Broken Earth [MSG]

"Weise Worte", gab Valeria zur Antwort, versuchte dabei trocken und abgebrüht zu klingen, aber die Zweifel in ihrer Stimme konnte sie einfach nicht ganz unterdrücken. Sicher: kein Kapitän führte Schiff und Mannschaft sehenden Auges in den Untergang. Aber wie vorsichtig mochte Grauprank sein, wenn es darauf ankam. Wann wäre ihm die Gefahr groß genug, dass er abdrehen würde? Und mochte es bis dahin nicht bereits zu spät sein? Alle Luftschiffe, die verschwanden, verschwanden doch letztendlich, weil jemand die Gefahr nicht richtig eingeschätzt hatte. Oder sie zu urplötzlich über das Schiff herein brach, dass eine Reaktion nicht mehr möglich war.
"Also gut, ich bin dabei!", bekundete sie dennoch und erhob sich von ihrem Poller. Stehend gelang es ihr tatsächlich, ihre Stimme fester klingen zu lassen. "Wann wollt ihr ablegen? Und was benötige ich noch, um mich mit euch einschiffen zu können?"

"Wir legen morgen um Punkt acht Uhr morgens ab", antwortete Ragnar und deutete auf den großen Uhrenturm, dessen Zeiger weithin sichtbar waren. Während der Nacht glühten sie sogar. Das lag an...irgendeinem magischen Humbug, wer konnte sich das schon alles merken? Aber es funktionierte und das war alles, was zählte. Die Hafenarbeiter wurden so langsam damit fertig die Kisten in den Bauch der Windfänger zu tragen und gesellten sich zu den beiden. Ragnar musste grinsen. Es war immer dasselbe mit denen.
"Schreibzeug und soviel Wäsche, wie die mitbringen kannst. Wasser ist kostbar. Ein Geschirr brauchst du nicht, ich habe mir einige zukommen lassen. Waffen musst du auch keine mitbringen. Ich hab' nen Säbel und nen Gewehr für jeden. Schießen üben wir während der Fahrt. Schifferbeine hast du ja wahrscheinlich schon. Und jetzt zu euch."
Ragnar wirbelte herum, wobei die Haken an seinem Mantel leise klirrten. Die Hafenarbeiter grinsten, während Ragnar jedem von ihnen eine kleine Münze zuschnipste.
"Und wenn ihr mir da irgendeinen Scheiß eingepackt habt, komme ich euch heimsuchen, tot oder lebendig!"

"Ich habe eine eigene Waffe", entgegnete Valeria nicht ohne Stolz. Selbstverständlich würde sie nicht unbewaffnet auf Reise gehen. Dort draußen musste man sich verteidigen können. Es gab genug Gefahren auf See, gegen die man mit Waffengewalt nicht ankommen konnte. Da musste man sich nicht auch noch jenen ausliefern, denen man mit ein wenig Kaltblütigkeit beikommen konnte. Nicht, dass Valeria eine herausragende Kämpferin abgegeben hätte. Mit Graupranks Säbeln würde sie zweifelsohne keine gute Figur machen. Dazu fehlte es ihr schlichtweg an Kraft. Aber sie besaß ein Gewehr, eine modifizierte Waffe, die arkane Magie und mundane Technik kombinierte und statt bleierner Projektile Schockstöße aus einer Leitsteinbatterie abgab. Wenig sinnvoll für jeden, der der Waffe keine neue Energie zuzuführen verstand, aber Gold wert für jeden, der die Begabung besaß und einzusetzen wusste.
"Alles andere sollte sich ebenso besorgen lassen. Bis morgen auf jeden Fall. Aber sagt mir noch eins..." Sie hielt, halb bereits im Gehen begriffen, noch einmal inne. "Wie erwartet ihr, dass ich euch anspreche, Kapitän?"

"Hah. Das ist Käpt'n für dich, bis ich was anderes sage, Miss Valeria", antwortete Ragnar gut gelaunt. Das lief wie geschmiert. Eine Magiekundige hatte er also schon einmal. Mehr wären nicht schlecht. Je mehr Magier man dabei hatte, desto besser war das. Konnte immer passieren, dass einer mal ausfiel. Und damit meinte er noch nicht einmal, dass der Magier vielleicht starb. Es reichte ja schon, wenn der nur mal eben auf dem Pott war oder am schlafen.
"Wir sehen uns morgen, pünktlich um acht, hm?"
Damit fehlte nur noch ein Schiffszimmermann oder zumindest jemand, der im Notfall Ausbesserungen vornehmen konnte. Kanoniere und Matrosen bekam er so oder so, die würden sich noch einfinden. Es waren die Fachleute, die fehlten. Jene, die eine Ausbildung hinter sich hatten und eine mehr oder weniger erfolgreiche Zukunft vor sich, die würden schwer zu überzeugen sein. Die Angelegenheit mit der kleinen Valeria war ein Glücksfall für ihn. Von der Academia hätte er im Moment keinen einzigen Magier bekommen. Die wurden alle hier gehalten für den Fall einer zweiten Welle.

„Hah.“ Es klang arroganter, als es beabsichtigt war, doch Lola kaschierte das Ganze mit einem lässigen Abwischen ihrer dreckigen Hände und dem Entfernen ihres Werkzeuggurtes, welchen sie anschließend an einen dafür vorgesehenen Haken an der Wand anbrachte. „Alles, was ich anfasse, funktioniert prima. Aber deine Schicht ist zu Ende? Meine auch.“ Sie trat zu einem der bereitgestellten Waschbecken und begann sich die Ölkruste von den Fingern zu bürsten, während sie ihren Gesprächspartner verschmitzt angrinste. „Bock etwas trinken zu gehen?“

Kel'ar erwiderte das Grinsen. "Bei so einem Angebot kann ich doch nicht Nein sagen. Nach der grossen Welle sind sicher viele Leute in ausgelassener Stimmung, auch die Wirte." Es war nicht die erste grosse Welle, welche Kel'ar erlebt hatte und immer lief es nach dem gleichen Schema ab, vor der Welle waren alle angespannt, gereizt und nervös, doch nach der Welle vielen diese Gefühle regelrecht von den Leuten ab und nicht wenige waren danach guter dinge, was mit einem Drink begossen wurde.
Kel'ar wartete geduldig bis Lola mit ihrer Reinigung fertig war und schlängelte danach mit ihr zusammen über die Hafenmauer. Wäre Kel alleine gewesen, hätte er die Luftlinie genommen, doch Lola gegenüber wäre das nicht gerade fair gewesen. Die beiden zogen einige verwunderte Blicke auf sich, doch Kel'ar störte sich nicht daran, schlieslich wirkten Lola und er optisch wirklich etwas merkwürdig. "Hoffentlich hat die Welle bei den Tavernen nicht auch solchen Schaden angerichtet wie bei den Schiffen."

Nachdem Graupranke sein Gespräch beendet hatte, ging Louisa zielstrebig auf ihn zu.
„Sir, Herr Kapitän Graupranke, Sir!“, rief sie, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. „Louisa Wildwind, vom- ehemals vom ‚Wilden Wind‘, Sir. Ich wollte fragen, ob sie immer noch fähige Luftschiffer suchen und wollte… nun ich wollte anheuern“, sie stoppte kurz und ratterte dann weiter: „Ich bin an Kanonen und allerlei Waffen ausgebildet, habe grosse Erfahrung mit dem Leben in der Luft und Kampferfahrung. Ich… sagen sie, Sir, es ist doch nicht wirklich so gefährlich wie sie beschrieben haben, oder? Ich meine, natürlich schon gefährlich, aber nicht ganz so massiv tödlich, oder?“

"Klar suche ich noch fähige Matrosen, aber ich will dich nicht anlügen. Es wird gefährlich. Niemand weiß was auf uns zukommt. Aber ich habe nicht vor da draußen abzusaufen und ich lasse niemals meine Mannschaft im Stich. Mehr kann ich dir nicht anbieten. Wenn dich das abschreckt, solltest du den Platz auf dem Schiff vielleicht doch lieber jenen überlassen, die den nötigen Mumm mitbringen!", röhrte Ragnar gut gelaunt los. Das wurde ja immer besser. Erfahrene Kanoniere dabei zu haben war gut, dann musste man nicht die Matrosen an die Wummen lassen oder, Götter bewahre, die Wissenschaftler.
"Ich habe noch nicht mein letztes Bier getrunken und meine letzte Pfeife geraucht und werde beides noch tun. Hier, in Solheym."

Das klang doch sehr zuversichtlich! Natürlich war es gefährlich, aber jede Reise mit einem Luftschiff war gefährlich. Graupranke hatte vor, zurückzukehren, das hiess, er sah eine gute Chance, dass sie das schaffen würden. Mehr kann man wirklich nicht verlangen.
„Mit Gefahr kann ich umgehen, Kapitän, Sir“, antwortete Louisa. „An Mumm mangelt es mir wirklich nicht, ich habe mal eine Windschlange mit blossen Händen erwürgt!“
Genau genommen nicht ganz korrekt, sie hatte das Vieh nur mit einem Streitkolben auf den Kopf geschlagen und hatte sich dann an dessen Nacken festgeklammert, während die anderen es fesselten, aber das zählte auch. Sie streckte Graupranke ihre Hand entgegen.
„Dann kann ich anheuern?“

"Du kannst. Und Käpt'n reicht völlig aus", polterte Ragnar gut gelaunt und schlug mit seiner schaufelgroßen Pranke ein. Mumm hatte die Kleine schon mal. Das war gut, den würde sie nämlich früher oder später brauchen. Mit der linken Hand steckte Ragnar seine Pfeife wieder in den Mund und grinste zähnestarrend.
"Bin kein Sir, war auch noch nie einer und verklage jeden auf Verleumdung, der mich so bezeichnet."
Natürlich bestand immer die Gefahr, dass man ihn anlog. Jene Leute setzte er gerne auf der Schädelinsel aus. Da verreckten sie ihm nicht, aber sie hatten reichlich Zeit über ihre Aktionen nachzudenken, bis das wöchentliche Handelsschiff sie mitnahm.
"Wie ist dein Name, Matrosin?"

„Louisa! Louisa Wildwind!“, wiederholte sie ihren Namen noch einmal und grinste breit, während sie die Pranke des Leoniden kräftig schüttelte. „Ich freue mich auf Ihrem Schiff sein zu dürfen, Käpt’n. Tut mir leid wegen den Sirs, biete verklagen Sie mich nicht.“
Das hatte hervorragend geklappt! Louisa hätte es nicht zugegeben, aber sie sehnte sich bereits danach, wieder auf einem Luftschiff mitfliegen zu können. In den letzten zehn Jahren hatte sie sich so sehr an das Schwanken unter ihren Füssen gewöhnt, dass Solheym unheimlich ruhig für sie war.
„Wann geht es los? Und... kann ich mich schon über die Nacht im Schiff einquartieren?“

"Hah, keine Sorge. Ich bin kein Mann fürs juristische", antwortete Ragnar mit breitem Grinsen und befreite seine Pranke aus dem Griff der Frau. Mit der Pfeife deutete er auf die Windfänger, die nun alleine im Hafen lag.
"Such dir ruhig schon einmal eine Koje aus. Ich schlaf' schließlich auch an Bord meines Mädchens. Ich bezahl doch kein Gasthaus, wenn ich hier ein bequemes Bett habe. Interessiert an einer kleinen Führung, Miss Louisa?"
Mit einem Fuß stand Ragnar bereits auf der Laufplanke, die auf das Deck führte.
"Dann kann ich gleich überprüfen ob der Haufen dahinten alles ordentlich weggestaut hat."

Eifrig folgte sie ihrem neuen Kapitän auf die Planke.
„Natürlich, gerne, dann weiss ich schon, was mich erwartet!“, antwortete sie. „Sie ist ein wirklich schönes Schiff, Kapt’n!“
Das sagte sie nicht einfach so. Die Windfänger sah an einigen Stellen zwar ein wenig mitgenommen aus, aber das passierte, wenn man über die magischen Meere segelte. Es ging immer etwas kaputt und es musste ersetzt werden. Aber die Windfänger strahlte etwas Heimeliges aus und Louisa fühlte sich sofort wohl. Was natürlich auch mit den vertrauten, leichten Bewegungen unter ihren Füssen zu tun haben konnte, die sie schon vermisst hatte.
„Wie lange fliegt Ihr sie schon, Käpt’n?“

"Siebenundzwanzig Jahre. Einundzwanzig davon auf meinem Mädel hier. Ha! Damals traute sich noch keiner hinter das Sturmtor. Und inzwischen gibts Handelskähne, die die Strecke schaffen. Ernsthaft! Vor dem Sturmtor sind damals erfahrene Kapitäne in die Knie gegangen und inzwischen schippert da jeder Vollarsch durch, der sich ein Schiff leisten kann", brummelte Ragnar und ließ die Hand über die Reling fahren. Es gab nichts besseres auf dieser Welt als am Ruder eines Schiffes zu stehen, seines Schiffes. Das Mädel hatte schon eine Menge mit ihm durchgemacht, da würde es auch eine weitere Fahrt noch überstehen. Ragnar tätschelte eine der Kanonen in ihrer magischen Halterung, die ein wenig nach unten wegsank.
"Komm. Schauen wir uns mal das Unterdeck an, mh?"

"Aye aye, Käpt'n", hatte Valeria zackig geantwortet, war unmittelbar wieder in den Seemannsjargon verfallen, der sich immer rasch einstellte, wenn sie auf einem Schiff neben Matrosen und Seemännern diente und der sich auch bei längeren Landgängen nur schwer wieder abstellen ließ. Dann hatte sie sich beschwingten Schrittes vom Hafen entfernt und den Weg zu ihrer Wohnung eingeschlagen, ein seltsames Gefühl der Erleichterung in ihrer Brust. Ihr Verstand sagte ihr noch immer, dass diese Mission Irrsinn war, dass diese Fahrt eine Gefahr für Leib und Geist gleichermaßen und kein Grund zur Freude war, doch ihr Herz verspürte nur die Freiheit, die Erlösung. Wenn die Windfänger erst einmal auslief, dann würde sie all ihre Sorgen, Nöte, Probleme hier in Solheym zurück lassen. Eine ungemeine Last war ihr von den Schultern genommen worden. Es ging wieder aufwärts mit ihrem Leben.
Valerias Wohnung war klein, wenig mehr als ein Zimmer mit ein paar spartanischem Möbeln, die nicht einmal ihr, sondern der Vermieterin gehörten. Die traurige Bilanz eines Lebens, das ihr wenig Gutes zu bieten gehabt hatte. Andere hatten in ihrem Alter Familie, Hausstand, Werkstatt. Valeria dagegen konnte ihre Habseligkeiten mühelos in zwei Seesäcke packen. Als sie den Blick durch das nun deutlich leerere Zimmer schweifen ließ überkam sie mit einem mal eine Welle von Abscheu. Von Hass. Was hatte sie je an dieser Behausung gefunden, diesem kargen, traurigen Raum? Was hatte sie ihr je gebracht? Nichts als Leid und Mühen. Wenn sie in sich hinein horchte, dann verspürte sie nicht das geringste Bedürfnis, je hierher zurück zu kehren. Nein, es bestand kein Grund, das Zimmer zu halten! Kurzerhand packte Valeria auch jene Habseligkeiten, die sie nicht gedachte, auf die Windfänger mitzunehmen, in eine Tasche, ließ das Zimmer leergefegt zurück. Sie würde es nicht mehr brauchen. Den Schlüssel sollte die Vermieterin zurück haben, ihre Sachen würde sie, für den Fall, dass sie zurück kehrte, bei ihren Eltern unterstellen. Ohnehin verspürte sie das starke Bedürfnis, Mutter und Vater noch einmal aufzusuchen, ehe sie in See stach. Wer konnte schließlich sagen, ob sie sich je wieder sahen? Dieses Risiko bestand bei jeder Schiffsreise, bei dieser jedoch mehr denn je.
Gekleidet in Hosen, einen bodenlangen Mantel, das Gewehr geschultert und ein Tuch um den Kopf gebunden, das ihr Haar verhüllte und ihr Gesicht in Schatten legte – sollten Eisenpelz' Leute das Haus beobachten, dann sollten sie vielleicht nicht direkt bemerken, dass sie es war, die da so schwer bepackt von dannen zog – zog sie die Tür ins Schloss und hatte dabei das mulmige Gefühl, ein Kapitel ihres Lebens final zu besiegeln. Doch um nun noch zurück zu treten war es zu spät. Sie hatte Grauprank ihr Wort gegeben. Es hieß nun, nach vorn zu blicken.

Lola spazierte neben ihrem ungewöhnlichem Begleiter her und stimmte ihm im Stillen zu. Nach einer solchen Katastrophe waren die Menschen relativ bekannt dafür, zu feiern und sich die Kante zu geben. Sie hatte das natürlich ganz besonders verdient, schließlich war es einzig und allein ihren Mechanikerkünsten zu verdanken, dass sich die Sache nicht zum Schlechteren gewendet hatte!
Zusammen mit ihrem geflügeltem Saufkumpanen spazierte sie durch die Straßen, bis sie letztendlich zu einem Gasthaus kamen. Es roch nach frischem Met, Fleisch und einer großen Portion Spaß. Als Lola die Tür aufstieß, schlug ihr außerdem laute Musik und schallendes Lachen entgegen. Der Wirt war schwer beschäftigt und das Haus gut gefüllt, genau, wie sie es wollte. Mit einem Grinsen knallte sie sich an die Theke und beugte sich leicht darüber, so dass sich die Augen des Schankkellners sich auf ihre Oberweite fixierten wie auf einen starken Magneten. "EY! Zwei Met für uns, ja?" Sie musste laut reden, um über die anderen hinweg gehört zu werden und zog mit ihrer Begleitung ganz schöne Blicke auf sich, aber wenn man schon feierte, wieso sollte man das schüchtern tun?

Kel'ar konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als Lola für sie beide die Getränke organisierte. Die Ingenieurin war sich ihrer weiblichen Reize durchaus bewusst und verstand es meisterhaft ebenjene einzusetzen, sei es nun auf direkte Art, wie gerade eben, oder in form einer Art Falle. Kel'ar war schliesslich beim ersten Mal ebenso von Lola aufs Glatteis geführt worden, doch im Nachhinein gesehen war ihm die Bekanntschaft mit Lola den Drink mehr als wert gewesen.
Während Lola also dem Wirt gerade einen Ständer verschaffte, suchte Kel'ar nach einem Plätzchen in der Taverne. Da das Gasthaus gut besucht war, waren praktisch alle Tische besetzt, also begrub Kel'ar den Gedanken an einen Tisch nur für Lola und sich selbst, gleich wieder. Doch dann entdeckter er einen Zwergen, welcher alleine an seinem Tisch sass.
Einen Moment lang fragte sich Kel'ar, warum sich bisher noch niemand dort hingesetzt hatte. Seinen Erfahrungen nach, waren Zwerge angenehme Zeitgenossen, speziell wenn man mit ihnen zusammen etwas Trank. Also schlängelte er sich an den anderen Gästen vorbei. "Verzeiht mein zwergischer Freund, aber würde es euch stören, wenn wir, also meine Freundin und ich, uns zu Euch gesellen?"

Kili sah von seinem Krug auf und wandte sich der Windnatter zu. Fröhlich lächelte er und deutete auf die Bänke am Tisch. "Setzt euch, setzt euch," erwiderte er fröhlich. "Ich bin Kili. Kili Skardison," stellte er sich dann noch vor. Kili war guter laune, doch er wusste, das er bald schlafen sollte, um pünktlich zum Schiff zu kommen.

"Ha, Kel'ar, schon am Freunde machen, eh?" Die Mechanikerin schlängelte sich zwischen den vollbepackten Tischen hindurch und zog dabei so manchen Blick auf sich, was entweder an ihren Reizen oder an dem Bier in ihren Armen liegen konnte. Mit einem lauten Knall prallten die randvollen Krüge auf den Tisch und sie warf sich ebenso enthusiastisch auf den freien Stuhl, ehe sie ein Bein anzog und es über ihre Schenkel legte. Interessiert betrachtete sie den Zwerg. Sie hatte schon länger keinen Richtigen mehr gesehen und da sie die letzte Zeit viel gearbeitet hatte, war eine Rasse, die für ihre angenehme Trinkgesellschaft bekannt war, doch genau das Richtige für einen durchzechten Abend! "Na, womit haben wir das Vergnügen?"

Louisa über das Deck und betrachtete die Kanonen. Sie hatten ein ähnlcihes Modell gehabt, würde nicht schwer werden, sich anzupassen. Sie hatte schon befürchtet. Graupranke hätte eine dieser hochmodernen, magomobilen Geschütze, aber das waren gute, alte Kanonen, wie sie sie kennengelernt hatte. Mit einer Spur Erleichterung folgte sie dem Leoniden unter Deck.
Sie brauchte einen Moment, bis sich ihre Augen an das schummrige Licht angepasst hatten, dann blickte sie sich um.
„Habt Ihr schon eine Route im Kopf, Käpt‘n? Vielleicht kann ich helfen, ich kenne mich rund um die grösseren, bewohnten Inseln ziemlich gut aus. Wir sind ziemlich weit geflogen, wenn auch nicht bis zum Sturmtor“, sagte sie währenddessen.

Kili grinste. "Kili ist mein name," wandte er sich an die Frau, die sich mit an den Tisch setzte. Mit festem Griff schüttelte er die Hände der beiden, dann nahm er einen schluck Bier. "Wohnt ihr hier in der stadt?" fragte er dann interessiert.

Zwei der magischen Leitsteine schenkten dem Unterdeck trotz der geschlossenen Schotten ein sanftes pulsierendes Licht. Die beiden Steine waren fest verzurrt, damit sie nicht herumkollerten bei einer plötzlichen Welle oder einem Angriff. Diese Dinger waren verdammt teuer und verdammt empfindlich und es war unwahrscheinlich, dass sie an Ersatz kommen würden, falls einer der beiden verloren ging.
Durch einen niedrigen Durchgang gen Bug ließen sich eine ganze Menge Kisten erblicken. Ein Bulle kaute auf einem Grasbüschel herum und sah träge in Richtung der Eindringlinge in seinem Reich. Ganz leise war das Gackern einiger Hühner zu hören. Der Bulle hatte ein Beruhigungsserum gespritzt bekommen und würde bis zum Zielort glücklicher sein als auf jeder Wiese.
Gen Heck konnte man eine ganze Menge Betten sehen, mit Truhen direkt am Fußende, deren metallene Klammern darauf hindeuteten, dass sie am Boden festgemacht waren. Die andere Hälfte des Hecks nahm die Kombüse ein. Aus der schummrigen Dunkelheit blitzten Ragnar die Messer entgegen. Mit der Eleganz langjähriger Gewohnheit wich er dem festgeschraubten Tisch in der Mitte des Unterdecks aus und umrundete die Hocker, die darum herum standen.
"Nein. Erst einmal muss ich feststellen, ob und wie die Welle die Strömungen durcheinander gebracht hat. Von der Bauerninsel haben wir eine Nachricht bekommen, dass die Verbindung noch besteht, aber sowohl die Lunteninsel als auch die Schädelinsel liegen zu weit draußen. In der Luft ist viel zu viel Magie als dass die Thaumographen durchkommen würden. Wenn du Vorschläge hast, nur heraus damit. Halt das mal."
Ragnar hielt der jungen Frau ein paar Blätter Papier entgegen, die auf einer der Kisten gelegen hatten.

"Musst du wirklich gehen, Valeria?"
"Ja, Papa. Mach dir doch keine Sorgen! Es ist nun wirklich nicht meine erste Fahrt."
"Aber so kurz nach der Welle! Die See ist aufgewühlt, Valeria. Ich kann selbst hier das Chaos da draußen spüren. Du spürst es auch, Valeria, nicht?"
Oh ja, sie konnte es spüren! Und es bereitete ihr Furcht. Sie mochte nicht das Talent ihres Vaters besitzen, aber sie war begabt genug, die feineren Nuancen der allgegenwärtigen magischen Schwingungen zu deuten. Es war nicht allein das Ziel der Reise, dass diese Expedition gefährlich machen würde. Zumindest in den nächsten Tagen noch mochten selbst Routen, die ansonsten wohlgekannt und wenig herausfordernd sein, tödliche Überraschungen bereit halten. Die eigentliche Gefahr dort draußen waren nicht die Dinge, die die Magie erschaffen hatte. Es war die Magie selbst. Das hatte die Welle ihnen allen noch einmal schmerzhaft ins Bewusstsein gerufen. Besonders den Begabten.
"Käpt'n Grauprank ist der erfahrendste Kapitän von ganz Solheym", versuchte sie die Befürchtungen ihres Vaters zu zerstreuen, "Er weiß, wie man ein Schiff durch solche unsteten Strömungen steuert. Du kennst seinen Ruf."
"Oh ja, ich kenne seinen Ruf", brauste der Vater nun auf, besorgt allerdings, statt zornig, "Nach jeder Reise hat er sich noch riskantere Ziele gesetzt. Er mag gut sein, aber der Mann liebt es, an seine Grenzen zu gehen. Irgendwann wird er sie überschreiten. Kein Kapitän ist über den Willen der See erhaben. Und ich möchte nicht, dass du an Bord bist, wenn der Moment kommt, dass Grauprank sich übernimmt."
"Das wird er nicht, Papa. Der Mann weiß, was er tut. Ich vertraue ihm. Und ich werde mit ihm segeln. Es ist es wert."
Sie erntete einen abschätzigen Blick, doch ihr Vater blieb stumm. Es war nur zu deutlich, dass sie ihn nicht mehr würde überzeugen können. Und natürlich hatte er im Grunde recht. Diese ganze Expedition, zumal zu einem Zeitpunkt wie diesem, war Wahnsinn. Aber ihr Vater wusste nicht, dass es mehr als nur Abenteuerlust war, der seine Tochter dazu trieb, daran teilzunehmen. Er ahnte nicht, dass sie vor allem aus der Stadt hinaus wollte. Die ganze Geschichte mit Eisenpelz hatte Valeria ihren Eltern nie enthüllt. Hatte sie niemandem je enthüllt. Und sie würde sie auch weiterhin für sich selbst behalten! Selbst wenn dies hieß, mit dieser Reise den Unmut ihrer Eltern zu wecken. Valeria wusste, dass die beiden sie letztendlich doch liebten, wie Eltern ihr Kind nur lieben konnten. Egal wie sie sich trennen mochten, ihre Eltern würden für ihre sichere Rückkehr beten und in Gedanken mit ihr sein. Wohin auch immer ihre Reise sie führte.

„Hah. Freut mich, Herr Kili. Schon mein ganzes Leben lang dort, wo die Winde wehen.“ Lola nahm einen gewaltigen Schluck von ihrem Krug und leckte sich den Bierschaum von den Lippen, ehe sie die Hand hob und zu gestikulieren begann, während sie sprach. „Ich komme vom Rand. Wo die Leute noch die Schiffe bauen. Ich war bei der Welle ganz vorne dabei. Hab noch nie so einen magischen Schub erlebt. Würde zu gerne seine Quelle auseinanderbauen, wenn ich könnte … Hach ...“

Kel'ar musste lächeln als Lola begann voller Begeisterung zu gestikulieren. "Mein Name ist Kel'ar, die meisten nennen mich den Wellenbrecher. Mein Leben verbringe ich normalerweise auf den Luftschiffen und dem magischen Meer, doch wegen der grossen Welle wurde ich von der Akademie verpflichtet, bis sich deren Magier erholt haben. Na ja nicht so schön wie auf einem Schiff, aber so wie es den Hafen erwischt hat wird in der nächsten Zeit eh keines Auslaufen, die haben ja alle etwas abgekriegt." Kel'ar nahm ebenfalls einen kräftigen Schluck. "Wobei ich Lola zustimmen muss, das war wirklich eine Monster von einer Welle... würde zu gerne Wissen, was die ausgelöst hat."