[MSG] Mithras' Siege Online

Candaras Ablenkung ermöglichte es Carima zumindest, wieder auf die Beine zu kommen und Abstand zwischen sich und die Kreatur zu bringen. Aber mit kaum verbliebenen Lebenspunkten, kaum noch Mana und nicht einmal mehr einem nennenswerten Rest in der Ausdauerleiste waren ihre Ressourcen ziemlich am Ende und ihre Nützlichkeit ging gegen null. Das einzige, was ihr noch verblieben war, war das Zepter des Hohepriesters, zu welchem sie nun auch griff. Erfahrungsgemäß war der Schaden von Zauberstäben – gerade verglichen mit dem richtiger Zauber – erbärmlich, aber es wäre besser als nichts. Und sie würde ihren Rest an Mana garantiert nicht für weitere Feuerbälle vergeuden, wenn danach nicht genügend übrig blieb, um einem eventuellen erneuten Angriff mittels Living Torch zu entkommen.
Zumindest – wenngleich das ein schwacher Trost war – stellte sie fest, dass ihre Feuerzauber auf die Beine des Konstrukts ihre Wirkung zeigten. Es wurde langsamer, musste Teile seines Körpers ersetzen, während andere verkohlt zu Boden fielen. Aber würde das ausreichen, um diesen Kampf zu überstehen?

Tatsächlich war es unter dem Ding relativ sicher, denn auch wenn es versuchte, so erreichte das Konstrukt mit seinen Klingenarmen nicht seinen eigenen Hintern. Und die Zone da unten war wohl nicht gedacht, neue Klingen zu bilden, gerade auch, da es sowieso die Beine regenerieren musste. Das Problem war einfach, dass es da unten brannte und wenn der Brand der Mumien nicht auf Candara übersprang, so waren die fallenden Einzelteile wirklich unangenehm.
Listeners Ruf nach dem Hünen liess Jan ebenfalls zu diesem blicken. Fyrn ja.. wenn sie bis zu dem kam, würde sie sich hinter ihm verstecken können und so wie er drauf war, würde er wahrscheinlich die Mumie daran hindern, weiter nach armen Damen schlagen zu wollen. Nur hinkommen war halt erst das Risiko.
Candara trat ein wenig aus dem Schatten der Bestie heraus und hielt den Griff der Peitsche fester. Dann hiess es nun wohl Risiko.
Sie führte einen weiteren Scratch aus, diesmal auf den Arm, der zwischen ihr und dem Hünen stand, rannte dann los in der Hoffnung, dass dieser paralysiert war. Listener tat ja auch gerade sein Bestes, um das Ding abzulenken und Carima schien ein wenig aus der Gefahrenzone gekommen zu sein.
Es war knapp, aber sie erreichte den Sturmrufer und konnte sich hinter seinem Rücken platzieren. Jetzt musste sie erst einmal ihre Ausdauer sich erholen lassen. Die Mana war auch langsam am Nullpunkt.

Incinerate war ein lang anhaltender Zauber, viel länger anhaltend als die Brandeffekte anderer Feuerzauber, die jeder Zauber dieser Ausrichtung zwingend mit hervor rief. Aber irgendwann lief auch Incinerate aus. Aidan konnte es beobachten. Wie zuerst am einen Bein des Konstrukts die Glutnester erloschen, nichts als nachtschwarze Asche zurück lassend. Dann am anderen Bein. Und noch immer hatte das Monster fast die Hälfte seiner Lebenspunkte. Carimas Lebenspunkte dagegen machten nur minimale Anstalten, sich zu regenerieren. Das war der Nachteil einer magischen Klasse. Die körperlichen Attribute – und eben auch die körperliche Regeneration – waren lausig.
Aidan hätte nun weiter auf Distanz bleiben können, mit dem Zauberstab Funke um Funke auf das Monster prasseln lassen können. Im Moment war er relativ sicher. Er hatte Distanz gewonnen und auch wieder genug Mana, um Carima notfalls in Flammen aufzulösen. Und dieses Mana, hatte er sich geschworen, würde er in Reserve behalten. Für den Notfall. Aber: war die Gefahr nicht viel größer, wenn das Konstrukt, jetzt, da das Feuer erloschen war, wieder an Geschwindigkeit gewann? Würde dies nicht zwingend dazu führen, dass es die gesamte Gruppe und zum Schluss auch seine Pyromantin zerlegte? Nein, er konnte sich nicht weiter zurück halten. Er musste handeln.
Aidan hasste es, sich selbst so rasch wortbrüchig werden zu müssen, aber es war die einzig sinnvolle Option. Erneut wirkte er Incinerate auf beide Beine der Mumienbestie. Und stand erneut ohne einen Tropfen Mana da.

Listeners Speerstösse waren reichlich ineffektiv, aber sie reichten nach einigen Malen aus, um die Aufmerksamkeit des Konstruktes zu erlangen. Sobald er die Aufmerksamkeit erhielt, bereute Eli es aber schon wieder. Die Schläge frassen seinen Lebensbalken weg und er war froh, dass Carima mit einem erneuten Brandzauber die Aufmerksamkeit wieder auf sich lenkte. Eli nutzte die Gelegenheit, um sich ebenfalls ein Stück zu den andere zurückzuziehen.
Fyrn hatte währenddessen seinen Regenzauber gewirkt, der nun auf die Ruine niederprasselte und seine und Candaras Lebenspunkte regenerierte. Listener stellte sich ebenfalls unter die Wolke, um seinen kümmerlichen Rest Punkte aufzubessern. Der Sturmrufer liess die beiden zurück und setzte dem Mumienmonster nach. Seine Axt erfüllte sich mit knisternder Elektrizität und fuhr mit einem Donnerknallen nieder, was ihm die Aufmerksamkeit der Mumie einbrachte. Er kämpfte aber verbissen weiter, während die Brandzauber und Carimas stetige Zaubergeschosse zusammen mit der Sonne am Lebensbalken der Mumie frassen, aber schliesslich musste auch er sich zurückziehen. Das Konstrukt im Schlepptau rannte er zu Candara und Listener zurück.
Eli verzog das Gesicht und machte sich bereit. Listener hatte genügend Leben regeneriert, um ein, zwei Schläge auszuhalten, bevor er umkippte und der Lebensbalken des Viehs war nur noch um ein Viertel gefüllt und sie war massiv geschrumpft, weil eine Menge Mumien abgefallen waren. Was jetzt noch davon übrig war, sah mehr wie ein verschmolzener Klumpen aus Knochen, Bandagen und verrottetem Fleisch aus als dem verknoteten Monstrum, das aus dem Boden gesprungen war. Sie konnten es schaffen!
Sobald Fyrn den Regen erreichte, sprang Eli nach vorne und stiess mit dem Speer zu. Eine Treffer, während das Vieh sich noch auf Fyrn konzentrierte, konnte einen grossen Unterschied machen: Auch Candara holte mit ihrer Peitsche aus und fügte so viel Schaden wie möglich zu. Ein schneller Blick auf Listeners Mana zeigte, dass wieder genug für eienn Zauber da war und als das Konstrukt Fyrn erreichte und ihn mit einem Schlag in einen gefährlichen Bereich brachte, wusste Eli, dass sie keine Zeit verschwenden konnte. Mit einigen Worten bündelte Listener Sonnenlicht an der Spitze seines Speeres und stiess mit Sunlight Pinpoint zu. Das Ergebnis war effektiver als erwartet. Der Lebensbalken des Konstruktes fiel von etwa einem Fünftel auf null. Die verbliebenen Köpfe stiessen gleichzeitig ein Geräusch aus, das einerseits unangenehm sexuell und andererseits erleichtert klang und mit einem hohen Ton brach das Wesen auseinander, um einen lootbaren schwarzen Kern zu enthüllen.
Erleichtert senkte Eli die Waffe, als sie eine kurze Melodie hörte und kurz von einem goldenen Runenkreis umgeben war.
Glückwunsch! Ihre Fähigkeit Sunlight Pinpoint wurde zu Deadstinger aufgewertet!, stand in der Meldung, die vor ihren Augen auftauchte und ihr ein breites Grinsen bescherte. Sie hatte bereits ein Upgrade geschafft? Awesome! Damit würden sie auf jeden Fall erstmal auf der dritten Ebene bleiben können.
„Ich hab ein Upgrade bekommen“, verkündete sie breit grinsend. „Will jemand anders looten, während ich es durchlese? Der Boss-Finisher muss ziemlich hoch gewertet worden sein.“
Ohne auf eine Antwort zu warten, rief sie ein Tooltip auf und begann zu lesen.

Es war schwer zu fassen. Schwer zu fassen, dass sie das Monstrum besiegt haben sollten. Und dass sie alle noch am Leben waren. Zwar nur knapp, vollkommen erschöpft und am Ende ihrer Ressourcen, aber doch unzweifelshaft am Leben. Alle! Auch ohne eine konkrete Quest, ohne die Werte der XP-Belohnung oder den Punktecounter für die Spielerstatistik zu sehen wusste Aidan, dass sie da eben etwas vollbracht hatten, was für eine weit höhere Stufe als die ihre gedacht gewesen war. Ein Elitegegner, der sie ohne große Mühe alle hätte vernichten können. Aber sie hatten es geschafft. Sie hatten gutes Teamwork gezeigt, etwas, das in einem Spiel, wo jedem seine eigene Wertung am nächsten lag, nicht selbstverständlich war. Aber es hatte sich ausgezahlt. Das hier war ein großer Erfolg, ein richtiger Karrieresprung. Nun blieb nur noch zu hoffen, dass auch für die Charaktere eine hübsche Belohnung heraus sprang.
Listener, der den Finisher gesetzt hatte, war zu beschäftigt mit seinem Upgrade, also übernahm Aidan es, sich den zusammen geschrumpelten Körper der Kreatur und den von dieser fallen gelassenen Loot anzusehen.
"Also gut, wir haben hier einen Lederhelm mit ziemlich geilen Stats, Stiefel mit Laufgeschwindigkeitserhöhung, einen Dolch mit Aggroreduzierung als aktivierbare Fähigkeit und einen Haufen nicht-magischen Kram", verkündete er, "Kann irgendwer etwas davon gebrauchen?"

Unglaublich, das Monstrum war endlich besiegt. Es hatte zwar jeden einzelnen Manapunkt benötigt und auch ihre Lebensbalken waren oft auf sehr niedrige Werte gesunken - teilweise unter einem Fünftel bei Fyrn -, aber sie hatten es hinter sich.
"Klasse gemacht Leute! Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Monster für unser Level gedacht war, aber wir haben's trotzdem geschafft", meinte Ben über ihren Sprachchat, mit erfreuter Stimme. Dann wurde seine Aufmerksamkeit vom Loot beansprucht, vor allem der Lederhelm interessierte ihn. Also fragte er :" Was genau hat der denn für Stats?"

Jan atmete erleichtert aus, als die Bestie in sich zusammenstürzte und eine hübsche Todesanimation präsentierte. Er hatte wirklich einige Momente lang nicht geglaubt, dass das noch etwas werden würde. Aber tatsächlich hatten sie es sogar alle überlebt! Und die Bestie hatte einige Punkte abgegeben, das war definitiv ein Grund, sich zu freuen.
"Also da ich ich mich bei der letzten Beute schon zurückgehalten habe, bin ich jetzt so frech und reserviere die Stiefel für mich", bemerkte er zu den beiden Herrschaften, bzw. in Carimas Fall Frauschaften.
Der Dolch war auch ganz hübsch, Dolche passten in Candaras Klasse. aber die Peitsche hatte eine bessere Reichweite und im Zweifelsfall würde die Mistress rennen, nicht kämpfen. Darauf war sie ausgelegt, auf Agilität und Flexibilität, nicht auf den Kampf. Jan hatte nicht vor, viel Aggro auf sich zu ziehen, erst recht, wenn das mit Fyrn tatsächlich etwas wurde nachher.
Der restliche Kram war ganz hübsch, aber auch nur zum Verkaufen praktisch.
"Oh übrigens", bemerkte er dann doch noch und griff in sein eigenes Item-Menu, um die Phiole aus der Kammer herauszuholen. "Ich habe auf meinem Weg das hier gefunden. Aber ich bin mir noch nicht sicher, ob es einen Nutzen hat. Und einfach trinken wäre ein wenig wagemutig. Hat jemand von euch schon einmal ähm.. 'Tränen der Iaret' im Inventar gehabt oder etwas darüber gelesen?"
So hatte sein Inventar die unbekannte Flüssigkeit definiert, als Candara sie aufgehoben hatte.

Schweigend verlinkte Aidan den Helm in den Gruppenchat. Was da drauf war, waren im Grunde Skirmisher-Stats. Der Helm war für leichte Klassen gedacht, für Fernkämpfer oder Assassinen. Nichtsdestotrotz wäre er für Fyrn, der bisher wie sie alle noch keinen Helm trug, eine gewaltige Verbesserung. Mit einem solchen Gegenstand konnte man sich auf ihrem Level wirklich glücklich schätzen.
Auch Candaras Frage beantwortete Aidan schweigend, indem er den Kopf schüttelte. Tränen der Iaret, davon hatte er noch nie etwas gehört. Klang wie irgendetwas, das spezifisch für dieses Gebiet hier war. Von der Wirkung mochte es auf einen ganz normalen Manatrank oder dergleichen heraus laufen. Das Spiel mochte diesbezüglich ein großes Spektrum an Optionen bieten, aber letztendlich war selbst dieses begrenzt. Im Moment besaß Aidan jedoch nicht die Muße, sich mit Candaras Fund genauer auseinander zu setzen. Er war zu beschäftigt, den restlichen Loot auf irgendetwas nützliches hin zu durchforsten. Schließlich waren sie alle Neueinsteiger, da mochten selbst die einfachsten, schlechtesten Gegenstände noch eine Verbesserung darstellen.
Es war bei dieser Suche, dass Aidan auf einen Gegenstand stieß, den er zuvor übersehen hatte. Es war kein magischer Gegenstand, deshalb folgte er erst tiefer in der Liste, aber nichtsdestotrotzwar er interessant. 'Notizen des Totenrufers'. Ein Questgegenstand. Ja, das war doch einmal etwas Interessantes! Vielleicht ließ sich aus dieser Horrorbegegnung noch ein wenig mehr heraus holen, als sie hier ohnehin schon vor sich hatten.
"Guckt mal hier!", wies Aidan die anderen auf seinen Fund hin, "Sieht nach 'ner neuen Quest aus. Ich les' mir das eben mal durch..."

Erhöhter Schaden gegen Untote und Brandschaden über Zeit. Nicht gerade das, was Eli von einem Upgrade erwartete, aber sie nahm, was sie bekommen konnte. Nachdem sie die leicht veränderte Aktivierung überflogen und sich eingeprägt hatte, schloss sie das Tooltip und öffnete den Chat. Sie hatte nur mit halbem Ohr zugehört, aber das Item, das Carima im Chat verlinkt hatte, hatte sie bemerkt.
„Wow, das Ding wäre super!“, sagte sie, nachdem sie die Werte kurz überflogen hatte. Damit könnte sie die Rüstung ihres eher schwächlichen Charakters etwas aufbessern und die anderen Werte waren auch ziemlich gut für Listener, zumindest soweit Eli ein Gefühl für den Charakter hatte. Währenddessen überflog sie das Chatlog und fügte dann noch an: „‘Von Tränen der Iaret‘ hab ich auch noch nie gehört, aber wahrscheinlich kann dir ein Alchemist in der Stadt helfen. Je nachdem, wie selten der Drop ist, könnte das aber ziemlich teuer werden, es zu analysieren.“

Es war nicht nur irgendeine Quest. Es war so ziemlich die beste Art von Quest, auf die sie hätten hoffen können. Bringe diesen Gegenstand zurück nach Al'Irek zum lokalen Magister. Im Zweifelsfall, um sich dort eine saftige Belohnung abzuholen. Es war keine wirkliche Aufgabe, sondern vielmehr die nachträgliche Quest um dieses Monstrum zu besiegen. Noch mehr Erfahrung, noch mehr Schätze! Großartig! Und was vielleicht sogar noch besser war: der Fluff-Text der Quest versprach, dass es weiter gehen würde. Das Wissen, was mit dem Gegenstand zu tun war, war sofort in Aidans Kopf aufgetaucht, als er die Notizen zu untersuchen begonnen hatte. Viele Spieler gaben sich mit diesen Informationen zufrieden. Aber wenn man die Notizen tatsächlich las, dann konnte man erfahren, worum es hierbei wirklich ging. Der Nekromant war, wie es hieraus hervor ging, nur ein Mitglied eines ganzen Zirkels gewesen. Eines Zirkels, der es sich aus Gründen, die nicht aufgeführt wurden, zum Ziel gemacht hatte, den alten Pharao zu erwecken. Wenn das mal keine Folgequest geben würde!
"Guckt mal hier!", verkündete Aidan und verlinkte die Notizen im Chat, sodass auch die anderen die Quest annehmen konnten.

Da die anderen auch nichts wussten, liess Jan Candara das Item wieder einstecken. Wenn er eines wusste, dann, dass je nach Situation jeder Gegenstand wichtig sein konnte. Gerade solche, die man nicht an jeder Ecke fand, sollte man nie einfach so achtlos wegwerfen.
Da sich niemand mit ihm um die Stiefel zu streiten wollen schien, schnappte er sich auch die, ehe er sich der neuen verlinkten Aufgabe widmete.
"Hm, hört sich gut an. Also haben wir jetzt insgesamt drei Botengänge zu erledigen? Die Tafeln an den Zwerg, die Warnung an das Dorf und die Schriften an den Magister? Oder gehen die Warnung und die Schriften unter eine Quest?", fragte er in die Runde. Würde so oder so noch einmal ein wenig Punkte und Geld geben. Das war eine gute Abwechslung nach diesem doch recht schweren Ruinenabenteuer. Sie hatten sich die Belohnung definitiv verdient. Aber auch nur, wenn sie sich nun auf den Weg machten, sie hatten immerhin ein Zeitlimit. Und hier auf neue Spawns warten war auch nicht das, was er unbedingt wollte.

"Ist das mit der Warnung noch relevant?", hakte Aidan ein und ließ Carima einen vielsagenden Blick auf die Überreste des Monstrums werfen, die über die halben Ruinen verteilt lagen. War es nicht letztendlich das hier gewesen, wovor sie die Stadt hätten warnen müssen? Oder lauerten dort unten noch mehr derartige Kreaturen? Die Notiz für den Magister sprach immerhin von einem Nekromantenzirkel. Ob die so schnell aufgeben würden, nur, weil ihre Kreation zerstört worden war? Zurück geworfen hatten sie sie in jedem Fall. Aber sicher würde es nicht schaden, die lokalen Behörden dennoch zu informieren. Vielleicht gab es sogar eine Belohnung dafür.
"In jedem Fall sollten wir uns langsam auf den Rückweg machen", entschied er kurzerhand und strich den Rest des unbedeutenden Loots ein, "Gold und Beute können wir auch in Al'Irek verteilen. Nicht, dass uns noch so ein Zombiemonster überrascht."

„Der Timer läuft noch und der Nekromant hat in Mehrzahl von sich gesprochen, wahrscheinlich ist das eine gross angelegte Sache. Auf jeden Fall haben wir die Quest noch, das ist alles, was zählt“, kommentierte Eli. „Ich hoffe aber, dass es nicht noch mehr von diesen Dingern geben wird. Eines war genug…“
Nachdem beschlossen war, dass sie den Loot in der Stadt aufteilen würden und sie alle zumindest ein wenig Leben regeneriert hatten, brachen sie auf. Der Weg zurück zur Strasse war ruhig, die Standardmobs wie Skorpione oder die Sandwürmer schienen verschwunden zu sein. So erreichten sie die Strasse ohne Zwischenfälle und die Wanderung zurück in die Stadt war auch ein Kinderspiel.
Zurück in Al’Irek suchten sie zuerst den Zwerg auf, der ihnen im Tausch für die Steintafeln einen Batzen Gold und entweder ein Paar Handschuhe oder ein Kettenhemd anbot. Eli wählte für sich selbst die Handschuhe, da sie noch keine hatte. Danach ging es zum Präfekten, der sie wieder mit Gold belohnte und weiter zum Magister der Stadt schickte, um mit dem zu reden. Diese Quest erhöhte einfach die Belohnung der bestehenden Quest um fast das Doppelte. Eli musste sich zurückhalten, um nicht ein kleines Freudentänzchen aufzuführen. Dieser Dungeon hatte sich doch gelohnt!
„Okay, weiter zum Magister“, sagte sie mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. „Wie sieht’s bei euch mit der Zeit aus? Wir bekommen wahrscheinlich eine Folgequest und für die werden wir sowieso eine Gruppe brauchen, also können wir gleich zusammenarbeiten, schliesslich haben wir uns schon eingespielt. Ein richtiger Tank oder ein Heiler wäre vielleicht noch gut, aber sonst sind wir eigentlich gut besetzt.“

Bei der ersten Belohnung wählte Ben ebenfalls die Handschuhe - sein momentanes Kettenhemd war fast so gut wie die angebotene und Handschuhe hatte er noch keine. Der Goldhaufen war natürlich auch willkommen. genau so wie die nächste Goldbelohnung. Als sie dann sogar noch eine Folgequest bekamen, die auch nur darauf hinauslief, zum Magister zu gehen, freute auch Ben sich, sie mussten ja sowieso hin. Er war sich sicher: Spätestens mit dieser letzten Quest, war es klar, dass er wieder genug Punkte hatte, um auf seiner momentanen Ebene zu bleiben.
Auf Listeners Frage hinweg, musste er erstmal nachdenken. Es war verlockend mit dieser Gruppe weiterzumachen, immerhin klappte es bis jetzt recht gut und die Quests waren bis jetzt sehr lukrativ - die nachfolgenden wären wahrscheinlich ebenso. Allerdings mochte Ben zu lange Zockersessions eigentlich nicht, sondern würde lieber aufhören und etwas im Real Life unternehmen. Doch die Aussicht auf noch mehr Equip und Punkte waren doch zu verlockend und so sagte Ben :" Ich wäre noch dabei, wenn wir Folgequests bekommen - solange sie den Aufwand wert sind."

Im Gegensatz zu Fyrn, der sofort zustimmte, weiter in der Gruppe zu bleiben, zögerte Aidan. Auch, wenn die virtuelle Realität solche Gefühle ein wenig dämpfte, so fühlte er sich doch bereits ziemlich müde. Und wer müde zockte, der riskierte nur zu leicht einen vermeidbaren Tod. Und was der bedeutete, das musste nicht weiter ausgeführt werden.
"Wenn es eine Folgequest mit Timer wird, dann bin ich noch dabei", willigte er schließlich ein, "Wenn die Zeit unkritisch ist würde ich für heute lieber Schluss machen. Aber ihr wart auf jeden Fall eine coole Gruppe. Ich denke, wir spielen ganz gut zusammen. Mit euch würde ich auf jeden Fall wieder spielen wollen."

„Okay, mal schauen, was wir bekommen“, meinte Eli und führte die Gruppe weiter zum Magister. Sie bekamen ihre Belohnung und tatsächlich erhielten sie eine Folgequest. Und was für eine. Der Magister war in der Lage gewesen, die Lage des Rituals mit einem Zauber herauszufinden und Sie sollten sich aufmachen, um die Nekromanten von der Wiedererweckung des Pharao abzuhalten. Der beste Teil war aber, dass sie für jeden getöteten Untoten und Nekromanten eine höhere Belohnung und bessere Ausrüstung erhalten würden. Und auch noch ohne Zeitlimit. Eli teilte die Quest mit dem Rest der Gruppe und wandte sich dann ihnen zu.
„Eine bessere Quest werden wir nicht bekommen“, meinte sie. „Na, wie sieht’s aus?“

Eine Quest mit sukessive ansteigender Belohnung, je mehr Arbeit sie hinein investierten? Dann lohnte es sich auf jeden Fall, das Ganze in der Gruppe zu erledigen. Mit mehr Leuten ließ sich die Belohnung um ein Vielfaches leichter in die Höhe treiben.
"Ich wäre schon dabei", bot Aidan an, "Aber wollt ihr das wirklich heute noch machen? Es ist schon..." Er hielt kurz inne, rief im User Interface das Real World Information Fenster auf und warf einen Blick auf die Zeitanzeige. "... nach zwei Uhr nachts. Ich sollte zusehen, dass ich langsam ins Bett komme, sonst schlafe ich noch ingame ein. Aber wir können gerne ausmachen, wann wir uns morgen wieder treffen wollen."

Jan nahm die neuen Informationen relativ freudig auf. Auch wenn das eine relativ seltsame Truppe war, mit der er hier zusammen gekommen war.. so hatte es sich bisher gut für sie gehalten. Und aussteigen ging immer, wieso also nicht bleiben, solange es gut lief? Ein wenig opportunistisch musste man sein bei diesem Spiel.
Auf Aidans Bemerkung hin liess er seinen Avatar jedoch nicken und fasste sich an den Bauch.
"Ah ja.. Ja. Ich sollte sowieso noch etwas essen, vielleicht.. Und ein wenig Ruhe ist auch nicht schlecht vor einer neuen Quest. Wir wollen schliesslich nicht leichtsinnig werden. Ich wär auch dafür, dass wir uns später noch einmal treffen. Nach diesem turbulenten Ausflug sollten wir uns das gönnen. Immerhin werden wir mit dem dicken Ding am Ende recht gut abgeschnitten haben fürs heutige Ranking."
Und solange sie offiziell vom Spiel als Gruppe registriert waren, konnte auch keiner von ihnen frühzeitig alleine losrennen. Na ja, konnte er schon, wenn er das wirklich wagen wollte. Aber es war wirklich besser, wenn sie erst noch zusammen blieben.

"Gut, dann machen wir es so", verkündete Aidan nachdem auch Fyrn mit einem Nicken gezeigt hatte, dass er den Vorschlag gut hieß, "Bis wann schafft ihr es, wieder on zu sein? Sagen wir um elf Uhr morgens?" Das würde ihnen genug Zeit lassen um sich auszuschlafen und vielleicht noch ein wenig außerhalb des Spiels zu machen. Zumindest um anständig zu essen und mal wieder zu duschen.
Es kamen keine Widersprüche. "Dann bis morgen", verabschiedete Aidan sich, wählte erneut die Real World Settings, dieses mal jedoch nicht die Uhr, sondern Logout. Für seine Spielgefährten sah es nun so aus, als würde Carima sich im Schneidersitz auf dem Boden nieder lassen und dann langsam verblassen, doch damit hatte Aidan nichts mehr zu tun. In dem Moment, da er den Logout bestätigt hatte, wurde er aus dem Körper der Pyromantin, aus der Virtual Reality gerissen. Es war ein merkwürdiger Prozess, ein Prozess, an den die wenigsten sich je wirklich gewöhnten. Verstörend, bis zu einem gewissen Grad schockierend. Für ein paar Herzschläge hing Aidan im Nichts, dann bekam er wieder ein Gefühl für seinen tatsächlichen Körper, seine tatsächliche Umgebung. Er atmete scharf aus. So überzeugend die virtuelle Realität auch war, so unangenehm blieb es doch, sie zu betreten und zu verlassen.

Eli verzog das Gesicht, als Carima elf Uhr vorschlug, aber sie blieb still. Sie wäre gerne früher losgegangen, damit sie nicht zu viel Zeit verloren, aber die anderen schienen auch einverstanden zu sein. Sie sollten genügend Punkte gesammelt haben, dass sie die paar Stunden verkraften konnte. Nachdem sie alle ihre Kontaktdaten ausgetauscht hatte, loggte auch Eli sich aus.
Die Spielwelt verschwand um sie herum und sie blickte durch die grünen Gläser des V-Gears. Nach einem tiefen Atemzug schob sie das Gerät vom Kopf und hängte es an den dafür vorgesehenen Ständer auf dem Nachtisch. Nachdem sie sich in eine sitzende Position geschoben hatte, atmete sie tief durch und stand auf. Sie trug nur ein rotes T-Shirt und lose Trainerhosen, aber es war nicht kalt in ihrer kleinen Wohnung. Schnell machte sie sich auf den Weg in das Nebenzimmer, wo ihre Mutter in einem Haufen Decken auf dem Sofa lag. Eli trat heran und überprüfte ihre Atmung. Sie schlief friedlich. Schon das dritte Mal in Folge! Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, wurde aber schnell von einem Gähnen verdrängt. Verdammt, sie war immer noch müde.
Schnell öffnete sie den Kühlschrank und machte sich ein Sandwich, um ihren knurrenden Magen zu beruhigen, dann ging sie zurück in ihr Zimmer. Sie legte sich hin und war eingeschlafen, bevor sie überhaupt die Decke hochziehen konnte.

Als Eli am nächsten Morgen aufwachte, rollte sie sich erstmal auf die andere Seite und schlief fast wieder ein. Sie erhaschte aber noch einen Blick auf die Uhr auf dem Nachtisch und war mit einem Schlag hellwach. 10.45 Uhr. Verdammt! Sie schoss hoch und raste ins Badezimmer, um hastig zu duschen. Dann kehrte sie noch einmal in den Nebenraum zurück, um ein Brötchen mit Aufstrich herunterzuschlingen und ihrer Mutter ein Sandwich und einen Saft hinzustellen. Um kurz vor elf Uhr lag sie wieder auf ihrem Bett und loggte sich mit Listener in Mithras‘ Siege Online ein.
Sie tauchte in Al’Irek auf, an derselben Stelle, wo sie sich ausgeloggt hatte. Schnell rief sie die Kontaktliste auf, um zu sehen, ob die anderen schon online waren.

Aidans Bude, in die es ihn nun so abrupt zurück geworfen hatte, war ein trauriger Anblick. Klein, zuerst einmal. Ein einzelnes Zimmer, ein separates Bad, eine kleine Küche. Nicht, dass er die viel genutzt hätte. Er ließ sich Essen kommen. Das, was eben für Bewohner seiner Ebene vorgesehen war. Die Zeugnisse davon – leere Fastfood-Schachteln, ausgetrunkene Softdrink-Flaschen, ungespültes Geschirr – lagen kreuz und quer im Zimmer verteilt. Verdammt, er sollte wirklich wieder einmal sauber machen! Zumindest den müffelnden Müll raus bringen. Nicht, dass die Luft so tief unter der Erde nicht ohnehin immer schlecht war. Die Lüftung funktionierte hier ganz naturbedingt nur so mäßig. Aber nicht mehr heute. Das konnte er auch morgen noch machen, bevor er sich einloggte. Er zog sich aus, schlüpfte in seinen Schlafanzug und ließ sich in sein ungemachtes Bett fallen.

Als Aidan noch bei seinen Eltern gewohnt hatte war er täglich von der Sonne geweckt worden. Der richtigen Sonne! Hier unter der Erde musste er auf diesen Luxus natürlich verzichten, also hatte er sich seine Zimmerbeleuchtung so programmiert, dass sie den Sonnenaufgang simulierte. War nicht weiter schwer gewesen. War aber auch kein adäquater Ersatz. Entsprechend schwerfällig erhob Aidan sich aus den Federn. Kurz vor halb zehn, sagte ihm sein Wecker. Nun, zumindest war es noch halbwegs früh. Noch nicht zu viel vom Tag war verschwendet. In den ersten Tagen unter der Erde war es ihm immer fürchterlich schwer gefallen, seinen Biorhythmus mit dem Fehlen den Sonnenlichts in Einklang zu bringen. Schlaftrunken schlurfte er in die Dusche, stellte sie so kühl, das es gerade noch nicht unangenehm war und ließ Wasser über seinen Kopf laufen bis langsam die Lebensgeister erwachten. Wieder trocken und angezogen machte er sich auf die Suche nach einem Frühstück. Was er fand war eher traurig: kalte Pizza. Aber immerhin: Pizza. Mit der war es ja bekanntlich wie mit Sex. Schlechter Sex war immer noch besser als gar kein Sex. Auch so ein Punkt, der Aidan an seinem derzeitigen Leben störte, wenn er mal so darüber nachdachte. Zunehmend missmutig werdend verspeiste er die Pizza und schaffte es danach sogar, sich aufzuraffen und sein Zimmer aufzuräumen. Als er den Müll nach draußen brachte ließ er den Blick den Tunnel hinauf und hinunter wandern, aber außer einer Putzdrohne war da nichts, was sich im kalten Diodenlicht bewegte. Das war der schlimmste Punkt an seinem Leben hier unten: die Einsamkeit. Keine anderen Menschen da, mit denen er hätte reden können, die ihm menschliche Wärme geschenkt hätten. Er konnte es beinahe fühlen, wie die Kälte sich in seiner Brust zusammen zog. Was für ein tristes, unwertes Leben! Er musste es einfach hier raus schaffen. Musste! Und es gab nur einen Weg dazu.
Er setzte sein V-Gear auf, startete das Gerät. Noch war es zu früh für das vereinbarte Treffen mit den anderen, aber er konnte ja ein wenig Zeit in der Stadt verbringen. Händler aufsuchen, einkaufen. Vielleicht noch ein paar kleine Quests auftreiben. Wieder erlebte Aidan das verstörende Gefühl, aus seinem Körper gerissen zu werden, dann fand er sich in dem Carimas wieder. In Al'Irek. Unter der Sonne! Besser. Viel besser!

Nur Carima tauchte auf der Liste auf. Schnell schrieb Eli ihr eine Nachricht, dass sie auf dem Stadtplatz warten würde und machte sich dann hastig auf den Weg dorthin. Hoffentlich war die Feuermagierin nicht vor ihr da, das wäre peinlich. Während sie ihren Avatar durch die Gassen navigierte, fiel ihr auf, dass die Strassen deutlich verlassener waren. Al'Irek war kein häufiges Startgebiet, insofern war es nicht verwunderlich, dass sie keine anderen Spieler sah. Aber auch die NPCs schienen verschwunden zu sein, nur einige Soldaten passierten sie ab und zu. Selbst die Läden waren geschlossen. Probeweise trat sie an eine der geschlosenen Läden heran und klopfte. Fast sofort öffnete sich dieser einen Spalt und und ein Auge tauchte auf. Die Händlermenüs funktionierten problemlos. Wahrscheinlich veränderte sich das Gebiet wegen dem Event. Eine bevorstehende Attacke auf die Stadt würde dazu führen, dass die Leute sich verbarrikadieren, aber man wollte den Spielern ja nicht alles wegnehmen, was die Stadt sonst so anbot. Das war scheinbar die Zwischenlösung.
So kam sie ungestört auf dem Dorfplatz an und stellte sich dort in den Schatten der Palme mitten auf dem Platz. Carima war noch nicht da.

Listener musste nicht lange warten bis Carima ebenfalls auf dem Dorfplatz erschien. Aidan ließ seinen Avatar die Hand heben, winken, verzichtete aber ansonsten auf eine Begrüßung. "Sieht so aus, als wäre das Event über Nacht fortgeschritten", teilte er unmittelbar mit, was er in der halben Stunde, die er bereits online war, heraus gefunden hatte. Überwiegend hatte er die Zeit genutzt um Carima mit diversen Leuten im Dorf sprechen zu lassen. Eine Quest war nicht heraus gesprungen, aber eine Menge nützliche Informationen. "Diese Zombies sind aktiv geworden und haben die Stadt angegriffen. Zweimal bisher. Die Wachen haben sie beide male zurück geschlagen, aber ich nehme einfach mal an, dass jede Welle stärker wird." Und wenn keine Spielercharaktere eingriffen und halfen, dann mochte das übel für die Stadt enden. Mithras' Siege Online war was sowas anging absolut unbarmherzig. Wenn sich niemand um das Event kümmerte, dann würde Al'Irek über kurz oder lang eben überrannt und ausgelöscht werden und wäre für zukünftige Spielergenerationen eine von Mumien wimmelnde Ruinenstadt.
"Schätze, wir warten auf Fyrn und Candara und sehen dann zu... Scheiße!" Ein Hornstoß von irgendwo aus den Straßen unterbrach Carima mitten im Satz. Und es war nicht schwer zu erraten, was dieses Signal bedeuten musste. Ein weiterer Angriff. "Ok, sieht so aus, als hätten wir keine Zeit, zu warten. Sehen wir zu, dass wir die Wachen unterstützen?"

"Mist! Wenn die Stadt eingenommen wird, können wir unsere Quest vergessen!", meinte Eli. Hastig rief sie ein Menü auf und sandte Carima eine Gruppeneinladung, damit es keine Probleme mit der Beute geben würde und damit sie sich organisieren konnten, dann machten die beiden sich auf den Weg in Richtung des Hornstosses.
Während sie durch die verlassene Stadt rannten, öffnete Eli ein weiteres Chatfenster und sandte eine Nachricht in den Stadtchat.
"Gruppe beim Westtor, wenn jemand sich uns anschliessen will, sollte er da auftauchen. Einfach dem Horn folgen."
Eli hatte keine Ahnung, wie dieser Angriff aussehen würde, aber es war besser, wenn sie ihre Kräfte konzentrierten. Ein einzelner Spielercharakter konnte bereits den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen. Und als sie das Westtor erreichten sahen sie, dass sie jede Hilfe gebrauchen konnten.
Eines dieser Mumienmonster war durch das Tor gebrochen lieferten sich einen Kampf mit einem halben Dutzend Stadtwachen. Hinter ihr drückten einfache Mumien durch das Loch und weitere sechs Soldaten versuchten verzweifelt, ihnen Einhalt zu gebieten, aber sie wurden immer weiter zurückgedrängt. Eli zählte zehn Mumien, am Tor, aber wahrscheinlich befanden sich noch weitere vor diesem. Die Soldaten, die eifrig mit Bögen von der Stadtmauer feuerten, deuteten auf jeden Fall dahin.
"Carima, das grosse Monster zuerst! Mit den Wachen zusammen sollten wir es down bekommen!", teilte sie der Magierin über den Gruppenchat mit. Dann liess sie Listener seinen Speer packen und formulierte ihren Beschleunigungszauber, um den Rest der Strecke schnell zu überqueren. Schnell bemerkte sie ein anderes Problem. Die Mumien und die Monstrosität nahmen keinen Schaden vom Sonnenlicht. natürlich nicht, die Nekromanten würden etwas dagegen eingerichtet haben. Schnell sah sie auch, was. Ein dunkler Schleier umgab die Untoten und er schien von einem schwarzen Kristall zwischen den Köpfen des Ungeheurs zu kommen.
"Ziel auf den schwarzen Kristall!", fügte sie schnell hinzu, dann hatte ihr Avatar das Monster erreicht. Eine Stadtwache war von einem Schlag getroffen worden und segelte durch die Luft. Schnell nahm Eli seinen Platz ein und begann, auf das Vieh einzustechen.

Natürlich war sie gestorben. Wer außer ihrer Mutter hätte denn schon etwas anderes erwartet? Bruni hasste PvP. Im Gegensatz zu ihrer Mutter und ihrem Vater war sie eine Niete im Kampf gegen Spieler. Dann schwitzten ihr die Hände und die Steuerung verhielt sich wegen ihres Zitterns seltsam. Und am Ende lag ihr Avatar wieder einmal mit einem Messer im Rücken im Dreck und Bruni durfte sich einen weiteren Vortrag ihrer Mutter über die Vorteile der Assassinenklassen im PvP anhören und ob Bruni nicht vielleicht mal etwas anderes als einen Tank spielen wollte? Bla bla bla.
Tanks waren toll. Sie waren fast unverzichtbar und spielen wollte sie trotzdem keiner. Ein guter Tank starb nun einmal meistens zuerst. Zwar gab es inzwischen eine ganze Menge Encounter, die spezifisch dafür designt waren die DDler und die Heiler ins Schwitzen zu bringen, aber die Norm waren eben doch immer noch Tank'n'Spank Kämpfe.
Müde wählte Bruni die Schaltfläche für die Erstellung eines neuen Charakters aus. Nach einiger Herumbastelei sah die Schildmaid zu ihrer Zufriedenheit aus. Spielen würde sie aber erst wieder morgen. Es war schon spät. Und da ihre Mutter heute recht erfolgreich gewesen war, brauchte sich Bruni um ihre Behausung keine Sorgen zu machen.

"Gruppe beim Westtor, wenn jemand sich uns anschliessen will, sollte er da auftauchen. Einfach dem Horn folgen."
Was zur Hölle ging denn hier vor? Kaum hatte Bruni in das Spiel eingeloggt bekam sie eine Warnmeldung wegen eines World-Events. Es war noch ziemlich früh, die Stadt war wie leer gefegt. Hier und da rannten einige NPCs rum, aber auch die waren eher die Ausnahme denn die Regel. Aber wenn sie den Spielern am Westtor half, hatte sie vielleicht schon eine Gruppe. Ein Tank war in der Gruppe immer viel angenehmer zu spielen. Nach einem kurzen Blick auf die Karte setzte sich Bryna in Richtung Westtor in Bewegung.

Am Westtor herrschte ein ziemlicher Aufruhr, der von einer Art Bestie veranstaltet wurde. Erst jetzt ging Bruni auf wie seltsam dieser Spawnpunkt war. Als Schildmaid hatte sie in der Wüste eigentlich nichts verloren, aber bei MSO musste man nehmen, was man bekam.
"Hey, ich lenk das Viech ab."
Mit einem Shieldbash, dessen Schaden nun wirklich niemanden beeindruckte, katapultierte sich Bryna auf der Bedrohungsliste ganz nach oben. Die Mumienbestie richtete den Kopf auf die Schildmaid. Nach dem ersten Treffer, der eine beträchtliche Lücke in Brynas Lebensleiste riss, schrak Bruni dann doch zusammen. Das Viech war ganz schön heftig. Und sie konnte es sich nicht leisten einen weiteren Charakter zu verlieren. Die Schildmaid ging hinter ihrem Schild, der nun sanft unter der Wirkung des Shieldwall glühte, in Deckung.