[MSG-Thread] The Awakening

Ron hatte zwar noch immer bedenken, das er die nötigen Fähigkeiten besass, um den Drachenjüngern etwas vorzumachen, doch nun, da alle anderen bereits ihre Aufgabe gefasst und angenommen hatten, wollte Ron auch nicht derjenige sein, welcher den ganzen Plan quasi zunichtemachte.
Dennoch zögerte er einen Moment, wenn er die ihm gestellte Aufgabe nicht erfüllte, dann würde der Plan auch in sich zusammenfallen. "Ich habe Euch ja schon versichert das ich Euch bei allen Aktionen gegen die Drachenanbeter unterstützen werde Allard, doch ich hoffe, ihr habt für alle Fälle einen Ersatzplan, Schauspielern ist nicht gerade meine stärke."

Es hatte eine Weile gedauert bis Padrig zu ihnen zurückgekehrt war, er hatte sich zudem offenbar sehr beeilt. Zumindest erklärte dies, warum ihm der Schweiß über die Stirn lief und er völlig außer Atem wirkte. Etwas zögerlich reichte er die an einem Gurt hängende Schwertscheide an Risa weiter, darin befand sich eine leicht gebogene Klinge.
Das blinde Mädchen ergriff den Gurt und legte sich jenen vorerst um den Oberkörper, bevor sie sich bei Padrig bedankte welcher dabei war einen Beutel den er dabei hatte auf dem Tisch zu platzieren. Nachdem er die Schnur geöffnet hatte und den Sack öffnete, verteilte er erst die angeforderten Rationen an Ysandra und Nuala bevor er eine kleine Holzschachtel heraus zog und jene an den Barden weiterreichte. Darin befanden sich mehrere der angeforderten Saiten welche man nur noch neu aufspannen musste. "Hier bitte... nicht unweit von hier verkaufen sie neben zahlreichen Instrumenten auch Ersatzmaterial.", fügte er hinzu.
Ysandra war ziemlich aus dem Häuschen, erklärt durch den Fundus von übermäßig viel Trockenfleisch in den verteilten Rationen. Wohl eine vorhersehbare Reaktion...
"Ich kann Seshkin dabei sicherlich von Nutzen sein, am besten machen wir uns dann direkt auf den Weg.", meinte Risa und hakte sich direkt bei dem Barden ein bevor sie die Taverne verließen. "Also, Herr Musiker... Wohin wollen wir gehen?"

"Ihr kennt Euch hier wohl besser aus als ich, Milady", antwortete Seshkin zurückhaltend. "Sicher kennt Ihr ein gut besuchtes Gasthaus, das gegen einen wandernden Barden nichts einzuwenden hat. Ideal wäre natürlich, wenn es mich auch bezahlen würde, aber ich denke, das wird es hier eher nicht geben", versuchte er einen Scherz. Nein, Gasthäuser bezahlten in der Regel nur bestellte Musiker, sein Einkommen war das, was die Gäste ihm freiwillig gaben.
Ihm wurde ein wenig schwindelig bei dem Gedanken daran, wie die meisten Leute seine Dienste bezahlten... Nicht mit Geld, sondern mit Alkohol. Bier, Wein, alles, was das Gasthaus gerade hergab. Es war noch früh am Morgen und bereits jetzt fürchtete er den Abend und - noch mehr - den nächsten Tag.

Risa kam tatsächlich rasch eine Idee, denn eher im Zentrum der Stadt gab es eine gemütliche kleine Gaststätte. Sie war etwas verwinkelt zu erreichen, aber daher alles andere als auffällig und ideal für solche Vorhaben. Der "Rabentopf"... Das Schild aus Schmiedeeisen zeigte zumindest den Kopf eines Raben der den Deckel eines Topfes anhob und aus jenem schaute. Es war niedlich anzusehen... vorausgesetzt es hing noch dort, Risa hatte es das letzte mal gesehen als sie noch hatte sehen können. "In der Tat gibt es im Zentrum eher etwas versteckt eine kleine Herberge, die Dame welche jene betreibt ist sehr nett und eine Bekanntschaft meinerseits. Dort kehrt man recht unauffällig ein, vielleicht möchtet ihr euch das einmal ansehen.", legte sie die Idee schließlich offen.
Mit einem anfänglich leichten Schmunzeln drehte sie ihren Kopf dann in die Richtung des Barden... "Aber euch hinführen... Herr Musiker... Ich weiß nicht ob ich das kann, ich bin doch nur ein armes blindes Mädchen... ich würde mich sicher verirren.", säuselte sie hilfsbedürftig und trieb so ihren Schabernack mit dem Barden.

Seshkin runzelte die Stirn. Das Gasthaus klang einerseits vielversprechend, aber wenn es derart abgelegen war war es fraglich, ob sich dort überhaupt genug Leute rumtrieben... Naja, anschauen würde wohl nicht schaden. Der letzte Kommentar der Blinden rang ihm allerdings ein Lächeln ab.
"So, wie ihr den Wasserkrug vorhin benutzt habt, habe ich berechtigte Zweifel an dieser Aussage. Ihr mögt nichts sehen, aber das heißt nicht, dass Ihr nicht andere Möglichkeiten habt, Dinge wahrzunehmen. Möglicherweise mit Magie? Auch, wie Ihr unsere stumme Begleiterin gefunden habt spricht dafür, dass mehr in Euch steckt, als Ihr vorgebt." Er zuckte mit den Schultern, bevor er, trotz seines bereits freundlichen Tons auf eine noch versöhnlichere Stimme wechselte. "Aber natürlich reicht es, wenn Ihr mir erklärt, wo man das Gasthaus findet."

Risa schlug sowohl Zeige-, Mittel- als auch Ringfinger ihrer rechten Hand vor den Mund, die mehr oder weniger schauspielerische Glanzleistung einer dezenten Schockiertheit machte sich über ihre Mimik und Körpersprache breit. Sie gab sich keine sonderliche Mühe, es war ohnehin nur Witzelei. "Verflucht sei meine Unachtsamkeit, lag es denn tatsächlich an meiner selbst oder ist der Herr Musiker tatsächlich derartig gewieft? Es ist eine Schmach...", meinte sie und tat sich selbst schwer dabei nicht zu lachen. Gleich darauf setzte sie dem ganzen noch die Krone auf, indem sie eine Art Schwächeanfall simulierte und sich fest an Seshkins Oberarm festhielt, ihre Nase dabei seitlich in den Stoff seiner Kleidung gedrückt. "Jetzt aber im Ernst... wir folgen der Hauptstraße hier ein Stück nach rechts und nehmen dann die vierte Seitengasse auf der linken Seite davon. Von dort aus kommen wir recht nahe dem Stadtzentrum, es ist nicht der direkte Weg aber der Schnellste.", erklärte sie dann ohne irgendwelche seltsamen Scherze und richtete sich erneut ein wenig auf. Anstalten den Musiker los zu lassen machte sie aber nicht.

"Verstanden", antwortete der Barde, bevor er den angegebenen Weg einschlug, darauf achtend nicht zu schnell zu gehen, um Risa nicht zu verlieren. Was sich, mit ihr an seinem Arm "hängend" als ziemlich einfach erwies. Als sie dann die beschriebene Seitengasse erreichen, runzelte Seshkin die Stirn. Bereits von hier sah sie eigentlich nicht aus wie eine Gegend, in der sich jemand wie Risa - oder er selbst - herumtreiben würde. Wie in den meisten Städten war auch diese Seitengasse schmal und auf den nötigsten Platz beschränkt.
"Sagt, Milady, wie habt Ihr von diesem Weg erfahren? Er sieht Euch wenig angemessen aus", fragte er dann und ließ in seiner Stimme ein wenig Schmeichelei mitschwingen. Doch die Blinde kam nicht mehr dazu, ihn zu antworten, denn ein Schatten, der vor ihnen auftauchte, ließ Seshkin innehalten. Ein Mann stand vor ihnen, zerlumpt und dem schäbigen Grinsen in seinem Gesicht nach mit keinen guten Absichten.
"Na, was haben wir denn da?", säuselte er, woraufhin sich der Barde reflexartig vor seine Begleiterin stellte.

Eigentlich hatte Risa ihm darauf noch eine Antwort geben wollen, denn woher glaubte er ein nicht angemessenes Aussehen eines Weges innerhalb der Stadt würde sie sonderlich stören? Bis jetzt hatte sie ihre Wahl nicht sonderlich bereut, der Barde war höflich zu ihr... beinahe wohl schon etwas zu sehr. Die guten Manieren eines Musikers? Konnte es ein derartiges Klischee sein...?
Als eine Stimme vor ihnen erklang, hielten sie recht abrupt inne. Sie musste sich nur ein wenig auf die neue Situation einstellen, bevor sie vor sich deutlichere Bilder erzeugen konnte und so in ihren Gedanken die Umgebung formte. Risa hoffte, dass sie ihre Fertigkeiten irgendwann derartig steigern konnte um auch Gesichtsformen und andere Details auf diese Art und Weise klarer darzustellen. Hier lauerte ihnen jemand auf...? Diese Gasse wurde wenig benutzt und das war selbst für den niedersten Halsabschneider wohl kaum lukrativ genug. Sie konnte die Veränderung gut erkennen, als sich Seshkin vor sie stellte... wie galant... war das der Beginn eines schmalzigen Märchenbuches? Sie brauchte keinen Schutz, nicht auf diese Art... und sie mochte dieses Verhalten auch nicht sonderlich.
"Herr Musiker... Wenn ihr möchtet könnt ihr nun gerne den Helden spielen, mich erretten und auf euren Händen in Sicherheit tragen... die komplette Leier. Oder soll ich mich für euch um den freundlichen Herren dort kümmern?", richtete sie ihre Frage geflüstert an Seshkin über seine Schulter.

Seshkin zögerte, aber er wusste, hier den Helden spielen würde bestenfalls darin enden, dass der Halsabschneider vor ihnen sich zu Tode lachte. Auf ein Lied würde dieser hier wohl weniger eingehen, dieses zweifelhafte Glück hatte er bereits ausgeschöpft. Als trat er einen Schritt zur Seite, damit Risa tun konnte, was auch immer die wollte.
"Ich bin kein Kämpfer und kein Held, nur ein Sänger", erklärte er uns hoffte, dass die Blinde genug Fähigkeiten hatte, im ihnen zu helfen.
"Geldbeutel her, wird's bald?", blaffte der Räuber dazwischen.

"Natürlich, Herr nur ein Sänger.", meinte Risa daraufhin, bevor sie sich an Seshkin vorbei schälte. Der außerordentlich nette Mann dort würde sich wohl nicht beschwichtigen lassen, bereits als sie sich näherte vernahm sie den sauren Geruch... Vermutlich war er zusätzlich noch alkoholisiert. Sie wollte nicht einfach ihre Waffe ziehen, ihm derartig schaden... Vielleicht war es einfach nur ein armer Mann welcher alles verloren hatte und nun eine schwere Zeit durchlebte. Es suchten sich wohl nur Wenige solch einen Weg einfach aus weil es ihnen gefiel...
Ihr gegenüber verlor wohl recht früh die Geduld, Risas nahes herantreten innerhalb der Gasse wurde zumindest mit dem Versuch einer kräftigen Ohrfeige begrüßt. Ihr Kopf zuckte kurz nach Hinten, entging dem physischen Kontakt und so verspürte sie lediglich den leichten Luftzug. Den Schwung des Wegelagerers zur Seite nutzte Risa direkt aus und trieb ihm ihr rechtes Knie in die Magengegend. Aus dem Reflex heraus wanderte sein Oberkörper dabei nach Vorne, wodurch Risa ihren rechten Ellenbogen spannen und in sein Genick fahren lassen konnte. Ins Traumland geschickt wurde er dabei eher durch den Kontakt seines Schädels mit der Straße...
Sie prüfte kurz ob es ihm gut ging, es schien jedoch alles in Ordnung zu sein und sobald er wieder zu sich finden würde, gäbe es außer eventuellen Kopfschmerzen wohl nichts zu befürchten. Sie griff kurz an ihren Gürtel und holte zwei Goldmünzen aus ihrem Beutel, bevor sie die Hand des Mannes griff, öffnete, die Münzen darin ablegte und erneut schloss. Nach jener Tat stand Risa erneut auf und drehte sich in die Richtung in der sich Seshkin befand, bevor sie auffordernd ihren Arm etwas anhob. "Gehen wir weiter?"

Als Seshkin und die Blinde den Gasthof verlassen hatten wandte Allard sich den Zwillingen zu. "Hier ist, was ich für euch beide vorgesehen habe", begann er und zog eine aufgerollte Karte aus seinem Wams hervor, breitete sie auf dem Tisch aus. Sie zeigte die Stadt und deren nähere Umgebung, all die Dörfer und Weiler, die im näheren Umkreis von Weißenhorn lagen und all die Wege, die diese mit der Stadt und den großen Handelsstraßen verbanden.
"Wir haben in Erfahrung gebracht, dass die Drachenanbeter sich vor allem im Nordwesten sammeln. Hier und hier, insbesondere." Er wies auf zwei Dörfer, die auf der Karte eingezeichnet waren. "Es heißt, die Landbevölkerung läuft in Scharen zu dubiosen Propheten und Untergangspredigern. Ich möchte, dass diese Gruppen im Auge behalten werden, möchte wissen, was sie tun, wohin sie sich bewegen. Vor allem aber, wie viele sie sind und wie groß die Gefahr, die von ihnen ausgeht. Wir können es uns nicht leisten, dass sich ein Heer unter Drachenbannern in der unmittelbaren Nachbarschaft der Stadt sammelt."

Zugegebenermaßen beeindruckt beobachtete Seshkin das Schauspiel, dass sich ihm bot. Risa war verdammt flink und geschickt - allzumal wenn man bedachte, dass sie blind war. Er musste an ihren ersten Auftritt zurückdenken und ein Schmunzeln trat in sein Gesicht, als er daran dachte, wie sie mit ihrer scheinbaren Hilflosigkeit alle an der Nase herum geführt hatte. Irgendwo in ihm drinnen keimte ein enormer Respekt für diese Frau in ihm auf. Insbesondere, als sie nach dem, was der Fremde getan hatte, auch noch Geld in seiner Hand zurück ließ. Sie hatte offensichtlich ein großes Herz.
"Ganz wie Ihr wünscht, Milady", antwortete Seshkin, als sie sich ihm wieder zuwandte und hakte ihren Arm bei sich ein, um sie weiter durch die Gasse ihrem Ziel entgegen zu "führen".
"Euer Geschick ist wahrlich faszinierend", versuchte er dann eine Konversation zu beginnen. "Wie ist es Euch möglich, Eure Umgebung derart genau wahrzunehmen?"

Nachdem was sie getan hatte gab es für Risa ohnehin nichts mehr zu verbergen, sie brauchte nicht mehr irgendetwas überspielen oder sich verstellen... Zudem war sie sich ohnehin sicher, dass der Barde bereits zuvor mehr als genug durchschaut hatte. Nach längerem Zögern auf die Frage hin, lächelte sie jedoch schließlich leicht. "Genaue Wahrnehmung ist wohl falsch formuliert und würde zu weit gehen, es ist etwas komplizierter.", antwortete sie schließlich und überlegte dann wie viel sie Seshkin nun offen legen sollte oder nicht. Zu befürchten hatte sie ja eigentlich absolut nichts. "Ich habe offen Magie praktiziert als ich noch sehen konnte. Das... ist wohl auch die Begründung für meinen gegenwärtigen Zustand. Ich hatte früher gelernt die Wahrnehmung anderer Lebewesen beeinflussen zu können, irgendwann nachdem ich nicht mehr sehen konnte wurde ich mir bewusst, dass ich das nun konzentrierter mit meiner eigenen ebenso durchführen kann. Wie ihr sicher wisst, erzeugt jede Bewegung und jedes Geräusch eine Schwingung...", erklärte Risa und formte mit dem Zeigefinger ihrer rechten Hand unsichtbare Kreise in der Luft.
"Sie breiten sich meist eher ringförmig aus, werden von verschiedenen Oberflächen entweder reflektiert oder teilweise verschluckt und verteilen sich. Ich kann diese Schwingungen erkennen und so vernehme ich gewisse Bilder. Durch dieses Vorgehen kann ich manche Bewegungen besser voraussagen... was den gewissen Vorteil darstellt. Es sind weiße Töne auf stetem schwarz... Farben sind mir unmöglich, ebenso wie Lichter oder in deren Kombination mit feineren Linien wie den Besonderheiten von Gesichtszügen. Ich müsste beispielsweise euer Gesicht ertasten um mir ein etwas genaueres Bild machen zu können. Simpler kann ich es vermutlich auf die Schnelle nicht erläutern.", führte sie es schließlich genauer aus.

"Ich denke aber, ich habe eine Ahnung, was ihr meint", erwiderte Seshkin lächeln, bevor er versuchte, sich etwas zu überlegen, was dem Gleich kam. Schließlich fügte er hinzu: "Wie Wellen auf dem Wasser, wenn man ein Stein hinein wirft. Auch sie verändern sich, wenn sie auf ein Hindernis stoßen, ohne exakt jedes Detail wiederzugeben. So meint Ihr das, nicht wahr? Bedeutet dass, ihr könnt damit auch in einem Raum erkennen, wo Wärmequellen oder Fenster sind? Luft verhält sich schließlich anders, wenn sie warm oder kalt wird."
Das Konzept war wirklich faszinierend. Soweit er das verstand, hatte Risa durch diese Fähigkeit tatsächlich ein grobes Bild ihrer Umgebung vor Augen. Sehr sehr praktisch für jemanden, der eigentlich nicht sehen konnte.

Ysandra hatte die Hände über den Kopf geschlagen und sich etwas zurück gelehnt, während ihre Schwester über den Tisch gebeugt da saß und die Karte genauer studierte. Ein Spähauftrag... interessant. Solche Arbeit hatten sie schon länger nicht mehr vor sich gehabt. Sie hatten Vorräte, für die genannten Punkte würden sie sich nur noch irgendwo in relativer Nähe ein Lager einrichten müssen. "Das sollte kein Problem darstellen, ich werde Notizen über die Bewegungen und Auffälligkeiten anfertigen.", meinte Nuala. "Das wird sicher schnarch langweilig...", murmelte Ysandra nebenher. "In welchem zeitlichen Abstand rechnet ihr mit einem Bericht? Wann sollen wir die Beobachtungen beenden?", fragte sie den Inquisitor, das waren eigentlich noch die einzigen Unklarheiten für die Elfe.


Risa nickte auf das genannte Beispiel hin, es war tatsächlich recht ähnlich wenn auch etwas gröber. "Deutliche Hitzequellen nimmt ohnehin jeder wahr, es beeinflusst aber die akustischen Besonderheiten für mich nicht. Fenster aus Beispielsweise Bleiglas nehme ich nicht wahr, auch sie absorbieren. Ansonsten ist der erste Vergleich jedoch relativ treffend.", entgegnete sie darauf während sie um eine weitere Ecke der Gasse bogen. "Wir sollten gleich da sein..."

"Das hängt alles sehr stark davon ab, was der Feind tut", antwortete Allard, wenngleich ein wenig vage, auf Nualas Fragen. Ysandras Beschwerde ignorierte er. "Solange dieser Bauernhaufen sich ruhig verhält und nicht vom Fleck bewegt brauche ich nicht öfter als einmal pro Woche einen Bericht. Aber wenn es etwas bemerkenswertes gibt, insbesondere, wenn sie sich auf die Stadt zu bewegen, möchte ich unverzüglich informiert werden. Wie lange ich euch da draußen benötige... das hängt davon ab, wie gut wir hier in der Stadt zurecht kommen. Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass wir früher gegen diese Meute vorgehen, aber dafür müssen zuerst die Kulte innerhalb der Stadt ausgemerzt werden. Ansonsten kann ich keine Truppen der Wachgarnison abziehen. Ein oder zwei Wochen wird es wohl dauern, denke ich, aber ich kann für nichts garantieren. Euer Schaden soll es freilich nicht sein. Ich zahle euch für jeden Tag, den ihr für mich dort draußen seid. Und ich kann euch Pferde für diesen Auftrag stellen, sowie alles, was ihr sonst an Ausrüstung benötigt."

Seshkin nickte verstehend, nun in dem Wissen, dass sie diese Bewegung wohl tatsächlich mitbekam. Er lächelte. Diese Frau war faszinierend und liebend gerne hätte er sie irgendwo zum Essen eingeladen, wenn da nicht die Tatsache wäre, dass er einen Auftrag hatte - und zumindest bei ihm gerade das Frühstück hinter ihm lag.
Zum Glück behielt Risa Recht und nach der nächsten Wegbiegung machten die Häuser der Stadt den Blick frei auf ein Gasthaus. Es wirkte nicht gerade edel, aber immerhin auch nicht heruntergekommen, trotz der eher versteckten Lage. All dies sprach dafür, dass es sich um ein Gasthaus handelte, dass eher Einheimischen bekannt war. Das wäre bei den Beobachtungen, die er anzustellen hatte, definitiv hilfreich.
"Ah, am Ziel", verkündete er, während er auf das Gasthaus zu hielt. "Gibt es irgenedetwas, was ich dort beachten sollte?", wandte er sich an seine blinde Begleiterin.

"Das sollte nicht nötig sein, Pferde machen uns nur noch auffälliger und erschweren flexibles Vorgehen. Ich denke wir kommen in angemessenem Zeitrahmen auch zu Fuß voran.", schlug Nuala das äußerst freundlich gemeinte Angebot aus. "Wegen weiterer Unkosten unterhalten wir uns falls nötig nach Ablauf der Frist.", meinte sie dann abschließend und stand von ihrem Platz auf. Sie würden sich oben noch fertig machen, ihre Sachen packen und sich dann auf den Weg machen. Ysandra hatte ihre Zweifel an dem Ganzen und das sah man ihr auch deutlich an, Nuala verstand natürlich auch warum... Eine Rolle spielte es nicht. Sie wurden bezahlt, mehr Gedanken darüber brauchten sie sich jetzt im ersten Moment wahrlich nicht machen.


Bis auf eine einzelne Unannehmlichkeit war der Fußweg zu der geschilderten Taverne doch recht gut verlaufen. Vor der Schwelle blieben sie stehen und Risa drehte ihren Kopf in Richtung des Barden auf seine Frage hin. "Beachten...? Hm...", meinte sie im ersten Moment und tat so als würde sie kurz überlegen. Natürlich wusste sie wie jene Frage gemeint gewesen war... ob er sich irgendwie hätte benehmen müssen um nicht von irgendwelchen merkwürdigen Gestalten weich geprügelt zu werden. Es gab hier aber wirklich nichts zu befürchten. Die Dame welche die Taverne führte war hoch respektiert und achtete sehr auf den Umgang innerhalb ihres Eigentums. "Ja, bestellt lieber nicht den Wein. Er ist wirklich nicht gut und hinterlässt einen Nachgeschmack den ihr kaum noch loswerdet.", antwortete sie ihm dann auf die vorangegangene Frage mit einem dezenten Schmunzeln.

Seshkin erwiderte das Schmunzeln, bevor er die blinde Frau in das Gasthaus hinführte. Wie um diese Tageszeit erwartet war spektakulär wenig los. In einer eher dunklen Ecke hockten drei Gestalten beim Würfelspiel und waren schon - oder noch - betrunken. Der Grund, warum man sie nicht hinaus schmiss, war wohl, dass sie sich friedlich verhielten. Ansonsten waren vereinzelte Leute da, die stillschweigend ihr Frühstück verzehrten. Die meisten Gasthäuser begannen halt erst am Nachmittag, sich zu füllen. Dennoch hatte der Barde das Gefühl, dass dieses Gasthaus später vielversprechend sein würde. Sicheren Schrittes trat er mit seiner Begleiterin an den Tresen und nur wenige Momente später wurde die Wirtin auf ihn aufmerksam.
"Guten Morgen, werte Dame", begrüßte er sie. "Ich habe gehört, Euer Gasthaus sei sehr empfehlenswert und da habe ich mir gedacht, wäre es doch eine hervorragende Idee, diese Empfehlung mit einem Bardenauftritt zu verbessern." Er deutete eine Verneigung an. "Seshkin ist mein Name, Reisender Barde. Wenn Ihr erlaubt würde ich heute Abend gerne hier aufspielen."

Die hochgewachsene Besitzerin der kleinen Schenke, eine kräftig gebaute Frau mit blondem Haar und zahlreichen Sommersprossen in ihrem Gesicht, drehte sich zu den neuen Besuchern um und zeigte kurze Überraschung. Sie ignorierte vorerst den Barden und wandte sich dem blinden Besuch zu. "Risa mein liebes Mädchen, es freut mich sehr dich hier wiedermal zu sehen.", meinte sie und langte über den Tresen um Risa etwas durch das Haar zu wuscheln. Sie quittierte es mit einem Lächeln. "Hallo Finna. Dir geht es gut nehme ich an?", fragte sie die Wirtin. "Ach, es ist ruhig um diese Zeit... So kann ich mich etwas um die Sauberkeit kümmern. Also, was ist jetzt mit dem Herren bei dir? Ein reisender Barde was? Naja, da du mit meinem kleinen Goldschatz unterwegs bist, kann ich mich wohl darauf verlassen, dass du mir nicht gleich die Gäste vergraulst. Du kannst hier spielen, jedoch kann ich dich wohl nicht dafür bezahlen... was dich von den Gästen abhängig machen wird... mehr kann ich nicht anbieten.", meinte Finna schließlich. Risa selbst drehte ihren Kopf etwas in Richtung des Barden... Sie wusste nicht einmal wie gut Seshkin spielen konnte... würde das gut gehen?

Abwehrend hob Seshkin die Hand, ein freundliches Lächeln im Gesicht.
"Mehr habe ich weder erwartet, noch erhofft, gute Frau. Ich bin neu in dieser Stadt und Ihr kennt weder mich, noch kein Können, daher ist es nur angemessen, dass ich das bekomme, was man mir für meine Künste direkt gibt. Wenn Ihr mir dennoch entgegen kommen mögt, dann könnt Ihr mir vielleicht verraten, auf welche Art von Liedern Eure Gäste stehen. Sicher kennt Ihr sie besser als ich. Lieber traurige Weisen oder epische Baladen? Welche Themen werden hier gemocht?"
Er hoffte, dass er damit nicht zu unverschämt klang. Andererseits war es wohl auch im Interesse der Wirtin, wenn die Lieder, die Seshkin wählte, dem Geschmack der Kundschaft entsprach. Sorgen darum, dass sein Können nicht überzeugend genug wäre, machte er sich nicht. Immerhin kannte er die Wirkung seiner Lieder - selbst wenn er nicht seine "Zauberstimme" nutzte.

Finna runzelte etwas die Stirn und schaute den Barden etwas skeptisch dazu auch noch an... "Schau dich doch um mein Junge. Am besten du spielst am Abend etwas, was meine Kundschaft dazu animiert ordentlich Getränke ihre Kehlen runter rinnen zu lassen. Wein, Weib und Gesang... du weißt sicher wovon ich rede. Die Leute hier wollen kein trauriges Geheule als würde jemand einen Welpen verprügeln und auch Heldengeschichten kommen eher kaum gut an. Die meisten meiner Gäste sind Arbeiter, welche nach getanem Malochen ihren Durst vernichten wollen.", erklärte sie dem Barden und füllte dann erst einmal eine schäumende Flüssigkeit in einen Humpen um, welchen sie auf den Tisch stellte. "Mein Hausgebräu, am besten probierst du es und vielleicht inspiriert es dich ja sogar. Wie kommt ein Bursche wie du überhaupt in die Nähe meines Engelchens? Du hast doch nichts bedenkliches vor oder?", fragte die Tavernenbesitzerin mit einem beinahe schon bedrohlichen Klang in ihrer Stimme gegenüber Seshkin.

"Es war Zufall", beantwortete Seshkin, während er den Humpen zu sich heran zog. "Ich habe mich einer Gruppe angeschlossen, die in Begleitung einer Freundin von Risa war. Risa hat von ihrer Ankunft in der Stadt erfahren und sie aufgesucht. So sind wir uns begegnet. Ich habe Risa gebeten, mir ein Gasthaus für meine Auftritte zu empfehlen, da sie sich hier in der Stadt auskennt und sie hat mir Eures empfohlen."
Er betrachtete kurz das Getränk, bevor er es anhob.
"Außerdem ist Risa wohl wesentlich wehrhafter, als ich es bin, Ihr braucht Euch um sie also keine Sorgen machen. Jedenfalls nicht meinetwegen", klärte er auf, bevor er neugierig einen Schluck aus dem Humpen nahm und den Schluck über die Zunge gleiten ließ, um eine Vorstellung von dem Getränken zu bekommen - und jenen Leuten, die es tranken.

Finna hatte lachen müssen auf die Erklärung des Barden hin, vorerst hatte sie ihnen einen Tisch und ein spätes Frühstück angeboten welches Risa sehr gerne annahm. Nachdem sie sich gesetzt hatten, nahm Risa ihr gebogenes Schwert in der Halterung ab und lehnte es gegen die Kante des Tisches. Einige Zeit darauf brachte ihnen Finna etwas an den Tisch. "Etwas Brot, Schinken und Käse. Ich habe mich zudem an Butter mit verschiedenen Kräutern versucht, vielleicht schmeckt sie euch ja. In dem Krug ist Wasser, sagt bescheid wenn ihr noch etwas nach haben wollt.", erklärte Finna, hauptsächlich weil Risa nicht sehen konnte was ihnen gebracht worden war. Sie hätte es bei solchen Sachen schon auch noch heraus riechen und ertasten müssen. Zugegeben... spätestens bei der genannten Butter wäre das etwas schwierig und desaströs geworden.
Während Risa sich alle nötige Zeit dabei ließ die Butter auf eine Scheibe Brot zu streichen, wandte sie sich nebenher an Seshkin. "Herr Musiker, ihr müsst wissen, dass ich sehr gerne Leuten zuhöre und mir Dinge erzählen lasse. Wie ihr euch sicher denken könnt, kann ich keine Bücher mehr lesen und so habe ich nicht mehr all zu viele Alternativen. Wir haben uns zwar erst kürzlich getroffen, aber ihr würdet mir nicht zufällig gerne eure Geschichte erzählen...?"

Das Getränkt hatte einen angenehmen, weichen Geschmack und ging gut die Kehle runter. Und tatsächlich kamen dem Barden direkt einige Weisen in den Kopf, die dazu passten. Einen weiteren Schluck nehmend beobachtete er, wie Finna ihnen ein kleines Frühstück herrichtete. Stirnrunzelnd betrachtete er das Essen. Er hatte doch gerade erst... Er schwieg und setzte sich zu Risa, nahm sich mehr aus Höflichkeit eine Scheibe Brot und bedankte sich bei der Wirtin. Auf Butter verzichtete er und so landete nur etwas Käse auf dem Brot.
Dann kam Risas Bitte. Überrascht hielt er inne und hob die Brauen.
"Meine Geschichte? Nun, da gibt es nicht viel zu erzählen", meinte er und zuckte mit den Schultern, bevor er der Bitte dennoch nachkam. "Es begann alles vor vielen, vielen Jahren, mit meiner Geburt." Dann zögerte er. Wie weit sollte er die Geschichte ausschmücken, was würde der Blinden gefallen? Doch dann entschied er, bei den Fakten zu bleiben. Sie hatte nicht nach irgendeiner Geschichte gefragt, sondern nach der Seinen. Sie hatte in diesem Fall wohl mehr Interesse an ihm, als daran, gut unterhalten zu werden. Also fuhr er fort.
"Ich bin in der freien Stadt Halva, weit im Süden geboren. Ich hatte das Glück, der Jüngste von sechs Söhnen zu sein. Dadurch war ich nicht gezwungen, das Erbe meiner Familie anzutreten. Im Endeffekt waren meine Eltern wohl froh, dass sie nicht überlegen mussten, was sie mir vermachen und haben mir wahrscheinlich nur deshalb erlaubt, das Sängerhandwerk zu lernen. Ich ging bei einem Ansässigen Sänger in die Lehre, bevor ich mich einem wandernden Barden angeschlossen habe.
Meine Eltern waren darüber nicht glücklich, aber froh, als ich heil zurückkehrte. Irgendwie hat es mich dennoch nicht in Halva gehalten und nun reise ich wieder umher. Das ist nicht unbedingt das Sicherste, wie Ihr Euch bestimmt vorstellen könnt. Auf meinem Weg nach Norden bin ich vor einer Weile von Banditen überfallen worden und nur dank meines Könnens habe ich es wohl geschafft, die Begegnung zu überleben." Ihm schauderte ein wenig, als er daran zurück dachte, erzählte aber ruhig weiter. "Sie haben mich gezwungen, ihnen zu helfen, ihre zukünftigen Opfer abzulenken... Schließlich haben sie es bei dem Herrn Inquisitor versucht und sind daran gescheitert. So bin ich zu der Gruppe gestoßen."
Mit diesen Worten beendet er seine Geschichte und zuckte mit den Schultern. Das Spannendste daran war tatsächlich, dass er eine Zeit lang eine Art Sklave gewesen war...