Gegner gedacht, denn sie ergriffen meistens die Flucht vor der Elfe und wenn sie zu nahe kam, gab es zwar einen Stich, welcher aber weder gross Leben wegfrass, noch einen Status wie Gift oder Paralyse auslöste.
"Ich bin jetzt hu.. schwer zu sagen", antwortete sie den anderen. "Wie viel Zeit haben wir noch bis zum Event? Mir gefällt nicht, wie finster dieses Grab auf einmal wirkt!"
Anscheinend war der richtige Weg dennoch gefunden, denn die Höhe des Tunnels änderte sich wieder auf genug Hoch, um zu stehen und wenn er auch weiterhin schmal blieb, so befand sich vor Candara eine Treppe, die nach oben in die Dunkelheit führte.
"Könnte sein, dass ich gleich auf der ersten Ebene lande, vielleicht sogar weiter."

„Super, wir auch“, antwortete Eli. Zusammen mit den anderen sprintete sie die Treppe hoch. Hinter ihnen war ein lautes Krachen zu hören, als die nekromantische Kreatur durch eine Wand brach. Sie war ihnen definitiv auf den Fersen und sie war schon ziemlich nahe. Mit einem Blick auf ihr Mana wirkte sie noch einmal Eye of the Mind. Ihre Wahrnehmung erweiterte sich und sie entdeckte in regelmässigen Abständen Gegnergruppen. Auf dieser Ebene waren sie allerdings nicht entfernt worden.
„Verdammt, auf dieser eben sind die Mumien wieder da. Sei vorsichtig, Candara“, sagte sie in den Chat und wandte sich dann den beiden anderen zu. „Wir können uns nicht in Kämpfe verwickeln lassen, sonst holt uns das Ding ein.“
Plötzlich hatte sie einen Gedankenblitz. Immer noch laufend öffnete sie das Spruchmenü und las noch einmal ihren neusten Zauber. Dann stoppte sie und rezitierte die Worte. Ein weiteres lautes Stöhnen übertönte sie, aber der Zauber wirkte. Ein hellblauer Runenkreis tauchte auf dem Boden vor ihr auf und darin materialisierte sich Glas, das sich schnell zu einem knirschenden Skorpion formte, der ihr knapp bis zu den Knien reichte. Damit war auch ihr Manabalken geleert.
„Wir sprinten an den Mumien vorbei und der Skorpion übernimmt die Aggro, klar?“

Erste Ebene. Zumindest wieder teilweise kartographierter Bereich. Das war gut. Hier zeigte ihnen die Engine bis zu einem gewissen Grad wieder an, wie die Tunnel und Gänge verliefen und vor allem, wo der Ausgang war. Das würde einiges beschleunigen. Andererseits stand hier auch der gesamte Respawn zwischen ihnen und der Sicherheit. Das war weniger gut. Dutzende Zwergenmumien, zweifellos alle nur zu gierig darauf, ihnen die Hälse umzudrehen. Und wie lange würde Listeners Plan gut gehen?
Sie rannten los, fanden sich schon nach der nächsten Biegung einer Gruppe Untoter gegenüber und sogleich machte der kristallene Skorpion sich unter unirdischem Klingen ans Werk, diese mit seinen geschliffenen Scheren zu bearbeiten. Tatsächlich erlaubte dies Fyrn, Listener und Camira, relativ unbehelligt ihren Weg fortzusetzen. Aber der Preis, den sie dafür zahlten, war offensichtlich. Der Skorpion war damit weg. Und die nächste Gegnergruppe wartete nur zwei Gänge weiter bereits auf sie. Aidan warf einen kurzen Blick auf Carimas Manaleiste. Während dem Sprinten regenerierte die magische Kraft sich mühevoll langsam, aber zumindest ein Drittel seiner Energie hatte sie wieder. Würde wohl für zwei, drei Zauber ausreichen.
"Lasst mich das machen!", forderte er ohne weitere Erklärung – die Spielengine ließ seine Worte, obwohl sie eigentlich ziemlich außer Atem klingen mussten, dennoch klar erklingen. Er ließ Carima vortreten, ihren Zauberstab heben und auf die vordeste Mumie schießen. Damit hatte sie schonmal die Aggro. Während die Mumien – es waren vier an der Zahl – ihr langsam entgegen wankten zog die Pyromantin ihren mächtigsten Zauber auf: fireball. Langsam wie sie waren hatten die untoten Zwerge keinerlei Möglichkeit, sie davon abzuhalten. Das gewaltige, magische Geschoss raste mitten in die Gruppe, riss alle vier von den Beinen und entzündete ihre Bandagen. Damit war der Weg für Fyrn und Listener frei.
"Los!", kommandierte Carima, blieb aber selbst zurück während die Kameraden über die sich langsam wieder aufrappelnden Mumien hinweg setzten. Sie musste noch bleiben, noch für einen Moment die Aufmerksamkeit der Gegner bannen. Als die Mumien sich ihr wieder näherten wirkte Carima living torch.

Erst hatte Listener eine Gruppe abgelenkt und danach tat Carima das selbe. Also war er wohl nun selber an der Reihe. "Ich kümmere mich um die nächste Gruppe", signalisierte Fyrn den anderen und bereitete sich dann vor. Wenig später trafen sie auf die nächsten Gegner - 3 Mumien, die mitten im Weg standen. Fyrn sprintete auf sie zu und begann sie in einen Kampf mit ihm zu verwickeln. Er sagte zu den den anderen :" Rennt weiter, ich lenk sie kurz ab!" Einige Schläge auszuhalten war kein Problem für Fyrn, sobald Carima und Listener weit genug weg waren, würde er seinen neu erlangten Zauber benutzen. Es war ein Kurzstreckenteleportationszauber, doch die gewonnene Distanz war ausreichend um von den Mumien wegzukommen - immerhin war diese Gegnerart extrem langsam. Und so kam es dann auch: Die anderen beiden sprinteten vorbei, Fyrn wurde von einigen Schlägen getroffen und dann zauberte er sich weg. "Scheint ein recht nützlicher Zauber zu sein", kommentierte Ben, während er versuchte die anderen einzuholen.

Jan hörte über den Chat zwar, was in etwa bei den anderen passierte, jedoch konnte er sich die genaue Situation nur zusammenreimen. So schwer war das ja eigentlich auch nicht. Er hatte nur gerade keine Zeit dafür, er musste sich auf seine eigene Figur und deren Pfad konzentrieren. Eine wohl recht schlaue Entscheidung, denn Candara war erst auf der hälfte der Treppe angekommen, als ein Rütteln wie bei einem Erdbeben den Tempel erschütterte. Was auch immer dieses Event genau für die Spieler bereit halten würde, es würde etwas grosses sein. Wahrscheinlich noch grösser als das, was die anderen gerade verfolgte. Da wollte Jan definitiv nicht mehr in der Nähe sein, wenn der Countdown ablief. Schon nur, weil sie dann zu spät die Stadt benachrichtigt und ihre Belohnung verpasst hätten. Als das Beben vorbei war und Candara wieder gerade stehen konnte, bemerkte Jan, dass sich etwas veränder hatte. die Hieroglyphen an den Wänden glühten wieder auf, stärker als zuvor noch und dennoch war es sehr dunkel auf der Treppe. Die Dunkelheit wurde von unzähligen, kleinen Leuchtpunkten durchdrungen, welche die Elfe von allen Seiten her anstarrten. Die Skorpione waren wieder da, diesmal aber in Haufen. Das Rütteln musste sie aufgeweckt haben. Und diesmal schien die Engine sie als mehr als nur Verzierung anzusehen.
Candara fluchte erst, gab dann auch einen spitzen Schrei von sich, als auch von der Decke her Ungeziefer auf sie herunterregnete und ihr mit Stacheln und Scheren Lebenspunkte klauen wollte. Sie rannte den Rest der Treppe hinauf und verfluchte sich dafür, nicht doch auf den Teleportationszauber bestanden zu haben. Dann hätte sie gar nicht erst diesen Weg einschlagen müssen, aber nein.. Sich lieber einen Sturmrufer anlächeln, der dann nicht da war, wenn sie ihn benötigte.
Die Treppe war lang, unlogisch lang sogar. Jan wusste nicht, ob er sich das nur einbildete, aber die Stiche juckten grausam auf der Haut und seine Energieleiste war auch bald zu niedrig, um noch weiterhetzen zu können. Der Weg endete relativ abrupt - in der Decke. Jedoch fielen fahle Streifen Lichts durch diese hinunter und das Spiel versuchte nicht zu verstecken, dass dies eine Geheimtür sein musste, die auf eine andere Ebene führte. Nur aufkriegen musste man sie noch irgendwie. Candara schlug gegen den Stein, tastete auch die Seitenwände und den Boden ab, konnte den Schalter jedoch nicht finden, der die Bodenplatte zur Seite geschoben hätte. Nur verfluchte Skorpione überall, die sich einen Spass daraus machten, sie zu stechen. Ein Blick auf die Karte verriet, dass sie tatsächlich schon eine Ebene höher als die anderen war, ein Stück ausserhalb des erforschten Teils, sehr wahrscheinlich sogar ausserhalb des eigentlichen Tempels. An sich schön, so würde sicher kein riesiges Nekromantenmonster sie überraschen, wenn sie herauskam. Sie konnte jedoch auch nicht darauf hoffen, dass die anderen so bald bei ihr und das Tor von aussen aufmachen würden.

Sie schafften es, die Mumien abzuhängen, da diese nach einer gewissen Strecke einfach das Interesse verloren und zu ihrem Platz zurückkehrten. Diese Momente zwischen den Gruppen nutzten sie, um ihre Ausdauerleiste wieder aufladen zu lassen. Fyrns Aktion hatte Eli auf eine Idee gebracht und als sie um nächste Ecke bogen und einer weiteren Mumiengruppe gegenüberstanden, sagte sie: „Ich habe wieder genug Mana, damit ich die ablenken kann. Hoffentlich ist es nicht mehr weit bis zum Ausgang.“
Mit einigen Worten aktivierte sie Quickstep und schoss auf die erste Mumie zu. Mit dem Speer versuchte sie die Zombies auf Abstand zu halten, stach aber jeden einmal, was durch den Tempoboost leicht fiel. Carima und Fyrn rannten währenddessen an der Gruppe vorbei, während Listener einige Treffer einstecken musste. Genau wie Fyrn es vorher gemacht hatte, folgte Eli ihnen, sobald sie genügend Abstand zur Gruppe hatte und kam mit der erhöhten Geschwindigkeit leicht weg.

Der Gang vor ihnen bog nach einem Stück noch einmal scharf ab, am Boden war aber bereits Sonnenlicht zu erkennen. Sie hatten den Ausgang erreicht! Das war deutlich einfacher gewesen, als erwartet. Ein lautes Krachen und ein mehrstimmiges Stöhnen hinter ihnen erinnerte sie daran, dass sie nicht so einfach wegkommen würden. Aber sie schafften es, die Treppe zu erreichen und stiegen zur Ruine an der Oberfläche hoch. Sie befanden sich am Rand der Ruine und die Wüste erstreckte sich vor ihnen.
„Alles klar bei dir, Candara? Bist du schon rausgekommen?“, fragte Eli, während sie erleichtert ins Sonnenlicht hinaustrat. Hier würden sie zumindest rennen können.

Die plötzliche Veränderung der Lichtverhältnisse – von düster-schummrigem Glühwürmchen- und Fackelzwielicht zu grellem Sonnenschein – ließ Aidan wider seinen Willen blinzeln. Das war, wie er wusste, kein Feature der Engine, sondern etwas, das sich tatsächlich in seinem Gehirn und seinen Augen abspielte. Das Spiel musste hierbei gar nichts simulieren. Im Freien angekommen machten sie erst einmal kurz Halt, verschnauften ein wenig. Ihre Ausdauerbalken waren samt und sonders ziemlich am Ende, aber sie hatten die Mumien hinter sich gelassen und mit ein wenig Glück würden diese ihnen auch nicht ins Freie hinaus folgen. Viele Untote hatten eine Aversion gegen Sonnenlicht und betraten solche Bereiche grundsätzlich nicht.
Während Listener Kontakt zu ihrer verschollenen Mistress aufnahm versuchte Aidan sich zu orientieren. Dies hier war ein anderer Aufgang als der, über den er die Ruinen betreten hatte, aber er konnte nicht sehr viel tiefer in den Ruinen sein. Es dauerte nicht lange, bis er eine charakteristisch gestaltete Säule entdeckte, die bei seinem Hinweg den Eingang in das Gebiet markiert hatte. Und er war direkt aus der Stadt gekommen.
"Das ist unsere Richtung, wenn wir zurück in die Stadt wollen", wies er die anderen auf seine Erkenntnis hin und ließ Carima in die entsprechende Richtung zeigen.

"Mehr oder weniger?!", ächzte Candara.
Endlich schien Jan die versteckte Mechanik gefunden zu haben oder sonst ein Event war zufällig ausgelöst worden, denn die Tür ging langsam auf und liess die Mistress in einen neuen Raum hinausplumpsen. Es schien eine Art kleine Gebetskammer zu sein. Oder war es eine Lagerkammer? Egal. Kaum war die Mistress draussen und hatte die letzten Skorpione abgeschüttelt, ging die versteckte Tür im Boden wieder zu und verschmolz täuschend echt mit dem Rest. Dafür ging eine andere Tür an der Wand auf und liess Tageslicht blendend hell hineinsickern.
"Ah. Ah. Ja. Ich denke, ich bin gleich bei euch."
Zuvor musste der Raum noch auf irgendwelche kleinen Schätze untersucht werden. Das einzige, was sie jedoch fand, war eine kleine Phiole mit 'unbekannter Flüssigkeit' in einer Nische in einer Art Altar hinter der Falltür. Also doch ein Gebetsraum. Na. Hauptsache, er führte hinaus.
Jan steuerte Candara den Weg in die Ruinen heraus. Hier wirkte die Umgebung beinahe schon friedlich. Gegner waren keine in Sicht. Ein weiterer Blick auf die Karte verriet, dass sie nicht allzuweit von den anderen entfernt sein konnte. Perfekt.

Carima deutete in Richtung Stadt, aber Eli schaute nach einem Blick auf die Karte in die andere Richtung. Eine Gestalt kam ihnen dort über den Sand entgegen. Candara! Vielleicht hätten sie ihr doch durch den Tunnel folgen sollen, wenn sie so einfach entkommen war. Hastig liess sie Listener der Dunkelelfe entgegeneilen und traf sie am Rand der Ruine. Sie war ein wenig angeschwächt, wie der nun geupdatete Lebensbalken zeigte, sie hatte scheinbar gegen etwas kämpfen müssen. Eli wollte sie nicht alleine lassen, falls wieder einer dieser Wüstenwürmer aus dem Boden schoss.
„Alles klar bei dir?“, fragte sie, als sie bei ihr ankam und sich an ihre Seite gesellte, um zu Carima und Fyrn zurückzulaufen. Allerdings erhielt Candara keine Gelegenheit, zu antworten. Mit einem vielstimmigen Stöhnen barst neben der Treppe eine Kreatur aus dem Boden. Steinsplitter flogen durch die Luft und ein Brocken traf Listener. Zwar verursachte er nur wenig Schaden, aber sie standen ziemlich weit weg. Die anderen beiden hingegen…
Mit gezogenem Speer lief er los, um den Gruppenmitgliedern zu helfen. Die Kreatur stürmte auf die beiden zu und erst jetzt erhielt Eli einen guten Blick darauf. Das erklärte, wieso ihnen so wenige Mumien begegnet waren. Es war ein nekromantisches Konstrukt, aus unzähligen Mumienkörpern, die teilweise grotesk verbogen waren, zusammengefügt. Umeinander gewundene Körper bildeten lange Arme und Beine und ein fast runder Klumpen aus Leichen den Körper. Statt eines Kopfes sammelten sich auf der oberen Hälfte mehr als ein Dutzend Mumienköpfe an, deren Augen gelb leuchteten. Sie blickten in alle Richtungen und Eli sah, dass einige auch sie und Candara ins Auge gefasst hatten. Die Arme der Kreatur endeten in langen Fingern, die eigentlich Arme wären. An diesen hatte der Nekromant Klingen aus schwarzer Magie befestigt, mit denen das Konstrukt nun nach Fyrn schlug.
Obwohl es ziemlich übel für sie aussah, bemerkte Eli etwas. Der Lebensbalken des Konstruktes schrumpfte von alleine langsam. Das Sonnenlicht musste dem Wesen zusetzen, scheinbar war der Nekromant noch nicht fertig gewesen. Sie mussten nur eine gewisse Zeit aushalten!
Mit diesem Gedanken kratzte Eli ihre mageren Manavorräte zusammen und wirkte noch einmal Quickstep. Listener schoss auf das Konstrukt zu und griff es von hinten an. Allerdings schien es dagegen auch gerüstet zu sein. Die Körper auf dieser Seite wanden sich, streckten sich und formten einen dritten Arm, an dem sich ebenfalls Klingen manifestierten. Verdammt.

Ein plötzliches Barsten erschreckte Fyrn und einen Bruchteil einer Sekunde später, trafen ihn unzählige kleine und große Steinsplitter. Einer der Trümmer war so groß, dass es Fyrn von den Füßen fegte und eine kurze Distanz zurückgeschleudert wurde. Zwar nahm er einigen Schaden, aber doch deutlich weniger als erwartet. Wahrscheinlich wollten die Entwickler nicht, dass die Spieler an so etwas starben.
Langsam richtete sich Fyrn wieder auf, als auch schon ein Gegner auf ihn zustürmte. Was war das denn für ein Monstrum? Das Konstrukt des Nekromanten war widerlich - wäre das Spiel noch etwas realistischer gewesen, hätte Fyrn sich wahrscheinlich übergeben müssen. Wie die einzelnen Körper sich umher wanden, verbunden durch schwarze Magie. Dazu noch das ständige Stöhnen aus dem Munde unzähliger Mumien. Doch das war noch nicht alles: Nicht nur die Abscheulichkeit war sehr hoch, sondern auch ihr verursachter Schaden. Rein aus Überraschung wurde Fyrn vom ersten Angriff direkt auf die Brust getroffen und sein Lebensbalken schrumpf um ein ziemlich großes Stück. All zu lange würde er das nicht aushalten können; eine andere Taktik musste her.
Nach ein paar Momenten angestrengten Denkens fiel Ben auf, dass das Konstrukt langsam, aber sicher, an Leben verlor, auch wenn es nicht angegriffen wurde. Setzte das Sonnenlicht ihm etwa zu? Könnte gut sein, wahrscheinlich war es einfach noch nicht fertig gewesen, als der Nekromant starb. Die Attacken der Gruppe fügten dem Monster nicht wirklich viel Schaden zu, also würden sie es wohl solange wie möglich im Licht halten müssen. Doch einfach wegrennen schien nicht zu gehen, denn das Konstrukt war ziemlich schnell. Was dann? Fyrn würde so langsam, aber sicher sterben. Wobei schnell sterben besser passte, als Fyrn sich den Schaden des Gegners anschaute.

Die Kreatur war groß, sie war furchteinflößend und sie war ganz ohne Zweifel tödlich. Zu tödlich, als dass sie als Gruppe von Neueinsteigern eine reale Chance besessen hätten, sie zu vernichten. Also musste ihr Ziel lauten, zu überleben. Carima, die zwar vom Hervorbrechen des Konstrukts davon geschleudert worden war, deren Flug jedoch rasch von einer aufragenden Steinsäule gestoppt worden war, befand sich dafür in einer nicht einmal schlechten Position. Sie hatte ein wenig Abstand, das Monster schien sich auf Fyrn und Listener zu konzentrieren und im Notfall hatte sie immer noch Living Torch parat. Für den Rest der Gruppe sah es da aber weniger gut aus. Und sie im Stich lassen – auch wenn dies in dieser Situation vielleicht das Klügste gewesen wäre – das brachte Aidan nicht über sich. Also zusehen, dass er ihnen irgendwie nützlich werden konnte. Ein bisschen Aggro-Pingpong wäre sicher kein schlechter Anfang!
Aidan ließ Carima einen Feuerball aufziehen, den fatalsten Zauber, zu dem sie fähig war. Dabei machte er eine interessante Beobachtung: die Kreatur war so groß, dass sich einzelne Körperteile gezielt anvisieren ließen. Na, wenn das mal nicht von Vorteil war! Er lenkte den Feuerball auf eines der Beine um und wirkte gleich darauf auf beide Incinerate. Mit ein bisschen Glück würde das das Monstrum verlangsamen und sie würden es kiten können. Flammen fraßen sich durch die ausgedörrten Körper, die die Beine bildeten, doch zuerst einmal hatte dies nur einen einzigen Effekt: Carima erregte die Aufmerksamkeit der Kreatur, die nun auf sie zu stapfte. Und in diesem Moment musste Aidan mit Schrecken feststellen, dass sein Mana nicht mehr ausreichte, um sich für die Flucht in Flammenform zu verwandeln.

Die Freude über die Wiedervereinigung hielt nicht lange an. Die Worte des Nekromanten waren keine Lüge gewesen, er hatte eine gewaltige Überraschung für sie vorbeitet. Und mit gewaltig war neben der Grösse vor allem gewaltig hässlich ein Stichwort.
Jan blieb ein wenig zurück, während Listener gleich losstürmte. Er wollte Candara nicht noch mehr in Gefahr bringen, jetzt da sie doch arg geschwächt war von allem zusammen. Nicht, solange dieses Ding keinen Schwachpunkt zeigte, den sie beeinflussen konnte. Das war so einer der Momente, in denen sich Jan eine Fernwaffe gewünscht hätte. Er musste schauen, ob sich in einem späteren Level da noch etwas machen lassen würde. Möglichkeiten gab es da sicher, aber.. jetzt gerade helfen tat ihm das auch nicht und den anderen noch weniger. Und ob rennen eine Option war? zumindest, solange Candara nicht direkt im Fokus war, wäre es ihr ein Leichtes gewesen, zwischen den Ruinen zu verschwinden und einen anderen Weg zu suchen. Aber dann konnte er sich den Rest der Belohnung abschmieren und das wollte er jetzt auch nicht in Kauf nehmen.
Also näherte sich auch Candara, langsamer als Listener und mit einer leichten Kurve, um nicht genau im selben Blickwinkel zu stehen wie der Magier. Als Jan das Gefühl hatte, aus dem Sichtfeld der Mumienköpfe zu sein - was echt nicht einfach war bei den vielen Augen - liess er Candara mit der Peitsche auf deren Körper einschlagen und wirkte Scratch. Gerade, da das Geschöpf nicht zu lange im Licht bleiben konnte und es für sie so weniger kämpfen als einfach nur überleben hiess, wäre ein Verwirrungsstatus oder Paralyse sehr praktisch gewesen. Es schien zu wirken, denn der Teil der Mumien, der nun wohl ebenfalls einen Arm geformt hätte, erhielt letzteren Status. Doch dann waren diese Stücke auch schon im Körper des Geschöpfs verschwunden und von anderen Stücken überzogen worden, die sich nicht aufhalten liessen, das zu tun, was den anderen gerade nicht möglich war. Candara fluchte und brachte sich mit einem Rückwärtssalto mit integriertem Handstand-Abstossen ein Stück weg von dem neuen Arm. Um alle einzelnen Parteien des Geschöpfs zu Paralysieren fehlte ihr definitiv die nötige Mana. Wegrennen war vielleicht doch keine schlechte Idee.

Listeners Angriffe stellten sich genau wie die der anderen als schrecklich ineffektiv heraus. Einzig Carimas Feuerzauber konnten dem Konstrukt wirklich Schaden zufügen. Nachdem Elis Avatar einige Treffer eingesteckt hatte und sein Lebensbalken auf etwa die Hälfte zusammengeschrumpft war, entschied sie sich, die letzten Sekunden von Quickstep zu nutzen, um von dem Gegner wegzukommen. Wie sich herausstellte, war das gar nicht nötig, denn das Konstrukt wandte sich der einzigen wirklichen Gefahr zu. Es stampfte auf Carima zu.
„Ich kann nichts machen, mein Mana ist leer!“, rief sie und stellte mit einem Blick auf die Leisten ihrer Gruppenmitglieder fest, dass es zumindest Carima genauso ging. Verdammt. Die Sonne und der Brandschaden frassen zwar am Leben des Konstruktes, aber es der Balken war immer noch zu drei Vierteln voll. Wenn es Carima erreichte, würde es kurzen Prozess mit der Magierin machen und sie dann alle in den Boden stampfen. Dabei lief es bisher so gut für sie! Mit den beiden Quests, die sie bei der Rückkehr nach Al’Irek abgeben konnten, würde sie bestimmt genügend Punkte zusammenbekommen, um zumindest auf ihrer Ebene bleiben zu können. Sie konnten jetzt nicht verlieren.
Mit diesem Gedanken im Kopf, schoss Eli wieder zurück und begann noch einmal, mit dem Speer auf das Monster einzustechen. Mit genügend Mana könnte sie Sunlight Pinpoint einsetzen, das wäre bestimmt effektiv, so blieb ihr aber nichts anderes übrig, als auf das Ding einzustechen und sich von dem fuchtelnden Arm so gut es ging fernzuhalten.
„Versucht, Aggro auf euch zu ziehen und rennt dann weg, damit Carima wieder etwas Mana regenerieren kann!“, rief sie. „Wir müssen nur durchhalten, bis es von dem Sonnenschaden zerstört wird.“

Ohne Mana blieb Carima nur eine einzige Option, ihren Hals zu retten: laufen. Das war freilich einfacher gesagt als getan, mit dem noch immer angeschlagenen Ausdauerbalken und mit einem Gegner auf den Fersen, der eine höhere Bewegungsrate besaß. Und doch: was wäre ihr anderes übrig geblieben? Stehen bleiben hätte den Tod bedeutet. Die Chance, das Monstrum noch auf dem Weg zu ihr auszuschalten – nur mit dem Schaden ihres Zauberstabs – ging gegen null. Also rannte Carima. Die Ruinen erwiesen sich dabei für die kleinere und somit wendigere Magierin als vorteilhaft. Mit seiner schieren Masse hatte das Monster bedeutend mehr Mühe, um Stelen, Mauerreste und Felsbrocken herum zu gelangen. Was es freilich nicht daran hinderte, mit seinen mumifizierten Armen wild um sich zu schlagen. Und die brutale Kraft der Kreatur reichte vielfach aus, um getroffene Ruinen nieder zu reissen. Schauer aus Mauersteinen und Geröll gingen auf Carima nieder, fraßen an ihrem Lebensbalken, doch sie rannte weiter. In diesem Moment war das Spiel so realistisch, dass auch Aidan auf der anderen Seite der virtuellen Realität die Panik empfand, die seine Pyromantin verspüren musste. Und dann, plötzlich – er musste für einen Moment seine Aufmerksamkeit vernachlässigt haben – fand Aidan sich im Freien wieder. Nur Dünen vor Carima, keine Ruinen, keine Deckung. Er hielt für einen Moment inne und dieser Moment war fatal. Eine der abscheulichen Gliedmaßen traf Carima in den Rücken, fraß glatt die Hälfte ihrer maximalen Trefferpunkte und schleuderte sie durch die Luft. Aidans Sicht verfärbte sich von den Rändern her rot. Das Signal war unmissverständlich: Gefahr! Er war auf einen Lebenspunktewert gesunken, der nun wirklich kritisch war. Fünf Prozent vielleicht noch. Ein Streiftreffer wäre nun genug und es wäre um seine Pyromantin geschehen. Und noch immer fehlten ihm ein paar Manapunkte für die rettende living torch.

Jan versuchte, Candara an eine Stelle zu bringen, von wo aus ihr Scratch besonders wirkungsvoll sein könnte. Einen der anderen Arme zum Beispiel. Vielleicht hatte das Ding ja nur eine bestimmte Anzahl davon, die es maximal gebrauchen konnte? Das Geschöpf hatte sie zwar gerade nicht im Fokus, aber es war dennoch recht schnell auf den Beinen, wie es da die Pyro verfolgte. Candara war sicher schneller als Fyrn oder Listener ohne Quickstep. Aber trotzdem hatte sie Schwierigkeiten, sich an einem guten Punkt zu positionieren. Erst, als das Ding in den Ruinen hängen blieb und langsamer werden musste, konnte sie genug aufholen, um ein paar halb kaputte Säulen zu erklimmen und so genug nahe an der Kreatur zu sein.
Die Arme waren nun erst einmal vergessen. Jan zielte auf die Köpfe der Kreatur, die zusammen als ein Ziel gruppiert waren und sich so gemeinsam anvisieren liessen. Mit der Peitsche konnte die Elfe so oder so einen guten Rundumschaden auf mehrere Gegner erzielen, so gesehen musste es einfach etwas bewirken.
Jan zielte noch einmal, atmete durch, um den Fokuss zu steigen und hoffte, die Krone würde weiterhin einen guten Dienst tun. Der Peitschenschlag war tatsächlich gut gelungen, er traf die Köpfe und liess die Bestie kurz innehalten. Viel Leben zog es nicht ab und es rief auch keinen Status hervor, aber immerhin lenkte es kurz von Carima ab und beinahe schon realistisch musste sich die Kreatur erst einmal sammeln, wieder die Köpfe richten und die Ziele erneut mit leuchtenden Augen finden. Es dauerte einige Momente, dann holte das Ding mit einem Arm aus und zerstörte die Säule, auf die Candara erklommen war. Sie musste abspringen und sich am Boden abrollen, um nicht in den Ruinen begraben zu werden. Gerade als Jan sie wieder zum aufstehen bewegen wollte, fuhr ein zweiter Arm hinunter und die Klingen begannen, nach ihr auszuschlagen, versuchten, sie aufzuspiessen. Candara schrie auf, als ein Hieb sie streifte und ihr einen gewaltigen Satz Leben wegriss. Dann flüchtete Jan dahin, wo er hoffte, auf die Schnelle am wenigstens getroffen werden zu können - zwischen die Füsse der Kreatur. In eine andere Richtung Weglaufen hätte bestimmt noch einen Treffer mit sich gebracht und das wäre eventuell ein Treffer zuviel gewesen.

Der Brandschaden zeigte erste Ergebnisse. Mumien begannen von dem Konstrukt abzufallen. Einige regten sich noch, aber sie verendeten ziemlich schnell unter der glühenden Sonne, so dass sie sich keine Sorgen um diese machen mussten. Das verlangsamte das Konstrukt ziemlich, weil es neue Körper für Füsse aufwenden musste, weshalb es einen Moment innehielt, um sich umzubauen. Die Lage sah trotzdem ziemlich schlecht für sie aus. Das Vieh hatte immer noch einen zu zwei Drittel gefüllten Lebensbalken, Carima war fast tot und für Listener und Candara sah es auch nicht rosig aus. Einzig Fyrn hatte noch einen vernünftigen Lebenspool, aber der würde auch nicht lange helfen. Moment, Fyrn…
„Fyrn, wir brauchen deinen Heilzauber!“, rief Eli, während sie das Konstrukt verfolgte, dass sich nun auf Candara fixiert hatte. Dabei achtete sie darauf, um die abgefallenen Mumien herumzulaufen. Man konnte nicht vorsichtig genug sein. Der Beschleunigungszauber war inzwischen auch ausgelaufen, weshalb Listener ein Stück zurückgefallen war. Ein Blick auf ihren Manabalken zeigte, dass Eli noch immer keinen Zauber wirken konnte. Verdammt! Sie hätte Manatränke kaufen sollen!