[MSG] Kapitel III: Terror am Blackrock

Ein Beben erschütterte den Blackrock und löste einige Felsbrocken aus den Seitenwänden, die in die brodelnde Lava stürzten. Hinter der Gruppe um Serrah war ein knirschen zu hören und im nächsten Moment brach ein Teil der Decke ein und verschüttete ihnen den Rückweg. Einige Meter vor ihnen begann die Luft zu flirren. Ein kleinerer Stein rollte von dem Schuttberg und durch das Luftflimmern, erschien auf der anderen Seite aber nicht mehr.

Auch die Gruppe um Ena bemerkte das Beben, spätestens, als die Brücke hinter ihnen einstürzte und in den Lavasee fiel. Auf ihrer Seite der Brücke konnten sie einen schmalen Weg sehen, der an der Seite des Bergs hinabführte und nach wenigen Metern zu einem Tor führte. Durch dieses Tor betraten sie die Grabstätte eines früheren Zwergenkönigs, vor dessen Grab eine Kapuzengestalt stand und die Gruppe finster ansah. "Ihr da!" donnerte seine Stimme zu ihnen herüber und wurde durch das Echo noch verstärkt. "Kehr um, wenn euer Leben euch etwas wert ist. Hier findet ihr nur den Tod."

Amras, Malacay und Nathanael hatten die Brücke überquert, als sie sahen das sie hinter ihnen einstürzte. Dann sahen sie die Gestalt, die ihnen zurief das sie den Tod finden würden, wenn sie weiterritten. "Wir können nicht umkehren, die Brücke ist zerstört. Und ausserdem ist einer unserer Begleiter irgendwo da unten gefangen. Wir wollen ihn retten", rief Amras der Gestalt zu.

"Scheiße!", grollte Aldrion entsetzt, als der Einsturz sich ereignete. Das hätte auch anders enden können! Mit seinem Tod zum Beispiel.
"Ist das ein grässlicher Ort hier...", knurrte Shdaras. "Kehren wir ihm schnellstmöglich den Rücken."

"Der ganze verdammte Berg stürzt ein", stellte Serrah überflüssigerweise fest. Die Elfe trieb ihren Schreiter mit den Stiefeln an. Das Tier machte einen Satz vorwärts und verschwand in dem Flimmern. Kisala machte einen überraschten Laut und trieb ihr Reittier hinterher. Auch sie verschwanden.

"Ich habe den Tod schon gefunden - und er ist nicht in einer dunklen Grotte. Abgesehen davon ist er nicht so schlimm, wie alle denken." Sie selbst hatte es gesehen. Oder war es nur ein Traum gewesen? Es kam ihr so unwirklich vor, diese graue Waldläuferin, Jureks Verletzung. Die drückende Hitze der Lava, die eingestürzte Brücke, ihre Freunde, das alles kam ihr viel realer vor, näher. Sie hatte Angst um ihren Freund und um ihre Kameraden, doch sie selbst spürte nichts beim Gedanken, dass sie nicht mehr zurückkehren konnte. Nur Leere. Was war nur los mit ihr? Lag ihre Gleichgültigkeit am Elementarriss, dessen Bewusstsein ihre eigenen Gedanken überlagerte, unterdrückte? Der Schmerz in allen Geisterebenen war soviel stärker als ihre Furcht vor dem Unbekannten und doch erstaunlich klein gegenüber dem Willen, Jurek zu finden ... War das Mut oder Dummheit?

Alia legte Ena eine Hand auf die Schulter und drückte die Schamanin sanft. "Vergiss bitte nicht das die Jägerin uns gebeten hat die ganze sache für und zu behalten und nicht herumzuerzählen." Flüsterte sie leise, so das die Kapuzengestallt sie eigentlich nicht hören durfte. Die gestallt war ihr nicht ganz geheuer. doch noch bevor sie etwas sagen konnte war Zalaschi nach vorne geschlängelt.

"Ein Freund von mir wurde entführt nach hier unten verschleppt. Ohne ihn würde ich schon lange nicht mehr am Leben sein, ich stehe in seiner Schuld ihm ebenfalls das Leben zu retten oder bei dem versuch draufzugehen..." Zalaschi wusste nicht so recht was er von dieser merkwürdigen gestallt hallten sollte. "Willst du uns daran hindern weiterzugehen?"

Das war ja klar. So bald diese Chaostruppe den Blackrock betrat, brach alles zusammen. Bestimmt hatten sich diese Helden in die Luft gesprengt. Hoffentlich war der verdammte Illidandiener tot! Vicati trieb sein Pferd noch mehr an. Er hatte wirklich keine Lust, noch länger hier drin zu bleiben. Sollten dies dämlichen Helden doch schauen, wie sie zurechtkamen. Fast zeitgleich mit Serrah durchritt er das Schimmern und löste sich auf.

"Der Tod ist mir ein ständiger Begleiter, guter Mann," beschied Jouliette höflich, aber doch recht bestimmt, während sie Schnetzelfetzer kurz vor der Kapuzengestalt abbremsen ließ. "Ich habe gelernt, mit dem alten Mistkerl klar zu kommen."

"Was... sie sind weg!" rief Caleb erschrocken, als Serrah und Vicati einfach verschwanden, nachdem sie das Flimmern passiert hatten.
"Sind sie tot?" fragte Shalindreya rasch. Caleb brauchte einen Moment, um zu bemerken, daß die Frage an ihn gerichtet war. "Weiß nich... ich kann sie nich mehr hören!"
Die Priesterin zögerte. Wenn Caleb die Gedankenmuster der verschwundenen nicht mehr empfangen konnte, bedeutete das vielleicht, daß sie sich in einer anderen Dimension befanden. Oder einfach nicht mehr existierten. Keine der beiden Alternativen gefiel ihr besonders. Während die anderen dennoch hindurch ritten, suchte sie nach einer Alternative, ohne jedoch eine zu finden. Dann wurde ihr die Entscheidung abgenommen, denn als nur noch sie und Caleb übrig waren, verschwand das Flimmern. Sie blieben alleine zurück.

Einige Sekunden lang schienen die Gruppenmitglieder im Nichts zu schweben, dann erschien eine neue Umgebung um sie herum. Das erste, was man mitbekommen konnte, noch bevor ihr Blick sich klärte, waren die Gerüche nach Feuer, Kohle und Schwefel, sowie die enorme, drückende Hitze. Das Portal, durch das sie geschritten waren, führte auf einen großen Versammlungsplatz, an dessen anderer Seite ein weiteres und größeres Portal zu sehen war. Mehrere kleine Gruppen an Elekentaren, Feuernagas und Aschenwebern waren auf dem Platz verteilt und warteten scheinbar auf diesen Befehl, das Portal zu betreten.

Der Angesprochene hob beschwichtigend die Hände. "Ich habe nicht vor, euch zu stoppen. Ich wollte euch nur warnen." Einen Moment lang schien die Kapuzengesalt mit sich zu ringen, bevor sie kurz nickte. "Also gut...wenn ihr unbedingt in den Kern wollt, dann komme ich mit euch mit." Er nahm seine Kapuze ab, woraufhin die Gruppe das Gesicht eines jungen Nachtelfs sehen konnte. "Irgendwas ist dort unten passiert…ich muss herausfinden, was genau da los ist." Er sah jeden einzelnen einen Augenblick lang an, bevor er sich umdrehte und den Raum langsam durchquerte. "Ihr habt gesagt, dass ein Freund dorthin verschleppt wurde? Kennt ihr einen möglichen Grund dafür?"

"Vielleicht haben sie erkannt, dass es dort unten mit schlimmen Dingen zugeht und in Panik den ersten Schamanen entführt, den sie finden konnten. Dort unten ist ein Elementarrriss." Ena sprach mit bitterer Stimme. Was, wenn sie da draußen gewesen wäre? Möglich, dass Jurek dann frei war. Aber die Situation wäre wenig anders. Das Regenbogenauge folgte ihr überallhin, darauf konnte sie sich verlassen. Bis in den Tod. Und sie hasste sich dafür. Sie wollte nicht, dass das Leben eines anderen so an ihr hing. Dafür war sie nicht geschaffen...."Ich werde versuchen den Spalt zu schließen. Um jeden Preis...." Selbst wenn sie Tempest in diesem engen Gefilde lösen musste und dabei den ganzen Berg einstürzen ließ. Sobald Jurek in Sicherheit war, ging es nur noch darum.

Amras nickte dem Nachtelfen zu."Wir sollten weiter, bevor hier noch mehr zu bruch geht." Elegant stieg er von seinem Pferd und führte es vorsichtig den weg hinunter. Nat und Malacay folgten ihm. Der Magier fühlte sich unwohl. Irgendwas war hier nicht richtig. Doch bevor sie den Durchgang nach unten erreichen konnten, weigerten sich die Pferde weiterzugehen.
Amras sah zu seinem Vater und zu seinem Bruder, dann begann er die notwendigsten Sachen aus den Beuteln zu nehmen.
"Wir müssen die Pferde hier lassen. Sie wollen nicht weiter." Nathanael blickte traurig zu seinen Tieren. Dann nickte er, nahm seine Waffen und folgte seinem Sohn.

"Beim Licht. Wo sind wir hier gelandet?", hauchte Serrah. Ihr Schreiter gab ein jammerndes Krächzen von sich. Die Luft hatte eine andere Qualität als noch vor der Veränderung. Hier war sie schwer. Als wollte die Luft selbst die Sterblichen am Boden halten. Serrah selbst stand beinahe augenblicklich der Schweiß auf der Stirn. Ärgerlich wischte die Elfe die Tröpfchen weg. Weit hinten, zwischen den Gruppen an Elemtaren und Flammenzungen hindurch, war ein Portal sichtbar. Wohin auch immer das führte. Andererseits war das die beste Möglichkeit, hier rauszukommen. Und die Elementare und Flammenzungen würden sie wohl bald bemerken.
"Wir sollten versuchen zu dem Portal durchzubrechen", sagte Serrah mehr zu sich selbst. Kisala erschien neben ihr. Die Zwergin sah zwar verwirrt aus, nickte aber. Klasse. Mit ein bisschen Pech hatte Serrah Lannister die wahrscheinlich kürzeste Reise aller Zeiten angeführt. Und man würde nicht einmal ihre Gebeine zurück zum Sitz der Lannister bringen können. Großartige Aussichten.

"Wo bei allen Mächten von Licht und Nether sind wir hier?", kreischte Aldrion und sah sich panisch um. "Sagt mir, dass ich träume, bittebitte! Ich will hier weg, scheiße!"
"Du träumst nicht Menschenassassine!", knurrte Shadras und verengte die Augen. "Das ist der abscheulichste Ort, den ich je betreten habe. Er spottet allem, was die Natur verkörpert!"
"Was ist passiert?", rief Fabienne und begann zu weinen. "Was ist hier los? Kommen wir hier jetzt gar nicht mehr raus?"
"Scheint so...", knurrte der Nachtelf. "Wir hätten uns genauso gut auf der Schwarzfelsspitze in die Drachenrachen stürzen können..."

"Was zum...", fluchte Vicati, verkniff sich den - dämonischen - Fluch aber, als sein Blick auf Serrah fiel, die gleich vor ihm zum Stillstand gekommen war. Natürlich hielt sich der heulende Memenzirkus nicht zurück und klagte lauthals über ihr schreckliches Schicksal. Der Hexer musste sich einige Beleidungen, vor allem in Richtung des Assassinen verkneifen. Dieser Kerl war wirklich ein Plage. Einerseits hielt er sich für unglaublich klug, doch kaum geschah etwas, kreischte er herum wie eine hysterische Ente und machte sich einmal mehr lächerlich.
"Sieht so aus, als wären wir den anderen zuvor gekommen", stellte er trocken fest. Auf eine Handbewegung hin materialiserte sich sein Stab und er hielt ihn kampfbereit. "Und es ich halte das Feuergekreuchs dort drüben nicht für besonders gastfreundlich. Ich würde vorschlagen, wir versuchen hier so schnell wie möglich wegzukommen."
Er drehte den Kopf.
"Hey, Jammertruppe dort drüben, hattet ihr nicht mal noch einen Magier dabei? Wir könnten jetzt einen gebrauchen."

"Ich... ich bin Magierin...", stammelte Fabienne schüchtern. "Aber ich kann noch keine Portalmagie. Tut mir Leid."
"Da fällt mir ein...", rief Aldrion und zeigte mit dem Finger auf Vicati. "...du bist doch Magier. Du kannst uns hier rausbringen!" Hoffnung wallte in ihm auf. Hoffentlich war Vicati ein so guter Magier. Oder war er etwa auch so unfähig wie die Tussi?

Verwundert sah der Elf Ena an, bevor er leicht zu nicken begann. "Ein Elementarriss...? Das könnte einiges erklären." murmelte er leise und wandte sich anschließend Amras zu "Wenn eure Pferde einen guten Überlebenswille besitzen, dann sollten sie hier rauskommen. Es gibt mehr Wege hierher als nur eure eingestürtzte Brücke." Einen Moment lang betrachtete er die anderen Gruppenmitglieder, die nichts zu sagen hatten, dann verließ er den Raum auf der gegenüberliegenden Seite. Eine steile Steintreppe, deren Decke kaum hoch genug war, um einem erwachsenen Mensch einen geraden Gang zu ermöglichen, von dem Elfen ganz zu schweigen. Obwohl sie ihr Weg nach unten führte war es zwischen den Steinmauern kühler als auf dem Ring. Einige Minuten lang folgte er schweigend diesem schlichten Gang, bis er den Ausgang hinter einer Biegung auftauchen sehen konnte und den Anderen das Zeichen gab, anzuhalten. "Wir sollten vorsichtig sein. Ab hier beginnt das Gebiet der Dunkeleisenzwerge und die dulden keine Eindringlinge."

Es dauerte keine zehn Sekunden, bis die erste Gruppe auf die Eindringlinge aufmerksam wurde. Kurz zögerte sie, als würden sie etwas überlegen müssen, dann stürmte die Sechsergruppe los und griff an. Die beiden Elementare blieben weiter hinten, um die Gegner mit Feuerbällen zu beschießen, während die vier Flammenzungen weiterschlängelten um mit ihren Speeren anzugreifen.

"Ha! Die sollen nur kommen, diese laufenden Bärte!" rief Joulius streitlustig und fuchtelte mit seiner Flinte herum. "Ich werde sie alle..."
"Gar nichts wirst du!" fiel ihm seine Schwester streng ins Wort. "Du wirst schön ruhig sein, damit wir nicht unnötig Aufmerksamkeit auf uns ziehen!"
Joulius gab Ruhe, wenn auch nicht, ohne leise vor sich hin zu grummeln.

"Verdammt!" entfuhr es Shalindreya, als das Flimmern vor ihnen erlosch. Wohin auch immer es ihre Gefährten gezogen hatte - der Weg dorthin war ihr und Caleb nun verwehrt.
"Was... was ist denn jetzt los?" fragte der Junge nervös.
"Der... Teleport ist verschwunden. Das heißt, wir können ihnen nicht folgen." antwortete die Priesterin nüchtern.
"Und was wird jetzt aus uns?" Calebs Stimme zitterte vor mühsam unterdrückter Angst.
Shalindreya überlegte. Einen Moment nur, der ihrem Schützling jedoch wie eine Ewigkeit vor kam. Ihr Blick fiel auf die große Pforte weiter oben. Scheinbar konnte man sie von dem steinernen Ring, auf dem sie sich befanden, erreichen - auf dieser Seite war der Weg noch heil.
"Dort hinauf. Schnell! Wir müssen erst einmal hier raus, denn wenn uns die Drachen oder die Orks jetzt entdecken, sind wir so gut wie tot!"
Das mußte sie ihm nicht zweimal sagen. Fast zeitgleich ritten beide los, und sie trieben ihre Pferde zu Höchstleistungen an, während sie sich auf dem ganzen Weg stets angstvoll umsahen, jederzeit mit einem Angriff rechnend.
Doch sie hatten Glück und erreichten den Durchgang unbehelligt. Es dauerte nicht sehr lange, und sie sahen ein großes Portal vor sich, das sogar halb offen stand. Möglicherweise waren die Torwachen abbeordert worden, als die Armee des Drachentöters in den Blackrock eingefallen war.
Shalindreya fühlte sich unglaublich erleichtert, als sie nach draußen traten und auf eine felsige Einöde unter einem rauchverhangenen Himmel blickten.
"Wohin jetzt?" fragte Caleb, sich unbehaglich umsehend.
"Erst einmal weg hier," sagte die Priesterin fest. "Wir bleiben aber in der Nähe. Ich fürchte, im Augenblick bleibt uns nichts anderes übrig, als zu warten und zu hoffen, daß unsere Verbündeten es lebend dort raus schaffen."
Es gefiel ihr überhaupt nicht, daß sie nichts für die anderen tun konnte, aber im Augenblick mußte sie sicherstellen, daß Caleb nichts passierte - das hatte für sie oberste Priorität.

Nathanael blickte zu dem Elfen, der sich ihnen angeschlossen hatte."Gilnearische Pferde haben einen großen Überlebenswillen.
Und sie sind Tapfer und schnell." Amras schmunzelte leicht. "Mach dir keine Sorgen, Vater. Die Pferde werden es schon schaffen. Und wir auch." Malacay schwieg dazu und folgte seinem Halbbruder und dem alten Paladin.

Der Elf wartete kurz, bis sich die Gruppe bei ihm versammelt hatte und ruhig geworden ist, bevor er den Tunnel verließ und auf meinem großen Marktplatz stand. Auf der gegenüberliegenden Seite konnte er Zwergenbehausungen entdecken, sowie den Weg, dem sie folgen mussten. Irritierend für ihn war nur, dass er keinerlei Geräusche vom normalen Leben der hiesigen Bewohner hören konnte. Auch konnte er auf dem Platz verstreut einige Werkzeuge und andere Alltagsgegenstände sehen, die achtlos herumlagen, was hätte ihr Besitzer es sehr eilig gehabt. Alles an diesem Ort roch nach einem Hinterhalt, weshalb er den Platz so schnell und leise es ging überquerte, doch nichts passierte. Erst als sie fast die weiterführende Straße erreicht hatten, erwachten zwei, etwa drei Meter hohe Steinkolosse zum Leben und traten ihnen in den Weg. Der Elf blieb stehen, konzentrierte sich kurz und schleuderte einem der beiden einen Ball konzentrierter Naturenergie entgegen, der einen Teil des Arms zerschmetterte. Wenige Sekunden später jedoch begann die Wunde bläulich zu schimmern und schloss sich blitzschnell.

Gerhin Schwarzhammer war ein noch sehr junger Zwerg, mit einem kurzen, weil noch nicht vollentwickeltem, schwarzen Vollbart. Er war mit fünfunddreißig noch im Teenageralter. Doch trotzdem war ein stolzer Dunkeleisenzwerg - naja, stolz vielleicht weniger, denn das ewige, eintönige Leben im Blackrock und das Leben im Schatten der Elementare ödete ihn an. Er wollte hinaus, Abenteuer erleben.
Und dann sah der junge Zwerg eine Gruppe Eindringlinge durch die Straßen ziehen. Wussten die Anderen schon davon und planten einen Hinterhalt, ohne ihm bescheid zu sagen? Oder wussten sie nichts? Sollte er vielleicht Alarm schlagen? Aber nein, das wäre doch öde.
Viel interessanter wäre es doch, den Typen unauffällig zu folgen und zu erfahren, was sie hier wollten. So schlich der junge Zwerg ihnen in gebürendem Abstand hinterher und sah schließlich, wie sich die Fremden mit Steinkolossen in die Wolle kriegten.
Ah, endlich Action, die sich Gerhin nicht entgehen lassen wollte...

"Wollt Ihr wirklich hier ein Portal beschwören? Selbst ich kann das Chaos an diesem Ort spüren", hakte Serrah mit scharfer Stimme ein. Die Elfe streckte Vicati die Hand entgegen. Kisala hingegen stoppte neben Aldrion und hielt ihm die Hand entgegen. Serrah wandte den Kopf zu dem Portal auf der anderen Seite und den anstürmenden Gegner.
"Wir versuchen durchzubrechen. Je länger wir kämpfen, desto mehr Gegner werden wir haben. Wir haben Reittiere. Wir sind schneller und wir können eine Linie durchbrechen. Das sind unsere Stärken hier. Die müssen wir nutzen. Also, aufsitzen!"

"Magische Steinkonstrukte - wie unschön!" klagte Jouliette, während sie Schnetzelfetzer etwas Distanz gewinnen ließ. "Die kämpfen einfach nie fair!"
"Umso besser, ich kämpfe auch nie fair!" rief ihr Bruder fröhlich, entsicherte eine Handgranate und warf sie einem der Koloesse direkt zwischen die Füße. Es dauerte nur wenige Sekunden, und der Sprengkörper explodierte mit genügend Kraft, einen massiven Gesteinsblock zu pulverisieren. Selbst die vordersten in ihrer Gruppe spürten noch die Druckwelle der Explosion, und der Lärm war ohrenbetäubend.
"Gut gemacht, Brüderchen," meinte die Gnomin augenrollend. "Wenn sie uns bisher noch nicht bemerkt haben sollten, so haben sie es wohl spätestens jetzt!"
Dennoch spähte auch sie erwartungsvoll zu der Rauchwolke hinüber, die sich nun recht schnell zu verflüchtigen begann.

Gerade wollte Vicati Aldrion eine ausweichende Antwort geben - sowas wie, er habe keine Runensteine dabei - da wurden sie schon angegriffen und Serrah schlug vor, mit ihren Pferden einen Ausbruch zu wagen. Vicati hörte nur mit halben Ohr zu, denn er war schon damit beschäftigt, seine Runen um sie herum so zu formatieren, dass sie die Feuerangriffe abwehrten. Die Feuerbälle der Elementare prallten gerade noch so an dem violett aufflackernden Schutzwall ab. Mit einer schnellen Stabbewegung band Vicati die Runen an ihre Pferde, so dass sie jetzt auf halber Höhe in der Luft schwebten.
"Dann sollten wir uns beeilen. Die Flammen werde ich mit diesem Zauber für einige Zeit abwehren können, aber die Nagas da werden durch brechen", knurrte er.

Knisternd verflüchtige sich ein flammender Schutzwall, welcher die Druckwelle der Explosion aufgehalten hatte in der Luft und entließ einiges an Wärme. Es war jedoch so heiß hier unten, dass das keinen Unterschied mehr machte. Eigentlich hätte sie sich ja einfach der Steine in den Kolossen bemächtigt, doch irgendetwas sperrte alle anderen Elementarenergien, so dass sie nur noch in der Lage war den Feuergeist anzurufen. Die anderen Geister sah sie wie durch Milchglas, verschwommen, tonlos. War das das Werk des Elementarrisses? Hieß das nun, dass sie keine Heilung wirken konnte, bis er geschlossen war? Wenn sie auf die anderen Elemente nicht zugreifen konnte, wäre es schwer Tempest zu lösen ... Doch das musste man nicht erwähnen. Jurek hatte sicher eine Idee. "Sie müssen einen Kern haben, von dem die Magie ausgeht. Zielt auf den Kopf oder die Mitte der Brust!"

"Was? Ihr seid doch wahnsinnig!", japste Aldrion und starrte die Elfe verstört an. "Das ist blanker Selbstmord!"
"Das find ich aber auch!", rief Fabienne. "Warum bin ich von der einen Selbstmordtruppe zur Anderen gewechselt?"
"Es ist unsere einzige Möglichkeit!", schnaubte Shadras. "Entweder durchbrechen oder hier verrecken!"

Ach du gute Güte! Diese Fremdlinge waren gar nicht schlecht. Diesen Gnom mit seinen Granaten sollte man nicht unterschätzen.
Aufregung wallte in Gerhin auf. Mal sehen, ob die Fremdlinge mit den Konstrukten fertig wurden. Weil wenn, dann hatte er endlich eine Chance, aus diesem dämlichen Berg eine Weile rauszukommen... Stalken war nämlich eine von Gerhins Lieblingsbeschäftigungen.